Hand aufs Herz: Was bereut Ihr?

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  • Mir ist die Idee zu diesem Thread vor ein paar Tagen gekommen. Mich würde interessieren, was Ihr als euren größten Fehler betrachten, den Ihr während eurer (bisherigen) Trainerzeit begangen habt?


    Mein größter Fehler hat mich danach sehr, sehr lange beschäftigt. Er geschah im Zusammenhang einer Kaderzusammenstellung für eine U15 in einem Leistungsverein. Wir sind mit einem Perspektivkader in die Vorbereitung gestartet und wollten nach einem Sommerturnier noch 3 Spieler fest in die U15/2 runtergeben.

    Bis dahin hieß es, können sich die Spieler beweisen und um einen Platz in der ersten Mannschaft kämpfen. Ich war noch recht jung und bin zu dieser Saison neu (ca 1 Woche vor dem Turnier) zum Verein dazugestoßen und der Trainer versicherte, dass sei so im Vorfeld mit Eltern und SPielern kommuniziert worden.

    Bereits vor dem Turnier teilte er mir mit, dass er die 3 Kandidaten bereits feststehen hätte. Zwei Jungs waren körperlich sehr weit zurück und der dritte habe noch in keiner Einheit seine Qualität unter Beweis gestellt.

    Im Turnier hat besagter Spieler aber dann alles in Grund in Boden gespielt. Ich hatte bis dato erst ein Trainingswoche mit der Mannschaft und tat mich mit einer Beurteilung schwer, aber was der Spieler im Turnier zeigte hatte nichts mit "noch in keiner Einheit seine Qualität unter Beweis gestellt" zu tun. Dennoch musste er das Team verlassen.


    Mit etwas Abstand war ich sehr enttäuscht. Nicht, weil wir einen grandiosen Kicker abgegeben haben, sondern weil wir einem Kind etwas (vermeintlich) in Aussicht gestellt hatten, was er gar nicht erreichen konnte. Die ganze Sache war eine Farce und hätte so nie ablaufen dürfen. Wir haben ihn sozusagen verarscht.


    Dass ich damals wie gesagt sehr jung und neu im Team war, tröstet mich auch eher weniger?(

  • Tolle Idee...


    Ich habe zu Beginn so viele Fehler begangen, die ich heute sehe und begehe sicherlich heute noch Fehler die mir in ein paar Jahren hoffentlich sich nicht mehr unterlaufen.


    Zu Beginn meiner Trainerzeit habe ich bei der Auswahl meines Co-Trainers einen Fejler begangen und der Umgang mit diesem Co war von meiner Seite aus sicher auch zu inkonsequent.


    Ich habe zu Beginn noch deutlich ergebnisorienrierter gedacht als heute. In der G2! :wacko: Ich habe generell zu Beginn viel zu fußballspezifisch Arbeiten wollen.


    Ich plane nächstes Jahr mit meinem jüngeren Sohn nächstes oder übernächstes Jahr wieder im Jungjahrgang G-Jugend von vorne zu beginnen. Ich hoffe dann von all diesen Fehlern profitieren zu können.


    Ich werde viel mehr Zeit in eine allgemeine Bewegungsschule und Spielformen mit

  • Die ganze Sache war eine Farce und hätte so nie ablaufen dürfen. Wir haben ihn sozusagen verarscht.

    Wie ist diese Geschichte denn ausgegangen? Je nachdem wie lange es her ist, lohnt sich auch mit zeitlichem Versatz ein klärendes Gespräch. Vielleicht läuft dem Spieler dies ja auch noch nach.



    Ich habe insgesamt viel über die Tücken der Kommunikation gelernt. Und welche Macht das Stänkern hat. Und dass etwas trotz "gut gemeint" grandios nach hinten losgehen kann. Die Fehler haben wohl alle eher auf der kommunikativen Ebene stattgefunden.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Interessanter Thread.


    Ich kann mit ruhigem Gewissen sagen, dass ich nichts bereue. Natürlich bin auch ich nicht fehlerfrei. Aber das gehört eben dazu und wirklich schlimme Dinge waren nicht dabei.


    Ich muss dazu sagen, dass ich mittlerweile nach 25 Jahren als Kinder- und Jugendtrainer die nötige Gelassenheit bekommen habe und auch nur noch das mache, worauf ich Lust habe (das dann aber mit 110 % Engagement). Ich mache das wie die meisten hier ehrenamtlich und da muss ich mir von anderen Leuten nicht auf der Nase rumtanzen lassen. Wenn ich mir heutzutage Kritik von Eltern anhören muss (irgendeinen "Kritiker" hat man ja meist dabei), dann prallt das an mir ab bzw. wird mit einem "Du darfst gerne das nächste Training übernehmen" quittiert.

  • In dem Sinne bereue ich nichts. Klar habe ich Fehler gemacht, aber ich konnte immer daraus etwas lernen. Ich habe jetzt auch bei keinem Spieler/-in ein Trauma o.ä. ausgelöst, also Dinge bei denen Reue angebracht wäre.

    Deswegen nenne ich meine größten Fehler. Als ich angefangen habe, habe ich diese "Konditionsbolzerei" betrieben, also schön Runden ohne Ball abschrubben. Heute bin ich da schlauer

    Zu meiner Anfangszeit war ich auch ein sogenannter Brülltrainer. War die Folge von unterentwickelter Persönlichkeit. Zum Glück kommt da mit dem Alter die Weisheit. Man muss aber auch zulassen, dass sie einen erleuchtet.

  • Was das Training angeht und den Umgang mit der eigenen Mannschaft sehe ich das ähnlich wie Radagast. Man darf nicht am Anspruch (vor allem nicht am eigenen Anspruch), ein perfektes Training abliefern zu wollen, verzweifeln. Ich hatte da mal einen Moment in den ersten Trainerjahren, da war ich wieder mal mit Hektik im Auto von der Arbeit gekommen, kurz was essen, mit Hektik die Sachen fürs Training einpacken und ab zum Sportplatz, und fast wäre ich auch schon aus dem Auto mit schnellen Schritten rausgewesen, da habe ich mal kurz inne gehalten und mir bewusst gemacht, dass es ja auch meine Zeit am Platz ist und das alles was Positives sein soll. Für mich als Trainer und auch für die Spieler, die ich betreue. Streß und Ärger haben wir tagsüber alle genug, das soll abends am Platz doch ein Ausgleich sein.

    Da kann ich mich noch gut dran erinnern, ich habe sicherlich nicht länger als 2 oder 3 Minuten dagesessen. Aber das hat gereicht um mir selbst klar zu machen dass es gleich nicht darum geht das die Übungen alle super laufen und 100 % Zielerreichung nach Trainingsplan abgehakt werden kann. Die Hektik war dann dauerhaft raus, dieser Moment reicht bis heute. Ich mache mich selbst nicht mehr verrückt, ich bleibe im Training gelassen, auch wenn es mal nicht so gut läuft. Ich bereite das Training nach bestem Wissen vor und wenn es gut läuft, dann freue ich mich. Und wenn nicht, dann gibt es ein paar Tage später den nächsten Versuch.


    Wenn ich was bereue, dann das ich diese Gelassenheit bis heute nicht ins Punktspiel übertragen kann. Insbesondere völlig überflüssige Wortwechsel zwischen den Trainerbänken kommen immer mal wieder vor. Das ärgert mich anschließend sehr, weil ich es eigentlich besser weiß, es hat noch nie etwas Positives gebracht.

  • Mir geht es wie Dir. Bin seit 9 Jahren als Trainer und Jugendleiter dabei, seit einiger Zeit mit Lizenz.


    War zum Anfang Co-Trainer, habe mich vom Trainer anstecken und fehlleiten lassen, mich nicht durchgesetzt, ergebnisorientiert und leistungsorientert agiert und es zugelassen, dass Kinder vergrault wurden.

    Mit dem Weggang des Trainers besserte sich das, arbeite seit 7 Jahren mit meinem "Co" zusammen, wir sind gleichwertige Trainer.

    Der Lizenzlehrgang und der Lehrgangsleiter haben mich noch mal ein wenig umgekrempelt und mich in meinem Weg bestärkt.

  • Wie ist diese Geschichte denn ausgegangen? Je nachdem wie lange es her ist, lohnt sich auch mit zeitlichem Versatz ein klärendes Gespräch. Vielleicht läuft dem Spieler dies ja auch noch nach.

    Das ist mittlerweile viele Jahre her und ich wohne wieder in einer ganz anderen Region Deutschlands. Wäre aber wirklich interessant zu wissen, wie es dem Spieler danach ergangen ist

  • Das ist mittlerweile viele Jahre her und ich wohne wieder in einer ganz anderen Region Deutschlands. Wäre aber wirklich interessant zu wissen, wie es dem Spieler danach ergangen ist

    er wird es sicher vergessen haben, wenn ihn nicht jemand daran erinnert und das ist auch gut so. Natürlich ist für den seelischen Ausgleich eine Aussprache immer gut, da können dann beide Seiten mit der Sache abschließen.

  • Habe nach 3 Jahren jetzt endlich begriffen, das ich als Trainer nicht zaubern kann.

    Was das Training angeht und den Umgang mit der eigenen Mannschaft sehe ich das ähnlich wie Radagast. Man darf nicht am Anspruch (vor allem nicht am eigenen Anspruch), ein perfektes Training abliefern zu wollen, verzweifeln. Ich hatte da mal einen Moment in den ersten Trainerjahren, da war ich wieder mal mit Hektik im Auto von der Arbeit gekommen, kurz was essen, mit Hektik die Sachen fürs Training einpacken und ab zum Sportplatz, und fast wäre ich auch schon aus dem Auto mit schnellen Schritten rausgewesen, da habe ich mal kurz inne gehalten und mir bewusst gemacht, dass es ja auch meine Zeit am Platz ist und das alles was Positives sein soll. Für mich als Trainer und auch für die Spieler, die ich betreue. Streß und Ärger haben wir tagsüber alle genug, das soll abends am Platz doch ein Ausgleich sein.

    Da kann ich mich noch gut dran erinnern, ich habe sicherlich nicht länger als 2 oder 3 Minuten dagesessen. Aber das hat gereicht um mir selbst klar zu machen dass es gleich nicht darum geht das die Übungen alle super laufen und 100 % Zielerreichung nach Trainingsplan abgehakt werden kann. Die Hektik war dann dauerhaft raus, dieser Moment reicht bis heute. Ich mache mich selbst nicht mehr verrückt, ich bleibe im Training gelassen, auch wenn es mal nicht so gut läuft. Ich bereite das Training nach bestem Wissen vor und wenn es gut läuft, dann freue ich mich. Und wenn nicht, dann gibt es ein paar Tage später den nächsten Versuch.


    Wenn ich was bereue, dann das ich diese Gelassenheit bis heute nicht ins Punktspiel übertragen kann. Insbesondere völlig überflüssige Wortwechsel zwischen den Trainerbänken kommen immer mal wieder vor. Das ärgert mich anschließend sehr, weil ich es eigentlich besser weiß, es hat noch nie etwas Positives gebracht.

    Fantomas und TomGB, beides schöne Beiträge in denen ich mich wiederfinde.


    Bei mir würde ich nicht von bereuen sprechen, sondern von Erkenntnissen.

    Erkenntnis 1:

    Es bringt nichts, wenn bestimmte Dinge nur der Trainer will. Die Mannschaft und das Umfeld muss das auch wollen, sonst wird es über kurz oder lang zum Drama.

    Erkenntnis 2:

    Ich trainiere keine angehenden Profis. Einfach mal den Spaß zu lassen und sich in einem Training zurücknehmen.

    Beim nächsten mal sieht die Welt wieder anders aus.

    Erkenntnis 3:

    Konsequent sein. Einen Spieler der die Mannschaft regelmäßig hängen lässt nicht berücksichtigen.

    Auch wenn er ein sehr guter Spieler ist!

    Erkenntnis 4:

    Die Auswahl des Co-Trainers. Lieber keinen Co, als einen der entweder unzuverlässig ist oder 17 Sekunden vor Trainingsbeginn auf dem Sportplatz erscheint und fragt was wir heute machen.



    Für diese 4 Themen habe ich Jahre gebraucht und ich habe das Gefühl das ich immer wieder Neues dazulerne.

  • Ich habe auch schon einiges an Fehler gemacht. Ich glaube ich habe jetzt verstanden, dass ich nicht als Trainer auch nicht alles kontrollieren kann. So vieles liegt nicht in meiner Hand. Das einzige was ich machen kann ist hoffen, dass sich meine Spieler an alles erinnern was wir so hart trainiert haben und das sie das anwenden auch wenn sie unter Druck stehen.