Coerver Coaching vs. DFB-Philiosophie

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  • Hallo!
    Erst einmal kurz über mich:
    Habe bisher 2 Jahre F-Jugend, 1 Jahr E- und 1 Jahr D-Jugend (alles Jungs) trainiert und werde in der kommenden Saison eine Minikickermannschaft übernehmen.
    Vor ca. 1 Jahr habe ich die Fachübungsleiter C-Lizenz erworben, wo mir die neue Philosphie des DFB nahe gelegt worden ist.

    Übers Internet habe ich nun vom Coerver-Coaching erfahren, was ich total interessant finde.
    Habe mich bereits eingelesen und mir Videos auf youtube und natürlich auch playgreatsoccer.com dazu angeschaut.

    Da ich mein neues Team ca.5 Jahre begleiten möchte, überlege ich nun ob ich Coerver-Coaching anwenden/einbauen soll.
    Beim Vergleich der beiden Philiosophien ist mir jedoch aufgefallen, dass sie sich im Prinzip recht ähnlich sind.
    Wahrscheinlich wurd bei der neuen DFB-Philosophie recht viel von Coerver übernommen (Vermutung).

    DFB:
    (Minis: vielseitige Bewegungen schulen / koordinative Fähigkeiten entwickeln)
    F/E-Junioren: Technische Grundlagen in der Grobform erlernen (Dribbeln, Passen, Schießen)
    D/C-Junioren: Techniktraining, technisch-taktische Elemente (Individual/Gruppentaktik)
    B/A-Junioren: spezifisches technisch-taktisches Handeln

    Coerver: (Stufenmodell)
    1. Ball Mastery => Ballbeherschung = Dribbling
    2. Passing & Receiving => Passen
    3. 1v1 => Individualtaktik
    (4. Speed )
    5. Finishing => Schusstechniken & Abschluss suchen
    6. Group Play => Gruppentaktiken

    Es ist doch nur die Aufteilung und Reihenfolge unterschiedlich, oder sehe ich das falsch?
    Wirklich große Unterschiede sehe ich (in der Philosophie) nicht.

    Meine Variante würde wie folgt aussehen:
    Minis: Koordination, Ball Mastery = Dribbling
    F2-Junioren: Ball Mastery
    F1-Junioren: Passing & Receiving = Passen
    E2-Junioren: Passing & Receiving
    E1-Junioren: 1v1 = Individualtaktik
    Wobei die zuvor gelernten Dinge natürlich mit ins weitere Training einbezogen und vertieft werden sollen.
    In der Aufwärmphase würde ich in allen Altersklassen viel Koordinationstraining einbauen.

    Nach DFB-System lasse ich in dem Bereich (Kinderfußball) eigentlich nur die Schusstechnik weg. Was meiner Meinung nach aber auch nicht wirklich schlimm ist.
    Da Vollspann, Kopfball, Hüftdrehstoß, Fallrückzieher oder Gruppentaktik von Kindern sowieso noch nicht erlernt werden können/sollten und Innenspanntechnik beim Passen geübt wird.

    Was haltet ihr von meinen Überlegungen?
    Ich weiß ist nichts weltbewegendes, aber mir ists schon recht wichtig.
    Habt ihr Ergänzungen, Tips oder Veränderungsvorschläge?
    Bin wie gesagt Neuling, was das Coerver-Coaching angeht.

  • Hallo, ganz interessant, ich muß aufpassen, dass ich zu Coerver nichts zuviel bzw. überhaupt etwas sage, denn die Coervergeschichte habe ich mir nicht auf die Fahne geschrieben, ich bin da sozusagen unbeleckt und voreingenommen.

    Nach den von Dir genannten Modellen Coerver/DFB krampft sich mir der Magen, dieses im Augenblick deshalb, weil sich die Sache Coerver (von der ich nur gehört habe und dein aufgeführtes Stufenmodell realisiere) so ließt, als würde man dort immer eine Sache machen. Nur Dribbeln, nur passen, nur 1:1.

    Bei uns im Verein hat sich auch jemand die Coerverphilosophie auf die Fahne geschrieben. Ich sehe da oft die -Coerverleiter- auf dem Boden liegen und die E-Linge "steppen" drüber her. Natürlich nur ein Auszug, schadet bestimmt nicht.

    Zweiter Gedanke war.....wirklich sehr interessant -sprich super langweilig- nur drüber her zu steppen, aber nu. Ich habe da den Eindruck, dass Herr Coerver ein sehr kluger Mensch ist und viel Geld verdient, aber wahrscheinlich bin ich voreingenommen und habe keine Ahnung. Ich glaube die Themen sind die gleichen nur zeitlich anders gesetzt. Zudem gibt es gewisse Trainingshilfen, aber ob ich nun die Coerverleiter oder die Apfelbaumleiter von meinem Großvater auf den Rasen lege, wo ist da -mal abgesehen von der Unfallgefahr- der Unterschied?

    Mir sind da die Pläne und Ziele des Dfb näher. Das Goldene Lernalter der Kinder sollte man meiner Meinung entsprechend nicht damit verplempern, nur eine Sache zu machen. Das Gehirn der Kinder ist gerade in der Phase sehr aufnahmebereit. Deshalb finde ich es besser, auf der gesamten Bandbreite zu trainieren. Für mich heißt das in der F -Dribbeln/Passen/Torschuss/Schussvarianten/Beidfüßigkeit/1:1/2:2/3:3, jeder auf jeder Position im Spiel, Offensivspiel/kein Kopfball/kein Konditionstraining und ab der E verfestigt/wiederholt sich das + Kopfball und 1:2/2:3. Dazu kommt für mich ein Koordinationstraining, wobei ich hier "nur" speziell die Ballkoordination meine.

    Darüber hinaus habe ich passend zur D Jugend ein Buch gelesen, da wird etwas über GANZHEITLICHES Training geschrieben. Es wird beschrieben, wie man durch -ich will es mal Spieletraining nennen- alles in einem Rutsch trainiert. Ich habe das nun schon seit einiger Zeit praktiziert und muß sagen, dass ich daran festhalten werde. Meine Trainings beginnen mit der Ballkoordination zum Auffwärmen und dann beginnt das ganzheitliche Training. Mehr oder minder werden im Spiel gewissen Regeln und Abläufe auferlegt und man trainiert verstecht dribbeln/Passen/Zweikampf/Spielsituationen/Torschuss/Defensivspiel/Offensivspiel/Spiel unter Druck/Ballverschieben/Gruppentaktik/Spielübersicht und und und. Das ist für mich im Augenblick die Essenz aus 6 Jahren Jugendtraining. Gruß Andre

  • Andre: Die Koordinationsleiter hat meines Wissens rein garnichts mit Herrn Coerver zu tun. Sie taucht zumindest in keins seiner Videos auf. Was diese Leiter betrifft gibt es mit Sicherheit Übungen, bei denen ich "nur" drüber her steppe. Ich kann sie aber auch prima ins Torschusstraining oder TW-Training einbinden.

    "Zufriedenheit ist Stillstand"

  • Zu der KO-Leiter gibt es eine, so finde ich, gute DVD von Peter Schreiner.
    Diese beinhaltet wesentlich mehr als nur "drüber zu steppen"!

  • Es führt eigentlich vom Thema und der Frage/Bitte ab, aber

    a)muß ich diese sagenhafte Leiter auf den Boden legen oder dürfen es auch acht oder zehn Schnüre oder Stangen oder was weiß ich sein

    b)natürlich kann ich im Rahmen von Skippings über ein Hindernis laufen und dann zum Torschuss kommen, ....schadet auch nicht, ....will ich nicht verteufeln....hab ich so oder so ähnlich auch schon trainiert und ist bestimmt nicht falsch.

    Mir geht nur manchmal dieses -das ist das Allheimmittel- oder -das ist nun das Tollste- auf den Senkel. Da werden Dinge in den Raum gestellt wie z.B. -....immer mehr Deutsch machen dieses oder das....- . Viele Wege führen nach Rom oder wie ich neulich mal sagte, ..nach Schalke. Ich könnte mir vorstellen, dass bei einem guten Konzept jeder hinbekommt, sich eine Trainingsmethode auszudenken, die einer gewissen eigenen aber anderen als der bekannten Pylosophie entspricht.

    Vieles geht, nichts muß. Ich sag mal ein Beispiel: Nordic Walking

    Gehen ist out, Joggen zu schwer, da nehmen wir mal ein paar Stöckchen und die lassen sich auch gut verkaufen. Im kommenden Jahr binden sich die Walker auch noch Kugeln mit einer Achse zur Rollfähigkeit an die Hacken

    oder ich denke mir gerade, dass ich heute Nachmittag die Jungs -RÜCKWÄRTSFUßBALL- alle Ondre spielen lassen, dient auch der Koordination und im nächsten Jahr erweitern wir das ganze und spielen nur noch mit einem Tennisball zur Verfeinerung. UND?

  • hallo sanja
    Das deckt sich fast mit dem was ich so mit den Kindern veranstalte.
    Ich bevorzuge dabei eine Mischung aus dem was ich bei der FÜL Ausbildung (DFB) gelernt habe und dem was coerver anbietet.
    Im Grunde also eine Kombination aus DFB und Coerver.
    Und: stur nach "Plan" kann man im Kinderfussball sowieso nicht arbeiten.
    Die Koordinationsleiter und die Methoden von Peter Schreiner (verwendet nur andere Namen als coerver, ansonsten seeehr ähnlich) setze ich zusätzlich ein.
    Macht den Kindern sehr viel Spass und es zeigen sich bei Ihnen grosse Fortschritte.
    Ich habe im web eine url gefunden eines Vereins, die so ähnlich arbeiten, und das auch schriftlichdarstellen.
    Hier: http://www.svs-2000.de/konzept.htm

    Vielleicht hilft Dir das weiter.
    Diskussion darüber würde mich freuen.

    playmosocecer
    (zur Zeit gehandicapt wegen Maisonneuf-Fraktur)

    panta rhei - alles fliesst

  • Hallo!
    Erst einmal Danke für die schnellen Antworten!
    Stimmt Koordinationsleiter und -training spielen bei Coerver eine nicht so wichtige Rolle (eigtl. nur die "Ballkoordination", also Ballgefühl).

    @ Andre: Finde das Argument mit dem goldenen Lernalter gut.
    Es ist nicht unbedingt klug, dann nur das 1v1 zu üben.
    Aber das habe ich ja auch nicht vor. Mir geht es darum einen Schwerpunkt zu setzen, die vorherigen Stufen sollen/müssen immer mit eingebaut und vertieft werden.
    Denke dadurch, dass man nur einen Schwerpunkt hat, kann man viel intensiver üben.

    Im Bereich der D/C-Junioren sehe ich das ähnlich, man sollte sehr spielnah trainieren und viele Spielformen anbieten (Torabschluss und Gruppentaktik sollten dann Schwerpunkt sein).
    Aber so lange möchte ich die Mannschaft ja gar nicht machen.

    Zum Thema Koordinationstraining:
    Klar ists kein Allheilmittel. Es ist aber eine gute Ergänzung zum normalen Fußballtraining.
    Meiner Meinung nach kann ein gutes Koordinationstraining gar nicht langweilig sein.
    Wer die Spieler immer gleich über die Leiter steppen lässt macht ja auch nicht wirklich Koordinationstraining. Koordinationstraining muss vielseitig und abwechslungsreich sein, sonst schult man ja mehr die Motorik. Es ist also nicht damit geholfen ne Leiter hin zu legen und die Spieler immer gleich drüber laufen zu lassen. Das kann nämlich schnell langweilig werden.

    @ playmosoccer:
    Finds interessant, dass du ähnlich arbeitest. Das bestätigt mich ja ein bisschen.
    Die Methoden von Peter Schreiner sind mir bekannt (habe Lektüre dazu und die Fußballschule der DFA ist immer bei uns im Verein) und wie gesagt möchte ich in jeder Altersklasse auch das Koordinationstraining mit einbauen, genauso wie die Schnelligkeit.

    Denke es fällt einem leichter das Koordinationstraining ins Training mit ein zu bauen, wenn man nur einen Schwerpunkt hat. Dann hat man viel mehr Zeit dazu.
    Bisher habe ich in der D alle Techniken trainiert und auch 1v1. Dabei kam das Koordinationstraining eigentlich immer zu kurz.
    Außerdem kann man viel spielerischer arbeiten.
    Habe nicht vor bei den Minis ein ganzes Training lang Skills zu üben (nur 5-10 Minuten)!
    Es soll viele Spielchen und Wettkämpfe geben, wie gesagt ergänzt durch interessantes Koordinationstraining.

    Der Trainingsaufbau gestaltet sich eigentlich immer gleich:
    1. Koordination (allgemein, fußballspezifisch), Fang- und Dribbelspiele, Lauf-ABC
    2. Schwerpunkt (Technikübungen, bzw. -spiele), auch koordinatives Techniktraining
    3. Fußball spielen

  • @sanja

    Hi,
    Dein Trainingsaufbau deckt sich mit meinem.
    Cool wenn man so bestätigt wird

    gruss
    playmosoccer

    panta rhei - alles fliesst

  • Trainer, Manschaft und Philosophie innerhalb einer Mannschaft unterscheiden sich immer.

    Deshalb mein Tipp: Versucht nicht das Rad neu zu erfinden, sondern nehmt euch jeweils das beste aus den unterschiedlichsten Systemen. Ob da nun DFB, Coerver oder Hans-Dampf :) draufstehen spielt doch absolut keine Rolle.
    Ich jedenfalls suche mir immer das heraus, was ich für sinnvoll halte.

    Grundsätzlich zu sagen das eine ist besser als das andere, liegt immer im Blickwinckel des Betrachters. Und der ist oft sehr unterschiedlich.

    Wer kämpft kann verlieren - wer nicht kämpft hat bereits verloren

  • endlich kommt die diskussion, die ich schon bei meinem thread mir gewünscht habe...

    das beste für die zu betreuende mannschaft heraussuchen und eine eigene philosophie entwickeln, ist das wichtigste... und wie schon erwähnt, ob da jetzt coerver, peter schreiner oder sonst was dabei ist, ist eh egal... jeder hat sehr gute sachen dabei und sollte ins training miteinfließen...

  • Moin,

    wo ist denn Dirk ;)

    Da das Thema Coerver immer wieder kommt sollten wir alle vielleicht mal eine Einordnung der genannten "Methoden" versuchen...

    Aber es stimmt: gerade das ist die Leistung eines Trainers, auf seine Mannschaft das Beste aus allen Methoden herauszusuchen und in ein sinnvolles Konzept/Training zu überführen. Deswegen kann und werde ich auch nicht einer Philosophie folgen. Schon garnicht den Schein-Jüngern des DFB...

    ciao
    BB

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  • Hat ein bisschen gedauert.
    Ich musst mir ja auch erst einmal Gedanken machen.
    Ist ja auch ne Frage, die es in sich hat. Da die Antwort so lang ist, habe ich sie erst im Editor vorgeschrieben.

    @ sanja1302

    Hierzu ein Zitat, welches leider nicht von mir stammt: Zitat Anfang:
    „Es gibt keine „Rezepte“ für erfolgreiches motorisches Lernen. Vielmehr existieren verschiedene methodische Wege, Vorgehensweisen und Vermittlungspraxen, die gleichermaßen zum Lernziel führen können. Es liegt zunächst an den Lehrenden, die effektivste Variante, abgestimmt auf die Voraussetzungen und Bedingungen des Lernenden bzw. die Lernsituation, herauszufinden und anzuwenden.
    Kaum eine Methode oder ein Weg führt zum Ziel. Oft sind es mehrere verschiedene methodische Maßnahmen und Varianten, die zweckentsprechend kombiniert werden müssen oder sich ergänzen
    Zitat Ende

    Ich nehme auch mal an, dass du mit deiner Vermutung richtig liegst. Wer sich vor ca.15 bis 25 Jahren intensiv mit der methodischen Ausbildung von Kinder- und Jugendfußballern befassen wollte, kam an Wiel Coerver oder der Ajax-Schule nicht vorbei.

    In alten "Fußballtraining" Ausgaben wurden viele Trainingseinheiten von Ralf Peter und Gerd Bode vorgestellt, in denen Organisationsformen aus den Coerver-Videos (1.2..3 4 Treffer von 1987) - beschrieben sind. Außerdem wurden Screenshots aus Coerver-Videos benutzt um Übungen zu illustrieren. Die Quelle haben sie dabei aber nicht erwähnt.
    Diese beiden DFB Trainer waren meines Wissens auch maßgeblich an der Entwicklung der DFB-Philosophie beteiligt.

    Ich versuche es mal sehr kurz zu machen. überbeideohrengrinst
    Die Gegenüberstellung sollte so weit wie möglich wertungsfrei sein. Wenn ich doch bewerte, dann schreibe ich das immer mit meiner persönlichen Meinung.

    Grundsätzliches zu Coerver und DFB
    Die Coerver Methode ist eine sehr individuelle (nicht zu verwechseln mit egoistisch) und technikorientierte Ausbildung. Der Schwerpunkt liegt darin, den offensiven, kreativen, handlungsschnellen, selbstbewussten und mutigen Spieler auszubilden. Taktiken werden fast nur im offensiven Bereich geschult und dann auch nur bis zur Gruppentaktik. Nur bis zur Gruppentaktik, weil Coerver davon ausgeht, dass das Fußballspielen eine Aneinanderreihung von vielen 1 gegen 1 bis max. 4 gegen 4 Spielsituationen ist.
    Durch die offensive ausgerichtete Schulung wird das Defensivverhalten automatisch mitgeschult.
    Der DFB gewichtet die offensive und die defensive Ausbildung der Spieler gleich.
    Hier zieht der DFB auch langsam nach. Aussage Bernd Stöber (DFB-Jugendnationaltrainer) auf dem BDFL Talent-Symposium 2006 in der Hamburger AOL-Arena. "Es dauert mindestens 10 Jahre um einen kreativen Stürmer auszubilden. Um aus einen ausgebildeten Stürmer einen Verteidiger zu machen, benötigt ein guter Seniorentrainer max. 3 Monate."
    Methodik:
    DFB und Coerver arbeiten nach der gleichen Methodischen Reihe
    1. vom Bekannten zum Unbekannten
    2. vom Leichten zum Schweren
    3. vom Einfachen zum Komplexen.

    Es gibt allerdings einen kleinen Unterschied:
    Coerver versucht die erworbenen Fertigkeiten mit: „no pressure“, „low pressure“ und „full pressure“ so zu verfestigen, dass sie im Spiel abgerufen werden können.
    Beim DFB, wird zwar von „ üben ohne Gegenspieler, „ üben mit teilaktiven Gegenspieler“ und „Wettkampfschulung“ gesprochen aber diese Begriffe fallen nie im Zusammenhang mit der Methodischen Reihe. Hier wird seitens des DFB methodisches Wissen von den Trainern an der Basis vorausgesetzt, welches aber nicht geschult wird.

    2. Teil siehe unten


    Ein Kind trainieren heißt nicht, eine Vase zu füllen, das heißt, ein Feuer anzuzünden

  • 1. Teil siehe oben

    Pyramide
    Für die Coerver-Methode ist Ballgefühl und Ballbeherrschung (Ball Mastery) die Grundlage der Ausbildung. Hierfür wurden spezielle Übungs- und Spielformen mit extrem vielen Ballkontakten entwickelt bzw. zusammengestellt.

    Beim DFB steht der spielerische Erwerb der Basistechniken: Ballkontrolle, Dribbling, Passspiel am Beginn der Ausbildung.
    Die Definition der Basistechniken (manchmal auch Grundtechniken genannt) gibt es in dieser Form erst seit dem Konzept von Matthias Sammer (wurde Anfang 2008 veröffentlicht).
    Früher gab es die Ballkontrolle nicht als Technikbegriff im Bereich des DFB. Bis 2008 stand der Erwerb der Techniken (Dribbeln, Passen, Torschuss, Ballan- und Ballmitnahme) am Anfang der Ausbildung. Ich persönlich finde es Klasse, dass das DFB-Konzept immer wieder angepasst und weiterentwickelt wird.

    Ballan- und Mitnahme und Passen (Passing and Receiving) wird bei Coerver erst schwerpunktmäßig geschult, wenn die erste Stufe (Ball Mastery) ein altersentsprechendes Niveau erreicht hat. Dieses Prinzip gilt für alle Stufen und wird deshalb von mir nicht mehr bei jeder Stufe erwähnt.
    Beim DFB wird sie zusammen mit den anderen Basistechniken vermittelt. Hier wird nicht differenziert.


    Das 1v1 (1 gegen 1) ist der auffallendste Unterschied zur DFB Philosophie. Coerver hat zurzeit über 140 Finten, und Moves in seinem Programm. Aber Achtung: natürlich soll und kann kein Kind alle lernen.
    Das Fintentraining gehört beim DFB zum Dribbling. Für Richtungsänderungen und Start und Stopps gibt es beim DFB meines Wissens keine vergleichbare Schulung.
    Ein methodischer Aufbau wie es ihn bei der Coerver-Methode gibt, fehlt beim DFB im offensiven Bereich vollständig.

    Geschwindigkeit(Speed)
    Coerver versucht mit vielen Übungs- und Spielformen die "Kopfgeschwindigkeit" zu erhöhen.
    Vergleichbare Sachen gibt es auch hier beim DFB nicht

    Abschluss (Finishing)
    Bei Coerver wird nicht zwischen Stoss- und Passtechniken unterschieden. Beim Passing and Receiving werden diese Techniken gleich mit geschult.
    Hier versucht Coerver den Kopf ein- bzw. auszuschalten. Beispiel: Warum gelingt ein Pass über 10 Meter ohne Probleme aber ein Torschuss aus 10 Meter wird nicht neben den Pfosten sondern genau auf den Torhüter gespielt.
    Schusstechniken werden hier nicht trainiert. Es ist völlig egal wie das Runde in das Eckige geht, notfalls nehmen die Kinder auch die Ronaldo-Schleuderpicke.
    Beim DFB sind es zwei verschiedene Techniken.

    Gruppenspiel (Group Play)
    Erst wenn alles andere altersgerecht beherrscht wird, macht laut Coerver auch erst das taktische Spielen Sinn und wird dann wieder sehr offensiv lastig geschult.

    Aber Achtung das heißt nicht, das die Kinder im Training erst mit dem Fußballspielen beginnen wenn sie das Gruppenspiel beherrschen.
    Das Fußballspielen ist in allen Trainingseinheiten das wichtigste Element der Methode
    Aber es wird in diesen Spielen vom Trainer immer auf die Anwendung der Techniken geachtet. Erst wenn die Ausbildung beim Thema „Group Play“ angelangt ist geht der Trainer auf die Taktik ein.

    Ich hoffe das ich ein wenig Licht ins Dunkel bringen konnte.

    Fazit: Viele Wege führen nach Rom. Manche führen in eine Sackgasse und bei manchen kommt man erst Jahre später über Umwege dort an. Welches der Richtige ist, wird die Zukunft zeigen.

    Andre
    Coerver hat ursprünglich nichts mit der Koordinationsleiter zu tun. Da die Methode aber immer offen für neue Ideen ist, wird sie sicher mit integiert werden.

    Ein Kind trainieren heißt nicht, eine Vase zu füllen, das heißt, ein Feuer anzuzünden

  • Hallo, o.k. Koordinationsleiter = Coerver ist unschuldig; habe ich was dazu gelernt. Ich gebe es so weiter, weil diese falsche Info habe ich von Vereinskollegen, die nennen das Teil so.

    Das letzte Statement hat natürlich viel Licht ins Dunkel gebracht, jedenfalls für mich. Ich erkenne, dass diese Coerversache mit Sicherheit nicht schadet und gut durchdacht ist. Was mir besonders gefiel ist die Offensivdenkweise. Ganz besonders interessant finde ich den Gedanken, den Kopf bei bestimmten Situationen einzuschalten und bei anderen auszuschalten.

    Mein Fazit und ich glaube das gilt auch für alle Vorredner ist:

    Viele gute Gedanken=viele Lösungen und Wege zum gemeinsamen Ziel; jeder sollte das Beste für sich selbst und die individuelle Situation seiner Mannschaft und seinen "Schülern" herausholen.

  • Vielen Dank an alle!
    Werde das ganze jetzt einfach mal ausprobieren.
    Hat ja keiner etwas negatives zu meinen Überlegungen geschrieben.

    Einen Vorteil habe ich und die meisten Trainer hier ja sowieso.
    Sehr viele Trainer trainieren nämlich von Spiel zu Spiel ohne jegliches Konzept.
    Da ist man dann -egal mit welchem Konzept- schon besser dran.

  • Hallo,

    mal eine Frage stellt sich mir letztlich, nachdem ich die Beiträge hier gelesen habe:

    Wie ist das Coerver-Konzept angelegt, bzw. ab welcher Altersstufe?

    Momentan trainiere ich Bambinis, die dann nächste Saison als F-Jugend starten. Jetzt frage ich mich, ab wann man mit dem Coerver-Training am sinnvollsten beginnen kann/soll.

    Danke schonmal im Voraus!

    Gruß
    Dennhold

  • Vor 4 Jahren habe ich meine damaligen Bambinis fast 1 zu 1 nach der Coerver-Methode (Videos von 1991 "sogenannte Dubai Reihe") ausgebildet. Heute bin ich mir nicht mehr sicher ob ich es noch einmal so machen würde. Als die Reihe 1991 gedreht wurde, gab es in keinem Land der Welt so viele Fernseher, Gameboys, Playstations und PC wie heute. Dadurch waren die koordinativen Grundlagen der Kinder ganz anders als heute. Das war mir vor 5 Jahren aber nicht wirklich bewusst. Damals habe ich mich nur gewundert, warum die Kinder einfachste Ballbeherrschungsübungen nicht konnten. Heute weiß ich, dass meinen Jungs und Mädchen die koordinativen Fähigkeiten, die wir uns sonst in den Bäumen, beim Ticker spielen und beim Straßenfußball holten, fehlten. Alles wäre vor 5 Jahren einfacher gewesen, wenn ich damals die Bambinis koordinativ nach vorne gebracht hätte. Tolle Übungen findet man beim DFB
    Deshalb würde ich jeden empfehlen, der sich intensiv mit Coerver auseinander setzt, erst in der F-Jugend damit anzufangen. Wer Coerver nur als Ideenlieferanten für Spiel und Übungsformen sieht, kann diese Übungen schon bei den Bambinis einsetzen. Wer hingegen versucht die Philosophie umzusetzen, sollte erst ab der F-Jugend damit beginnen. Erst hier ist die motorische Lehrnfähigkeit soweit ausgeprägt, dass die Bewegungen nicht sofort vergessen werden.

    Ein Kind trainieren heißt nicht, eine Vase zu füllen, das heißt, ein Feuer anzuzünden

    Einmal editiert, zuletzt von Dirk Coerverfan ()

  • Danke Dirk,

    ich bin jetzt dabei die koordinativen Grundlagen zu legen. Koordination hat in jeder TE seinen festen Platz, genau wie das Fussballspielen. Also werde ich es wohl besser nicht überstürzen.

    Welche Reihe ist denn jetzt aktuell? "Make Your Move" mit den 5 DVDs?? (Gibt es die eigentlich auch in deutsch?) Da habe ich noch nicht ganz den Durchblick...

    Interessant wäre auch, wie du (jetzt nach 4 Jahren) das Coerver Training für deine Bambinis/F-Jugend im Nachhinein bewertest. Erfolgreich? (Im Sinne der kreativen Entwicklung, nicht Ergebnissen. Vergleiche zu anderen Mannschaften in den Spielen sollte es ja genügend geben...)

    Gruß
    Dennhold

    Einmal editiert, zuletzt von Dennhold ()

  • Moin Dirk,

    von Coerver habe ich ja keine Ahnung, Erfahrungen mit der Ballkoordination sind massig vorhanden. Bei uns im Verein wird das Koordinationstraining in der G Jugend ganz groß geschrieben. Anfänglich schimpften einige "Altstarväter", weil sie es nicht verstanden, warum die Pampersliga mit teilweise Luftballons spielten oder auf Gerätelandschaften turnten und spielten und die Fußballanteile sich auf weniger Zeit als sonst beliefen. Heute hat mein Verein Zuläufe -im Gegensatz zu 6 anderen Stadtvereinen- die sind traumhaft, wir haben da einen guten Ruf zu verkaufen.

    Ich persönlich habe aus dem Teil der Koordination ganz besonders die Ballkoordination von Anfang an (F2, F!, E1, E1, D1) groß geschrieben. Auffällig war, dass der Kreisauswahltrainer Jungs mit technischem Verstand suchte. Es waren anfänglich fünf von elf Spielern die ca. 3 Monate Sichtungstraining hinter sich brachten. Davon ist nun nur noch einer geblieben. Ich glaube , dass die Ballkoordination ihren Teil dazu beigetragen hat. Das die da nicht mehr spielen ist überhaupt nicht schlimm, war mir als Trainer jedoch irgendwie eine Bestätigung. Gruß Andre