Mögliche Taktiken auf "niedrigem Niveau"

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  • Interessant, aber ich glaube die Verwendung der Begriffe ist missverständlich.


    So wie du es beschreibst ist das einfach ein 3-5-2:


    ---------ST---------ST

    LM----------10----------RM

    ----------6---------6-----

    --------IV-----IV-------IV--

  • Richtig, als 8'er bezeichne ich die Spieler RM und LM. Da bin ich begrifflich wohl nicht konkret gewesen, dass sind bei mir keine zentral orientierten Spieler.


    Nicht ganz glücklich bin ich vor allem Dingen mit der 'starren' Abwehr (ein IV der immer absichert und zwei AV die immer an den Gegner gehen). Aber vermutlich werde ich das zu Saisonbeginn so weiter verfolgen in der Hoffnung, schneller in sicheren Tabellenregionen zu sein.

  • Hallo TomGB

    man sollte im absoluten Amateurbereich mit entsprechenden Rahmenbedingungen m.E. danach schauen, ein Spielsystem zu entwickeln dass sich sehr nach den Stärken der eigenen Spielern richtet und nach realistischen Umsetzungsmöglichkeiten und nicht nach einem Ideal.

    Da bin ich absolut bei dir. Es bringt m.E. wenig, eine Spielidee durchdrücken zu wollen, wenn die Spieler/-innen dazu nicht vorhanden sind.

    Die Spielweise, die du beschreibst, erinnert mich an den früheren Libero mit zwei Manndeckern und davor zwei Vorstoppern. Der beschriebene Effekt von deutlich weniger Gegentoren ist nachvollziehbar, 6 defensive Spieler, ein dichtes Zentrum, da haben es die sicher auch spielerisch limitierten Gegner (nicht böse gemeint) natürlich schwer Tore zu erzielen. Die von dir beschriebenen offensiven Probleme sind aber auch damit teilweise erklärbar. Die Außen (von dir 8er genannt) müssen die Bahn allein beackern, du möchtest sie zudem bei eigenem Ballbesitz auch noch in die Mitte verschieben. Somit verbleiben dir eig. nur 4 Offensive. Diese sollen dann, weil es dir an durchsetzungsstarken Stürmerinnen fehlt, im Verbund agieren. Schwierig, weil du keine Überzahlsituationen schaffen kannst.

    Meine Frage ist: was ist dein Ziel? Willst du irgendwie die Klasse halten oder willst du die Mannschaft spielerisch in eine gewünschte Richtung entwickeln? Wenn es um den Klassenerhalt geht, würde ich beim Libero bleiben. Ich kenne selbst in der 7. Liga (das ist immerhin Bezirks- bzw. Verbandsbereich) Männermannschaften, die noch mit Libero spielen. Ein gute Achse Keeper-Libero- zentr. MF - Stürmer reichen dafür. Eine gute Stürmerin hast du ja zumindest in Aussicht. Wenn deine Mannschaft diese Variante gut spielt und damit zufrieden ist, dann kann man es dabei belassen. Klare Aufgabe - jede hat ihre Gegenspielerin, das funktioniert (offensichtlich auch bei deiner Mannschaft) oft besser, als eine schlecht gespielte ballorientierte Verteidigung.

    Wenn du hingegen die Mannschaft perspektivisch entwickeln möchtest, dann kann ich dir nur empfehlen, von der Liberovariante weg zu gehen.

    Die Verschiebe- und Kettensysteme im höherklassigen Bereich, die z.B. auf dem 4-Phasen-Modell beruhen, können m.E. nur funktionieren, wenn man ein hohes Maß an Eingespieltheit erreichen kann durch Training, viele Testspiele, wenig Spielerfluktuation im Spielbetrieb.

    Diese Argumente höre ich immer wieder. Ich habe einen Kumpel, der seit vielen Jahren eine Männermannschaft in der 8. Liga trainiert. Bis letzte Saison immer mit Libero. Auch hier kamen die Argumente: Schichtarbeiter, Studenten, Wochenenddienste, durchwachsene Trainingsbeteiligung. Im Sommer konnte ich ihn endlich überzeugen, mit der Vorbereitung umzustellen. Grundlagentraining Viererkette, ein paar Einheiten Theorie, ein paar Lehrvideos. Wichtig: in den Testspielen nur das Defensivverhalten gecoacht, Ergebnisse waren egal. Und schwupps, nach 5 Wochen war von außen erkennbar, was die Mannschaft spielen will.

    Elementar ist aus meiner Sicht, dass du die gesamte Mannschaft überzeugen musst im Verbund zu arbeiten. Ein Hauptfaktor, warum das ballorientierte Verhalten häufig nicht funktioniert, ist aus meiner Sicht die fehlende Mitarbeit der Offensiven. Die mussten ja früher überspitzt gesagt keine Defensivarbeit verrichten, keine Wunder, dass sie oft kein Interesse an der stärkeren Laufarbeit haben. Natürlich kommen dann Abstimmungsproblem dazu, wer attackiert, wer sichert nur ab, wer verschiebt wohin. Mit den vier Grundbewegungen Höhe halten, Fallen lassen, Hoch schieben und seitliches Verschieben, kannst du aber einen Großteil der regelmäßigen Spielsituationen trainieren. In den unteren Klassen hast du doch selten ein Kombinationsspiel mit hohem Tempo gegen dich, so dass der Verbund auseinandergespielt wird. Ergo hat die verteidigende Mannschaft doch relativ viel Zeit zu reagieren (Fallen lassen, seitliches Verschieben z.B. bei langen Bällen). Gerade die beschriebene Situation, dass in den unteren Klassen meistens einige wenige Spieler entscheidend sind, würde ich als Argument pro ballorientierte Verteidigung deiner Mannschaft vermitteln. Durch Überzahl gegen den Ball lässt sich die Situation doch eher lösen, als im 1 gegen 1. Weiteres pro Argument: eigene Überzahl schaffen auf den Außen. Bei deiner aktuellen Grundordnung kommst du praktisch nie in die Situation, zwei Spielerinnen auf außen zu haben. Bestenfalls bist du im 1 gegen 1, häufig dürfte es jedoch ein 1 gegen 2 sein. Da deine Außen auch mit nach hinten arbeiten müssen, ist absehbar dass dann wenig Torgefahr entsteht, weil irgendwann die Kraft ausgeht und darunter die Genauigkeit leidet. Auch deine neue Stürmerin ist auf Zuarbeit angewiesen.

    Vielleicht war es jetzt ein bisschen allgemein, wir können gerne Details diskutieren.

  • Deinen Schilderungen zufolge wäre eine Umstellung auf eine doppelte Flügelbesetzung schon eine Überlegung wert. Man kann es auch einfach mit verkappten Libero spielen. Kenne einige die spielen damit im unteren Amateurbereich ein 4-2-3-1 ohne eine wirkliches Kettenverhalten. Klappt eigentlich recht gut.

  • Vielen Dank für Eure Anregungen !


    Es ließ sich eigentlich in der Vorbereitung und in den Testspielen gut an. Bis auf ein klares 0:4 gegen einen Landesligisten hat bis zum Saisonstart nichts darauf hingedeutet, dass es im Saisonverlauf so schwierig werden würde. Aber vom ersten Spiel an haben wir jedem Gegner, egal ob er jetzt weiter oben oder unten in der Tabelle steht, viel zu viele Chancen ermöglicht.


    Meine Mannschaft ist vor zwei Jahren aus der Kreisliga in die Bezirksliga aufgestiegen und steht quasi seitdem durchgehend im Abstiegskampf. In der ersten Saison wurde die Klasse am letzten Spieltag gehalten, in der zweiten Saison am vorletzten Spieltag. Also ein entspannter Spieltag in zwei Jahren........Ich war zwar noch nicht Trainer der Mannschaft, hatte die B und letzte Saison die II. Damen, aber habe schon recht viele Spiele gesehen. Die Stimmung war oftmals entsprechend. Zwar macht beim Damenfußball niemand vom Verein Druck, aber über einen längeren Zeitraum immer mit unten zu stehen ist halt nicht so geil.


    Wir haben dann wie gesagt mehr Stabilität rein bekommen indem wir eine Spielerin von der vorherigen 4-Abwehr ins Mittelfeld geschoben haben und die Aufteilung dann einfach besser hingehauen hat. Natürlich würde ich gerne auch perspektivisch was entwickeln, aber anhand der Vorgeschichte werde ich vermutlich wohl erst mal weiter mehr auf klare Zuordnung und Absicherung durch einen verkappten Libero setzen. Mit dieser Saison sind es dann ja schon 3 Jahre in Folge im Abstiegskampf. Immerhin gabe es zum Schluss einige Erfolge, so dass wir mit einem guten Gefühl rausgehen und die Mädels auch den Eindruck haben, mit dem neuen System besser zurecht zu kommen. Das ist ja alleine auch schon was Wert, trotz ständigem Abstiegskampf Selbstbewußtsein in die Mannschaft zu bekommen. Und ich hoffe dringend auf einen Saisonstart, wo wir von Anfang an mal punkten, das wäre was. Ehrlich gesagt habe ich auch keine praktischen Erfahrungen mit der Kette, zu meinen aktiven Zeiten (bin 53 J.) war an so was nicht ansatzweise zu denken. Ich habe nach meinem Gefühl recht gute Übungen gefunden das Agieren der Kette auf der letzten Abwehrlinie zu üben. Das bekommt man ja auch bei einer nicht so hohen Trainingsbeteiligung gut hin. Aber ich weiß mir keine gute Trainingslösung für die Vor- und Zurückbewegung, zumal auch die Grundmotivation nicht bei allen Mädels so ist, dass die lange auf taktische Dinge geschult werden möchten. Sicher gibt es immer einen harten Kern der richtig Bock hat, aber eben auch so einige wo der Spaßfaktor im Training beachtet werden muss. Da müssten schon gute Spielformen für her, wo nicht ständig unterbrochen werden muss.


    Im Spiel nach vorne ist es eine sehr gute Anregung, die Außen stärker zu besetzen und womöglich nur noch mit einem echten Stürmer zu spielen. Da werde ich auf jeden Fall noch rumbprobieren.


    Noch ist ja - leider - ne Menge Zeit bis es wieder losgeht. Wenn Ihr gute Spielformen für die Vor- und Zurückbewegung einer Abwehr in Kettenformation habt wäre ich dankbar.

  • Aber ich weiß mir keine gute Trainingslösung für die Vor- und Zurückbewegung, zumal auch die Grundmotivation nicht bei allen Mädels so ist, dass die lange auf taktische Dinge geschult werden möchten.

    Auch auf die Gefahr hin, das es etwas am Thema vorbeigeht, würde ich mich bei der -Aufgabenstellung- die Du mit Deiner Mannschaft beschreibst, erstmal mit Sachen beschäftigen, die in Richtung :' Nutzen erkennen ' gehen. D.h. wenn Die Motivation auf Taktikschulung

    eher suboptimal ist, und die Trainingsbeteiligung eher gering, würde ich von einer Formationsdiskussion weg zur Vermittlung einer Spielidee tendieren, die auf festen Spielprinzipien aufgebaut ist. Die Formation dient dann alleine zur Umsetzung als Grundsätzliche Orientierung. Um das mal an einem Beispiel konkret zu machen. Möchte ich einen Zugriffs, also Ballgewinnmoment, im Mitteldrittel, besetze ich die mitte stark, und habe dann vom Umlenkverhalten der äußeren MF erstmal das Anlaufverhalten zu trainieren, um den Zugriffsmoment in der Zentrale zu haben.

    Dazu brauche ich erstmal -kleine- Spielformen, die Anlaufverhalten, Aufrücken und evtl. auch das -Pass attackieren- berücksichtigen, ohne das groß explizit zu fordern. Im genannten Beispiel würde ich also mit Korridorspielformen agieren, z.b. im 6 gg. 6.

    3 Korridore, jeweils 2 er Besetzung in den Korridoren. Die äußeren dürfen in den mittleren Korridor einrücken, die im Mittelkorridor bleiben fest(erstmal). Du kannst hier mit zig Sachen arbeiten (Minitore neben dem -normalen- etc. etc.) die die hohe WDH des Schwerpunktes stärker akzentuieren.

    Das ist auch für den Trainer aufschlußreich, weil es Verhaltensweisen klar erkennbar macht. EVtl. auch (falsche) Verhaltensmuster die man dann entsprechend aufweichen kann.

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

  • Hey, also ich finde das geht keinesfalls am Thema vorbei. So betrachtet dient ja jede Formation der Umsetzung von Spielzielen, insofern ist das in der Vermittlung an die Spieler ein wichtiger gedanklicher Ansatz nicht so sehr die Aufstellung in den Vordergrund zu rücken, sondern das Ziel das damit erreicht werden soll.

  • Hey, also ich finde das geht keinesfalls am Thema vorbei. So betrachtet dient ja jede Formation der Umsetzung von Spielzielen, insofern ist das in der Vermittlung an die Spieler ein wichtiger gedanklicher Ansatz nicht so sehr die Aufstellung in den Vordergrund zu rücken, sondern das Ziel das damit erreicht werden soll.

    Die -taktische- Grundaufstellung wird ohnehin (oft ) zu hoch aufgehangen. Es gibt selbst in der LAndesliga Truppen, die mit 2 starken, teils defensiven spielen, aber im MF z.b. auf außen umlenken und sich wundern, warum man in der -letzte- reihe unter druck gerät(sehr vereinfacht gesagt). fragt man dann mal den ambitionierten Trainer aus welchem Grund so gespielt wird, ist die Antwort das ja ein starker 10er beim Gegner sei, den hätte man ja auch aus dem Spiel genommen. weitere Kommentare hierzu erübrigen sich.

    Auch im Spielaufbau/oder Umschaltmoment ist das Zentrum meist dermaßen vernachlässigt, das es schon manchmal skurril wirkt.... aber das ist ein anderes Thema.

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

  • Formation ist für mich nur das Grundgerüst. Es kommt darauf wie die Spieler ihre Position definieren und es umsetzen. Hier bin ich als Trainer gefragt zu korrigieren und entsprechend Handlungsweisen vorzugeben nach meiner Spielidee.

  • Richtig, als 8'er bezeichne ich die Spieler RM und LM. Da bin ich begrifflich wohl nicht konkret gewesen, dass sind bei mir keine zentral orientierten Spieler.


    Nicht ganz glücklich bin ich vor allem Dingen mit der 'starren' Abwehr (ein IV der immer absichert und zwei AV die immer an den Gegner gehen). Aber vermutlich werde ich das zu Saisonbeginn so weiter verfolgen in der Hoffnung, schneller in sicheren Tabellenregionen zu sein.

    Also eigentlich spielst du ein 3-5-2 mit zentralen, freiem Mann hinten, also Libero (Ausputzer), falls ich das richtig verstehe.


    Wie verteidigt ihr, wenn der Gegner mit 3 Stürmern spielt?

    Nimmt der zentrale Abwehrspieler dann einen Gegner auf oder bleibt er frei und ein 6er muss den aufnehmen?


    So oder so, klingt das für mich gegen den Ball schon sehr mannorierntiert, eher nicht ballorientiert.


    Wenn es um Taktik geht, ist vor jeder Formation eben erstmal dieses zu klären, ob man gegen den Ball eben ballorientiert verteidigt.

    Dann, wie genau man das bewerkstelligen will, was dann die Formation gegen den Ball quasi festlegt.



    Ballorientiert zu verteidigen hat so viele Vorteile, dass ich diese jetzt nicht alle aufzählen will. Und ich denke, dass man das auch in unteren Ligen und mit wenig talentierten Spielern umsetzten kann. Jedenfalls ausreichend gut, dass es einen Mehrwert hat.

    Wenn die Mannschaft - egal in welchem System - ballorientiert als gesamtes Team verteidigt, dann sind die Wege für die Außen auch nicht zwangsläufig so riesig, wie du es beschreibst. Dazu müssen aber eben die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen stimmen, also hat der Gegner den Ball sind dein vorderster Spieler und dein letzter Mann nur ca. 20-25 auseinander. Genauso, wie der LM nicht an der Seitenlinie verweilt, wenn der Gegner über die andere Seite angreift. Er rückt bis zur Mitte ein, wenn der Ball ganz außen ist.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • ein ballorientiertes verteidigen setzt ein gewisses mass an Verständnis der individualtaktischen Verhaltensweisen voraus. Du hast ja recht. Allein ohne Spielidee und Prinzipien wird es nicht funktionieren

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

  • ein ballorientiertes verteidigen setzt ein gewisses mass an Verständnis der individualtaktischen Verhaltensweisen voraus. Du hast ja recht. Allein ohne Spielidee und Prinzipien wird es nicht funktionieren

    Du sprichst Individualtaktik an. Sehr guter Punkt.

    Das ist so wichtig und die meisten Spieler sind so rudimentär geschult.

    Dabei finde ich, dass man gerade bei Individualtaktik - selbst bei talentierten Spielern - noch riesige Sprünge machen kann, wenn man dies zum Schwerpunkt macht und gut schulen kann.


    Übernehme ich eine neue Mannschaft ist das immer der große Schwerpunkt. Egal, in welcher Altersklasse ich ein Team übernehme. Das ist erstens absolut basal, für eigentlich alles und zweitens kann man da in wenigen Wochen riesige Verbesserungen erzielen.


    Ich würde da ansetzten, bevor ich mir differenzierte Gedanken um Mannschafttaktik mache.

    In vielen 1gg1 Übungen kann man das auch super schulen und hat dazu eine sehr hohe Intensität.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Bei einem Gegner mit 3 Stürmern würde in der Tat dann ein 6'er den 3. Stürmer mit aufnehmen müssen. Spätestens dann es wäre natürlich Classic-70'er Jahre Fußball mit Libero, Vorstopper, 2 Außenverteidiger als Manndecker. Mit 3 Stürmen hat aber bislang niemand gespielt, es spielen alle mit 1-2 Stürmern.


    Mir ist völlig klar, dass der ballorientierte Verschiebe-/Kettenfußball große Vorteile hat. Weniger Abstände zwischen den Spielern, entsprechend mehr Möglichkeiten beim Spiel gegen den Gegner Druck aufzubauen und bei eigenem Ballbesitz Abspielmöglichkeiten zu bilden. Und nicht zuletzt , vielmehr ganz wichtig steht und fällt nicht alles damit, ob die Manndeckungs-Spieler ihre Zweikämpfe für sich entscheiden können, sondern individuelle Klasse des Gegners lässt sich durch geschicktes agieren im Verbund ausgleichen. Soweit alles klar.


    Wir hatten von den ersten 7 Spielen eins gewonnen, eins verloren und fünf mal verloren. Insbesondere eine 0:4, 0:6, 0:6 Serie in den Spielen 5-7 (allerdings auch gegen die Top-5-Mannschaften der Klasse) hat schonungslos unsere Abstimmungsprobleme aufgedeckt. Das offensive Mittelfeld des Gegners konnte recht ungestört mit wenig Druck unsererseits agieren und die haben dann auch Stümer, die Schwächen in der Zuordung in der letzten Verteidigungsreihe aufdecken. Aber auch den Mannschaften, die nicht ganz oben in der Tabelle stehen, haben wir immer wieder zu einfachen Chancen verholfen.......


    Und an dem Punkt konnte das einfach nicht so weiter gehen. Irgendwas mussten wir machen. Wie gesagt gibt es ja die schwierige Vorgeschichte (jetzt in Folge 3. Saison im Abstiegskampf......), da müssen auch wieder mal Erfolgserlebnisse kommen, auch wenn der Spielstil nicht schön ist. Von den 4 Spielen nach der Umstellung haben wir dann 3 gewonnen und 1 verloren. Und wir haben in allen 4 Spielen gefühlt insgesamt weniger Chancen zulassen müssen als in einzelnen Spielen vorher.


    Es ist ein guter Hinweis, im Training den Schwerpunkt auf 1:1 Individualtaktik zu setzen und davon ausgehend auf gruppentaktisches Verhalten. Sinnvoller Trainingsinhalt sind Spielformen für die effektive Bewegung im Raum ja immer, egal wie man dann am Wochenende erst mal aufläuft. Und insbesondere 1:1 Individual ist deutlich zu kurz gekommen, ich habe sehr auf Gruppen-Spielformen gesetzt. Und obwohl die Mannschaft in den Vorjahren Kette spielen sollte wurde da deutlich gar nichts richtiges gemacht. Gibt ja immer noch Trainer die einfach sagen für ne Kette brauchst Du die richtigen Leute und gut........


    Das Schöne am Manndecker/Libero Spiel ist ja, das hier überhaupt nichts geübt werden muss. Das kann man als Rettungsanker immer spielen lassen.


    Ich werde mich mal selbst überraschen, wie wir nach der Pause auflaufen wenn der Punktspielbetrieb wieder einsetzt. Fest steht für mich gar nichts. Ich beziehe auch die Spieler gerne in die Überlegungen mit ein, die sollen es ja schließlich umsetzen. Aber auch das braucht eine Zeit, da merkt man auch deutlich dass die nur Anordnungen gewohnt waren über die nicht diskutiert wurde.

  • Ich würde da ansetzten, bevor ich mir differenzierte Gedanken um Mannschafttaktik mache.

    In vielen 1gg1 Übungen kann man das auch super schulen und hat dazu eine sehr hohe Intensität.

    1gg.1 Individualtaktische Verhaltensweisen zu schulen bedeutet aber für mich nicht, das man das wieder auf das -reine- 1gg1 runterbricht, sondern das in einen Spielnahen Kontext bringt.

    d.h. eine Spielform in der der eine hohe WDH des Schwerpunktes garantiert ist.

    Es ist ein guter Hinweis, im Training den Schwerpunkt auf 1:1 Individualtaktik zu setzen und davon ausgehend auf gruppentaktisches Verhalten.

    Ein Individualtaktisches Verhalten korreliert ja oft mit einem gruppentaktisches Verhalten. (z.b. Umlenken mit richtigem Anlaufverhalten, bedingt ein Verhalten der Spieler auf außen, bzw. mitte auf die umgelenkt wird) . Deshalb würde ich das schon immer in Spielformen trainieren.

    Ich beziehe auch die Spieler gerne in die Überlegungen mit ein, die sollen es ja schließlich umsetzen.

    genau das ist der Punkt. Die Spieler/innen diskutieren ja über nutzen der einzelnen Verhaltensweisen in der Situation.

    Nutzen erkennen- Erkenntnis nutzen


    Nimm dir im 6gg6 doch mal nur eine Mannschaft die ein gewisses Verhalten zeigen soll (z.b. In einem Korridor mitte besetzt, umlenkverhalten auf außen auf Zentrale, ballgewinn im Zentrum, Verhalten nach Ballgewinn /Ballsicherung, schnelles Umschalten etc. evtl. auch besprechen)

    die andere läßt Du -frei- (möglichst ohne das die von der -Spielidee- und evtl. den vorgegebenen Prinzipien wissen)


    Das Diskutieren wird dann anfangen und du hast eine Topgrundlage für Die Vermittlung deiner Ideen und die Einbeziehung der Spieler.


    Viele Spieler die ich trainieren durfte, lieben solche Spielformen. (man kann das dann weiterführen mit separatem Coachen beider Teams, und die Spieler müssen das Spiel -lesen- , d.h. das Spiel der anderen verstehen und darauf reagieren etc. etc.)

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

  • Vielen Dank an alle für den Input !


    Das macht echt Laune darauf wieder loszulegen. Habe schon grobe Überlegungen welche Schwerpunkte im Training angesetzt werden, insbesondere lasse ich Spielformen oftmals zu unkommentiert laufen, im Coaching kann ich noch deutlich zulegen.


    Wie weit dann modernes Spiel bei uns Einzug hält, muss man sehen und ist sicherlich auch teilweise Ergebnisabhängig. Aber Libero als Dauerlösung kann es eigentlich nicht sein.

  • Hallo Chris,

    ich habe mich damit beschäftigt und in der Tat glaube ich, dass ich bei den Spielformen bislang zuwenig auf den Faktor einer klaren Zielvorgabe gesetzt habe, um das Mitdenken der Spieler (wo gehöre ich jetzt gerade hin ? Bin ich da ? Müsste ich statt dessen 4 Meter weiter vorne rechts sein ?) zu fördern.

    Bei Spielformen steht für mich bislang die bloße Intensität im Vordergrund mit der Hoffnung, das die Handlungsschnelligkeit, vor allem das Angebotsverhalten und das aktive Handeln (anstatt bloßes Reagieren) dann schon von alleine kommt. Quasi mit der Wettbewerbskondition gemeinsam.

    Das meinte ich mit 'mehr Coachen' statt das Spiel laufen zu lassen. Keine eindeutigen Handlungsanweisungen (weiter vor) sondern auf das Spielziel hinweisen, mache ich meine Arbeit im Verbund jetzt gerade richtig um das Spielziel zu erreichen oder biete ich dem Gegner gerade eine Schwachstelle an, so in der Art.


    Habe mir gerade auch ein schönes Büchlein zu dem Thema Spielziele in Spielformen vorgeben angeschafft und hoffe, das man da auch bald wieder was anbieten kann im Training. Ich würde den Titel ja nennen, aber ich glaube das ist immer schwierig mit Produktwerbung im Forum.


    Aber zum eigentlichen Thread-Thema Taktiken auf niedrigem Niveau, ich werde vermutlich erst mal die 3'er Abwehrreihe weiter spielen, aber mal gucken ob man da statt zwei bloßer Manndecker als AV auch mit ballnah/ballfern operieren was spielen kann. Aber nach wie vor glaube ich nicht das die Vor- und Zurückbewegung in den Raum vor der Abwehr gut funktionieren wird. Also kein Wechsel zwischen einer 3'er Reihe bei eigenem Ballbesitz und 5'er Reihe bei gegnerischem Ballbesitz, sondern immer 3'er Reihe in beiden Phasen. Nur halt mit mehr seitlichem Verschieben in den ballnahen Raum und kein Kleben am Gegenspieler. Oder ist das dann Quatsch und man kann es dann ganz lassen ?

  • Ja. Nach einer Seitenverlagerung des Gegners müsste dann die Neuorientierung und das Anlaufen des ballführenden Gegners reibungslos und schnell gelingen. Und dazu müsste dann auch die Unterstützung durch die Sechser quasi blind funktionieren, sonst kann schnell eine Unterzahlsituation eintreten. Der jeweils 'unterbeschäftigte' AV soll ja auch nur bei eigenem Ballbesitz eher vorsichtig in den ballnahen Raum mit einrücken und nicht wie bei einer 4'er Kette weit vorrücken bis vor die 6'er. Bei Ballbesitzwechsel soll der eingerückte AV dann sofort wieder auf Manndecker umschalten bzw. zumindest den Laufweg über seine Seite zum Tor abdecken/den Angriff verzögern.

    Aber alles nur Gedankenspiele, bei allem was mit blindem Verständnis und reibungslosem Ablauf zu tun hat bin ich eher skeptisch angesichts der Trainings- und Vorbereitungszeit, die da real aufgewendet werden kann, zumal ja auch eine gewisse Fluktuation bei Trainings- und Spielbeteiligung herrscht.

  • Ja. Nach einer Seitenverlagerung des Gegners müsste dann die Neuorientierung und das Anlaufen des ballführenden Gegners reibungslos und schnell gelingen. Und dazu müsste dann auch die Unterstützung durch die Sechser quasi blind funktionieren, sonst kann schnell eine Unterzahlsituation eintreten. Der jeweils 'unterbeschäftigte' AV soll ja auch nur bei eigenem Ballbesitz eher vorsichtig in den ballnahen Raum mit einrücken und nicht wie bei einer 4'er Kette weit vorrücken bis vor die 6'er. Bei Ballbesitzwechsel soll der eingerückte AV dann sofort wieder auf Manndecker umschalten bzw. zumindest den Laufweg über seine Seite zum Tor abdecken/den Angriff verzögern.


    Aber alles nur Gedankenspiele, bei allem was mit blindem Verständnis und reibungslosem Ablauf zu tun hat bin ich eher skeptisch angesichts der Trainings- und Vorbereitungszeit, die da real aufgewendet werden kann, zumal ja auch eine gewisse Fluktuation bei Trainings- und Spielbeteiligung herrscht.

    Die Frage ist doch eher das individual- und dann folgend das gruppentaktische Verhalten im gegnerischen Ballbesitz.

    Dazu ist es m.e. einfacher den gewünschten Balleroberungsmoment zu formulieren( Pressing im MF/ hier Zentrum oder außen )

    das zu kommunizieren und die Spielformen danach zu gestalten, in denen Prinzipien zum Spiel gelten.

    Das würde ich total frei halten mit maximal möglicher freier Interpretation in vorgegebenen Räumen (Zonen/ Korridoren).

    Daraus ergibt sich dann eine -Grundformation- die dein Spiel dann möglich macht.

    Im Umschalt Moment müssen ja dann auch -nur- Räume besetzt sein, genauso wie vorher auch. Ob das nun der IV macht , der übers Zentrum geht weil der Raum da ist, und der 6 er sich fallen lässt, um den Ballverlust schon im Ballbesitzmoment abzusichern bspw. oder was auch immer, ist doch total egal.

    Ein Spielzug wird ja nicht über einstudierte Laufwege erfolgreich, sondern in der Summe über viele einzelne richtige Entscheidungen, die aus der Situation, die ja immer variert, entsteht.

    u.a. deshalb halte ich auch wenig vom -Spielausschnittstraining-

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)