Rückblick auf 5 Jahre Trainertätigkeit - von Bambini bis E-Jugend

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  • Hallo Thommy,


    das immer alle die gleiche Einsatzzeit bekommen finde ich mittlerweile falsch.

    Sollte ein Spieler auf dem Feld nur rumstehen und Quatsch machen, sehe ich nicht ein das er genauso lange spielen darf wie alle anderen.


    Das sich Spieler im Laufe der Zeit ändern, habe ich auch schon beobachtet.

    Was ich allerdings noch nie beobachtet habe, dass sich ein völlig Talentfreier in einen Spitzenspieler verwandelt hat.

    Es gibt Spieler die sind eher zurückhaltend und schüchtern. Mit zunehmenden Alter werden Sie aber selbstbewußter und zeigen dann Ihr fußballerisches Können immer mehr.

    Der zweite Fall. Kinder die bei den Bambinis und F-Jugend überragend sind, entwickeln sich nicht weiter und sind dann in der E bzw. D-Jugend nur noch einer unter vielen.


    Die Frage die ich mir immer wieder stelle, schaue ich auf alle Kinder gleich?

    Aktuell würde ich sagen, dass ich die Besseren benachteilige.

  • Schlimm finde ich immer wenn verhaltensoriginelle Kinder so viel Energie und Aufmerksamkeit aufsaugen, dass für den Rest kaum noch was übrig bleibt.

    Ab und an hilft es mir, mich etwas zurückzuziehen und die Kinder nur zu beobachten. Auf einmal ein ein kleiner unauffälliger fast beidfüßig, weil er es mit dem schwachen genauso gut hinbekommt wie mit dem starken Fuß. Ich beobachte, dass Kinder häufig (viel) Anlauf nehmen für den nächsten Entwicklungsschritt...

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Wenn Jungs mir die ganze Aufmerksamkeit rauben wollen, ein kleiner Blick und er versteht was ich meine.

    Wenn nicht, dann kriegt er noch weniger Blicke. Wortmeldungen sind nur nach Handzeichen erlaubt, wie in der Schule.

  • Bin da voll bei dir. Sicherlich werden da einige jetzt abwinken und sagen das ist nicht kindgerecht und unfair. Aber ist es nicht auch denen gegenüber unfair die immer im Training sind, sich immer anstrengen und auch im Spiel ihr bestes geben, wenn sie genauso lang spielen wie ein Kind das scheinbar nur kommt, weil es Freunde sehen will, die Eltern es so wollen oder whatever?!


    Ich betone es geht mir hier nicht um "spielerische" Qualität. Wenn der sprichwörtliche dicke Paule ohne Fähigkeiten, aber immer mit Einsatz, Willen und Spaß dabei ist, dann soll er auch spielen. Warum soll der Paule 10 Minuten dem Bocklosen zugucken der null am Spiel teilnimmt? Bislang hab ich es so gehalten: Kicker, Paule und Bocklos haben immer exakt gleich lang gespielt.


    Fantomas

    Was du sagst klingt erstmal gut. Ich halte eigentlich nichts wenn man heute gleich von ADHS spricht, aber wenn ich mir zum Beispiel die Merkmale anschaue die in der FT junior 6/2017 stehen, dann würde ich zwei meiner Kinder zumindest für mich in diese Schublade stecken.

    Die kriegst du weder mit Blicken, noch mit Schimpfen noch mit Strafen gefangen. Selbst in Dauerbewegung brechen die immer wieder aus.

  • Fantomas, klingt super aber was machste mit einem Kind, welches in der Trinkpause vom Platz weg zu Papa rennt und dieser mit ihm anfängt zu kicken? Den pfeifst du zurück, ermahnst ihn, redest mit dem Vater, dann rufst du ihn erneut weil es weiter gehen soll, dann nochmal weil du was sagen willst und er noch quatschst usw...

    Verhaltensoriginiell halt...

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Goodie : Ich habe mir dazu das folgende Buch gekauft. Ist kurz gehalten, auf das wesentliche beschränkt und mit genau solchen Praxisbeispielen wie von dir oben genannt.


    Wenn Nervensägen an unseren Nerven sägen: So lösen Sie Konflikte mit Kindern und Jugendlichen sicher und selbstbewusst


    Die Umsetzung startet erst noch, aber aufgrund der Verhaltensweisen in der Halle habe ich mir fest vorgenommen nach diesem Konzept anzugehen. Mir fehlt da die natürlich Autorität wie Sie Fantomas hat, aber das möchte ich damit auffangen, denn ohne ein Minimum an Disziplin funktioniert einfach nichts und es macht auch den Kids dann kein Spaß.


    Thommy : Ich verstehe deine Situation 100%. Mir geht es sehr ähnlich und ich hinterfrage mich auch ob es richtig ist sich 100% an die theoretisch besten Konzepte zu halten in unserem Umfeld. Allerdings musst du vorsichtig sein. Sei nicht zu frustriert. Verträumte Kinder auf dem Platz sind nicht immer die Folge von Lustlosigkeit. Wer regemäßig und auch vernünftig am Training teilnimmt sollte auch die entsprechende Spielzeit bekommen, auch wenn er auf dem Platz ggfs. noch etwas überfordert ist und es so aussieht als wäre er lustlos.


    Nicht alles über den Haufen werfen. Die DFB Leitlinien sind schon die richtigen. Lass uns mit einer simplen Aufstellung und etwas mehr Disziplin rangehen, aber noch nicht die verträumten nur zuschauen lassen :)

  • @Goodie - wie du den Fall schilderst (schätze F oder E Jugend), würde ich dem Jungen einfach ne Pause gönnen.

    Er dürfte bei mir auch mit seinem Papi kicken. Ich würde ihn nur 1 rufen nach der Trinkpause oder bis 10 zählen mit den Kids zusammen.

    Er dürfte erst wieder mitkicken, wenn er 5-10 Minuten ruhig neben mir steht und sich das Training anschaut. Kinder sind Kurzzeitdenker und lernen wenig über laute Ermahnungen oder Strafrunden.

  • Ich glaube, du hast mit solchen Strategen noch nie zu tun gehabt. Die kommen nämlich irgendwann zurück von Papi und rennen direkt aufs Feld.
    Wenn du ihn also 5-10 Min. ruhig neben dir stehen haben willst (vollkommen unrealistisch in meinen Augen) dann musst du dich wieder mit ihm beschäftigen und ihn ggf. vom Platz zitieren etc.


    Es gibt auch noch die, die nach jeder Erklärung noch 5 nachfragen haben und diese erstmal mit wortreichen Erläuterungen einleiten. "wir sollen also als Staffellauf zum Hütchen laufen, das Hütchen umrunden und zurücklaufen. Sollen wir rechts oder links herum um das Hütchen laufen?"

    Antwort Egal, mach einfach erstmal.
    "aber wäre es nicht besser, wenn wir erstmal alle Hütchen links rum umrunden würden?"
    Nein, ist egal. (alle anderen stehen an den Startpunkten und wollen loslegen)
    "Ja aber dann könnten wir doch im nächsten Durchgang rechts herum laufen."
    Würde das was an der Übung ändern?

    "ich weiß nicht aber wir könnten die Hütchen auch noch was weiter auseinander stellen"

    Sicher aber ich würde gerne anfangen.

    "ja ist gut. Ich stelle mich dann mal an."


    Das ist jetzt nur ein Beispiel und solche Kinder sind ja auch noch nett und interessiert aber es stört dennoch den Ablauf weil man sich immer und immer wieder nur mit ihnen beschäftigen soll. In der Zeit haut dir Kandidat 1 in Richtung WC ab, während sich zwei andere Kinder in der dadurch doch entstandenen Wartezeit in die Köppe kriegen.

    Ich brauche jetzt keine Hilfestellung, wie ich mit der Fragestunde umgehen könnte, ich komme mit meinen Kindern recht gut zurecht. ;)


    Verhaltensoriginell ist der Versuch Kinder mit EDS nett zu umschreiben.

    EDS?

    ERZIEHUNGSdefizitsyndrom! Wird übrigens gerne mal mit ADS/AHDS verwechselt ist aber was ganz anderes.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Goodie - verstehe deinen Ansatz nicht wirklich. Wie alt ist der Junge? Warum läßt du ihn nicht mit seinem Papa kicken?


    Einfach zurück auf das Spielfeld solltest du unterbinden. Dann rufst du den Jungen zu dir zurück .

    Er müsste sich erst bei mir melden oder warten bis er wieder mitkicken darf.

    Die Ordnung auf dem Platz gibst du vor. Wenn ich z.B. die Jungs versammle, gehört der Fuß auf den Ball und ich zähle bis 10.

    Das klappt natürlich nicht beim erstenmal, das dauert seine Zeit bis die Jungs deine Anweisungen auch umsetzen, sei auch geduldig.

    Ich warte so lange bis der letzte Ball ruhig ist, das kann auch mal 2 Minuten dauern und ich sage kein Wort.

    Probier das mal aus.

    Bei 10-15 Kinder wirst du immer welche haben die sich einer Gruppe noch nicht anpassen können.

    Wenn einer auf Toilette will ist das vollkommen ok, er muss sich aber bei dir ab und später wieder anmelden.

    Konzentriere dich auf die Jungs die kicken lernen wollen und dir zuhören, du willst ja ihnen was beibringen.

    ich frage auch bevor die Übung anfängt, ob es jeder verstanden hat. So wie in der Schule auch.

    Wenn sich einer meldet und nachfragt, dann wird die Übung auch mal von einem anderen Kind erklärt.

    Diskussionen mit den Kids wie die Übung ablaufen soll haben im Kinderfussball nicht zu suchen.

  • :D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D:D


    Bin gerade wieder auf meinen Stuhl geklettert...bin leider vor Lachen runtergekullert....

  • Wenn Jungs mir die ganze Aufmerksamkeit rauben wollen, ein kleiner Blick und er versteht was ich meine.

    Wenn nicht, dann kriegt er noch weniger Blicke. Wortmeldungen sind nur nach Handzeichen erlaubt, wie in der Schule.

    Hallo Fantomas,


    ich habe mich kurz gefragt, ob Du das ernst meinst oder ob das ironisch geschrieben war.

    Ich habe mich für ersteres entschieden, Glückwunsch, Du hast sehr brave Kinder.


    So richtige Experten hast Du dann allerdings noch nicht gehabt,

    Da hilft kein Blick, keine Nichtbeachtung, kein Zuschauen und auch keine warmen Worte.


    Diese Kinder bekommt man allerdings auch nicht in unseren 1,5 Stunden Training in den Griff, da hier schon zu Hause etwas vergessen wurde....

  • Wahrscheinlich habe ich brave Kinder und noch keine wirklich großen Problemfälle gehabt.

    Die obigen Beispiele mit dem vielen Hinterfragen und unruhige habe ich auch im Team.

    Das sind aber für mich keine Problemkinder.

    Was meinst du genau mit Experten? Agressive, freche, respektlose, unruhige, Störenfriede? Vielleicht kannst du es noch ein bissl verifizieren.

    Es stimmt schon, als Trainer hast du nicht viele Möglichkeiten auf die Jungs erzieherisch einzuwirken bei 1,5 Std x 2= 3 Std. Das ist grad mal ein guter Vormittag der Schulzeit.


    Dem Verein geht es um die Mitgliedsbeiträge und du als Trainer musst zusehen wie du ohne größere Hilfe mit dem Team klarkommst. Wenn das Training nicht funktioniert, sollte man sich zuerst selber hinterfragen und dann Maßnahmen finden, damit die Abläufe sich verbessern.

  • Ich muss nochmal einen Punkt hinzufügen, der mir sehr wichtig ist.


    Das ist die Position des Torwarts.


    Es heisst ja immer, Torwart bis zur E-Jugend durchwechseln und am besten keinen festen Torwart.
    Nach meinen 5 Jahren Trainertätigkeit sehe ich das als falsch an.

    Das geht vielleicht bei Mannschaften die zwei bis drei Naturtalente haben.


    Der Torwart ist etwas besonderes.

    Der normale Trainingsbetrieb bringt ihn nicht nach vorne, es braucht zwingend spezielles Torwarttraining.

    Auch schon im Kleinfeldbereich.

    Das beginnt für mich schon mit der einfachen "Fallschule". Diese kann ich, als ehemaliger Feldspieler, einem Torwart einfach nicht vernünftig vermitteln und beibringen.

    Des Weiteren eignet sich jedes Kind bestimmte Eigenheiten an, die dann der Torwarttrainer in der D-Jugend wieder ausbügeln soll?


    Als Ergebnis das ich den Torwart nie besonders im Fokus hatte, verlieren wir jedes Spiel deutlich gegen gleichstarke Mannschaften die auch einen guten Torwart haben...

  • hoeness2 den Gedanken habe ich auch. Zumal viele Jungs auch immer Bock darauf haben. Daher gibt es bei mir regelmäßig spezielles tw Training seit der g Jugend für das ganze Team. also es werden alle auch für das Tor mit ausgebildet. dafür kommt ca 1* pro hin/hallen/Rückrunde ein tw-trainer und dazwischen noch tw Elemente für alle, die ich Schule.

    Dennoch stehe ich fest hinter dem Grundgedanken der tw Rotation bis einschließlich E.

    Das eine schließt das andere nicht aus!

  • hoeness2 du hast im Prinzip recht. es gibt aber doch immer mind. 2,3 die mal ins Tor wollen.

    WEnn Du denen die Grundbegriffe beibringst ist alles gut. (Korbgriff, Kreuzgriff, Fächer etc. ).

    Das soll ja erstmal Sicherheit bringen. Wichtig ist, und da gebe ich Dir recht, das sich viele Fehler nicht -einschleifen-

    z.b. falscher Auftaktschritt.... das wieder rauszukriegen ist schwierig.

    Aber die Alternative nur einen immer ins Tor zu stellen, ist keine für mich, da ein Torwart heute ein Torspieler ist.

    von daher bringt Ihn der normale Trainingsbetrieb für mich schon nach vorne, da er mitspielen können MUSS.

    (beidfüßigkeit etc. ist grade in der Spieleröffnung wichtig).

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

  • hoeness2 Ich sehe dieses Thema zwei geteilt. Wenn ich mich auf einen Torwart festlegen möchte oder muss, sollte ihnen auch in den jüngsten Jahren eine Ausbildung vermittelt werden. Bei uns wollen z.B. einzelne Kindern bei den kleinsten (bis zur E) nur ins Tor. Dann ist ihnen aber auch die Teilnahme an einer weiteren Torwart Einheit möglich. An dieser Einheit darf aber auch jeder andere Spieler teilnehmen der will.


    Gleichzeitig gibt es aber in keiner Mannschaft bis zur D-Jugend feste Torhüter im Training. Jede Übung wird mit rotierenden Torhütern ausgeführt und die "Möchtegern" Torhüter müssen die Übungen ebenso durchlaufen. Hintergrund ist schlicht die fußballerische Ausbildung der Kinder. Sollten nun im Spiel immer die selben im Tor stehen sind beide deiner Ausbildungs-Kriterien erfüllt. Bei mir ist es z.B. ein Junge mit Asthma der nur aus dem Tor möchte wenn er in der ersten Halbzeit erkannt hat dass er auch "mithalten" kann.


    Ich stell aber auch fest, dass in fast 90% der Teams der Torhüter ab oder mit dem Wechsel aufs Großfeld nochmals wechselt. Plötzlich kennen einzelne Spieler dass Sie als TW viel wertvoller sein können als draußen und andere stellen fest dass das Spielverständnis für einen TW im großen Tor doch nicht ausreicht. Und eben aus diesem Grund würde ich nie einen Torhüter im Kleinfeld bereits "fest" ins Tor stellen. Gerade im Training MÜSSEN die Torhüter immer wieder gewechselt werden.


    Gruß

    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)