Besonders im Fussball wird sehr vieles unreflektiert übernommen, weshalb ich nicht so arg mit den Leuten ins Gericht gehen würde, die hier lediglich das wiedergeben, was sie gehört und aufgeschnappt haben.
Es gibt schon eine sehr lange, manchmal sogar groteske Diskussion darüber, dass Frauenfussball kein richtiger Fussball sei. Wer mehr darüber wissen möchte, dem sei folgender Link empfohlen: http://www.zhb.tu-dortmund.de/…_publi/Frauenfussball.pdf
Nachfolgend ein paar Kommentare daraus, die hoffentlich neugierig machen:
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Der holländische Psychologe Fred J.J. Buytendijk verfasst eine Studie, die den Frauenfußballgegnern als Argumentationsbasis dient. In seiner Arbeit behauptet Buytendijk, Frauen seien von Natur aus nicht für Fußball geeignet, da Fußballspielen eine Demonstration der Männlichkeit darstelle und somit der Frau wesensfremd sei. Er unterscheidet das aggressive Männliche vom adaptiven Weiblichen, wobei das Treten spezfisch männlich sei. Ob das Getreten werden weiblich ist, lässt er offen, wobei das Nicht - Treten unbedingt weiblich sei. Dazu kommen sportmedizinische Bedenken, die beispielsweise der Mediziner Albert Zapp vorbringt: Frauen würden zu X-Beinen neigen, die sie anatomisch am Ballspiel hindern und der empfindliche weibliche Körper könne durch das grobe Fußballspiel verletzt und die Gebärfähigkeit vermindert werden."
Selbst als der DFB sein O.K. zur Gründung von Frauenteams gab, stellte man allerlei Forderungen dazu auf:
"Funktionäre und Medien kritisieren die neue Entwicklung und bekommen teilweise Unterstützung von Medizinern, die einen Brustpanzer für Frauen einführen wollen und auf mögliche Schäden der Gebärmutter aufmerksam machen. So lässt der DFB die Gründung von Frauenmannschaften zu und genehmigt die Aufnahme eines Spielbetriebs, der aber besonderen Auflagen unterliegt. Frauen dürfen nur von März bis Oktober und bei guter Witterung spielen, es müssen kleinere Jugendbälle verwendet werden und Stollenschuhe sind verboten. Anfangs gibt es Überlegungen, ob man dem, als zart und schwach dargestellten, Frauenkörper besondere Auszeiten zugestehen müsse. „So sollte ein Verlassen des Spielfelds nicht angezeigt werden müssen aus Rücksicht auf das Schamgefühl der Frauen, die jederzeit von
‘irgendwelchen körperlichen Behinderungen’ heimgesucht werden könnten.“ Darüber hinaus befürchtet man Schwierigkeiten mit der Abseitsregelung. Die Frage ist, ob Frauen mit unterschiedlich großem Brustumfang, wenn sie auf gleicher Höhe stehen auch gleich bewertet werden sollen, oder ob eine größere Oberweite zu einem früheren Abseits führt. Zusätzlich wird wegen der schwächeren Kondition die Spielzeit auf 2 mal 30 Minuten verkürzt. In den Jahren nach der Einführung wird die Spieldauer in klenen Schritten erhöht, bis schließlich in der Saison 1993/94 das 90-minütige Spiel erlaubt wird."
Leider gibt es einen sehr großen Rückstand an wissenschaftlichen Untersuchungen, weshalb auch diese Arbeit mache Fragen offen läßt, wie auch das Publikumsverhalten:
"Die Fußballer eines Teams tragen gleiche Trikots und kurze Hosen mit Kniestrümpfen. Die gegnerische Mannschaft unterscheidet sich deutlich durch die Farbe des Trikots. Die einheitliche Kleidung und Abzeichen für vorangegangene Erfolge erinnern an das Militär. Die Fußballer treten nach dem Ball oder spielen ihn mit dem Kopf. Das Berühren mit den Händen ist im Fußball nicht erlaubt. Dadurch entsteht
das typische Bewegungsbild. Wird ein Gegenspieler absichtlich getreten oder zum Stürzen gebracht, handelt es sich um ein Foul. Das Foul ist vom Schiedsrichter mit einer Sanktion belegt. In diesem Zusammenhang ist die „Schwalbe“, ein vorgetäuschtes Foul, interessant, da es den Inszenierungscharakter des Spiels unterstreicht. Das Foul und die darauf folgende Sanktion ist neben dem Schießen eines Tors das dramatischste Ereignis im Fußball. Darauf reagiert das Publikum sehr stark. Die Fußballer kämpfen, stürzen, schießen oder foulen und beschweren sich laufend theatralisch über die angeblich unfairen
Entscheidungen des Schiedsgerichts. Auch diese Vorgänge sind ritualisiert. Dabei werden sie von ihren Fans begleitet und unterstützt. Das theatralische Spielerverhalten ist neben den Aktionen der Fans elementar für das Großereignis Fußball. Die Zuschauer wollen von den Spielern unterhalten werden. Die Fußballer sollen aggressiv und offensiv spielen, um ein dynamisches, aber auch dramatisches Spiel zu liefern. Die Analyse des Publikum und Spielerverhalten zeigt Fußball als eine Inszenierung und stellt es dem Frauenfußball als Sportart gegenüber. Es ist jedoch nicht der Anspruch dieser Arbeit dem Fußball den Sportcharakter abzusprechen. Die Inszenierungstendenzen sind lediglich eine zusätzliche Eigenschaft von Fußball, die dem Frauenfußball fehlt. Der kurze Abschnitt über Frauenfußball beschreibt die Abläufe im Frauenfußball wobei deutlich wird, dass der Unterschied nicht aus der geringeren Schnellkraft oder Stärke der Frauen resultiert. Vielmehr bietet der Fußball zusätzlich Raum für Theatralik und Dramatik."
Die Verfasserin kommt zum Schluß, dass Männerfussball für Zuschauer einen Inszenierungscharakter besitzt. Rüde Fouls, Treten, Schwalben sind jedoch dem Frauenfussball fern. Aber schaut selbst mal hinein .. es lohnt sich!