Ist Nachwuchsförderung im deutschen Fußball sportlich und finanziell rentabel?

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  • Kündigen nicht, aber es macht nicht den besten Ruf und wenn es dann mal nicht gut läuft dann wird einem sowas gerne vorgehalten.

    Also von einem jetzt A Jugend eines anderen NLZ weiß ich definitiv das er mitliest.

  • so was gab es ja faktisch mit der Verpflichtung zu einer U23. Wenn dann da aber Ältere Spielen und 4 "Deutsche" die dann auch EU Bürger sein dürfen, funktioniert es halt nicht.

    insgesamt meine ich, gibt es genug Liegen. Müsste halt nur eine genommen werden, in der die Talente dann auch spielen. Im Profibereich wird es aber rechtlich nicht zulässig sein, Deutsche Spieler zu privilegieren.

  • Das fragt sich jetzt auch der DFB: Der beispielhafte Fall Maza

    Ich glaube, dass durch die Berater sehr häufig abgewogen wird, welche Nationalmannschaft den Wert eines Spielers auch steigern kann.

    Özil, als bestes Beispiel, hat sich mit Sicherheit nicht für Deutschland entschieden, weil sein Herz dies so gesagt hat, sondern weil er talentiert genug war für Deutschland zu spielen und dies seinen eigenen Wert deutlich gesteigert hat und er damit auch überragende Verträge anschließend erreichen konnte.


    Da geht es also immer auch darum, wie talentiert bin ich, habe ich in den nächsten Jahren Chancen für Deutschland zu spielen.

    Insbesondere Spieler mit Migrationshintergründen aus der Türkei, Tunesien, Algerien etc. sind häufig nicht so sozialisiert in Ländern wie Deutschland, Frankreich oder anderen westlichen Ländern, dass ihr Herz bedingungslos für das Land ihrer Geburt schlägt.


    Can Uzun und Kenan Yildiz haben sich sogar trotz ihres herausragenden Talents für die Türkei entschieden. Ich denke beide hätten auch der deutschen Nationalmannschaft sehr gut zu Gesicht gestanden und haben das Talent dort auch prägend zu sein.


    Man sollte dies aber nicht zu kritisch sehen. Wenn ich als Sohn deutscher Eltern in Australien geboren bin und aufwachse, werde ich mich vermutlich auch in einem großen Teil als Deutscher sehen.

    Ich kann diese Entscheidungen für das Heimatland der Eltern immer auch nachvollziehen.

    Die Kovac-Brüder bspw. haben auch für Kroatien gespielt und niemand hat es kritisiert.


    Die Diskussion über die Ausbildungsentschädigung halte ich aber definitiv für gerechtfertigt. Der DFB bildet natürlich im Wesentlichen dafür aus, dass die Spieler irgendwann einmal deutsche A-Nationalspieler sind. Genau wie andere Verbände für ihr Land.

    Und da kann ich es schon verstehen, dass diese Investitionen natürlich nicht für die unmittelbare Konkurrenz gemacht werden sollen.


    Ich kann mich noch gut an die WM 2002 in Japan/Südkorea erinnern.

    Dort kam Senegal bis ins Viertelfinale, schaltete vorher den amtierenden Weltmeister Frankreich aus mit einer Mannschaft aus Spielern, die zu 90% in Frankreich ausgebildet wurden und auch einen französischen Trainer hatte. Also sowohl Spieler als auch Trainer wurden von den Franzosen selbst ausgebildet und schalteten ihr Ausbildungsland quasi aus der WM aus.


    Die Türkei kam damals sogar bis ins Halbfinale.

    Mit Spielern wie Bastürk, Havutcu, Davala und Mansiz war sie auch mit einigen Spielern ausgestattet, die in Deutschland geboren wurden und vom DFB ausgebildet wurden.

  • Ich bin da bei dir.


    Eine Weltmeisterschaft zu spielen, das ist halt das größte für die meisten Spieler. Diese gar zu gewinnen für jeden Fussballer mit weitem Abstand das erstrebenswerteste Ziel.


    Fans von den Vereinen, denken ja oft, dass der CL-Titel und vlt sogar die Vereinsmeisterschaft das prämare Ziel seien oder wenigstens auf einer Ebene. Das ist aber nicht so. Ich behaupte, mehrfache CL-Sieger würden alle Titel hergeben für einen WM-Titel.


    Und deshalb entscheiden sich jene, die die realistische Option - früh in ihrer Laufbahn - sehen, bei einer der Top10 Nationen eine Rolle zu spielen, sich dann meist für diese Top10 Option, denn nur da kann man den WM-Titel holen.

    Scheint diese Chance nicht so klar, dann nimmt man das Heimatland, denn dann spielt man sehr wahrscheinlich zumindest mal eine WM.Gerade außerhalb Europas ist die Quali dann ja einfacher, weil die Konkurrenz da nicht so groß ist, auf die man in der Quali trifft.


    Neben dem emotionalen Wert der WM spielt, wie du sagt, auch die monetäre Chance eine Rolle. Zwei wirklich gute WM-Spiele erhöhen den eigenen Marktwert idR do signifkikant, damit eben auch das zukünftige Salär, das kann man im Vereinsfussball kaum annähernd in so kurzer Zeit schaffen.

    Ältere erinnern sich an Skuchravi oder vor gar nicht so langer Zeit an James Rodriguez.

    2-3 gute WM-Spiele haben sie aus 08/15 Spielern im europäischen Vereinsfussball in kleineren Ligen/Vereinen zu dem heißesten Eisen des sommers gemacht und ihnen - glaube beiden noch während der WM - einen sehr, sehr lukrativen Vertrag beschert, den sie mit den Leistungen der kommenden Jahre nicht mehr rechtfertigen konnten bzw. durch diese alleine so auch nie bekommen hätten. James sicherlich noch einmal ein Lever über Skuchravi, aber dennoch verdeutlicht es den Wert, den man durch ein paar gute Spiele bei einer WM erreichen kann.

    Gibt da noch diverse andere Beispiele, die beiden fallen mir da nur sofort ein, weil ich beide gar nicht kannte vor den Turnieren, absolut bömische Dörfer für mich waren, obwohl ich damals weit mehr Vereinsfussball verfolgt habe, als ich es heute tue.



    Edit:

    Ich finde es btw auch immer amüsant, wenn viele Fans fordern, man solle die Spieler nicht für Länderspiele oä abstellen, weil diese ihr Geld ja beim Verein bekämen.

    Dabei wird halt vergessen, dass die spieler dann erstens diesen Verein gar nicht wählen würden und zweitens der Verein auch massiv davon profitiert, wenn eigene Spieler eine strake WM spielen. Nicht nur steigert das dessen Marktwert und eventuelle Ablösesumme, so man ihn denn verkaufen will, es steigert auch die Marke, Bekanntheit und Beliebtheit des Klubs in Bezug auf Merchandising, etc. wenn man einem der bedeutenden WM-Akteure in seinen Reihen hat.

    Die WM ist auch für die Masse der Welt das größte, so viele Menschen erreicht/"influended" man anders im Fussball nicht einmal anähernd.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

    Einmal editiert, zuletzt von Sir Alex ()

  • Der Status eines Nationalspielers einer der Topnationen im Weltfußball steigert deinen eigenen Marktwert signifikant. Du bist auf dem Fußballmarkt einfach mehr wert, wenn du deutscher oder englischer Nationalspieler bist als türkischer oder algerischer Nationalspieler.

    Die Chance bei besseren Vereinen unterzukommen und bessere Verträge zu erzielen ist dann einfach höher.


    Und nur darum geht es im Wesentlichen dabei. Was bringt deiner Karriere mehr? Da spielen die Berater eine ganz entscheidende Rolle.


    Aber wie schon geschrieben, es gibt Beispiele von Spielern die sich auch für ihr Herz entscheiden, und das hat man auch zu respektieren und nicht zu kritisieren!

  • Ich glaube da gibt es wie immer mehrere Seiten und Versionen der Geschichte.

    Die einen entscheiden sich aus vollem Herzen für das Land in dem sie geboren wurden und aufgewachsen und dementsprechend auch ausgebildet worden sind. Die anderen Vielleicht für das Land Ihrer Eltern oder Großeltern in denen ihre Wurzeln liegen, weil sie im Hintergrund trotz des Lebens in z.B. Deutschland weiterhin eine starke Verbindung zur Kultur ihrer genetischen Wurzeln behalten haben.

    Beides vollkommen ok und zu akzeptieren.

    Andere Entscheiden sportlich / kommerziell. Auch hier gibt es verschiedene Varianten.

    Ein Spieler, der sich Chancen ausrechnet in einer Top-Nation die Chancen hat Titel zu erringen Stammspieler zu werden, wird sich vermutlich für diese entscheiden, wenn nicht sein Herz unabdingbar am Heimatland seiner Eltern hängt.

    Umgekehrt wird ein Spieler, der zwar in einer Top-Nation aufgewachsen ist und dort ausgebildet wurde, sich aufgrund der Konkurrenzsituation in der Nationalmannschaft aber nur Chance im erweiterten Kreis sieht vielleicht eher für seine zweite Heimat entscheiden, weil er sich denkt besser woanders Nationalspieler als gar nicht Nationalspieler.

    Und natürlich spielen da auch Marktwertüberlegungen einer Rolle.

    Ibrahim Maza hat ja ganz offen angesprochen, wie er seine Situation aktuell mit der Konkurrenz um Wirtz, Musiala, Havertz einordnet.

    Er hat ist ein Top-Talent, das die nächsten Jahre sicher nicht komplett Chancenlos wäre im Kampf um einen Kaderplatz bei einer EM oder WM in Deutschland. Für 2026 müsste er sich aber wahrscheinlich hintan anstellen.

    Mit Marokko ist die Chance groß bereits 2026 bei der WM dabei zu sein und evtl. auch schon demnächst bei Afrika Cup, unter Umständen als Stammspieler zumindest aber mit Aussicht auf Spielzeit.

    Zwei Turniere mit guter Leistung bringen ihm in Sachen Marktwert mit Sicherheit mehr als die nächsten ein bis zwei Jahre als deutsches Top-Talent zu gelten, Da gilt dann vielleicht auch unabhängig von der Herzenseintscheidung: "Besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach."

    Auch diese Entscheidung ist übrigens nicht verwerflich oder negativ zu sehen.

    Sportler streben immer nach dem höchsten, was für sie erreichbar ist. Und wenn in dem Fall Deutschland vielleicht zu hoch ist und Marokko erreichbar, dann ist das auch ok.

    Eine Ausbildungsentschädigung durch Verbände finde ich in dem Fall ehrlich gesagt auch nicht ganz verkehrt, weil die Lehrgänge der Jugendnationalmannschaften den Spielern schon viel für Ihre persönliche und sportliche Weiterentwicklung geben, viel Geld kosten und jeder Spieler, der dabei ist, einem anderen Spieler den Platz wegnimmt und dessen Entwicklung damit ja unter Umständen hemmt.