Fehlende Laufbereitschaft

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  • Hallo zusammen,


    ich bin zwar schon länger bei diesem Forum dabei, habe es bisher aber vorwiegend lesend genutzt.
    Nun aber stehe ich vor einem Problem, bei dem ich nur mit Lesen nicht so recht weiterkomme...


    Ich habe seit dieser Saison eine neue Mannschaft übernommen: Eine D-Jugend.


    Die Kids scheinen recht fussballbegeistert und eigentlich macht das Training mit den Kindern auch Spaß.


    In den Spielen allerdings ist mir sehr schnell die fehlende Laufbereitschaft aufgefallen...


    Ich lasse entweder mit 3 oder mit 4 Abwehrspielern spielen, habe dementsprechend 3 oder 4 Spieler im Mittelfeld und einen als Spitze.
    (Möchte eigentlich auf ein 3-1-3-1 hinaus)


    Mein Mittelfeld ist nun das große Problem: Keine Laufbereitschaft!


    Meine Vorgabe:


    Ist der Gegner am Ball zieht sich auch das Mittelfeld zurück und arbeitet nach hinten mit.
    Bei Balleroberung, verteilen, aufrücken, anbieten, spielen, passen etc...
    Bei Ballverlust wieder zurückziehen, Ball erobern usw...


    Das nach hinten laufen klappt ganz und gar nicht. Bei Ballverlust bleiben die Spieler im Mittelfeld stehen oder kommen nur sehr langsam zurück, so dass es im Prinzip nur meine Abwehr ist, die den Angriffen des Gegners entgegen steht...
    Nach vorne rennen klappt, nur nach hinten nicht...


    Habe das nun mit allen Spielern ausprobiert, keiner läuft, ackert oder malocht im Mittelfeld...


    Habe das nun auch schon ein paar mal bei den Kids angesprochen und auch gefragt warum sie nicht laufen oder kämpfen. Die Antwort ist dann eigentlich immer "Weiß nicht" oder "Mir tut heute der Fuß weh" etc...


    Nun mal die Frage in die Runde: Wie bekomme ich die Kids zum Laufen?
    Vielleicht habt Ihr ja ein paar Anregungen und Tipps für mich um die Laufbereitschaft zu verbessern bzw herzustellen...


    Viele Grüße,
    Dirk

  • Bin da auch für wertvolle Tips dankbar. Habe mit meiner E Jugend grad auch das Problem. Es gibt im spiel nur ein Tempo, richtige Sprints sind Mangelware und somit schlagen wir uns im Moment ständig selbst da auch keine Zweikämpfe aufgenommen werden und die Gegner sich Problemlos freilaufen können. Man muß ihnen förmlich alles zurufen und zum nachlaufen animieren damit das Ganze am Ende nicht zweistellig ausgeht.

  • Du scheinst ja einiges an "Ausreden" zu hören bekommen....da würde ich mal anfangen zu sortieren:


    bei "weiss ich nicht".... da scheint es in der Ausbildung ein wenig gehapert zu haben...anscheinend hat der vorige Trainer nur lange Bälle nach vorn spielen lassen, so das das Mittelfeld gar nicht statt fand...!? Da liegt es nun an Dir, die neue Spielweise in die Köpfe zu bekommen.


    bei " mir tut der Fuss weh, ich habe schmerzen".... Spieler auswechseln und auf die Bank....mit Schmerzen, die einem am Laufen hindern, spielt man kein Fussball. Und sollte das nur ein Vorwand sein von deinem Spieler...dann muss er merken, das er malochen muss, um zu spielem und nicht nur nach vorn glänzen darf

  • Du bringst es auf den Punkt "dann muss er merken, das er malochen muss, um zu spielem und nicht nur nach vorn glänzen darf" - nur wie bekomme ich das bei allen in die Köpfe rein???


    Es ist irgendwie komisch...
    Die Kids wissen schon, was sie machen sollen und eben diese Laufbereitschaft erforderlich ist.


    Was willst Du da machen wenn Du die einzelnen Spieler fragst warum sie nicht mit nach hinten kommen und Du immer die Antwort bekommst "Weiß nicht"? (Mein Fuß tut weh, war in dem genannten Fall wohl auch nur ne AUsrede...)


    (Von schnellem umschalten in einen Defensivverbund will ich noch gar nicht sprechen...)


    Was zu tun ist wissen sie, (eigentlich), nur setzen sie es nicht um.
    Habe die ein oder andere Situation auch schon von Eltern gefilmt bekommen und den Kindern gezeigt.
    Sie kommen da selbst drauf, dass sie hätten mit zurück kommen müssen...
    Rennen nach hinten tun sie wirklich nur wenn ich es jedem einzelnen in jeder Situation zurufe... (Da wirst Du ja kirre im Kopf und kommst Dir irgendwann doof vor an der Seitenlinie...)


    Auswechseln (mache ich viel) bringt auch nicht wirklich was, da die Laufbereitschaft der Auswechselspieler auch nicht anders ist... das zieht sich durch die ganze Mannschaft...


    Daher frage ich mich wie ich die Kids zum Laufen bekomme...


    Da fehlt irgendwie der Biss, der Wille, dieses "Ich hole mir jetzt den Ball", "den lasse ich jetzt nicht flanken", "den lasse ich nicht schiessen"... Einstellung und Bereitschaft!


    Gruß

  • Evtl. würde es helfen, die "lauffaulen" Mittelfeldjungs in die Abwehr zu stellen und den anderen Spielern nur Offensivaufgaben zu geben, damit sie mal merken, wie doof es ist, alleine zu verteidigen...

  • Eine Ferndiagnose abzugeben ist sicherlich schwierig.
    Zuerst stellt sich die Frage ob es an der fehlenden Belastbarkeit der Kinder oder der fehlenden intrensischen Motivation liegt.


    Zum ersten gilt es zu beachten das sich insbesondere bei der E und D hinsichtlich der Laufbelastung für das Mittelfeld eine relativ hohe Belastung ergibt, wenn nicht alle Mannschaftsteile mitarbeiten, die wird verstärkt durch die altersbedingte hohe Quote der Ballverluste. insbesondere in der mittleren Zone des Feldes.
    Ich bezweifele dass deine Mittelfeldspieler weniger laufen als die anderen Teile der Mannschaft, es fällt hier jedoch stärker auf.
    Hinsichtlich der altersbedingten Mängel hinsichtlich der Belastungs- und Konzentrationsdauer muss hier im Trainingsalltag daran gearbeitet werden.


    Bei dem fehlenden Willen zurückzulaufen, gilt es folgende Punkte zu prüfen.
    Zum einen ist es insbesondere sehr typisch das Unsicherheit in Passivität umschlägt. "Wenn ich nichts mache, kann ich auch nichts Falsch machen.


    Altersbedingt fehlt Ihnen häufig auch noch der Teamgeist für die Fehler anderer, dem Ball hinterherzulaufen, oder zumindest in voller Geschwindigkeit.
    Aber wenn ich ehrlich bin in der Regel liegt die Wurzel solcher Probleme in der fehlenden Vorbereitung auf die Wettkampfsituation. Der Rest verstärkt nur die Symptome.

  • Evtl. würde es helfen, die "lauffaulen" Mittelfeldjungs in die Abwehr zu stellen und den anderen Spielern nur Offensivaufgaben zu geben, damit sie mal merken, wie doof es ist, alleine zu verteidigen...

    schon probiert.... das Problem zieht sich durch die ganze Mannschaft... ;(

  • Da kann ich AKjfv nur zustimmen:
    - Die läuferische Belastung bzw der Laufaufwand im Mittelfeld ist definitiv am höchsten
    - und klar fällt es im Mittelfeld am meisten auf, wenn das läuferische Element fehlt.


    Ob es am konditionellen liegt wage ich zu bezweifeln, da es ja gleich mit Spielbeginn so ist, da können die Kids nocht nicht ausgepumpt sein...


    Der altersbedingte Teamgeist fehlt definitiv.
    Angst vor Fehlern dürften sie nicht haben. Ich bin nicht der Typ der sie dann anmeckert oder anschreit.
    Ich sage ihnen immer wieder, dass sie immer wieder probieren sollen, dass sie machen sollen und sie durchaus Fehler machen dürfen. Das halte ich schon immer so und denke ganz gut damit zu fahren (hat in meiner vorherigen Mannschaft ganz gut funktioniert und war kein Problem für die Kinder)


    Für mich ist halt diese Trägheit komplett neu, sowas kannte ich bisher noch nicht...
    Und diese Trägheit muss ich irgendwie in eine "Ballgeilheit" umwandeln...

  • Ängste vor Fehlern müssen nicht zwangsläufig vom Trainer hervorgerufen werden. Unsicherheit in der Wettkampfsituation wird wahrscheinlich durch die gemachten Erfahrungen hervorgerufen. Nur weil eine negative Bestärkung durch den Trainer fehlt und die Kinder vom Trainer positiv verstärkt werden, fehlt häufig das nötige Selbstvertrauen im nötigen Tempo in die Zweikämpfe usw. zu gehen.
    Trägheit reflektiert dann die negative Selbsteinschätzung der Kinder. Wer genug mit sich selbst zu tuen hat, wird kaum in der Lage sein, dem Mitspieler oder dem Team zu helfen.

  • Wo auch immer es herkommt: Reite nicht drauf rum. Vor allem setze es nicht in den Köpfen der Jungs fest.
    Ich würde zwecks Neubeginn an dieser Baustelle das wording ändern: Rede nicht mehr vom Zurück laufen, rede vom Ball erobern! Und mach dazu entsprechende Übungen im Training, die die Jungs schaffen und motivieren.
    Und hör auf das Thema den Jungs einzureden - sonst legst Du den Schalter in deren Köpfen nie um. Streu kein Salz in die Wunden, die die Jungs schon haben, sondern lerne mit Ihnen wie sie den Ball erobern.

    Grüße von der Ersatzbank

  • Vielleicht helfen Spielformen die den Umschaltmoment von Ballbesitz auf Ballverlust schulen. Damit hab ich recht gute Erfahrungen gemacht.



    Gruß, Butze

  • Du hast eine D-Jugend, also kommt bald die Hallensaison.
    Da ist einiges einfacher umzusetzten, da weniger SPieler auf dem Feld sind.


    Ich würde da den Schwerpunkt ganz klar auf Einsatzbereitschaft legen. Das ist bei mir aber eh ein, wenn nicht der Grundsatz.


    Was ich von meinen Spielern erwarte, damit sie sich ausreichend Spielzeit verdienen ist rennen, kämpfen, alles geben.
    Und wenn man mal 9 von 10 Bällen verliert, ok, nicht super, aber wenn er rennt und kämpft hat er sich eine lohende SPielzeit verdient und bekommt sie auch. Ungeachtet der sportlichen Leistung.
    Ich sage immer, jeder Fussballer, hat mal nen schlechten Tag, an dem einfach kein Dribbling gelingen, kein Pass ankommen will. Aber kämpfen und laufen kann man immer. Und das ist auch keiner böse, das ist dann ok. Wer das brint bekommt ne Menge Spielzeit von mir. Nicht alles zu geben, das ist dann nicht ok und das reicht dann nicht für mehr Spielzeit.
    Gebt lieber kurze Zeit alles, als dass ihr längere Zeit nur rumeiert. Ich wechsle euch dann nach einer kurzen Erholungspause auch wieder ein.
    Das mache ich auch. Ich nehme wenig Spieler mit zu den Hallenturnieren (bei 4+1, 7 Spieler und nen Torwart, bei 5+1 genauso, weil wesentlich weniger intensiv.Ich vermeide aber 5+1 Turniere, auch in der E-Jugend. Da reicht eigentlich sogar ein Wechselspieler)
    Und ich wechsle viel, also aus und wieder ein. gerade die Stürmer spielen nur 2 bis max 3 Minuten,
    Bei mir bedeutet Auswechslung nicht Ende des Spiels.


    Ich würde also in der Halle die Spieler wesentlich mehr spielen lassen, die die Wege gegen den Ball bzw. alles in hohem Tempo machen.
    Und zwar ganz deutlich und vor allem absolut transparent den Kindern gegenüber.
    jemand der mehr läuft hat es einfach verdient mehr Spielzeit zu bekommen. Mal davon ab, dass ich annehmen muss, dass jemand der nicht läuft erschöpft ist, also ausgewechselt werden muss.



    Das klappt bei vielen Spielern. Selbstvertrauen geben, Angst vor Fehler nehmen (Lieber 10 Zweikämpfe suchen, annehmen und beschreiten und eventuell 7 verlieren, als 2 Zweikämpfe bestreiten und 1-2 gewinnen. Unter dem Strich hat ersterer mehr Zweikämpfe für das Team gewonnen.)
    Es gibt auch phlegmatische Jungs, bei denen ist so etwas ganz schwer bis unmöglich hinzubekommen. Die Erfahrungen habe ich auch gemacht. Alles versucht ne ganze Saison lang, nichts hat gefruchtet. Nur Lob, gar keine Kommentare, Kritik, etc.


    Aber den Großteil kann man so bekommen. Je jünger sie sind, desto einfacher.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Mal ein kleines Résumé:


    Ich werde das bei den Kids nicht mehr explizit ansprechen, sondern es anders (positiver) verpacken.
    Das ist, denke ich, ein ganz wichtiger Punkt!


    Zudem werde ich die Trainingsinhalte nun mehr auf die Umschaltmomente fokusieren. Das klingt vielversprechend.


    Habe das heute im Training auch schon umgesetzt und den Kids hats gefallen.
    Das hatte heute übrigens ganz schön Kraft gekostet und ich konnte wieder sehen: An der Kondition liegt es nicht...


    Bei Hallenturnieren habe ich uns angemeldet, das läuft.
    Zudem werde ich nun auch mehrfach unser Minisoccer Feld nutzen...


    Werde weiter berichten ob ich die Jungs zum Laufen bekomme ;)

  • für mich hat fehlende laufbereitschaft immer etwas mit fehlender kondition zu tun. die spieler merken, ob und wie viel sie laufen können um das ganze spiel durchzuhalten. Vlt hier schon ansetzen und häufiger wechseln.


    ansonsten: Spielformen mit hoher Intensität (kleinen Mannschaftsstärken) ohne große Pausen (neuen Ball direkt einschießen, Eindribbeln statt Einwurf etc). Auch mit einer Kontaktbegrenzung ist man gezwungen sich viel zu bewegen und alle Mitspieler einzubeziehen. Das ganze in dem Alter verbunden mit viel Erfolgserlebnissen und Belohnungen.

  • Mal ein kleines Résumé:

    Das hört sich gut an!


    Wenn die Jungs nur in eine Richtung laufen, dann liegt es meistens daran, als das sie wenig bis keinen Sinn darin sehen, auch in die andere Richtung zu laufen. Dafür kann es viele Motive geben. Manchmal wird das Toreschießen viel zu sehr gelobt und das Tore verhindern nahezu als selbstverständlich gesehen. Manchmal ist es aber auch das noch mangelnde taktische Verständnis ihres Trainers, der bislang nur eine für seine Mannschaft ausführbare Taktik bei eigenem Ballbesitz hat. Wenn z.B. nach Balleroberung alle nach vorn rennen, sodass man immer wieder sehr leicht ausgekontert werden kann und der Trainer darauf keine taktische Antwort kennt, dann sehen auch die Spieler schließlich keinen Sinn darin, sich schnell auf die neue Situation einzustellen.


    Doch wie Sir Alex schon meinte, geht das in der Halle viel leichter. Hierbei sollte man das Umschalten bei Ballbesitzwechsel in Übungen und Spielformen trainieren. Wichtig aber ist, dass es den Kindern Spaß macht.


    Übungsbeispiel: "Der dumme Trainer"
    Der dumme Trainer sagt immer etwas anderes als er meint. Wenn der Trainer "links" ruft, dann meint er rechts. Wenn also der Paßgeber seinem Partner "links" zurück, dann soll der Paßnehmer den Ball mit "rechts" mitnehmen, zurückpassen. Und umgekehrt! Wenn der Paßgeber "Kopf" ruft, dann soll der Paßnehmer den Ball mit der "Brust" mitnehmen und zurückpassen. Und umgekehrt. Man hat also schon mal 4 Technikvarianten, bei denen die Handlungsschnelligkeit trainiert wird, weil der Paßnehmer jeweils nur einen Moment Zeit zur richtigen Kombination zwischen Gesagtem/Gemeintem hat.


    Organisation:
    1. Gassenform, Abstand ca. 5 m
    2. TR präsentiert die 4 Zurufe mit einem Spieler
    3. Trainingsgruppe übt die Zurufe
    4. Aufgabenwechsel zwischen Paßgeber und Paßnehmer


    Spielformen zum Umschaltspiel lassen sich mit ein wenig Kreativität ausreichend gestalten. Dabei ist es jeweils wichtig, als dass die Spieler nicht spekulieren, sondern erst beim Eintreten einer bestimmten Situation die gewünschte Handlung auslösen!


    Aber natürlich ist die Handlungsschnelligkeit nur ein Teil des Problems. Denn deine Spieler sollten auch fähig sein, in Zweikämpfen zwecks Balleroberung erfolgreich zu sein. Wenn die Jungs den Gegner lediglich begleiten und keine Idee haben, wie man an den Ball kommt, dann sollte auch dort einige Trainerimpulse Ideen freisetzen können. Wichtig ist jedoch nicht, wie schnell, sondern wie gut sie es lernen! Ein Kollege meinte, wenn er nicht ständig hinein ruft, dann wird das Ergebnis zweistellig! Bei dieser Form von Coaching wird es kaum eine nachhaltige Verbesserung geben. Denn die Kids sind es gewohnt erst nach Trainerkommando zu handeln und warten stets darauf. Hier sollte man zunächst einmal im Training davon abgehen, alles vorzugeben, sondern durch geschickte Fragestellungen seine Spieler dahin zu bringen, dass sie von ganz allein darauf kommen, was man in der Situation X oder Y am besten machen kann! Je mehr selbständiges Handeln seiner Spieler, je mehr Zeit hat der Trainer, sich während des Spiels Gedanken über eine weitere Verfeinerung von bereits gut verstandenen Grundstrukturen des Fussballspiels zu machen.