Warum überhaupt richtiges Training ?

Du bist noch kein Trainertalker? Registriere dich kostenlos und nehme an unserer Community teil!

Du bist Trainertalker? Zur Anmeldung
  • Mal eine These:
    Bis zur D-Jugend ist es genauso effektiv im Training nur zu „spielen“, als sich immer wieder irgendwelche erklärungsbedürftigen Übungsformen auszudenken.


    Ein bisschen warmmachen mit Ball (z.B. Coerver Sachen etc.), dann Spiel in kleinen Gruppen (3:3: 2:2, bis max. 4:4) mit verschiedenen Varianten (2 Tore, 4 Tore, große/kleine Tore, immer Tempo reinbringen, Bälle einschiessen, Bälle am Rand zum direkten weiterspielen verteilen, die stärkeren und die schwächeren getrennt spielen lassen, etc.etc. -> Funino!!!


    That´s it!
    Da lernt man alles was man zum Fußballspielen braucht und es geht keine Zeit für große Erklärungen verloren. Die Kids haben Spaß und der Hobbypapatrainer spart sich viel Zeit und Gedanken. Wichtig ist doch was hinten rauskommt! Und da liegt man mit dieser Methode nicht schlechter als der „Hütchentrainer“.
    Was meint ihr dazu?


    Ich hab die Überschrift "richtiges Training" gewählt, weil meine Jungs immer unterscheiden zwischen "richtigem" Training und dem "spielen" wie wir es zu 80% machen. ;);) Und ich spreche von Kreis- oder Bezirksligateams und nicht von NLZ oder ähnlichem...

  • Hi Kicknrush


    Ich denke, dass bei deinem Ansatz auf jeden Fall etwas wahres dran ist. Speziell Technik unter Gegnerdruck, Spielintelligenz etc. lassen sich optimal in kleinen Spielformen trainieren.


    Dennoch ist Fußball doch etwas facettenreicher als die hier genannten (zugegeben sehr wichtigen) Aspekten. Nehmen wir als Beispiel die von dir angesprochene D-Jugend. Als Ausbildungsziel hier wird viel Individualtaktik genannt. Und diese muss meines Erachtens in entsprechend entwickelten Übungen erlernt werden.
    Auch bei der Technik denke ich ist zu Beginn eine Schulung außerhalb von Spielformen sinnvoller, da hier bei guter Organisation nochmal deutlich höhere Ballkontaktzeiten herauskommen.


    Desweiteren würde ich mit dem Trainingsprinzip "vom einfachen zum komplexen" argumentieren. Eine Spielform ist nunmal aufgrund der hohen Anzahl an zu treffenden Entscheidungen eine sehr komplexe Aufgabe (vgl. "Fußball durch Fußball" von Marco Henseling).


    Und mal so als Gedanke: Wollen wir als Trainer uns wirklich Zeit sparen? Ich meine, dass speziell die in diesem Forum zu findenden Trainer doch zumeist motiviert sind ein bestmögliches (nach den eigenen Möglichkeiten) Training zu veranstalten. Für mich wäre das zumindest kein Grund meine Trainingsphilosophie zu ändern.


    Dennoch stimme ich dir zu, dass Spielformen sehr wichtig sind und einen größeren Teil des Trainings veranschlagen sollten. Aber so radikal wie du sehe ich das nicht.

  • Interessantes Thema!


    "Richtiges Training" (cool das deine Jungs das Unterscheiden) sollte mEn (man möge mich eines besseren belehren) aus mehreren Gründen (neben den von dir beschriebenen SSG's) angeboten werden:


    - viele Wiederholungen die ich mit SSG's nie erreichen werde
    - Kinder können Bewegungen (egal ob koordinativ oder mit Ball) ohne Zeit und Gegenerdruck (welcher durch SSG's immer gegeben ist) probieren, üben, verfeinern... um sie dann in Spielformen unter Wettkampfbedingungen anzuwenden.
    - mache Kinder (vor allem Jüngere) werden sehr zurückhaltend in Spielformen auftreten und dadurch kaum Ballkontakte haben.
    - ich kann gezielt ein Thema "herauspicken" und dieses bearbeiten (Zergliederungsmethode)
    - ich kann gezielt an "Fehlern" arbeiten (die bestenfalls im Spiel gesehen habe)


    Allerdings sollte mindestens die Hälfte der Trainingszeit in Spielformen investiert werden.


    ABER:


    Sowohl für "richtiges Training" als auch für Training in Spielformen ist einiges an Know-How des Trainers notwendig. Denn egal ob ich jetzt eine Übungs- und Spielreihe zu irgendeinem Thema ausarbeite, oder eine maßgeschneiderte Spielform (mit entsprechenden Schwerpunkten und dem richtigen Coaching) plane, wird sich die Arbeit, die für Planung und Konzeption draufgeht ziemlich die Waage halten.


    Denn "Da habt ihr einen Ball, spielt wie ihr wollt" ist mir ein bisschen zu wenig (obwohl manchmal sicher besser, als das was als "Training" verkauft wird).


    Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole:
    Mit Horst Wein fährt man glaube ich ganz gut.


    1. Ganzheitliche Spielform (die vielleicht auch noch passend zum Schwerpunkt ist)
    2. Isolierte Spielform oder Übung (die hohe Wiederholungsraten zum Schwerpunkt anbietet)
    3. Ganzheitliche Spielform


    Wichtig ist dabei immer den Bezug zum Spiel selbst herzustellen.


    Passender Link zum Thema:
    http://h-schlenke.de/Meth-Konz-Spi.pdf

    I've missed more than 9000 shots in my career. I've lost almost 300 games. 26 times, I've been trusted to take the game winning shot and missed. I've failed over and over and over again in my life. And that is why I succeed. (Michael Jordan)

  • genauso effektiv im Training

    Das wird gerade auch in einem anderen Thread thematisiert. Allerdings gehts dort primär um eines andere Reihenfolge als bei der standardisierten Trainingseinheit mit Warmmachen, Übungen, Spielformen und Abschlußspiel.


    Gerade in dieser Wiederkehr kann auch eine Monotonie liegen, die sich z.B. in der Frage eines Spielers: "Trainer, können wir jetzt endlich spielen" ausdrückt!


    Es gehört sowohl Mut als auch eine gute Portion Kreativität dazu, seine Trainingsabläufe zu verändern und dadurch besser an die Bedürfnisse seiner Nachwuchs-Mannschaft anzupassen. Ich sehe darin auch keine Verbindung zu früheren Jugendtrainern, die in der einen Hand ne Flasche Bier und in der Anderen eine Zigarette hatten, sich mit Kollegen unterhielten und desinteressiert die Kids spielen ließ, um ihnen beim Trainingsende den Ball weg zu nehmen.


    Auch kann man seine Mannschaft in 2 Gruppen einteilene, wovon die Eine eine Übung und die Andere mit einer Spielform beginnt. Danach wird gewechselt. Aufgrund dieser jeweils kleinen Trainingsgruppe kann man individuell durch Impulse Denkanstöße geben, als wenn man in einer größeren Gruppe eine Spielform für 1 - 2 Spieler anhält und alle Anderen warten müssen.


    Probiert das aus, was für euer Team gut ist und laßt es euch nicht auf "Punkt und Komma" vorschreiben.


  • Nehmen wir als Beispiel die von dir angesprochene D-Jugend. Als Ausbildungsziel hier wird viel Individualtaktik genannt. Und diese muss meines Erachtens in entsprechend entwickelten Übungen erlernt werden.


    Bis zur D-Jugend, für mich bedeutet es, ab der D wird anders trainiert.



    Eine Spielform ist nunmal aufgrund der hohen Anzahl an zu treffenden Entscheidungen eine sehr komplexe Aufgabe (vgl. "Fußball durch Fußball" von Marco Henseling).


    2vs2 müsste klappen.
    3vs3 Funino
    max. 4vs4 in der E.


    Eventuell hat so was mal einer probiert. Für so was interessiere ich mich auch.


  • - mache Kinder (vor allem Jüngere) werden sehr zurückhaltend in Spielformen auftreten und dadurch kaum Ballkontakte haben.


    Bei spielen in kleinen Gruppen (3:3: 2:2, bis max. 4:4)?




    - ich kann gezielt ein Thema "herauspicken" und dieses bearbeiten (Zergliederungsmethode)


    Durch Regeln kann man das bei Spielen in kleinen Gruppen provozieren.



    oder eine maßgeschneiderte Spielform (mit entsprechenden Schwerpunkten und dem richtigen Coaching) plane


    Fürs gezielte Coaching mit Kindern habe ich die Übungsformen.
    Wenn die Kinder auch während der Spielform "genervt" werden. Finde ich das ein bisschen viel.
    Zumindest im Kinderfußball.
    Im Jugendfußball ist es was anderes.

  • Wenn ich als D-Jugendtrainer 20 Kinder bekomme, die nicht wissen wie man einen Pass spielt/schießt/Einwurf macht etc. würde ich wahrscheinlich aufgeben. Und diese Dinge in Spielformen zu vermitteln halte ich für nahezu unmöglich (1. Anzahl der mgl Wiederholungen, 2. Anzahl der Trainer im Vgl zur Anzahl der Spielfelder).


    Ich verstehe wo der Ansatz hinsoll, Deutschland mangelt es an diesen typischen Straßenkickern, diejeden Tag auf dem Platz waren und einfach gekickt haben. Vlt wäre es sinnvoll das Training in jüngeren Jahrgängen so zu unterteilen, dass man in einer Einheit konsequent Techniken ausprobiert/einstudiert und in der anderen der Kreativität freien Raum lässt. Aber ganz auf Gassenform etc verzichten? Das wird nix.

  • Solange Trainer der Minis Erfahrungen und Bewegung der Lütten dadurch verhindern, dass man Vorgaben macht, instruiert statt stimuliert, statische Übungen mit denen macht oder gar dazu rumbrüllt und Angst verbreitet....



    ....solange könnte es der Wahrscheinlichkeit nach sein....daß


    es besser für Kinder ist, ebend nicht zum Fußball zu gehen, um zu Hause auf der Wiese den Straßenfußball zu leben.


    Davon 10 oder 20 talentierte in einem Team ab der E oder D, statt gehemmte Kinder die die ach so gute Schule der Minis und F beim ehrenamtlichen Brüllaffen durchliefen = möglicherweise eine richtig schlagkräftige Truppe mit viel Spannung und Elan und lernfähig aufsaugend für das, was ein moderner Trainer der D ihnen zu sagen und anzubieten hat. Der würde ihnen nämlich immer noch locker 70 Prozent der Trainingszeit SPIELFORMEN mit Provokationsregeln...ein wenig Theorie und kleine Anteile an Übungsformen anbieten.


    Und würde der gleiche moderne Trainer die Minis trainieren, wären es viele motorische Übungen die nichtmal was mit Fußball zu tun hätten. Und so ein Trainer würde auch NIEMALS in der G, F oder E auf Manndeckung spielen lassen, weils einfach nur dumm ist.


    Deshalb ...danke für diesen Thread, er ist LEIDER ...sehr treffend und hat seine Berechtigung, jedenfalls aus meiner Sicht.

  • Im Breitensport ist es mit Sicherheit sehr wichtig den Spaß zu fördern. Den Kindern die Lust am kicken zu erhalten.
    Die zwei Trainingseinheiten sind einfach zu wenige und dazu noch enorm kurz um da dann gezielt, Koordination, Motivation, Funino & andere Spielformen zu praktizieren.
    Dazu soll noch Korrigiert und verfeinert werden. Neue Reize gesetzt werden und Sachen an die ich gerade nicht denken. Das ist in 2 Einheiten mal 90Minuten. Ohne Stress und Druck :huh:

  • In der Mannschaft meines älteren Sohnes (U11) gibt es vier, fünf Spieler, die beim Passen und Dribbeln völlig selbstverständlich den schwachen Fuß nehmen (wenn es denn angesbracht ist), und ich habe das Gefühl, daß denen das in den meisten Situationen mitlerweile nicht mal mehr bewußt ist, also daß sie das völlig automatisch machen, und nicht mehr das Gefühl haben, daß das was "Besonderes" ist. Zwei haben sogar einen richtig guten Torabschluss mit links (auch aus der Bewegung). Ich kann mir nicht vorstellen, daß das auch so wäre, hätte der Trainer nur spielen und nicht auch (über die letzten vier Jahre) viele (fast alle) Übungen beidfüßig durchführen lassen.

  • In der Mannschaft meines älteren Sohnes (U11) gibt es vier, fünf Spieler, die beim Passen und Dribbeln völlig selbstverständlich den schwachen Fuß nehmen (wenn es denn angesbracht ist), und ich habe das Gefühl, daß denen das in den meisten Situationen mitlerweile nicht mal mehr bewußt ist, also daß sie das völlig automatisch machen, und nicht mehr das Gefühl haben, daß das was "Besonderes" ist. Zwei haben sogar einen richtig guten Torabschluss mit links (auch aus der Bewegung). Ich kann mir nicht vorstellen, daß das auch so wäre, hätte der Trainer nur spielen und nicht auch (über die letzten vier Jahre) viele (fast alle) Übungen beidfüßig durchführen lassen.

    Jepp...U 11, ich sprach von einer U 5/6.


    Und dort, so meine Meinung im Gegensatz zu vielen anderen Trainern mit und ohne Meinung, ...ist das dort auch möglich, wenn ich das kunstvoll dort einbaue...für den Fall...das die Koten bereits geradeaus, seitwärts, vorwärts in verschiedenen Geschwindigkeiten unter verschiedenen Bedingungen (z.B. mit Ball in der Hand) laufen können. DAVOR brauche ich nicht anfangen, einem Fünfjährigen über stupide FUSSBALL-Übungsform das Führen eines Balles mit dem linken Fuß beizubringen. Der muß erstmal mit seinem Körper klarkommen. Genau das beherzigen aber einige da draussen nicht. Mit dem Nichtwissen oder gar der eigenen Unfähigkeit, über den eigenen Schatten zu springen...mit dem Druck nichtwissender Eltern im Nacken und der Freiheit, weitestgehend tun und lassen zu können was man will....wird in einer U 5 schon Fußballtraining abgehalten und oftmals im Prinzip beim Training und im Spiel und auf Turnieren das abgehalten, was in einer z.B. D - Jugend abläuft. Und das würden diese Kandidaten auch mit einer U1 so versuchen!