Liebe Trainer
Ich möchte mich etwas "auskotzen" da im Moment etwas Frust da ist und sorry wenn der Beitrag lang ist und chaotisch wirkt.
Bin nun seit letztem August Trainer einer D-Jugend. Ich betreue die schwächsten D-Junioren des Dorfvereins. Im Kader sind 16 Kinder und die Leistungsunterschiede sind sehr gross. Ich habe einen herausragenden Spieler, 2-3 gute und dann viel mittelmässige/schwache und 3-4 sehr schwache. In der Hinrunde wurde 1 Spiel gewonnen die 8 restlichen verloren, mit 28 erzielten und 85 kassierten Toren. Wir spielen bereits in der untersten Spielklasse.
Ich habe einige langsame und ängstliche Spieler aber auch einige die schnell sind. Die Defizite sind v.a. im Spielaufbau und in der Defensive auch wegen der fehlenden Aggressivität aber ich kann verstehen, dass wenn ständig verteidigt werden muss, die Tore dann irgendwann auch fallen. Im Spiel sind die Jungs fast immer unterlegen, bis z.T. klar unterlegen. Stark merkt man folgendes: Die Kinder merken sehr schnell, ob der Gegner stärker ist oder in etwa dem eigenen Niveau entspricht. Ist der Gegner etwa gleich stark, so wird viel mehr Einsatz gezeigt – ist er stärker scheint es so als würden sie schnell aufgeben.
Die drei bestrittenen Hallenturniere waren miserabel mit sehr sehr wenigen Torchancen und einem einzigen erzielten Tor in 15 Spielen.
In der Hinrunde habe ich in den Wettspielen viel rotiert. D.h. die Kinder hatten keine feste Spielposition auch wenn einige sicherlich häufiger in Abwehr oder Sturm gespielt haben (im nächsten Spiel auf andere Position). Ich weiss zwar, dass dies richtig ist, aber trotzdem stelle ich fest, dass einige Spieler die zwar im Sturm spielen, dann häufig zu tief in die Verteidigung zurückkommen und dann vorne fehlen, wenn der Ball erobert worden ist. Von der Persönlichkeit her sind viele eher defensive Spieler dabei.
Im Wettspiel spielt der Gegner meist in unserer Hälfte und wir schaffen es mit Mühe oder vielleicht durch einen Konter den Ball nach vorne zu befördern.
Manchmal geben wir in den Wettspielen konkrete Ziele vor, z.B. jeder gewinnt mindestens 3 Zweikämpfe oder mindestens ein Torschuss erfolgt mit dem schwachen Fuss.
Ich habe immer 3-2-3 oder 3-3-2 spielen lassen. Andere Formationen habe ich bewusst ausgeschlossen – denke aber darüber nach.
Sicher denke ich durch die schwache Hinrunde jetzt zu ergebnisorientiert und demnach falsch. Ich hoffe auf eine klare Verbesserung in den erzielten Toren und in den kassierten Toren mir ist bewusst, dass es auch von den Gegner abhängt wie gut wir schliesslich abschneiden und das eine oder andere Spiel sollten wir auch mal gewinnen können. Ich möchte schliesslich, dass auch die Kinder merken, dass sie Fortschritte machen ohne ihn ihnen falsche Illusionen aufkommen zu lassen. Und auch die Eltern wollen endlich wieder einen Sieg feiern können, immer wieder kommen halt Sprüche wie „schon wieder verloren“ oder „wir haben uns daran gewöhnt“. In zwei Wochen haben wir ein Testspiel gegen ein Mädchen-Team. Einige sprechen schon davon mit dem Fussball aufzuhören, sollte das Spiel verloren gehen. Ich glaube nicht, dass sie das ernst meinen, aber der Gedanke ist da und hat sicher damit zu tun, dass nun mal die Erfolgserlebnisse ausbleiben.
Natürlich frage ich mich spätestens nach einem halben Jahr ob meine Trainings effektiv sind und ich als Trainer „begabt“ genug bin, um ihnen alles kindsgerecht und spielerisch aber auch mit Disziplin und Seriosität zu vermitteln. Die Kinder kommen gerne zum Training, meist sind 12-14 Kinder dabei. Einige kommen auch um etwas zu lernen, andere nur um zu spielen.
Die Defizite sind stark – einige können immer noch nicht korrekt schiessen oder passen. Auch ist es echt schwierig für mich effektive Fortschritte zu erkennen bis auf vielleicht 1-2 Kinder die sich etwas gesteigert haben, aber als Team immer noch schwach auftreten.
Auch denke ich manchmal, dass das Training gut war und die Kinder Fortschritte machen, bis dann im Wettspiel die Ernüchterung kommt.
In der Hinrunde habe ich das Training so gestaltet, dass ich mich für 2 Wochen also 4 Trainingseinheiten auf einen Schwerpunkt konzentriert habe, in Anlehnung an das DFB Buch (Ausbilden mit Konzept 2). Kann sein, dass ich ja damit total falsch liege und zu diesem Leistungsniveau einfach nicht passt? Oder soll ich Torschuss oder Passen für 4 Wochen mit immer denselben Übungen trainieren und nur wenig variieren? Aktuell ist für 2 Wochen Ballannahme/Ballbesitz angesagt.
Wie würdet ihr das Training gestalten? Sollte ich mit zwei bis vier homogenen Gruppen arbeiten? Würdet ihr Spielformen oder Drills empfehlen? Ich versuche immer beide zu integrieren obwohl ich die Spielformen von der Organisation und Einfachheit (in der Erklärung) her bevorzuge aber das Gefühl mir sagt, dass Drills effektiver sind (keine Feststellung).
Um die Bewegungen, Positionen und Abläufe im Wettspiel zu trainieren haben wir gestern zum ersten Mal eine Formation aufgestellt und 9-0 und 9-4 gespielt.
Mein Co-Trainer meint, wir sollten im Training das Wettspiel häufiger simulieren indem wir eben die Formation aufstellen und gegen die restlichen, weniger Spieler spielen lassen, also mit wenig Gegnerdruck. Ist das sinnvoll? Es sieht "gut" aus weil es einfach ist mit wenig Gegnerdruck aber bringt das wirklich etwas? Ich habe das zwar immer wieder überlegt aber noch nie im Training eingesetzt weil mir einerseits der Gegnerdruck fehlt und auch in der Literatur und im Trainer-Kurs nicht erwähnt oder empfohlen wird. Was meint ihr dazu?
Es kann sein, dass meine Übungen zu einfach oder zu schwer sind. Oder einfach nicht passen. Wie merkt ihr, dass eine Übung passt und nicht zu schwer/einfach ist?
Gestern hatte ich vielleicht ein Aha-Erlebnis. Habe zwei Gruppen gemacht und dieselbe Übung machen lassen mit einem Ball. Die Atmosphäre war locker und die Kinder waren dekonzentriert und es wurde zu viel „gespasst“. Als ich in der einen Gruppen einen zweiten Ball in die Übung eingebracht habe, wurde es plötzlich ruhiger …
Mir ist bewusst dass ich nicht der einzige mit solchen Problemen bin und dass ich ev. einiges zu ernst nehme aber es frustriert die Eltern und mich und ein wenig auch die Kinder denn das Gefühl ist, dass keine Fortschritte zu sehen sind.
Was mich motiviert? Der Teamgeist an sich ist gut und es gibt praktisch nie streit. Der Einsatz im Training und auch in den Spielen ist gut bis sehr gut. Und Sätze wie nach dem einzigen gewonnen Spiel von einem Jungen „Danke Trainer, dass du uns gut trainiert hast, darum haben wir gewonnen“. Details zu diesem Spiel? Es wurde knapp mit 7-5 gewonnen, der Gegner mit einem Spieler weniger (!) und mit einem gegnerischen Jungen der wirklich nur einfach auf dem Platz herumstand, tatsächlich spielten wir 9 gegen 7 ….
Danke für’s Lesen und für allfällige Tipps
liebe grüsse
gipe2002