Umgang mit nörgelnden Kind

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  • Hallo liebe Trainerkollegen,


    Da Ihr mir schon beim letzten Mal so gut geholfen habt, wende ich mich erneut an Euch.


    Folgende Problematik: ich trainiere eine D-Jugend. Ältere und Jüngere zusammen. Die Einen stehen kurz vor der Pubertät, die Anderen sind noch sehr verspielt. Es klappt aber ganz gut zwischen den Jungs.
    Ich habe allerdings einen Jungen dabei, der sieht die Welt eher Schwarz als Weiß. Alles ist in seinen Augen "schei....". Während des Trainings lässt er permanent seine schlechte Laune ( leider zum Dauerzustand geworden) an den Jungs aus. Ich habe jedoch darunter Kinder, die interessiert das nicht und lassen ihn stehen. Allerdings habe ich andere, die mir mitteilen, dass sie nicht so gern in einer Mannschaft mit ihm spielen wollen, da er sie permanent anmeckern würde.
    Ich habe daraufhin mit ihm gesprochen, er hat geweint und danach hat er nur noch mit hängenden Mund mitgemacht. Übungen werden von ihm lustlos durchgeführt, so dass die Anderen ebenfalls nicht mehr bei der Sache sind.
    Ich kenne dieses Verhalten auch bei Erwachsenen, da habe ich mich zurückgezogen, da ich mit derartig eingestellten Menschen privat keinen Kontakt möchte. Das geht in diesem Fall nicht, ich fände es auch schade, er ist eigentlich ein guter Spieler.
    Mit den Eltern bin ich konstant im Gespräch, sie sind sehr nett und sie würden sehr oft mit ihm sprechen. Aber irgendwie will das nicht bei ihm ankommen. Er entzieht mir meine gesamte Energie, die ich eigentlich für die Anderen brauche.


    Was mache ich mit ihm? Ich bin echt mit meinem Latein am Ende....


    Viele Grüße Jason

  • Wenn die Eltern bereits im Boot sind (sollte Schritt 1 sein) um das generelle Verhalten zu erfragen und festzustellen, ob vllt etwas ganz anderes im Argen liegt, hilft meistens ein kleiner "Trick":


    Schritt 2: Beauftrage ihn mit kleinen Sonderaufgaben die sein Selbstwertgefühl stärken. Bsp: Sag ihm es würde dich interessieren ob "genügend" Tore im Training nach einem Doppelpass fallen. Nach dem Training fragst du ihn dann. Dadurch fühlt er sich als wichtigen Bestandteil des Teams. Denn in diesem Alter fängt nunmal die psychologische Unsicherheit an.


    Schritt 3 ist das konsequente Vermitteln von Regeln:

    • achte konsequent auf die Einhaltung der Regeln,
    • zeige dich in jeder Situation im positiven Sinne berechenbar,
    • gib nicht nach und mache keine Ausnahmen,
    • bleib in Stresssituationen ruhig und
    • begründe entsprechende Konsequenzen mit der aufgestellten Regel.
  • Eigendlich hat der Junge doch gar keine Lust auf Fussball. Er findet ihn ganz offensichtlich Scheisse.


    Also tu ihm einen Gefallen und gönne ihm mal eine etwas längere Pause.


    die Lust der anderen Spieler ist wichtiger.

  • Eigendlich hat der Junge doch gar keine Lust auf Fussball. Er findet ihn ganz offensichtlich Scheisse.


    Also tu ihm einen Gefallen und gönne ihm mal eine etwas längere Pause.


    die Lust der anderen Spieler ist wichtiger.


    Da bin ich mir nicht sicher, er brennt darauf zu spielen, gerade bei einem Punktspiel ist er motiviert. Nur alles was dazugehört, wie das üben von einfachen Techniken, lässt ihn kalt. Er hat darauf einfach keine Lust. Diverse Gespräche mit ihm brachten nichts, er ist der Meinung, dass ihm das alles nichts anginge. Mit seiner Einstellung gefährdet er aber die Anderen, da sie natürlich noch nicht so gefestigt sind (es sind Kinder) bzw. haben sie Angst vor ihm aufgrund seiner Meckereien.


    Das mit den Aufgaben hatte ich probiert, leider empfindet er dies als Strafe. Er stünde wieder mal "unter meiner Aufsicht". Alles was ich ihm sage sei gegen ihn, so empfindet er dies.... Schlimm, wirklich, weil ich mir jedes Wort überlegen muss. Er hat mich auch schon versucht gegen seinen ersten Trainer auszuspielen (der es nicht bemerkte, ist halt gutgläubig). Auf meinen ernsten Worte folgten erhöhtes Desinteresse. Seine Eltern meinten, er solle mit dem Sport auch teamfähigkeit lernen, sie hoffen so darauf, dass er aus seine Einsiedlerhöhle rauskäme....


    Ich sag es nicht gern, ich bin froh, wenn er nicht beim Training ist, da auch meine sensiblen Spieler aufblühen und sich Dinge getrauen, die sie sonst nicht machen würden.

  • Zitat Jason2012:

    Zitat

    Da bin ich mir nicht sicher, er brennt darauf zu spielen, gerade bei einem Punktspiel ist er motiviert.

    Hier hast Du doch ein Druckmittel. Es spielen die Kinder, die entsprechend trainieren. Erscheint jemand nicht zum Training oder stört es ständig bzw. ist ständig lustlos dabei, bekommt er eine entsprechende Auszeit.

  • Jason2012


    Ein Mensch, der sich wiederholt negativ äußert, will in erster Linie ernst genommen werden. Fragen können helfen, sich selbst ein Bild über die Gründe zu machen. Dabei ist nicht der Wortlaut, sondern der Sinn seiner Zweifel zu ergründen. Wo man sich auch dann noch kein konkretes Bild machen kann, können Freunde dieser Person Antworten auf offene Fragen geben. Versucht man es ohne Fragen zu ergründen, kann es passieren, dass man Menschen mit bestimmten (Vor-)Urteilen belegt, in bestimmte Schubladen steckt und sein eigenes Bild über alles Fremde verengt bleibt.


    Ein Kind legt jedoch noch weitgehend in seiner kleinen Welt. Da sein Erfahrungsschatz noch sehr begrenzt ist, kann es manchmal die Gründe seines Ungücks ("Schwarz") wie Glücks ("Weiß"), sowie den Wandel zwischen diesen emothionalen Phasen nicht beschreiben. Allgemein wird dies auch als Laune beschrieben.


    Etwas Anderes ist es jedoch, wenn eine Person eine Verantwortung für eine Gruppe von Kindern trägt und hier eines der Kinder sich sehr abnormal verhält.. Hier sind in aller erster Linie die Eltern die engsten Vertrauenspersonen und nicht der Trainer! D.h. die Eltern haben den Willen des KIndes zu ergründen und sollte er mit dem Hobby Fussball kollidieren, den Trainer davon in Kenntnis zu setzen.


    Es könnte gut sein, dass sich als Ergebnis der elterlichen Bemühungen herausstellt, dass sich das Kind unterfordert fühlt? Aber genausogut kann es sein, dass das Kind (trotz guter Fussballfähigkeiten) keinen Bock mehr auf Fussball hat!

  • kann es manchmal die Gründe seines Ungücks ("Schwarz") wie Glücks ("Weiß"), sowie den Wandel zwischen diesen emothionalen Phasen nicht beschreiben. Allgemein wird dies auch als Laune beschrieben.

    ...zumal hier auch die Altersgruppe zu beachten ist.
    Kurz vor der Pupertät sind sie sich ihres Gefühlslebens nicht immer bewußt.


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.

  • Da alles andere nichts gefruchtet hat, würde ich mit den Eltern tacheles reden.


    Dem Sohn hier nebenbei fehlendes Sozialverhalten und Teamfähigkeit beibringen zu wollen auf den rücken der Spieler und Trainer würde ich NICHT mitmachen.


    Rede mit deinem Jugendleiter über einen ausschluss dieses Spielers und belobige ihn in eine andere Sportart. Schach soll ganz toll sein ;)

    Versuche im jeden Training 1 Spieler gezielt besser zu machen und du hast in einem Jahr/einer saison, VIEL geschafft!

  • War der Junge schon immer so oder ist das eine Veränderung, die sich in letzter Zeit ergeben hat? Wie ist der Junge den generell integriert? In eurem Team, evtl. auch in der Schule, falls du da was weißt?


    Du schreibst, dass er eigentlich ein guter Spieler sei. Wie ist denn sein Verhalten in den Punktspielen? Auch so wie im Training, oder verhält er sich da dann anders? Könnte es vielleicht auch sein, dass er sich selbst sehr viel Druck macht und durch Motzen/ Meckern von der Unsicherheit bzgl. sich selbst/ einer evtl. Angst, seinem eigenen Anspruch nicht gerecht zu werden, ablenkt? Ist nur mal eine These, habe ich ähnlich mal bei uns im Verein erlebt...


    Liebe Grüße

  • Entschuldigt bitte, dass ich mich zwei Tage nicht gemeldet habe, aber war beruflich stark eingeschränkt.


    Erstmal herzlichen Dank für Eure Meldungen zu meiner Frage. Ich werde nunmehr sein Verhalten stärker hinterfragen und schauen, wie er weiter reagiert. Manchmal denke ich, dass er denkt, unterfordert ist. Ich schreibe dies bewusst so, da ihm die grundlagentechniken langweilen und er eher komplexere Übungen durchführen möchte. Aber dort merkt man ganz schnell, dass er in den Grundlagen schludert, und es klappt dann nicht, wie er es sich erhofft hat. Möglicherweise könnte dies ein Grund seiner Motzereien sein. Er stellt hohe Anforderungen an sich selbst, die er aufgrund seines Alters nicht erfüllen kann. Jedoch - und das ärgert mich besonders- stellt er diese Anforderungen auch an die Anderen und gibt den Spielern dann Schuld, wenn etwas nicht klappt. Aber ich sage den Jungs immer, dass sie Dinge im Spiel ausprobieren sollen, auch wenn die Gefahr des Scheiterns besteht. Wie sagte man so schön im Trainerlehrgang: Kinder machen keine Fehler, das sind alles Entwicklungsstufen.


    Ich werde nochmal das Gespräch mit den Eltern suchen, denn so kann es nicht weitergehen.


    Achse: die Kinder, die ein gesundes Selbstbewusstsein haben, ignorieren seine Stimmungen, die sensiblen nehmen es sich zu Herzen. Ansonsten ist er ganz gut integriert im Team.

  • Ansonsten ist er ganz gut integriert im Team.

    das kann ich jetzt nicht nachvollziehen.


    Steht das nicht im Widerspruch zu deiner nachstehend zitierten Aussage?


    Stehen lassen und nicht mit ihm in einer Mannschaft spielen wollen , ist für mich einBeleg für eine geringe Integration., die Mitspieler ignorieren ihn bzw. wollen ihn doch nicht., zumindest nicht mit seinem derzeitigen Verhalten.

    Ich habe jedoch darunter Kinder, die interessiert das nicht und lassen ihn stehen. Allerdings habe ich andere, die mir mitteilen, dass sie nicht so gern in einer Mannschaft mit ihm spielen wollen

    Ich vermute stark, dass du hier zu spät eingegriffen hast.Passiert aber recht häufig, man hofft ja immer, dass es sich schnell wieder ändert.
    Dabei ist sofortiges Eingreifen einfacher und führt schneller zu einem positiven Ergebnis.

  • Hallo Günther,


    Ich habe mich in der Eile wohl falsch ausgedrückt: ich meinte, die Kinder, die ein starkes (positives) Selbstbewusstsein haben, stören sich nicht an seinen Meckereien. Sie nehmen ihn, wie er ist, demzufolge ist er von diesen integriert. Nur die anderen wollen ihn nicht bei Trainingsspielen in ihrer Mannschaft haben. Sie sagen es ihm nicht direkt, sondern kommen zu mir....


    Ich habe bei jeder seiner "Aktionen" sofort eingegriffen, so unter anderen habe ich mit ihm gesprochen, für Alle ein meckerverbot erlassen nebst Konsequenzen ( habe bemerkt, Liegestütze machen sich sehr gut) und bei egoistischer Spielweise ( trifft auch alle) gab es im Trainingsspiel eine gelbe Karte als Verwarnung. Seitdem entwickelt sich langsam der Blick für freistehende Mitspieler....

  • Er stellt hohe Anforderungen an sich selbst, die er aufgrund seines Alters nicht erfüllen kann. Jedoch - und das ärgert mich besonders- stellt er diese Anforderungen auch an die Anderen und gibt den Spielern dann Schuld, wenn etwas nicht klappt. Aber ich sage den Jungs immer, dass sie Dinge im Spiel ausprobieren sollen, auch wenn die Gefahr des Scheiterns besteht. Wie sagte man so schön im Trainerlehrgang: Kinder machen keine Fehler, das sind alles Entwicklungsstufen

    Klingt nach einem kleinen Perfektionisten. Er kann sich vorstellen, wie es funktionieren sollte, kann das aber noch nicht umsetzen. Der Misserfolg frustriert, und das lässt er an seinen Mitspielern aus.



    Du schreibst, dass du in regelmäßigem Austausch mit den Eltern bist - wie stehen diese denn zu Leistung, generell (z.B. Schule) und spezifisch im Fußball? Wird dort evtl. Druck aufgebaut?

    Ich werde nunmehr sein Verhalten stärker hinterfragen und schauen, wie er weiter reagiert. Manchmal denke ich, dass er denkt, unterfordert ist. Ich schreibe dies bewusst so, da ihm die grundlagentechniken langweilen und er eher komplexere Übungen durchführen möchte. Aber dort merkt man ganz schnell, dass er in den Grundlagen schludert, und es klappt dann nicht, wie er es sich erhofft hat

    Woran machst du fest, dass er denken könnte, unterfordert zu sein? Kann er die Grundlagentechniken denn so gut, dass er dort wirklich unterfordert wäre oder merkt er vielleicht, dass er auch dort Probleme hat? Und sein Gemecker/ Nicht-Machen-Wollen der Übungen ist im Grunde ein Vermeidungsverhalten, weil er weiß, dass er das nicht so gut kann, wie er gerne würde?



    Mal noch eine andere Idee: Wie sieht's denn in der Mannschaft aus? Gab es da vielleicht eine Entwicklung, die sein Verhalten erklären könnte? War er z.B. lange ein Leistungsträger und einige andere haben stark aufgeholt, sodass er seine Position in der Mannschaft in Gefahr sieht?


    Liebe Grüße

  • Ich geh mal von dieser Alterstufe aus.


    In diesem Alter sind die Kids auf der Suche, was sie eigendlich wollen. Es findet mal wieder ein Loslösungsprozess von den 'Eltern statt.
    Suchen eigene Wege der Freizeitgestaltung. Sind unsicher und auf der Suche was sie eigendlich wollen, Wissen es selbst nicht. Zeigen dann oft ein Verhalten, für das sie selbst keine Erklärung haben. Sehr wechselhaft und auch auch in ihrem Verhalten sehr sprunghaft.


    Gerade bei Kids, die sehr früh mit etwas anfingen (hier jetzt der Fussball), sich fast ausschliesslich damit befasst haben, und wenig Pausen dazwischen hatten, sich mit anderen Dingen zu befassen, kommen in diese Entwicklung, die sich dann in vielfältiger Weise ausdrücken kann.


    Zu früh und zuviel führt schnell zu einer Übersättigung und Überdruss. für mich auch ein Grund der starken Fluktuation in dieser Altersstufe.


    kurze Sommerpause, kaum Winterpause, 3 mal die Woche auf dem Platz, wo bleibt da der Platz für Neues zu erkunden?
    Nicht jeder ist nur dauerhaft fussballgeil. Und der Traum der grossen Karriere weicht in diesem Alter der bewusstwerdenden Realität.


    Ich würde diesem Jungen eine Ruhepause verordnen..


    Zur mir kam ein Junge, der mir mitteilte, dass er keinen Bock mehr auf Fussball habe (zeigte sich zuvor schon am lustlosen Training).
    Nach 4 Wochen tauchte er wieder auf und wollte noch Zusaatztraining machen.