Was sollte ein guter Torwarttrainer können?

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  • Liebe Trainerkollegen,


    zwischen den Feiertagen entwickelte sich eine recht hitzige Diskussion über das Anforderungsprofil eines guten Torwarttrainers. Ziemlich überrascht war ich von der These, dass ein ehemaliger Keeper sich nicht ohne Weiteres als Torwarttrainer eignet, weil der ehemalige Torwart:
    1. aufgrund seines Alters lediglich über fachlich überholtes Wissen bei der TW-Ausbildung verfügt
    2. in der Regel mit dem Ball am Fuß kaum etwas anzufangen weiß (weil er es in seiner Ausbildung nicht gelernt hat)
    3. der frühere Torwart seine eigenen Fehler bei der Präsentation an den Nachwuchs weitergibt (was dann wohlmöglich später von einem Kollegen korrigiert werden muß)
    4. der ehe Torwart die Rolle des Angreifers nicht selbst kennengelernt hat und sie nur unzureichend im Training simulieren kann


    Demnach wäre der ideale TW-Trainer ein Quereinsteiger. Um seine Torleute zu fordern, müßte er:
    1. die beidfüssige Schußtechniken soweit verfügen,
    2. die beidarmige Wurftechniken soweit verfügen,
    3. die beidfüssige Dribblingtechniken soweit verfügen,
    dass er gleichzeitig die Aktion/Rekation des Keepers beurteilen kann.


    Ferner müßte der ideale TW-Trainer zur Förderung seiner Torleute:
    1. individual-, gruppen- und mannschaftstaktische Kenntnisse für defensiven und offensiven Aufgaben eines modernen Torwarts besitzen
    2. Dual-analytische Fähigkeiten besitzt, um die jeweils bestmögliche Lernmethodik mit den Nachwuchs-Torleuten zu entwickeln.


    Nach der Überzeugung eines Diskussionsteilnehmers wäre ein ehemaliger Offensivspieler am besten dafür geeignet, da er besonders viele Kenntnisse in den Angriffstechniken verfügt. Danach wären die Grundlagen der TW-Technik relativ einfach zu erlernen und es gäbe in der Verfeinerung der Fähigkeiten ein großes Anforderungsprofil, was ein normaler, ehemaliger Torwart nicht zu leisten im Stande wäre, weil die große Gefahr bestände, dass er ausschließlich seine Erfahrungen weitergibt.


    Wie ist eure Meinung dazu? Sollte man weiterhin Ex-Keeper als TW-Trainer suchen oder sich verstärkt auf die Suche nach Quereinsteigern machen?

  • Hi TW-Trainer,


    gerade Deine Beiträge zum Thema Torwart finde ich immer ausgesprochen bereichernd. Das beantwortet für mich bereits die Frage in meinem Leistungsbereich (Kreisliga):


    - Ein Ex-Keeper weiss schon mal soviel mehr über das Torwarttraining, dass in diesem Leistungsbereich diese Lösung nach meinem persönlichen Empfinden erstmal zu priorisieren ist.


    - Im höherklassigen Bereich wird wohl beides gefragt sein, also am besten ein Tandem zur Verfügung steht. Die von Dir angeführten Punkte sidn ja nicht die einzigen Lerninhalte

  • Warum sollte ein ehemaliger Torwart, der in der eigenen sportlichen Vergangenheit 'nur' auf der Linie gestanden hat und allenfalls mal bei Flanken rausgelaufen ist, nicht ein guter Vermittler der neueren aktiveren Spielweise des Torwarts sein ? Wichtig ist doch nur, dass er Interesse an der Entwicklung im Fußball hat und sich darüber auf dem laufenden hält, was alles so zusätzliches an Aufgaben auf den Torwart zugekommen ist.


    Wichtiger als die persönliche Fußballvergangenheit ist doch das Interesse und die Neugier an den Entwicklungen, die es so gibt. Bedenklich wäre nur der Typus 'Brauchen wir nicht, haben wir damals auch nicht gemacht, alles Blödsinn'. Insofern würde ich es eher (wenn ich denn in der luxuriösen Lage wäre mir einen TW-Trainer aussuchen zu können-man wäre das schön, bei uns läuft der TW mehr oder weniger im Training so mit) von einem Gespräch abhängig machen, ob sich jemand eignet und nicht so sehr der Blick auf dessen sportliche Vita.

  • Manndecker und thomasg


    Erst einmal vielen Dank für eure Beiträge. Ich denke für den Breitensportbereich bin ich voll bei euch! Hierbei geht es meist darum, überhaupt eine Person fürs Torwarttraining zu finden. Welche sportliche Vergangenheit dieser Torwarttrainer hat, spielt eigentlich gar keine Rolle.


    Jedoch gibt es eine Grauzone zwischen dem Breitensport und dem Leistungsbereich. Ferner ist es das Bestreben vieler Vereine sich kontinuierlich auch in der Trainerauswahl besser aufzustellen. Ein TW-Trainer ist hier in den letzten Jahren zum Standard geworden, weshalb man sich schon ein paar Gedanken darüber machen sollte.


    Was soll der Torwart leisten können?
    Wenn die Hauptaufgabe des Torwarts darin besteht Tore zu verhindern, bedarf es eines umfangreichen Stellungsspiels. Denn danach erhöht sich der Erfolg seiner Abwehraktion. Weil jedoch selbst dann das Tor noch viel zu groß wäre, gehört insbesondere die zentral agierenden Defensivspieler als festen Bestandteil für diesen Aufgabenschwerpunkt dazu. Denn auch sie sorgen durch ihre Interaktion mit dem Keeper zur erfolgreichen Torvereitelung. Weil das schnelle, wie sichere Umschaltspiel im ballorientierten Spielsystem eine immer wichtigere Rolle spielt, haben die offensiven Aufgaben des Torwarts in den vergangenen Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen. Denn wer wirklich erfolgreich sein will, der freut sich erst dann, wenn nicht nur hinten die Null steht, sondern wenn vorne auch Tore erzielt werden. Fehler bei der Spieleröffnung und dem Aufbau werden unbarmherzig bestraft, sodass manchmal 2 - 3 Szenen über den Spielverlauf entscheiden!


    Welcher Torwarttrainer wäre dafür geeignet?
    Jemand, der seine Erfahrungen weitergibt oder jemand, der sich von eigenen Erfahrungen löst, um sich vorbehaltlos den Zielen des modernen Fussballs zu widmen? Schwierig zu beantworten, nicht wahr? So hab ich mal einen Ex-Bundesliga-Keeper gebeten, sich für ein Trainingsspiel in den Kasten zu stellen. In der Tat orientierte sich dieser gleich an die Torlinie. Bei Rückpässen hatte er mit dem linken Fuß deutlich weniger Paßpräzision. Doch wäre so eine Istaufnahme wahrscheinlich nicht fair, denn dann müßte man sein Verhalten mit einem Torwarttrainer als Quereinsteiger vergleichen. Der würde vermutlich sehr viel besser "im Raum" spielen, es dafür jedoch an entsprechend erfolgreichen 1 : 1 Abwehrreaktionen mangeln lassen. Da würde man ja Äpfel mit Birnen vergleichen. Dennoch stellt sich die Frage, ob Wissen oder Können zu einem höheren Erfahrungsschatz führt? Inwieweit ist die Analyse- und Kommunikationsfähigkeit von Bedeutung? Wie sieht es mit der Stressbewältigung aus?


    Haben sich die Schwerpunkte im Fussball verändert?
    Wer glaubt, dass man beim Fussball vom "Kopf in den Fuss" spielt, der würde aufgrund des deutlich erhöhten Anteils von Hirnleistungen einen Schwerpunkt beim Intellekt des Trainers suchen. Danach wäre es eine Kombination aus Interesse und rasche Auffassungsgabe von komplexen Prozessen. Für die Auffassungsgabe gibt es bereits im Schul- und Studienbereich ausreichend Referenzen. Für den Fussball sind diese Qualifikationen noch weitgehend unbekannt. So wird erst ab der Fussballlehrer-Lizenz eine Fachhochschulreife verlangt. Da stellt sich die Frage, ob nicht ab dem Leistungsfussball der Schwerpunkt der Traineraufgaben in Theorie und Praxis ebenfalls im pädagogischen Bereich liegt? Und wenn dem so ist, müßte sich dann auch das Spieler-/Torhüterprofil ändern? (Hans Meyer, der frühere Trainer von Borussia Mönchengladbach äußerte sich dazu einmal: "wenn meine Spieler nicht so gut Fussballspielen könnten, dann müßte wohl die Hälfte unter einer Brücke schlafen"! Aber die selbe Person merkte über die Trainerposition an: "im Fussball baut man dir schnell ein Denkmal, aber genauso schnell pinkelt man es an!")


    Die Kompetenzfrage
    Schließlich ist auch noch die Frage zu klären, wo es Aufgabenüberschneidungen und Kompetenzschwerpunkte gibt? Wer deutet in der Analyse jeweilige Fehler im Defensiv- bzw. TW-Bereich? Und ist diese Kompetenz gleichbedeutend mit derr Verantwortlichkeit für die Verbesserung der Fähigkeiten?
    1. Soll der Mannschaftstrainer oder der Torwarttrainer den Stammkeeper bestimmen?
    2. Soll der Mannschafts- oder der Torwarttrainer die Defensive trainieren?


    Zwangsläufig gelangt man zur Frage der höheren fachlichen Kompetenz und Verantwortlichkeit? Wo soll sie getrennt, wo vereinigt werden?


    Im Profibereich genießen die Torwarttrainer ein hohes Ansehen. Wäre es von Vorteil, dass auch im darunterliegenden Bereich eine Reihe von Vorteilen entstehen könnten, wenn hier ebenfalls Kompetenzen festgelegt würden?


    Über weitere Meinungsäußerungen zum Torwarttrainerprofil würde ich mich sehr freuen!

  • Es gab doch mal irgendwo hier im Forum die - eigentlich mehrere Male - ob ein guter Fussballspieler auch ein guter Trainer wäre bzw. andersrum. Die Frage geht ja in die selbige Richtung. Genauso könnte man die Frage stellen ob ein ehemaliger Torhüter der bessere Trainer für das Defensivverhalten einer Mannschaft ist. Das nur mal so um die Frage zu eruieren.


    Ich hab diese Saison bei einem Pokalspiel einen netteren älteren Herren aus dem Lager der gegnerischen Mannschaft kennengelernt. Den Gegner kannte ich schon länger, er war mir gänzlich unbekannt. Ich schätze ihn so auf 60, vielleicht auch etwas älter. Während des Spiels kamen wir an der Seitenlinie ins Gespräch und er stellte sich als neuer Torwarttrainer des Gegners vor. Wirklich beiläufig erwähnte er, dass er in NRW bei einem Bundesligaverein als Torwarttrainer gearbeitet hat und aus gesundheitlichen Gründen zu uns in den Norden gezogen ist. Bis dato hatte er wohl kaum was mit dem Frauenfussball am Hut. Was mich aber absolut faszinierte war, dass er mir nach 20 Minuten, ohne das unsere Torfrau eine wirkliche Aktion hatte, sagen konnte, dass sie keine gebürtige Fussballerin ist oder aus einem anderen Sport kommt. Vor allem kritisierte er aber bei beiden Torhüterinnen das fehlende Spielverständnis. Schlechte Spieleröffnungen, nicht mitspielen usw. So viel dazu das die alten Semester keine Ahnung vom modernen Torwartspiel haben.


    Generell finde ich erstmal: Jedes Torwarttraining ist besser wie gar kein Torwarttraining. Wichtig ist aber das es torwartspezifisches Training ist. Für viele ist Torwarttraining gleichbedeutend mit jeder Spieler darf zum Trainingsende 10mal aufs Tor schiessen bzw. Übungen mit Torabschluss sind ausreichend. Wer sich mal ein wenig die Mühe macht und Google quält wird feststellen, dass ein torwartspezifisches (Einzel-)Training genau so aufwendig sein kann wie ein Mannschaftstraining.


    Ich denke im Breitensport und vielleicht unteren Leistungsbereich, kann ein motivierter und wissenshungriger Quereinsteiger ein weit ausreichender Torwarttrainer sein. Den mittleren und oberen Leistungsbereich mag ich nicht beurteilen, damit hab ich zu wenig Erfahrung. Könnte mir aber vorstellen, das ein erfahrener Quereinsteiger auch hier gute Arbeit leisten kann.


    Geht es um die "Erstausbildung" der Defensivfähigkeiten eines jungen Torhüters würde ich wahrscheinlich dem alten Torwarthasen mehr vertrauen als dem Quereinsteiger der selbst vielleicht noch nie gehechtet ist. Ich glaube hier hat der Ex-Torwart vielleicht das bessere Auge für Fehler und Feinheiten.


    Ich glaube wirklich abschließend beantworten kann man diese Frage nicht.


    TW-Trainer: Zu deiner Kompetenzfrage... Vor ein paar Jahren hatte ich einen Trainerkollegen, er gelernter Stürmer ich gelernter Verteidiger. Wir haben uns das Training tatsächlich so aufgeteilt, dass er das Offensivspiel und ich das Defensivspiel der Mannschaft trainiere. Hat meiner Ansicht nach sehr gut funktioniert. Jeder hatte da seine Erfahrung die er einbringen konnte. Ich würde aber befürchten das ein Torwarttrainer die Abwehr hauptsächlich unter dem Aspekt des Toreverhinderns aufstellen würde, dementsprechend eventuell die offensiven Qualitäten eines Abwehrspielers vernachlässigen würde.

  • Zitat


    Wie ist eure Meinung dazu? Sollte man weiterhin Ex-Keeper als TW-Trainer suchen oder sich verstärkt auf die Suche nach Quereinsteigern machen?


    wenn man es mal nüchtern betrachtet, gilt es jemanden zu finden, der ein spezielles Anforderungsprofil möglichst perfekt erfüllt.


    Wie und woher er die dazu nötigen Fähigkeiten und Fertigkeiten hat, ist zweitrangig.


    Je höherklassig gesucht wird, desto wichtiger werden wohl Berufserfahrung und Erfolge als TW-Trainer sein.


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.

  • teejay


    Frauen-Torwarttrainer sind in vielen Regionen Deutschlands Exoten. Wenn man einen trifft, kann man sich ziemlich sicher sein, dass der seinen Job aus Leidenschaft macht und dabei gern auf Geld und Ruhm verzichtet!


    Je nach Leistungsliga des TW-Trainers kann es von besonderer Bedeutung sein, die Schwächen des gegnersichen TW für eigene Stärken umzuwandeln oder die Schwächen des eigenen Keepers bestmöglich vor dem Gegner zu verbergen..


    Aber es ging ja in der Kernfrage darum, was einen guten TW-Trainer ausmacht? Was kann er erlernen, was sollte er bereits bei der Übernahme der Aufgaben mitbringen?


    Mehrfach erwähnt wurde, dass man im Breitensport keine große Auswahl hat und froh darüber ist, wenn sich jemand dazu bereit erklärt. Wie er nach der Übernahme der Aufgaben Begeisterung bei seinen Keepern auslösen kann, dazu gab es noch keine Wortbeiträge.


    Desweiteren fehlt es noch an Informationen für TW-Trainer, die gerne höherklassig trainerien. Sollte der schon Erfolge vorweisen können! Wenn ja, welche?


    Reichen die Erfolge als ehemaliger Keeper oder sollte er bereits Erfolge als Torwarttrainer vorweisen können?


    Wenn der persönliche Erfolg zum Anforderungsprofil gehört, wie ist er messbar? (Sind die TW-Trainerleistungen schon deshalb schlecht, weil das Team abgestiegen ist oder tragt hierfür der Chefcoach die Hauptverantwortung? Ist auf der anderen Seite ein TW-Trainer deshalb erfolgreich, weil die Mannschaft die Liga klar dominiert hat?)


    Mit welchen Faktoren kann man den Erfolg eines Torwarttrainers messen?
    1. Schnittstelle zwischen Torwart, Mannschaft, anderen Spezialtrainern und Chefcoach
    2. Summe der relevanten und reproduzierbaren technischen und taktischen Fähigkeiten seiner ausgebildeten Keeper
    3. Anzahl der Keeper, die sich für höhere Aufgaben empfehlen konnten
    4. absolute Erfolgsquote = %-Satz der Keeper, die sich für höhere Aufgaben empfehlen konnten


    Gerade, weil alle Ansätze einer Erfolgsbeurteilung in eine Nebelwand verschwinden und kaum präzise, wie dauerhaft gültige Ergebnisse zu ermöglichen scheinen, möchte ich euch gerne dazu einladen, durch eure Erlebnisse und Erfahrungen mitzuhelfen, ein besseres Bild über einen "guten TW-Trainer" zu gewinnen!

  • Wie er nach der Übernahme der Aufgaben Begeisterung bei seinen Keepern auslösen kann, dazu gab es noch keine Wortbeiträge.


    Desweiteren fehlt es noch an Informationen für TW-Trainer


    ist nicht auch der Beziehung zwischen TW-Trainer und den TW eine besondere Rolle zuzuschreiben ?
    Ich denke da an die kleine Gruppengröße, was alle persönlicher werden lässt. Ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis u.s.w..
    Der Trainer muß vom TW akzeptiert sein.
    Also welche "weichen Faktoren" bringt der Kandidat mit. Wie gut "kann" er mit Menschen.


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.

  • @open minded


    Ja, das hast du recht! Ein besonderes Vertrauensverhältnis zwischen Trainer und Keeper ist immer wichtig. Beide motivieren sich gegenseitig, wobei sicher die Motivation vom TW-Trainer an seinen Keeper überwiegt. Vertraut der Kepper den Fähigkeiten seines TW-Trainers nicht, dann wird es ihm wohl kaum gelingen, über sich hinaus zu wachsen.
    Man könnte die Entwicklung dieses Vertrauensverhältnisses in 4 Phasen gliedern:
    1. Phase: TW-Trainer und Keeper lernen sich kennen, gegenseitige Stärken und Schwächen werden grob wahrgenommen
    2. Phase: TW-Trainer erkennt durch präszise Beobachtung die technischen, taktischen und mentalen Fähigkeiten des Keepers kennen
    2.a. Phase: er holt sich Bestätigungen seiner Wahrnehmungen durch diverse TW-Übungen ein, um einen gemeinsamen Lernweg zu skizzieren
    3. Phase: TW-Trainer vermittelt systematisch Basisfähigkeiten und erläutert ihre praktische Anwendung im Spiel
    4. Phase: TW-Trainer analysiert sichere wie noch unsichere TW-Aktionen und bindet die Fähigkeitsoptimierung in sein Trainingsprogramm ein


    Während dieser Phasen ist der TW-Trainer immer auch Ansprechpartner für den Mannschaftstrainer. Denn idealerweise bindet der TW-Trainer für die Aufarbeitung diverser, fehlerbehafteter Defensivaktionen Angreifer wie Verteidiger ein, denn die Abwehr besteht ja nicht nur aus dem Torwart. Gerade bei tornahen Aktionen während Standards solll gewährleistet werden, dass der Keeper nur einen Teil der Torfläche abdecken muß, weil der andere Teil durch seine Abwehr abgedeckt wird. Gelingt dies nicht gut, so ist der gegnersiche Torerfolg sehr wahrscheinlich.


    Das Profil des Torwarts hat sich in den vergangenen Jahren sehr gewandelt. Er ist nicht mehr der mutige Einzelkämpfer, der sich mit hohem Verletzungsrisiko in einen Pulk stürzt, um sich den Ball zu greifen, sondern der Abwehrspieler, der die Fäden zieht und kleinere Fehler seiner Vorderleute auszugleichen versucht. Je perfekter er dies macht, je weniger torgefährliche Situationen entstehen.


    Wer sich mit dem TW-Training beschäftigt, der beschäftigt sich weniger mit gegnerischen und eigenen Chancen. Denn die wird es in jedem Spiel geben, weshalb sie sich kaum verhindern lassen. Vielmehr beschäftigt er sich mit dem Verhindern von gegnerischen und dem Gestalten von eigenen Großchancen. Denn dabei ist der Torerfolg sehr viel wahrscheinlicher. Insofern nimmt der Anteil des taktischen Wissens beim TW-Trainer und seinen Schützlingen exponential mit den den Anforderungen der jeweiligen Liga zu.


    Wenn sich also das Anforderungsprofil des Torwarts geändert hat, inwieweit wirkt es sich auf das Anforderungsprofil des TW-Trainers aus?


    Wenn man sich einmal den idealen TW-Trainer für eure Mannschaft vorstellt; wie hoch sollten die %-Anteile für:
    1. persönlichen Erfahrungen als ehemaliger Torwart für die Aufgaben des TW-Trainers
    2. aktuelles Taktikwissen
    3. Analysefähigkeit
    4. Kommunikationsfähigkeit
    5. Spaß an der Aufgabe


    sein?

  • Während dieser Phasen ist der TW-Trainer immer auch Ansprechpartner für den Mannschaftstrainer. Denn idealerweise bindet der TW-Trainer für die Aufarbeitung diverser, fehlerbehafteter Defensivaktionen Angreifer wie Verteidiger ein, denn die Abwehr besteht ja nicht nur aus dem Torwart.

    Ich kann zum Torwarttraining nur aus der Perspektive des Breitensport-Mannschaftstrainers etwas sagen. Und aus dieser Perspektive erscheint mir das einer der wichtigsten Punkte: die regelmäßige Kommunikation und Abstimmung zwischen Mannschafts- und Torwarttrainer, teilweise in Gegenwart des Torspielers. Im Breitensport gibt es 2 Arten von TW-Training:


    1. Der Co- oder 2.Trainer macht im Rahmen des Mannschaftstrainings "etwas" mit dem/den Torhüter(n)
    2. Ein Vereins-TW-Trainer bietet ein spezielles TW-Training gesondert an.


    Wenn sich die TW-Trainer mit den Mannschaftstrainern nicht ausreichend über Trainingsinhalte sowie technische und taktische Aspekte des TW-Spiels austauschen und abstimmen (im Idealfall auf Basis eines Vereinskonzeptes), besteht die Gefahr großer Missverständnisse oder gar widersprüchlicher Trainerbeurteilungen, die für junge Torhüter auch in der mentalen Entwicklung mehr schaden als nutzen. (Ob es diese Gefahr im Leistungsfußball trotz der höheren Qualifikation der Trainer auch gibt, vermag ich nicht zu beurteilen.)


    Insofern halte ich es für ein ernst zu nehmendes TW-Training auch im Breitensport für erforderlich, dass TW-Trainer (vor allem die, die nicht zum Trainerstab der Mannschaft gehören) ihre Schützlinge auch im Spielbetrieb und Mannschaftstrainingsbetrieb beobachten und sich darüber mit dem Mannschaftsttrainer austauschen können.






  • Personen, die auch nur annähernd die Vorraussetzugen mitbringen, die TW bei einem guten TW-Trainer sieht, übernehmen doch fast immer beim Dorfverein
    direkt einen Trainer-Posten.


    Die meisten Dorftrainer sind doch schon froh, wenn sie überhaupt jemanden finden, der auch nur etwas Ahnung vom TW-Spiel haben und sich bereit erklären,
    mit den Torleuten etwas zu trainieren.


    Die beschriebenen Ansprüche sind doch wohl einer höheren Ebene zuzuordnen.

  • Günter: das war die Ausgangsfrage

    Was sollte ein guter Torwarttrainer können?

    und das die Nachfrage des Threaderöffners nach dem Breitensport.

    Mehrfach erwähnt wurde, dass man im Breitensport keine große Auswahl hat und froh darüber ist, wenn sich jemand dazu bereit erklärt. Wie er nach der Übernahme der Aufgaben Begeisterung bei seinen Keepern auslösen kann, dazu gab es noch keine Wortbeiträge.

    Ich habe zwar nichts zur Begeisterungsfähigkeit gesagt, aber ein Kriterium genannt, das mir für junge Torhüter in der Entwicklung wichtig erscheint. Auch weil ich das Gegenteil bereits selber erlebt habe. Wenn der C-Jugend-Mannschaftstrainer beim Spiel reinbrüllt: "Jetzt geht der schon seit einem halben Jahr zum Torwarttraining und weiß immer noch nicht, wann er rauslaufen soll und wann nicht!", wäre es doch schön, wenn ihm ein TW-Trainer sagen kann, dass der Junge gerade erst seinen Erfahrungsschatz aufbaut, oder?

    Wie viele Vereine das tatsächlich umsetzen können, steht auf einem ganz anderen Blatt, das ist aber bei allen grundsätzlichen Überlegungen zum Vereinsfußball im Breitensport so. Wenn Du schon bei der Ideensammlung mit dem Totschlagargument "Sind doch froh überhaupt jemanden zu finden", dazwischengrätschst, braucht man sich doch eigentlich überhaupt keine Gedanken mehr zu machen über die Qualifikation von den Leuten, die man auf die Kinder und Jugendlichen loslässt.


    P.S.: Aktuell habe ich einen Co-Trainer (der ab und zu auch TW-Training unserer Torspielerin macht), der ganz sicher die Qualifkation hätte, eine eigene Mannschaft zu trainieren und das auch in der Vergangenheit gemacht hat. Er WILL es aber nicht mehr.

  • MichaMittelfeld


    Vielen Dank für deinen Hinweis, den man auch unter dem häufig ghörten Satz eines Mannschaftstrainers: "... den Ball muß der Torwart haben .." zusammenfassen könnte.


    Ein noch wichtierer Hinweis ist der, dass der TW-Trainer gar nicht den Wunsch hat, eine Mannschaft zu trainieren, weshalb man nicht zwangsläufig geeignete Personen allein im Mannschaftstrainerstab findet! Vermutllich sogar die Ausnahme?


    Jedoch kann für die Mannschaft einschließlich des Keepers nur dann eine gute Entwicklung erwartet werden, wenn ein gegenseitiges Vertrauen zwischen Mannschafts- und Torwartrainer vorhanden ist. Die TW-Trainer genießen im Profibereich großes Ansehen, weshalb der Chefcoach häufig mit seinem Trainerstab den Verein wechsel. Aber im Leistungsbereich fängt es schon an mit der unterschiedlichen Leistungsentwicklung und im Breitensport hört man leider ein gleichermaßen für Torwart und für den TW-Trainer erdrückendes Torschlage-Argument: ""Was soll man schon verlangen .. wenn doch der TW-Trainer längst nicht die Ahnung hat wie ich als Mannschaftstrainer ... da muß man schon nehmen, was kommt ...".


    Gehören diese Argumente aus den Reihen von Mannschaftstrainern, die von Mitleid bis Wut eine weite Skala haben, zum modernen Breitensport-Fussball? Vielleicht schon, denn wenn bei zwei gleichstarken Mannschaften fast immer die mit dem besseren Torwart gewinnt, sollte man sich die Sache schon etwas genauer betrachten? Denn genauso, wie sich nicht eine x-beliebige Person als Mannschaftstrainer eignet, könnte es ja auch bestimmte Eigenschaften bei einem erfolgreichen TW-Trainer geben?

  • Ich wollte die Breitensport-Mannschaftstrainer und ihre Einstellung zum TW-Training insgesamt gar nicht so negativ darstellen - ich bin ja selber einer und viele, die mir über den Weg laufen, erscheinen mir doch ganz vernünftig. Es ging mir nur darum, Günter zu verdeutlichen, wann und warum es auch im Breitensport Sinn machen könnte, inne zu halten und über die "Hauptsache es macht jemand"-Einstellung hinaus sich Gedanken zu einer Abstimmung zwischen Mannschafts- und TW-Trainer zu machen.

  • Ich sehe es im Jugendbereich so :
    Auch wenn es Breitensport ist, möchte ich den Kindern und Jugendlichen die optimale Förderung bieten.
    Optimal heißt für mich modern,richtig abgestimmt und altersgerecht. Dies wird wiederrum ,dass entweder der Verein durch ein Konzept sagt wo die Schwerpunkte liegen sollen und/oder der jeweilige Trainer.


    Da ich das Konzept in unserem Verein aufgestellt habe,und es so abgenickt wurde, möchte ich einen modernen TorSPIELER, er ist technisch wie taktisch als Feldspieler geschult, und besitzt dazu noch Torspielertechniken und Torspielertaktiken - Im Kinderbereich agiert er viel mehr als Liebero.
    Andere Trainer- bzw. andere Vereine setzten vielleicht auf einen anderen Torwarttypus. Das hängt von der jeweiligen Taktik ab.


    Also muss der Torwarttrainer zum Trainer bzw. zur Leitidee passen.


    Bei meinem nun sehr talentieren Torspieler.. ich möchte mich aber jetzt nicht auf die Talentfrage bei Torspielern einlassen - ich kenne die Antwort selbst nicht!( 2 Spiele Tor, 1 Spiel Feld- in der Halle nur Feld) in der E-Jugend wurde vorgeschlagen er solle Torwarttraining erhalten.
    Ich fand es gut, sagte aber auch,dass ich die 2 Trainings ihn für mich haben möchte um ihn in Feldspieler Fähigkeiten zu schulen. Das Torhütertraining kann gerne an einem anderen Tag stattfinden, wenn er Zeit und Lust dazu hat.
    Ein Herrentorhüter bot sich an, habe mit ihm ein wenig über meine Idee geredet und gemerkt,er ist ein "alter" Torhüter,der nicht mitspielen kann und der Meinung ist,dass er das auch nicht müsse.
    Seine Philosophie wiedersproch meiner und daher entschied ich,dass ich es nicht für gut hielt,dass er den Torhüter trainiert,da sein Einfluss vielleicht stärker wird als mein eigener.


    Von daher, ist es nicht egal wer es macht, auch im Breitensport nicht ! Denn optimale Förderung , in Augen von mir,die ich liefern möchte ,sieht anders aus...


    Andererseits muss ich gestehen- es fällt mir sehr schwer, mich in die Torhüterrolle einzufügen. Ich war nie Torhüter und kann mich nicht in diese Rolle hinein versetzen.
    Ich weiß nicht, wieviel Lektüre oder eine Lizenz bringt,für einen Quereinsteiger... kann er sich wirklich dort hinein denken?


    Ich halte einen ehemaligen Torhüter, der die Fehler bei sich kennt und sie verbessern möchte ,und dazu mit der Philosophie des Vereines/Trainers übereinstimmt, für am besten.


    Ob ein Quereinsteiger sich in die Rolle hinein denken kann,weiß ich nicht- falls ja,würde ich ihn für am besten halten.

  • CokeFreak

    Optimal heißt für mich modern,richtig abgestimmt und altersgerecht


    Dieser Hinweis ist selbstverständlich richtig! Doch wenn du gestattest, beschäftigen wir aus auf dem Weg dorthin mit dem TW-Trainer-Typ, der dafür gebraucht wird. Kann ich mit einem alten Torwart, der nicht mit dem Ball am Fuß anfangen kann, einen Teil der Basic: (z.B. Spieleröffnung nach Ablaufen von gegnerischen Flanken oder Rückpässen) überhaupt realisieren?


    Einigt man sich auf die Definition, dass sich jedes Kind auf jeder Position ausprobieren können soll und dafür jeweils eine geeignete Trainer-Unterstützung benötigt, dann stellt sich die Frage, was für eine altersgerechte, moderne Unterstützung für die TW-Position in welcher Altersstufe benötigt wird?


    Da es bislang leider nur eine sehr allgemeine Beschreibungen über TW-Fähigkeiten und geeignete TW-Trainerunterstützung gibt, möchte ich euch auffordern, eure Vorstellungen darüber etwas differenzierter zu beschreiben.


    1. Welche Fähigkeiten sollten durch welche Übungen/Spielformen in welcher Altersgruppe erworben werden?
    2. Wechel Fähigkeiten sollte der TW-Trainer besitzen bzw. erwerben, um durch ein modernes, systematisches und altersgerechtes TW-Training allen Interessierten den Spaß an dieser Position zu vermitteln?

  • Ich sehe es so:
    Gerade der Aspekt Torwart"mit"spiel muss in jungen Jahren gefördert werden. Das bedeutet für mich, dass die Spielformen, die den Torwart in das normale Spiel mit einbinden, in KiFu, also bis E-Junioren einschliesslich, ausreichen. Die Position des Torwarts im Spiel sollte durchaus herausgearbeitet werden, aber nicht als Trainingsziel.


    Natürlich ist der Torwart eben derjenige auf dem Feld, der den Ball mit der Hand spielen darf, das ist natürlich zu betonen, aber ansonsten sollen die Spieler die Rolle innerhalb der Regeln frei interpretieren. Animation zum Mitspielen.


    Unsicher bin ich mir bei der Frage, ob z.B Torwartspezifische Koordination im KiFu-Bereich gemacht werden soll. Dazu zählt für mich sowas wie Haltung- und Fallen.


    Vielleicht ab D-Junioren, spätestens ab C-Junioren sind die Spieler in der Lage, auch theoretisches zu Verarbeiten und umzusetzen. Ab C dürfte bei den meisten auch eine Spezialisierung stattfinden. Hier halte ich die gesamte Bandbreite der Themen für ok.

  • Manndecker


    Vielen Dank auf für deinen Beitrag. Kannst ein wenig näher erläutern, was du mit Spielformen, die den Torwart ins normale Spiel mit einbinden, meinst?


    Ich möchte dabei nur sicher sein, dass du nicht die für den Breitensport gedachte DFB-Floskel vergangener Tage: "Die Mannschaft trainiert den Torwart - der Torwart trainiert die Mannschaft" meinst? Denn das wäre "Straßenfussball", der sich durch das Fehlen eines Übungsleiters vom Vereinsfussball unterscheidet!


    Wäre es vielleicht ein Vorschlag, mit der gesamten Mannschaft von Zeit zu Zeit einfache Torwartübungen ins normale Trainingsprogramm zu integrieren? Der Vorteil wäre, dass man jedem Teilnehmer die Möglichkeit gibt, alle Positionen, also auch die des Torwarts mit Spaß zu erlernen. Sie würde sich dadurch vom bekannten 10 x aufs Tor schießen unterscheiden und im Prinzip der Rotation die letzte noch klaffende Lücke zum TW-Spiel füllen?


    Mit welchen TW-Übungen sollte man denn nach eurer Meinung bei den TW-Übungen beginnen?

  • Vielen Dank auf für deinen Beitrag. Kannst ein wenig näher erläutern, was du mit Spielformen, die den Torwart ins normale Spiel mit einbinden, meinst?


    Ich meine das so, dass die Aufgaben des Torwarts im Spiel betont werden, also Spielaufbau, vorrücken, mitspielen, Beidfüssigkeit. Er soll explizit ins Spiel mit aufgenommen werden und nicht als Pfostenwärmer den Tag verbringen. Spezielle Spielformen, die den TW zum Beispiel in ein Überzahlspiel einbeziehen. Wir wollen ja sowieso in KiFu-Bereich den Torwart rotieren lassen, nicht wahr? Deshalb sollte die komplette Mannschaft in den Genuss der Torwartübungen kommen.

  • Wäre es vielleicht ein Vorschlag, mit der gesamten Mannschaft von Zeit zu Zeit einfache Torwartübungen ins normale Trainingsprogramm zu integrieren? Der Vorteil wäre, dass man jedem Teilnehmer die Möglichkeit gibt, alle Positionen, also auch die des Torwarts mit Spaß zu erlernen. Sie würde sich dadurch vom bekannten 10 x aufs Tor schießen unterscheiden und im Prinzip der Rotation die letzte noch klaffende Lücke zum TW-Spiel füllen?



    So sollte es sein. Für mich sehe ich oft das Problem, dass hier die Zeit eine Rolle spielt. Wenn wir alles das, was man in jeder Trainingseinheit machen sollte, zu einem sinnvollen Pensum aufaddiert, stele ich fest, dass eine Trainingszeit von 2 Stunden täglich notwendig wäre. Eine spezielle Übung, die nur alle drei Monate mal durchgeführt wird, verpufft.


    Der Ausweg aus dem Dilemma ist das Beschränken auf die für die jeweilige Altersklasse wichtigsten Dinge, wie sie in die zur Verfügung stehende Zeit sinnvoll reinpassen. Es gibt so vieles, was man machen müsste: Life Kinetik, Schnellkraft, Kreativität, Spiele, geistige Schnelligkeit, Grundlagentechnik, Schußtechnik und und und ... und alles immer mindestens 30 Minuten pro Woche :D