Auf jeden Fall haben beide Punkte ihre Daseinsberechtigung und machen Sinn, das habe ich nicht bestritten.
Das finde ich aber gar nicht verwerflich, weil die Lizenzen sind ja nicht nur da, damit sie gesammelt werden und man eine neue Urkunde im Schrank hat, sondern dass sie auch da zum Einsatz kommen wo sie hinpassen. Und wer auf Dauer nur bis U19 auf Kreis- oder Bezirksebene arbeiten möchte, der ist vermutlich mit der Elite-Jugend bzw. B+ bestens ausgestattet bzw. bereits überqualifiziert. Wer darüber hinaus möchte, der muss wohl oder übel auch die Grenzen seiner Lizenz ausloten und aus der Komfortzone Jugendtrainer im Heimatverein raus.
Mit Elite-Jugend bzw. B+ deckt man bereits ein wirklich breites Spektrum an Trainerwissen ab um im gehobenen Jugendbereich fast alles zu trainieren, was man möchte. Die Forderung zum Erwerb einer höheren Lizenz bereits höher trainiert zu haben hilft ja auch dem zukünftigen Trainer erst mal zu hinterfragen, ob das überhaupt seine Welt ist.
Ich habs weiter oben schon geschrieben: die Anforderungen für die Lizenzen sind den Ausbildungszielen angepasst. Es macht natürlich Sinn, dass die hohen Lizenzen auch (nur) für diejenigen angeboten werden, die sie für ihr Team brauchen. Mich stört dabei nur, dass es bisher nicht so lief und es jetzt ziemlich plötzlich so kommt. Ich hätte gerne jetzt in meinen "jungen" Jahren noch die A-Lizenz gemacht und mich in meinen 40ern in einem NLZ oder höherklassigen Verein eingebracht. Jetzt muss das quasi parallel laufen und das ist für mich nicht möglich.
Auch der erleichterte Einstieg für ehemalige Profis ist meiner Meinung nach nicht verwerflich. Die müssen ohne jeden Zweifel vieles in Punkto Pädagogik und Psychologie lernen und werden sich dies in den A-Lehrgängen und ggf. beim Fußballlehrer auch alles erarbeiten müssen. Aber die haben im Laufe ihrer Laufbahn in der Regel schon zig Trainer und Trainingsübungen erlebt, von denen unsereins nur träumen kann. Dementsprechend sind sie sportlich mit Sicherheit so gut präpariert, dass für sie der Weg über C und B, den wir gehen müssen nicht nötig ist.
Auch das macht Sinn und ist bisher ja auch schon in Ansätzen so gelaufen. B-Lizenz Eignungstest konnte übersprungen werden, ein bekannter von mir (bis vor 3 Jahren noch Bundesliga-Profi) durfte sogar direkt mit der Elite Jugend-Lizenz beginnen (warum auch immer). Ich habe auch kein Problem damit, wenn ein 38-Jähriger Profi ein Jahr nach seiner Karriere bei der Lizenz bevorzugt wird. Wenn er in den letzten 20 Jahren in dem Bereich unterwegs war, hat er genug erlebt, was ihn zu einem besseren Trainer macht und ihm bessere Voraussetzungen gibt. Wenn man allerdings ein paar Jahre zurückgeht und ein paar Ligen tiefer, dann habe ich das Verständnis leider nicht mehr, dennoch ist das so geregelt. Es wird auch salopp gesagt der Oberliga-Spieler, der in den 90ern dort zwei Saisons gespielt hat, anderen Bewerbern vorgezogen, die es vielleicht nur bis zur Landesliga geschafft haben.
Diese Regelungen machen Sinn, aber so sind so pauschalisiert zusammengefasst, dass auch genügend Leute bevorzugt werden, die sich da "durchmogeln" können. Dass bestimmte Spielklassen Punkte geben und jeder am Ende nur an seiner nackten Punktzahl gemessen wird, ist schwierig.