Alles anzeigen
Genau das ist es! Wenn jemand in der A-Jugend noch nicht weiß, wie er sich individualtaktisch verhalten soll, dann muß man das nachholen. Je älter die Spieler werden, je schwieriger wird es! Denn man darf den Spielern, die 10 Jahre nichts anderes gemacht haben, als "Blutgrätsche" keinen Vorwurf daraus machen, den Unterschied zwischen frontalem und seitlichem Anlaufen praktizieren zu können.
Andererseits wird jedoch kein Schlüssel darraus, die Phasen der taktischen Ausbildung in eine falsche Altersgruppe zu legen. Denn die Komplexität der Aufgaben muß auch verstanden werden. (Nicht umsonst fangen die Knirpse in der Schule zunächst mit dem Einmaleins an und kommen erst Jahre später zur Integralrechnung)!
Wenn jedoch die besten Trainer eines Profi-Nachwuchsbereichs lediglich Elemente des ballorientierten Spiels bei 4 - 5 mal wöchentlichen Training bei ihren D-Jugend-Toptalenten hin bekommen, dann habe ich so meine Zweifel, was die Kids ohne permanente Traineranweisungen bei einer ganz normalen D-Jugend so an einer gut funktionierenden 4-er Kette hinbekommen? Man darf dabei ja nicht vergessen, dass es hier auch darauf ankommen, inwieweit sie vom Gegner gefordert werden?
Wichtigste Voraussetzung ist jedoch, dass man das ballorientierte Spielsystem als Trainer sowohl in der Theorie ausreichend verstanden hat, als auch die Methodik der praktischen Umsetzung gelernt haben. Dies findet bislang meines Wissens ausschließlich im Leistungsfussball (ab C-Leistungslizenz) statt. Andere Versuche, die man zu hauf auf den Dorfplätzen findet, könnte man als "4-er Kette mit Manndeckung" umschreiben.
Wenn das aber den Leuten dort so Spaß macht, dann sollen sie es machen.
Tatsächlich ist es so, dass man bei Dorfmannschaften in der Regel Trainer findet, die zwar behaupten würden, sie spielen mit Dreier- oder Viererkette, bei denen aber dann letzten Endes jeder einem Mann hinterher rennt und einer hinten drin steht. Hier in der Fußballprovinz ist das sogar bei den größeren, ambitionierten Vereinen gerne so. Als ich vor einigen Jahren meinen Trainerschein gemacht habe, habe ich auch noch mit dem Verbandstrainer diskutiert, ob bei einem Dorfverein die Viererkette überhaupt irgendwann funktionieren kann (geschweige denn schon in der D-Jugend). Die Basis meiner Ablehnung war, dass wir es wenige Jahre vorher mit unserer B-Jugend in der höchsten Spielklasse nicht geschafft hatten, eine vernünftige Viererkette einzuführen. Was der Verbandstrainer damals schon vermutete und was ich heute auch so sehe, ist, dass unser Trainer einfach keine Ahnung davon hatte, was er da tut. Mittlerweile habe ich aber die Erfahrung von zwei Jahren D-Jugend mit Viererkette unter kompetenter Leitung und es ist mit wenigen darauf fokussierten Trainingseinheiten und ja, regelmäßigen Hinweisen im Umfeld der Spiele, gelungen, dass unsere beiden Mannschaften jetzt eine ordentliche Viererkette spielen. Auf dem Niveau, dass ich glaube, dass es sogar jetzt schon ein Vorteil gegenüber einer anderen Verfahrensweise ist. Die Spieler coachen sich mittlerweile untereinander; aufrücken und absetzen funktioniert in der stärkeren Mannschaft vernünftig; in beiden Mannschaften sieht man regelmäßig, dass Dribblings des Gegners per gegenseitigem Absichern abgefangen werden und die Gegner stehen zehnmal pro Spiel im Abseits, weil sie damit nicht klar kommen, dass tatsächlich von einer Linie aus nach vorne verteidigt wird. Ich habe also meine Meinung dazu geändert, weil ich gesehen habe, dass es geht - ohne deswegen nur noch das zu trainieren. Allerdings muss man auch sagen, dass wir ein außergewöhnlich qualifiziertes Trainerteam haben, wovon die meisten Dorfvereine sehr weit entfernt sein werden. Diese Einschätzung erlaube ich mir mal, weil ich dabei nicht die zentrale Rolle spiele. Wenn man solche Voraussetzungen nicht hat, kann es natürlich sein, dass das nicht so gut funktioniert.