D-Jugend Viererkette

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  • Tatsächlich ist es so, dass man bei Dorfmannschaften in der Regel Trainer findet, die zwar behaupten würden, sie spielen mit Dreier- oder Viererkette, bei denen aber dann letzten Endes jeder einem Mann hinterher rennt und einer hinten drin steht. Hier in der Fußballprovinz ist das sogar bei den größeren, ambitionierten Vereinen gerne so. Als ich vor einigen Jahren meinen Trainerschein gemacht habe, habe ich auch noch mit dem Verbandstrainer diskutiert, ob bei einem Dorfverein die Viererkette überhaupt irgendwann funktionieren kann (geschweige denn schon in der D-Jugend). Die Basis meiner Ablehnung war, dass wir es wenige Jahre vorher mit unserer B-Jugend in der höchsten Spielklasse nicht geschafft hatten, eine vernünftige Viererkette einzuführen. Was der Verbandstrainer damals schon vermutete und was ich heute auch so sehe, ist, dass unser Trainer einfach keine Ahnung davon hatte, was er da tut. Mittlerweile habe ich aber die Erfahrung von zwei Jahren D-Jugend mit Viererkette unter kompetenter Leitung und es ist mit wenigen darauf fokussierten Trainingseinheiten und ja, regelmäßigen Hinweisen im Umfeld der Spiele, gelungen, dass unsere beiden Mannschaften jetzt eine ordentliche Viererkette spielen. Auf dem Niveau, dass ich glaube, dass es sogar jetzt schon ein Vorteil gegenüber einer anderen Verfahrensweise ist. Die Spieler coachen sich mittlerweile untereinander; aufrücken und absetzen funktioniert in der stärkeren Mannschaft vernünftig; in beiden Mannschaften sieht man regelmäßig, dass Dribblings des Gegners per gegenseitigem Absichern abgefangen werden und die Gegner stehen zehnmal pro Spiel im Abseits, weil sie damit nicht klar kommen, dass tatsächlich von einer Linie aus nach vorne verteidigt wird. Ich habe also meine Meinung dazu geändert, weil ich gesehen habe, dass es geht - ohne deswegen nur noch das zu trainieren. Allerdings muss man auch sagen, dass wir ein außergewöhnlich qualifiziertes Trainerteam haben, wovon die meisten Dorfvereine sehr weit entfernt sein werden. Diese Einschätzung erlaube ich mir mal, weil ich dabei nicht die zentrale Rolle spiele. Wenn man solche Voraussetzungen nicht hat, kann es natürlich sein, dass das nicht so gut funktioniert.

  • Mich würde interessieren was ihr dazu sagt. Konstruktive Vorschläge, Erweiterungen, Kritik erwünscht

    Also zu diesem Thema kann ich dir sagen, das es sich über kurz oder lang
    auf jedenfall Lohnt die Jungs mit 4 Kette spielen zu lassen.
    Allerdings kann es ein wenig dauern, bis sich Erfolg sehen lässt.


    Ich spiele seit letztem Sommer mit der Viererkette in der D Jugend, anfangs hatten die Jungs einige Probleme
    mit dem Stellungsspiel, aber jetzt wo sie es richtig verstanden haben läuft es super.
    Man sollte den Jungs aber auf jedenfall auch das richtige Abwehrverhalten bei bringen, damit meine
    ich das richtige Anlaufen der Stürmer (1:1 - 2:3 usw. in der Defensive) usw.


    bei uns hat sich das 4-2-2 und das 4-1-2-1 wirklich am besten gemacht, wobei ich bei dem
    4-2-2 von 4 Abwehrspielern, 2 Sechser und ein Rechts- und Linksausen spreche.


    Also wenn du mich fragen würdest, würde ich sagen, mach es einfach........


    Im Optimalfall hst du dann immer deine optimale Raumabdeckung



    In diesem Sinne viel Erfolg !!

  • - mich reizt es, folgendes System in einer D9 mal auszuprobieren (gilt nur, wenn auf normale komplette Spielfeldbreite gespielt wird):


    Grundgedanke ist der, dass es in den älteren Jugenden oft an gut ausgebildeten, offensivfähigen Außenverteidigern fehlt. Ich würde zu gerne mal ein 4-3-1 probieren, bei dem allerdings die drei Spieler im Mittelfeld NICHT die Außen besetzen, sondern das Zentrum. Damit hätte man im Zentrum in der Regel gegen fast alle Gegner lokale Überzahl, während die Außen von den AV besetzt und abgedeckt werden (im Offensivspiel). Dadurch zwinge ich meine AV, immer wieder die Linie hoch und runter zu rennen und am Offensivspiel teilzunehmen, ins 1:1 zu gehen usw. (denn sonst habe ich dort NIEMANDEN). Bei Ballverlust habe ich natürlich auch die Außen offen, die müssen dann schnellstmöglich zurück. Gehen die gegnerischen AV mit nach vorne, habe ich auf dem Flügel lokale Unterzahl (RM, RV gegen meinen LV beispielsweise). Also muss ich meine drei Mittelfeldspieler dazu bringen, bei Ballverlust und Ball auf dem Flügel auf diesen Flügel zu verschieben. Müsste auf dem Niveau, auf dem wir das gerne spielen würden, aber machbar sein. In dieser Form wäre das System sehr offensiv und eine perfekte Vorbereitung auf das 4-3-3 (es müssen lediglich zwei Außenstürmer ergänzt werden) oder auch das 4-2-3-1, außerdem erhält man sehr gut geschulte Außenverteidiger.


    Graue Theorie :) Aber ich werde es sicher mal ausprobieren...


    Ich habe diesen Beitrag vor einiger Zeit gelesen, jetzt habe ich endlich mal Zeit einen Kommentar zu hinterlassen.



    Und zwar deckt sich deine Überlegung ziemlich genau mit der Art, wie ich Fussball spielen lasse.


    Ich habe bei 2 verschiedenen Jahrgängen, die ich jeweils über mehrere Jahre trainiert habe, so spielen lassen.
    Ich habe die Mannschaften jeweils in der E-Jugend übernommen, also haben wir zumeist 6+1 gespielt. Schon hier habe ich mit 3er-Kette hinten gespielt, meist 3-1-2. Klare Order an die beiden Stürmer, sie sollen eben nicht AUßen agieren, denn dann stehen sie ja da "rum", wo Platz für die Avs sein soll, die bei mir permanent offensiv agieren sollen. D.h. die beiden Stürmer spielen beide zentral, sollen rochieren (also eben ganz klar "nicht rechts und links"). AUch in der Halle spielen wir bei 4+1 mit zwei zentralen Stürmern, die eben nicht rechts und links agieren, sondern beide überall und bei Ballbesitz (z.B. Torwartabstoß) aus dem Zentrum agieren. Das alles gilt, wenn wir selbst in Ballbesitz sind, bei gegnerischen Ballbesitz müssen sie zur Ballseite verschieben.


    Für das 7+1 (3-2-2) und das 8+1(4-3-1 oder 4-2-2 ) waren so die Grundlagen gelegt, meine AVs agieren bei Ballbesitz sehr offensiv, die AUßenbahn gehört ihnen. Andere Spieler stehen den AVs nicht im weg,


    Mit dem letzten Jahrgang habe ich dann auch noch eine Großfeldsaison erlebt und die Umstellung zu einer funktionierenden Viererkette etc. verlief überragend gut. Das sah quasi von Beginn an nach "echtem Fussball " aus. Normalerweise brauchen alle Teams 3-6 Monate Übergangszeit, bis der Übergang aufs Großfeld ordentlich funktioniert. Wir hatten in den ersten Monaten taktisch große Vorteile auf die anderen Mannschaften, die dies erst im Verlaufe der Saison aufgeholt haben.


    Aber ich bin eh ein Verfachter von fluidem Angriffsspiel. Es dauert zwar einige Zeit, bis die Spieler ihre statischen Verhaltensweisen ablegen, aber daran arbeite ich wie gesagt schon in der E-Jugend, indem ich z.B. eben keine Außenstürmer haben will. (Ich versuche den Spieler klarzumachen, dass eine Laufbewegung ohne Ball, auch wenn der Spieler nicht den besten Laufweg wählt, trotzdem besser ist, als zu stehen und zu warten. Schafft es ein Spieler dann durch einen Lauf ohne Ball einen Raum für einen Mitspieler zu öffnen, dann bekommt er von mir auch positives Feedback, auch wenn er den Ball gar nicht bekommen hat.)


    Anders als viele hier, denke ich auch, dass Taktik - nicht nur Individualtaktik - auch in der E-jugend schon Platz finden sollte. Nicht zu viel, aber genau wie in der Technik, sollen die Anforderungen peu a peu erhöht werden. Wenn man etwas nie auch nur in kleinster Form kennengelernt hat, wie soll man das dann perfekt umsetzten, wenn es gleich wesentlich komplexer wird. (Mal davon abgesehen, dass ja eigentlich schon die allerkleinsten mit Taktik spielen. Denn alleine das man nach regeln spielt, das Ziel hat in das Tor zu schießen etc. ist sogar Mannschaftstaktik.)


    (Kleine Anekdote: Ein Trainerkollege teilte kürzlich mit einem Eishockeytrainer das Krankenzimmer. Dieser erzählte ihm, dass sie schon mit den 7 und 8jährigen die Taktiktafel benutzten. Nur für ganz elementare Dinge. Seine Begründung: DIe Kinder sollen nur das Medium kennenlernen, damit man in späteren Jahren dann damit auch arbeiten kann. Ich habe die Taktiktafel mit solch jungen Spielern nie benutzt, die Argumentation und Idee des Eishockeytrainers kann man aber durchaus diskutieren, wie ich finde.)


    Ich diskutiere gerne mit einigen mir gut bekannten Trainerkollegen über Spielphilosophien, Taktiken, etc. Ich glaube, du würdest ganz gut in die Runde passen.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Ergänzung:


    Nicht nur die Außenverteidiger werden in meinen Augen zumeist zu wenig/ zu eindimensional ausgebildet, sondern auch die 9er. Der Stürmertyp, der mit dem Rücken zum Tir agieren kann, den findet man in den wenigsten Mannschaften.


    Bis zur C-Jugend lassen fast alle Trainer so spielen, dass sich nahezu alle Torchancen daraus ergeben, dass man versucht, den Stürmer - außen oder zental - den Ball in den Lauf zu spielen, damt dieser dann zum Tor agierebn und abschließen oder querpassen/flanken kann.
    Absurderweise selbst in der Halle, wo beo Torwartabstoß (den gibt es in der Halle ja permanent) sich alle Spieler in der eigenen Hälfte aufhalten. KLar, der Torwart darf den Ball nicht direkt über die Mittellinie spielen, aber deshalb muss ja trotzdem nicht jeder Spieler in der eigenen Hälfte stehen, wirklich stehen. Es gibt so viele Argumente, warum ds suboptimal ist, nicht zuletzt, das der Raum zum "spielen" sehr eng wird, wenn sich alle Spieler mitsamt ihres Gegenspielers auf engen Raum tummeln.
    Und wenn sich dieses Bild auch gibt, wenn der Torwart den Ball am Fuß hat, dann fällt mir da erstrecht wenig zu ein.


    In der E-Jugend spätestens D-Jugend versuche ich auch auf dem Feld gezielt auch so zu spielen, dass wir den Stürmer mit dem Rücken zum Tor anspielen. Dazu machen wir das Spielfeld vorher schon groß, damit die Stürmer auch Raum haben, um entgegenzuommen.
    Klar, das klappt nicht auf Anhieb perfekt, ich bin aber der Meinung, man sollte immer möglichst vielschichtig ausbilden und da gehört eben auch das Spiel mit Gegner im Rücken und/oder Rücken zum gegenerischen Tor dazu.



    Abschließend will ich noch sagen, dass icg die Hallensaison in der E- und D-Jugend vor allem deshalb so wichtig finde, weil man da - aufgrund der geringen Spieleranzahl - wesentlich klarere Spielsituationen hat. Außerdem hat man wesentlich häufiger den Ball und kommt deutlich öfter in die gleichen Spielsituationen und kann sich einfacher und in in einem kurzen Zeitraum auch häufig versuchen.
    Dies ermöglicht es gut, erste Schritte z.B. in bezug auf offensiv agierende Verteidiger oder Stürmer mit dem Rücken zum Tor zu machen. Das muss man dann nach der Hallensaison "nur" aufs größere Feld und die höhere Spieleranzahl tranponieren.
    Ich habe zumindest immer den subjektiven Eindruck, dass sich meine Spieler ab Mitte der Hallensaion bis zum Ende der Hallensaison am schellsten entwickeln. Da gibt es die größten Leistungssprünge, individuell, wie als Mannschaft.

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  • Ich spiele seit letztem Sommer mit der Viererkette in der D Jugend, anfangs hatten die Jungs einige Probleme
    mit dem Stellungsspiel, aber jetzt wo sie es richtig verstanden haben läuft es super.
    Man sollte den Jungs aber auf jedenfall auch das richtige Abwehrverhalten bei bringen, damit meine
    ich das richtige Anlaufen der Stürmer (1:1 - 2:3 usw. in der Defensive) usw.


    Natürlich ist es absolut richtig und notwendig, dass die Spieler individualtaktisch bzw. gruppentaktisch geschult sind, damit Gruppen- oder Mannschaftstaktiken funktionieren können.


    Defensive Induvidualtaktik ist bei immer der Schwerpunkt gewesen, wenn ich eine U9, U10 oder (leider auch) U11 übernommen habe. In diesem Bereich die Spieler auf ein passables Niveau zu bringen ist kein Hexenwerk, und das Talent des Spielers spielt dabei eine untergordnete Rolle.
    Leider wird der Bereich Individualtaktik (auch offensiv) von den allermeisten Trainer vernachlässigt, es wird nurTechnik ausgebildet. Dabei heißt der Bereich in der Sportwissenschaft nicht umsonst technisch-taktischer Bereich.


    Gerade für die Indivudualtaktik gilt, dass man sie besonders gut in der Hallensaison schulen kann. Gerade im 4+1 (ich finde 5+1-Fussball ist fast ein anderer Sport und im Sinne der Ausbildung ab der U10 absolut deplaziert. 5+1 Turniere sage ich zumeist ab, 4+1 Turniere spiele ich eigentlich immer.) kommen die Spieler permanent in klare 1gg1 Situationen, und haben so viele Wiederholungen, gutes Feedback und eben wirklich ganz klar erkennbare 1gg1 Situationen.



    Es gibt sogar in der U9 ab und an 4+1 Turniere. der TSV Blaustein richtet so eins in einer riesigen Halle mit Rumdumbande aus. Dem Argument, das Spielfeld ist viel zu groß, etc., dass vielfach kommt, kann ich erwidern, dass die Praxis gezeigt hat, dass das wunderbar (und besser) klappt. Positiver Nebeneffekt ist, dass das Spiel anstrengender ist. Man braucht also - obwohl man mit einem Spieler weniger spielt - eigentlich mehr Spieler. Man kann also eine höhere Anzahl an Spielern zu lohnenden EInsatzzeit bringen.
    Bei 4+1 braucht man mindestns 7, eher 8 Spieler, bzw. man kann 8+1 Spieler wirklich lohnend und asugiebig einsetzten.
    Bei 5+1 ist doch nie ein SPieler wirklich ausgepowert, wenn er ausgewechselt wird. Egal, ob U9, U11 oder U13. Das SPiel ist viel zu statisch. Da braucht man eigentlich nur einen Wechselspieler. Ich habe bei 5+1-fussball immer nur 2 Wechselspieler mitgenommen, bei 4+1 stets 3 oder 4 Wechsler.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

    Einmal editiert, zuletzt von Sir Alex ()

  • Chris und Sir Alex


    Ihr beide seit in Vereinen tätig, in denen der Leistungsfussball Priorität hat. Da ist es eigentlich zwangläufig so, dass man sich mit den Schnittstellen auseinander setzt, die heutzutage noch zwischen der D (Breitensport-Methode) und C-Jugend (Leistungsfussball) auseinander setzt.


    Doch weil der DFB ein förderales Konzept hat, sollen die Verbände und insbesondere die Vereine individuelle Entwicklungsmöglichkeiten erproben. Ich beobachte seit Jahren, wie in den Niederlanden in einer Art D-Jugend-Landesliga mit 11-er Teams bereits Grundzüge des ballorientierten Spiels vermittelt werden.


    Weil auch im unteren Jugendbereich bei guten Jugendabteilungen heutzutage eine bessere Ausbildung erfolgt, stellt sich die Frage: können wir nicht schon etwas früher mit dem ballorientierten Spiel starten? Diese Bestrebungen finden ebenfalls in den DFB-Stützpunkten statt, wo die Trainingsinhalte entsprechend angepaßt werden. Es kann aber nur dort besonders gut funktionieren, wo Verein und Stützpunkt die Inhalte in etwa gleich vermitteln. Geschieht das nicht, dann werden die Kinder eher verwirrt, als das sie sich auch auf gruppentaktischen Verhalten sicher fühlen. Genau aus diesen Erfahrungen heraus hat man sich in den Niederlanden dazu entschlossen im gesamten Jugendbereich ein 4 : 3 : 3 zu vermitteln, bei der es lediglich in der U 19 kleinere Anpassungen an die gegnersichen Stärken und Schwächen geben kann. Aber die 3 Linien stehen zunächst einmal fest!


    Für den unteren Jugendbereich der Leistungsvereine wäre es sicher an der Zeit, einmal von ganz unten grobe Elemente des ballorientierten Spiels nach un nach einfließen zu lassen und dann zu schauen, ob signifikante Veränderungen im Spiel zu erkennen sind. Denn je länger etwas gelehrt wird, was man später verändern möchte, je schwieriger wird es!


    Beim Spaßfussball auf dem Dorfplatz spielt es nicht so sehr die Rolle, ob gegner- oder ballorientiert gespielt wird. Dort sollte man den Fussball so einfach wie möglich halten. Denn Spieler, die sich für höhere Ziele entscheiden, werden vermutlich irgendwann auch in einen Verein wechseln, wo er Spielkameraden für seine Vorstellungen von Fussball findet.


    Etwas anderes ist es hingegen, wo man eine Ausbildung auf höchstem Niveau anstrebt mit dem Ziel, das sich daraus möglichst viele Talente später für den Profi- und Leistungsfussball empfehlen können.


    Als ihr Beiden: probiert es einfach mal aus inder D-Jugend und schreibt über eure Erfahrungen damit ...!?!

  • TW-Trainer:


    In deinem Post, hast du ein paar Thesen aufgestellt, die ich diskutabel finde.


    1) Ich denke nicht, dass ballorientiertes Spiel nur für die Elite umsetztbar ist und das weniger talenterte Spieler doch besser mannorientiert spielen sollten. Im Gegenteil haben es mitunter weniger talentierte SPieler leichter sich in einem ballorientierten Spiel zurechtzufinden, als in einem mannorientierten, wo ihr Gegenspieler einfach mal besser ist. AUßerdem habe ich schon oft erlebt, dass ein technisch und/oder physisch weniger talentierter Spieler im kognitiven Bereich besonders gut ist und taktische Elemente leichter und schneller versteht.


    2) Ballorientiertes Spiel ist ja kein "klassisches Spielsystem". Es geht also nicht darum, ein System, also z.B. 4-2-3-1 einzustudieren, sondern eben grundlegende taktische Elemente, die in jede Formation passen.
    Du behauptest, dass es später für den Spieler schwierig wird, wenn der Trainer ein anderes System spielt.
    Ich behaupte, hat ein Spieler die Grundlagen des ballorientierten Spiels erlernt, dann wird er sich in jeder Formation schnell zurechtfinden. (Und das basiert auf Erfahrungen: DIe Mannschaft, die ich vor 2 Jahren abgegeben habe, hatte seitdem 3 verschiedene Trainer die unterschiedlich spielen ließen. Die Spieler hatten keine Probleme damit. Auch nicht in der Landesauswahl, die ebenfalls wieder anders spielt.


    3) Es geht nicht darum, ein Spielsystem, eine Formation über Jahre einzustudieren.
    Es geht darum elementare, einfache taktische Grundelemente peu a oeu zu erlernen:
    - ballorientiertes Verschieben
    - gemeinsames (planvolles) Verteidigen und Angreifen, alle Spieler sind in Angriff und Verteidigung involviert
    - bei eigenen Ballbesitz: das Spiel groß und breit machen, bei gegnerischen Ballbesitz: klein und eng
    etc.


    Das sind Basics, die für jedes Spielsystem wichtig sind. Das ist kein eindimensionales Einstudieren, das ist elementares, was dem Spieler ermöglicht sich in jedem Spielsystem zurechtzufinden. Da verwirre ich keinen, wenn der Landesauswahl- oder Stützpunkttrainer dann mannorientiert spielen läßt. Statisches, mannorientiertes Spiel bekommt jeder hin. Was soll daran auch schwer sein oder verwirren können?
    Für ballrorientiertes Spiel braucht der Spieler dagegen ein gewissen kognitives Knowhow.



    4) Ich habe über Jahre oft gegen holländische Mannschaften gespielt.
    Und ich sehe bei denen, dass die Spieler auch in der F-Jugend schon klar positionsgebunden ausgebildet werden. Rotation nahe null, der Rechtsaußen spielt immer Rechtsaußen, etc.


    Trifft es da nicht viel eher zu, was du kritisierst? Also dass die Spieler so ausgebildet werden, dass sie sich in einem anderen System nicht zurechtfinden würden, weil sie sehr spezifisch ausgebildet wurden?




    Abschließend möchte ich dich nochmal fragen, ob du überhaupt Trainer einer Mannschaft bist. Bei nahezu jedem deiner Beiträge habe ich das Empfinden, dass er aus einem sehr theoretischen Blickwinkel niedergeschrieben ist. Meist sehr kritisch, ohne aber einen eigenen praktikablen Gegenentwurf präsentieren zu können.
    Ich finde Kritik ist richtig und wichtig, aber bitte auch mal konstruktive Kritik, indem du sagst, wie du es machst und wie es bei dir auch funktioniert.
    - Bewegung ohne Ball wichtig, also dynamisches, fluides Spiel, im Gegensatz zum statischen Spiel.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Sir Alex


    Ich habe da ganz andere Erfahrungen gemacht!


    Mag sein, dass ich manches ein wenig kritischer sehe als du!


    Im Breitensport sehe ich meistens soetwas wie "4-er Kette mit Manndeckung"! Hierfür kann es die unterschiedlichsten geben. In den Gesprächen stellt sich meist heraus, dass die Trainer nicht über das nötige Fachwissen verfügten. Dadurch erübrigte sich die Diskusssion, wenn denn möglich wäre, wenn ... " Es spricht nicht gegen deine These, dass dies theoretisch möglich wäre.. Ich kann dir sogar in einem Teil rechtgeben. Weil in den vergangenen Jahren eine Reihe von Team im älteren Jugendbereich und Seniorenbereich mit jüngerem Durchschnittsalter aufs ballorientierte Spiel umgestiegen sind, kam als häufige Antwort: "das macht mir viel mehr Spaß"!


    Das niederländische Ausbildungsystem hat seine Stärken und Schwächen, darüber braucht man nicht zu diskutieren. Aber dort werden gewiss keine F-Jugend-Spieler generell auf Positionen ausgebildet. Ich führe es auch nur dort an, wo es möglicherweise dem deutschen Ausbildungssystem ein wenig voraus ist. Denn man kann ja nur von den paar Dingen, die andere besser machen, lernen. Deren Fehler braucht man nicht zu übernehmen.


    Mein größter Kritikpunkt war bislang, dass ich Zweifel daran hatte, dass man 10 - 11 jährigen Kindern schon komplexere Aufgaben, geben kann. Letzendlich findet eine Beurteilung darüber auch statt, ob man meint, es würde bereits den Grundansprüchen genügen oder nicht.
    War es nicht zuletzt Matthias Sammer, der in der D-Jugend vom 11-er auf das 9-er Team runter gegangen ist, weil er u.a. davon überzeugt war, das Spiel dadurch "kindgerechter" zu machen. Danach haben sich im Training die 4 : 4 Spiele bewährt. Jetzt fängt am wieder an, auch wieder mehr Wert auf mitttlere und lange Pässe zu legen. So ist die Fussballphilosphie ständig in Bewegung und lebt teilweise aus einem Konkurrenzkampf unterschiedlicher Vorstellungen.


    Ich sehe die D-Jugend noch eher als Altersbereich, in der die Kinder über gut ausgebildete Spaß am Fussball gewinnen sollen. Hier sollte noch ein hoher Anteil an Basisarbeit (Technik, Individualtaktik9 gemacht werden. Erst dann, wenn beim Kind die Entscheidung gefallen ist, das es mehr machen möchte, weil es auch Spaß an der Leistung gefunden hat, gibt es eine Übereinstimmung der sportlich anvisierten Ziele.


    Jedoch sollten Ansichten nicht in Beton gemeiselt werden, sondern von zeit zu zeit infrage gestellt werden. So sollte man gut ausgebildeten Trainern mit einigen Jahren an Erfahrungen in der Altersgruppe, den Freiraum dafür lassen. Wir fordern von den Kindern den Mut und das Risiko, damit sie sich weiterentwickeln. Dabei dürfen wir Trainer jedoch selbst nicht die Bremser sein, wenn es darum geht, auch im taktischen Bereich höhere Ziele zu verfolgen.

  • Da ich für die kommende Saison auch erstmalig eine kleinfeldmannschaft(D) übernehme kann ich meinen Senf wunderbar dazu geben.


    Generell finde ich es immer recht müßig alles bis auf das kleinste zu kritisieren und zu bewerten was denn nun die 100%ig beste Art ist eine Mannschaft und die dazu gehörigen Spieler auf welchem Niveau auch immer auszubilden.


    Dazu muss ich auch sagen das ich generell die Vorgaben zur Ausbildung von Seite des DFB nicht als heilige Fußballbibel sehe. Ich habe des öfteren gelesen wie User bei jeder Abweichung sofort auf die DFB Ausbildung hingewiesen haben, finde ich schade! Grundsätzlich sollte jeder Trainer durchaus seine eigenen Vorstellungen und Umsetzungen durchführen dürfen, solange sie nicht grob fahrlässig sind.


    Für mich macht einen guten Trainer aus, das er den Leistungsstand seiner Mannschaft gut einschätzt und sie innerhalb ihrer Möglichkeiten fordert und fördert. Völlig unabhängig ob ich in einem Leistungsverein oder einem Dorfverein tätig bin. Wenn ich der Meinung bin, das die Jungs in der Lage sind Gruppentaktische Elemente umzusetzen die offiziell vielleicht erst später kommen, warum soll ich dann darauf verzichten?
    Natürlich besteht die Gefahr andere Elemente damit zu vernachlässigen, aber warum sollte man grundsätzlich sowas mit gehobenen Finger ablehnen und kritisieren?


    Wie von SirAlex angesprochen habe ich auch oft das Gefühl das viel zu theoretisch Gedacht und geschrieben wird.


    Ich für meinen Teil übernehme für die kommende Saison eine D-Jugend Mannschaft die ein großes Leistungsgefälle hat. Das sind Jungs dabei die Koordinative/Technische Fähigkeiten jenseits von gut und Böse haben, und zum anderen Jungs die durchaus 1-2 Ligen höher spielen könnten. Da den Mittelweg zwischen unter und überforderung zu finden sehe ich als große Herausforderung. Das war ich bisher so nicht gewohnt. Hat jemand schon Erfahrungen diesbezüglich?
    Macht es Sinn die Jungs bei Übungen so ein zu teilen, das die etwas besseren und die Jungs mit Nachholbedarf in jeweils einer Gruppe die Übungen durchführen? So könnte man der Über und Unterforderung entgegenwirken, allerdings könnten die Jungs mit Nachholbedarf das ganze nicht so gut aufnehmen?! Gibt es andere Möglichkeiten?


    Generell würd ich mich freuen wenn sich andere D-Jugend Trainer zum austausch finden. Da ich bisher nur im U15/U17 Bereich trainiert habe, habe ich mit Sicherheit einiges an Nachholbedarf.

  • Grundsätzlich sollte jeder Trainer durchaus seine eigenen Vorstellungen und Umsetzungen durchführen dürfen, solange sie nicht grob fahrlässig sind.

    war und ist meine Einstellung. Vorraussetzung für mich ist jedoch, dass der Trainer bereits etwas Erfahrung mitbringt.
    Auch ich habe die DFB Richtlinien oder sonstige Lehren immer nur als Leitschnur angesehen., finde aber, dass e weniger
    Erfahrung vorhanden ist, desto mehr man sich an irgendeine Lehre halten sollte.


    Für mich macht einen guten Trainer aus, das er den Leistungsstand seiner Mannschaft gut einschätzt und sie innerhalb ihrer Möglichkeiten fordert und fördert.

    Und da habe ich so meine Bedenken, ob dies überall der Fall ist. Im Gegenteil, oft habe ich den Eindruck, dass der Trainer sich auf einer anderen Ebene in seinen Vorstellungen und Machbaren bewegt, als seine Mannschaft.


    Gerade im taktischen Bereich, habe ich oft den Eindruck dass einige Trainer da in gewissen Höhen fliegen, die nicht passen,, und vor Ort wird mir das bestätigt, wenn mir ein Trainer ezählt wie er taktisch vorgeht und ich dann das Spiel sehe,

    habe ich auch oft das Gefühl das viel zu theoretisch Gedacht und geschrieben wird.

    trifft auch für mich zu. fraglich jedoch, ob es immer anders rübergebracht werden kann. vieles liest sich sicherlich anders, als
    es auf dem Platz umgesetzt wird, bzw. werden kann.



    in der D hatte ich wohl die gleiche Konstellation wie du, Dorfverein, dominiert durch 3 Spieler, mit höherer Qualität und dann durchgehendes Leistungsgefälle bis ganz zum dicken Paule.


    sah in der Trainingsgestaltung keine Probleme bezüglich der Förderung Aller.


    bei allgemeinen Übungen habe ich je nach Leistungsstand unterschiedliche Ansprüche auf korrekte Ausfürung gestellt,
    beziehungsweise entsprechende Zusatzaufgaben gestellt.


    habe ich in Gruppen gearbeitet, habe ich sowohl gemischt, wie auch nach Leistungsstärke zusammengestellt.


    dabei aber immer gleich Übungen angeboten, jedoch mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden.(Korrektheit, Schnelligkeit, Schussstärke)


    bei gemischten Gruppen sehe ich den Vorteil, dass die Schwächeren sich hochziehen können, die Stärkeren
    wesentlich konzentrierter auf ihre schwächeren Mitspieler eingehen mussten. Nicht nur eigenes Können, sondern auch das ihrer
    schwächeren Mitspieler musst berücksichtigt werden.


    bei taktischen Vorgaben, habe ich mich bei den schwächeren auf ganz wenige, für sie machbare, Vorgaben gehalten,
    bei den Leistungsstarken gings aber schon in gruppentatkische Richtung, die in den Aufgabenbereich der Schwächern
    eingebaut wurden.
    Liest sich kompliziert, wars aber nicht, bin mir auch nicht sicher, ob ses richtig rüberkommt.


    Wenn man als Trainer nicht den Anspruch hat, die höchstmögliche Förderung jedes Einzelnen, die Anwendung aller neuesten Erkenntnisse und alles was machbar ist auch machen zu müssen, dann kann man mit einer solchen durchwachsenen Mannschaft
    sehr wohl einiges Erreichen, zum Vorteil der Stärkeren, der Schwächeren und auch der Mannschaft.


    Nicht nur dier sieggeile Trainer ist im KIFU und Jugendfussball fehl am Platze, für mich im Dorfverein auch derjenige, der meint er müsste allen Ausbildungszielen gerecht werden. Das Anspruchsdenken vieler Trainer ist für mich zu hoch, gegenüber sich selbst und gegenüber seiner Mannschaft, da ganz einfach allzuoft die Vorraussetzungen fehlen, die eigenen und die der Mannschaft.


  • Macht es Sinn die Jungs bei Übungen so ein zu teilen, das die etwas besseren und die Jungs mit Nachholbedarf in jeweils einer Gruppe die Übungen durchführen? So könnte man der Über und Unterforderung entgegenwirken, allerdings könnten die Jungs mit Nachholbedarf das ganze nicht so gut aufnehmen?! Gibt es andere Möglichkeiten?


    Ich glaube, dass einigermaßen leistungshomogene Gruppen förderlich sind, also so eine Einteilung Sinn macht. Es ist dann nochmal wichtiger als sowieso schon, eindeutig darauf hinzuweisen, dass unabhängig von fußballerischen Fähigkeiten alle respektiert gehören. Wird das gelebt, dann gibt es auch kein großes Problem mit solchen Einteilungen, insbesondere wenn das Ganze auch durchlässig ist. So zumindest meine Erfahrung.


    Ich weiß nicht, ob sich das nun auch auf etwa Viererkette bezog, aber da haben wir zum Beispiel die Erfahrung gemacht, dass unser technisch schwächster Spieler dadurch unverzichtbar wurde, dass er die Viererkette außergewöhnlich gut gerafft hat und nach einer Weile dann auch umsetzen und sogar schon für andere mit organisieren konnte. Die intellektuellen Anforderungen, die das ballorientierte Spiel da durchaus stellt, sind also auch eine Chance, um Spielern, die technisch vielleicht limitiert sind, Gelegenheit zu geben, zu glänzen.

  • Zum Thema des Befolgens von Konzepten vs. eigener Ideen hat guenter schon gut geantwortet: wenn man noch nicht so viel Erfahrung hat, dann ist es sinnvoller, sich an Konzepten zu orientieren, in die andere, qualifizierte Personen ja doch einiges an Zeit und Mühe investiert haben. Wenn man später dann meint, soweit durch die verschiedenen Konzepte durchgestiegen zu sein, dass man nachvollziehen kann, warum sie wann was machen, und dann einen guten Blick für jedes einzelne Kind hat, dann kann man sich auch ein Stück weit von den Konzepten lösen. Dabei ist, wie ich meine, allen aktuellen Konzepten gemein, dass sie darauf Wert legen, dass alters- und entwicklungsgerecht, individuell und mit positiver Motivation gearbeitet wird.


    Ich für meinen Teil übernehme für die kommende Saison eine D-Jugend Mannschaft die ein großes Leistungsgefälle hat. [...] Da den Mittelweg zwischen unter und überforderung zu finden sehe ich als große Herausforderung. Das war ich bisher so nicht gewohnt. Hat jemand schon Erfahrungen diesbezüglich? Macht es Sinn die Jungs bei Übungen so ein zu teilen, das die etwas besseren und die Jungs mit Nachholbedarf in jeweils einer Gruppe die Übungen durchführen? So könnte man der Über und Unterforderung entgegenwirken, allerdings könnten die Jungs mit Nachholbedarf das ganze nicht so gut aufnehmen?! Gibt es andere Möglichkeiten?


    Ich habe damit Erfahrung, ja. Und ich würde dir empfehlen, es so zu machen, wie guenter es schon vorgeschlagen hat: mal nach Leistung aufteilen, mal nicht. So habe ich das in der E gemacht, als wir eine leistungstechnisch sehr heterogene Gruppe hatten. Für die schwächeren Spieler würde ich die Übungen auch etwas vereinfachen, also bspw. die Passtore breiter machen oder den Abstand der zu umdribbelnden Hütchen etwas größer. Ich habe da sogar gelegentlich mal die schwächere gegen die stärkere Gruppe einen Wettkampf führen lassen. Da beschwerten sich die Stärkeren erst, dass es die Schwächeren ja leichter hätten, aber wir haben dann mehrere Durchgänge gemacht und nach nur einem Feintuning-Schritt wurde das ziemlich ausgeglichen und ein spannender und für beide Gruppen motivierender Wettkampf.


    Wir müssen auf die schwächeren Spieler Rücksicht nehmen, ja. Dabei sollte man ihnen aber auch nicht versuchen vorzumachen, sie seien genauso gut wie die stärkeren, das ist Quatsch und das wissen sie auch selbst. Wenn man als Trainer so tut, als wäre das so, macht man sich unglaubwürdig. Es geht vielmehr darum, jeden Spieler dazu zu bringen, auf seine eigenen Fortschritte bedacht zu sein und sich über diese zu freuen. Sie dürfen und sollen gleichzeitig auch danach streben, so gut wie ihre Kameraden zu werden, oder sogar besser. Den schwächeren Spielern kommen die stärksten aber oft unerreichbar vor, das führt bei vielen zu Frust und Mutlosigkeit und damit in einen Teufelskreis. Wir müssen versuchen, diesen aufzubrechen.


    Gerade im taktischen Bereich, habe ich oft den Eindruck dass einige Trainer da in gewissen Höhen fliegen, die nicht passen,, und vor Ort wird mir das bestätigt, wenn mir ein Trainer ezählt wie er taktisch vorgeht und ich dann das Spiel sehe,


    Absolut. Es ist aber halt oft so, dass andere Trainer einem erzählen, was sie anstreben. Sie stellen das oft als bereits erreicht dar, wenn man dann ein Spiel sieht, wundert man sich evtl. ziemlich. Das kann daran liegen, dass viele Trainer im Gespräch mit ihren Kollegen auch nach Anerkennung und Respekt streben, das ist ja auch menschlich völlig normal. Es kann aber auch sein, dass die Mannschaft durchaus schon eine Entwicklung in die Richtung, die der Trainer sich wünscht, genommen hat, man selbst weiß ja nicht, wie sein Team vor einem Jahr spielte, das war vielleicht noch viel schlechter.. Und außerdem spielt der Gegner auch eine ganz große Rolle: gegen einen starken Gegner treten schnell alle Defizite zum Vorschein, gegen einen schwachen bleiben sie hingegen verborgen. Man sollte daher, wenn man sich im eher lockeren Gespräch unter Trainern befindet und sich noch nicht so gut kennt, viele Äußerungen nicht zu sehr auf die Goldwaage legen.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Ich denke es ist eine gute Idee sie früh in die Gruppentaktik zu entführen. Du kannst auch so den Jungs die Angst vor der C-Jugend nehmen.
    Habe es auch bei meinen D-Jugendlichen vor.

  • @DaCome


    Weil du ja auch vermutlichen keinen Laien, der sein Wissen ausschließlich aus dem Internet oder dem Fernsehen hat, eine Operation am "offenen Herzen" machen läßt, sollte auch kein Laie an der gruppentaktischen Ausbildung herum experimentieren.


    Denn, wenn`s auch den Kids Spaß machen soll, dann sollte der Trainer die Erfahrung dazu besitzen, die Umstellung vom gegner- in den ballorientierten Fussball theoretisch wie praktisch vermitteln können.


    Wenn schon die NLZ der Profivereine zur Erkenntnis gelangen, dass die Positionsspezifische Ausbildung erst ab der B-Jugend beginnen sollte, dann heißt es bis dato die individuellen Fahigkeiten in Technik und Taktik soweit zu verfeinern, dass anschließend gruppen- und mannschaftstaktisch auf diese Ausbildung aufgesetzt werden kann. In den NLZ sollte es auch genügend ausgebildete Trainer geben, um als Vorstufe für die Positionsausbildung Elemente aus dem ballorientierten Spiel (z.B. Verschieben zum Ball) trainieren. Damit die Nachhaltigkeit dieser Aufgaben gewährleistet ist, sollten die Ausbildungsinhalte im Jugendkonzept aktualisiert werden.


    Leider wird, wie auch hier im Forum ersichtlich, die "Kette" allzusehr als Mode beschrieben, ohne dessen Inhalte im Detail zu kennen. Gegen ein Engagement im Jugendbereich ist nichts einzuwenden. Wer jedoch die Inhalte seines Trainings umstellen möchte, sollte dies vorher mit der Jugendleitung abstimmen. Denn sonst könnte rasch der Spaß am Fussball verloren gehen, wenn Trainer und/oder Mannschaft überfordert werden, weil die Voraussetzungen nicht erfüllt sind.

  • TW-Trainer
    Die Praxis sieht aber oftmals noch anders aus. Hier in der Münchner Gegend gibt es einige Profivereine und Verbands NLZ und dort wird schon stark am taktischen Konzept auch in der U13 gearbeitet.
    Ich hatte jetzt viel dazu geschrieben wie wir arbeiten - es aber wieder gelöscht, den wir spielen ein anderes System. (3-2-3 mit einem 8er und zwei Außenstürmern in der Offensivreihe)


    Und natürlich bilden wir vorwiegend technisch aus, doch auch der taktische Rahmen muss aus meiner Sicht in Grundzügen gelegt werden. Dabei geht es weniger darum ein perfektes System zu spielen, als vielmehr die elementaren Vorgaben der Trainer bzw. der Spielidee umzusetzen.


    Wenn ich den Gegner nach außen lenken möchte muss ich die dafür nötigen Voraussetzungen erstmal trainieren. Das beginnt beim 1 gegen 1 (Individualtaktik) hört dort aber nicht auf, sondern bezieht das verteidigen in einer Gruppe mit ein. Den auch wenn die Vorgabe ist, nach außen zu lenken gibt es Situationen in welchen ich den Gegner nach innen lenken muss. Hier greifen also schon die ersten Mechanismen der Gruppentaktik. Für mich gibt es nun zwei Möglichkeiten, ich lasse die Jungs einfach machen und bin ständig der Kritiker meiner Spieler weil sie falsch lenken bzw. im Spiel immer wieder eine falsche Entscheidung treffen oder ich erarbeite die Grundlagen und gebe ihnen Handlungsalternativen mit denen sie im Rahmen ihrer Entscheidungsfreiheit auf dem Platz dann die richtige Option wählen können und so ein Erfolgserlebnis haben für welches ich sie dann auch noch loben kann.


    Meine Meinung ist - Teamsport ohne Taktik ist ab einem Gewissen Niveau nicht möglich. Dabei muss man abwägen wo hier die Grenze ist, gebe ich aber weder einen Rahmen vor noch achte ich darauf, das man auf dem Weg zur richtigen Entscheidung unterstützt wird es dauern gewisse Verhaltensmuster die sich eingeprägt haben in späteren Jahren wieder zu korrigieren.


    Auch sollen die Kinder lernen sich an einfache Vorgaben zu halten - ohne dabei enormen Druck zu verspüren. Das kann sein, wo der Gegner hingelenkt werden soll und wo wir als Ziel haben den Ball zu erobern.


    Es gibt für mich kein richtig und kein falsch in dieser Thematik - für mich steht und fällt es mit dem Anspruch des Trainers und der Art wie er versucht dieses Wissen kindgerecht zu vermitteln. Das Vorgehen ist dabei vom Leistungsniveau abhängig.


    Grüße
    Björn

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • Zodiak
    Du wiederholst meine Aussagen mit deinen Worten, wobei du nachvollziehbar begründest (was man nicht trainiert hat, kann man auch nicht spielen), wie für die Taktikarbeit auszusehen hat.


    Bei den ausgebildeten Trainern kann man auch schon in der U 13 elementare gruppentaktische Fähigkeiten traineren. Denn hier ist ein Weg vorhanden, um aus den anfänglich unstrukturierten Entscheidungen während des Wettkampfs im systematischen Training nach und nach grundlegende taktische Fähigkeiten nachhaltig anzulegen.


    Oder hat dich ja die Entscheidung zur postitionsbezogenen Ausbildung ab der B-Jugend verunsichert? Jedoch spielt die Position für die grundlegenden Elemente von Taktik nicht so sehr eine Rolle. Denn im ballorientierten Spiel ist der vorderste Angreifer zugleich auch der erste Abwehrspieler und der letzte Verteidiger zugleich der erste Angreifer. Das Verschieben zum Ball in Abwehr und Angriff unter der Berücksichtung der Positionen eigener wie gegnerischer Spieler ist ein dynamischer Prozess, der nur funktionieren kann, bei dem die Situation und wahrscheinliche Veränderung gescannt, anaylsiert und ausgewertet werden muß. Weil wir Erwachsene diesen Prozeß bereits zig-mal erfolgreich pratiziert haben, glauben wir, dass es auch für die Kinder leicht sein möchte. Doch der Bereich des vorderen Hirnlappens, in dem der Abgleich von lang- und kurzfristig gespeicherten Bildern, wächst erst noch vom 15.ten bis zum 20.-ten Geburtstag um das Doppelte. Wir können den Fähigkeitenerwerb für Entscheidungen trainieren, aber den biologischen Entwicklungsprozeß können wir nicht verändern.

  • Damit sind wir beim tollen Thema - Wahrnehmung. Ich hatte einen Teil deiner Aussage anders verstanden.
    Übrigens Positionsspezifische Flexibilität hat für mich keine Grenzen.


    In meiner letztjährigen U16 Saison habe ich zwei U15 Bayernligastürmer zu guten Aussenverteidigern umgeschult - und dieses Jahr in der U13 ein sehr ähnlicher Prozess. Zwei Außenbahnspieler im Zentrum, einen Stürmer als Verteidiger usw.


    Gleiches habe ich schon vor 3 Jahren im Herrenbereich versucht - weit weniger erfolgreich, doch auch da aus einem Spielstarken 10er einen IV gebaut - eher aus der Not - aber wenn der Spieler egal welchen Alters mitzieht und sich der Herausforderung stellt und sie annimmt, kann man diese Wechsel immer durchziehen.


    Ich sehe mich nun einfach mal als ausgebildeten Trainer an.


    Grüße
    Björn

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • Zodiak


    was du da bei dir beschreibst, kommt ja gar nicht so selten vor.


    früher sagte man dazu, dass aus einem schlechten Stürmer immer noch ein guter Verteidiger wird.


    So kann man es heute wohl weniger sagen, jedoch die Umstellung eines offensiven Spielers zum defensiven
    fand ich auch nicht besonders schwierig, wenn, wie du sagst, der Spieler mitzieht.


    Umgekehrt kenn ich jedoch eigendlich nur ein grasses Beispiel: mich


    in allen Jugendmannschaften nur Verteidiger, jedoch kein besonders guter, ab dem Aktivenbereich dann ein durchaus
    passabler Stürmer (Rotation war zu meiner Jugendl eider ein Fremdwort).


    meine Frage an dich:


    hast du auch schon Abwehrspieler zu offensiven Spielern umgeformt?


    wenn nicht, oder weniger, worin du dann da ein Problem siehst, weil es ja insgesamt sehr selten vorkommt.


    ich sprech jetzt so ab B-Jugend, nicht darunter.

  • Nein habe ich nicht - für meine Idee von Fußball muss der Verteidiger aber auch offensiv denken, daher ist es leichter das offensive Profil einem Stürmer darzulegen als einem "defensiven" ein Offensives Denkmuster mitzugeben.


    Es hat aber bisher auch immer eher im Defensivbereich an Spielern gemangelt als bei den Offensiven.


    Grüße
    Björn

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • @Zoldiak


    Auch ich bin ein absoluter Verfechter der Positionsflexibilität, denn bis heute bilden wir allzuhäufig Positionsidioten aus! Erst im Seniorenbereich müssen die Spieler dann lernen, sich situationsbedingt von ihren Positionsformeln zu lösen, um dort, wo sie gerade gebraucht werden, den bestmöglichen Job zu machen.


    Denn nach der Vermittlung von Grundelementen des ballorientierten Spiels erfolgt die Vermittung von schnellen Entscheidungen auf ständig wechselnde Situationen.


    Ziel soll es sein, dass jeder Spieler so agiert, als wäre dies seine Position. (die speziellen TW-Funktion ausgenommen)


    Aber wenn ich den Verfasser dieses Beitrags richtig verstanden habe, dann gehts darum, ein ganz normales U 13 Team mit den Grundelementen des ballorientierten Spiels vertraut zu machen. Ich habe dabei so meine Zweifel, weil sehr viele Elemente bei Ballbesitz und Balleroberung schon aus technischen Limitierungen heraus schwierig sind. Dann die technischen von den taktischen Defiziten jeweils zu trennen, dürfte eine besondere Herausforderung sein. Wenn dabei keine praktische Erfahrungen oder eine entsprechende Ausbildung fehlt, dürfte es schwierig sein, aufgrund unterschiedlicher Erwartungen weiterhin Spaß am Fussball zu haben.


    Ich weiß auch nicht, welches Motiv hinter dieser Umstellung stecken soll, wenn doch in dieser Liga nur bei den Topteams in der Region vereinzelt Elemente des ballorientierten Spiels bereits in präsentationsfähiger Form vorliegen? Ich will ja nun nicht sagen, das ballorientierte Spiel sei Hexerei, aber allein das Verständnis und die Umsetzung der Fachbegriffe bedürfen einer Zeit, in im normalen Training in einer normalen Mannschaft vermutlich nicht zur Verfügung steht. Wenn dann dem Trainer auch noch die Erfahrung zur Fehleranalyse und Korrektur fehlt, dann wollen zwar alle zum Mond fliegen und wissen, dass man dazu eine Rakete braucht, aber keiner hat die Ausbildung darin, wie man so ein Ding von der Erde in Richtung Mond bekommt.


    Es kommt ja schließlich auch niemand auf die Idee, auf Zuschauerbasis von Fernseh-Arztserien selbst zum Skalpell zu greifen!