WM in Brasilien 2014

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  • Hallo,
    ich bin mir ganz sicher das Ronaldo den Freistoss extra so geschossen hat. Ein abgefälschter Ball war seine einzigste Chance!
    Gruss
    Mathias

  • Praios


    Seit dem Ausscheiden Portugals wird über Ronaldo ein Füllhorn an Spott ausgeschüttet. Aufgrund seiner geringen Laufleistung soll er angeblich vorher nur in Stehkneipen gesichtet worden sein. Auch sei die Aufwendigkeit seiner Frisur daran schuld, dass er zu wenig Zeit fürs Training gefunden habe. Der Ärmste!


    Richtig ist allerdings, dass Ronaldo viele Freistoßtore aus der Distanz geschossen hat. Das dürfte nun wohl schwerer werden. Übrigens gabs gestern bei Spiel Italien ./. Uruguay eine ähnliche Situation, bei der auch nur eine 1 - Mann - Mauer gestellt. Der Schütze war so irritiert, dass er mitten aufs Tor drosch! Der Keeper war jedoch nicht minder verunsichert, weil er den durchaus zum Fangen geeigneten Ball faustete.


    Man erkennt daran, wie rasch Fortschritte im Spitzenfussball sich verbreiten. Man erkennt aber auch, dass es eine Zeit braucht, bis die Anpassung darauf erfolgt!

  • Bei sehr gut getretenen Freistößen ist es egal wie groß die Mauer ist.
    Allerdings ist die Erklärung sehr plausibel. Ich denke ein Freistoß-Tor hängt auch oft vom Torwart ab....


    Nachdem sich jetzt schon einige Favoriten verabschiedet haben, würde ich gerne mal wissen, wer Weltmeister wird ;)? Was meint ihr?

  • @Parios:
    Wenn er es so machen wollte, warum schießt er dann Lahm so blöd ab?! Der Ball ist ja nicht mal in der Nähe vom 16m Raum gewesen...
    Ich glaube nicht, dass es gewollt war!


    Gruß!

  • hsv1975


    Ich glaube, unser Kollege will nur testen, wie blöd die Trainer hier im Forum sind? Denn einen Freistoß so zu schließen, dass er unhaltbar abgefälscht wird, ist unmöglich. Weder Schütze noch der Angeschossene wissen, wohin der Abprasser abgefälscht wird!


    Allerdings, dass hat ich ja bereits angemerkt, bietet die 1-Mann-Mauer mehr Bewegungsfreiheit für den Abwehrspieler und für den Torwart bessere Verteidigungschancen, weil er sich mittig positionieren kann.


    In einer ähnlichen Freistoß-Situation war übrigens Messi erfolgreich. Die Distanz war 2 - 3 Meter kürzer, aber noch weit genug, um den Ball über die Mauer hinweg ins kurze Eck zu plazieren. Hierbei sind dem Torwart gleich 3 Fehler unterlaufen:


    1. zu viele Spieler in der Mauer behindern die Sicht
    Aufgrund der Freistoßdistanz ist die zugestellte Torfläche zu gering, dass sie eine breite Abwehrmauer rechtfertigen. Würde der Keeper lediglich eine 2-Mann-Mauer bilden, so könnte er sich fast mittig positionieren und hätte darauch einen fast gleichlangen Weg zum Ball


    2. Position des Schützen nicht in die Abwehraufgabe einbezogen
    Bei einem ruhenden Ball ist ein langer Anlauf ein Indiz für einen starken Schuß. Eine kurze Anlaufposition des Freistoßschützen spricht jedoch für einen langsameren Schuß. Der Keeper hätte also wissen können, dass es keinen Ball mit hohem Druck auf die "Torwartecke" gibt, sondern Messi den Ball über die Mauer ins andere Eck zierkeln möchte.


    3. Postion des Balles nicht in der Abwehraufgabe einbezogen
    Damit der Keeper den Ball (Druck, Richtung) so früh wie möglich sehen kann, muß er beim Freistoß freie Sicht auf den Ball haben. Sieht er den Ball erst, wenn er die Mauer passiert hat, dann hat er weniger Zeit seine Position anzupassen.


    Daraus läßt sich ein genereller Ansatz zur Veränderung der Verteidigung von ruhenden Bällen in Strafraumnähe ableiten. Er besteht darin, weniger Abwehrspieler als Mauer einzusetzen, um durch eine mittige Position und besserer Sicht auf den Ball mehr Zeit für die Positionsanpassung und die Abwehrtechnik (Fangen statt lenken oder fausten) erfolgreicher zu sein.


    Wenn der Keeper sogar beim 11 Meter gute Abwehrchancen hat, warum sollten sich diese bei ruhenden Bällen aus größerer Distanz nicht noch verbessern?


    Wer Lust hat, sollte mal folgende Aufgaben ausprobieren:


    1. Simulation von Schußkraft und -härte aus unterschiedlichen Positionen
    Beim ersten Versuch steht ihr aufrecht und probiert einen aus ca. 10 Meter geschossenen Ball "auf den Mann gezielt" abzuwehren.
    Beim zweiten Versuch setzt ihr euch und probiert es aus dieser Position.


    Ihr werdet feststellen, dass man durch die sitzenden Position die Schußstärke und Richtung deutlich schlechter erkennen könnt, weil die Ballhöhe des ruhenden Ball sowie des abgeschossenen Balls fast im gleichen Beobachtungswinkel bleibt. Aus der stehenden Position heraus ist die Referenz zur Ballgeschwindigung und Richtungsänderung durch den deutlich größeren Winkel sehr viel einfacher zu erkennen. Beim Freistoß mit breiter Mauer liegt die Ballhöhe meist in Augenhöhe des Keepers. Durch diesen ungünstigen Blickwinkel kann er die Schußstärke und Ballrichtung nicht präzise einschätzen.


    Nach erfolgreichem Versuch sollte verständlich sein, warum der Torwart beim Freistoß ein freies Blickfeld auf die gesamte Flugbahn des Balles haben sollte. (Übrigens läßt sich daraus auch ein besseres Verständnis dafür entwickeln, warum die noch kleinen 'Bambini-Keeper die Schußhärte und Ballrichtung noch nicht so präzise einschätzen können.)



    2. Simulation der TW-Positionsoptimierung
    Für diesen Test solltet ihr eine typische Freistoßpostion ca. 25 Metern (16 m + 9,15 m Distanz der Mauer zum Ball) gestalten. Laßt euren "Freistoßspezialisten" jeweils:
    - 10 Schüsse mit klassischer, breiter Mauer und mit Torwart in TW-Ecke
    - 10 Schüsse mit 1-Mann-Mauer und mittiger TW-Position abgeben.


    Schaut euch nicht nur die Ergebniss (Tore, Fehlschüsse, Gehalten, bzw. abgewehrt) an, sondern befragt auch die dabei handelnden Personen nach ihren Beobachtungen bei der veränderten Methode.



    3. Simulation von Schüssen aus seitlicher Position
    Zunächst werden 5 Schüsse ohne TW-Hinweis in der klassischen Form abgegeben.
    Danach gibt es ein paar Veränderungen:
    a. statt einer 3 bzw. 4 - Mann-Mauer, wird jeweils der mittlere Spieler aus der Mauer weggenommen
    b. der Keeper passt seine Position entsprechend an, so dass er fast mittig steht
    c. der Keeper bekommt vom Trainer die Info, dass er anhand der langen oder kurzen Anlaufposition (kurzer Anlauf = kurze Ecke; langer Anlauf = lange Ecke) des Freistoßschützen erkennen soll, wohin der Ball geschossen werden soll


    Danach werden die Ergebnisse mit der Übungsgruppe besprochen.


    Um die Beobachtungen der Spieler und des Torwarts selbst gut nachvollziehen zu können, positioniert euch bitte so seitlich, dass ihr Ball und handelnde Person jederzeit voll im Blick habt. Denn sonst könnt ihr nicht korrigieren und die Bemerkungen der Trainingsgruppe nicht mit den Eigenen vergleichen.

  • Wie sollte es auch anders sein, kommen mal wieder Seitenhiebe aus Bayern, genauergesagt vom selbsternannten Chefkritiker Paul Breitner über Jurgi Löw und Co. Nach Breitners Meinung steht es diesen Leuten nicht an, ihr Team vor dem WM-Spiel gegen Algerien "kleinzureden", sondern sie hätten mit breiter Brust als klarer Fovorit ihre Leistungen abzurufen, die dann allemal reichen müßten, um die Wüstensöhne dorthin wieder zurück zu schicken.
    Ähnlich wie Franz Beckenbauer, der nach dem Titelgewinn 1990 tönte, der Deutsche Fussball sei über Jahrzehnte hinweg nicht mehr von der Weltspitze zu verdrängen, hat auch Paul Breitner die Veränderungen im Weltfussball nicht wirklich mitbekommen. Denn schon längst zeigen "Fussballzwerge" den Etablierten, wo der Hammer hängt! Denn ihre Stars spielen seit Jahren in den Topligen und bringen nicht nur ihre Fähigkeiten sondern auch das Know-How mit ihre Heimatteams.
    Schon jeder der vermeintlichen Favoriten hat sich beireits mindestens einmal eine Blöse gegeben. Das sollte doch auch Paul Breitner nicht entgangen sein.


    Von mir aus darf er seinen Münchener Club kritisieren, wie er will, für die Nationalmannschaft sollten jedoch andere Maßstäbe gelten!

  • Paul Breitner kann ich schon lange nicht mehr für voll nehmen. Aber bei den Bayern hat eben jeder sein Pöstchen.


    Für Beckenbauer gilt das Gleiche, er redet seit Jahren Stuss!

  • Wusste gar nicht, dass der Breitner auch ein Pöstchen bei Bayern hat. Ich mag weder ihn noch den Faselbauer, aber TW-Trainer, das bringt halt die Meinungsfreiheit mit sich. Jeder darf jeden kritisieren, wie er will.


    Anekdote zum Franzi: Er soll zu Dieter Hoeness "Idiot" gesagt haben. Darauf soll er erwidert haben: "Ich weiß, was ich in der Birne habe, und ich weiß, was du in der Birne hast. Und du sagst nicht Idiot zu mir." :D

    "Multiple exclamation marks,' he went on, shaking his head, 'are a sure sign of a diseased mind."
    Terry Pratchett

  • Günter


    Bin dir noch eine Antwort schuldig! Seit eine Reihe von Jahren erfolgt in den Niederlanden die Nachwuchs-Leistungsausbildung von der C bis einschließlich der A-Jugend nach dem 4 : 3 : 3 System. Hierbei wird nach wie vor großen Wert auf das 1 gegen 1 im Feld wie auch eine insgesamt sehr offensive Mannschaftsausrichtung trainiert. Erst in der A-Jugend wird diese 4 : 3 : 3 Mannschaftstaktik gegnerabhängig variiert. Bezogen auf das Spiel der Niederlande gegen Spanien bedeutet die mannschaftstaktische Ausbildung, dass sie es gewohnt sind, in einem der 3 Blöcke (Angriff, Mittelfeld, Abwehr) ein Überzahlspiel zu erwirken. Wenn van Gaal also gegen Spanien im 3 : 5 : 2 System hat spielen lassen, so ist dies etwas, was die Holländer bereits aus ihrer Jugend kennen. Es war gegen Spanien deshalb besonders wirklungsvoll, wenn es das Spiel der Spanier war, im Mittelfeld ihr Spiel aufzuziehen. Weil dort jedoch 5 niederländische Mittelfeldspieler auf sie warteten, die Räume eng hielten, war es gegen die teilweise über ihren Leistungszenit hinaus spielenden Spanier nach zu ihrem Spiel.


    Aber sowohl bei den Holländern und den Deutschen klaffen Lücken zwischen den Blöcken. Insbesndere die Rückwärtsarbeit der Offensivkräfte bei der Balleroberung funktioniert nicht gut. Denn für ein über das gesamte Spiel und Turnier realisiertes Gegenpressing reicht die Kraft nicht. Also muß man Kompromisse wählen. Bei den Niederländern ist es die 5-er Kette im Mittelfeld. Sie soll bei Bedarf gegen ein 4 : 4 : 2 gewechselt werden können. Aber ob das funktioniert, wird man erst wissen, wenn stärkere Gegner auf sie warten. Wir hätten sicherlich mehr Einblicke bekommen, wenn nicht die Mexikaner nach ihrer 1 : 0 Führung nur auf Ergebnisverteidigung beschränkt hatten. Aber ein Abwehrbollwerk gegen 11 stürmende Niederländer anzulegen, das erscheint schon einem Selbstmordkommando gleich. Gegen die muß man spielen und weitere Tore erzielen. Denn dann lassen sie rasch die Köpfe hängen und es fällt ihnen nichts Neues ein!


    Was wäre gewesen, wenn Hüntelar nicht mit Wut im Bauch auf den Rasen gestürmt wäre und ohne jedes Risiko das erste Tor vorbereitet und das Siegtor selbst geschossen hätte?


    Es wird auch heute abend wohl ein knappes Ergebnis werden, bei dem der Zufall Pate steht! Von einem Plan eine WM zu gewinnen, lass uns erst sprechen, wenn die WM vorbei ist!

  • Es wird auch heute abend wohl ein knappes Ergebnis werden, bei dem der Zufall Pate steht! Von einem Plan eine WM zu gewinnen, lass uns erst sprechen, wenn die WM vorbei ist!

    Wie wahr, wie wahr!


    Ist es grenzenloses Vertrauen in Manuel Neuer, oder die pure Not, oder einfach nur ein schlechter Plan, der Jogi dazu veranlasst, gegen so eine konterstarke Mannschaft mit 2 ungelernten Aussenverteidigern, die nicht mal zum "gefühlten Stamm" gehören, so offensiv vorzugehen?
    Das war gestern großes Glück. Fast. Der Einsatz und Wille stimmte.
    Puh.


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.

  • Das mit dem Außenverteidigern verstehe ich auch nicht. Durm mag international noch recht wenig Erfahrung haben, schlechter als Höwedes ist er nicht. Lahm im MF ist nicht wirklich überragend, das können andere auch. Das Spiel gestern hat mich an Bayern gegen Real erinnert. Mit besseren Spieler hätte uns Algerien schon in der ersten Hälfte den Todesstoß versetzt. Götze und Özil spielen wie Memmen. So bald körperlich präsente Spieler kommen, siehst du nix von Ihnen. Wir können froh sein, dass Algerien am Ende nicht mehr konnte. Aber das Gegentor hat gezeigt, dass ausgelaugte Spieler mit purem Willen einiges erreichen können. Ichhabe absoluten Respekt vor der Leistung der Algerier.


    Ich hoffe Löw tritt nach der WM zurück.

  • es gab mal eine Zeit, da gewannen wir Titel.
    da hiess es, wir müssen einen besseren (schöneren) Fussball spielen.

    dann spielten wir einen ansehlicheren besseren Fussball, und seitdem heisst es: wir müssen auch mal einen Titel gewinnen


    ja was denn nun? Titel und schön spielen. Sind wir allein auf der Fussballwelt?


    als einer von 80 Millionen Nati-Trainer hab ich auch wenig Ahnung, frag mich aber doch mit dem Gedankengut eines Dorftrainers:


    2 Innenverteidiger auf den Aussenpositionen. noch denkbar, aber gleichzeitig keine gelernten offisvien Aussenspieler.
    wie passt das zusammen? wozu diese beiden dann noch höher stehen sollen, versteh ich auch nicht, geht ja eh nichts nach vorne.


    dorthin, wo die Tore fallen, im Strafraum, geht nur ein Stürmer (Müller) voll hin. was ein Zweiter, wenn auch spielerisch begrenzt,
    bewirken kann, hat man in der 2. Halbzeit gesehen.


    und in einem stimme ich einer englischen Zeitung zu, die da schrieb: ein begnadeter Fussballer, der gross aufspielt, wenn die Mannschaft 2oder3 :0 führt, den man aber vergessen kann, wenn die Mannschaft im Rückstand ist und figthen angesagt ist.


    und ein deutscher Sportjounalist schreib mal vor längerem: Jogi ist sicherlich ein guter Trainer, aber im Spiel fehlt im das coachen.
    Was immer er damit meinte, aber so unrecht hat er wohl nicht.


    wahrscheinlich ist eseine mir nicht erschliessbar Fussballweisheit, die gestern Özil 120 Minuten auf dem Platz lies.


    Insgesamt meckere ich aber nicht gross, wir sind weiter, und nur das zählt (schliesse ich mich Mertesacker voll an),
    war eh nicht so optimistisch wie viel andere und mit Schönspielerei ist noch keiner Weltmeister geworden.

  • @Nitram


    So ähnlich wie du sehe ich es auch. Allerdings komme ich zu dem Schluß, dass einiges von Jurgis Pläne nicht so recht aufgehen wollte. Das er jedoch seine taktischen Fehler nicht korrigieren wollte, da wurde es immer enger. Portugal und insbesondere Spanien sind nach Hause gefahren, weil sie glaubten, man wäre stark genug, um sein eigenes Spiel durchzuziehen. Deshalb hatte ich mich ja auch so über Breitners Kommentar aufgeregt. Fast alle Algerier des Nationalteams sind in Frankreich sehr gut ausgebildet worden und spielen in euroäischen Topvereinen. Die besiegt man nicht mal so eben im Vorbeigehen.


    Ich kann den Frust von Mertesacker nach dem Spiel sehr gut verstehen. Jeder Spieler möchte sich bei einer WM von seiner Schokoladenseite zeigen. Doch ihm und seinen 3 Kollegen aus der Kette hatte Löw die taktische Aufgabe erteilt, bei eigenem Angriff sehr hoch zu stehen, um das Mittelfeld zu unterstützen und bei Ballverlust das Gegenpressing abzusichern. Doch die Algerier setzten ihre schnellern Angreifer sofort nach Ballbesitz durch präzise Flanken ein. Dadurch konnten Mertesacker und Co. keinen Druck auf den Ball ausüben und mußten immer wieder mit dem Gesicht zum eigenen Tor verteidigen. Hätten sie die Tiefe und Breite des Raumes besser nutzen dürfen, sich dafür ca. 10 Meter weiter zurück ziehen dürfen, wäre nicht der ganzen Welt aufgefallen, dass Mertesackers große Schwäche der Sprint und die Grundschnelligkeit ist. Nur Boateng konnte das Tempo seiner Gegner mitgehen. Jedoch immer nur dann, wenn er auch rechtzeitig zum Sprint angesetzt hatte. Durch diese falsche Taktik mußte Manuel Neuer 120 Minuten lang um eine Rote Karte bangen. Denn trifft er einmal den Ball außerhalb des 16-ers den Ball nicht, sondern den Gegner, muß er mit einem Platzverweis rechnen. Ich denke, Neuer wird nach dem Spiel heil froh gewesen sein, dass alles gut gegangen ist. Denn geplant war es so mit Sicherheit nicht! Denn so offensiv spielt ein Keeper normalerweise nur beim Angriffspressing (aber dafür war unsere Offensive gestern zu lauffaul nach Ballverlust), wenn der Gegner knapp führt und man in den letzten 10 Minuten das Ruder noch herumreißen will.


    Man tut Löw jedoch auch Unrecht, wenn man die alleinige Schuld bei ihm sucht. So konnte man schon nach den ersten 20 Minuten erkennen, dass der gegnerische Keeper besonders große Schwierigkeiten beim Fangen voin flachen, harten Bällen hatte. Warum unsere Stars danach nur noch hoch aufs Tor geschossen oder geköpft haben, ist deshalb kaum nachvollziehbar. Denn da hatte der Torwart ja gerade seine Stärken.


    Klar hat ein Mats Hummels gefehlt. Aber es ist auch aufgefallen, dass nach dem Wechsel (Kedira auf der 6-er Position und Lahm auf seiner angestammten AV-Position) plötzlich mehr Struktur ins deutsche Spiel kam. Warum allerdings Klose, der so manches Ding, was seine Kollegen gestern in aussichtsreichen Positionen versemmelt haben, mit traumhafter Sicheheit eingenetzt hätte, nicht aufs Spielfeld durfte, wird wohl auch Löws Geheimnis bleiben?


    Bei den Toren unserer Elf stand wohl auch der Zufall Pate. Denn Schürle wollte den Ball gewiss nicht auf diese Weise in Richtung Tor abfälschen. Auch hätte der freistehende Özil sofort aufs Tor schießen können, statt den Ball quer zu passen. Denn beim Nachschuß mußte der Ball zwischen Torwart und 2 Abwehrspielern hindurch. Im Normalfall kann einer das Leder abwehren. Von Kalkül oder einstudierten Ballstaffetten kann hier wohl kaum die Rede sein. Erst recht nicht, wenn man sich Müllers Stolperer nach dem Freistoß vor Augen führt.


    Unser Team hat gewonnen - mehr nicht! Die Welt an für 120 Minuten zugeschaut, jedoch nur in kurzen Augenblicken den Atmen angehalten. Die Spieler können sich sicherlich noch steigern, aber das Trainerteam ebenfalls.


    Mit Frankreich erwartet uns nun ein euroäisches Team, das wie Phönix aus der Asche aus dem frühen Ausscheiden bei der letzen WM gestärkt voller Elan antritt. Wer glaubt, es würde reichen, einen Benzema an die Kette zu legen, der wird sein "blaues Wunder" erleben. Und sollte Löw nochmals auf die Idee kommen, mit der gleichen Taktik und Mannschaftsaufstellung wie gegen Algerien anzutreten, können sich Weidenfäller und Zieler schon direkt nach dem Anpfiff warm laufen. Denn soviel Dusel wie gestern hat auch unser Weltklassekeeper (der im Gegensatz zu den Flutschfingern fast alle Bälle festhalten kann) nicht immer!


    Ich erwarte auch gegen Frankreich ein spannendes und hoffentlich mit mehr Tempo geführtes Spiel auf Augenhöhe! Klare Favoriten gibts unter den Top 8 der Welt nicht mehr! Hier entscheiden Kleinigkeiten über Sieg und Niederlage. Aber so sollte es ja auch sein, wenn alle ein Fest feiern wollen!

  • Allerdings komme ich zu dem Schluß, dass einiges von Jurgis Pläne nicht so recht aufgehen wollte. Das er jedoch seine taktischen Fehler nicht korrigieren wollte,


    Und das verstehe ich nicht. dass ein Plan, mag er noch so durchdacht und gut sein, nicht aufgeht, weil irgendwelche Faktoren nicht eintreten, ist normal. Aber dann nicht darauf reagieren?


    Sturheit? Arroganz? Überheblichkeit? Nicht erkennen?(wohl kaum) Nicht entschpsrechend reagieren können? Keine Ahnung.


    Möglicherweis auch eine Weisheit, die ich nicht erkenne.


    für mich eine klare Schwäche beim Coachen.


    das ist aber nicht neu. War doch schon öfters so.


    Von Top-Spielern erwarte ich aber auch, dass sie ohne Anweisung des Trainers, ihr Spiel umstellen. Sie erkennen doch am schnellsten was nicht läuft.


    Aber mündige Spieler werden zwar immer wieder gefordert, aber letztendlich wollen das die meisten Trainer doch nicht.



    Auch bei anderen Mannschaftenging ja schon der taktische Plan nicht auf, da sahen wir dann in der 2. Halbzeit plötzlich ein anderes Spiel. Kams vom Trainer, kams von den Spielern?

  • @ tw-trainer


    warum klose nicht drauf kam? ganz einfach, weil er nicht viermal wechseln darf, sondern nur dreimal!
    die wechsel waren genau richtig, hätte sich mustaffi nicht verletzt wäre klose auch gekommen. er hatte sich ja bereits aufgewärmt.
    mustaffi verletzt, schweini platt und götze zu schwach. dafür dann khedira, schürrle als torschützen und einen 6er für schweini.
    das war etwas, was er mal richtig gemacht hat ;)

  • siebener


    Für mich wäre ein Mustafi kein Spieler für die Startelf gewesen. Aber sei`s drum. Ein Wechsel birgt immer ein Risiko, das sich jemand anders verletzen könnte, wofür ein Dritter vielleicht besser gewesen wäre. Diese Varianten werden normalerweise vor dem Spiel im Trainerteam diskutiert, jedoch gar nicht mal so selten im Spiel aus dem Bauchgefühl heraus entschieden. Je nach dem wie sich das Spiel bis zum Moment der Entscheidung entwickelt hat und was das daraus abzuleitende Ziel sein soll! Klose hätte, wie schon in den vorherigen Spielen ein Granat für mehr Angriffsdruck und als logische Folge daraus die Wahrscheinlichkeit eines schnellen Torerfolgs sein können.


    Ein Stoßstürmer wie Klose wird auch in einigen Jahren noch nicht gänzlich verschwunden sein. Schon deshalb nicht, weil dieser Typ nicht so viele Chancen braucht, um ein Tor zu erzielen. Steht der Gegner tief, dann finden Spielertypen wie Poldi, Özil und Götze nicht den Raum, den sie für ihren Torabschluß brauchen. Ein Stoßstürmer braucht nicht den Raum, sondern das Wissen darüber, wann er wo stehen muß, um an den Ball zu kommen.


    Für mich war es schon überraschend, dass nur Klose mitgenommen wurde! Vielleicht lag es daran, das Löw mit den 7 Bayern in seiner Elf eine Kopie des bayrischen Offensivspiels ohne echten 9-er auf den Rasen zaubern wollte. Doch dafür fehlen ihm Spielertypen wie Ribery und Robben! Über die Flügel kommt jedoch bei uns so gut wie gar nichts. Das sollte nicht unwesentlich bei der Geamtbetrachtung sein!

  • Es war ja schnell offensichtlich, dass die Außenverteidiger sehr hoch spielen sollten, wahrscheinlich um Überzahl in der gegnerischen Hälfte zu erzeugen. Das deutsche Trainerteam rechnete wohl damit, dass die Algerier sich in die eigene Hälfte zurück ziehen und zwei Viererketten vor dem Strafraum aufziehen, vielleicht sogar eine Fünferkette in der Abwehr und eine Viererkette davor. Da kann ich durchaus nachvollziehen, dass man dann zusätzliche Anspieloptionen auf dem Flügel haben wollte, zumal Götze und Özil ja beide eher das Dribbling und 1:1 in Richtung Tor gegenüber dem Tempodribbling die Linie entlang mit anschließender Flanke favorisieren. Ich vermute auch, dass man im Sinn hatte, jeweils eine Seite oder die Mitte zu überladen und so punktuell für Überzahl zu sorgen. Aber:

    • Weder Mustafi noch Höwedes sind sonderlich gut als offensive Außenverteidiger geeignet, zumindest waren sie es gestern nicht. Mustafi sehe ich ja auch bei dieser WM zum ersten mal, er tut mir dabei, ehrlich gesagt, ein bisschen leid. Schon in den ersten Partien hat man gesehen, wie nervös der arme Kerl ist, ständig darum bedacht, keine Fehler zu machen, zumal noch auf einer für ihn, glaubt man dem, was man so im TV hört, ungewohnten Position. Er hat gestern sehr hoch gespielt, hat dabei, so vermute ich, Löws Anweisung unmittelbar umgesetzt. Natürlich muss er dann bei schnellen Gegenstößen der Algerier zwanzig Meter hinterher rennen. Höwedes hat, das fand ich auffällig, deutlich weniger hoch gespielt, da hat er sich vielleicht, da er ja erfahrener ist, über Löws Anweisung etwas hinweg gesetzt..
      Jedenfalls fragte ich mich, warum Durm nicht gespielt hat, der ja als offensiver Außenverteidiger in einem der letzten Testspiele vor der WM durchaus zu überzeugen wusste.
    • Ich habe nicht verstanden, warum die deutschen Innenverteidiger so hoch gestanden haben und dazu noch oft so weit auseinander. Mann wusste doch, dass die Algerier drei sehr schnelle Konterstürmer haben und man hat auch erwartet, dass sie eine Kontertaktik fahren würden. Wenn ich nun die Außenverteidiger hoch spielen lasse, so muss ich doch damit rechnen, dass meine Innenverteidiger nach Ballverlust in Kontersituationen geraten, da muss ich dann auch damit rechnen, dass sie öfters mal in eine 2:3-Unterzahl geraten. Im DFB-Infoabend #8 kann man nachlesen, wie sich die Verteidiger dann verhalten sollten. Das können sie aber nicht, wenn sie eine dreißig Meter tiefe Lücke hinter sich haben und Stürmer, die mit ihnen bereits auf einer Höhe stehen, wenn der Ballverlust stattfindet. Ohnehin ist es doch wahnwitzig, die Innenverteidiger ins Gegenpressing einbinden zu wollen. Hinter ihnen ist normalerweise nichts mehr, gestern war da zum Glück der hervorragend aufgelegte und hochgradig aufmerksame Manuel Neuer.
    • Wenn ich die Innenverteidiger ins Gegenpressing einbeziehe, dann brauche ich unbedingt unmittelbar davor unheimlich präsente Sechser, um die Schnittstellenpässe und die Bälle in den Rücken der hoch stehenden Abwehr zu verhindern. Das fehlte mir gestern aber auch, wobei es gut sein kann, dass die Algerier direkt nach Ballgewinn nach vorne spielten, ohne überhaupt das Mittelfeld zu bespielen.
    • Und zu guter Letzt darf ich mir da vorne nicht so viele Ballverluste leisten. Das hat mich gestern am meisten aufgeregt: da haben wir so viele vorgebliche Ballannahme- und Passmaschinen, und dann kriegen sie keine zwei Pässe in Folge ohne Ballverlust hin. In der Analyse des ZDF meinen sie ja auch ausgemacht zu haben, dass es vorne zu wenig Bewegung gab. Das kann ich mir auch gut vorstellen, so macht man es den Gegnern dann natürlich auch leicht, einen gleich bei der Ballannahme unter Druck zu setzen. Ich denke auch mal, dass es ein Ziel war, mit Spielern wie Götze, Özil, Kroos, Lahm und Schweinsteiger eine lokale Überladung zu erzeugen und sich mit Kurzpässen durch die lokale Unterzahl der Algerier hindurch zu kombinieren und dann einen Lochpass vor das Tor zu spielen. Das geht aber natürlich fantastisch in die Hose, wenn der Ball nach zwei Stationen gleich beim Gegner oder im Aus landet...
    • Dazu kommt dann noch die gewohnte Lustlosigkeit in der Defensivarbeit des Kreativtrios Götze, Özil und Kroos, wobei ich ihnen da vielleicht ein bisschen Unrecht tue. Ich muss mir das Spiel erst nochmal ansehen... Özil hat mir jedenfalls besser als Götze gefallen, auch wenn es mich ganz schön aufgeregt hat, dass er jeden Ball mit einem Kunststückchen annehmen muss.


    Naja, ich bin mal gespannt, was die Gefährten von spielverlagerung.de in ihrer Spielanalyse schreiben.


    Jedenfalls denke ich, dass sich mit der Verletzung von Mustafi, dem ich von hier aus eine rasche Genesung und weitere Einsätze mit zunächst etwas weniger Druck wünsche, und der sichtbaren Stabilisierung im gestrigen Spiel Lahm doch wieder nach hinten rechts wandern wird, zumal Schweinsteiger und Khedira es ja wohl doch für neunzig Minuten schaffen dürften. Hummels dürfte noch ein Spiel aussetzen müssen, bis er wieder auf der Höhe ist. Mit Höwedes hinten links bin ich gar nicht so unzufrieden wie viele, obwohl ich es durchaus mal mit Durm probieren würde, der ihm gegenüber ja schon Schnelligkeitsvorteile haben dürfte...


    Naja, wir werden sehen..

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)