Motivation

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  • Brechstange


    Für FB kann ich nicht antworten, aber zu deinen Fragen kann ich durchaus etwas sagen. ich vermute, er möchte damit sagen, dass die letzten Worte vor einem Spiel von geringer Bedeutung sind, wenn der Trainer, bzw. der Verein alle anderen Aspekte der Ausbildung und Förderung außer acht gelassen hat? Aber dazu sollte er sich selbst äußern.


    1. Eigenmotivation fördern als Widerspruch:
    Das klingt in der Tat auf den ersten Blick widersprüchlich. Erst, wenn man den Sinn hinterfragt, kann eigentlich nur die Förderung der Selbständigkeit von Kindern im Fussball gemeint sein kann. (Sonst wäre ja die Eigenmotivation des Trainers gemeint. Die braucht es ebenfalls, aber das wäre ein anderes Thema!)


    2. Kurzschlußhandlungen bei Profis als Folge einer schwierigen Entwicklung im Jugendbereich
    Möchte da nicht weiter aus dem Nähkästchen plaudern. Wenn es dich näher interessiert, dann schau dir gut recherchierte Beiträge von Fussballprofis, die mitten in der Saison die Brocken hinwerfen, an. Ohne ein hohes Maß an Eigenmotivation wird es für den Profi immer schwieriger, sich für seinen Beruf tagein, tagaus zu motivieren. An Geld und sportliche Erfolge hat er sich gewöhnt, weshalb sie keinen besonderen Reiz mehr schaffen. Aber genau das waren die Werte, auf die ihn seine Trainer in der Nachwuchsförderung fixiert haben. Irgendwann platzt die tickende Bombe und der Profi findet keine Einstellung mehr zu seiner Arbeit. Denn er hat immer nur für Andere funktionieren müssen, weil sein Alltag durch den Verein bestimmt wurde.


    Es ist besser, zu wissen was man warum macht, als wenn man nur glauben soll, dass man das Richtige macht! Frontalunterricht und/oder Drill sind Formen, die kaum Eigenmotivation der Kinder benötigen. Interatives Training, bei dem es darum gegeht, den Fussball durch Trainerimpulse und Ausprobieren begreifen zu lernen, läßt selbständiges Handeln entwickeln. Ich bin jedoch in diesem Punkt anderer Meinung wie "FB"! Leider kann sich diese Fähigkeit zurück entwickeln, wenn Spieler in einer späteren Phase an einen Brüllaffen-Trainer gelangen, der nicht Kreativität fördert, sondern den Sieg um jeden Preis fordert!

  • Daher bin ich für jede Anregung dankbar, die mir hilft meine Kinder realistisch zu bestärken.


    Ein erster wichtiger und immer wieder zu wiederholender Schritt ist, denn Kindern zu helfen sich all dieser Stressfaktoren bewusst zu werden.
    Es braucht Mut, aber es hilft, Kinder darauf anzusprechen:
    "Wie hast du dich gefühlt ud was hast du konkret gespührt als ....
    - diesen du Pass ins Off gespielt hast
    - dein Vater das und das reingeschrien hat
    - ich dir das und das gesagt habe
    - dein Mitspieler dauernd den Ball forderte
    ....
    Ziel dabei ist, dass die Kids lernen Stressfaktoren nicht nur als abstrakte Gebilde, sondern als konkrete körperlich/seelische Auswirkungen zu erkennen. Nicht nur als vages Gefühl, sondern auch als Konzentrationsstörung, Schweiss, Hitze, Herzklopfen, Kurzatmigkeit, etc.
    Sie werden lernen dass Kinder bei verschiedenen Dingen verschieden (stark) reagieren. Der eine so, der andere anders, aber jeder fühlt und jeder wird beeinflusst. Dieses Bewusstsein fördert das Kollektiv.
    In einem zweiten Schritt kann man den Kids und ihren Elern Uebungen an die Hand geben um mit diesen Faktoren besser umzugehen: Atemübungen (aus dem Yoga), Rituale, "Mantras", gegenseitiges Schulterklopfen, das Wissen dass auch ein "künstlich" aufgesetztes Lächeln sich auf den ganzen Körper und die Mannschaft überträgt, sich auf den Erfolg freuen, wissen dass Anstrengung langfristig Früchte trägt, etc. etc.
    Körperhaltung, Kommunikation, Atmung sind alles Faktoren welche nicht separat "trainiert" sondern als begleitende Faktoren im normalen Training immer mal wieder angesprochen und fokussiert werden können.

  • Rituale funktionieren synergetisch nur, wenn sie in echtem kollektivem Flow erlebt werden, nie per vorgeschriebener Mitmachpflicht


    Ich finde das Video aus Post 2 zeigt -nach meinem Geschmack- einen riesen Mist. Ich habe im ersten halben Jahr im neuen Verein auch einen Trainerkollegen gehabt, der mit einem riesen Tonabspielgerät in die Kabine der damaligen D Jugend erschien und meinte ähnlich landen zu können. Hierbei verwendete er seine Musik, was schonmal eine Witznummer für einige Jungs war. Fremdschämen und Ablehnung war das Gefühl was mich erschlich...wir verschmolzen als Trainergespann auch niemals zu einem Team und unsere Ehe hielt ungefähr vier Monate;-)))).


    Es gab meiner Beobachtung nach zwei bis drei Jungs, bei denen das gut ankam. Der Großteil war eher eingeschüchtert und konnte damit nicht umgehen, so mein deutlicher Eindruck. Ein oder zwei Spielern ging das am Arsch vorbei.


    Was mir fehlte war eine an den Ausbildungszielen und an den bis zum Spiel im Rahmen dieser Ausbildungsziele erfogte Erinnerung an die Trainings an sich.


    Das was kam war diesbezüglich ein Hauch von NICHTS! Das deckte sich dann auch im Spiel, wo er Dinge einrief wie...."Mach"...(Was?)..."Geh"....(Wohin?) usw., usw..


    Es erweckte bei mir den undiskutierten Eindruck von Planlosigkeit, eigentlicher Unkenntnis was die Taktik der Altersgruppe ist und sogar der Eindruck, dass eine echte taktische Vorstellung selbst dann nicht oder nicht ausreichend für den Fall vorhanden gewesen wäre, wären es erwachsene Spieler gewesen. Ich drücks mal so aus: Möchtemalgerntrainer der mal so richtig vom Leder ließ ohne das Vermögen zu haben, zu erkennen wie dämlich das eigentlich war.


    Da lobe ich mir die, die hier aus einer Unsicherheit heraus einfach die Klappe halten! Reden ist gut, Schweigen ist gold.


    Als Trainer kann ich -und das habe ich am Schluß meiner Spielreden (Erinnerungen an unsere Ziele auf Basis der Alterziele für die Altersgruppe angelehnte konkrete Erinnerungen) so getätigt, meinen festen Glauben an die Möglichkeiten des Einzelnen formulieren und ihnen dann ein tolles Spiel wünschen.


    Nachträglich hat der Kapitän dann kurz vor dem Anstoß den Kreis bilden lassen um den Schlachtruf...ihren Schlachtruf...zu tätigen. Damit hatte ich aber nix zu tun.
    An Tagen wo ich besonders gut drauf war, konnte es mal sein, dass ich da mit drin stand...das war aber sehr selten.

  • Andre: Ich hab als "Mentaler Teamcoach" mal in nem Leistungszentrum hautnah Teams betreut, so auch die Vorbereitungs- o. HZ-Ansprachen der Trainer beobachten können, die dank irriger Vorbilder oft in jenem Stil oben abgehalten wurden: was in einer US-amerikanischen Frei-Kirchengemeinde super aussieht, ist im Teamsport noch lange nicht top! Das sinnigste Erlebnis war, wie das im Prinzip unterlegene, aber doch dank Eigenmotivation gut mithaltende Bundesligajugendteam beim VfL Osnabrück (damals noch mit mehr Geld ausgestattet, 2.Ligaetat) bravourös nen 0:0 hielt. Dann das Trainer-Posing, der Co fiel auch gleich mit ein: ich will was sehen, wir müssen hier gewinnen etc. Die zur Passivität des Ja-Sagens verurteilten Spielerköpfe senkten sich, alle außer den Trainern verloren sichtbarst ihre Körperspannung - 2 Minuten aufm Platz das 0:1, drei Minuten später 0:2, am Ende glatt 0:3 verloren. In der Coach-Trainer-Besprechung äußerte ich meine Beobachtung ungeschminkt, das Ergebnis (wie per Befragung erhobene Spielerkritik u.a. genau daran) ja leider im Rücken glaubend. Doch beim nächsten Spiel war ich außen vor, kurze Zeit später flog ich ganz raus, da der Trainer gute Beziehungen nach oben hatte u. Kritik nicht ertrug. Das Team verlor bis auf einmal alle Spiele... Doch seinen Stil praktiziert er noch immer, hat immer noch seinen Posten. Damals erfand ich meine Formel "Team- vs Trainer-Fußball" für mein MTC - doch wer wollte sie schon (im Fußball) erhören, gar beherzigen, man wird zum Don Quichotte :(

    Jeder Erwachsene kann nur so gut spielen, wie er als Kind trainiert wurde....

  • Ein "heisser" Spieler der sich als Champion und Sieger fühlt, als unverwundbar und deshalb ohne Angst in jeden Zweikampf geht ist sicher erfolgreicher als ein letargischer Spieler der das Spiel träge an sich vorbeigehen lässt. Das leuchtet ein. Deshalb hält man ja die Ansprachen. Und deshalb beschränken auch heute noch viel Trainer und Eltern Motivation auf die Ansprache vor dem Spiel (so wie im Video gezeigt).
    Heiss zu sein ist aber, mindestens was den Teamsport betrifft, nicht der optimale Zustand um ein Maximum an "kognitiver" Leistung, sprich Spielintelligenz, über eine längere Zeitspanne hinweg abrufen zu können. Ausserdem kostet jede Form übermässiger Emotionen Energie.
    Je komplexer Fussball wird, umso kontraproduktiver sind die klassischen "Motivationsformen" im Sinne von Ansprachen und lauten, indifferenten Anweisungen, weil sie das Hirn mit "Dinosaurierbotenstoffen" fluten und damit die Synapsen blockieren welche für Intelligenz und Kreativität zuständig wären. Kloppo und Co. machen es trotzdem. Warum: weil es gut für die Show ist, und ihn eh keiner hört wenn x-tausend im Stadion lärmen.
    Gibt es einen Ersatz für Ansprachen. Ja. Ruhe. Und die ruhige Präsenz des Trainers der mit seiner Haltung und seinem Gefühl Vertrauen signalisiert. Dann noch eins, zwei konkrete, individuelle Merkpunkte leise auf Augenhöhe gesprochen, dann ist das Wenige sicher und zuverlässiger verankert als alles Gebrüll der Welt.

  • @FB: völlig richtig! Warmmachen ist erstmal ok, heiss zu sein auch, aber nur kurze Höhepunkte u. stets selbstbestimmt. Überhitzt bricht man schnell zusammen, agiert hektisch, schießt am Ziel vorbei. Daher ist Resilienz auch so ambivalent: jeder sollte nach innen hören dürfen: cool down, da jeder als Mensch "vulnerabel" ist u. bleibt. Daher sind "resiliente Maß-Nahmen" ohne Konzept für mich zwiespältig. Oder? Die selbsternannten Talent-Sichter aber sortieren zu ruhige Spieler regelmäßig aus, setzen auf heisse, robuste, durchsetzungs- u. widerstandsfähige Kids, ausschließlich. Und das kotzt mich einfach an, weil es grundfalsch ist! Wer hingegen in sich ruht, ruhen kann statt im Dreieck zu springen, sobald ein Trainer das fordert, der ist stark, kann Übersicht, Nerven behalten. Aber es wird nur vom Trainerhirn aus gesichtet, aufgestellt etc. - statt auf lebensechten Teamgeist hin!!!

    Jeder Erwachsene kann nur so gut spielen, wie er als Kind trainiert wurde....

  • Die selbsternannten Talent-Sichter aber sortieren zu ruhige Spieler regelmäßig aus, setzen auf heisse, robuste, durchsetzungs- u. widerstandsfähige Kids


    Das trifft weder auf mich noch meinen Verein zu. Auf hat sich in den meisten Regionalverbänden und eidgenössischen Sportschulen der Schweiz einiges geändert. In Deutschland hat man mindestens damit begonnen die wilde Selektionitis einiger "Top-"Clubs zu hinterfragen und setzt auch dort zunehmend auf nachhaltigeren Aufbau statt "hire & fire". Nachhaltig heisst dann eben auch mit dem "Material" arbeiten zu wollen, welches man hat, statt den eigenen Misserfolg in der Ausbildung mit "Frischfleisch" zu kompensieren.
    Nachhaltiger Aufbau hat sehr viel mit Motivation zu tun. Und zwar auf allen Ebenen. Der Verein hat den aktiven Part: "wie motivieren wir". Vom Spieler wird erwartet, dass er ein gewisses Mass an Selbstkompetenz mitbringt, da nun immer mehr Leuten klar wird, dass "Technik" und Athletik antrainiert werden können, wenn der mentale "Unterbau" stimmt, aber nicht umgekehrt. In diesem Kontext ist der Begriff "Resilience" zu sehen, der momentan an vielen Kongressen zum Thema Jugend-Sport (wie du sagst auch inflationär) verwendet wird.

  • @FB: Also ich hatte mir den Begriff vor einiger Zeit noch selbst anhand dem Steuern/Managen (in sich passiver) Energiesysteme fürs Mentale geborgt, um die individualpsychische Kopfsteuerung in Bezug auf Energiereservehaltung (auch 'natürliche' Faulheit genannt) für das zu einer kreativen Kollektiv-Intelligenz hin befreiende Teamplay besser erfassen zu können. Mit Stressresistenz hatte ich weniger am Hut als mit jenem In-sich-ruhen als Können, das dann für periphere Spielübersicht als Voraussetzung optimierten Teamplay wie Tempo (dem stets Timing vorangeht) sorgen kann. Der jetzige inflationäre Begriffsgebrauch verwischt m.E., worum es in der Spitze gehen sollte. Es geht viel quer Beet. Daher mein Groll dagegen u. das Nachhaken bzgl. Konzept, Konkretion etc., denn es ist nun mal so: Nachplappern tun's immer viel zu viele, verstehen aber nur wenige. Daher sollten die ihr Verstehen der geflügelten Worte nachweisen können, falls sie sich damit aus dem Fenster lehnen, meine ich. In jedem Fall schade wenn nicht, denn auch wenn ich ein Konzept dann zu zerpflücken versuchen würde: jede so ersichtliche Lücke darin bleibt aufzufüllen, je schneller, desto besser. Daher muss man keine Angst haben, sein Wissen in concreto offenzulegen, sich u.U. unter Wettbewerbs-Druck so vorantreiben zu lassen statt in sich stehenzubleiben, oder? Außer man hätte nen Stein des Weisen gefunden ;)

    Jeder Erwachsene kann nur so gut spielen, wie er als Kind trainiert wurde....

  • Ein "heisser" Spieler der sich als Champion und Sieger fühlt, als unverwundbar und deshalb ohne Angst in jeden Zweikampf geht ist sicher erfolgreicher als ein letargischer Spieler der das Spiel träge an sich vorbeigehen lässt.

    das ist der Punkt um den es im Video geht ! Dabei darf man nicht übersehen, dass es um American Football geht. Hier zählt noch mehr als im Fußball die Körperlichkeit und der Kampf, den Gegner von vornherein einzuschüchtern, die persöhnliche Sicherheits- und Komfortzone hinter sich zu lassen. Old Scool, mag sein, aber bei einem Coach wie in dem Video extrem wirksam Woche für Woche, versprochen ;) .
    Für Fußball sicher nicht optimal geeignet, schon gar nicht für Kinder.


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.

  • das ist der Punkt um den es im Video geht ! Dabei darf man nicht übersehen, dass es um American Football geht. Hier zählt noch mehr als im Fußball die Körperlichkeit und der Kampf, den Gegner von vornherein einzuschüchtern, die persöhnliche Sicherheits- und Komfortzone hinter sich zu lassen. Old Scool, mag sein, aber bei einem Coach wie in dem Video extrem wirksam Woche für Woche, versprochen ;) .
    Für Fußball sicher nicht optimal geeignet, schon gar nicht für Kinder.


    Gerade das würde ich nicht für sinnvoll halten. Ich will mich gar nicht groß in die Debatte von Fussballbaron und Keller-Kicker einmischen, dafür fehlt mir das umfangreiche Fachwissen und ich wollte hier eigentlich auch über Pre-Match-Motitvation sprechen.


    Grundsätzlich bin ich aber der gleichen Meinung wie du. So eine Ansprache kann extrem wirksam sein, allerdings nicht Woche für Woche. Ich persönlich würde alle die Ideen verfolgen, die hier mehr oder weniger kurz angerissen wurden, also eine Langzeitmotivation aufbauen, in der sich jede/r Spieler/in selbst motiviert und Spaß am Fußball hat. Aber wenn der Trainer einige sehr seltene Male so eine Ansprache hält, hat das, glaube ich, trotzdem einen großen positiven Schwung zur Folge. Wenn mich der Trainer vor jedem Spiel so aufbauen will, tue ich es irgendwann ab. Einmal in der Saison vielleicht, kann es dagegen helfen.


    Davon unterscheiden sollten wir ein Ritual finde ich. Etwas, das man vor jedem Spiel durchführt. Das sollte kurz und knackig sein, den Teamgeist beschwören und vielleicht auch Nervosität aufgrund einer vertrauten Handlung nehmen. Sind wir uns da alle einig, das war jetzt so mein Eindruck aus den letzten Seiten? ;)

  • Noch ein kurzer Rückgriff auf das Video.
    Es ist sicherlich wenig sinnvoll als Begleitmusik eine Filmmusik zu wählen, an dessen Ende zwei Hauptdarsteller unter eher tragischen Umständen ums Leben kommen.
    ( Letzter Mohikaner mit D.D. Lewis)
    Ich habe bei der Musik immer den Sprung über die Klippe vor Augen, wäre daher sicherlich nur mäßig positiv motiviert.
    Aber dies nur am Rande

  • Brechstange
    Für FB kann ich nicht antworten, aber zu deinen Fragen kann ich durchaus etwas sagen. ich vermute, er möchte damit sagen, dass die letzten Worte vor einem Spiel von geringer Bedeutung sind, wenn der Trainer, bzw. der Verein alle anderen Aspekte der Ausbildung und Förderung außer acht gelassen hat? Aber dazu sollte er sich selbst äußern.


    Danke für die Antwort, TW-Trainer. Habe ja oben schon gesagt, dass ich da im Grunsatz mitgehe. Deswegen interessiert mich die Diskussion, dann ist es doppelt schade, wenn keinerlei Substanz kommt.


    1. Eigenmotivation fördern als Widerspruch:
    Das klingt in der Tat auf den ersten Blick widersprüchlich. Erst, wenn man den Sinn hinterfragt, kann eigentlich nur die Förderung der Selbständigkeit von Kindern im Fussball gemeint sein kann. (Sonst wäre ja die Eigenmotivation des Trainers gemeint. Die braucht es ebenfalls, aber das wäre ein anderes Thema!)
    2. Kurzschlußhandlungen bei Profis als Folge einer schwierigen Entwicklung im Jugendbereich
    Möchte da nicht weiter aus dem Nähkästchen plaudern. Wenn es dich näher interessiert, dann schau dir gut recherchierte Beiträge von Fussballprofis, die mitten in der Saison die Brocken hinwerfen, an. Ohne ein hohes Maß an Eigenmotivation wird es für den Profi immer schwieriger, sich für seinen Beruf tagein, tagaus zu motivieren. An Geld und sportliche Erfolge hat er sich gewöhnt, weshalb sie keinen besonderen Reiz mehr schaffen. Aber genau das waren die Werte, auf die ihn seine Trainer in der Nachwuchsförderung fixiert haben. Irgendwann platzt die tickende Bombe und der Profi findet keine Einstellung mehr zu seiner Arbeit. Denn er hat immer nur für Andere funktionieren müssen, weil sein Alltag durch den Verein bestimmt wurde.


    Fälle die ich aus der Nähe kenne, betreffen Leichtathleten, die von ihrem Talent her in ihren Disziplinen Weltspitze hätten werden können. Von diesen sind alle bis auf Eine auf dem Weg gestrauchelt, aber sicher nicht an den Werten des Trainiers / Trainerteams. Diese haben Langfristigkeit betont, Selbstständigkeit gefördert, Wege aufgezeigt ohne vorzuschreiben etc. Das, was man im Fussball teilweise so modern findet, ist nämlich in vielen anderen Sportarten seit Langem Normalität. Dennoch haben diese Sportler ihre ersten Rückschläge nur schlecht verkraftet und sind letztlich an diesen gescheitert. Hier würde für mich Resilienz ansetzen. Im Teamsport hat das ja noch eine zusätzliche Dynamik, weil es nicht nur den Umgang des Einzelnen, sondern des ganzen Teams mit der (schwierigen) Situation gibt. Hierzu gibt es gerade erst die ersten Studien (wen's interessiert: Morgan et al. (2013), "Defining and characterizing team resilience in elite sport", Psychology of Sport and Exercise 14 (4), 549-559.)


    Zugegebenermassen ist das ziemlich off-topic und ich halte jetzt hier den Schnabel :)

  • Möchte nur einmal erwähnen,dass ich dieses Video NIEMALS im Jugendbereich einsetzen würde! Klar ist,dass es null komma null Wirkung hat und wie Andre schon geschrieben hat auch ins negative gehen kann.Auch im Herrenbereich ,maximal einmal.
    Es ging mir hierbei nicht um die Ansprache an sich -lediglich um die Rhetorik,die verwendet wurde,und da finde ich gibt es schon einen Unterschied den man beachten sollte.
    Gerade entweder mit wir oder ihr sprechen.
    Es ist ja schon ein Unterschied wenn es heißt : "Ihr wisst was ihr zu tun habt" oder "Wir wissen was wir zu tun haben"
    Das Ich habe ich lediglich als "neue" Anregung genommen.

  • Nachplappern tun's immer viel zu viele, verstehen aber nur wenige. Daher sollten die ihr Verstehen der geflügelten Worte nachweisen können, falls sie sich damit aus dem Fenster lehnen, meine ich.


    Ich weiss nicht Kicker: Am Anfang jeder Veränderung steht meistens eine Vision. Dann eine erste konkrete Idee mit der man mal hausieren geht um zu checken ob es nicht doch an den Drogen liegt. Dann findet man andere welche die Idee gut finden. Dann beginnt man das umzusetzen. Macht erste Erfahrungen. Hat Fehlschläge. Man korriegiert. Dann konsolidiert man. Setzt die nächste Wegmarke und so weiter und so fort.
    So ist es auch beim Begriff Resilienz im Fussball. Insbesondere im KiFu. Es gibt nicht DIE Resilienz. Man kann nicht BEWEISEN dass einer davon was versteht oder nicht.
    Verbesserung der Resilienz ist eine Idee an der Hunderte arbeiten, um daraus etwas Konkreteres zu machen, als es viel dank langjähriger Erfahrung einfach intuitiv tun.
    Dabei ist Resilienz nichts Isoliertes was man ISOLIERT fördern könnte. Man verbessert die Resilienz eines Menschen nicht im Abstrakten, sondern indem man ihn auf die Reise zu sich selbst schickt. Indem man ihm Erlebnis verschafft, die ihm aufzeigen, wie er unter "Last" reagiert. Erst wenn er dort ist können wir ihm helfen mit dieser "Last" besser und positiver umzugehen (sofern nötig).
    Diese Reise ist immer sehr individuell. Darum gibt es auch keine KONKRETE Anleitung was in diesem Moment zu machen ist.
    Aber es gibt einen gemeinsamen Nenner: Und das ist das was ich geschrieben habe: Menschen an ihre Grenzen führen um ihnen dort zu helfen besser mit dieser "Ausnahmesituation" umgehen zu können. Einige Grenzen können wir als Trainer organisieren: Multitasking, Zeitdruck, Erschöpfung, Erwartungsdruck, etc. andere wiederum nicht: Verletzungen, Formtief, Abweisung durch das Team, etc.
    Jeder Mensch verhält sich bei jeder Form von "Grenze" anders. Damit reagiert und coached der Trainer auch individuell anderst. Muss er ja. Wer da eine ALLGEMEINGUELTIGE KONKRETE HANDLUNGSVORGABE erwartet hat, meiner Meinung nach entweder nichts verstanden oder würgt einen sehr weiten Begriff in eine starre Form, welche der Natur dieses Begriffs niemals entsprechen kann.


    Kicker: Wenn jemand nichts Konkretes liefern kann, dann ist das oft deshalb weil es nichts Konkretes gibt, welches für alle, für alles und für alle Zeit passt. Klar kann man Beispiele aufzählen: Aber was bedeuten die dann für diejenigen die noch gar nichts wissen ? Sie würden das gezeigte Beispiel lediglich an ihrer eigenen Erfahrung festmachen um zu "beweisen" dass alles Quark ist weil es nicht zu IHREM Setting passt.
    Damit ist die Folgerung, dass wenn etwas, was grundsätzlich nur auf der individuellen Ebene gelten kann, grundsätzlich immer und für alle falsch ist natürlich katastrophal.
    Die Welt ist nun mal komplex. Es gibt kaum eine KONKRETE LOESUNG welche in jedem Fall für alles gilt. Würde die jemand verkaufen, dann darfst du zu Recht schiessen.
    Was mich betrifft, versuche ich mit auf der Stufe der Abstraktion zu halten, wo ich glaube, dass es für alle und jeden noch irgendwie gelten könnte und werde mich hüten, auf der darunter liegenden individuellen Ebene Details zu schildern welche von Fall zu Fall ganz unterschiedliche Wirkung haben und es immer jemanden geben wird der mir an SEINEM konkreten Beispiel "beweisen" kann, dass diese Aussage nicht für alle und alles gilt.

  • Kriegt man diese Resilienz eigentlich bei jedem reingeimpft oder reicht es nicht, einige "Leitwölfe" auf den Platz zu schicken, die die anderen irgendwie mit heiß machen?


    Bei unseren stärkeren Gegnern gab es eigentlich keine großen Rituale außer lauter Kabinenmusik oder eigenen "Aufwärm-T-shirts". Ich glaube, deren Rezept ist das Selbstvertrauen, in jedes Spiel mit einem meist gleich bleibenden Plan zu gehen, den jeder kennt und wo jeder weiß, wie er seinen Anteil daran zu leisten hat. Diese Mannschaften haben dann meist ein aggressives Forechecking gespielt und waren einfach heiß auf jeden Ball (ich weigere mich, "gierig" zu sagen... :rolleyes: )

  • reicht es nicht, einige "Leitwölfe" auf den Platz zu schicken, die die anderen irgendwie mit heiß machen?


    Das tönt für mich wie ein Satz aus dem Mittelalter. Ist es bei euch wirklich noch so ? Voll die brachiale Nummer ? Hau drauf und gut ist ?
    Ich wüsste nicht ob da noch Trainer sein möchte, geschweige denn ich meine Kids noch Fussball spielen liesse.

  • Brechstange


    Es gibt gar keinen Grund, warum du den Mund halten solltest oder? Kritisches Hinterfragen ist allemal besser als gedankenloses Abnicken!


    Natürlich kann auch ich dir trotz langjähriger Erfahrungen kein abschließendes Feedback dazu geben. Aber vielleicht helfen die ein paar wiederkehrende Aussagen von Profis, die den Weg bis ganz nach oben geschafft haben?


    Hier ein paar wiederkehrende Sätze, die mir besonders wichtig erschienen?


    1. In meiner Jugend gab es eine Reihe von Leuten, die sehr viel mehr Talent besaßen als ich
    2. Ich habe mich nicht vom Weg abbringen lassen. Ein negatives Feedback hat mich nicht demotiviert, weil ich an meine Chance geglaubt habe
    3. Meine Eltern haben mich sehr unterstützt, denn ohne sie wäre es gar nicht gegangen. Sie haben mich aber nie unter Druck gesetzt.
    4. Als der Fussball zu meinem Lebensinhalt wurde, vermisste meine Freunde schon sehr. Aber die Wichtigsten sind mir geblieben
    5. Der Fussball hat mir später sehr viel mehr zurück gegeben, als ich mir erträumt hatte.
    6. Ich hatte das Glück zufällig zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle zu sein.


    Weil es sich um Einzelschicksale handelt, ist ein Fazit auf Basis dieser Aussagen nicht möglich. Sie helfen jedoch diesen immer schmaler werdenden Weg wachsender Herausforderung ein wenig zu beleuchten. Erschreckend ist es, wie wenig zuverlässig Leistungen sind. Selbst dann, wenn bessere Rahmenbedingungen (z.B. uCoaching) den Spaß an der Leistung unterstützen sollen.


    Seinen Traum in seinem Beruf zu leben ist sicherlich nicht vielen Menschen vergönnt. Es braucht dazu unvorhersehbares großes Glück. Wenn man nach dem großen Glück sucht, wird man es nicht finden. Wohl der, der sich täglich über sein kleines Glück freuen kann.


    Es sind deshalb sehr bescheidene Hinweise, die wenig Zuverlässigkeit geben. Jedoch geben sie genug Anlaß durch Erfahrungen, einem 12-Jährigen keine Erfolgs-/Mißerfolgsprognose auszustellen. Es gibt da nichts, auf das man sich verlassen könnte! Leider gibt es zu wenig, die das eingestehen. Denn für kurzfristige Saisonziele bzw. egoistische Interessen des Trainers kann man am besten diese hochveranlagten Talente holen. Ob man dabei junge Schicksale verbrennt, ist den meisten doch egal!


    Leider zieht sich diese Form der Leistungsbeurteilung durch den deutschen Fussball, wie ein roter Faden. Deshalb fragte ich bereits an anderer Stelle, wie lange wir uns diese Talentverschwendung noch leisten können? Ich wäre schon zufrieden, wenn man für die Masse mit Breitensport die allwöchentliche "Dorfbundesliga" auf dem Rücken der Kinder endlich abschaffen könnte.


  • Das tönt für mich wie ein Satz aus dem Mittelalter. Ist es bei euch wirklich noch so ? Voll die brachiale Nummer ? Hau drauf und gut ist ?
    Ich wüsste nicht ob da noch Trainer sein möchte, geschweige denn ich meine Kids noch Fussball spielen liesse.


    Du sitzt schon verdammt hoch auf deinem Ross.


    Zitat

    Kriegt man diese Resilienz eigentlich bei jedem reingeimpft oder reicht es nicht, einige "Leitwölfe" auf den Platz zu schicken, die die anderen irgendwie mit heiß machen?


    Bei unseren stärkeren Gegnern gab es eigentlich keine großen Rituale außer lauter Kabinenmusik oder eigenen "Aufwärm-T-shirts". Ich glaube, deren Rezept ist das Selbstvertrauen, in jedes Spiel mit einem meist gleich bleibenden Plan zu gehen, den jeder kennt und wo jeder weiß, wie er seinen Anteil daran zu leisten hat. Diese Mannschaften haben dann meist ein aggressives Forechecking gespielt und waren einfach heiß auf jeden Ball (ich weigere mich, "gierig" zu sagen.


    Ich wage mal zu behaupten, dass man diese Resilienz überhaupt nicht eingeimpft bekommt. Nicht bei uns im Breitensportbereich, da spielen zu viele einfach zum Spaß und nicken dich schön ab, aber wirklich helfen tut es nichts. Dementsprechend würde ich da mit dir übereinstimmen, dass ein Paar Anführer in der Mannschaft den Rest schon mal mitreißen können, kann aber auch schnell zu schlechter Stimmung umkippen. Ob die Musik jetzt hilft weiß ich nicht, wir haben sie aber auch immer. Gehört halt besonders ab U15 bis Herrenbereich einfach dazu, davor würde ich sie vielleicht nicht immer einsetzen.


    Bei so einer U17/U19 können aber ein paar deftigere Worte des Trainers schon mal Wunder bewirken, da spricht meiner Meinung nach uach nichts gegen dieses heiß machen. Wenn du da als Trainer fünf verkaterte Spieler hast, drei, die noch halb schlafen und den Rest, der halt anwesend ist, geht das schon. Hat mir auch immer geholfen, auch wenn ich sonst im Spiel eigentlich sehr ruhig und überlegt spiele. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass ein richtig anstrengendes Aufwärmen schon reichen kann. Also kurze Antritte auf Befehl und Anfeuerung des Trainers, fünf gegen fünf auf engen Raum.