Kommunikation unter Spielern

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  • in einem anderen Thread bin ich auf folgendes Thema gestoßen, daß mich interessiert:


    wie kommumizieren (reden/ deuten....u.s.w.) Spieler im Spiel untereinander ?


    Was gibt es für Möglichkeiten?


    Wie trainiert man das altersgemäß passend?


    Was habt ihr für Erfahrungen?


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.

  • Coaching der Spieler untereinander. Wichtiges Thema, dass mMn im Jugendbereich noch viel zu stiefmütterlich behandelt wird. In kaum einer Übung findet man hierzu Ergänzungen.
    Wer mal Gruppentaktik mit einer B trainiert hat, die Stumm wie die Fische auf dem Feld stehen, wird sich wohl wünschen das dies in den Altersstufen zuvor zumindest mal vorbereitet worden wäre. Natürlich ist das auch individuell. Introvertierte Spieler haben da wesentlich höhere Überwindungsschwellen. Aber auch bei ihnen ist der wichtige Nebenaspekt behutsam ihr Selbstbewusstsein zu stärken.


    Ab F kann man ruhig schon damit anfangen, dass die Kinder in den Übungen die jeweilige Richtung angeben. Bin großer Anhänger von visueller Gestaltung/Unterstützung von Technikübungen, also Farb- oder Symbolspiele gerade in den jüngeren Altersklassen. Nahezu jede Übung zwingt sie dabei, den Kopf zu heben. Und die jeweilige Farbe kann, wenn die Übung bekannt ist und läuft, z.B. der Anspieler vorgeben. Oder meinetwegen Reise nach Jerusalem mit mehreren kleinen Feldern mit Mannschaftsnamen wie Bayern, Schalke oder Dortmund. Sehr ungern, aber wird leider immer wieder gefordert -). Und ein Spieler gibt jetzt das Kommando in welche Felder gedribbelt werden soll. Der Verlierer ( kein oder falsches Dribbelfeld ) wird jetzt zum "Bestimmer" für die nächste Runde. So hast Du den Nebeneffekt, dass oftmals schwächere Spieler zum Gestalter animiert werden und sie so eigentlich der Sieger sind. Solche Sachen halt. Die Kinder zum Reden und Mitgestalten animieren und nicht stumpfes Frontaltraining.


    Ab E kann es dann schon fußballspezifischer werden. Da haben @Daddln und Toto2 im anderen Thread schon gute Beispiele genannt. Gerade Doppel, Klatsch und Dreh. Oder beim Fordern des Balles dies auch tatsächlich jedes Mal verbal unterstützen.


    Grundsätzlich kann man da gar nicht früh genug mit anfangen. Ist aber ein weites ( und leider vernachlässigtes ) Thema. Hoffe daher auch, dass hier noch praktische Vorschläge kommen.

    Einmal editiert, zuletzt von Steini ()

  • Sollten auch schon Kinder in der G-Jugend auf dem Platz miteinander reden ? Ich denke schon, dass das manchmal ganz hilfreich ist.
    Ich weiß, dass meine Große das oft tut und dass das nicht immer gut ankommt (Trainer). Ich denke, es kommt darauf an, WIE man miteinander spricht.

  • Sollten auch schon Kinder in der G-Jugend auf dem Platz miteinander reden ? Ich denke schon, dass das manchmal ganz hilfreich ist. Ich weiß, dass meine Große das oft tut und dass das nicht immer gut ankommt (Trainer). Ich denke, es kommt darauf an, WIE man miteinander spricht.


    Die richtige Kommunikation ist sicher nie verkehrt, aber von G-Junioren kann man meiner Meinung nach noch nicht besonders viel an sinnvoller Kommunikation erwarten. Wie du schon richtig feststellst, ist das Wie sehr wichtig, der Ton macht die Musik. So muss es eigentlich immer darum gehen, sich gegenseitig zu helfen und zu unterstützen und nicht darum, sich gegenseitig fertig zu machen oder Dampf ab zu lassen. Ich mag es überhaupt nicht, wenn Kinder sich auf dem Platz gegenseitig anmotzen, das führt nämlich nie zu einer Besserung, viel eher ist das Gegenteil der Fall. Ich finde, dass es eine wichtige Aufgabe für einen Kindertrainer ist, seinen Schützlingen zu vermitteln, dass sie sich am besten gegenseitig helfen, indem sie positiv motivieren und Tipps dazu geben, wie der andere Spieler etwas besser machen kann. Wobei ich dann ggf. den einen oder anderen mit seinen Tipps wieder ein wenig bremsen würde, denn das ist noch überwiegend meine Aufgabe. Die Spieler können Situationen häufig noch nicht so gut einschätzen und geben ihren Mitspielern gar nicht so selten auch falsche Hinweise.


    Noch gilt das Gesagte nur für die Kommunikation in Spielpausen, d.h. wenn der Ball nicht im Spiel ist. Im Thread ist bisher eher von der Kommunikation der Spieler, während der Ball im Spiel ist, die Rede. Da ist in den meisten Fällen der Spieler am Ball der Adressat, ihn möchte man mit akustischen Hinweisen unterstützen, so dass er nicht alleine auf seine visuelle Wahrnehmung angewiesen ist. Daneben gibt es zwar noch Anweisungen an die gesamte Mannschaft oder Mannschaftsteile, also z.B. Verschiebekommandos oder die allseits bekannten "DRAUF!", "RAUS!" oder "ZURÜCK!", diese sind aber im KiFu entweder noch kein Thema oder recht elementar. Die taktische Kommunikation unter den Spielern ist hingegen gar nicht so einfach. Denn einerseits möchte man sie als Trainer fördern, denn sie kann nur praktiziert werden, wenn die Kameraden des Ballbesitzers mit denken und sich in seine Lage versetzen. Damit verbunden ist auch die Hoffnung, dass sie sich selbst dann auch so verhalten, dass sie ihm bestmöglich helfen. Andererseits müssen die Spieler begreifen, dass sie dem Ballbesitzer keine Anweisungen zu geben haben, sondern lediglich Hinweise und Angebote. Ich möchte auch nicht, dass fünf Spieler gleichzeitig "Hier! Hier!" rufen und den Ball haben wollen, das irritiert den Ballführenden nur. Auch sollten hilfreiche Hinweise, wie z.B. "Wechsel!" nur dann erfolgen, wenn der Ballführende dazu in der Lage ist, also nicht, wenn er sich mitten im Zweikampf befindet. Das zu lernen halte ich für gar nicht so einfach..

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • meine Kleine meldet sich immer, wenn sie den Ball haben möchte *g*


    Ja, völlig normal, aber dazu stehe ich nicht ganz unkritisch, zeugt es doch nicht unerheblich von Egoismus. Das ist auch völlig normal, aber halt nicht gänzlich das Verhalten, das ich als Trainer sehen möchte. Es ist, wie gesagt, schon OK, aber von mir z.B. eher unerwünscht, wenn der Spieler, der den Ball fordert, eindeutig schlechter steht als der Ballführende oder z.B. gedeckt ist. Eine entsprechende Einschätzung der eigenen Situation gegenüber der des ballführenden Spielers wünsche ich mir eigentlich schon bei F-Junioren, zumindest beim älteren Jahrgang. Später wünsche ich mir dann, dass sie dem Ballempfänger oder -besitzer Hinweise geben, die ihm helfen, also den Hinweis auf den für ihn unsichtbaren Gegenspieler ("Hintermann!") oder darauf, wo er hinspielen könnte. Bei letzterem freue ich mich, wenn das dann nicht "Hier, hier!" lautet, sondern "Links raus", "Steil" oder "hinten rum", wenn also der Spieler, der den Hinweis gibt, im Kontext von Ballbesitzer und Spielsituation denkt. Sowas können Bambini und F-Junioren natürlich aber noch nicht.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Könnte man das nicht mit ÜZ -UZ-Spielen angehen, z.B. auf 4 Minitore, die alle bespielbar sind. So steht dann mit höherer Wahrscheinlichkeit jemand ungedeckt in der Nähe eines Tores, um dann als beste Anspielstation den Ball zu fordern und einen Punkt fürs Team zu machen (Idee: Nach jedem Punkt klatschen sich alle im Team ab, um irgendwie zu signalisieren, dass es egal ist, wer das Tor trifft. Außerdem ausdrückliches Lob des Zuspielers für die richtige Entscheidung). Ich glaube, dass man auch F-Jugendlichen vermitteln kann, dass man eine bessere Anspielstation ist, je weiter man vom Ballführenden entfernt steht und je weniger Gegner in der Nähe sind.

  • Bei Fünfjährigen ist ein gewisser Egoismus völlig normal und nicht zu kritisieren.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • nun ja, Egoismus will ich ihr nicht unterstellen, sie ist gerade 5 Jahre alt. Und wenn sie den Ball haben möchte, steht sie immer frei (z.B. beim Einwurf)

    Um zum topic zurückzukommen: Es geht hier weniger darum, den Ball zu fordern, weil man freisteht, als anzuzeigen, wo man ihn hin haben will während man sich freiläuft/löst.
    Das Freistehen und Ballfordern ist ja genau das, was wir später nicht mehr haben wollen (bei 5-Jährigen natürlich vollkommen o.k.).


    Das wichtigste ist für mich dabei nicht, das richtige Kommando abzugeben, sondern ersteinmal die grundsätzliche Bereitschaft zur Kommunikation auf dem Platz. Und diese Grundlage wird ganz früh geschaffen, auch schon in der F-Jugend. Da friere ich dann auch schon einmal ein und erkläre "Du bist richtig gelaufen. Eigentlich müsstest Du jetzt den Ball bekommen. Warum bekommst Du ihn nicht?" "Er sieht mich nicht." "Richtig. Was musst Du also tun?"
    Von eher stillen Kindern kommt auch mal ein zaghaftes Rüflein. Wir haben uns dann auch schon einmal gemeinsam auf den Platz gestellt und die Lautstärke geübt. Meist können sie auch folgender Argumentation folgen: "Stell Dir vor Du bist in 10 Jahren Nationalspieler. Du spielst auf dem Flügel und Draxler/Götze/Gündogan im Zentrum. 80.000 sind im Stadion und machen Radau. Meinst Du, dass Draxler/Götze/Gündogan Dich hören kann, wenn Du so leise den Ball forderst?"


    Im unteren Bereich heißt das für mich: Lieber ein paar Mal zu oft, unsinnig den Ball fordern als schweigen. In der E-Jugend friere ich dann aber schon mal wieder ein "Bist Du wirklich anspielbar? Warum nicht? Was müsstest Du tun? Wann müsstest Du dann den Ball fordern?"

  • Sinnvolle Kommunikation (eigentlich geht es in der F primär nur mal um einseitige SIGNALISATION und nicht um echten Informationsaustausch zwischen zwei Spielern) kann erst dann stattfinden wenn ein Spieler die mental/kognitiven Voraussetzungen erfüllt ein Spiel auch im GANZEN zu begreifen und sein Umfeld wahr zu nehmen. Schlüsselelement dabei ist die Fähigkeit mindestens zwei Dinge gleichzeitig tun zu können, resp. das auch zu wollen und zu fördern --> Multitasking.
    Es reicht gemäss meiner Erfahrung nicht, diese Gesamtwahrnehmung nur im Spiel zu fordern (Spiele mit mehreren Bällen, wechselnden Toren, wechselnden Spielern/Spielrichtungen etc.) sondern man müsste diese auch individuell in Form eines dedizierten Mentaltrainings (ein Thema wäre z.B. peripheres Sehen, oder das Aufschlüsseln scheinbarer Gleichzeitigkeit in sequentielles Handeln) gezielt trainieren.
    Sobald die Spieler aber über diese kognitiv/mentalen Fähigkeiten verfügen, um das Spiel und/oder ihre nächsten Mitspieler als Ganzes zu spüren, werden sie auch mehr oder weniger automatisch beginnen, miteinander SINNVOLL zu kommunizieren. Erst dann macht es, meine Meinung nach Sinn, wenn der Trainer sich ernsthaft mit der "Kommunikation" befasst und hier entsprechenden Input und einfache Uebungsszenarien (der grösste Kummunikationskiller ist oft die Komplexität des Gesasmtspiels) vorgibt.
    Sind die mental/kognitiven Voraussetzungen nicht gegeben, beschränkt sich die "Signalisation" der Spieler oft auf die bekannte lautstarke Forderung des Balls und irgendwelches Motivationsgeschrei. Aber "Kommunikation" ist das genau so wenig, wie es Sinn machen würde, sich zu diesem Zeitpunkt als Trainer allzuviel Gedanken über "Kommunikation" zu machen - weil - schlicht und ergreifend - die hierzu erforderliche Wahrnehmungkompetenz der Spieler fehlt. Und die kommt in der F so ziemlich sicher nie von alleine, egal ob du mit Talenten arbeitest oder nicht.

  • "Kommunikation" wird oft mit Rufen assoziiert.
    Kommunikation ist aber primär ein mal HOEREN, resp. macht es keinen Sinn wenn einer schreit und keiner hört.
    In der F mache ich z.B. folgende Uebung:


    Ausgangslage
    20x20m Feld, 2 Spieler spielen gegen 2 Spieler, Ziel ist es denn Ball im Feld und eigenen 2er-Team zu halten (Steigerung: nach spätestens 3 Balllberührungen abzuspielen). Ein Fünfter Spieler steht ausserhalb des Feldes.


    Uebung:
    Die Spieler im Feld spielen 2 gegen 2. Der fünfte Spieler verändert laufend seine Position entlang der Feldlinien.
    Nach 20-40 Sekunden klatscht der Aussenmann in die Hände.
    Darauf muss der Ballführende dem Aussenmann sofort den Ball zuspielen. Die übrigen Spieler spurten sofort in die nächste Ecke und legen sich dort flach. Der Verlierer wird neuer Aussenmann und bekommt einen "Straf-"Punkt.


    Steigerung:
    2. Level: Der Aussenmann ruft einen NAMEN. Darauf muss der Ballführende den Ball sofort diesem Spieler zuspielen und dieser muss ihn annehmen (rennt er in die Ecke, hat er verloren).
    3. Das Ganze mit 3er oder 4er Teams.
    4. Jeder muss sich eine FEIE Ecke suchen
    5. Das Ganze mit 2 Fussbällen
    6. Das Ganze mit 1 Fussball (mit Fuss gespielt) und 1 Tennisball (Handspiel).
    und beliebige Kombinationen davon.

  • Als UEBUNGSanlage empfielt sich auch folgendes Setting:
    Wenn ein Spieler den Ball fordert MUSS dieser vom Ballführenden SOFORT und JEDERZEIT angespielt werden.


    Sofortziel:
    In diesem Setting wird der Ballführende in seiner Entscheidungsfreiheit beschnitten (eigentlich wollen wir das ja eben gerade NICHT). Es zwingt den Mitspieler aber dazu, den Ball nicht einfach blind zu fordern, resp. einfach Positionsmeldung zu machen, sondern allein die Verantwortung über die Sinnhaftigkeit des Zuspiels zu übernehmen und sein Rufen und oder seine Position eventuell nochmals zu überdenken.


    Langfristiges Ziel:
    Ich will als Trainer erreichen, dass sich "Rufen" auf ein effektives Minimum reduziert. Wenn ich das nicht tue und alle in der Mannschaft wild durcheinanderrufen machen junge Spieler in der Regel ganz zu - heisst, sie hören unbewusst NICHTS mehr weil sie das Rufen wegen Ueberforderung schlicht und ergreifend ausfiltern. Diese Spieler hören dann weg, statt hin. Und dieses passive, unbewusste WEGhören wieder zu einem aktiven HINhören umzupolen ist x-mal schwieriger als aktives Rufen zu fordern.

  • Es fällt auf dass Kids viel besser kommunizieren, wenn sie Spiele und kognitive Uebunge zuerst mit der Hand, und erst dann mit dem Fuss spielen.
    Wichtig ist dass die GESAMTE Uebungssequenz immer so angesetzt ist, dass immer genügend Zeit bleibt die Endform, also das Spiel mit dem Fuss zu erreichen.
    Es macht deshalb weniger Sinn, Handspiele isoliert, heisst ohne Ueberleitung zum eigentlichen Fussball, durchzuführen.
    Schaffen die Kids die Kommunikation nur mit der Hand, muss die Uebung auch mit der Hand soweit vereinfacht werden, dass eine problemloses Umswitchen auf den Fuss möglich ist..

  • Liebe Trainerfreunde,


    man sagt, Fussball spielt man nicht nur mit den Füßen!


    Nehmen wir ein Beispiel aus der Praxis:
    Der ballführene Angreifer will sich an der Strafraumgrenze blitzschnell entscheiden, ob er sebst den Torerfolg sucht oder noch zu einem nur wenige Meter entfernt mitgelaufenen Kollegen paßt? Doch dann dröhnt es hinter ihm aus ca. 40 Metern Entfernung vom Mittelfeldspiel "hier .. "! Dem Angreifer schallt es so in den Ohren, als das er schon aus Angst den Ball verlieren zu können, blind zum rückwärtigen Rufer paßt! Meist steht ja noch ein gegnerischer Spieler dazwischen. Aber in dieser Szene wollen wir dem geschwätzigen Mittelfeldspieler das Leder überlassen. Aber was macht der "Rufer" jetzt mit dem runden Leder? Er sucht den Zweikampf, verliert ihn und man gerät aufgrund des gegnerischen Konters in Rückstand!


    Noch ein Fall:
    Der Gegner spielt einen klugen Pass ist Mittelfeld. Die gesamte Hintermannschaft rennt, was das Zeug hält, um noch rechtzeitig hinter den Ball zu kommen. Nur Einer nicht! Er bleibt stehen und brüllt stattdessen: "ran da ..", woraufhin alle direkt zum ballführenden Gegenspieler rennen. Der Ballführende aber spielt darauf zum völlig freistehenden Mitspieler, der problemlos einnetzen kann.


    Gibt es überhaupt eine geeignete Form der Kommunikation, wenn doch so oft etwas schief geht?