Kommunikation unter Spielern

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  • Gibt es überhaupt eine geeignete Form der Kommunikation, wenn doch so oft etwas schief geht?


    In diesen beiden Beispielen ist es vermutlich nicht die "Kommunikation" per se, die "schief" gelaufen ist (immerhin wurde sie gehört), sondern vermutlich fehlen einfach die Grundlagen dazu: Wahrnehmung, kollektive Spielintelligenz, etc.
    Leider ist es auf vielen Plätzen so, dass viele Spieler permanent einen Pass fordern, völlig unabhängig davon ob es Sinn macht oder nicht. DAS ist dann wohl definitiv falsch verstandene "Kommunikation".
    Kommunikation ist halt weit mehr als blosses Rufen. Uebungen wie vorher hier von mir beschrieben, können dem entgegenwirken.

  • Wenn man wirklich "Kommunikation" so SCHULEN möchte, dass sich die Kids auf einen gemeinsamen Satz von Signalen einigen können, denke ich, muss man das
    a) aufs Training und
    b) auf eingeschränkte Szenarien
    beschränken.
    Im Gesamtspiel ist Kommunikation für die Jugend einfach viel zu komplex, als dass sie über das blosse Zurufen hinauskommt.
    Automatismen (z.B. Xer Kette) mit begleitender (Standard-)Kommunikation könnten hier - aus Sicht des Zuschauers - schnell Resultate bringen.
    Aber eben - für die Meisten wird das in der F wohl (noch) kein Thema sein.

  • die einfachste kommunikation die man so lernt ist "klatsch" und "dreh".
    das eine bedeutet, der raum ist hinter dir zu, das andere du hast platz.
    wichtig hierbei, es wird klar kommuniziert von dem jenigen, der die situation vor sich hat.
    es wird also nix gefordert, wie "hier" oder "spiel", das ist sehr wichtig in der kommunikation.


    so habe ich in meinem team etabliert, dass nicht der anzuspielende ruft sondern der abgebende,
    aber auf jeden fall einer, der das spiel vor sich hat. dies kann auch ein zunächst unbeteiligter spieler sein. (zb. torwart)
    wichtig ist hier auch das vertrauen, sich darauf einzulassen und die tatsache, dies dann auch wirklich umzusetzen.
    wenn man dann bei klatsch trotzdem dreht und aufläuft oder sonstwas macht, ist das konstrukt fehlerhaft und bröckelt.
    das ist eines der hauptprobleme: das ego einzelner spieler.


    schwierige kiste und fast nicht mehr einzuholen, wenn man erst in der B damit anfängt...


    im training lasse ich pssübungen mit namen machen, auch mit zwei oder drei namen im voraus, die dann den ball erhalten sollen.
    und immer wieder fordern, redet!

  • immer wieder fordern, redet!


    Dabei ist aber wichtig, dass die Kids ZUVOR eine Idee davon haben worüber, wann und wie geredet wird.
    Klar ist eine "laute" Mannschaft gruppendynamisch motivierter und damit stärker als eine die nicht "redet". Aber längerfristig bringt "blosses" reden - was dann eh nur wieder Einzelne tun - nicht so wahnsinnig viel. Im Gegenteil. Gründe habe ich oben beschrieben.

  • schrieb ich ja, kommandos die sinn machen, kommandos von denen, die den raum
    und den blick dafür haben und kein blosses"hier" durch drei abwehrspieler durch.


    aber das blödeste kommando ist dieses "schiess", gerne auch schon mal 30 meter vorm tor...
    ich seh von aussen lücken, schnittstellen, räume und irgendeiner schreit "schiess"... und der schiesst und weg die chance!
    verdorri, echt ey...

  • @FB


    In den überwiegenden Fällen habe ich falsche Zurufe beobachten können. Fast immer resultierten die Zurufe aus dem Egoismus des Ballfordernden heraus, selten ergab sich aus der Situation ein Vorteil für die Mannschaft ergab. Die Egoisten brüllen selbst dann, wenn sie in diesem Moment unter Gegnerdruck stehen! Aber selbst dann, wenn die nicht der Fall ist, geben sie so dem Gegner einen rechtzeitigen Hinweis, wohin der Ball gespielt werden soll. Damit ist es für ihn ein Leichteres, sich in den Passweg zu stellen. Schlußendlich schränkt die Ruferei die Variabilität der einzelnen Spieler und damit auch der Mannschaft ein.


    Vielleicht mag sich im unteren Jugendfussball mal ein Vorteil ergeben. Doch je älter die Jungs werden, je cleverer reagieren sie auf die Ruferei des Gegners.


    Wenn ich neue Spieler bekomme, die vorher in ihrem Heimatverein das lautstarke Ballfordern gewöhnt waren, dann gewöhne ich ihnen als erstes das Rufen ab. Statt stehend oder joggend zu rufen, sollen sie sich so bewegen, dass sie für die ballnahen Mitspieler auch gut anspielbar sind. Gutes Paßspiel und raumgewinnende Ballzirkulation gehört ins Training des modernen Fussball, bei der die gesamte Mannschaft angreift und verteidigt. Wenn jeder in jeder Situation weiß, was er zu tun hat, dann braucht es keiner zusätzlichen Ruferei!


    Ja, ich weiß: man liest hin und wieder noch in DFB-Unterlagen Begriffe wie: ein Talent soll ständig den Ball fordern. Das meint jedoch nicht, dass er permanent lautstark seine Mitspieler zum Abspiel auffordern soll, sondern er soll permament für sie anspielbar sein.

  • aber das blödeste kommando ist dieses "schiess"


    Bei uns ein ewiges Thema mit den Eltern. Rein rational sieht es zwar jeder und jede ein dass "Schiess" wohl das blödeste Kommando aller Kommandos ist, aber in der Hitze des Spielfeldrandes geht das alles wieder vergessen. Ist wohl genetisch. Kommt wohl noch von der Jagt in Urzeiten. Schiess!! Mach ihn tot den Hirsch, oder so :)

  • @TW
    Da hast du natürlich schon recht. primäres Ziel sollte es schon sein das Zusammen- und Stellungsspiel so zu entwickeln dass es möglichst auch ohne Zurufen funktioniert, resp. wäre es falsch, dass man mangelnde Automatismen und Intuition durch Rufen ersetzen wollte.
    Andererseits funktioniert "BLINDES" Zusammen- und Stellungsspiel von F und C wohl eher mal auf fix eingeübten Mechanismen und weniger auf Intuition und Kreativität welche ja vor allem das anzustrebende INTELLIGENTE Spiel bedingen.
    Ein Spieler hat nun mal keine 360° Sicht der Dinge. Auch ist der Ballführende in der Regel überfordert, wenn er alleine die Gesamtanalyse machen und sich für die beste und kreativste Lösung entscheiden muss.
    Da, denke ich, sollte es dann schon auch mal Ziel der Ausbildung sein, dass JEDER Spieler JEDERZEIT gefordert ist mitzudenken und die Verantwortung für eine NEUE, KREATIVE Lösung ausserhalb des blind Funktionierenden übernimmt, indem er diese durch Zurufen orchestriert. Ausserdem müssen auch Automatismen im richtigen Moment ausgelöst werden. Bis in die C sind die Spieler in der Regel noch nicht soweit das ohne bestimmtes, auslösendes Zeichen zu tun.
    Fazit:
    Kommunikation ist - nebst dem allgemeinen Motivationseffekt - Startpunkt und Weiterführung aller eingeübten Mechanismen. Die Mechanismen können und sollen zwar möglichst so ausgebaut werden, dass sie möglichst auch ohne Kommunikation funktionieren (in einem gefüllten Stadion hörst du eh nicht mehr viel). Diese "Fertigteile" müssen dann aber in immer wieder neuen Variationen zu einem zusammenhängenden Ganzen formiert und um völlig Neues ergänzt werden. Und DA kommt dann die intelligente und zunehmend spielentscheidende Kommunikation ins Spiel die ich meine.

  • In den überwiegenden Fällen habe ich falsche Zurufe beobachten können. Fast immer resultierten die Zurufe aus dem Egoismus des Ballfordernden heraus, selten ergab sich aus der Situation ein Vorteil für die Mannschaft ergab. Die Egoisten brüllen selbst dann, wenn sie in diesem Moment unter Gegnerdruck stehen! Aber selbst dann, wenn die nicht der Fall ist, geben sie so dem Gegner einen rechtzeitigen Hinweis, wohin der Ball gespielt werden soll. Damit ist es für ihn ein Leichteres, sich in den Passweg zu stellen. Schlußendlich schränkt die Ruferei die Variabilität der einzelnen Spieler und damit auch der Mannschaft ein.


    Genau, das habe ich bisher bis zur D-Jugend auch noch oft beobachten können -- mit älteren Spielern habe ich noch keine Erfahrung. Deshalb meine ich auch, dass das verbale Fordern des Balles auch in den jüngeren Jahrgängen eher ein Fehler ist. Ich habe auch schon bei Profis mitbekommen, wie da permanent kurze "Ja"-Hinweise kamen, die dem ballführenden Spieler den optimalen Zeitpunkt zum Zuspiel signalisieren sollten. Aber das waren stets nur Angebote und keine Anweisungen. Und es ist, wie du sagst: angenommen, der Ball befindet sich auf der linken Spielfeldseite und der Gegner hat verschoben, so dass unser Rechtssaußen oder der RAV völlig blank steht. Dann sollte er doch auf keinen Fall rufen, sonst macht er den Gegner ja auf sich aufmerksam. Vielmehr sollte sowas ein Mitspieler erkennen und dann den Hinweis geben, am besten noch so, dass er für den Gegner nicht direkt zu durchschauen ist, also z.B. indem der Name des RA/RAV gerufen wird, à la "zu Sebi!"


    Vielleicht mag sich im unteren Jugendfussball mal ein Vorteil ergeben. Doch je älter die Jungs werden, je cleverer reagieren sie auf die Ruferei des Gegners.


    Ich bin auch im Kinderbereich eher skeptisch, denn da gewöhnen sich die Spieler ja gewisse Handlungsmuster an, und ich beobachte in der D (U12 und U13), dass vor allem die selbstbewussten Spieler den Ball fordern und die schwächeren, die sich sowieso nicht so viel zutrauen, auch was die Beurteilung der Situation anbelangt, dieser Forderung auch bereitwillig nachkommen. Da ist es dann schon richtig schwer, den starken Spielern zu vermitteln, dass ein erheblicher Teil ihrer bisher praktizierten Kommunikation Mist ist und gleichzeitig die schwächeren dazu zu bringen, sich auch zuzutrauen, die anderen zu coachen und egoistische Forderungen zu ignorieren.


    Wenn ich neue Spieler bekomme, die vorher in ihrem Heimatverein das lautstarke Ballfordern gewöhnt waren, dann gewöhne ich ihnen als erstes das Rufen ab. Statt stehend oder joggend zu rufen, sollen sie sich so bewegen, dass sie für die ballnahen Mitspieler auch gut anspielbar sind.


    Genau. Sie müssen für den Passempfänger sichtbar sein, d.h. sie dürfen sich insbesondere nicht im Deckungsschatten befinden. Und sie sollen den Ball nur dann fordern, wenn sie ihn werden ohne Druck annehmen können. Dann sollen sie Handzeichen geben.


    Ja, ich weiß: man liest hin und wieder noch in DFB-Unterlagen Begriffe wie: ein Talent soll ständig den Ball fordern. Das meint jedoch nicht, dass er permanent lautstark seine Mitspieler zum Abspiel auffordern soll, sondern er soll permament für sie anspielbar sein.


    Genau. Er soll sich in den Lücken anbieten. Das ist übrigens auch nicht damit zu verwechseln, weiter und weiter auf den ballführenden Mitspieler zuzulaufen, wenn dieser dem Angebot nicht sofort nachkommt. Dieses 'Zulaufen' des ballführenden Spielers sieht man ja leider auch häufig. Aber das ist nicht Thema dieses Threads.


    Gehören aber nicht beide Themen zum Oberbegriff "Spielintelligenz"?

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • In den überwiegenden Fällen habe ich falsche Zurufe beobachten können. Fast immer resultierten die Zurufe aus dem Egoismus des Ballfordernden heraus, selten ergab sich aus der Situation ein Vorteil für die Mannschaft ergab...

    Sehr interessante Aussage! Bzgl. des Rufens bin ich auch sehr unsicher, daher würde ich das gerne vertiefen.


    Ab und an kann ich während des Trainings meines Sohnes ein Trainingspiel der Profis auf dem Feld nebenan beobachten. Dass da permanent gerufen wird, fällt sehr auf. Ich muss nochmal stärker druaf achten, WAS gerufen wird. Aber mein bisheriger Eindruck ist: In aller Regel wird dem Ballführenden signalisiert, was hinter ihm passiert, d.h. wie viel Zeit er hat, den Ball zu halten (oder halt nicht). Es gibt wenig Kommandos, die das Blickfeld vor dem Spieler betreffen, es ruft also niemand, dass er den Ball haben will. Das wird mehr non-verbal signalisiert (Spieler startet in die Gasse oder zeigt es per Handbewegung, wo er den Ball hinhaben will). Das liegt vielleicht auch an den doch recht großen Entfernungen. Aber wie gesagt: Jeder Spieler, der den Ball annimmt, bekommt noch während der Annahme mitgeteilt, ob von hinten ein Gegner anrauscht oder nicht.


    Grüße
    Oliver


    PS: Was mich an den Trainingsspielen der Profis am meisten verblüfft ist der Trainer, der mitten auf dem Feld mit verschränkten Armen dasteht und völlig regungslos das ganze beobachtet :) . Die Jungs haben manchmal ganz schön Schwierigkeiten, um ihn herum zu spielen.

  • Meiner Erfahrung nach fordert ein Kind im G, F und E Alter den Ball nicht, was für mich halt wiederum mit dem möglichen Entwicklungsstand zu tun hat.


    Wie immer, ...Ausnahmen bestätigen die Regel.


    Ohne das ein Trainer das anspricht oder fordert oder übt, beobachtete ich das bei Spielern ab der D. Zum einen geschah es von selbst....weil die das Spiel sichteten, ehrgeizig waren und Situationen in der Lage waren zu lesen und dazu Ideen und Lösungen entwickelten...bis helfen wollten und zum anderen DANN auch, weil ein Stützpunktspieler das beim Stützpunkt so übte und in der Heimmannschaft dann auch umsetzte (ich spreche immer noch von D Spielern).


    Im Umkehrschluß sah ich parallel dazu bis hoch in die A Jugend Spieler, die vermehrt mieses Spiel von Mitspielern kommentierten oder auch andere beschimpften, um das eigene Mißgeschick wohl eher zu vereiteln...das war auch Kommunikation :) ...sozusagen eine verschlüsselte Sprache, weil man sich über sich selbst ärgerte, jedoch mit dem Wort Selbstkritik nicht umzugehen wußte.

  • Ab und an kann ich während des Trainings meines Sohnes ein Trainingspiel der Profis auf dem Feld nebenan beobachten. Dass da permanent gerufen wird, fällt sehr auf. Ich muss nochmal stärker druaf achten, WAS gerufen wird. Aber mein bisheriger Eindruck ist: In aller Regel wird dem Ballführenden signalisiert, was hinter ihm passiert, d.h. wie viel Zeit er hat, den Ball zu halten (oder halt nicht).


    Genau das ist auch mein Eindruck und auch das, was ich mir wünsche: dass die anderen Spieler demjenigen, der am Ball ist oder zu dem der Ball gespielt wird, signalisieren, was er nicht wahrnehmen kann, für ihn aber unmittelbar von Bedeutung ist.


    Bei dem Training anderer Profis (du kannst dir denken, welche ich meine, Don Quijote) habe ich aber auch schon egoistische Hinweise erlebt, allerdings nur vereinzelt. Auch dort überwiegt das von dir beschriebene Verhalten. Der Trainer steht aber neben dem Spielfeld und nicht mittendrin, und zwar auf der Seite, auf der er sich die Zuschauer verbeten hat. =)

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Andre
    Wenn der Trainer zu diesem Thema nichts macht, dann sieht es vermutlich schon so aus wie du das geschildert hast. Kann ich mir schon vorstellen :)
    Wäre es deshalb nicht der Mühe wert, hier als Trainer etwas mehr Einfluss zu nehmen ? Wenn ein Kind sich primär mit dem Spiel beschäftigte und auch intellektuell gefordert wäre, bliebe weniger Raum um andere blöd anzumachen, oder ?
    Ich meine nur, NEBEN dem Fussball hat das Kind ja immer noch genügend Raum um sich kommunikativ die Hörner zu wetzen - wenn das, gemäss deiner Philosophie so dringend notwendig ist. Also muss man sich nicht unbedingt auch noch im Fussballtraining gegenseitig runtermachen.
    Aber vielleicht ein guter Punkt auch:
    Wenn ein Spieler den anderen blöd anmacht, könnte man als Trainer schon mal einwerfen, dass man es zwar gut findet, wenn man kommuniziert, aber wenn, dann sollte der Inhalt schon hilfreich statt demotivierend sein.
    Das wäre dann auch ein guter Einstiegspunkt um das Thema "Kommunikation" mit der Mannschaft aufzunehmen so nach dem Motto: Wie kommuniziere ich RICHTIG.

  • Hallo zusammen,


    ich kann es nicht beweisen, da es mir bisher nicht vergönnt war über eine längere Zeit professionelles Training zu beobachten. Erst recht nicht mit den entsprechenden Trainern darüber zu sprechen.


    Aber ich denke, dass die Kommunikation im professionellen Bereich viel weniger verbal, sondern durch bestimmte Aktionen und Laufwege der Spieler, die nicht im Ballbesitzt sind, bestimmt wird. Da finden dann wohl Automatismen statt.


    Aber auch diese Spieler mussten sich das erst erarbeiten und haben klein angefangen. Das scheint mir eine Entwicklung über zunächst verbaler Kommunikation bis hin zur Entwicklung der Spielintelligenz durch Lösungsansätze, die der Trainer unter Einbeziehung der Spieler erörtert, zu sein. Und dazu fällt mir dann wieder Horst Wein ein.

    Wenn sie begriffen haben, daß zum Fußball auch Arbeit gehört, ist es zu spät. Dann werden sie Trainer. (Luis Aragonés)

  • Meiner Erfahrung nach fordert ein Kind im G, F und E Alter den Ball nicht, was für mich halt wiederum mit dem möglichen Entwicklungsstand zu tun hat.


    Ja, da gebe ich dir Recht, wenn man die Kinder nicht dazu anhält, werden sie es in den jüngeren Jahrgängen nicht tun. Aber es ging ja hier im Thread gerade darum, ob es sinnvoll ist, die Kommunikation der Spieler bereits im KiFu-Alter zu fördern, und, wenn ja, wie. Und ich habe durchaus einige Spieler erlebt, denen vermutlich außerhalb des Trainings beigebracht wurde, dass sie den Ball auch verbal fordern sollen, das haben sie dann auch schon in der E-Jugend getan.


    Aber auch diese Spieler mussten sich das [die nonverbale Kommunikation, Anm. des Verf.] erst erarbeiten und haben klein angefangen. Das scheint mir eine Entwicklung über zunächst verbaler Kommunikation bis hin zur Entwicklung der Spielintelligenz durch Lösungsansätze, die der Trainer unter Einbeziehung der Spieler erörtert, zu sein.


    Hmm, vielleicht, das klingt zumindest schon plausibel. Ich denke auch, dass es sinnvoll ist, die Kinder in F und E auch schon zur Kommunikation anzuregen. Die Frage ist nur, welche Kommunikation fördert man und welche nicht? Dass man allgemein Lob untereinander fördert und gegenseitige Schuldzuweisungen unterbindet setze ich voraus, darüber brauchen wir IMHO nicht zu reden. Mich interessiert tatsächlich der Bereich des gegenseitigen Coachings, der gegenseitigen Unterstützung bei der Wahrnehmung der Gesamtsituation und der aktuellen Optionen. Da denke ich im Moment, dass es nicht sinnvoll ist, den Kindern beizubringen, dass sie sich akustisch bemerkbar machen sollen, wenn sie bereit sind, den Ball zu bekommen, denn das müsste man ihnen später wieder abgewöhnen. Hingegen wäre es sinnvoll, dass sie sich gegenseitig vor Gegenspielern warnen, die der jeweils andere Spieler nicht sehen kann. Inwieweit taktische Tipps bereits in F und E möglich sind, weiß ich nicht, da bin ich eher skeptisch, ich denke, dass die allermeisten Spieler auch noch in der E noch nicht in der Lage dazu sind, das Spielgeschehen entsprechend zu überblicken.


    Und dazu fällt mir dann wieder Horst Wein ein.


    ... der aber kein Wort zur verbalen Kommunikation schreibt, oder? Es ist jetzt schon eine Weile her, dass ich sein Buch gelesen habe, aber an entsprechende Inhalte kann ich mich nicht erinnern..

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Nur mal so als Idee gegen "schädliche" Kommandos. Wie wäre es denn, man veranstaltete mal ein Spiel, wo man nur den Ball für andere fordern darf und nicht für sich selbst. Würden die Mitspieler da nicht vielleicht den Mitspieler mit dem wenigsten Gegnerdruck empfehlen?

  • die Palette der Kommunikation im Spielfeld ist anscheinend sehr vielfältig in ihren Möglichkeiten.
    Da gibt es sinnmachende und unsinnige Kommunikation. Wenn sie Sinn macht, ist sie wiederum altersspezifisch zu überprüfen.
    Mal dient sie lediglich dazu Emotionen zu transportieren, mal soll sie konkrete Aktionen starten oder einfach nur "Angebote" mitteilen.
    Je nach Leistungsstand verändert sie zudem ihr Gesicht.
    Auch ist sie individuell (der Schreihals muß eingebremst werden, der Schüchterne ermutigt..u.s.w.)


    Da wünscht man sich ja direkt eine Richtlinie zu!
    evtl. in Listenform...
    Z.B. "F/E" Übungen zur Stärkung der allg. kognitiven Leistungsfähgigkeit. Ausdruck positiver Emotionen.
    "C/D" Einführung einiger wenigen Kommandos (Hintermann, Doppel...)
    "A/B" Einführung nonverbaler Kommandos. Kompliziertere Kommandos (Dreh/Klatsch......)


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.

  • die Palette der Kommunikation im Spielfeld ist anscheinend sehr vielfältig in ihren Möglichkeiten.
    [...]
    Da wünscht man sich ja direkt eine Richtlinie zu!


    Etwas in der Art wäre mein Ziel. Deine Liste finde ich da schon nicht schlecht. Über Details kann man natürlich diskutieren, so denke ich z.B., dass "Hintermann!" auch schon in der E möglich sein sollte. Wie schon gesagt, von der Systematik her würde ich wohl auch versuchen, den Kindern in jungen Jahren nichts zu empfehlen, was später unerwünscht ist, und solche Kommunikationsformen, sollten sie spontan auftreten, auch sanft einzudämmen versuchen, wenn sie mir zu sehr Überhand nähmen.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • "Kommunikation" ist ja "lediglich" das letzte Element in einem viel grösseren Prozess der mit der Wahrnehmung beginnt, sich über Analyse fortsetzt zu einer Entscheidung führt der dann mittels "Signalisation" Ausdruck verliehen wird.
    "Kommunikation" in diesem Kontext umfasst deshalb nicht nur die Sprache, sondern auch jegliche Form von Zeichengebung und irgendwann auch mal die Entwicklung intuitiver Eigenschaften.
    Ganz komplex wird es dann, wenn Kommunikation nicht nur in der einfachen Signalisation endet, sondern sich mit einem sinnvollen Kommunikationspingpong mit mehreren Beteiligten fortsetzt.
    Das mal das grosse Bild.


    Am Anfang steht aber Wahrnehmung: niemand kann sinnvoll kommunizieren, wenn er nicht weiss, was läuft, wie er und andere sich fühlen, was er und andere können, welche Chancen sich ihm bieten und was ihn daran hindert diese zu ergreifen.
    Wenn wir von der "Kommunkation" was Sinnvolles wollen, müssten wir wohl oder übel zuerst einmal an der Wahrnehmung arbeiten.
    Themen wären da z.B. peripheres Sehen, Gleichzeitigkeit, Fokussierung, Intuition, Vertrauen etc. etc. - alles Themen die irgendwo beim Mental- und Koordinationstraining andocken. Hierfür fehlt aber nicht nur uns Fussballtrainern in der Regel das KnowHow, sondern das ganze Gebiet steckt - was die Jugend und die konkrete Umsetzung bezüglich des Fussballs betrifft - da noch ziemlich in den Kinderschuhen.


    Fazit: Mit einem gewissen Pragmatismus und gesundem Menschenverstand lässt sich sicher auch von Laien an der Kommunikation schrauben. Dabei lässt man aber sehr viel kognitiv-mentales Potential liegen, welche in späteren Jahren weder im Sport noch Beruf wohl nicht mehr so einfach nachgerüstet werden kann.

  • Toto2


    Ich mußte bei deinem Beitrag ein wenig schmunzeln!


    Jeder Zuruf würde den Spielfluß der Profis unterbrechen, weil der Ballführende zunächst realisieren muß, aus welcher Richtung und Entfernung der Ruf stammt, bevor er dorthin spielen kann. Deshalb kassieren manche Trainer auch Geld von den Unverbesserlichen, die es nicht lassen können. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass der geniale Egozentriker Arien Robben bei den damals sehr autoritären niederländischen Trainern einiges an Strafgelder losgeworden ist.


    Aber wir sollten uns von den Profis, wo vieles auch im Training anders läuft, verabschieden, um uns wieder zur Jugend widmen!


    "FB" hat schon etwas richtig Gutes gesagt, in dem er Kommunikation weiter gefasst hat, als nur das Fordern eines Balles! So sollte man die Trainingskommunikation von der Spielkommunikation trennen. Während des Trainings sollen neue Fähigkeiten erworben bzw. Fähigkeiten verfeinert werden. Da ist die kommunikative Unterstützung wertvoll, denn Kinder lernen auch sehr gut von anderen Kindern, weil sie im Gegensatz zum im Regelfall eine Generation änderen Trainer die selbe Sprache sprechen. Aber selbstverständlich bedarf es auch während des Trainings die Impulse durch den Trainer, wenn er merkt, dass seine Jungs ein einer Stelle nicht weiterkommen.


    Im Spiel soll sich jedoch jeder Spieler ganz und gar auf den Fussball konzentrieren. Hier soll er die Impulse aus dem Training ins Spiel tragen und selbständig Lösungen finden. Dabei spielt es noch gar keine Rolle, ob es nicht noch eine bessere Lösung gegeben hätte. Denn dies entwickelt sich erst aus dem Lernprozeß! Deshalb braucht es weder des fordernde Rufen nach dem Ball durch einen Mitspieler noch die Sicherheitsrufe durch den Trainer " .. mach dies nicht und tue das nicht ..") noch die Aufforderungen des Publikums " ... schieß doch endlich ..."!


    Den Kindern ihren Fussball spielen lassen, das heißt sich als Trainer im Training und im Spiel für Chancengleichheit einzusetzen! Denn man hat den Auftrag, alle anvertrauten Spieler bestmöglich auszubilden. Nicht bloß die Spieler mit dem großen Mundwerk oder die mit den laut fordernden Eltern!