Schwarmintelligenz im Team

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  • Konzentration und Fokus halten können


    Hier haben wir gute Erfolge mit Life-Kinetic u.ä. - vor allem auch weil wir die Kids anregen, solche Uebungen auch mal zu Hause und in den Ferien zu machen. Hilft auch in der Schule.

  • Im freien Spiel kommen die Spieler selten an ihre kognitiv, mentalen Grenzen und es sind in der Regel meistens nur immer wieder die gleichen Alpha-Typen im Team die das Geschehen AKTIV mitgestalten.


    Jetzt sind wir mitten drin in der Frage, wie man von früh auf Spieler per mentalen Trainingselementen fördern könne. Strittig dürfte bleiben, ob man von Trainerseite pro-aktiv bzw. mittels Druck erzwingend bestimmtes Handeln per "bewusster Steuerung" (kopflastig) abfordert oder bloß per passiven Störern/-Elementen (zB die mal umschriebene Übungsform "Passanten") offen lässt, auf welche Weise vom Spieler in der Relation "Situationsreize vs Unbewusstes" per spontaner Aufmerksamkeit in einer zu Höchstleistung stimulierenden Grenzerfahrung ungelenkt re- oder auch pro-agiert werde. Jedes MT ist sicher effektiver als bloß freies Laufenlassen des Spiels, um dessen Charakter aber mental zu erhalten, plädiere ich für altersgemäß möglichst wenig fixe Aktionsvorgaben von außen: je jünger, desto wenig Korsette, da kleinere Kinder dem wenig entgegensetzen u. u.U. nur mechanisch gehorchen statt wirklich in Spielfluss zu kommen, einen ihnen eigenen Flow als letzthin tragenden Stimulus zu erleben, oder?

    Jeder Erwachsene kann nur so gut spielen, wie er als Kind trainiert wurde....

  • schönes Gespräch diese Woche zwischen Reinhold Beckmann und Mehmet Scholl am DFB Pokal Abend. Sinngemäß hat Scholl dem Kollegen Beckmann erläutert, dass der Unterschied zwischen einem Profi und einem Dritt- oder Viertligaamateur darin besteht, dass der Amateur falsch steht und der Profi es riecht und ausnutzt.


    Das wirft die Frage auf, ist Spielverständnis bis zu einem Grad doch auch eine Frage der Veranlagung und der von Mutter Natur gegebenen Fähigkeiten ? Und wieviel davon kann man tatsächlich als Trainer beeinflussen ?


    Ich habe ein paarmal auf Turnieren die Traditionsmannschaft des VFL Osnabrück spielen sehen. Schon erstaunlich, was ausgebuffte Altprofis (teilweise sichtbar unaustrainiert) mit den Heißkisten der hiesigen Bezirksligisten so anstellen, nur dadurch dass sie ein besseres Spielverständnis haben. In einem unserer letzten Spiele hat aus Not der Torwart der spielfreien II. D im Mittelfeld mitgespielt und war auf Anhieb sehr sehr gut, ohne irgendeine Vorerfahrung als Feldspieler im Mittelfeld zu haben.


    Nicht dass man seine Mannschaft nicht so gut es geht trainieren sollte. Ich finde aber schon bedenklich, wenn aus Fußball fast eine Ersatzreligion gemacht wird. Vielleicht tut es den Kindern auch gut, wenn man als Trainer nicht ständig die höchsten Ansprüche hat und umsetzen will. Erzeugt ja auch ne Menge Druck. Ich tendiere eher zur Meinung von Andre, dass man die Leistung einer Mannschaft um ca. 20 % nach oben oder unten bewegen kann, mehr aber auch nicht. Wenn man das verinnerlicht, entspannt das ungemein.


    Hat jetzt nicht wirklich was mit Schwarmintelligenz zu tun. Aber bei allen Übungen, die man ins Training einbaut, sollte man nie vergessen, dass man als Trainer den Kindern u.a. auch ne gute Zeit verschaffen sollte (Leistungsteams natürlich ausgenommen, da gelten möglicherweise andere Prioritäten). Das sollte man bei allen Ansprüchen an die Entwicklung seiner Mannschaft nie aus den Augen verlieren. Also nicht durchdrehen wenn aus dem kämpfenden Dorfteam kein Schwarm wird !

  • thomasg

    Zitat

    Ich finde aber schon bedenklich, wenn aus Fußball fast eine Ersatzreligion gemacht wird....Also nicht durchdrehen wenn aus dem kämpfenden Dorfteam kein Schwarm wird

    Deine Stellungnahme finde ich sympathisch.
    Aber es geht hier ja in erster Linie um die Lust der fiktiven, kreativen Gedankengänge was alles sein können würde, wenn..., und nicht um die Realität im Dorfverein (kann nur für mich sprechen).
    Fan´s des Automobils unterhalten sich doch auch über Supersportwagen ohne dabei Ihr eigenes Auto zuhause auf 550 PS aufzumotzen.
    Außerdem sucht ja "FB" die Schwarmitelligenz und der hat keinen Dorfverein. Wir anderen versuchen ihm zu helfen (oder verwirren) mit unserem Gehirnauswurf.
    Bei "SI" sehe ich außerdem keinen Druck auf Spieler, eher das Gegenteil. Druck schadet der SI.


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.

  • open-minded, alles richtig. Ich will hier auch keinen Stolperstein rein werfen, die Diskussion um die SI ist wirklich sehr interessant, insbesondere seit es auch etwas konkreter geworden ist.


    Mir geht es nur um die Verhältnismäßigkeit, die schnell aus den Fugen geraten kann wenn man als Trainer zu ehrgeizig ist. Ich beziehe mich jetzt ausschließlich auf die Situation in einem Dorfverein. Wir betreuen seit Beginn dieser Saison mit 3 Trainern 20 Kinder, am Wochenende fahren zwei 10-er Teams los, von den Ergebnissen her läuft alles super. Nur sind die anderen beiden Trainer von der sehr ehrgeizigen Sorte, werden im Training auch mal sehr unwirsch wenn es nicht läuft und im Spiel gibt es zur Halbzeit auch mal ne ordentliche Standpauke. Da weiß ich manchmal nicht, ob das noch so richtig ist. Aber du hast ja Recht, diese Diskussion hier ist ein Sammelbecken für alle möglichen Ideen, was immer einem zur SI einfällt. War nur so ein Einwurf am Rande.

  • Zitat

    Ich will hier auch keinen Stolperstein rein werfen

    nee, hab ich auch nicht als solchen verstanden.
    Ab und zu "erden" ist auch mal gut. :thumbup:


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.

  • Schwarmintelligenz hilft mir eigentlich nicht zuviel zu wollen. Es ist wie im Garten: man muss das Beet bereiten, sähen, Wasser geben, vor Sonne schützen etc. Und dann muss man einfach abwarten und zusehen was kommt. Ab und zu jäten, mal eine Kletterhilfe montieren etc.
    Klar habe ich eine gewisse Vorstellung wie es dann mal aussehen soll. Es sind aber mehr einfach nur Charaktermerkmale des Spiels als irgendwelche quantitativen Eigenschaften der herkömmlichen Art.
    Es ist auch eher so, dass ich viel mehr auf der individuellen Ebene mache. Versuche vor allem die kognitiven und kommunikativen Eigenschaften der einzelnen Spieler zu fördern, damit sie überhaupt auf einen mentalen Level kommen auf dem sich SI entwickeln kann. Ich denke DA liegt vor allem der Unterschied. SI versucht die Spieler soweit zu bringen, dass sie sich selbständig bezüglich verschiedenster Situationen organisieren können um im regelmässigen Training immer schneller und koordinierter Lösungen auf immer wieder neue, nicht geplante Probleme zu finden. Es geht darum die kollektive Intelligenz so zu gestalten, dass ihre Priorität auf dem Trainieren und Augmentieren ihrer eigenen Intelligenz liegt.
    Die Optimierung dieses "SelberSchlau" Mechanismus ist eigentlich das Ziel, denke ich.

  • @FB
    In der niederländischen Nachwuchsförderung behandelt man den Zeitfaktor sehr sensibel! D.h. je mehr Zeit einem jungen Spieler fürs Trainining und den Spielen unter "Gleichgesinnten" gewährt wird, je besser wird er sich entwickeln. Die Teamzuordnung erfolgt ab dem mittleren Jugendalter auch nach der Leistung. So kann es zeitweilig sein, dass von 2 gleichalten Spielern einer in der B 2 und der andere in der A 1 spielt. Es handelt sich hierbei jedoch nicht, wie vermutet um eine Aussortieren oder Belohnen, sondern eine Anpassung auf die jeweils zur Verfügung gestellte Leistung. Denn kaum ein Jugendlicher entwickelt sich linear, weil auch das soziale Umfeld nicht immer stabil ist. Zur Entwicklungsbestimmung wird auch das "biologische Alter", welches mehr oder weniger stark vom "Lebensalter" abweichen kann, hinzugezogen.


    Mögen junge Menschen noch den Eindruck einer besonderen Formbarkeit besitzen, macht man sich dort wenig Hoffnungen, grundliegende Charaktermerkmale im Dienste des Fussball während der Reife verändern zu können. Es ist vielmehr die Aufgabe des Regisseuers (Trainer) aus den unterschiedlichen Typen einer Mannschaft etwas Einzigartiges zu gestalten.


    Es ist ein anderer Ansatz, der dazu führt, sehr gute Einzelspieler zu entwickeln, jedoch seine Schwächen in der Formung eines Teams mit identischen Zielen besitzt! Aber was ist besser und vor allen Dingen für wen?

  • Mögen junge Menschen noch den Eindruck einer besonderen Formbarkeit besitzen, macht man sich dort wenig Hoffnungen, grundliegende Charaktermerkmale im Dienste des Fussball während der Reife verändern zu können.


    Für mich ist genau dieser Punkt einer der Hauptfaktoren bei der "Selektion" - Mann ich hasse das Wort - und der Entwicklung von SI. Ich bin überzeugt, dass wir im Verein praktisch jeden Spieler auf ein mindestens mittelmässiges technisches Niveau bringen könnten. Bezüglich der kognitiv, mentalen und charakterlichen Komponenten aber nicht (Aber das ist auch noch nicht bei allen Vereinsverantwortlichen durch).
    Deshalb gewichten wir diese mentalen Komponenten heute viel stärker als früher. Nicht nur weil diese Komponenten unabdingbar für die Entwicklung von SI sind, sondern vor allem auch, weil deren Entwicklung linearer und damit vorhersehbarer verläuft als die der rein physischen Komponenten.
    Konsequenz daraus ist, dass unsere jüngeren Teams im Schnitt auch etwas kleiner und schmächtiger sind als früher. Zudem zeigt sich der kognitive Vorsprung erst so richtig aber der E. Deshalb ist es in der G und vor allem der F nicht immer ganz einfach den Vorstand von dieser Marschrichtung zu überzeugen, welche resultatsmässig gerade im Vergleich mit den Regionalteams nicht immer so wahnsinnig toll aussieht.
    Zum Glück dürfen wir uns auch international mit anderen gleichaltrigen Spitzenteams messen, die zum Teil ähnliche Ansätze verfolgen. Und da, wenn ich mir so die letzten 2-3 Jahre ansehe, sind wir alle auf gutem Weg.


    Auch wir haben EINZELNE Spieler die ein Jahr höher spielen. Es sind aber Ausnahmen die sich vor allem in der G schon zeigten und vor allem deshalb in der "höheren" Mannschaft belassen werden, weil sie dort ihre Kameraden gefunden haben und weniger weil hierfür leistungsmässig noch eine wirkliche Notwendigkeit bestünde.

  • @FB


    Es macht mir ja Spaß mit dir zu diskutieren, denn du bist ein Mensch mit Phantasie!


    Dennoch mußte ich bei deinem Wunsch, nach zuverlässigen SI-Merkmalen suchen zu wollen, schmunzeln. Wenn das so einfach wäre, dann wollte doch jede Schule und jeder Arbeitgeber nur noch Menschen mit diesen Merkmalen beschäftigen und der große Rest wäre arbeitslos! Es gibt aber keine Menschen erster und zweiter Klasse! Und wenn, wer wollte dann wohl ein Mensch zweiter Klasse sein?


    Ohnehin findet man seit zig-Jahren in allen möglichen Stellenanzeigen den Satz: "... der Bewerber muß teamfähig sein ...", aber dennoch haben sich die Menschen nicht verändert! Das geht auch gar nicht in der Kürze der Zeit! Welche siginivikanten Entwicklungsschritte des Geistes hat es denn in den letzten 2 Tausend Jahren gegeben? So viel haben wir nicht dazu gelernt! Lediglich die Kommunikationsunterstützung ist schneller geworden, weshalb die meisten Erfindungen noch nicht so alt sind! Der Unterschied zwischen einem Analphabeten und einem Hochschulprofessor ist das Begriffsverständnis von ca. 40.000 Fremdwörtern! Mehr aber auch nicht! Denn schon bei der Betrachtung von negativen und positiven Charaktermerkmalen kann sich das Bild schon wieder verkehren! Es hat ja mal einen Staat gegeben, der wollte den Wert eines Menschen nach seinem volkswirtschaftlichen Nutzen bestimmen. Zum Finale wollten aber alle nur noch Bananen, Cola und Malboro!


    Mir hat die Praxis gezeigt, dass zwei junge Menschen gleichen Alters mit entgegengesetzten Charaktermerkmalen den gleichen Weg nehmen können.


    Das Einzige, worauf man sich bei der Entwicklung junger Menschen verlassen kann ist, dass man sich auf Nichts verlassen kann! Wenn du dennoch ein zuverlässiges Merkmal findest, melde dich! Du würdest schlagartig Millionär und man würde dir magische Kräfte zutrauen!

  • Ohnehin findet man seit zig-Jahren in allen möglichen Stellenanzeigen den Satz: "... der Bewerber muß teamfähig sein ...", aber dennoch haben sich die Menschen nicht verändert! Das geht auch gar nicht in der Kürze der Zeit! Welche siginivikanten Entwicklungsschritte des Geistes hat es denn in den letzten 2 Tausend Jahren gegeben? So viel haben wir nicht dazu gelernt!


    Grundsätzlich gebe ich dir völlig Recht, ich denke, dass das Baby von steinzeitlichen Menschen in unserer Zeit ziemlich genauso aufwachsen könnte, wie es die heutigen Säuglinge tun, man würde keinen Unterschied merken. Interessant fand ich aber folgenden Beitrag, dessen Kernaussage ist, dass die Menschen heute durchaus anders denken als noch vor hundert Jahren. Das hat aber nur mit der Eziehung zu tun. Vielleicht findest du und andere Leser ihn auch interessant. Ich muss aber darauf hinweisen, dass der Vortrag auf Englisch ist.

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    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • tobn


    Vielleicht weichen wir jetzt wirklich ein bißchen vom Thema ab, aber wenn du gestattest, dann möchte ich als Fazit zur Rede von James Flynm nur sagen: jede Generation findet sich toll! Weil das so ist, entstehen überhaupt viele Generationsprobleme. Ist denn Andersdenken schon deshalb ein Fortschritt? Wenn ja, wo ist man den angekommen, wenn man gestern noch am Abgrund stand, aber heute bereits einen Schritt weiter?


    Wenn man entscheidende Entdeckungen betrachtet, dann muß man leider zum Schluß kommen, dass es eher Zufälle waren, die teils aus der persönlichen Umgebung, teils aus einer zufälligen Kombination wissenschaftlichen Grundwissens herrührten!


    Die menschliche Dummheit als Konsequenz neuen Wissens war doch immer die Gleiche! Es mußte zunächst einmal ein Prügel daraus gemacht werden. Die friedliche Nutzung war dann eher ein ungewolltes Nebenprodukt! Diese Form von Wissensnutzung war schon in der Steinzeit so und wird sich vermutlich auch so schnell nicht ändern! So manches hat uns die Generation der "Fortschrittsgläubigen" eingebrockt, aber auf veles Andere wollten wir heute nicht mehr verzichten!


    Wie bekomme ich jetzt nur den Bogen zur Schwarmintelligenz?
    Man könnte SI als zufällige Zusammenrottung von jungen Menschen mit identischen Interessen bezeichnen und zum vorläufigen Schluß kommen, das da eine Gruppe von intelligenten Menschen aber ziemlich dumm spielt und deshalb doch noch einen Trainer braucht! Genausogut könnte man sagen, dass diese eigentlich dummen jungen Menschen ziemlich schlau spielen und keinen Trainer mehr brauchen. Es kommt dabei immer auf die Sichtweise des Betrachters an!


    Dennoch lohnt es sich darüber zu diskutieren. Nicht jedem klugen Gedanken wohnt ein Geist inne, der, wenn es der Zufall will, auch zu etwas Gutes führen kann! Die menschliche Neugier will es so, dass wir uns nicht mit dem Guten belassen, solange es noch etwas Besseres geben könnte. Was uns jedoch daran hindert, daraus mehr zu machen ist, das wir uns selbst für zu wichtig nehmen!

  • Für mich ist genau dieser Punkt einer der Hauptfaktoren bei der "Selektion" - Mann ich hasse das Wort - und der Entwicklung von SI. Ich bin überzeugt, dass wir im Verein praktisch jeden Spieler auf ein mindestens mittelmässiges technisches Niveau bringen könnten. Bezüglich der kognitiv, mentalen und charakterlichen Komponenten aber nicht (Aber das ist auch noch nicht bei allen Vereinsverantwortlichen durch).


    Hm, dem stimme ich schon zu, aber ist es auch nicht ungleich schwieriger v.a. mit Blick auf mentale und charakterliche Komponenten zu definieren, wo ich hinwill? Was das technische Niveau angeht, so kann ich einigermassen klar sagen, was eine technisch "gute" oder "richtige" Ausführung oder Lösung einer Bewegungsaufgabe ist. Aber was wäre denn mental und charakterlich das, wo ich hinwill? Die Sportpsychologie wollte ja immer wissen, was das für Typen sind, die Spitzenleistungen erbringen. Ergebnis: es gibt keine einheitlichen Charaktereigenschaften, nicht einmal innerhalb einer Sportart. Wo setze ich denn da an?


    Nach meinem Erfahrungssstand kann ich mir vorstellen, dass Empathie ein Schlüssel sein kann, und auch ein Bereich, der bislang noch wenig erschlossen ist. Fernab des Fussballplatzes könnte ich mich bemühlen, Dinge wie Einfühlungsvermögen und Gruppenverständnis zu stärken (damit meine ich kein klassisches Teambuilding, sondern eher nonverbale Kommunikation, Körper- und Gebärdensprache verstehen etc.). Kann mir vorstellen, dass so etwas helfen könnte, den Spielern, auch über den Sport hinaus, und der Mannschaft als Ganzes (Natürlich wird da, im Dorf- wie im Profiverein, sofort die Frage kommen, ob man die Stunde nicht hätte für Technik- oder Taktikschulung nutzen sollen). Gibt es dazu Erfahrungen?

  • Gibt es dazu Erfahrungen


    Es gibt sicher Erfahrungen. Aber die sind leider nicht so direkt mess- und vergleichbar wie rein physische Komponenten. Nicht mal auf der individuellen Ebene. Im Kollektiv gar nicht. Man kann sie auch viel weniger isoliert betrachten. Mentale Fähigkeiten unterstützen oder hemmen sich gegenseitig noch viel dramatischer als rein äusserliche und damit verhältnismässig leicht und innert kürzester Zeit trainierbare Faktoren.


    Beispiel: Im Moment scheinen mir Kognition und Resilience zwei Grund-Faktoren zu sein, die viel Gutes hervorbringen.
    Eine ausgeprägte kognitive Leistung geht bei vielen unserer Spielern oft zusammen mit einer gewissen Unausgeglichenheit, Hyperaktivität, Ichbezogen- und Unkonzentriertheit. Diese Spieler sind zwar wach, aber nicht lange und bei Ueberforderung sind sie lange nicht mehr zu gebrauchen.
    Findet aber solcher ein Spieler aber auch jederzeit wieder seine Mitte und Ruhe, weist auch unter Stress eine gewisse Gelassen- und Zufriedenheit aus, sind das in der Regel zwar nicht die Spieler die am schnellsten lernen, aber die, die am längsten durchhalten und immer noch weiterlernen und noch mehr Komplexität, Parallelität und zeitlichen Druck verdauen können, währenddem die anderen schon lange überfordert und gewisse Dinge schon wieder am Vergessen sind.
    Beide, Kognition wie auch Resilience lassen sich schon mit kurzen Sessions extrem gut fördern. Auch die Eltern sind davon begeistert, machen selber mit und finden dass es den Kids auch für die Schule sehr viel bringt. Natürlich üben sie auch zu Hause - nicht weil sie müssen, sondern weil es Spass macht.
    Ausserdem sind beide Faktoren noch relativ einfach zu beobachten und noch einigermassen gut zu quantifizieren.

  • Vielleicht weichen wir jetzt wirklich ein bißchen vom Thema ab, aber wenn du gestattest, dann möchte ich als Fazit zur Rede von James Flynm nur sagen: jede Generation findet sich toll! Weil das so ist, entstehen überhaupt viele Generationsprobleme. Ist denn Andersdenken schon deshalb ein Fortschritt? Wenn ja, wo ist man den angekommen, wenn man gestern noch am Abgrund stand, aber heute bereits einen Schritt weiter?


    Ich kann deinen Gedanken leider nicht ganz folgen. In bester Klugscheißermanier würde ich auf deine letzte Frage wohl antworten: "Das hängt davon ab, in welche Richtung man sich vor dem letzten Schritt gedreht hat." Aber das wäre nicht ernst gemeint.


    Ich glaube, du missverstehst Hrn Flynn. Ich bin nicht der Meinung, dass es ihm darum ging, seiner und den folgenden Generationen auf die Schulter zu klopfen und hervor zu heben, wie einfältig die Menschen vor hundert Jahren waren, im Gegenteil. Er legt dar, wie Menschen, die sich in allen Punkten gleichen, die sogar nur wenige Generationen von einander trennen, die also auch die grundsätzlich gleiche geistige Kapazität haben, anders denken, dass die Menschen früher im Konkreten verhaftet waren, während heutzutage nahezu Jeder wie selbstverständlich mit Abstraktionen umgeht. Er führt das darauf zurück, dass heutzutage eine andere Bildung durchlebt wird und dass die die Anforderungen der Berufswelt drastisch verändert haben.


    Und da sind wir, wie ich meine, auch bei dem Zusammenhang zum Thema dieses Threads, der meiner Meinung nach mit dem Begriff "Schwarmintelligenz" nur unzureichend charakterisiert ist -- ein besserer fällt mir allerdings bisher auch nicht ein. Nicht nur Fußballbaron wünscht sich doch Fußballspieler, die permanent das Geschehen auf dem Platz beobachten, richtig erfassen, rasch und intelligent einschätzen, und dann geschickt handeln können. Außerdem soll das noch eigenständig stattfinden und man wünscht sich, dass sie flexibel und möglichst optimal auch auf neue Situationen reagieren. Wie ich meine richten sich diese Wünsche durchaus auch an das Erziehungssystem.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Wie ich meine richten sich diese Wünsche durchaus auch an das Erziehungssystem.


    Guter Punkt. Die Unterschiede zwischen dem kollaborativen IndividualUnterricht meiner Kinder und der "alten" Schule mit Frontalunterricht wie ich sie selber noch erleben musste, ist enorm.
    Diese Entwicklung scheint aber am Fussball vorbei gegangen zu sein.
    Hier herrscht meist immer noch sturer "Frontalunterricht": Trainer macht vor, alle machen nach - egal ob sich das mit individuellen Stärken, Fortschritt etc. deckt oder nicht.
    So wie die "neue Bildung" lange Zeit brauchte, um sich durchzusetzen, wird es auch im Fussball wohl noch lange dauern, bis sich neue Konzepte behaupten.
    Gerade dieses Forum hier, allen voran die hier vielschreibendsten Protagonisten, sind wohl das bestes Indiz dafür, dass hier noch ein weiter Weg zu gehen ist, bis Fussball auch nur ansatzweise mit der neuen Pädagogik mithalten kann und wird.


  • Die Unterschiede zwischen dem kollaborativen IndividualUnterricht meiner Kinder und der "alten" Schule mit Frontalunterricht wie ich sie selber noch erleben musste, ist enorm.
    Diese Entwicklung scheint aber am Fussball vorbei gegangen zu sein.


    Hm, das erlebe ich ganz anders. Die Erfahrung bei meinen Kindern sagt jedenfalls, dass sich Fussballtraining - auch und vielleicht gerade im Dorfverein - mehr und vor allem positiver verändert hat als Schule...

    • Offizieller Beitrag

    So wie die "neue Bildung" lange Zeit brauchte, um sich durchzusetzen, wird es auch im Fussball wohl noch lange dauern, bis sich neue Konzepte behaupten.
    Gerade dieses Forum hier, allen voran die hier vielschreibendsten Protagonisten, sind wohl das bestes Indiz dafür, dass hier noch ein weiter Weg zu gehen ist, bis Fussball auch nur ansatzweise mit der neuen Pädagogik mithalten kann und wird.


    Das ausgerechnet du von "neuer" Pädagogik schreibst, finde ich schon erstaunlich, zeigt aber auch Defizite auf.


    Wir sollten die Fantasie der Kinder fördern und sie nicht ausbremsen. Sie sollten eigenverantwortlich entscheiden und Lösungsmöglichkeiten finden. Du presst die Kinder in Systeme und forderst zum Beispiel kluge Abspiele, spätestens nach dem dritten Ballkontakt. Damit nimmst du ihnen in den jungen Jahrgängen die Fantasie und verlangst Dinge, die du gerne in deiner Erwachsenen-Fußballwelt hättest. Du nervst die Kinder sogar bei Tischfußballspielen mit Taktik. Lass sie doch einfach mal spielen, ohne irgendwelche Vorgaben.


    Dies ist erfolgsorientiertes Handeln, denn du willst die Kinder näher an den Erwachsenenfußball bringen und dies ist, da sind sich die wirklichen Experten einig, schädlich .... nicht nur für die spätere fußballerische Entwicklung. Dein (euer) Konzept läuft ja erst wenige Jahre und es gibt nicht einen Nachweis, dass es funktioniert, denn noch ist kein G-F-Kind im Seniorenbereich angekommen. Es ist pädagogisch völlig falsch angelegt, ihr macht aus Kindern kleine Erwachsene, verlangt Dinge die nicht kindgerecht sind. Das geht bei der Einforderung von langen Konzentrationsphasen los, die Kinder nachweislich nicht haben und endet beim Systemspiel. Ja, du kannst das erreichen, aber nur mit Drill und nochmals Drill, das ist aber keine Kunst wie du es behauptest, dass kann jeder, sollte aber keiner machen.


    Die "neue" Pädagogik geht anders, dass was du beschreibst ist "Pädagogik" der alten Schule und "Frontalunterricht" ist was ganz anderes, womit wir wieder bei den Defiziten wären.


    Du hat ja selbst mal geschrieben, wenn wir nicht aufpassen, werden uns die Chinesen überholen. Wenn das ein Maßstab ist, dann verzichte ich lieber fußballerischen Erfolg, denn unser Ziel ist nicht der chinesische Staatszirkus, sondern das Wohl unserer Kinder. Hier ein hausgemachtes Konzept als das einzig Wahre zu verkaufen, halte ich für unverantwortlich.


    " Also Steini und André - manchmal habe ich das Gefühl hier, ich sei in einer Sekte gelandet ;-)"


    Deine Worte in einem anderen Thema, dabei schauen Steini und Andre durchaus kritisch in die DFB-Ausbildungskonzepte. Du bist derjenige, der keinerlei Kritik an seinem persönlichen Konzept zulässt und fast nie auf Fragen antwortet.


    Wenn du schon von "neuer" Pädagogik schreibst, solltest du dich dringend damit beschäftigen.

  • @Uwe


    So sehe ich es auch!


    Beim Kinderfussball kommt es auf erlebnisorientiertes Handeln und nicht auf ergebnisorientiertes Handeln an. Selbst wenn es sich nur durch einen einzigen Buchstaben unterscheidet, sind es Welten, die es von einander trennen. Nicht die Didaktik, sondern die inhaltliche Zielsetzung spricht für sich. Wer aus lachenden und weinenden Kindern kleine, emotionslose Roboter machen will, der sollte sich dazu bekennen, was er im Schilde führt!


    tobn
    Etwas anders zu beurteilen, heißt nicht unbedingt etwas besser wissen zu wollen, sondern zu anderen Ergebnissen gelangen. Es heißt aber auch eine eigene Meinung zu haben! Was nützt es mir, einen super pflegeleichten Rasen zu erfinden, wenn der Dünger das Grundwasser vergiftet? Leider werden Erkenntnisse fast nie in ihrer Konsequenz zuende gedacht! Darauf weist auch Uwe hin, wenn er sagt, man darf Kinder nicht (schon) in ein enges Korsett von Vorgaben (z.B. 3 x Ballkontakt) einengen, sondern ihre Phanasie anregen.