Kinderschutz - Führungszeugnis

Du bist noch kein Trainertalker? Registriere dich kostenlos und nehme an unserer Community teil!

Du bist Trainertalker? Zur Anmeldung
  • Hallo zusammen,


    ob das Thema hier schon mal diskutiert wurde, konnte ich leider nicht nachvollziehen. Wie geht Ihr bei Euch mit dem Thema Kinderschutz und erweitertes polizeiliches Führungszeugnis von Trainern um?


    Bei uns gab es im Verein jetzt einen sehr unschönen Vorfall. Wir hatten im Mai eine Schulung zum Thema Kinderschutz veranstaltet, an der alle Trainer teilnehmen mußten. Am Ende wurde auch ein gemeinsamer Ehrenkodex unterschrieben. In diesem Zusammenhang haben wir auch erklärt, dass alle Trainer ein polizeiliches Führungszeugnis abgeben müssen. Ebenso konnten wir eine Spielermama überzeugen, als Kinderschutzbeauftragte im Verein tätig zu werden. Uns war wichtig, dass es in unserem doch sehr Männerdominitierten Verein eine weibliche Vertrauensperson gibt, die für Kinder, Eltern und Trainer als Ansprechpartnerin fungiert und auch die Führungszeugnisse verwahrt.


    Zum Ende der Saison gab es auch Gespräche mit neuen Trainern. Ihnen wurde das Thema Kinderschutz ebenso erläutert und mit Aufnahme der Trainertätigkeit die Vorlage des Führungszeugnisses erwartet. Ein neuer Trainer hat sich bis jetzt nicht an diese Vereinsregelung gehalten. Er wurde bereits erinnert und auch persönlich angesprochen. Er verwies aber nur darauf, dass er eine gültige Trainerlizenz hat und beim Verband bereits ein Führungszeugnis abgegeben hat. Er sähe keine weitere Notwendigkeit zur Abgabe eines Führungszeugnisses. Nunmehr hat es eine etwas sehr lautstarke Auseinandersetzung gegeben, wo von der Jugendleitung die Vorlage des Führungszeugnisses erwartet und auf die Vereinsinternen Vereinbarungen verwiesen wurde. Der Haussegen hängt natürlich jetzt sehr schief....


    Natürlich hat unser Verein keine rechtliche Handhabe. Auch gibt es in unserem Verband keine verbindlichen Regelungen. Wir haben aber für uns im Verein diese Regelung zur Vorlage des Führungszeugnisses aufgestellt. Natürlich können wir dadurch auch keinen 100% Schutz gewähren. Ziel war aber für uns, dass wir das Thema Kinderschutz öffentlich machen und auch entsprechend über Internet und Vereinszeitung publizieren.


    Wie geht ihr mit dem Thema bei Euch um? Hattet ihr ähnliche Vorfälle bzw. was würdet ihr mit einem solchen Trainer machen? (nur zur Sicherheit - keiner im Verein unterstellt ihm Böses. Für den Trainer scheint es auch eher eine Prinzipenreiterei bzgl. Bürokratie und Formalien zu sein)

  • Mal ne andere Frage, wer bezahlt das Führungszeugnis? Übernimmt der Verein die Kosten oder muss der Trainer erst das Führungszeugnis bezahlen um dann umsonst bei euch zu arbeiten?


    An sich keine schlechte Idee, aber wird da nicht mit Kanonen auf Spatzen geschossen?

    »Fußball ist grundsätzlich einfach, aber das Schwierigste was es gibt ist, einfachen Fußball zu spielen.«

    (Johan Cruyff)

  • zur ausstellung des erweiterten führungszeugnisses (siehe auch § 72a sgb viii) muss der verein ein schreiben verfassen, welches die vorlage nach § 30a bundeszentralregistergesetz rechtfertigt. damit geht der trainer zum bürgeramt und erhält kostenfrei das führungszeugnis.


    trainer erhalten bei uns eine aufwandsentschädigung von 65 euro mtl. ab c-lizenz steigert sich die entschädigung.


    bei uns trainieren aktuell rd. 300 kinder von 5 bis 18 jahren

  • Ein Führungszeugnis entlarvt einen Unbekannten der dümmer war als diejenigen, die genauso Charakterschwach sind, aber sich noch nicht erwischen ließen.


    So gesehen finde ich das einfordern des Führungszeugnisses gefährlich, weil es eine Sicherheit vorgaukelt, die vielleicht nicht da ist.


    Was will man mit der Einforderung des Führungszeugnisses denn Verhindern.....Kindesmissbrauch, Betrug, Körperverletzung....was denn?


    Wichtiger finde ich, das das Vereinskonstrukt, das Konzept so konzeptioniert ist, dass Kontrolle offenen Auges stattfindet. Langes Thema und ich weiss, ...das pakt kaum einer an, weil es Geld kosten würde.

  • Meine ehrliche und ungefilterte Meinung:
    Ich halte die Aktion für einen reinen Marketinggag eures Vereins.
    Wie Andre bereits ausführte, bringt die Maßnahme, sich das Führungszeugnis vorlegen zu lassen, quasi nichts.
    Als Trainer, der seit Jahren im Verein ist, würde ich mir auf den Schlips getreten fühlen.

  • also gegen die begrifflichkeit "marketinggag" würde ich sehr wehren. mit einem solchen thema scherzen wir nicht. unser dachverband war hier in letzter zeit sehr aktiv und puscht das thema auch in die vereine (siehe http://www.kinderschutz-im-sport-berlin.de/). gleiches macht auch unser landesverband fußball http://berliner-fussball.de/so…praevention/kinderschutz/
    empfehlen möchte ich auch folgenden link:
    http://mediathek.daserste.de/s…-sexueller-missbrauch-im-


    natürlich wird das führungszeugnis nie die aufklärungsarbeit ersetzen. auch wird ein führungszeugnis niemals verhindern, dass ein mensch kriminell wird. dessen sind wir uns durchaus bewußt. hier soll auch keiner vorverurteilt werden... die frage des datenschutzes ist uns auch bewußt...


    in nachbarvereinen gab es leider im letzten jahr vorwürfe/vorfälle, die bei uns genau die frage aufgebracht haben, was machen wir eigentlich bzw. wie versuchen wir uns dem thema zu stellen. genau die frage stelle ich mir jetzt wieder, wenn neue trainer in den verein kommen. auch wenn man sich irgendwie von irgendwo her kennt oder meint lange in einem verein zu sein... sollte das thema offensiv angegangen werden oder lieber unter den teppich gekehrt werden? was entgegne ich eltern die z.b. fragen, wie ggf. trainer mit dem thema konfrontiert werden?


    gerade mit dem führungszeugnis wollten wir innerhalb des vereins auch offensiv aufmerksamkeit erzeugen, dass wir nichts zu verheimlichen haben.

  • Ihr müsstet schon nen ziemlich toller Verein sein, damit ich mich überwinden könnte, für euch zum Bürgeramt zu laufen. Ganz ehrlich dafür bin ich viel zu faul, als das ich mich für nen Fußballverein ins Wartezimmer des Bürgeramt setze...


    Ihr stellt euch auf die sichere Seite, wenn etwas passiert, kann man euch nichts nachsagen. Aber anderer Seits stellt ihr alle Trainer unter Generalverdacht. Es gibt unter 1.000.000 Jugendtrainern wahrscheinlich ein oder zwei schwarze Schafe! Wer sein Führungszeugnis nicht vorlegt, der ist also ein potentieller Kinderschänder!?

    »Fußball ist grundsätzlich einfach, aber das Schwierigste was es gibt ist, einfachen Fußball zu spielen.«

    (Johan Cruyff)

  • Also ganz erlich, ich verstehe nicht, warum ihr euch so aufregt, dass der Verein auf das Führungszeugnis besteht.
    Ich finde das Vorgehen sehr gut!!! Natürlich ist es keine Garantie, dass man sich nicht trotzdem irgendeinen kranken Vogel als Trainer ins Boot holt.


    Ich finde es erschreckend, wie einfach man in einem Verein Trainer werden kann, da wird gefragt wer Lust hat, einer hebt die Hand, und er hat den "Job". Da kümmert sich absolut NIEMAND darum, was das überhaupt für ein Mensch ist. Und neben denjenigen kaputten Leuten, die sich noch nicht erwischen lassen haben, gibt es aber auch diejenigen, die ggf. schon Polizeibekannt und Aktenkundig sind. Und genau solche Leute haben meiner Meinung nach vieel zu leichtes Spiel!


    Ich bin selbst Vater, und würde mir als Vater wünschen, dass man grade in Vereinen gewisse Hürden schafft, die Pädophile abschrecken bzw. sie entlarven (auch wenn dass Nie zu 100% klappt)

  • Also ganz erlich, ich verstehe nicht, warum ihr euch so aufregt, dass der Verein auf das Führungszeugnis besteht.
    Ich finde das Vorgehen sehr gut!!! Natürlich ist es keine Garantie, dass man sich nicht trotzdem irgendeinen kranken Vogel als Trainer ins Boot holt.


    Ich finde es erschreckend, wie einfach man in einem Verein Trainer werden kann, da wird gefragt wer Lust hat, einer hebt die Hand, und er hat den "Job". Da kümmert sich absolut NIEMAND darum, was das überhaupt für ein Mensch ist. Und neben denjenigen kaputten Leuten, die sich noch nicht erwischen lassen haben, gibt es aber auch diejenigen, die ggf. schon Polizeibekannt und Aktenkundig sind. Und genau solche Leute haben meiner Meinung nach vieel zu leichtes Spiel!


    Ich bin selbst Vater, und würde mir als Vater wünschen, dass man grade in Vereinen gewisse Hürden schafft, die Pädophile abschrecken bzw. sie entlarven (auch wenn dass Nie zu 100% klappt)

    Was heißt aufregt. Wie ich schon geschrieben habe, finde ich das ja Grundsätzlich nicht schlecht!
    Aber ich hätte schon keine Lust mich fürn Verein ins Bürgeramt zu setzen. Weil ich ne Mannschaft trainiere, weil ich Bock auf Fußball habe und nicht auf kleine Jungs!


    Und wie einer meiner Vorredner schon geschrieben hat, kann man nur die jenigen abschrecken, die bereits erwischt worden sind!

    »Fußball ist grundsätzlich einfach, aber das Schwierigste was es gibt ist, einfachen Fußball zu spielen.«

    (Johan Cruyff)

  • ich möchte nochmal betonen. unser verein will keinen trainer unter generalverdacht stellen. aber wie gehen vereine mit dem gesetzlichen Auftrag nach § 72a SGB VIII (Kinder- und Jugendhilfegesetz) um? hier geht es um die frage der persönlichen eignung.


    § 72a Persönliche Eignung
    Die Träger der öffentlichen Jugendhilfe dürfen für die Wahrnehmung der Aufgaben in der Kinder- und Jugendhilfe keine Person beschäftigen oder vermitteln, die rechtskräftig wegen einer Straftat nach den §§ 171, 174 bis 174c, 176 bis 180a, 181a, 182 bis 184f, 225, 232 bis 233a, 234, 235 oder 236 des Strafgesetzbuchs verurteilt worden ist. Zu diesem Zweck sollen sie sich bei der Einstellung oder Vermittlung und in regelmäßigen Abständen von den betroffenen Personen ein Führungszeugnis nach § 30 Abs. 5 des Bundeszentralregistergesetzes vorlegen lassen. Durch Vereinbarungen mit den Trägern von Einrichtungen und Diensten sollen die Träger der öffentlichen Jugendhilfe auch sicherstellen, dass diese keine Personen nach Satz 1 beschäftigen.


    wenn schul-ag's bzw. kita-ag's im rahmen von kooperationen schule/verein oder kita/verein angeboten werden, steckt jeder sportverein in der gesetzlichen pflicht. sollte dann nicht aus einer gesetzlichen pflicht auch eine selbstverpflichtung der vereine werden?


    naja... und ich gehe nicht zum bürgeramt für den verein. mmmmh... sowas finde ich echt schwach von einem trainer/vereinsmitglied. so ein termin dauert 10 minuten.
    ich glaube der erwerb einer lizenz nimmt da mehr zeit in anspruch.


    wir wollen das thema im verein nicht untern tisch kehren. genauso wie wir unseren eltern sagen, dass wir qualifizierte trainer einsetzen. so erwarten wir zumindest von allen trainern, dass sie den grundlehrgang der trainerausbildung besuchen. auch hier trägt unser verein die kosten.

  • ich finde es sehr vorbildlich, von den Übungsleitern ein erweitertes Führungszeugnis einzufordern.
    Die Argumentation des Trainers, er habe bei seiner Lizenzprüfung bereits ein Führungszeugnis dem Verband vorlegen müssen, kann ich so gar nicht folgen.


    Erstens hat er dieses Zeugnis nicht eurem Verein vorgelegt und zweitens handelt es sich dabei nicht um das erweitertes Führungszeugnis.

  • Sicherheit schaffen zu wollen um Kinder und Jugendliche zu schützen ist sehr vorbildlich, ganz klar.
    Jedoch muss man nur wissen, wie, wann und wo dies sinnvoll ist.
    Das Problem beim erweiteren Führungszeugnis liegt wohl nicht an der Bescheinigung selber, und auch
    nicht daran diesen zu besorgen. Es geht wohl eher darum, dass sich einige Trainer auf den "Schlips" getreten
    fühlen wenn dies aufeinmal verlangt wird.
    Zu dem behaupte ich einfach mal das die Sicherheit dadurch maximal zu 15-20% erhöht werden kann und
    dies ist schonmal sehr gut. Allerdings bleibt vielleicht auch zu überlegen, ob es nicht vielleicht effektivere Mittel
    geben könnte um potenzielle "Täter" zumindest abzuschrecken.


    Das erweitere Führungszeugnis ist ein guter Anfang. Allerdings völlig unzureichend, weil die meisten erst dann
    auffallen wenn es schon zu spät ist, so kommt es mir zumindestens vor. Gruß Steven

  • Meiner Meinung nach sollte die entscheidende Frage doch sein, wie effektiv die Maßnahme bei welchen Kosten gegen die Bedrohung wirkt, wobei die Kosten nicht nur die rein finanziellen Kosten für das Führungszeugnis selbst sind, sondern die nicht so leicht zu beziffernden Einbußen durch verprellte Trainer, evtl. nicht zur Verfügung stehende Trainer, etc. hier mit einbezogen werden müssen. Auf der Haben-Seite könnte man natürlich auch den zumindest erhofften Image-Gewinn berücksichtigen. Das Risiko für Kinder, im Verein Opfer eines Übergriffs oder anderer Form der sexuellen Belästigung zu werden, ist, ich denke, da sind sich alle einig, sehr gering. Verlangt man ein Führungszeugnis, so schließt man diejenigen aus, die bereits entsprechend auffällig wurden. Der betroffene Personenkreis dürfte noch viel kleiner ausfallen, so dass die Risikoreduktion entsprechend niedriger ausfällt. Die Kosten bleiben hingegen konstant. Oder, um es mit völlig hypothetischen bzw. bewusst falschen, weil deutlich überhöhten Zahlen auszudrücken: angenommen, jeder hundertste Trainer ist problematisch. Von diesen ist aber nur ein Fünftel so auffällig geworden, dass es zu einem Eintrag im Führungszeugnis kam. Diese wirst du wohl tatsächlich auch ausschließen können, vermutlich werden sie sich ja nicht einmal melden. Aber in diesem hypothetischen Fall hast du 500 Führungszeugnisse anfordern müssen, um einen Trainer auszuschließen, hast aber vier problematische Trainer aufgenommen. Die hier entstehende Kosten-Nutzen-Relation halte ich für ungünstig, mit wirklichkeitsnäheren Zahlen dürfte sie sich eher verschlechtern.


    Aus meiner Sicht viel besser ist es, wenn die Eltern ihren Kindern gegenüber aufmerksam sind und, wie in dem oben bereits verlinkten Thread gesagt, risikoträchtige Situationen vermieden werden oder offen mit ihnen umgegangen wird. Ersteres sollte nicht dazu führen, dass Eltern ihre Kinder ständig aushorchen und den Trainern gegenüber latent misstrauisch sind. Sie sollten aber nicht die Verantwortung für ihre Kinder am Vereinstor völlig abgeben. Das Element der sozialen Kontrolle funktioniert, wie ich meine, in unserem Umfeld (~25000-Einwohner-Stadt in einem Ballungsraum) noch ganz gut, in der Großstadt mag es evtl. nicht so gut greifen..


    Persönlich bedaure ich zutiefst, wie viel Panikmache heutzutage beim Thema Kinder gemacht wird. Und das schadet den Kindern meiner Meinung insgesamt deutlich mehr als es bringt. Siehe hierzu bspw. https://www.schneier.com/blog/…08/04/overestimating.html [1] und https://www.schneier.com/blog/…1/07/revenge_effects.html [2] -- sind allerdings englisch. Am erschreckendsten finde ich die in [1] auch referenzierte, beispielhafte Darstellung der Aktionsradien, die verschiedene Generationen unbeaufsichtigt erkunden durften: http://img.dailymail.co.uk/i/p…graphicDM1406_736x800.jpg


    Fazit: ich kann die Idee mit dem Führungszeugnis nachvollziehen und würde als Trainer auch eines vorzeigen. Ich würde allerdings erwarten, dass der Verein die Kosten dafür übernimmt. Und ich würde, wenn über die Einführung der Maßnahme abgestimmt würde, gegen sie votieren.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • ...Aber in diesem hypothetischen Fall hast du 500 Führungszeugnisse anfordern müssen, um einen Trainer auszuschließen, hast aber vier problematische Trainer aufgenommen. Die hier entstehende Kosten-Nutzen-Relation halte ich für ungünstig, mit wirklichkeitsnäheren Zahlen dürfte sie sich eher verschlechtern...

    Kosten-Nutzen-Relation ?(
    Diesen Begriff finde ich in diesem Zusammenhang befremdlich...
    Mal angenommen, alle Vereine in Deutschland würden von allen Trainern in allen Sportarten ein Führungszeugnis verlangen und dadurch würde auch nur ein einziges Kind vor Missbrauch bewahrt, hätte sich die Maßnahme in meinen Augen schon gelohnt.


    Auf der einen Seite kann ich die Skepsis mancher schon verstehen. Man hört immer wieder den Begriff "Generalverdacht". Auf der anderen Seite muss man sich aber gar nicht verdächtigt fühlen.
    Meine Frau ist beruflich im pädagogischen Bereich tätig. Ein erweitertes Führungszeugnis ist für sie Pflicht. Das Wort Generalverdacht habe ich da noch nie gehört. Das Führungszeugnis ist da genauso selbstverständlich wie die Lohnsteuerkarte.
    Ich habe in meinem Beruf Zugriff auf sensibelste Daten unserer Kunden. Ich muss jährlich ein Führungszeugnis vorlegen. Ich fühle mich deswegen noch lange nicht generalverdächtigt.


    Das Führungszeugnis bringt natürlich keine 100%-ige Sicherheit. Es stellt aber immerhin sicher, dass man niemanden, der schon einmal in einer bestimmten Richtung auffällig geworden ist, in bestimmten Funktionen beschäftigt. Und das ist doch schonmal was...

  • Kosten-Nutzen-Relation ?(
    Diesen Begriff finde ich in diesem Zusammenhang befremdlich...
    Mal angenommen, alle Vereine in Deutschland würden von allen Trainern in allen Sportarten ein Führungszeugnis verlangen und dadurch würde auch nur ein einziges Kind vor Missbrauch bewahrt, hätte sich die Maßnahme in meinen Augen schon gelohnt.


    Eben nicht, wenn man die versenkte Kohle an anderer Stelle nutzenbringender hätte investieren können. Oder mit weniger Geld den gleichen Nutzen erzielt hätte.


    Meine Frau ist beruflich im pädagogischen Bereich tätig. Ein erweitertes Führungszeugnis ist für sie Pflicht. Das Wort Generalverdacht habe ich da noch nie gehört. Das Führungszeugnis ist da genauso selbstverständlich wie die Lohnsteuerkarte.


    Beide Dokumente haben aber nichts miteinander zu tun. Und nach den Gründen für vermeintliche Selbstverständlichkeiten darf man IMHO durchaus fragen, viele 'Selbstverständlichkeiten' sind doch eher gewohnheitsbedingt als gut begründet. Damit meine ich wohlgemerkt nicht speziell diesen Fall, ich warne nur wieder vor dem Heranziehen ungeeigneter Analogien.


    Das Führungszeugnis bringt natürlich keine 100%-ige Sicherheit.


    Eben, aber nicht mal im Ansatz. Die Größenordnung müsste wohl um mindestens einen Faktor reduziert werden, ich vermute eher noch mehr. Und dann büßt die Maßnahme doch deutlich an Attraktivität ein.


    Es stellt aber immerhin sicher, dass man niemanden, der schon einmal in einer bestimmten Richtung auffällig geworden ist, in bestimmten Funktionen beschäftigt. Und das ist doch schonmal was...


    Nur auffällig oder rechtskräftig verurteilt? Ersteres würde mich erschrecken, wenn ich so darüber nachdenke, wie schnell und intensiv hier die Gerüchteküche hochkocht, wenn angeblich mal wieder ein Kind nur knapp der Entführung entkommen ist. Und andererseits frage ich, wie viele potenzielle Trainer es gibt, auf die letzteres Kriterium zutrifft.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Wäre ich bei der Übernahme meines Trainerjobs nach einem Führungszeugnis gefragt worden, wäre ich etwas angefressen gewesen. Ich mag es auch nicht, wenn eine Kassiererin im Supermarkt in meine Tasche reingucken will. Aber ich hätte das Führungszeugnis wohl besorgt, das wäre es mir wert gewesen.


    Inhaltlich bin ich bei tobn. Ich halte den Nutzen der Aktion für sehr gering, wenn es überhaupt einen gibt. Der Verein sollte versuchen, effektivere Konzepte zu entwickeln statt die Energie auf die Durchsetzung des Führungszeugnisses zu vergeuden. Bsp: Trainer immer als 2er-Gespann einsetzen (hilft ja ohnehin beim Training), gegenseitige Aufmerksamkeit wach halten, unabhängigen Ansprechpartner anbieten...


    Grüße
    Oliver

  • Wäre ich bei der Übernahme meines Trainerjobs nach einem Führungszeugnis gefragt worden, wäre ich etwas angefressen gewesen. Ich mag es auch nicht, wenn eine Kassiererin im Supermarkt in meine Tasche reingucken will. Aber ich hätte das Führungszeugnis wohl besorgt, das wäre es mir wert gewesen.


    Inhaltlich bin ich bei tobn. Ich halte den Nutzen der Aktion für sehr gering, wenn es überhaupt einen gibt. Der Verein sollte versuchen, effektivere Konzepte zu entwickeln statt die Energie auf die Durchsetzung des Führungszeugnisses zu vergeuden. Bsp: Trainer immer als 2er-Gespann einsetzen (hilft ja ohnehin beim Training), gegenseitige Aufmerksamkeit wach halten, unabhängigen Ansprechpartner anbieten...


    Grüße
    Oliver

    Beim Bayerischen Fußballverband wird in der Traingerausbildung sogar ein erweitertes Führungszeugnis verlangt, welches nicht älter als 3 Monate sein darf! Wie ist das in den anderen Landesverbänden?
    Das ein Verein das einfordert finde ich persönlich in Ordnung - da ich nichts zu verbergen habe, besorge ich das gern - aber zahlen darf es dann der Verein ;)


    Grüße
    Zodiak

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • Eben nicht, wenn man die versenkte Kohle an anderer Stelle nutzenbringender hätte investieren können. Oder mit weniger Geld den gleichen Nutzen erzielt hätte.


    ..., worauf der Verein aber keinen Einfluss hat. Stell Dir vor Du bist Vorsitzender eines Sportvereins, in dem es einen Fall von Missbrauch durch einen Wiederholungstäter gab. Würdest Du Dir die Frage stellen, ob Du es hättest verhindern können? Würden andere Dir die Frage stellen?
    Würdest Du antworten "Wir haben nichts gemacht, weil wir die Kosten-Nutzen-Relation unattraktiv fanden."?


    Beide Dokumente haben aber nichts miteinander zu tun. Und nach den Gründen für vermeintliche Selbstverständlichkeiten darf man IMHO durchaus fragen, viele 'Selbstverständlichkeiten' sind doch eher gewohnheitsbedingt als gut begründet. Damit meine ich wohlgemerkt nicht speziell diesen Fall, ich warne nur wieder vor dem Heranziehen ungeeigneter Analogien.


    In unserer Gegend ging vor ein paar Jahren ein Fall durch die Presse, wo ein wegen Kindesmissbrauchs Verurteilter erneut in einer Kindereinrichtung arbeitete und wieder Kinder missbrauchte. Hätte es diese Regelung damals schon gegeben, wären diese Kinder vor diesem Täter geschützt worden. Allein mit diesem Fall finde ich diese Selbstverständlichkeit schon gut begründet.


    Eben, aber nicht mal im Ansatz. Die Größenordnung müsste wohl um mindestens einen Faktor reduziert werden, ich vermute eher noch mehr. Und dann büßt die Maßnahme doch deutlich an Attraktivität ein.


    Würdest Du das so auch den Eltern eines Kindes sagen, das von einem Wiederholungstäter missbraucht wurde?


    Nur auffällig oder rechtskräftig verurteilt? Ersteres würde mich erschrecken, wenn ich so darüber nachdenke, wie schnell und intensiv hier die Gerüchteküche hochkocht, wenn angeblich mal wieder ein Kind nur knapp der Entführung entkommen ist. Und andererseits frage ich, wie viele potenzielle Trainer es gibt, auf die letzteres Kriterium zutrifft.

    Natürlich rechtskräftig verurteilt. Das Führungszeugnis ist doch keine Gerüchtesammlung.


    Bei uns im Verein wird ein solches Führungszeugnis nicht verlangt. Ich hätte aber kein Problem damit.


    In unserem Ort wohnen gut 9.000 Menschen. Das sind also schon nahezu dörfliche Strukturen. Trotzdem haben sich im Umfeld unserer Sportanlage und unserer Grundschule immer wieder Gestalten herumgetrieben, die Kinder belästigt haben. Diese Menschen sind also da - und sie leben mitten unter uns!
    Vor diesen Menschen werden die Kinder natürlich nicht durch ein Führungszeugnis der Trainer geschützt. Sie werden nur in einem bestimmten Lebensbereich vor Wiederholungstätern geschützt. Warum soll man da, wo ein solcher Schutz möglich ist, nicht auch einen solchen Schutz bieten?


    Ach ja - was die Kosten angeht: Dass die Kosten für ein solches Führungszeugnis vom Verein getragen werden, finde ich eigentlich selbstverständlich. Mein Arbeitgeber übernimmt die Kosten dafür auch. Bei meiner Frau ist das nicht so - sie darf selbst zahlen. Wir reden hier übrigens von (bin mir nicht sicher) 13 oder 15 €...