Ich lese immer, dass man alle Kinder auf allen Positionen spielen lassen soll. Den Ansatz verstehe ich schon, allerdings frage ich mich, ob das in der Umsetzung wirklich immer und mit allen Spielern machbar ist. Ich habe in meinem F-Jugend-Team z.B. die drei folgenden Fälle:
1. Unser Torwart: der Junge ist eigentlich kein Fußballer, hat sich aber auf der Position wirklich recht gut entwickelt. Im Feld ist er aber eine einzige Katastrophe. Langsam, wenig engagiert, konditionsschwach und trifft kaum einen Ball. Was soll ich also mit ihm machen? Die anderen Kinder würden es nicht verstehen, wenn er plötzlich im Feld eingesetzt würde und er will das auch gar nicht, wohingegen er im Tor zunehmend Einsatz und Ehrgeiz zeigt.
2. Unser Spielmacher: schnell, spielstark, torgefährlich und konditionell nicht kaputt zu kriegen. Ohne ihn läuft nach vorne wenig. Sein Abwehrverhalten ist allerdings nicht immer überzeugend. Ist es wirklich sinnvoll den Jungen in der Abwehr spielen zu lassen? Klar, könnte man sagen, um diese Defizite zu verbessern, wenn man aber Stärken stärken soll, dann gehört er da nicht hin.
3. Unsere "Mittelstürmer": die beiden schwächsten Spieler im Team, der eine leicht übergewichtig und sehr langsam, hat aber einen guten Schuss und macht daher vorne ab und an mal ein Tor. Diese Erfolgserlebnisse sind sehr wichtig für ihn, das kann man deutlich sehen. Wenn er hinten spielt, wird er nur überlaufen und ist frustriert. Auch im Mittelfeld kommt er kaum an den Ball. Der andere ist einfach lauffaul und auch nicht der schnellste, hat aber einen Torriecher und traut sich auch mal einen Kopfball zu. Tue ich diesen Jungs wirklich einen Gefallen sie woanders einzusetzen?
Natürlich wechseln die Kinder schon einmal die Positionen, das ergibt sich schon allein durch die Wechselei bei 10 Kindern in einer 7er Mannschaft. Und auch dem Wunsch "darf ich heute mal im Mittelfeld spielen" versuchen wir nachzukommen. Da geht schon mal einen Mittelfeldspieler in die Angriff oder Abwehr oder umgekehrt. Insgesamt hat sich aber eine gewisse "natürliche" Struktur herausgebildet, die sich nach an den Talenten der Kinder orientiert.
Ist es wirklich so dramatisch, wenn man mit halbwegs festen Positionen spielt? Die Kinder gewöhnen sich gerade daran und man merkt, dass sich vor allem das Stellungsspiel enorm verbessert hat und die Kinder sich auf ihren Positionen zunehmend wohl fühlen. Sicher gibt es immer mal leicht wechselnde Positionen, aber im Grunde gibt es Jungs, die eindeutig Talent für die Defensive, andere wiederum für die Offensive zeigen. Wieder andere werden da eingesetzt, wo sie am wenigsten "Schaden anrichten" oder die Möglichkeit für persönliche Erfolgserlebnisse haben.
Wie ist Eure Meinung dazu?