"Wir müssen wieder wettkampforientierter trainieren und Spiele mit großem Gewinn-Charakter ins Training implementieren"

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  • Die obigen Aussage kommt sinngemäß von Herrmann Hummels, Papa von Mats Hummels, gestern geäußert im Sport 1-Fantalk.
    Die Diskussion ging im Ursprung um die fehlenden Charaktere und die stomlinienförmigen Fussballer, die die NLZ "produzieren".
    Hummels sieht das Problem eher darin, dass zu oft der Wettkampfcharakter im Training fehlt.


    Hier ab 4:17 Min:
    http://video.sport1.de/sport/v…ng__0_0us1t78y?outbrain=1


    Mich würden eure Meinungen interessieren...


    Gruß, Christoph

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • 1. Ich kann mir nicht vorstellen, das es in NLZ zu wenig "Wettbewerb" (egal in welcher Form) gibt.
    2. Ich versuche so oft es geht (U8) die Übung bzw. Spielform zuerst ohne Gegner oder Zeitdruck anzubieten. Dabei werden die Kinder von mir ermutigt selbst Lösungen zu finden, wie denn jetzt das "Problem" am besten gelöst werden kann. Dann wird das ganze nochmal mit Druck (z.B. zwei Gruppen um die Wette) durchgeführt. Sollten jetzt noch immer einige die komplett falsche Technik anwenden (relativ selten) werden sie von mir gecoached.
    3. Ich denke (wie schon in einem anderen Thread erwähnt), dass es nicht ganz authentisch ist, einerseits von seinen Kids zu verlangen alles zu geben, während der oft genannte dicke Paule (von dem jeder weiß, dass er es nicht bringt) auch zum Einsatz kommt, wenn es ein enges Spiel ist. Bitte nicht falsch verstehen, ich bin felsenfest überzeugt, dass der Paule (sofern er so wie alle anderen fleißig trainiert) zum Einsatz kommen MUSS. Aber aus Sicht des Minimessis, der der pro Spiel 4Tore schießt und sich immer den A... aufreißt, gibt der Trainer nicht alles für den Sieg.
    4. Es ist dann gerade eben dieser Paule, dem man mit Training in Wettbewerbsform keinen Gefallen tut. Stichwort: Mit dem Paule haben wir eh schon verloren...
    5. Der Wettbewerb (logischerweise mit Siegern und Verlierern) egal ob im Training oder beim Spiel ist ja eigentlich das "Salz in der Suppe" eines Sportlers.
    6. Wettbewerb im Training ist eigentlich das einzige sinnvolle Mittel (vor allem bei Kindern) die Intensität auf ein Maximum zu heben.

    I've missed more than 9000 shots in my career. I've lost almost 300 games. 26 times, I've been trusted to take the game winning shot and missed. I've failed over and over and over again in my life. And that is why I succeed. (Michael Jordan)


  • 4. Es ist dann gerade eben dieser Paule, dem man mit Training in Wettbewerbsform keinen Gefallen tut. Stichwort: Mit dem Paule haben wir eh schon verloren...

    Es gibt ja nicht nur die normale Spielform als Wettbewerb. (Mal davon abgesehen, dass auch da vor allem in der U8 oder U9 eher der beste Spieler das Spiel gewinnt, als das der schlechteste Spieler das Spiel verliert.)
    In einem 1gg1 oder 2gg2 mag es schon so sein, ok.


    Aber es gibt so unendlich viele Möglichkeiten - auch in Übungsformen - Wettkämpfe zu gestaklten, den Wettkampfcharakter einzubauen, und das auch so, dass der dicke Paule nicht zum klaren Loserfaktor wird, dass ich dieses Argument nicht unterschreiben kann.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Ich verstehe Herrn Hummels so, dass im zuwenig wettkampfnah trainiert wird. Für mich ist Wettkampfcharakter etwas anderes. Wettkampfnah heißt für mich, ich trainiere in konkreten Situationen, wie sie im Spiel auftreten und gelöst werden müssen, um letztlich das Spiel zu gewinnen. Bsp. Passspiel. Er führt ja sehr schön aus, dass es nicht darum geht, um irgendwelche Hütchen herum zu passen. Ziel des Spiels ist es Tore zu erzielen und Gegentore zu verhindern, folglich muss dass Passspiel damit in Verbindung stehen und sollte nicht isoliert geübt werden. So verstehe ich ihn.
    Unter Wettkampfcharakter verstehe ich Übungen, bei denen mehrere Spieler oder Gruppen gegeneinander antreten. Das muss nicht zwingend eine Spielform sein.
    Wie gesagt, interpretiere ich die Worte von Herrn Hummels so, dass er nicht mehr Wettbewerb sondern wettkampfnähere Übungen fordert.
    @Strznievski auch wenn ich wie vorstehend die Worte von Herrn Hummels anders interpretiere wie du, komme ich bezüglich deiner Ausführungen zu 4. zu dem Ergebnis wie @Sir Alex: In der u8 oder u9 ist es den Fortgeschrittenen relativ egal mit wem sie eine Mannschaft bilden, weil sie die meisten Aktion allein lösen. Gerade weil das so ist, bietet es sich an, die Paules mit den Stars in eine Mannschaft zu stecken. So gewinnen die Paules auch einmal und die Stars müssen sich noch mehr rein hängen, weil sie quasi in Unterzahl spielen. Auch in anderen Wettkampfformen, wie etwa Staffelspielen, werden die Stars voll gefordert, weil sie ja Paule kompensieren müssen. Letztlich liegt es aber auch am Trainer eine Stimmung zu schaffen, in dem Paule als vollwertiges Mitglied des Teams angesehen wird. In dem ich etwa kleine Fortschritte "öffentlich" lobe, merken alle Spieler, dass sich auch Paule bemüht und alles für das Team gibt.

  • Ich denke auch, das Grätsches Interpretation von Hummels Worten wohl die eher zutreffende ist.


    Und völlig neu ist das ja auch nicht, dass man eben spielnah trainieren soll.



    Ich zB bin ja auch kein großer Freund vom typischen "Kappendribbeln" der Coerverschule. Eben weil es nicht spielnah ist, Tempo und Gegnerdruck überhaupt kein Faktor sind.
    (Meiner Wahrnehmung nach, geht der Trend der langjährigen Jugendtrainer, die sich schon Gedanken bezüglich gutem Trainings machen, längst wieder weg, vom ewigen Kappendribbeln uä.hin zu spielnahen Trainingsformen. Das war vor 10-15 Jahren ganz anders. Da bildeten solche ELemente den Großteil der Trainingsarbeit von Jugendtrainern, die sich eben auch Gedanken über gutes Trainig machen.
    Also bezüglich meiner Trainingsgestaltung trifft diese ENtwicklung ganz sicher so zu.Und mein subjektiver Eindruck/Erfahrung ist auch, das dies besser Im Sinne der sportlichen Entwicklung ist. )


    Einzig beim Passpiel gehören für mich auch solche Übungsformen zu größeren Teilen auch ins Trainng. Aber auch da gibt es genug Möglichkeiten zu spielnahen Trainingsformen, bei denen das Passsspiel der Schwerpunkt ist.

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Für mich heißt das etwas ganz simples.
    Kinder lieben Wettkämpfe/Wettspiele - ein Fangspiel ist nichts anderes und es gibt immer einen Sieger.


    Dabei meint er sicherlich kleine Wettkämpfe in technischen Übungen.
    Das kann ein Torschusswettkampf sein nach vorangehender Technik. Neben dem Spaßfaktor wird durch dieses kleine Hilfsmittel/Belohnungsprinzip (ein Tor ist ein Punkt für die Mannschaft) dafür gesorgt, dass alle Gas geben und nicht zurück gehen oder Blödsinn machen, weil sie ja im Wettkampf sind ;)


    Grüße
    Björn

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • Ich verstehe Herrn Hummels so, dass er einen zu starken Rückgang der "alten Tugenden als Grund sieht".
    Kampfgeist, Einsatzwille, Augebufftheit, Härte, Leiden, Schmerzen ertragen für den Erfolg u.s.w. ist das Instrumentarium um das es ihm geht.
    Er wiederspricht sich aber teilweise (Mentalität ist in Ordnung........aber Hallenturnier bringt was für die Mentalität...).


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.

  • Ist interessant wie die Aussagen von Hummels hier von jedem "anders" interpretiert werden obwohl
    ihr alle Viel Ahnung vom Fußball und Training habt.
    Ich meine das positiv, das sieht man wie unendlich Fußball und all seine Facetten sind.
    lg

  • Ist interessant wie die Aussagen von Hummels hier von jedem "anders" interpretiert werden obwohlihr alle Viel Ahnung vom Fußball und Training habt.
    Ich meine das positiv, das sieht man wie unendlich Fußball und all seine Facetten sind.
    lg

    Vielleicht liegt das auch einfach nur daran, dass er sich in dieser Sequenz nicht deutlich genug ausdrückt...
    Er sagt, man müsse den Spielern Werkzeuge an die Hand geben, WIE man ein Spiel gewinnt. Er sagt aber nicht. WIE man das macht. Was er unter wettkampforientiertem Training versteht, sagt er nämlich nicht.


    Dann kommen wir mal zu meiner Interpretation: Immer wieder höre ich bei Berichten von/über NLZ, Siege und gute Tabellenplätze seien schön, im Vordergrund stehe aber die individuelle Ausbildung der Spieler, um sie an den Profibereich heranzuführen.
    Was kann ein Jugendlicher da denn raushören? "Ist doch egal, wenn wir verlieren - Hauptsache ICH verbessere mich." Vielleicht muss man auch mal daran arbeiten, was man in der Öffentlichkeit so von sich gibt...

  • Es gibt ja nicht nur die normale Spielform als Wettbewerb. (Mal davon abgesehen, dass auch da vor allem in der U8 oder U9 eher der beste Spieler das Spiel gewinnt, als das der schlechteste Spieler das Spiel verliert.)

    Habe ich ja nie behauptet, dass die normale Spielform der einzige Wettbewerb ist. Außerdem möchte ich dir widersprechen. Z.B. bei einer Passstaffel in der sich der Ball im Dreieck zugepasst wird (ist glaube ich sogar hier in den Soccerdrills-Übungen vorhanden), die dann um die Wette durchgeführt wird (welche Gruppe schafft zuerst 10 "Runden") ist die Gruppe mit Paule in massivem Nachteil.


    Bitte nicht falsch verstehen: Ich würde deshalb nie auf solche Wettbewerbe verzichten (wie schon erwähnt ist es das einzig sinnvolle Mittel auf ein Maximum zu heben). Außerdem ist mir schon klar, dass man das gewissermaßen steuern kann/muss. Ich habe lediglich behauptet dass man eben dem Paule keinen Gefallen damit tut. Auch weil diese Kinder mal grundsätzlich keine "Wettbewerbstypen" sind.


    Zu meiner Schande muss ich gestehen, den Beitrag gar nicht gesehen zu haben, sondern habe mich lediglich auf @Schimanski s Post gestützt. Dort war die Rede von "echten Typen" und Wettkampfcharakter und auf das bin ich dann eingegangen (interessantes und vielschichtiges Thema).


    Ich hoffe, dass ich die nächsten Tage mal Zeit habe, mir das Video anzusehen. Denn das Trainieren in "Spielformen" ist auch ein Thema das ich sehr interessant finde, welches aber in einem anderen Thread von mir leider wenig Zuspruch fand. ;(

    I've missed more than 9000 shots in my career. I've lost almost 300 games. 26 times, I've been trusted to take the game winning shot and missed. I've failed over and over and over again in my life. And that is why I succeed. (Michael Jordan)

  • Außerdem möchte ich dir widersprechen. Z.B. bei einer Passstaffel in der sich der Ball im Dreieck zugepasst wird (ist glaube ich sogar hier in den Soccerdrills-Übungen vorhanden), die dann um die Wette durchgeführt wird (welche Gruppe schafft zuerst 10 "Runden") ist die Gruppe mit Paule in massivem Nachteil.

    Unabhängig von der Frage, wie altersgerecht bei einer U8/U9 ein Wettlauf im Passdreieck ist, liegt es doch am Trainer die Teams so einzuteilen, dass sie in etwa gleichwertig sind. Wenn Paule dank der Leistungsstarken auch mal gewinnt, freut er sich. Wenn die Stars mal verlieren, ist das auch nicht verkehrt. Wie schon geschrieben, ist hier halt der Trainer gefragt, um zu verhindern, dass Paule als Sündenbock fertig gemacht wird.

  • Wenn ich das so richtig verstehe, dann geht es auch darum, dass es nicht allein mit einer umfassenden taktischen Ausbildung getan ist, sondern das es sich um lebendige Kerle handelt, die sich nicht als Taktik-Robobter auf dem Platz verhalten sollen.


    Schon vor Jahren erntete Matthias Sammer inbesondere bei seinem späteren Arbeitgeber Bayern München großen Applaus, als er davon sprach, dass zu wenig junge Spieler ein "Sieger-Gen" in sich tragen und sich auch dann, wenn es mal nicht so läuft, gar nicht gegen eine drohende Niederlage aufbäumen.


    Ich denke mal, man kann es nachvollziehen, dass unsere jüngere Generation ein wenig zu still geworden ist und gern den Weg des geringsten Widerstands wählt. Dazu gehört es auch, alle Ansagen des Trainers abzunicken, aber auf dem Spielfeld dann noch manchmal einen Sieg herzuschenken.


    Beim Bitburger-Fantalk wurde, wenn ich`s recht verstanden hab, konkret die Gruppe der Jugendlichen gemeint, die auf den Sprung in den Erwachsenenbereich stehen. Hier haben viele Spieler bereits viele Selektionen überstanden und wollen nun auch mit aller Gewalt in den Profistatus wechseln, um an die dicken Fleischtöpfe zu gelangen. Manche von ihnen haben in den letzten Jahren nur hin und wieder mal ihr Elternhaus sehen dürfen und leben in einem Land, dessen Sprache sie kaum verstehen und mit dessen Kultur sie wenig anfangen können. Jeder will da nur positiv auffallen. Auch die Trainer stehen unter einem hohen Druck. Steht doch sehr viel Geld im Raum, wieder einen für den Profifussball ausgebildet zu haben.


    Die Frage, was wichtig in der Ausbildung ist, leitet sich heutzutage kaum noch an den Interessen dieser Jugendlichen ab. Es geht da vielfach um Geld, sehr viel Geld, hinter dem alles Andere zurück zu stehen hat. Wenn der Profibereich andere Typen will, dann kann sie die Prioritäten jederzeit ändern.

  • Unabhängig von der Frage, wie altersgerecht bei einer U8/U9 ein Wettlauf im Passdreieck ist

    Spielerisches Kennenlernen der Grundtechniken (Dribbeln, Passen, Schießen, Ballkontrolle). Wurde wortwörtlich von dfb.de zum Thema F-Junioren in dieses Forum kopiert. Wenn ich mich nicht irre ist der von mir genannte Wettlauf genau das.

    Wie schon geschrieben, ist hier halt der Trainer gefragt, um zu verhindern, dass Paule als Sündenbock fertig gemacht wird.

    Ich schreibe noch einmal gerne, dass das nicht nur mir sondern wahrscheinlich fast allen Trainern durchaus bewusst ist. Ich habe auch nie behauptet, dass es bei mir im Speziellen oder auch bei allen anderen im Allgemeinen ein großartiges Problem sein sollte. Eben weil es Mittel und Wege gibt dagegen zu steuern. Ich wollte damit lediglich zu Bedenken geben, so toll Wettbewerbe (in welcher Form auch immer), auch sind, auch Nachteile haben, die es zu bedenken gibt. Meistens sind dann die geschickteren Kinder natürlich die, die dann (um bei meinem Beispiel zu bleiben) mit dieser künstlich erzeugten Zeit-Druck-Situation umgehen können, während sich die tollpatschigen Kinder schwerer tun. Hätte ich lauter motorisch begabte Kinder würde ich ausschließlich mit Wettbewerben trainieren lassen. Da dem aber nicht so ist, muss man den schwächeren Kindern auch weiterhelfen.
    Wobei wir wieder beim eigentlichen Thema wären. Wenn ich (Breitensport!) nur darauf achten würde, echte "Gewinnertypen" zu formen, würden viele auf der Strecke bleiben. Aber natürlich sieht die Situation in NLZ anders aus.


    Ich hoffe ich konnte mich jetzt einigermaßen verständlich ausdrücken.

    I've missed more than 9000 shots in my career. I've lost almost 300 games. 26 times, I've been trusted to take the game winning shot and missed. I've failed over and over and over again in my life. And that is why I succeed. (Michael Jordan)