Die Hauptperson, um deren Interesse es dabei geht, sollte das Kind sein, weder Eltern noch Trainer. Soweit sind wir nun wohl einig. Ein Kind nur draußen statt im Spiel, wie von Schleppi geschildert, das sollte jedem nahegehen. Nur vermutet hatte ich nicht, sondern den Satz gelesen:"Verstößt ein Elternteil dagegen, wird es ermahnt. Im Wiederholungsfall wird ihm die Entscheidung nahegelegt, entweder nicht mehr zum Training und Spielen zu erscheinen oder aber sein Kind zu einem anderen Verein anzumelden". Hatte mich erschreckt. 1. wird der Konflikt einseitig gelöst. Hauen und Stechen, Hierarchie und Unterwerfung - ich baue lieber auf vernünfigen Dialog, war von Trainerseite her noch nie erfolglos. Einmal habe einem Besserwisser - neuer Freund einer Mutter und Herrentrainer - gleich mal das Amt übertragen. Nach 2 Mal hatten er, die Kinder und auch Eltern darauf keine Lust mehr; wäre er besser gewesen, wäre ich gern für den Besseren zurückgetreten. Umgekehrt hat mir als Vater dies leider noch nie ein Trainer angeboten, hatten wohl Angst, aufzufliegen. Das ist da natürlich das Risiko, wenn man nichts kann. Dann ist oben das Kind erneut außen vor, wird der Streit zwischen Trainer und Elternteil auf seinem Rücken ausgetragen, unvermerkt, vielleicht wie beim freudschen Versprecher unbeabsichtigt o. falsch formuliert. Wieso soll es sich andernorts anmelden müssen, da 2 Erwachsene sich uneins sind? Hilft man so einem Kind (mit seinen gar schrecklichen Eltern, wo es doch umso mehr einen Gegenpol bräuchte) o. nur sich selbst?
Fremdwörter benutzen hier viele. Gibt es gute und schlechte? Wer meint, die definieren zu können, nach welch Kriterien? Sprächen, sähen, dächten alle gleich, Diskussionen würden sich erübrigen. Guenters Pragmatik finde ich da entspannter: wo man was nicht weiß, gibt's was Neues zu lernen... Fremdes einfach abzulehnen, passt doch nicht mehr in unsere Zeit. Mehr Joggen statt sprinten, mir danken mit 50 die Gelenke; zudem bin ich heute - obwohl ich nur jogge - noch schneller wie viele 30-jährige, die sich sehr wundern, wenn sie dann im Spiel mein Alter hören. Und es ist auch mental bewusstseinserweiternd - woran es m.E. im Fußball am meisten hapert. Es ist schwer, auf dem Land ein Team zu finden, das nach vorn Tempo aus dem Teamplay heraus zu entwickeln in der Lage ist, das ist wohl wahr. Daher spiele ich auch extra in der Stadt, also lieber unter vielen Fremden als im Dorf, wo man unter sich geblieben, alles über Jahrzehnte eingefahren und geistabtötend ist, man als Akademiker nur "unser Doktor" ist, ohne dass dies anerkennend o. auch nur witzig gemeint wäre: eine Art Schimpfwort für Arme. Als Fußballer war ich nie arrogant gegen Mindergebildete, muss aber sagen, dass ich heute per Elternrolle oft die beneide, die es sind, sich mit "creti und pleti", einfacheren Leuten gar nicht abgeben mögen. Die schützen sich (wie ihre Kinder, die Tennis oder Golf spielen) vor Begegnungen, wo man sich für das, was jahrlang höchste Anstrengung kostete, noch schämen soll. Wenn das die Welt des Fußballs sein soll, weiß ich nicht, ob sie so richtig ist. Öffentlich wird ja viel inszeniert, was den Fußball ganz großartig erscheinen lässt, ich habe ihn über meine Kinder ganz anders erfahren müssen.
Nun denn, vermutlich sollte man nie aufs Dorf ziehen, in Städten gibt es mehr Auswahl: Konkurrenz belebt das Geschäft zum Guten hin. Oder lieber in den USA viel Geld ausgeben, dafür aber sind Eltern Kunden, Trainer Dienstleister statt Mini-Potentaten wie in Deutschland, die meinen, Bedingungen diktieren zu können, über Kindern den Daumen heben oder senken zu dürfen. Folglich kann zuerst von ihnen professionell Leistung oder Team- und Fairplay gefordert werden und keiner, der ihnen seine Kinder in die Obhut gibt, würde herablassend als lästig gelten. (Als Management-Trainer wäre mir vieles von dem, was Trainer im Fußball den Menschen "unter" ihnen an den Kopf werfen, im Traum nie eingefallen - und ich wäre sofort rausgeflogen.) Aber die Leute hier sind es gewöhnt, dass Training kaum was kostet: mir wäre es allemal mehr wert gewesen, für meine Kinder, wenn ich geahnt hätte, wie es abläuft. Musik- oder Kunstschule bezahlt man ja auch richtig. Das ist für mich das Grundproblem im deutschen Fußball, ob man Kritik hier nun hören mag oder nicht: Wie kann ein Land, das soviel in einen Sport hineinpumpt, so viele Spieler aus dem Ausland holen müssen? Es gäbe viele Fragen statt immer nur Jubelstimmung, wo doch jeder weiß, wie das Geschäft in Wahrheit läuft, aber wer im allmächtigen System Fußball (indem alternative Initiativen keine Chance haben, mit aller Gewalt bekämpft werden, je besser, umso mehr - alles selbst erlebt) will sie hören? So, egal, Resignation, dann Ruhe, das ist alles, was bleibt.