Du hast ja irgendwo völlig Recht. Ich wollte grad mit einem Mythos freien KiFus aufräumen: dass es da allen gleich sofort nur gut geht, alle gleich werden sollen etc. Im Sport gibt es per se Gewinner u. Verlierer, es ist die Idee jedes Wettbewerbs, dass die Stärkeren gewinnen! Die Frage aber ist, wie dies erlebt o. verfügt wird: ob Schwache zumindest eine reelle Chance haben, sich einzubringen, zu verbessern. Gegensteuern, die Starken ausbremsen? Das wäre mir zuviel des Guten (reversive Diskriminierung). Ich selbst habe freien KiFu so erlebt, dass auf einer großen Wiese stets alle mitspielen dürften. Motto: Alles frei laufen lassen, alles fließt - in Selbstorganisation und -bestimmung! Was jeder draus machte, war ihm selbst überlassen seine Entscheidung: Kämpfen, Risiken für den Ballgewinn eingehen, sich ganz einbringen o. zurückziehen, passiv bleiben! Keine Benachteiligungen von außen o. oben. Es gab - auch altersmäßig - mehrere Spielgruppen, deren Besetzungen über den Nachmittag wechselten, da man hier wie dort Freunde o. Herausforderungen hatte. Jüngere beobachteten die Spielintelligenz Älterer, erlebten sie live, eigenmotiviert Ehrgeizige suchten Duelle mit Großen, ahmten sie nach, lernten so viel: wobei es üble Fouls eigentlich nie gab, im Gegenteil: die Kleinen schonte man, bewies sich seine Stärke eher nur gegen Gleichaltrige... Sicher, Unmotivierte ohne Ehrgeiz o. Faule wurden weniger angespielt, keiner trieb sie zur Leistung, aber so regelte sich doch alles in fairem Wettbewerb wie von selbst.
Im Vergleich, wie ich es grad im Verein bei meinem Jüngsten erlebe: sein Team schrumpfte schon von 18 auf 11 Spieler, da viele die Lust verloren. In Pokal u. Punktrunde kamen stets Leihspieler. So gewannen wir dank zweier 2001er Auswahlspieler, die schon D spielen, gestern 16:1 gegen ein sonst gleichstarkes Team. Sie "halfen aus", obwohl wir schon 2 Ersatzspieler hatten. Auch mein Sohn schoss so 3 Tore, bekam dafür weniger Spielpraxis u. das spannende Spiel - vielleicht mit 3:4 Niederlage - fiel aus. - Zuletzt saßen 2 schwächere Spieler beim KL-Auswärtsspiel die komplette Spielzeit, 100% draußen: der stärkste 2002er Auswahlspieler half wie im nächsten Punktspiel auch (eigentlich wäre er m.E. nun "festgespielt", ist er aber wohl nicht) aus. Für Trainer ist es natürlich einfacher, die stärksten anderer Teams auszuleihen o. auch Ältere einzuschleusen, statt die schwächeren Spieler ihres Teams per Training und Spielpraxis (was dann zu engen Spielen o. Niederlagen führen kann) "auszubilden". Hat so das Team Erfolg? Oder verliert es eher unterm Strich: sieht man nur die Siege o. auch Kinder draußen? Was erlaubt ist, wo wie getrickst wird, ich bin da nicht firm, ist mir auch egal: kontrolliert wird eh nichts, so sind alles Gummiparagrafen: es würde Sinn machen, Schwächere gegen den Einsatz von Leihspielern per Festspielregel u schützen.... Ich finde es schade, wie Schwächere zuschauen müssen statt mitspielen zu dürfen, mit 9 o. 10 Jahren chancenlos kaltgestellt, u. Auswahlspieler in 3 teams spielen, da nur sie im Fokus stehen. Die Aussortierten werden irgendwann resignieren, dann gehen regelmäßig ganze Teams kaputt, auch für die Starken. Dafür fehlt in der Gier nach dem nächsten Sieg vielen scheinbar das Bewusstsein. Wer für Schwache/Kinder eintritt, fliegt raus aus den internen Kreisen. Dennoch versuche ich für echten KiFu zu werben: der sich mehr an den Bedürfnissen aller Kinder orientiert, so wie ich ihn subjektiv erleben dürfte. Ich war immer glücklich beim Fußballspiel, Schatten bekam es erst, als ich in Vereine ging. Heute sehe ich viele Kinder mit traurigen Augen, fast nie mal ein Lachen, viel das Geschrei, Kommandos vom Rand, Erfolgsdruck bei jeder Aktion, Hierarchien auf und neben dem Platz. das schlimmste ist das fehlende heitere Lachen wie in meiner Jugend, die totale Freundschaft u. Kommunikation aller Kinder untereeinander, die alles nicht so eng sehen lässt. Sie sehe ich heute ringsum im Verein nirgends. Es redet meist nur einer, der Trainer: Ruhe, sonst lauft ihr 3 Runden hieß es vorvorgerstern wieder bei meinem Älteren...
Auch ich würde da die Lust irgendwann verlieren. Vielleicht ist es gar nicht mehr möglich, nichts weiter als Erinnerung, doch die möchte ich - für die heutigen Kinder - nicht ganz begraben. Wie man ihnen ihr eigenes Spiel zurückgeben kann, weiß ich leider nicht genau, Erwachsene können natürlich auch sagen, dies Kinderspiel sei schlecht, dürfe es gar nicht geben, doch werden jemals Kinder selbst befragt? Mal ehrlich, hat sich wer von euch schon mal diese Mühe gemacht? Läuft es gut, sind alle augenscheinlich zufrieden statt lustlos, ist es ja nicht so nötig, ich rede hier ja auch nicht über die, die alles gut machen, sondern nur über Negativbeispiele: wo gleich 3 von 13 Jugendteams nicht in die nächste Saison kommen, aufgelöst werden müssen, sollte man spätestens da nicht mal in sich gehen? Das würde ich mir wünschen: die Idee freien KiFu könnte da jedem Hinweise geben, oder? Der Stärkere soll gewinnen, aber er benötigt nicht noch unfaire Bedingungen pro Elite, die einseitig ihn pushen u. Schwächere noch zusätzlich ausbremsen, zum Zuschauen verurteilen, da nur "das Talent" als künftiger Star im Visier ist. Das wäre meine Botschaft, wobei ich auch keinen Starken an die Kette legen will: Freiheit für alle gleichermaßen: Selbsterwählung, ohne Manipulation. Wenn einer den ton angibt, der Stärkste ist, wer gäbe Erwachsenen das Recht, ihm zu schaden, ihn lahmzulegen? Aber der schwächere soll eine echte Chance behalten, gegenzuhalten, ihn eines Tages im Zweikampf zu besiegen, so zu wachsen statt auf die bank aussortiert, so durch Dritte die zumal ihn eigentlich fördern sollten) chancenlos zu werden... Faktisch sehe ich, dass heute deutlich eher die Schwachen noch benachteiligt werden (Sieger/Star/Elite-Kult) - da wäre freier KiFu schon ein Riesenfortschritt für sie! Ist das nicht auch, was du meinst? Ob man noch zugunsten der Schwachen nachhelfen soll, ob ein DFB dafür Stärkere zurücksetzt, ist das realistisch o. nicht zuviel des Guten, wo es grad umgekehrt Usus ist, Stützpunkte nur für die Stärksten (ausgewählt von außen/oben statt jeden selbst etwa per für alle offen freiem Zusatztraining) gibt?
PS: Im konkreten Beispiel fände ich es sogar noch ok, wenn die schwächeren, für die KL zu schwachen Spieler gar nicht zu Spielen mitkämen statt dann nur draußen rumzusitzen, was sie im Innern doch demütigen und entmutigen muss. Zum Ausgleich könnte es für sie ein Training, eigene Freundschaftsspiele geben, da sie so evtl. eher den Anschluss fänden als per Mitspielen. Darüber könnte man offen im Verein diskutieren, da ein Jugendwart es auch nicht so leicht hat: viele erwarten, fordern Siege, drohen sonst mit dem Wechsel - da muss man Wege finden, allen gerecht zu werden, damit bei uns nicht weiter Teams sterben. Das für mich Positive an unseren kindern: werden im Training Teams gewählt, wird schon mal der Schwächste als erster gewählt: weil er der beste Freund des Wählenden ist! Und gestern bei 16:1 gab es viele, die ständig den Schwächsten (der irgendwann auch mal ran dürfte) anspielten: damit er mal ein Tor mache! So erlebe ich die Kinder, der Rest wurde ihnen eher eingeimpft... Aber ich muss auch zugeben: mir sind Siege völlig egal, habe gestern irgendwann dem Gegner die Daumen gedrückt, dass er seine frustrierende Demütigung im Rahmen halte. ich habe sogar mal bei einem Elternturnier aus Protest Eigentore produziert, indem ich die mitspielenden Mütter, die andere vorher weggegrätscht hatten, absichtlich vorbei und ein Tor machen ließ: Verlieren ist keine Schande, ja, ich verliere gern mal, wenn es dafür allen Spaß bereitet! Daher passe ich auch nicht recht in die Landschaft.