Fußballschule - sinnvoll? Ja oder nein?

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  • Hallo und guten Morgen,


    mein Junior (2018er Jahrgang) hat nur das runde Leder im Kopf (neben der Schule). =)


    Eigentlich spielt er noch U7, trainiert und spielt aber schon bei dem jüngeren Jahrgang von der U9 hier im Ort.


    Er lernt schnell, weiß was man von ihm möchte und setzt das auch sehr zügig um.

    Problem ist aktuell nur die Größe und die Masse im Vergleich zur U9.


    Da er sich gerne weiter verbessern möchte, haben wir uns schon die ein oder andere Fußballschule angeschaut.


    Nehmen würden sie uns alle (€?), aber qualitativ war das bis dato nichts.

    In einer wurde er in 1 gegen 1 Duelle geschickt mit U13 Spielern, bei anderen wird nicht auf die saubere Ausführung geachtet, etc.


    Meine Frage: Ist das generell dass die Fussballschulen eher finanziell orientiert sind oder gibt es auch welche mit Qualität?


    Gerne auch per PM.

  • Hier einige Ratschläge von jemandem, dem es ähnlich geht/ging (mein Junior ist inzwischen 12):

    Achtung es folgt eine extrem subjektive Sichtweiße die keinesfalls Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt!


    1. Nimm das mit der Schule nicht so ernst. Mein Sohn hat beim Fußball bisher viel mehr für's Leben gelernt als in der Schule. Das wird ihm später auch im Beruf und bei der Auswahl der zur Verfügung stehenden Berufe (egal ob die was mit Sport zu tun haben oder nicht) mehr helfen als ein gutes Zeugnis in der Grundschule (+5./6. Klasse).


    2. Dass dein Sohn spielen kann ist (v.a. für ihn) das wichtigste! Ob ein Trainer das Training nun optimal gestaltet oder nicht ist eher Bonus und erfahrungsgemäß etwas über das sich Eltern mehr Sorgen machen als die Kids. Ob er besser wird oder nicht kann sowieso niemand so stark beeinflussen wie er selber (Trainer und Eltern können nur Dinge ermöglichen).


    3. Das mit dem selber verantwortlich sein halte ich für enorm wichtig. Sonst wird er immer wenn es ihm zu viel wird oder er etwas nicht erreicht Gründe dafür finden (Trainer zu schlecht, Mitspieler zu schlecht, Gegner/Schiri unfair, falsche Position, falscher Rasen, falsches Wetter,...) und dich nötigen an diesen Dingen etwas zu verändern, anstatt dass er sich selber für sein fußballerisches Weiterkommen verantwortlich macht. Ist auch ein guter Test, ob er es wirklich will oder ob du die treibende Kraft bist. Gerade hier hab ich als Fußball-Papa in den letzten Jahren viel lernen dürfen und lerne immer noch dazu.


    4. Wir hatten einmal die Situation, dass er sich zwischen zwei (höherklassigen) Vereinen entscheiden musste. Zum Glück hat er sich für den richtigen entscheiden. Aber auch da hätte ich ihn selber für seinen Weg verantwortlich gemacht, wenn er zu dem anderen Verein gewechselt wäre. Auch als es drum ging, ob er mit 11 schon in den U13 Kader wechselt, war das seine Entscheidung. Mit der musste er dann leben und selber das beste draus machen ->Er trifft die Entscheidungen und muss damit leben. Ich akzeptiere diese (soweit finanziell tragbar) und unterstütze ihn.


    4. So lange du ihn für Fußball begeistern kannst und er sich nicht plötzlich für Klavier spielen oder Pferde interessiert sparst du jeden Monat enorm viele Euros.


    5. Rechne nicht damit, dass sich der Aufwand später irgendwann mal in Form einer fußballerischen Karriere lohnt (auch nicht mit einer 0,0001%igen Wahrscheinlichkeit und auch nicht nur bis zur 5. Liga). Dein Sohn muss jetzt Spaß haben und genau das tun, was er liebt. Dann lohnt es sich.


    Fazit: Wir haben unserem Sohn, so lange es finanziell einigermaßen tragbar war, im Zusammenhang mit Fußball alles ermöglicht wofür er sich entschieden hat. Das war uns lieber, als dass er vor seiner PS sitzt. Ob das dann die erhoffte Qualität hatte ließ sich meist erst im Nachgang feststellen und war sogar von Training zu Training unterschiedlich. Spaß hatte er in jedem Fall und dafür, dass er was mitnimmt ist er ja aus meiner Sicht hauptsächlich selber verantwortlich. Das hat aber auch immer geklappt.

  • Danke für den sehr guten Beitrag.

    Aktuell fahren wir 1 Std. zur Fußballschule.

    Es macht ihm auch Spaß und er mag das Umfeld und die Trainer.


    Das Ganze geht nicht von mir aus, er "nötigt" mich quasi dass er immer Fußball spielen möchte. ^^

    Ich bin da realistisch und von meiner Seite aus muss er kein Profi werden. Solche Gedanken hatten wir nie.

    Er hat Spaß und ich bin froh, dass er kein Interesse an Konsole und Co. hat.


    Ja, meine Frau und ich ermöglichen ihm auch alles was Fußball angeht. Wichtig ist uns aber, dass die Schule auch funktioniert.


    Deinen Beitrag stimme ich aber absolut zu und erkenne einige Parallelen.


    Danke für dein Feedback!

  • Hallo, mir persönlich wäre 1h ( einfache Strecke ??) zu viel.


    Ansonsten, Fußballschulen können ein gutes Instrument sein das sich dein Kinder entwickelt. Es ist wie Nachhilfe. Manche mögen es nicht weil man da Alleinunterhalter ist. Es ist schlichtweg kein Mannschaftstraining. Würde ich von den Launen deines Kindes abhängig machen

  • Wir hatten einige Jahre lang eine Fußballschule direkt auf dem Vereinsgelände als zusätzliches Angebot.

    Kosten für die Eltern: 100€ für 12 Wochen mit je 1 Einheit am Montag.

    Immer in Gruppen von 8-10 ähnlich alten Kindern.


    Es war auf individuelle technische und koordinative Verbesserung ausgerichtet.

    Insbesondere Coerver-Themen standen im Fokus.

    Das ganze immer 1x im Frühjahr und 1x im Herbst.



    Qualität war okay, die Kinder hatten zusätzliche Ballkontakte und viele zusätzliche Impulse. Auch die Ansprache war gut.

    Hat allerdings, soweit ich es beurteilen konnte, nicht aufeinander aufgebaut, was man als Nachteil werten kann.



    Nachdem es am Ort war, waren da auch überwiegend Kinder aus dem Ort.

    Mehr als 10km ist niemand gefahren.


    Wenn ich meine Jungs anschaue, wüsste ich nicht, was ich in den vielen Stunden Fahrzeit im Auto jede Woche mit den Kindern besprechen sollte. Wie überbrückt ihr die Fahrzeit zur Fußballschule und zurück?

  • Ach, langweilig wird uns nie.

    Wir besprechen die Schule oder das letzte Bayernspiel. 8o

    Dann machen wir Rechenaufgaben oder hören sein Lieblingshörspiel.

    Die Fahrtzeit war bis jetzt noch nie ein Problem.


    Offtopic: Das mit dem Coerver ist interessant, danke.

  • Hallo, mir persönlich wäre 1h ( einfache Strecke ??) zu viel.


    Ansonsten, Fußballschulen können ein gutes Instrument sein das sich dein Kinder entwickelt. Es ist wie Nachhilfe. Manche mögen es nicht weil man da Alleinunterhalter ist. Es ist schlichtweg kein Mannschaftstraining. Würde ich von den Launen deines Kindes abhängig machen


    Ja, die Fahrzeit war bis heute noch kein Problem.

    Nur ist die Frage nach dem Aufwand/Nutzen-Faktor.

    Problem ist halt, die richtige zu finden. 8o

  • Meine Erfahrung mit Fußballschule ist sehr unterschiedlich.

    Grundsätzlich dick auftragen mit Werbung tun sie in der Regel alle.

    Schaut sie euch persönlich an, was machen sie für Übungen, wie ist der Ablauf organisiert, welche Qualifizierungen haben die Trainer ...


    Es gibt lokale Schulen, die vor allem ein Zusatzangebot zum Vereinstraining anbieten. Gut geeignet, wenn kein Bolzplatz zum Fußball außerhalb des Trainings vorhanden ist und euer Kind Hummeln im Hintern hat und jeden Tag Fußball spielen möchte.


    Und es gibt Schulen, die überregional tätig sind und eventuell auch kooperieren mit NLZ oder größeren Vereinen.

  • Ich finde Fußballschulen grundsätzlich eine gute Ergänzung – wie eine Art Nachhilfeunterricht für Kinder, die wirklich mehr wollen als das klassische Training. Ob sie sinnvoll sind, hängt aber aus meiner Sicht von mehreren Faktoren ab:


    1. Alter und Motivation des Kindes

    Wenn der Nachwuchs freiwillig ständig kicken will und selbst der Antreiber ist, kann eine Fußballschule wirklich ein guter zusätzlicher Baustein sein. Bei Kindern, die nur hingehen, weil es die Eltern gern möchten, bringt es meiner Erfahrung nach wenig.


    2. Qualität der Trainer und Inhalte

    Das ist für mich der Knackpunkt. Ich habe schon Fußballschulen erlebt, die professionell und individuell arbeiten, und andere, wo es nur um Masse und Einnahmen ging. Ein gutes Zeichen ist immer, wenn der Trainerstab lizensiert ist und nicht nur irgendwelche Aushilfen mit Sportstudium oder ein paar YouTube-Videos im Rücken auf dem Platz stehen.


    3. Verhältnis Aufwand – Nutzen

    1 Stunde Fahrzeit ist natürlich ein Brett, auch wenn ihr sie gut überbrückt. Ich würde mir immer überlegen, ob ich die gleiche Zeit und Energie nicht besser ins Vereinstraining oder freies Kicken investieren kann. Gerade im U7- oder U9-Bereich halte ich es nicht für entscheidend, ob man 2x oder 3x pro Woche gecoacht wird, solange das Kind einfach oft am Ball ist.


    4. Spaß und soziale Faktoren

    Was man nicht unterschätzen sollte: In Fußballschulen sind selten die festen Mannschaftskollegen dabei. Das hat Vor- und Nachteile – man lernt neue Kinder kennen, aber der Teamgeist leidet manchmal. Ich würde immer schauen, dass es keine reine Einzelveranstaltung wird, die irgendwann nur noch Druck macht.


    Mein Fazit:

    Ja, Fußballschulen können sinnvoll sein, wenn sie gut gemacht sind und das Kind Spaß daran hat.


    Aber sie sind kein Muss. Gerade in dem jungen Alter sind Bolzplatz, Vereinstraining und freies Spiel oft genauso wertvoll.

    Am wichtigsten finde ich, dass die Freude am Fußball im Vordergrund steht und nicht der Gedanke, dass das Kind "weiter sein" muss als andere.

    Vielleicht helfen euch ein paar Gespräche mit anderen Eltern, die schon länger in einer Fußballschule sind. Und unbedingt ein paar Probetrainings machen, um ein Gefühl für die Philosophie der Trainer zu bekommen.

  • Wenn ich meine Jungs anschaue, wüsste ich nicht, was ich in den vielen Stunden Fahrzeit im Auto jede Woche mit den Kindern besprechen sollte. Wie überbrückt ihr die Fahrzeit zur Fußballschule und zurück?

    Das mit dem Überbrücken ist schon lustig. Unserer hält nie die Klappe. Manchmal wäre es mir lieber, wenn ich ehrlich bin. Ich bin nicht so der Typ, der ständig quatschen muss.


    Aber ansonsten hast Du schon Recht. Ich hatte mir das mit der Fussballschule auch überlegt. Nun bin ich aber ja selber Fussball-Trainer und habe mal geschaut, was die in so Fussballschulen machen. Sie machen viel Koordinatives und Technik bei uns in der Fussballschule. Nun hatte ich aber gedacht, die Stunde, die ich ihn immer hin - und zurückfahre, die coach ich ihn lieber selber. Sei dem machen wir zusammen jeden Tag 1 Stunde nach meinem Arbeiten zusammen im Garten (also alle 3 Kinder gemeinsam), anstatt dass sie Abends Fernsehen schauen. Außer an den Tagen, an denen ich Training im Verein gebe, da klappt das dann nicht auch noch zusätzlich.

  • schau dir paar Videos im Internet an und dann auf die nächste grüne Wiese oder Bolzplatz, wenn du dich wirklich mit ihm beschäftigen willst und die Zeit hast. Alles immer mit dem Ball machen.
    Am besten ist wenn noch paar Kids dort kicken, dann lernt er am meisten von größeren und die soziale Komponenete kommt noch hinzu. ich wäre nie auf die Idee gekommen, 1 Std Fahrzeit für ein 60 Min Training und dazu noch die Dollars draufzulegen gekommen.
    Fussball kann man überall spielen. Garten, Hof, Bolzplatz oder großen grünen Wiese im Park.

  • schau dir paar Videos im Internet an und dann auf die nächste grüne Wiese oder Bolzplatz, wenn du dich wirklich mit ihm beschäftigen willst und die Zeit hast. Alles immer mit dem Ball machen.
    Am besten ist wenn noch paar Kids dort kicken, dann lernt er am meisten von größeren und die soziale Komponenete kommt noch hinzu. ich wäre nie auf die Idee gekommen, 1 Std Fahrzeit für ein 60 Min Training und dazu noch die Dollars draufzulegen gekommen.
    Fussball kann man überall spielen. Garten, Hof, Bolzplatz oder großen grünen Wiese im Park.

    Hi Fantomas, ich nehme deinen Beitrag jetzt mal zum Anlass, auch etwas dazu zu schreiben.

    "Fussball kann man überall spielen. Garten, Hof, Bolzplatz oder großen grünen Wiese im Park"

    völlige Übereinstimmung bei mir mit dieser Aussage. Wenn ich den TE richtig verstehe, dann geht es aber zusätzlich dazu, noch um die Frage Fussballschule. Wenn in der Freizeit keine 10k - 20k Ballkontakte monatlich erzielt werden ohne Fussballschule, dann würde ich die Zeit, in der das locker möglich wäre, auch nicht mit meinem Sohn im Auto verbringen. Aber zusätzlich aufjedenfall. Ne Stunde ist schon viel. Ich bin mit meinem damals ne halbe Stunde reine Fahrtzeit unterwegs gewesen. Im übrigen möchte ich schreiben, dass das Bolzplatz Argument sich wirklich immer gut liest, aber oftmals gibt es diesen Bolzplatz garnicht in der Nähe. Und wenn, dann sind die Mitspieler dort eher nicht auf dem Niveau der Mitspieler einer Fussballschule, und auch da kann man den eigenen Sohn in der nächst älteren Gruppe trainieren lassen wenn er gut genug ist. Wäre der Spieler/Sohn im den es geht in der Trainingsruppe letzlich der stärkste Spieler, dann würde ich ihn aber auch nicht dahin bringen. Denn aus meiner Sicht sollte es in der FS ja gerade um die Herausforderung gehen, mal nicht der Beste zu sein und zusätzlich von gutem Training insgesamt profitieren.