Moin liebe Ballverrückte,
Weil es eine längere Geschichte mit einigen unschönen Begebenheiten wird, von der ich euch berichten möchte, schreibe ich lieber hier als den Frustabbau-Thread zu kapern.
Wen es nicht interessiert, warum ein Kind dieser Sportart den Rücken zugekehrt hat, der möge weiter klicken.
Interessant könnte es vielleicht für Eltern sein, die mit ihren Kindern aus ähnlichen oder anderen Gründen über Vereinswechsel nachdenken.
Vorweg kurz zu meiner Person: In einer Nischensportart war ich als Jugend- und Frauenspielerin mit meiner Mannschaft ganz gut dabei in den jeweils höchsten Ligen, im Trainergespann zu zweit haben die A-Jugendlichen uns sogar deutsches Gold geholt. Um meiner Sportart etwas zurückzugeben, habe ich (einen Schiedsrichterschein und) alle Übungsleiterscheine gemacht, dass ich die Kurse bis B-Leistungssport selbst anbieten konnte.
Auch meine Berufswahl wurde davon beeinflusst, Kontakt mit allen möglichen Sportlern -viele davon Fussballer- ist mir glücklicherweise erhalten geblieben.
Richtig in Berührung mit Vereinssport Fussball bin ich vor Jahren erst durch meinen Sohn gekommen.
Dieser hatte sich als 4jähriger mit zu einem Fußballturnier gemeldet, das Vereinstrainer unserer Kleinstadt alle 2 Jahre über die Kindergärten abhalten.
Geübt wurde zwei Monate vormittags 1x wöchentlich in einer Turnhalle. Das Kind fing sofort 🔥. Nach Absprache mit der Kindergärtnerin "Alle werden auf dem Turnier spielen, auch die 4jährigen" schafften wir Eltern Fussballschuhe an (35 Euro das Paar, in dem seine "Hobbitfüße" vorne genug Platz fanden).
Das Fussballfieber hatte den Jungen erfasst, alles andere war uninteressant.
Am Freitag eine Woche vor dem Turnier stand dieselbe Kindergärtnerin vor mir, selbst ganz erschüttert, es dürften nun doch nicht alle Kinder spielen, unser Sohn auch nicht. Das fände sie auch absolut nicht in Ordnung, der Trainer hätte das selbst wohl nicht besser gewusst.
Gespielt haben alle Kinder, die in dem betreffenden Verein bereits angemeldet waren + ein paar 5jährige.
Wir hatten ein bitter weinendes Kind zuhause, obendrein war Überzeugungsarbeit nötig, dass er am Montag wieder in den Kindergarten ging. Der Junge hat sich neben der Enttäuschung auch geschämt, weil er jedem stolz von seinen neuen Kickerschuhen, jedem geschossenen Tor und der Turnierteilnahme erzählt hatte.
Sein Papa (selbst ehemaliger Vereinskicker) hat dann einen Vereinsfunktionär Sonntags durchs Telefon gezogen, dem diese ganzen "Missverständnisse" "leid taten".
Das Turnier haben wir selbst lieber ausgelassen, aber andere betroffene Eltern haben auch dem Trainer ein paar Takte erzählt!
Nun standen ohnehin erstmal Schwimmkurse im Vordergrund, gekickt wurde privat auf dem Rasen.
Dann kam Coronapause Sport, unser Sohn rang uns das Versprechen ab, gleich anschließend mit Vereinsfussball beginnen zu dürfen.
Ich rief einen Bekannten an, der Jugendobmann bei einem anderen Verein war (insgesamt gibt es hier 6 Vereine, damals 4 davon mit Jugendabteilung), Probetraining wurde vereinbart, die Mannschaft bereitete sich gerade für ein Freundschaftsspiel gegen eine weitere hier ansässige Vereinsmannschaft vor.
Der Trainer der Mannschaft war Typ Felix Magath, ließ sich mit "Herr Trainer" von den Kids ansprechen, brüllte im Training schon rum.
Das Freundschaftsspiel haben wir uns angesehen: Vorweg Staffelläufe in der Julisonne am Spielfeldrand.
Diagonal aufgestellt am Kleinfeld brüllten dann ein Co-Trainervater und Herr Trainer die Grundschüler angehende F2 pausenlos zusammen. Wirklich pausenlos. Mindestens zwei Spieler wurden nie eingewechselt, 2 Spieler nie ausgewechselt.
Nach dem Spiel fragten wir in Absprache mit Sohn bei dem Trainergespann der anderen Mannschaft an, ob dort auch ein Probetraining möglich sei.
In der kommenden Saison spielte er dort also F-Jugend. Was von Anfang problematisch war: auch hier 2 Vatertrainer, davon der eine im Grunde nur am Fortkommen seines eigenen (unbeliebten) Sohnes interessiert, der andere zwar ein netter Typ, aber als Übungsleiter häufig überfordert.
Es fand 1x die Woche gemeinsames Training mit der E-2 statt, deren Trainer häufiger absent war, das ging dann sehr chaotisch zu.
Die Situation verschärfte sich am Ende der Saison, da der Bambini-Trainer bei Kindern wie Eltern dermaßen unbeliebt war, dass von denen weitere Kinder das Training fluteten. Und es fand sich niemand, eine 2. Mannschaft zu trainieren. (Wobei das Kind des einen Trainers da selbst super reingepasst hätte.)
Als es mehrfach zu Handgreiflichkeiten auf und v.a. neben dem Platz kam, weil wartende, gelangweilte, frustrierte Jungs dieser Altersklasse erwartbar so reagieren, der/die Trainer ihre Augen stets woanders hatten, habe ich mir beim 4. möglichen Verein das Kindertraining angeschaut.
Kleiner Kader, 2 junge Trainer ohne familiäre Beziehungen in die Mannschaft. Ein Freund von unserem Sohn war da hin gewechselt (vom Verein mit dem Kindergartenturnier) und wurde nach Aussage unseres Sohnes seither stetig besser auf dem Schulhof.
Also hat der Junge gewechselt.
Sehr zur Verwunderung seines alten Trainergespannes! Was wiederum mich verwundert, ein anderes Elternpaar hat wenig später gleich 2 Spieler inkl. eigenem Sohn mitgenommen und es gibt jetzt 5 Vereine mit Fussballjugend.
Ich habe dem netten der beiden Trainer mehrfach erklärt, dass ich für Verletzungen durch Tätlichkeit von Mannschaftskameraden und Trainer, die dann kaum reagieren oder meist nix mitbekommen, wenig Verständnis habe. (Er will das übrigens bis heute nicht verstehen.)
In den Sommerferien letzten Jahres hat der Junge zudem bei einer anderen Ballsportart mal geschnuppert.
Seither hat er beide Sportarten trainiert und Liga gespielt.
Im neuen Fussballverein ging es gut los, es wurden Spiele gemeinsam gewonnen und verloren, das Training machte den Kids Spaß und unser Sohn konnte sich schnell etablieren, obwohl er dort beim älteren Jahrgang mitspielen musste.
Schon in der Wintersaison dann hat einer der beiden Trainer aus zeitlichen Gründen das Handtuch geworfen.
In dieses Vakuum stieß der nächste Vatertrainer. Eigentlich als Co-Trainer, er hat aber ganz schnell alles übernommen.
Von den Trainingsinhalten her war alles gut -so weit wir das beurteilen können.
Über alles andere könnte ich leider ein Buch schreiben mittlerweile.
Allein wie der Mann mit seinem Sohn sogar vor aller Leute Augen umspringt, geht mindestens scharf in Richtung Kindeswohlgefährdung. Beim Fussball schlimmer als alles, was ich bis dahin (mit-)erlebt habe. Vulgäre teils sogar obszöne Ausdrücke über und gegen Kinder, regelrechtes Verächtlichmachen, Unzuverlässigkeit, ständige Spielverlegungen, Kinder/Eltern dreist anlügen, etc. Ein Buch darüber würde hier aber niemand kaufen, er und seine Familie sind einschlägig bekannt.
Wir waren dann froh, als unser Sohn von sich aus darauf kam, durch diesen "Trainer" unglücklich zu werden.
Ich hab dazu übrigens nochmal ein Gespräch mit einem ehemaligen Vereinsoffizellen geführt. Die lapidare Aussage war, als er noch Trainer und Jugendobmann war, da waren auch ziemlich üble Gestalten ohne Ahnung von Fussball oder Kindern im Jugendbereich tätig, selbst schuld, wenn Eltern sowas mitmachen. Ein Großteil der Elternschaft spricht und versteht dabei kaum Deutsch, dieser Verein hat sich "Integration" auf die Fahnen geschrieben.
Und es gab ein zufälliges Gespräch mit dem netteren ehemaligen Trainer, der zu berichten wusste, dass der Kollege am Rand ihres Turnieres Kinder angesprochen hat, ob sie nicht lieber bei ihm spielen wollen. Einige sind dem Angebot sofort gefolgt.
Ich habe die Frage, ob er wieder verwundert ist, an der Stelle sein lassen können.
Oder ob die Fussballer in dieser Kleinstadt verwundert sind, dass sie Spielergemeinschaften mehrerer Vereine bilden müssen schon ab D-Jugend?
Der ambitionierte Mittelfeldspieler, Torschützenkönig und beste Assistgeber der vergangenen Saison -trotz Altersrückstand- betreibt jetzt jedenfalls lieber einen anderen Mannschaftssport. Selbst sein Papa hat es eingesehen.
Aus meiner Erfahrung als Spielerin und Trainerin einer anderen Sportart und als Spielermama möchte ich anderen Eltern gerne mit auf den Weg geben, dass ein gewisses Maß an Unzufriedenheit im Vereinssport normal und hinzunehmen ist. Irgendwas is' immer, nicht jeder muss jeden mögen. Die meisten sind dort ehrenamtlich in ihrer Freizeit unterwegs und haben vernünftige Motive für ihr Engagement.
Manche TrainerInnen sind z.B. toll als Übungsleiter und im Umgang mit den Kids, pflegen eine gute Kommunikation und besitzen das nötige Organisationstalent. Aber flippen beim Coaching an der Linie so aus, dass man denen besser eine schallisolierte Zelle wünscht.
Bleibt unschön, 12-14jährige können damit aber meist schon besser umgehen.
Das Kind spielt in der zweiten Mannschaft, findet das blöd und möchte lieber in die erste?
Wenn die 2. gleichwertig trainiert wird und Spielgelegenheiten bekommt, Glückwunsch: das ist eine sauber geführte Jugendabteilung und KEIN Wechselgrund. Es sei denn, es riecht dort auch noch nach klientelistischer Mannschaftsbesetzung (Familienangehörige von Trainern/Funktionären und deren beste Kumpels) in höheren Jugenden, da würde ich dann auch schauen, was es noch so gibt.
Vätertrainer sind ansich kein Wechselgrund, ein guter Bekannter hat sowohl seine Söhne als auch einen weiteren Spieler bis zum NLZ trainiert und alle ehemaligen Spieler schwärmen von ihm. Auch die mit überschaubarem Talent.
An der Stelle lohnt sich genaues Hinschauen. Wer nebenbei noch Ex-Profi und Sportlehrer ist, zudem sozial eingestellt, kriegt auch den Spagat hin.
Im Großen und Ganzen sollte es passen. Kinder sind häufig genug mit überforderten Lehrkräften, gestressten Eltern etc konfrontiert. Das Hobby darf vor allem Spaß machen.
Liebe Grüße