Kadern im Kindergarten

Du bist noch kein Trainertalker? Registriere dich kostenlos und nehme an unserer Community teil!

Du bist Trainertalker? Zur Anmeldung
  • Moin liebe Ballverrückte,


    Weil es eine längere Geschichte mit einigen unschönen Begebenheiten wird, von der ich euch berichten möchte, schreibe ich lieber hier als den Frustabbau-Thread zu kapern. ;)

    Wen es nicht interessiert, warum ein Kind dieser Sportart den Rücken zugekehrt hat, der möge weiter klicken.

    Interessant könnte es vielleicht für Eltern sein, die mit ihren Kindern aus ähnlichen oder anderen Gründen über Vereinswechsel nachdenken.


    Vorweg kurz zu meiner Person: In einer Nischensportart war ich als Jugend- und Frauenspielerin mit meiner Mannschaft ganz gut dabei in den jeweils höchsten Ligen, im Trainergespann zu zweit haben die A-Jugendlichen uns sogar deutsches Gold geholt. Um meiner Sportart etwas zurückzugeben, habe ich (einen Schiedsrichterschein und) alle Übungsleiterscheine gemacht, dass ich die Kurse bis B-Leistungssport selbst anbieten konnte.

    Auch meine Berufswahl wurde davon beeinflusst, Kontakt mit allen möglichen Sportlern -viele davon Fussballer- ist mir glücklicherweise erhalten geblieben.


    Richtig in Berührung mit Vereinssport Fussball bin ich vor Jahren erst durch meinen Sohn gekommen.

    Dieser hatte sich als 4jähriger mit zu einem Fußballturnier gemeldet, das Vereinstrainer unserer Kleinstadt alle 2 Jahre über die Kindergärten abhalten.

    Geübt wurde zwei Monate vormittags 1x wöchentlich in einer Turnhalle. Das Kind fing sofort 🔥. Nach Absprache mit der Kindergärtnerin "Alle werden auf dem Turnier spielen, auch die 4jährigen" schafften wir Eltern Fussballschuhe an (35 Euro das Paar, in dem seine "Hobbitfüße" vorne genug Platz fanden).

    Das Fussballfieber hatte den Jungen erfasst, alles andere war uninteressant.


    Am Freitag eine Woche vor dem Turnier stand dieselbe Kindergärtnerin vor mir, selbst ganz erschüttert, es dürften nun doch nicht alle Kinder spielen, unser Sohn auch nicht. Das fände sie auch absolut nicht in Ordnung, der Trainer hätte das selbst wohl nicht besser gewusst.


    Gespielt haben alle Kinder, die in dem betreffenden Verein bereits angemeldet waren + ein paar 5jährige.

    Wir hatten ein bitter weinendes Kind zuhause, obendrein war Überzeugungsarbeit nötig, dass er am Montag wieder in den Kindergarten ging. Der Junge hat sich neben der Enttäuschung auch geschämt, weil er jedem stolz von seinen neuen Kickerschuhen, jedem geschossenen Tor und der Turnierteilnahme erzählt hatte.


    :cursing:


    Sein Papa (selbst ehemaliger Vereinskicker) hat dann einen Vereinsfunktionär Sonntags durchs Telefon gezogen, dem diese ganzen "Missverständnisse" "leid taten".

    Das Turnier haben wir selbst lieber ausgelassen, aber andere betroffene Eltern haben auch dem Trainer ein paar Takte erzählt!


    Nun standen ohnehin erstmal Schwimmkurse im Vordergrund, gekickt wurde privat auf dem Rasen.

    Dann kam Coronapause Sport, unser Sohn rang uns das Versprechen ab, gleich anschließend mit Vereinsfussball beginnen zu dürfen.


    Ich rief einen Bekannten an, der Jugendobmann bei einem anderen Verein war (insgesamt gibt es hier 6 Vereine, damals 4 davon mit Jugendabteilung), Probetraining wurde vereinbart, die Mannschaft bereitete sich gerade für ein Freundschaftsspiel gegen eine weitere hier ansässige Vereinsmannschaft vor.


    Der Trainer der Mannschaft war Typ Felix Magath, ließ sich mit "Herr Trainer" von den Kids ansprechen, brüllte im Training schon rum.

    Das Freundschaftsspiel haben wir uns angesehen: Vorweg Staffelläufe in der Julisonne am Spielfeldrand.

    Diagonal aufgestellt am Kleinfeld brüllten dann ein Co-Trainervater und Herr Trainer die Grundschüler angehende F2 pausenlos zusammen. Wirklich pausenlos. Mindestens zwei Spieler wurden nie eingewechselt, 2 Spieler nie ausgewechselt.


    Nach dem Spiel fragten wir in Absprache mit Sohn bei dem Trainergespann der anderen Mannschaft an, ob dort auch ein Probetraining möglich sei. ;)


    In der kommenden Saison spielte er dort also F-Jugend. Was von Anfang problematisch war: auch hier 2 Vatertrainer, davon der eine im Grunde nur am Fortkommen seines eigenen (unbeliebten) Sohnes interessiert, der andere zwar ein netter Typ, aber als Übungsleiter häufig überfordert.


    Es fand 1x die Woche gemeinsames Training mit der E-2 statt, deren Trainer häufiger absent war, das ging dann sehr chaotisch zu.


    Die Situation verschärfte sich am Ende der Saison, da der Bambini-Trainer bei Kindern wie Eltern dermaßen unbeliebt war, dass von denen weitere Kinder das Training fluteten. Und es fand sich niemand, eine 2. Mannschaft zu trainieren. (Wobei das Kind des einen Trainers da selbst super reingepasst hätte.)


    Als es mehrfach zu Handgreiflichkeiten auf und v.a. neben dem Platz kam, weil wartende, gelangweilte, frustrierte Jungs dieser Altersklasse erwartbar so reagieren, der/die Trainer ihre Augen stets woanders hatten, habe ich mir beim 4. möglichen Verein das Kindertraining angeschaut.


    Kleiner Kader, 2 junge Trainer ohne familiäre Beziehungen in die Mannschaft. Ein Freund von unserem Sohn war da hin gewechselt (vom Verein mit dem Kindergartenturnier) und wurde nach Aussage unseres Sohnes seither stetig besser auf dem Schulhof.


    Also hat der Junge gewechselt.

    Sehr zur Verwunderung seines alten Trainergespannes! Was wiederum mich verwundert, ein anderes Elternpaar hat wenig später gleich 2 Spieler inkl. eigenem Sohn mitgenommen und es gibt jetzt 5 Vereine mit Fussballjugend. :S

    Ich habe dem netten der beiden Trainer mehrfach erklärt, dass ich für Verletzungen durch Tätlichkeit von Mannschaftskameraden und Trainer, die dann kaum reagieren oder meist nix mitbekommen, wenig Verständnis habe. (Er will das übrigens bis heute nicht verstehen.)


    In den Sommerferien letzten Jahres hat der Junge zudem bei einer anderen Ballsportart mal geschnuppert.

    Seither hat er beide Sportarten trainiert und Liga gespielt.


    Im neuen Fussballverein ging es gut los, es wurden Spiele gemeinsam gewonnen und verloren, das Training machte den Kids Spaß und unser Sohn konnte sich schnell etablieren, obwohl er dort beim älteren Jahrgang mitspielen musste.


    Schon in der Wintersaison dann hat einer der beiden Trainer aus zeitlichen Gründen das Handtuch geworfen.:(


    In dieses Vakuum stieß der nächste Vatertrainer. :rolleyes: Eigentlich als Co-Trainer, er hat aber ganz schnell alles übernommen.


    Von den Trainingsinhalten her war alles gut -so weit wir das beurteilen können.

    Über alles andere könnte ich leider ein Buch schreiben mittlerweile.

    Allein wie der Mann mit seinem Sohn sogar vor aller Leute Augen umspringt, geht mindestens scharf in Richtung Kindeswohlgefährdung. Beim Fussball schlimmer als alles, was ich bis dahin (mit-)erlebt habe. Vulgäre teils sogar obszöne Ausdrücke über und gegen Kinder, regelrechtes Verächtlichmachen, Unzuverlässigkeit, ständige Spielverlegungen, Kinder/Eltern dreist anlügen, etc. Ein Buch darüber würde hier aber niemand kaufen, er und seine Familie sind einschlägig bekannt.



    Wir waren dann froh, als unser Sohn von sich aus darauf kam, durch diesen "Trainer" unglücklich zu werden. :)


    Ich hab dazu übrigens nochmal ein Gespräch mit einem ehemaligen Vereinsoffizellen geführt. Die lapidare Aussage war, als er noch Trainer und Jugendobmann war, da waren auch ziemlich üble Gestalten ohne Ahnung von Fussball oder Kindern im Jugendbereich tätig, selbst schuld, wenn Eltern sowas mitmachen. :/ Ein Großteil der Elternschaft spricht und versteht dabei kaum Deutsch, dieser Verein hat sich "Integration" auf die Fahnen geschrieben.


    Und es gab ein zufälliges Gespräch mit dem netteren ehemaligen Trainer, der zu berichten wusste, dass der Kollege am Rand ihres Turnieres Kinder angesprochen hat, ob sie nicht lieber bei ihm spielen wollen. Einige sind dem Angebot sofort gefolgt.

    Ich habe die Frage, ob er wieder verwundert ist, an der Stelle sein lassen können. :saint:


    Oder ob die Fussballer in dieser Kleinstadt verwundert sind, dass sie Spielergemeinschaften mehrerer Vereine bilden müssen schon ab D-Jugend? 8|


    Der ambitionierte Mittelfeldspieler, Torschützenkönig und beste Assistgeber der vergangenen Saison -trotz Altersrückstand- betreibt jetzt jedenfalls lieber einen anderen Mannschaftssport. :) Selbst sein Papa hat es eingesehen.


    Aus meiner Erfahrung als Spielerin und Trainerin einer anderen Sportart und als Spielermama möchte ich anderen Eltern gerne mit auf den Weg geben, dass ein gewisses Maß an Unzufriedenheit im Vereinssport normal und hinzunehmen ist. Irgendwas is' immer, nicht jeder muss jeden mögen. Die meisten sind dort ehrenamtlich in ihrer Freizeit unterwegs und haben vernünftige Motive für ihr Engagement.

    Manche TrainerInnen sind z.B. toll als Übungsleiter und im Umgang mit den Kids, pflegen eine gute Kommunikation und besitzen das nötige Organisationstalent. Aber flippen beim Coaching an der Linie so aus, dass man denen besser eine schallisolierte Zelle wünscht.

    Bleibt unschön, 12-14jährige können damit aber meist schon besser umgehen.


    Das Kind spielt in der zweiten Mannschaft, findet das blöd und möchte lieber in die erste?

    Wenn die 2. gleichwertig trainiert wird und Spielgelegenheiten bekommt, Glückwunsch: das ist eine sauber geführte Jugendabteilung und KEIN Wechselgrund. Es sei denn, es riecht dort auch noch nach klientelistischer Mannschaftsbesetzung (Familienangehörige von Trainern/Funktionären und deren beste Kumpels) in höheren Jugenden, da würde ich dann auch schauen, was es noch so gibt.


    Vätertrainer sind ansich kein Wechselgrund, ein guter Bekannter hat sowohl seine Söhne als auch einen weiteren Spieler bis zum NLZ trainiert und alle ehemaligen Spieler schwärmen von ihm. Auch die mit überschaubarem Talent.

    An der Stelle lohnt sich genaues Hinschauen. Wer nebenbei noch Ex-Profi und Sportlehrer ist, zudem sozial eingestellt, kriegt auch den Spagat hin. ;)


    Im Großen und Ganzen sollte es passen. Kinder sind häufig genug mit überforderten Lehrkräften, gestressten Eltern etc konfrontiert. Das Hobby darf vor allem Spaß machen.


    Liebe Grüße

  • Hallo Ihr5spielt4gegen3 ,

    Deine Beschreibung der Verhältnisse in den den Vereinen bei den jüngeren Jahrgängen gibt leider genau den Zustand wieder der bei etlichen Clubs vorherrscht.

    Die meisten Vereine sind froh wenn sie überhaupt jemand finden der Verantwortung übernimmt eine Mannschaft zu betreuen.

    Dann wird erstmal jeder genommen der nicht rechtzeitig sich versteckt.

    Leider kommen so auch Gestalten ans Ruder die mit der Kinderbetreuung heillos überfordert sind.

    Ich kann Dir da normalerweise nicht viel Hoffnung auf Besserung machen. Bei diesen System ist die Chance eine vernünftigen Trainer zu finden der inhaltlich gutes Training, emphatisch mit Kindern umgehen kann und auch bei Stress ruhig bleibt äußerst gering.

    Hoffnung macht mir da nur die Umstellung auf Funino. Dort habe mehr Kinder die Chance auf angemessene Spielzeit. Mal davon abgesehen das es auch die absolut sinnvollere Spielform in den Altersklassen ist werden die Kinder auch etwas vor fehlgeleiteten Erwachsenen geschützt.

    Einfach schon weil der Einfluss der „Trainer“ am Spielfeldrand viel geringer ist wenn sich wirklich an die Regeln gehalten wird und zum Beispiel bei jeden Tor gewechselt wird.

    Eigentlich müsste die Umstellung in das neue System der Wettbewerbe nun auch bei Euch eingeführt werden.

    Schade das es für Deinen Sohn und viele seiner Freunde die inzwischen aufgehört haben wohl zu spät ist.

    Ich hoffe demnächst können alle Kinder durch die Reformen im Kinderfußball mit mehr Freude ins Fußballerleben starten und müssen nicht so viel Frust erleben.

  • wenn es denn bei anderen Sportarten besser wäre... Aber auch hier ein ähnliches Bild:

    des Trainers Lieblinge spielen, Selektion statt Ausbildung.

    Und so hat sich mein Sohn nach einem Jahr in einer Randsportart wieder dem Fußball zugewandt.

    Zitat eines 12 Jährigen: "Wenn man mich schon verarscht, dann lieber beim Fußball!"


    Verfolgt man die öffentliche Diskussion rund um die Reformen im Kinder/Jugendfußball, dann findet scheinbar die große laute Masse die Reformen Mist: "hat uns auch nicht geschadet" Hier turnen sogar Kreisjugendvorstände mit dieser Haltung rum und machen über Facebookgruppen u.ä. Stimmung.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Ich will jetzt nicht diese Trainer und Vereine gutheißen, aber es gibt auch immer zwei Seiten.


    Ist es nicht so, dass viele Kinder immer schlechter erzogen sind und teilweise ein Nein gar nicht mehr kennen? Wenn die Kinder Helikopter/Rasenmäher-Eltern haben?

    Ich hatte damals ein paar Jungs, die teilweise nicht auf mich als Trainer gehört haben, wenn sie keine Lust auf etwas hatten. Damit haben sie nicht nur "mein" Training gestört, sondern auch den Spaß bei allen anderen Jungs genommen. Da bin ich in meiner Laufzeit leider auch immer mal wieder ausgeflippt, auch wenn es pädagogisch nicht korrekt ist.

    Aber bei 1-2 Jungs haben Konsequenzen gar nicht gezogen, weil denen dann auch alles egal war.


    Oder zu den lauten Trainern.

    Ich hatte mal als Koordinator mit Trainern zu tun, über die sich alle Eltern und auch der Vorstand aufgeregt haben. Auf meine Nachfrage hin waren keine anderen Eltern bereit, den Job zu übernehmen. Jugendtrainer standen nicht zur Verfügung, bezahlte Trainer sind nicht möglich.

    Die Mannschaft zusammenzulegen war auch keine Möglichkeit, da haben sich die anderen Trainer quergestellt. Was ich auch verstehe, 15 oder 30 Kinder zu trainieren ist schon ein gewaltiger Unterschied.

    Es blieb daher dabei, dass die Trainer weitergemacht haben, obwohl jeder wusste, dass es nicht gut ist. Aber die Alternative wäre die Mannschaft abzumelden.


    Ich will solche Trainertypen nicht gutheißen. Aber aus meiner Sicht stehlen sich Eltern auch schnell aus der Verantwortung.

    Sie zahlen einen lächerlich geringen Beitrag und erwarten ein rundum sorglos Paket und beim eigenen Kind noch eine besonders gute Behandlung.



    Ich will jetzt auf keinen Fall schreiben, dass irgendetwas von diesen Trainern gutheiße.

    Aber Trainer sein ist schon häufig sehr undankbar. Nicht mit den Jungs, eher mit den Eltern, die dann schwierig sind.

  • Ich glaube, ich mal mal nen Thread über Eltern auf. Da kann ich genauso viele Geschichten erzählen wie oben über Trainer.


    Ich kenne viele Trainer (mich eingeschlossen), denen man nachsagt zu laut zu sein. Nur, was bedeutet (zu) laut eigentlich? Nur weil jemand laut ist, ist er/sie noch nicht übergriffig. Ich kann zu einem Kind sehr leise sehr gemein sein, während ein laut gerufenes “das geht schneller” nicht zwingend verletzend ist. Da sollte man schon sehr genau hinschauen, bevor man urteilt. (Fun fact: niemand beschwert sich, wenn man laut lobt…)


    Und wie von stefan1977 schon angemerkt, spielt die Erziehung eine große Rolle. Bei mir haben nur die Eltern ein Problem mit (meiner) Lautstärke, deren Kinder am wenigsten erzogen sind. Diese Kinder hören nicht zu, machen nicht was man ihnen sagt und stiften andere zum Blödsinn an. In solchen Fälle wird es dann auch mal laut (und sehr deutlich). Wer damit ein Problem hat, kann seine Kinder gerne besser erziehen oder darf es selber machen…

  • Ich will jetzt nicht diese Trainer und Vereine gutheißen, aber es gibt auch immer zwei Seiten.


    Ist es nicht so, dass viele Kinder immer schlechter erzogen sind und teilweise ein Nein gar nicht mehr kennen? Wenn die Kinder Helikopter/Rasenmäher-Eltern haben?

    Ich hatte damals ein paar Jungs, die teilweise nicht auf mich als Trainer gehört haben, wenn sie keine Lust auf etwas hatten. Damit haben sie nicht nur "mein" Training gestört, sondern auch den Spaß bei allen anderen Jungs genommen. Da bin ich in meiner Laufzeit leider auch immer mal wieder ausgeflippt, auch wenn es pädagogisch nicht korrekt ist.

    Aber bei 1-2 Jungs haben Konsequenzen gar nicht gezogen, weil denen dann auch alles egal war.

    Ich sehe das differenzierter:

    die Kinder mit "normalem" EDS (Erziehungsdefizitsyndrom) kann man schon "hinbekommen". Dein Platz, deine Ansprache, deine Regeln. Da fügen sich die meisten und kommen mit einem klar gesetzten Rahmen gut zurecht. Und das geht in meinen Augen leiser sogar besser als laut, weil sonst die Kinder eine generelle Taubheit entwickeln und erst zuhören, wenn jemand laut wird.

    Aber
    die 1-2 Kinder, die vollkommen außer Rand und Band sind, rauben einem 80% der Energie. Hier tun sich alle immer schwer, bei solchen Kindern/Familien Regeln und Konsequenzen durchzusetzen. Warum eigentlich?
    Korrekt wäre ja, die Kinder mit denen es so gar nicht geht zu sanktionieren.


    gelb: ernste Ermahnung

    gelb-rot: Training für heute beendet

    rot: Training für heute beendet, eine Woche Sperre

    wiederholt rot: Rauswurf, das Kind darf in dieser Trainingsgruppe nicht mehr trainieren.


    Und bevor die weichgespülte "wirmüssenunsumjedesIndividuumkümmern"-Fraktion aufkreischt: ihr könnt diese Exemplare gerne haben. Ich bin nur der Auffassung, wer es so weit kommen lässt, benötigt professionelle Hilfe. Das kann ein Trainer einfach nicht leisten. In Mütterforen wird gerne der Rat erteilt, Verhaltensoriginelle Jungs in einem Fußballverein anzumelden. Ich bekomme davon immer graue Haare und würde am liebsten NEIN rufen.

    Ein Verein wäre gut beraten, sich entsprechend zu positionieren und auch die Trainer diesbezüglich zu schulen und zu unterstützen. Meist weiß ein Trainer aber gar nicht, was er machen kann und auch darf und was nicht.


    Topepe was gegen zu laut spricht? Ich weiß nicht, wie du es machst: aber nach meiner Beobachtung können die Spieler von lauten Trainern keine eigene Entscheidung treffen schon alleine deshalb, weil der Trainer die beste Option sehr (zu) früh reinruft. Der Spieler hat zeitlich kaum eine Chance, die beste Lösung selber zu finden, weil sie wahrscheinlich schon reingerufen wurde und somit nicht mehr seine Entscheidung sein kann. Er folgt also dir.

    Wenn die Spieler weit genug weg sind oder den Trainer ausblenden (können), dann spielen sie ihre eigenen Bälle und dann hört man manchmal vom Trainer: "auch gut".

    Das Problem was ich sehe ist: wir stehen am Rand, sind in den unteren Jahrgängen auch noch 1-2 Köpfe größer, mit entsprechender Übersicht und meist viel eigener Erfahrung UND einem erhöhten, aber dennoch RUHEpuls . Da ist es sehr einfach, eine gute Lösung anzubieten.


    Die Spieler werden schon zu: "spiel doch" oder "Fred ist frei" aufgefordert, wenn sie den Ball nicht mal gescheit unter Kontrolle haben. Aber sie benötigen noch Zeit, sich zu orientieren, den Kopf hochzunehmen, die Mitspieler zu finden, zu entscheiden ob er frei ist oder nicht. Und das mit rasendem Herzen. Das dauert einfach etwas länger. Nur - wenn sie dies nicht langsam lernen dürfen, wie sollen sie es denn irgendwann mal schneller können?


    In der Zeitschrift Fußballtraining Junior gabs 2014 in der Ausgabe 4/10 mal nen Artikel: "sag mir weniger, dann seh ich mehr" von Dr. Furley, der sich genau damit auseinander gesetzt hatte. Ich finde ihn nur leider online nicht mehr.


    Was aber auch stimmt gerade bei den unteren Jahrgängen: diese Teams spielen meist "Ergebnisbesser" als andere, in denen man den Kindern die Zeit gibt. Auf Dauer führt das aber zu nichts weil das Spiel ja immer komplexer wird.

    Und da sind wir dann wieder beim Eingangspost. Es ist eben nicht alles ok, nur weil ein Team Kreisdorfweltmeister geworden ist.


    Mit ein bisschen Pech fragen sich irgendwann ausgerechnet die netten, angepassten Kinder, warum sie ständig angemeckert werden obwohl sie nix gemacht haben. Aber sie werden nicht mit dem Trainer in den Clinch ziehen sondern sich zurückziehen und einfach leise eine Alternative suchen.


    Und es ist ja nun auch nicht so, dass ruhigere Trainer schweigend am Rand stehen... die machen auch ihren Job.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Ich kann die Gegenargumente von Topepe und stefan1977 komplett nachvollziehen.

    Auch ich habe in meiner Trainerzeit mit Jungs, die das komplette Training (z.T. sogar das Spiel oder Turniere) aufmischen, weil sie sich nicht an Regeln halten können und wollen bzw. nur ihre eigenen Regeln bzw. die ihrer Eltern akzeptieren.

    Genauso habe ich schon erlebt, dass sowohl Vereinen als auch Eltern sehr wohl bewusst war, dass ein bestimmter Trainer eigentlich eine Zumutung für die Kinder und das Vereinsumfeld ist, mangels alternativen aber weitermachen darf, und auch bitte nicht kritisiert wird, sonst hört er am Ende auf...

    Andererseits sind die Situationen, die die Thread-Erstellerin beschreibt leider ein Spiegelbild dessen, wie - speziell im Fußball, vielleicht auch in anderen Sportarten - überzogenes Leistungs- und Erfolgsdenken von Erwachsenen dazu führt, dass Vereine und Sportarten sich Stück für Stück selbst abschaffen. Wie von Goodie angesprochen spiegelt sich das doch auch in der öffentlichen Reaktion auf die neuen Spiel- und Trainingsformen im Kinder- und Jugendfußball wieder.

    Die Reformen bieten eigentlich eine gute Basis für Vereine sich "Leitlinien" zu geben. Wie man ausbilden möchte, was man von Trainern bzgl. verhalten und Empathie erwartet, aber auch, was man von Eltern und Kindern in Sachen Disziplin und Respekt und Engagement erwartet.

    Letztendlich hilft dann nur konsequentes Handeln bei Abweichungen von den Leitlinien, notfalls auch mit dem Ergebnis, dass man Mitglieder, Trainer, Kinder verliert, die nicht bereit sind in diesem Rahmen mitzumachen.

    Man darf nie vergessen, dass ein Verein in der Regel der Zusammenschluss von Ehrenamtlichen mit gleichen Interessen und Werten ist, die von möglichst allen Mitgliedern getragen werden sollen.

    Eltern von permanent störenden Kindern, die gar nichts dazu beitragen wollen dass ihre Kinder sich in die Gemeinschaft integrieren würde ich raten sich einem kommerziellen Betreuungsangebot anzuschließen.

    Einen Trainer, der meint sein Ego an Kindern auslassen zu müssen indem er sie permanent zusammenstaucht, würde ich bitten sein Glück bei einem anderen Verein zu suchen. Findet sich kein vernünftiger Ersatz, ist es besser den Eltern offen zu sagen, dass man derzeit leider nicht in der Lage ist ein vernünftiges Angebot für ihre Kinder anzubieten.

    Klar besteht dadurch die Gefahr, dass die Vereine aussterben, aber mit der Art wie sie sich aktuell oft entwickeln wird es ja auch nicht besser.

    Die Alternative wäre: Beiträge (oder besser Gebühren) deutlichst anheben, hauptberufliches qualifiziertes (sportlich und pädagogisch) Fachpersonal einstellen und die Transformation zum kommerziellen Sportanbieter starten. Einen Markt dafür scheint es ja zu geben.

  • Eine der Ideen von Funino ist, dass man Kindern die Gelegenheit gibt, den Straßenfußball in einer organisierten Umgebung zu erleben. Und was sind die Merkmale des Straßenfußball?

    - viele verschiedene Spielformen

    - veränderte Rahmenbedingungen (Spieluntergrund, Spielgerät, Feldmaße etc.)

    - das Fehlen von Autoritätspersonen (im Sinne eines Trainers, Schiedsrichters, Eltern)


    Im Straßenfußball sorgen die Kinder allein für die Festlegung und Einhaltung von Regeln. Man verabredet sich zum gemeinsamen Spielen, teilt die Teams ein, einigt sich auf eine Spielform und los geht's. Wenn ein Foul passiert, wird das untereinander geklärt. Man ist sogar vorsichtiger in gewissen Situationen, um auf dem harten Asphalt keine Verletzungen zu erleiden oder zu verursachen. Sind das nicht die sozialen Elemente eines Mannschaftssports, die die Kinder lernen sollen?! Sind Straßenfußballer nicht auch immer diejenigen, die am ehesten mit Kreativität und technischem Können in Verbindung gebracht werden?! Und das obwohl kein Erwachsener da ist, der sie instruiert. Also vielleicht diskutieren wir nicht darüber, ab wann Reinrufen zu laut ist. Vielleicht sollten wir uns einfach darauf einigen, dass es überhaupt kein Reinrufen gibt.

    Ich hoffe, Funino kann ein Mittel sein, um Trainer irgendwann mal davon abzubringen, ihre Spieler anzuschreien, wo es eigentlich ihre Aufgabe sein sollte, eine bestmögliche Lernumgebung zu schaffen. Und die sieht Spaß vor. Spaß empfinde ich jedenfalls nicht, wenn mir ständig jemand zubrüllt, was ich alles falsch mache. Aber anscheinend ist genau das, was für viele in Dtl. als einziger Weg gesehen wird. Ohne Gebrüll keine Lernen.

    Die Reformen bieten eigentlich eine gute Basis für Vereine sich "Leitlinien" zu geben. Wie man ausbilden möchte, was man von Trainern bzgl. verhalten und Empathie erwartet, aber auch, was man von Eltern und Kindern in Sachen Disziplin und Respekt und Engagement erwartet.

    Vor dem Hintergrund der fürchterlichen Trainerlizenzreform sollten es sich Vereine erst Recht auf die Fahne schreiben, die eigenen Trainer selbst nach den eigenen Werten und (sportlichen) Leitlinien auszubilden. Wir sind gerade dabei, das bei uns umzusetzen. Bin sehr gespannt, wie das laufen wird.

  • Vielleicht sollten wir uns einfach darauf einigen, dass es überhaupt kein Reinrufen gibt.

    Das schlimme ist, darauf bräuchte man sich noch nicht mal einigen.

    laut Regelwerk der Fairplay-Liga (DFB Fairplayliga)


    2. Trainerregel

    Die Trainer*innen-Regel besagt, dass sich die Trainer*innen und Betreuer*innen in der sogenannten Coaching-Zone (Zehn Meter an der Mittellinie) aufhalten müssen. Die Trainer*innen agieren als Partner*innen im sportlichen Wettkampf, sie verstehen sich als Vorbilder und verhalten sich auch dementsprechend. Sie geben nur die nötigsten Anweisungen, wissen aber das die finale Einhaltung der Spielregeln ihnen obliegt. Bei den Trainer*innen soll dadurch ein Bewusstsein entstehen, dass gegenseitiges Kritisieren oder gar Beschimpfen insbesondere bei einem Kinderfußballspiel nichts zu suchen hat. So werden die jungen Spieler*innen vor Emotionen siegorientierter Ausbilder*innen geschützt. Dies soll später dazu beitragen, dass die Trainer*innen Schiedsrichter*innenentscheidungen nicht ständig kritisieren.


    Im FLVW gibt es zudem z.B. noch die FLVW-Trainer-/Betreuerregeln


    Es gibt Regeln, Verhaltenskodexe, Empfehlungen usw. Auch bereits für das 7 gegen 7 und zudem ist das ja auch spielformunabhängig.



    - das Fehlen von Autoritätspersonen (im Sinne eines Trainers, Schiedsrichters, Eltern)

    Das Hauptproblem das ich sehe ist, dass in den ganzen Konzepten und Vorgaben (auch schon vor der Reform!) keinerlei Autoritäten vorgesehen und implementiert waren, die aktiv um deren Einhaltung bemüht sind. Es fehlt auf ganz vielen Seiten am aktiven Durchsetzungswillen. Letztendlich sozialisiert sich die ganze 'Branche' Woche für Woche selbst. Irgendeinen Idioten gibt es immer, der die Messlatte noch ein Stückchen höher legt. So schaukelt es sich nach und nach hoch. Und das System vertraut ausschließlich darauf, dass sich nicht genug Leute anstecken lassen und stattdessen sogar diesen Mist mit sich machen lassen und in sich hineinfressen. Das ist das traurige.
    Ich würde sogar behaupten, dass das Thema 'alternative Spielformen' u.a. auch deshalb überhaupt aufgekommen ist (vollkommen unabhängig vom dfb oder der Verbände), weil einige Leute sich abseits des Spielbetriebs getroffen haben und sie einfach keinen Bock mehr auf den Spielbetrieb mit dem ganzen Mist hatten. Sie haben nach irgendwas mit 'mehr Fußball' und weniger Stress gesucht. Für sich und für ihre Kinder.

  • Wenn ich den Vergleich zur aktuellen "Musterballsportart" Basketball ziehe, dann ist vieles von dem was im Fußball schlecht ist letztendlich auf den öffentlich viel zu stark gehypten und emotional überfrachteten Volkssport zurückzuführen.


    Beispiel Basketball: der Trainingsbetrieb ist da wo ich es mitbekomme bei den kleinen tatsächlich weiter als beim Fußball. Es geht wesentlich spielerischer zu, wird viel mehr wert auf allgemeine Bewegungsschulung und Ball-Affinität gelegt.

    Nach "richtigem" Basketball fragen die kleinen nicht, weil sie eh nie einen Korb treffen würden, also sind sie froh, wenn sie die Bälle in die niedrigen, dafür aber viel breiteren Mülltonnen oder Gitterkörbe werfen dürfen.

    Beim Fußball ist es umgekehrt. Das große Scheunentor trifft jeder, die kleinen Hamsterkäfige beim Funino sind schon schwerer zu bezwingen. Darum wollen die kleinen Fußballer lieber richtigen Fußball spielen.

    Im Spielbetrieb ist es dafür eigentlich genau umgekehrt. Beim Fußball gibt es die Fairplay-Liga, demnächst Funino und es wird versucht / soll versucht werden dass die Ergebnisse einigermaßen knapp ausfallen.

    Beim Basketball wird zwar mittlerweile in acht Achteln gespielt und jedes Kind im Kader soll mindestens zwei Achtel Spielzeit bekommen, allerdings sind die Teams i.d.R. so inhomogen, dass Ergebnisse von dreistellig zu einstellig keine Seltenheit sind. Die Trainer haben wenig Chancen regulierend einzugreifen.


    Trotzdem herrscht beim Basketball eine entspanntere Stimmung. Die Sieger des dreistellig zu einstellig feiern nicht den Gewinn der Championsleague und die Verlierer liegen auch nicht weinend auf dem Boden. Letztendlich sind wir wieder bei den Erwachsenen, die Ihre persönlich mit dem Fußball verknüpfte Emotion und Identifikation ins Spiel der Kinder hineinpressen.

  • Letztendlich sind wir wieder bei den Erwachsenen, die Ihre persönlich mit dem Fußball verknüpfte Emotion und Identifikation ins Spiel der Kinder hineinpressen.

    Das ist grundsätzlich auch meine Ansicht im Kinderfußball.

    Ich finde Funino zwar sehr gut, bin aber eher ein Freund davon, dass es im Training genutzt wird und im "Spielbetrieb" normale Spiele gemacht werden. Gerne in kleineren Teams und auf abgehangene Jugendtore.


    Aber das Problem, und hier liegt glaube ich auch der Ansatz des DFB, ist, dass Trainer (und Eltern) schon im Bambini-Bereich Schattentabellen führen, Siege zählen und bei Niederlagen Jungs kritisieren.

    Und diese Trainer neigen natürlich auch dazu, im Training Torschuss und vor allem Spiele zu trainieren, weil sie in der laufenden Saison Erfolg haben wollen.

    Und damit ist das Training kurzfristig zwar effektiv, langfristig aber wenig sinnvoll.


    Ich kann mich immer noch an ein F-Jugend-Spiel erinnern, wo ein schon recht großer Junge ab der Mittellinie auf unser Tor geschossen hat. Das ganze Spiel war irgendwie auch auf ihn zugeschnitten. Ball zum großen, der haut drauf.

    Wir haben das Spiel deutlich verloren, obwohl wir mehr Ballbesitz hatten und mehr Pässe gespielt haben.

    Von diesem "Star" habe ich in den folgenden Jahren übrigens nichts mehr gesehen. Wahrscheinlich hat seine Ein-Trick-Show gegen inzwischen größere Torwarte nicht mehr funktioniert.

  • Dein Beispiel mit dem ehemaligen F-Jugendspieler spricht aber doch ganz eindeutig für Funino als Wettkampfform und nicht nur im Training.

    Ich kenne so einen Spieler seit der Bambini. Der war wirklich talentiert und einer der besten F-Jugendspieler im Kreis.

    Weil es aber so einfach war massenhaft Tore durch Fernschüsse zu erzielen, hat er sich darauf konzentriert. Vermutlich lief das Training (kann ich aber nicht beurteilen) ähnlich ab.

    Jetzt kann man natürlich sagen, der Junge war halt einfach groß und mittlerweile haben die anderen aufgeholt, und deswegen ist sein Vorteil nicht mehr vorhanden. Tatsächlich war der Spieler aber groß, schnell, kräftig, technisch gut, guter Schuss und für das Alter eine hohe Spielintelligenz. Allerdings hat er sich diese Fähigkeiten durch die gängigen Spielformen abtrainiert, weil er das gemacht hat was ihm im Spiel Erfolg brachte. Statt ab der Mittellinie los zu dribbeln und ggf. Doppelpässe mit Kollegen zu spielen hat e halt von der Mittellinie abgezogen, wurde dafür gefeiert und war zufrieden. Heute ist er ein Lauffauler Mittelstürmer oder eine Mischung aus Innenverteidiger und Libero in der U15, der immer noch einen ordentlichen Schuss hat, aber mehr ist nicht geblieben.

    Ich bin mir sicher mit konsequentem "Zwang" zu Funino und kleinen Spiel- und Trainingsformen wäre er heute immer noch ein auf Kreisebene sehr auffälliger Spieler.

  • Dieses im Eingangsbeitrag beschriebene Bild habe ich auch grob vor Augen, wenn der DFB wieder irgendeine Hochglanzzeitschrift rausgibt, die sich mit "Fußball an der Basis" beschäftigt und schüttele dann mit dem Kopf. Das im Eingangsbeitrag beschriebene spiegelt den Alltag in deutschen Fußballvereinen wesentlich besser wieder als das, was Trainern in Schulungsabenden oder in Verbandspublikationen so erzählt und suggeriert wird.
    Ich habe mir mittlerweile angewöhnt beim Training immer sehr leise zu sprechen, wenn ich Übungen erkläre, während der Cheftrainer seinen Teil der Übungen doch eher laut kommuniziert. Nicht schreiend, aber laut genug damit für die Spieler Potenzial da ist, untereinander zu quatschen ohne erwischt zu werden. Im Laufe der Zeit sind die Spieler bei mir viel ruhiger geworden, schließlich will ja jeder die Aufgabenstellung mitbekommen, ein Mal Nachfragen bei Nicht-Verstehen ist dennoch erlaubt.
    Wir sind allerdings auch in der glücklichen Situation hier der "Branchenprimus" zu sein, und Sport im Leistungsbereich schreckt doch schon sehr viele Störenfriede ab, da man da meist sofort negativ auffällt - den Eltern, dem Verein, den Mitspielern. Ein Junge spricht immer extrem laut (und hat auch noch eine etwas nervige Stimme dabei =)), dem sage ich auch regelmäßig "Du, ich stehe 2m vor dir, ich höre dich auch so", dann fährt er auch immer ein bisschen runter, und das Training läuft spürbar angenehmer. Aber ich werde mir weder beim Training, noch bei den Spielen das "laut sein" verbieten lassen. Ein Lob muss auch hörbar sein, und vor allem: es muss überhaupt erst einmal vorhanden sein. Ein "Guter Ball!" darf auch für die Mitspieler hörbar sein, Hilfestellungen sind auch immer mal nötig, gerade bei jüngeren Kindern sollten verbale Schulterklopfer häufig vorkommen. Nicht zu vergessen jene Spieler, die eben auch mal einen schlechten Tag haben, etwas verschlafen wirken. Auch motivierende Zurufe sind "laut". Je älter die Spieler sind, desto notwendiger ist eben auch das Anleiten im Spiel selbst, auf Fehler darf ruhig mal hingewiesen werden. Die Frage ist dann eben, was man aus diesem "Anleiten" macht. Ich kann entweder rumbrüllen und die Spielaktion dann in Sack und Asche reden, oder ich kann das unter die Überschrift "WIR wollen besser werden!" setzen. Besser werde ich nur, wenn ich meine Fehler erkenne. Erkenne ich sie nicht, brauche ich Hilfe beim Erkennen. Kriege ich diese Hilfe nicht, dann mache ich so weiter wie bisher. Dazu muss ich sagen dass wir unseren Jungs aber auch eingetrichtert haben: Nur weil eine Lösung nicht funktioniert hat, war es nicht unbedingt die falsche Lösung, ein perfektes Spiel gibt es nicht. Gerne kann man dann auch den Vergleich zum Profifußball ziehen, Bayern gewinnt ja auch nicht jedes Spiel in der Bundesliga obwohl sie unabstreitbar die beste Mannschaft haben. Das verstehen die Jungs auch (U15), einige fragen nach den Spielen auch von sich aus, was sie hätten besser machen können. Das passiert dann nicht vor der ganzen Mannschaft oder so, sondern unter vier bis sechs Augen, und läuft dann entsprechend ruhig ab. Natürlich ist das dann auch ein großer Zeitaufwand den man pro Woche mit solchen Gesprächen verbringt, das kann nicht jeder Trainer so durchziehen, da muss man seinen eigenen Weg finden. Das "WIR wollen besser werden!" schließt uns als Trainergespann aber eben auch ein, die Kids sagen uns auch genau, wenn wir als Trainer irgendwas "falsch" machen, oder etwas für sie nicht nachvollziehbar ist. Grundsätzlich vertreten wir aber auch die Philosophie, dass wir Trainer nur Helfer für die Kinder sind, sie stehen jederzeit im Vordergrund. Und tatsächlich wurde da sogar mal der Wunsch geäußert, dass wir während des Spiels mehr "coachen" eben im Sinne von Aufzeigen von möglichen Optionen. Ist natürlich auch wieder nur subjektiv auf unsere Mannschaft bezogen, zeigt aber auch, dass die Kinder mitunter eben aktive Anleitung haben möchten. Übertreiben sollte man das dann natürlich nicht.

    Allerdings habe ich in all den Jahren des Trainer-Daseins nicht ein Kind erlebt das genau wusste was der Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ist. Man darf nicht vergessen, wie es auch im Straßenfußball zugeht: Man markiert sich zwei Tore - und seien es die berühmten Jacken oder Rucksäcke als Pfosten -, wählt zwei Mannschaften und ab geht die wilde Fahrt. Und da zeigt sich dann auch dass die Kinder meist sehr gut wissen, wer gut und wer schlecht ist, prima zu sehen ist das daran, wer immer zu den Letzten gehört, die gewählt werden. So richtig "Straßenfußball" wollen wir mit den neuen Spielformen dann aber halt doch nicht, gell? Am Ende gibt es dort einen Sieger und einen Verlierer ("Letztes Tor entscheidet!"), im Gegensatz zu Erwachsenen ist da hinterher aber niemand am Boden zerstört oder auf dem Olymp der Gefühle. Gleiches gilt für das Beispiel des von der Mittellinie bolzenden Spielers im untersten Jugendbereich. Er hat damit Erfolg. Aber hier im Forum wird deutlich: was er macht, ist falsch. Wenn wir aber konsequent sind und sagen die Kids sollen sich allein entwickeln, dann muss man ihn das halt machen lassen, oder etwa nicht? Ansonsten fängt es an der Stelle ja mit dem Korrigieren an, und sowas sollte ja vermieden werden ;)

    Ist halt nicht immer alles nur Schwarz und Weiß, sondern vieles ist eben auch Grau.

    Was natürlich gar nicht geht ist das Anwerben von Spielern in so jungem Alter. Im Leistungsbereich scouten wir natürlich auch immer mal wieder, aber das lässt sich eben nicht vergleichen, bei uns geht es da um ältere Altersklassen und entsprechend höheren Spielklassen. Im unteren Jugendbereich wird da gar nix gemacht, entweder kommen die Kinder von alleine, oder eben nicht, da wird niemand angesprochen. Man darf auch den gegnerischen Spielern nach dem Spiel ruhig mal sagen, dass sie gut gespielt haben, das isses dann aber auch schon. In einem meiner beiden Ex-Vereine hatten wir auch Kindergartenturniere veranstaltet, und da gab es viele, viele interessierte Eltern, aber selbst da haben wir als Verein und ich als Trainer immer darauf hingewiesen dass es eben oftmals doch eher Sinn macht, den Verein im eigenen Stadtteil auszuprobieren und dort mal reinzuschnuppern, mit 5jährigen muss niemand durch die ganze Stadt zum Training fahren - außer halt das Kind will unbedingt und findet das Training sooo toll, dass es gar nicht woanders trainieren möchte.

  • Moin Goodie ,

    Das finde ich schon krass traurig für deinen Sohn. Auch insgesamt für den Kindersport. Er scheint aber aus dem richtigen Holz zu sein, sich unter widrigen Umständen am Ende durchsetzen zu können. Mein Sohn hatte da jetzt genug Glück im ersten Jahr und für diese Saison waren auch rechtzeitig Perspektiven geschaffen, dass er den Absprung vom Fussball wagte.

  • Die Alternative wäre: Beiträge (oder besser Gebühren) deutlichst anheben, hauptberufliches qualifiziertes (sportlich und pädagogisch) Fachpersonal einstellen und die Transformation zum kommerziellen Sportanbieter starten. Einen Markt dafür scheint es ja zu geben.

    Schafft man sich dadurch nicht einfach nur andere Probleme? Wenn das Angebot professioneller wird und jeder meinetwegen 200,-/Monat zahlen müsste, dann wachsen doch auch die Ansprüche an das Ergebnis. Dann kommt die Mama vom “dicken Paul” oder der Papa vom “Körperklaus” und beschweren sich, warum ihr Nachwuchs jetzt nicht performt wie Messi. Schuld ist dann das Training, welches man teuer bezahlt. Dann kannst Du ihnen erklären, dass kein Geld der Welt aus ihren Kindern einen brauchbaren Kicker macht…

  • Die Alternative wäre: Beiträge (oder besser Gebühren) deutlichst anheben, hauptberufliches qualifiziertes (sportlich und pädagogisch) Fachpersonal einstellen und die Transformation zum kommerziellen Sportanbieter starten. Einen Markt dafür scheint es ja zu geben.

    Schafft man sich dadurch nicht einfach nur andere Probleme? Wenn das Angebot professioneller wird und jeder meinetwegen 200,-/Monat zahlen müsste, dann wachsen doch auch die Ansprüche an das Ergebnis. Dann kommt die Mama vom “dicken Paul” oder der Papa vom “Körperklaus” und beschweren sich, warum ihr Nachwuchs jetzt nicht performt wie Messi. Schuld ist dann das Training, welches man teuer bezahlt. Dann kannst Du ihnen erklären, dass kein Geld der Welt aus ihren Kindern einen brauchbaren Kicker macht…

    Auch beim wesentlich teureren Tennis-Training oder Kampfsport kommen nicht ausschließlich Grand-Slam-Sieger oder Weltmeister raus.

    Ich bin auch nicht davon überzeugt, dass das der richtige Weg ist, aber im Moment versucht man jeden mitzunehmen, was dazu führt, dass alle (Spieler und Trainer) unabhängig von Ihrer Eignung in einem Topf landen und dadurch in den meisten Fällen das Angebot vollkommen unübersichtlich ist und es letztendlich dem Zufall überlassen ist, ob man eine gute oder schlechte Ausbildung bekommt.

  • Obwohl Kampfsport und Tennis durchaus teurer sind, hast Du da auch nicht in der Breite hauptberufliche Trainer. Da geht das Mehr an Geld erstmal in die Miete des Objekts.


    Für mich ist das bei den Vereinen teilweise wie in der Wirtschaft: der Fisch stinkt vom Kopf her. Wenn es keine Ziele, Konzepte oder Vorgaben gibt und diese auch nicht gelebt, bzw. kontrolliert werden, dann kommt nix bei raus. Egal ob mit Ehrenamt oder Hauptberuflich.


    Bei mir im Verein sind in der E-Jugend rund 80 Kinder auf 5 Gruppen verteilt. Und da ist alles dabei. Da gibt es zwei Teams, die wollen leistungsorientiert spielen, eine eher so freizeitmäßig, und der Rest spielt Kriegen und Fangen. Für den Verein ist nur wichtig, dass die Mitgliedsanträge schnell ausgefüllt werden. Welcher Trainer welches Training macht, interessiert keinen. Keine Jugendleitung, keine Abteilungsleitung, niemanden. Da braucht sich keiner wundern, warum gute und engagierte Trainer/Eltern/Kinder irgendwann wegbleiben. Ach ja: von den 11 Trainern der E-Jugend sind 9 “Papatrainer”.

  • Wenn das Angebot professioneller wird und jeder meinetwegen 200,-/Monat zahlen müsste, dann wachsen doch auch die Ansprüche an das Ergebnis. Dann kommt die Mama vom “dicken Paul” oder der Papa vom “Körperklaus” und beschweren sich, warum ihr Nachwuchs jetzt nicht performt wie Messi. Schuld ist dann das Training, welches man teuer bezahlt. Dann kannst Du ihnen erklären, dass kein Geld der Welt aus ihren Kindern einen brauchbaren Kicker macht…

    Das glaube ich nicht. Schau mal zu anderen Angeboten wie etwa Musikschulen. Da bezahlen die Eltern 70 € pro Monat für 30 Min. Unterricht pro Woche. Den Eltern dürfte es mehrheitlich um eine musikalische Ausbildung und um ein Hobby gehen. Nur sehr sehr wenige sehen die Kinder auf den großen Bühnen.
    Das Problem ist, dass wir beim Fußball natürlich ein Gruppenangebot machen.

    Ich bin auch für drastisch höhere Beiträge, die es den Vereinen ermöglicht, die Trainer gescheit zu bezahlen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass man dann junge Leute ausbilden und beschäftigen könnte. "Trainer statt Zeitung austragen"...


    Die angesprochene Kontrollinstanz fänd ich auch wichtig aber selbst beim Tag des Jugendfußballs, wo bei uns im Kreis der gesamte Vorstand rumturnt, läuft in bekannter Manier. Da wird niemand zur Mäßigung aufgerufen.

    Die, die schulen (DFB-Mobil, Trainerlehrgänge) bemühen sich nach kräften aber es ist ein Kampf gegen Windmühlen.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!