Herstellen von Überzahlsituationen

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  • Hallo zusammen,


    ich bin auf das Thema "schaffen von Überzahlsituationen bei eigenem Ballbesitz" gestoßen.


    Ich finde es tatsächlich schwer zu fassen, im Vergleich zum Überzahl schaffen in der Defensive, wo es allerdings auch genug Material zu gibt.


    Bisher konnte ich zwar theoretische Erklärungen finden aber keine Trainingsmethoden.


    Bei Positionsspielen hat man ja die Überzahlsituation schon und trainiert dann quasi das ausspielen dieser Situation mit dem Ziel in Ballbesitz zu bleiben.


    Dasselbe gilt für Angriffssituationen wie Hinterläufen, Kreuzen etc..

    Das Andribbeln um einen Mitspieler frei zu spielen kenne ich, lässt sich eher trocken trainieren.


    Kennt da jemand eine Übung oder besser Spielform, wo die Spieler ständig gefordert sind Überzahlsituationen zu schaffen?

  • Spontan würde mir eine Spielform mit mehreren Feldern einfallen und dazu gehörige Provokationsregeln:

    Team A bekommt Punkte wenn X-Anzahl an Pässe gespielt werden und dabei mehr eigene Spieler als gegnerische Spieler in dem einem Feld sind

    -> Ziel ist es dann, das Gefühl dafür zu schaffen, dass mit Überzahl es leichter ist, den Ball laufen zu lassen

    (PS: ich hatte auf Facebook auf einer Seite einen Beitrag gefunden, wo es darum ging, wie man als Trainer spielnahe Trainingsformen selber kreiert. Inhalt war im endeffekt, dass man guckt, wo die das "Problem"/Situation im Spiel auftritt und dann so gesehen dies einfängt. Erst in einem kleinen Feld und dann immer größer; wenn ich den Beitrag nochmal finde, werde ich den mal hier posten)

  • Im Positionsspiel geht es darum Überzahl in Ballnähe zu schaffen. Der ballführende Spieler soll immer mehrere Anspielstation haben (Dreiecks und Rautenbildung). Das ist soweit die Theorie. Dazu kommen dann noch gruppentaktische Elemente wie der Doppelpass, Andribbeln (Mitspieler freispielen) und logischerweise das offensive 1 gegen 1. Das sind so die wichtigsten theoretischen Grundlagen um Überzahl zu schaffen.

    Das "Freilaufen" gehört wohl auch noch dazu.

    Also alles sehr bruchstückhaft aus verschiedenen Themen zusammen geklaubt.

    Ich hab bei meiner Mannschaft leider das Gefühl, das kaum einer instinktiv oder spielintelligent Überzahl schafft. Das läuft eher auswendig gelernt ab. Der Sechser kippt ab, Außenverteidiger hinterläuft, Flügelspieler gehen ins 1 gegen 1. Klar funktioniert das auch Mal, aber das sind eher Zufälle. Die Spieler verlassen auch nicht so richtig ihre Position.

    Ich suche halt nach einer Spielform, wo quasi aus einer Überzahlsituationen in eine Gleichzahlsituation gepasst wird, dann müssen die Spieler dort wieder Überzahl schaffen etc. Noch besser wäre es wenn danach in ein Feld gepasst wird wo erst Unterzahl herrscht.

    Ich könnte mir Natürlich selber was basteln, z.b. 3:2:1 gegen 2:2:2 in 3 Zonen, mit nachrücken und einer Mindestanzahl an Pässen in einer Zone.

    Ich hatte halt die Hoffnung daß es jemand bereits eine Spielform zu dem Thema parat hat, wo die Spieler das quasi automatisch lernen.

  • Es gibt nicht die eine Spielform, die das nach einem oder zwei Durchläufen vermittelt. Damit die Spieler Deine Ideen vom Überzahlspiel umsetzen, müssen sie immer und immer wieder mit derartigen Positionsspielen konfrontiert werden. Du musst dafür quasi ein regelrechtes Mindset implementieren. Da reicht es nicht, einmal alle paar Einheiten ein Positionsspiel zu machen. Das muss sich wie ein roter Faden durch Deine Spielidee und somit auch Deine Trainings ziehen. In meinen Vorbereitungen machen Positionsspiele mindestens 65% der Trainingszeit aus.


    Arbeite mit neutralen Spielern, die außerhalb des Feldes entlang der Seitenlinien für diejenige Mannschaft anspielbar sind, die gerade in Ballbesitz ist. Die ballbesitzende Mannschaft wird sich automatisch in Richtung der Neutralen orientieren (müssen), um so eine eigene Überzahl herzustellen und auszunutzen.


    In diesem Post sind ein paar Positionsspielformen (insbesondere Octagon und 4-vs.4+4), die Neutrale entlang der Außenlinien nutzen.

  • Ich verwende eigentlich schon relativ viele Positionsspiele oder auch Funino/Formino wo auch Elemente davon gefordert werden (Seitenwechsel, an welchem Tor können wir Überzahl schaffen). Leider hatte ich längere Zeit keinen Torwarttrainer, weshalb ich das vll. etwas vernachlässigt habe zugunsten des Torschusstrainings bzw. haben wir viel zum ballorientieren Verteidigen gemacht.

    Positionsspiele helfen natürlich auch bei meinem Ziel.

    Ich denke nur manchmal, das nach dem Positionsspiel quasi eine Brücke zum Torabschluss fehlt.

    Also vom Spielaufbau in Überzahl (Positionsspiel) zum Torabschluss in Überzahl fehlt mir die Trainingsmethodik um die Spieler dazu zu bringen diese Überzahlsituationen zu kreieren. Ich hoffe das war verständlich. Wobei Trainingsmethodik vll. Zu weit fasst. Ich versuchen den Spielern natürlich schon in Spielformen Elemente wie den Doppelpass beizubringen. Bei den Positionsspiele rücken die Spieler auch korrekt nach und setzen alles um, aber sobald Tore im Spiel sind merke ich einfach das bei denen im Hinterkopf sitzt, das sie ja auch ihr Tor verteidigen müssen und sich deshalb besser nicht in den Angriff einschalten.

    Ich hab schon so oft versucht denen klar zu machen, das wenn sie sich einschalten, es gar nicht zu einem Ballverlust kommt und selbst wenn, es unsere Restverteidigung auch in Unterzahl verteidigen kann weil wir das eben sehr intensiv trainiert haben und sie genug Zeit haben wieder nach Hinten zu laufen.

    Es hilft Natürlich auch nicht gerade das bei Kleingruppenspielen ein Konter schneller bestraft wird als im 11 GG 11, so daß sie sich noch weniger trauen nach zu rücken.

  • Alle Spiele bei denen man schon in einer Überzahl agiert, also Spielformen mit neutralen Angreifern, sind nicht dafür geeignet den Spielern beizubringen wie man eine Überzahl herstellt.

    Es gibt grundsätzlich zwei Arten von Überzahl im Fußball. Die numerische und die strukturelle. Bei der strukturellen geht es darum, in ballnähe 3-gegen-1-Situationen wie in einem Rondo zu erzeugen. Bernhard Peters mögen 2-vs.-1-Situationen reichen, aber das ist ein anderes Thema. Die Spieler der Überzahlmannschaft können trotz ihrer numerischen Überlegenheit auch ziemlich schlecht aussehen, wenn ihre Strukturen suboptimal sind. Das habe ich bisher bei allen Mannschaften erlebt, die kein Spielformentraining kannten. Erst in Positionsspielformen, wo die ballbesitzende Mannschaft grundsätzlich Überzahl hat, lernen sie, diese Überzahl auch sinnvoll zu nutzen, weil sie dazu im Gegensatz zu Gleichzahlspielformen überhaupt erst die Gelegenheit bekommen. Es geht in erster Linie um das Erkennen der Situation und das dazu passende Erzeugen adäquater Strukturen. Wenn man zugleich die Feldmaße variiert, um den Gegnerdruck zu erhöhen, erzeugt man eine sehr große Situationsvielfalt, die viel implizite Strukturennutzung vermittelt. Insofern widerspreche der obigen Aussage vehement.

  • Das klingt schon logisch. Es müssten allerdings schon Positionsspielformen gewählt werden wo die Spieler immer wieder neue Staffelungen erzeugen müssen oder?

    Sonst wird der Ball doch wie im Rondo nur noch hin und her gepasst wenn die Spieler eine gute Staffelung gefunden haben.

  • Das klingt schon logisch. Es müssten allerdings schon Positionsspielformen gewählt werden wo die Spieler immer wieder neue Staffelungen erzeugen müssen oder?

    Sonst wird der Ball doch wie im Rondo nur noch hin und her gepasst wenn die Spieler eine gute Staffelung gefunden haben.

    Ich spiele mit meinen Jungs sehr gerne Felderwechselspiele. Also ganz Basic: Drei Quadrate 7x7m (oder 6x6m, dann bekommt man einen etwas anderem Rhythmus), die in einer Reihe angeordnet sind, wobei sich zwei "berührende" Quadrate immer eine Seite teilen. In Q1 wird 4v2 gespielt, in Q3 befindet sich ein Spieler der ballbesitzenden Mannschaft. Q2 bleibt frei. Wenn die ballbesitzende Mannschaft x Pässe gespielt hat, darf in Q3 verlagert werden. Jetzt müssen hier drei Spieler nachrücken (und die Verteidger natürlich auch) um wieder ein 4v2 zu erzeugen.


    Mal so grundsätzlich würde ich da Skriwer auch widersprechen. Gerade die Aspekte, die beim Erzeugen einer Überzahl spannend sind, werden hier gefordert: Unter hohem Zeitdruck (Besetzen eines neuen Feldes) wird von den Spieler das finden guter Positionen und Winkel gefordert. Das sind schon auch Basics beim Schaffen einer (wie vangaalsnase sie finde ich sehr elegant genannt hat) strukturellen Überzahl. Wobei ich Deinen Punkt schon verstehe: Wenn ich im Spiel eine Überzahl erzeugen will, brauch ich bestimmte Laufwege und Bewegungen (z.b. Vorder-/Hinterlaufen etc.). Sowas in Spielformen zu trainieren finde ich immer tricky.

    Wie würdest Du denn so eine Spielform designen, die gerade dieses Verhalten provoziert Skriwer ?

  • Das klingt schon logisch. Es müssten allerdings schon Positionsspielformen gewählt werden wo die Spieler immer wieder neue Staffelungen erzeugen müssen oder?

    Sonst wird der Ball doch wie im Rondo nur noch hin und her gepasst wenn die Spieler eine gute Staffelung gefunden haben.

    Die Felderwechsel Rondos sind schon gut geeignet generell.

    Die Statik im -normalen- Rondo als grundsätzlichen Einstieg kann ich auch beeinflussen und Positionswechsel schaffen.

    Beispiel am 6 gg. 2 mit 4 Farben. Um aktiven Ballgewinn zu provozieren würde ich mindestens einen pass der unterzahlspieler fordern. Wenn hier stabile Positionen gefunden sind, kann ich die Statik durch 2 Provokationen aufheben.

    Erstens Rückspielverbot auf gleiche Farbe.( 4 Optionen für Passempfänger) 2tens rückspielverbot allgemein UND gleiche Farbe. (3 Optionen)

    Fordert gleichzeitig das 3 Aktionen Prinzip ein (Bewegung VOR, MIT, NACH Ballaktion) und macht den Nutzen anschaulich.

    Das ist anfangs relativ fordernd wenn mit beiden Provokationen gearbeitet wird und erfordert hohe Vororientierung und

    schnelles situatives Besetzen der Räume, somit schaffen von Passverbindungen.

    Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft (J.P.Satre)

  • Das klingt schon logisch. Es müssten allerdings schon Positionsspielformen gewählt werden wo die Spieler immer wieder neue Staffelungen erzeugen müssen oder?

    Sonst wird der Ball doch wie im Rondo nur noch hin und her gepasst wenn die Spieler eine gute Staffelung gefunden haben.

    In Positionsspielformen, in denen die Teams im Feld die gleich Anzahl von Spielern haben und nur entlang der Außenlinien Neutrale sind (siehe Octagon und 4-vs-4+4), müssen die offensiven Spieler ständig neue Staffelungen finden. Denn durch die Gleichzahl haben es die Verteidiger leicht, die einzelnen Verbindungen bzw. Passlinien im Feld zuzustellen. Dann muss die ballbesitzende Mannschaft den Ballbesitz verlagern und andernorts neue Strukturen aufbauen. Situationen wie im Rondo können so gar nicht entstehen. Voraussetzung ist aber, dass sich die äußeren Neutralen nicht untereinander anspielen dürfen.