Jugendleiter reagiert unprofessionell

Du bist noch kein Trainertalker? Registriere dich kostenlos und nehme an unserer Community teil!

Du bist Trainertalker? Zur Anmeldung
  • Hallo,

    ich bin neu im Forum, ich trainiere eine Jugendmannschaft, in der sich zwei Söhne von Vereinsfunktionären befinden, einer ist der Sohn des Jugendleiters. Die beiden trainieren am seltensten mit und fallen spielerisch total ab. Habe die beiden samt einem weiteren, der wegen Sozialverhalten auffällig ist, eine Mannschaft nach unten geschickt, da das Leistungsprinzip gelebt werden soll.

    Am Abend meldet sich der Jugendleiter bei mir und ist emotional völligst geladen, vergleicht mein Handeln mit dem Tod eines Kindes, sowie "Kastrieren" von Jugendlichen. Weiter äussert er, zur Not in seiner Funktion als Jugendleiter die letzte Entscheidung zu haben und seinen Sohn anstatt nach unten, nach oben zu verschieben. Zeitgleich bekomme ich von der Mutter des Spielers aufgebrachte Whatsapp Nachrichten, auf die ich nicht reagiert habe. Die Empörung bezog sich lediglich auf die Kinder der Funktionäre, der Junge, der wegen Verhalten diszipliniert werden soll ist ein Flüchtlingskind und hat scheinbar keine Lobby, da kein Wort über ihn gefallen ist und er definitiv sportlich unverzichtbar ist.

    Es wurde von Kompetenzüberschreitung gesprochen.

    Der Jugendleiter ist im Training nicht anwesend und hat eigentlich gar keinen Einblick in die Leistungen. Die beiden Kinder der Funktionäre fehlen oft unabgemeldet.


    Meine Frage nun, würdet ihr mit euch so umgehen lassen oder würdet ihr bei solch unprofessionellem Verhalten nach einem anderen Verein suchen?


    Ich bin nämlich wirklich desillusioniert, wenn ich das Leistungsprinzip verfolge und scheinbar einzelne Spieler davon ausgenommen sind. Wie soll das funktionieren?

  • Hallo, willkommen bei uns!


    Na da ist ja einiges gründlich schief gegangen.


    Ihr seid ein leistungsorientierter Verein, richtig? Steht das auch im Konzept? Wie alt sind denn die Spieler?


    Generell finde ich es immer sinnvoll, mit den Spielern und den Eltern zu reden und die Gründe darzulegen. Nach Gutsherrenart die Kinder Mitten in der Saison umher zu schicken gefällt mir nicht denn die sozialen Komponenten sollten immer Berücksichtigung finden. In einem Verein, der streng nach Leistung selektiert ist das freilich anders. Aber da weiß man ja auch auf was man sich ggf. einlässt. Gabs denn im Vorfeld Gespräche?


    Ist ja nicht so ungewöhnlich, dass Eltern schäumen, wenn ihre Kinder "degradiert" werden. Häufig kann man mit guter Argumentation (ist dort einer der besseren, kann sich dort besser entwickeln, bekommt dort mehr Spielzeit) die Eltern beruhigen. Wenn jemand jedoch im Verein aktiv ist, weiß er im Grunde natürlich um diese Dinge. Da bleibt also nur das persönliche beleidigt sein übrig.


    Ich würde vorschlagen, dass sich erstmal alle wieder beruhigen und sich dann am Samstag nach dem Spiel mal alle Beteiligten in Ruhe ins Vereinsheim setzen.

    Wenn du Daten hast (Trainingsbeteiligung, andere Messwerte) dann kannst du ja deine Entscheidung erläutern und entsprechend untermauern. Und dann würde ich einfach abwarten, wie das Gespräch läuft. Dann nochmal ne Nacht drüber schlafen und danach entscheiden, ob man sich in diesem Umfeld noch (wieder) wohl fühlt oder nicht.

    Spielt dein Sohn auch im Team? Das sollte dann ggf. auch Berücksichtigung finden.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Es handelt sich um Leistungsorientierten Sport, ist so schon lange kommuniziert worden. Nun wurde da erste mal der Gedanke wirklich umgesetzt und es traf wohl die "falschen" Spieler.

    Steht so im Konzept. Es handelt sich um eine D-Jugend.


    Die Gespräche führte sogar der jetzt schäumende Jugendleiter mit den Spielern und Eltern.


    Ich habe keine Kinder, bin erst 26, demnach betrachte ich die Mannschaft objektiver als ein Vater eines Spielers.


    Die erste Mannschaft spielt Oberliga, die Jugendabteilung wurde neu aufgebaut nach knapp abgewendeter Insolvenz, sodass die D-Jugend nur in der Kreisliga spielt und da sollte sie rausgeführt werden, so der Auftrag.


    Wir haben für jede Jugend min. 3 Mannschaften. E, F und G jeweils 4.


    Meine Spieler sind 2007er Jahrgang, die stärkeren. Sie sollen auf das nächste Level gebracht werden, um nächstes Jahr in die Bezirksliga aufzusteigen, was von den Spielern her auch möglich ist.

  • Kommunikativ scheint bei Euch einiges im argen zu liegen.

    Grundsätzlich gehört das versetzen eines Kindes in eine andere Mannschaft abgesprochen.

    Sowohl mit dem Kind, als auch mit den Eltern und dem Jugendleiter bzw. jemand in vergleichbarer Position.

    Da können die Argumente noch so sehr auf deiner Seite sein.

    Eine Mannschaft führen hat viel mit Moderation der eigenen Entscheidungen zu tun.

    Extrem schwer natürlich, wenn das betroffende Elternteil zeitgleich Jugendleiter ist.

    In unserem Verein wäre eine "Degradierung" im Alleingang, eine ziemlich eindeutige Kompetenzüberschreitung.

    Bei uns hat der Jugendleiter immer das letzte Wort. Das ist auch gut so.

    Ob bei deinem JL und seinem Sohn auch gekränkte Eitelkeiten eine Rolle spielen kann ich nicht sagen.

  • luibo


    Kannst du mir erklären, warum es mit den Eltern abgesprochen werden soll?


    Kein Angriff an dich, sondern wirklich interesse halber.

    Es macht dir das Leben deutlich einfacher.

    Kommunikation ist extrem wichtig.

    Und bei 10-11 jährigen wie in deinem Fall sind die Eltern auch für viele Aspekte verantwortlich.

    Es hätte doch schon gereicht, wenn Du Eltern und Kindern in einem vorherigen Gespräch die mangelnde Trainingsbeteiligung aufzeigst.

    Den dadurch entstehenden sportlichen Abstand kann man damit ja begründen.

    Und wenn sich an der Situation nichts ändert, wäre es sinnvoller in einer spaßorientiertern Breitensportmannschaft des Vereins zu spielen als in Deiner leistungsorientierten Mannschaft.

    Da wäre für alle die Situation deutlich geklärt.

    Im Idealfall hast du die Eltern auf deiner Seite. Aber in jedem Fall kommt deine Entscheidung nicht aus heiterem Himmel.

    Das alles gilt, wenn man Konsequenzen innerhalb einer laufenden Saison ziehen möchte/muss

  • luibo


    Kannst du mir erklären, warum es mit den Eltern abgesprochen werden soll?


    Kein Angriff an dich, sondern wirklich interesse halber.

    Hi,


    das sollte abgesprochen werden, weil es einfach zum guten Umgang dazu gehört.

    Wir arbeiten hier mit Kindern und die wissen oft einfach nicht, was sie vielleicht falsch machen bzw. gemacht haben sollen.

    Abmelden zum Training oder Spiel läuft in diesem Alter meistens noch über die Eltern und nicht die Kinder selbst. Da kann man also das Kind nicht für verantwortlich machen. Einen Wechsel mitten in der laufenden Runde in die D2 oder D3 musst du schon gut begründen können. Und da reicht es nicht zu sagen, das Kind A und B unentschuldigt fehlen.

    Anders stellt es sich dar, wenn du das Gespräch mit den Eltern gesucht hast und sich danach keine Besserung einstellt. Dann kannst du argumentieren, das es so bei dir nicht zu Spielanteilen reicht und es sinnvoller für beide Seiten wäre, wenn die Kinder in die D2/D3 wechseln und du im Gegenzug von dort Spieler zu dir ziehst. Das ganze MUSS aber zwingend im Verein abgesprochen werden. Alle Beteiligten sollten dabei an einem Tisch sitzen (Kinder vielleicht mal ausgenommen) und dann muss das sachlich argumentiert werden.


    Klar ist es schwierig, wenn der JL auch Vater eines deiner Spieler ist, aber das sollte nicht bedeuten, das sich an allgemeinen Regeln und Abläufen etwas ändern muss. Da spielt es auch keine Rolle, wie ambitioniert so ein Verein ist.


    Ich an deiner Stelle, würde mein eigenes Verhalten einmal überdenken (habe ich vielleicht selber etwas falsch gemacht?) und dann das Gespräch suchen. Sollte danach immer noch etwas im Argen liegen, dann musst du dir die Frage stellen, ob es nicht besser ist, den Weg für jemand anderen frei zu machen. Als Trainer brauchen wir ein Vertrauensverhältnis zum Vorstand und müssen als Autoritätsperson vor der Mannschaft auftreten. Beides sehe ich bei dir im Moment nicht gegeben.

  • Es handelt sich um Leistungsorientierten Sport, ist so schon lange kommuniziert worden.

    Ist denn auch abgestimmt worden, was jeder einzelne Beteiligte darunter versteht?

    Was verstehst Du / der JL / die Eltern / der Vorstand darunter?


    Warum sind die Jungs, für die es sportlich nicht reicht, zu dieser Saison in diese Mannschaft gekommen? Hast Du die Mannschaft zusammengestellt? Was waren die Kriterien? Wie war ihre Trainingsbeteiligung in der E-Jugend?
    Wussten sie, dass sie rausfliegen, wenn sich ihre Trainingsbeteiligung nicht ändert?

  • Ist denn auch abgestimmt worden, was jeder einzelne Beteiligte darunter versteht?

    Was verstehst Du / der JL / die Eltern / der Vorstand darunter?


    Warum sind die Jungs, für die es sportlich nicht reicht, zu dieser Saison in diese Mannschaft gekommen? Hast Du die Mannschaft zusammengestellt? Was waren die Kriterien? Wie war ihre Trainingsbeteiligung in der E-Jugend?
    Wussten sie, dass sie rausfliegen, wenn sich ihre Trainingsbeteiligung nicht ändert?

    Die Fragen finde ich auch interessant und ergänzend:

    Ist die Degradierung sofort zu verstehen, also mitten in einer Halbserie oder ab dem Januar, also wenigstens zum Ende der Halbserie?

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Meiner Meinung nach gehört sich eine solche Maßnahme mit JL und Eltern abgesprochen.

    Ob leistungsorientiert oder Breitensport ist da eher zweitrangig. Es geht um heranwachsende Kinder.

    Und was du mit sportlich unverzichtbar meinst, verstehe ich auch nicht ganz.

    Ganz ehrlich, ich kann verstehen, daß der JL sauer ist, egal ob es jetzt sein eigener Junge ist, oder ein anderer.

    Also bei uns im Verein, müßte wahrscheinlich eher ich als Trainer bei einer solchen Aktion gehen müssen.

  • Meiner Meinung nach gehört sich eine solche Maßnahme mit JL und Eltern abgesprochen.

    Seh ich auch so, so ist es unglücklich gelaufen.


    Aber hilft ja jetzt nichts. Jetzt müsst ihr euch zusammensetzen und das Ganze möglichst entspannt besprechen. Conosco, du bist ja noch jung und vermutlich noch nicht so lange Trainer. Ich denke auch, mit etwas Abstand bricht es niemandem einen Zacken aus der Krone, wenn man einen Fehler einsieht bzw. dass das so blöd gelaufen ist.


    Ich denke, wenn jetzt alle runterkommen und den entsprechenden Willen aufbringen, ist nichts passiert, was sich nicht in einem vernünftigen Gespräch miteinander klären lassen sollte.

    "There is only one ball, so you need to have it." (J. Cruyff)

  • Grundsätzlicher Tipp von mir:

    FINGER WECK VON TEAMS WO KIDS SPIELEN MIT SPONSOREN ELTERN ODER NOCH SCHLIMMER FUNKTIONäRE.

    --> Insbesondere wenn Du diese nicht kennst und wenn Du nicht diplomatisch bist (wie ich). ;)


    Sieh es jedoch als Lehrgang. Du hast gerade was gelernt und nun liegts an Dir, was Du damit machen willst.


    Wie kannst Du das wett machen?

    121 Gespräche mit den Eltern Face to Face. Fragen was da weh tut und dann deine Entscheidung kommunizieren und insbesondere die Vorteile der deklassierten Kids nennen durch deine Entscheidung.

    Du musst nun deine Entscheidung regelrecht verkaufen als Vorteil für den Bub.


    Wenn es auf Konfrontation geht... dann wirst Du verlieren und um dein Gesicht nicht zu verlieren, wirst Du zurücktretten müssen, denke ich.


    Dir jedoch viel Glück.

    Pietro