Bambinis: Der ständige Trotzkopf

Du bist noch kein Trainertalker? Registriere dich kostenlos und nehme an unserer Community teil!

Du bist Trainertalker? Zur Anmeldung
  • Hallo zusammen!


    Trainer einer Bambini- oder aber auch F-Jugendmannschaft dürften ihn kennen: den ewigen Trotzkopf. Während des Trainings gelingt ihm eine bestimmte Aktion nicht? Er verschränkt die Arme und will nicht mehr mitmachen. Ein Kamerad hat ihn geschubst? Er ist trotzig. Der Gegner hat ein Tor geschossen? Er ist trotzig. Ein Kamerad hat im Trainingsspiel einen Punkt mehr erzielt? Er ist trotzig.


    Dann ist er bockig, setzt sich mitten auf den Platz und verweigert jede weitere Kooperation. Selbst nach geduldigem Erklären und Trostspenden seitens des Trainers ist er nicht mehr bereit, wieder am Training/Spiel teilzunehmen.


    Wie geht ihr mit solchen Situationen um?

  • ich bestehe darauf, dass sich ein bockiges Kind dorthin setzt, wo es keinen stört. Der Rest ist mir egal. Wenn es nicht mitmachen will, dann macht es nicht mit. Nach ein paar Minuten frage ich dann freundlich: "na, machste wieder mit?" Meist haben sich die Kinder inzwischen beruhigt und finden zugucken auch doof...
    Ich finde, jedes Hobby basiert auf Freiwilligkeit. Und wenn das Kleinkind keine Lust hat, dann ist das ok.


    In der F-Jugend ändert sich dann meine Ansprache dazu. Dann klingt das eher so: "du kommt freiwillig her, niemand zwingt dich aber wenn du kommst, dann mach auch mit. Wenn du nicht mitmachen möchtest, dann kannst du auch zu nach Hause bleiben"


    Man muss einfach anerkennen, dass man nicht immer jeden erreichen kann. Wir hatten schon verschiedene Strategen.
    Einer der bockig zumacht, einer der ein halbes Jahr mehr oder weniger nur zum zuschauen kam, einer der anfangs nie mitmachen wollte und nach 10 Min auftaute. Und mein Spezialfall, an den ich nicht rangekommen bin war einer, der nur zum Spiel kommen wollte aber nicht zum Training ("Training ist doof") Da war ich zum Glück mit den Eltern einer Meinung sodass er zum Training erschien. Hat aber auch etwa die Hälfte jeweils verweigert...

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • Sehe ich wie @Goodie. Wenn ein Kind nicht mitmachen will ist dies sein Recht und er darf gerne zusehen. nur eben an einem Platz wo er andere nicht stört und auch selbst nicht gefährdet ist. Also außerhalb des Spielfeldes.


    Außer regelmäßigen Ansprachen ob er sich den nicht wieder beteiligen will erhält er aber auch nur wenig Aufmerksamkeit. Diese Phasen müssen wir den Kindern leider auch zugestehen. Das erledigt sich aber auch mit dem Älter werden.


    Gruß
    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)

  • Mir ging es bei meiner Frage auch viel weniger um ein Zugeständnis, dass Kinder in diesem Alter bockig sein "dürfen". Das versteht sich meiner Meinung nach von selbst. Viel eher ging es mir darum, welche Strategien ihr habt, um mit der Situation umzugehen. Nur, damit wir uns nicht falsch verstehen ;)

  • Hallo Premutos,


    ich habe so einen Spieler bei mir in der E-Jugend auch noch. Wenn ihm etwas im Training missfällt, wird er bockig und macht nicht ordentlich mit. Im Spiel sind es, genau wie bei dir, die Gegentore oder Gegenspieler die durch "Fouls" lästig sind.


    Im Training: Zuerst höre ich mir dann die Gründe für das bockig sein an. Wenn man das klären kann, ist es ok und es geht weiter. Wenn es aber vom Kind nicht angenommen wird, werde ich stinkig und mache klar: Wer, wie auch immer, nicht ordentlich mitmacht setzt sich an den Rand und schaut zu. Abschlussspiel ist für das Kind auch gestrichen. Und fürs nächste Punktspiel gibt es dann auch eine Pause. Das Aufzeigen der Konsequenzen hilft schon oft.


    Im Spiel ist es komplizierter: Sauer sein auf nervige Gegenspieler, Schiri-Entscheidungen oder Gegentore ist in Ordnung. Was aber nicht geht ist die "Arbeitsverweigerung". Das ist aber bei ihm öfters der Fall. Weil ich das gerade wieder am Wochenende hatte, stecke ich da gerade voll im Thema.


    Wie soll man da vorgehen? Ich möchte ihn nämlich nicht nur auswechseln und ermahnen, weil diese Kinder dann häufig sagen: "Ja, ok. Spiel ich halt nicht mehr. Mir doch egal." Ich möchte das er seinen Frust in andere Kanäle lenkt und z.B. noch motivierter ist. Also ihm das sauer sein zugestehen aber eine andere Reaktion hervorrufen.


    Ich bin mal gespannt auf weitere Ideen zu deinem Thema!


    sb

  • Moin,


    finde ich super das Thema.
    Hatten wir ja im "Frustabbaubereich" auch schon angerissen.
    War bisher auf der suche nach einer Lösung und denke, was ihr hier vorgeschlagen habt, dass werde ich mal ausprobieren.
    Bisher habe ich mich durch den Trotzkopf extrem ablenken lassen (weil ich das so auch noch nicht kannte), so dass mein Fokus bei ihm und nicht mehr dem Training lag, was dann eine unruhige Trainingsgruppe zur Folge hatte.
    Vielen Dank also für die Tipps...


    @soccerbook:
    Das gleiche Problem mit der Arbeitsverweigerung im Spiel wegen Schiedsrichter, "überhartem" Gegenspieler und Gegentoren habe ich auch mit einem meiner Spieler, der zu meinem Leidwesen auch noch einer meiner leistungsstärksten Spieler ist.
    Bisher hat er sich bei strittigen Entscheidungen verweigert und teilweise nicht mehr mitgespielt...sowohl beim Training oder auch bei einem Spiel / Turnier...


    Ich bin dann mal hingegangen und habe bewusst strittige Situationen im Training zu Ungunsten des Spielers entschieden...da musste er durch...und ich auch...macht ja keiner gerne...
    Zunächst war es so, dass er sich weiter verweigerte, nicht mehr mitmachen wollte usw.
    Nach einer Weile kam er dann zur Trainingsgruppe zurück...war noch bockig...machte aber wieder mit.


    Beim letzten Turnier dann hatten wir dann die Situation, dass ein vermeintliches Foul von ihm zu einem Freistoß führte, aus welchem ein Tor für den Gegner resultierte, weswegen er auch stinkesauer wurde und mit dem Schiedsrichter haderte.


    Jetzt die Reaktion darauf kurze Zeit später:
    Ballgewinn vor dem eigenen Tor, Solodribbling gegen zwei Gegenspieler (mit Wut im Bauch) bis zur Grundlinie, gezielter Pass in die Mitte und das Ausgleichtor durch einen Mitspieler.


    Was ich damit sagen möchte:
    In diesem Fall war es so, dass wir über die Trainingsarbeit (bewusstes "Triggern" in gewissen Situationen) eine Änderung in der Verhaltensweise auf dem Spielfeld erwirken konnten.
    Das mag nicht in allen Fällen klappen...hier war aber die gezielte Konfrontation ein erster Schritt zur Besserung...


    VG

  • Wie soll man da vorgehen? Ich möchte ihn nämlich nicht nur auswechseln und ermahnen, weil diese Kinder dann häufig sagen: "Ja, ok. Spiel ich halt nicht mehr. Mir doch egal." Ich möchte das er seinen Frust in andere Kanäle lenkt und z.B. noch motivierter ist. Also ihm das sauer sein zugestehen aber eine andere Reaktion hervorrufen.


    Ich bin mal gespannt auf weitere Ideen zu deinem Thema!

    Vielleicht nicht ganz das Thema bockig aber in einer ähnlichen Richtung ist ja auch der "Frustfouler" unterwegs. Bekommt er öfters selber eine ab oder knn er sich nicht durchsetzen beginnt er nach zu tretten und bewusst Fouls zu machen.


    Hier handhabe ich es eigentlich schon immer so das ich diesen sofort vom Platz nehme und die Situation bespreche. Wichtig ist allerdings das er nicht nur Ausgewechselt und zurecht gewiesen wird sonder natürlich auch schnell wieder zum Einsatz kommt. Dabei sehe ich auch nicht die Gefahr das der Spieler aus Frust nicht mehr kommt.


    In der Regel folgt auf die Auswechslung ein kurzen Gespräch in der Form "Die und das ist falsch! Du möchtest ja auch nicht das andere so spielen! Willst du jetzt wieder mitmachen ohne Fouls?" und sobald Einsicht herrscht bekommt er auch umgehend wieder seine Chance. Teilweise verzichte auch ganz darauf für dies Zeit einen Spieler einzuwechseln.


    Gruß
    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)

  • Bei den Frustfoulern bekommt man es öfter mit, wenn deren Stimmung kippt. Wenn(!) ich es mitbekomme, dann nehme ich ihn vorher für ein kurzes Durchschnaufen und eine kurze freundliche Erinnerung ("weiter fair spielen, ne?") vom Platz. Wichtig finde ich dann auch, dass ich ein drittes Kind vom Platz hole, wenn ich den Frustfouler wieder losschicken will. Sonst hat der Einwechselspieler ja die A-Karte.


    Ich finde die bockigen Kinder nicht zu beachten ist die beste Methode. Ich hatte mal eins, das hat mich vollgetextet, wenn es nicht mitmachen wollte (meist weil es ihm zu anstrengend war). Das ging dann mal gar nicht und ich habs bei der Mutter abgeliefert: "erzähl der Mama, wie es gestern aufm Spielplatz war!"

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • "erzähl der Mama, wie es gestern aufm Spielplatz war!"

    :D


    Ich finde die bockigen Kinder nicht zu beachten ist die beste Methode.

    Naja, bei mir ist es wie bei @DenSen. Das ist einer meiner besten Spieler. Und bei einer kleinen Kaderstärke, wo sich die Mannschaft von selbst aufstellt, kann ich nicht auf ihn verzichten. Generell gebe ich dir aber Recht. Man sollte denen auf keinen Fall zu viel Aufmerksamkeit schenken. Das wollen sie vielleicht ja auch gerade.


    In diesem Fall war es so, dass wir über die Trainingsarbeit (bewusstes "Triggern" in gewissen Situationen) eine Änderung in der Verhaltensweise auf dem Spielfeld erwirken konnten.

    Das ist ein guter Ansatz. Habe ich teilweise auch schon gemacht. Er wurde mal geschubst. Da habe ich - pädagogisch wertvoll - gerufen "Heul doch!" Ist mir halt so rausgerutscht. :whistling: Aber ist ja auch so. Ich kann ja auf dem Platz nicht jedes Mal rumheulen, wenn mir was nicht passt. Er soll sich auf sein Spiel konzentrieren und seine Stärken und Fähigkeiten sichtbar machen. Für andere Dinge wie Fouls ist der Schiri da. Wenn der nicht pfeift ist halt Pech. Kommt aber vor.


    sb


    P.S. Da krieg ich beim Schreiben schon wieder einen Hals... :cursing:8o

  • Bekommt er öfters selber eine ab oder knn er sich nicht durchsetzen beginnt er nach zu tretten und bewusst Fouls zu machen.


    Hier handhabe ich es eigentlich schon immer so das ich diesen sofort vom Platz nehme und die Situation bespreche. Wichtig ist allerdings das er nicht nur Ausgewechselt und zurecht gewiesen wird sonder natürlich auch schnell wieder zum Einsatz kommt. Dabei sehe ich auch nicht die Gefahr das der Spieler aus Frust nicht mehr kommt.


    In der Regel folgt auf die Auswechslung ein kurzen Gespräch in der Form "Die und das ist falsch! Du möchtest ja auch nicht das andere so spielen! Willst du jetzt wieder mitmachen ohne Fouls?" und sobald Einsicht herrscht bekommt er auch umgehend wieder seine Chance. Teilweise verzichte auch ganz darauf für dies Zeit einen Spieler einzuwechseln.

    Der wird dann auch gerne zum Frustfouler. Da ist dann aber Schluß mit lustig. Sich selbst über die Spielweise anderer beschweren und dann selbst die Axt auspacken. Da sind wir vor langer langer Zeit schonmal aneinander geraten. Danach hat er dann mal selbst 2 Wochen Training ausfallen lassen. Als er wieder kam, haben wir kurz drüber gesprochen und ich habe ihn sofort wieder aufgenommen...


    Also bei sowas ist meine Strategie wie von @Premutos gefragt: Null Toleranz!


    sb

  • So ein Trotzkopf bekommt von mir nur soviel Aufmerksamkeit, wie unbedingt notwendig. D. h. ich lasse ihn im Auge behalten, damit er nicht plötzlich ganz verschwunden ist. Trost oder Mitleid bekommt er nicht. Wenn er sich beruhigt hat, darf er weiter mitmachen. Ich halte es auch für völlig normal, dass Kinder sich mal so verhalten. Es sollte nur nicht noch durch extra Aufmerksamkeit dem Kind gegenüber gefördert werden.
    Diskussionen mit dem Schiedsrichter haben bei mir zur Folge, dass das Kind vom Platz genommen wird. So etwas dulde ich nicht. Das Fehlverhalten als Grund der Auswechslung wird dem Kind aufgezeigt und es darf nach einer kurzen Pause weiter spielen. Wiederholen sich die Diskussionen, dauert die nächste Pause länger. Möglicherweise bis zum Spielende.

  • interessantes Thema:


    gleich vorweg: bei mir spielen alle die ich zum spiel mitnehme, egal ob "leistungsträger" oder "blumenpflücker" - handelt sich um kinderfussball u das ist für mich das spielerische vermitteln von Inhalten wichtiger als das endergebnis


    aber zum Thema "Trotzkopf": wie kommt das beim rest des Teams an? ich hab auch 2 so "typen" bei meiner f-Jugend (u9)


    spieler trotzt oä, schreit (lautstark) "ich spiel nicht mehr" (beim ersten mal drückt man noch ein auge zu, aber diese "speziellen" Kids" tun das ja öfter), Trainer nimmt ihn raus, setzt ihn auf die seite, lässt ihn bocken um dann zu fragen "willst jetzt wieder mitspielen?"


    vermittelt das den anderen nicht den eindruck "ich kann machen was ich will, spiel dann eh wieder"?


    sollte man da nicht grenzen aufzeigen? also in die Richtung "bist du sicher, dass du nicht mehr spielen möchtest, dann schaust du das restliche spiel zu oder einigen wir uns auf eine kurze pause"? im Zorn kommt da zu 97% ein "NEIN ich will nicht mehr spielen" - sollte man das dann nicht konsequent durchziehen um das beim nächsten mal zu verhindern?

  • Bei einer U9 würde ich das schon mit den Kindern mal durchsprechen, aber in Ruhe und im Training. Nie in der Situation.
    Und das was ihr dann gemeinsam festlegt, gilt und wird auch konsequent gelebt.

    Mit den Besten zu siegen kann jeder. Du musst es mit allen können!

  • So ein Trotzkopf bekommt von mir nur soviel Aufmerksamkeit, wie unbedingt notwendig. D. h. ich lasse ihn im Auge behalten, damit er nicht plötzlich ganz verschwunden ist. Trost oder Mitleid bekommt er nicht. Wenn er sich beruhigt hat, darf er weiter mitmachen. Ich halte es auch für völlig normal, dass Kinder sich mal so verhalten. Es sollte nur nicht noch durch extra Aufmerksamkeit dem Kind gegenüber gefördert werden.


    Diskussionen mit dem Schiedsrichter haben bei mir zur Folge, dass das Kind vom Platz genommen wird. So etwas dulde ich nicht. Das Fehlverhalten als Grund der Auswechslung wird dem Kind aufgezeigt und es darf nach einer kurzen Pause weiter spielen. Wiederholen sich die Diskussionen, dauert die nächste Pause länger. Möglicherweise bis zum Spielende.

    So würde ich das auch machen.


  • Ja, bei den Bambinis lasse ich das noch durchgehen, kurze Ansage, Pause dann weiter.


    Bei der F aber nicht mehr. Da F-linge bereits eingeschult sind, wissen sie, dass es bestimmte Regeln in jedem Umfeld gibt, an die man sich halten muss.


    Zur Ausbildung als Fussballer, gehört für mich, auch und gerade im KiFu, dass die Kinder konsequent vermittelt bekommen und erfahren, das das Team wichtiger, als derartige persönliche Befindlichkeiten, ist und dies von allen Verantwortlichen auch so vorgelebt und durchgesetzt wird.


    Die Entscheidung im Spiel überlasse ich nicht dem Kind in Form von 'Na, haste wieder Lust?', sondern eher in Form von
    'Erklär mir, welches Verhalten korrekt in der Situation gewesen wäre und warum das Team nicht im Stich gelassen sollte?'
    Bei der Antwort merkst Du dann schon, ob es bei ihm gerattert hat und davon mache ich abhängig, ob er wieder rein darf.


    im Training sehe ich es etwas lockerer, da diese Art von Kindern oft andere Probleme (Schule, Eltern etc.) mit ins Training bringen und einen langen Tag hinter sich haben. d.h. kurze Ansprache, evtl. freiwillige Pause und weiter.