Ist Nachwuchsförderung im deutschen Fußball sportlich und finanziell rentabel?

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  • Eintracht Frankfurt will seine 2. Mannschaft wieder für die Hessenliga melden (Quelle: kicker.de). 2014 abgemeldet und nun neu bewertet.

    Warum müssen die nicht wie jede andere Mannschaft auch ganz unten beginnen?

    Der HFV hat dazu extra seine Satzung geändert: die Zweitvertretungen von Lizenzmannschaften (also 1-3 Liga) können auf Antrag in die Hessenliga eingegliedert werden. Außer der Eintfacht kommt das auch noch für Darmstadt in Frage, die haben aktuell aber keine Ambitionen. Für Vereine, die sportlich den Aufstieg in die Hessenliga anpeilen, mag das unfair aussehen. Sportlich ist das aber absolut sinnvoll, zumal die Eintracht sicher eine konkurrenzfähige U21 zusammen bringt. Ein Platz in der Hessenliga wird passenderweise auch gerade frei, weil sich Dreieich zurück zieht. In deren Stadion wird dann vermutlich die U21 der Eintracht spielen, die Vereine haben ohnehin enge Verbindung.

    laut Quellen hat es wohl mal 1 Mio gekostet. 20 Spieler a 5000 EUR Brutto kommt je mal ne Million schnell zusammen. Ich denke es bewegt sich heutzutage eher im Bereich 2-3 Mio pro Saison. Der Spielbetrieb kostet ja auch noch etwas und der Trainerstab.
    Ich denke die Parkzeit ist nur 2 Jahre in einem U23 Team, dann rücken schon die nächsten aus der U19 nach. Dann beginnt für die Spieler die Leihzeit in 3 oder 4 Liga. Auch hier max. 2-3 Jahre. Hier werden es aber auch nur 30 % vom Kader schaffen unterzukommen.
    Wenn auch hier nur 1-2 Spieler das Zeug haben sich bei Eintracht in Kader zu spielen innerhalb eines Jahrgangs, hat es sich wohl schon gelohnt oder auch nicht. Was wird aus den restlichen 17-18 anderen Spielern? Viel Aufwand für den Verein, wenn er den immer auch erstklassig bleibt.

    Ich glaube, Deine Rechnung mit den 2-3 Mio. ist ziemlich realistisch. Der Eintracht geht es um Einsatzmöglichkeiten für die Spieler, denen perspektivisch der Sprung in die erste Mannschaft zugetraut wird, die aber noch nicht so weit sind. Gerade in den letzten Wochen sind ja zwei spanische Talente weggegangen, weil genau diese Möglichkeit gefehlt hat. Man kann die Toptalente dann ja auch schon in den Trainingsbetrieb der Profis eingliedern, sie bei Testspielen einsetzen und so sukzessive heran führen. So machen es die anderen Bundesligisten ja auch.


    Grüße

    Oliver

  • Ich kenne jetzt nicht die Satzung im Detail, aber ich finde, da sollte dann definitiv der Passus rein, dass es sich um eine Nachwuchsförderung handelt, also so eine Art U21 oder U23 und nicht bloß eine 2. Mannschaft. Oder hätte Darmstadt schlicht das Recht, ihre Straßenkicker in der Oberliga anzumelden, mal theoretisch durchgespielt? Wenn sie absteigen, können sie dann zum neuen Jahr wieder die Teilnahme beantragen?

  • Ich kenne jetzt nicht die Satzung im Detail, aber ich finde, da sollte dann definitiv der Passus rein, dass es sich um eine Nachwuchsförderung handelt, also so eine Art U21 oder U23 und nicht bloß eine 2. Mannschaft. Oder hätte Darmstadt schlicht das Recht, ihre Straßenkicker in der Oberliga anzumelden, mal theoretisch durchgespielt? Wenn sie absteigen, können sie dann zum neuen Jahr wieder die Teilnahme beantragen?

    Ich bin mir ziemlich sicher, dass in diesem Fall die Möglichkeit von Seiten des Verbands besteht das abzulehnen. Mal davon abgesehen: Warum sollte man das überhaupt machen wollen? Davon hat ja nun wirklich keiner was.

  • In der DFB Spielordnung ist das bereits geregelt

    Zitat

    § 12
    Spielerlaubnis in Zweiten Mannschaften von Lizenzvereinen
    1. In Vereinspokalspielen des Deutschen Fußball-Bundes auf DFB-Ebene (§ 46 Nr. 2.1) und in Meisterschaftsspielen in allen Amateurspielklassen dürfen in Zweiten Mannschaften von Lizenzvereinen nur Spieler (unabhängig von ihrem Spielerstatus) eingesetzt werden, die mit Beginn des Spieljahres am 1. 7. das 23. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, sofern nachstehende Regelungen nichts anderes vorsehen.
    Darüber hinaus dürfen sich bis zu drei Spieler, die am 1.7. das 23. Lebensjahr bereits vollendet haben, gleichzeitig im Spiel befinden.
    In Pokalspielen auf Landesebene ist der Einsatz von Lizenzspielern nicht zulässig

    Die zweite Mannschaft muss also eine U23 sein.


    Die Aufnahme in die Hessenliga wird seitens der Eintracht beantragt, aber es gibt keinen Automatismus, dass der Antrag auch positiv beschieden wird. Aktuell werden offenbar die anderen Hessenligisten befragt. Die sind mehrheitlich aber für die Aufnahme der Eintracht, nicht zuletzt, weil sie sich für die Spiele zusätzliche Einnahmen versprechen. Aber die Entscheidung steht meines Wissens noch aus.


    Grüße

    Oliver

  • Mal wieder etwas in Bezug auf die jüngeren Jahrgänge. Das Stuttgarter Modell.

    "Wir möchten Talente unserer Region frühestmöglich identifizieren, ihre Entwicklung begleiten und grundsätzlich viel präsenter in der Region sein. Unser langfristiges Ziel ist es, dass Spieler aus dieser Region im VfB-Trikot in der Bundesliga spielen und nicht bei einem anderen Verein."

    Thomas Krücken (Quelle: stuttgarter-zeitung.de)

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    Ich werde das nie verstehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Ausbildung im NLZ von Bayern so viel besser ist als die in Gladbach. Oder ist es nur das Geld? - aber auch dann kann ich das nicht verstehen oder ist es wirklich so viel, dass die meisten schwach werden?

  • Hier ist das "Gesamtpaket" ein bisschen aufgeschlüsselt

    Zitat

    Die Kosten der Verpflichtung bewegen sich insgesamt auf 300.000 Euro, davon fließen 20.000 in die Kassen der Gladbacher, der Rest teile sich auf eine Unterschriftsprämie, Umzugspauschalen für die Eltern und ein Gehalt für den Spieler auf.

    Das sind schon ordentliche Summen =O


    Grüße

    Oliver

  • Zitat

    Rund 300’000 Euro kostet die Bayern die Verpflichtung des Youngsters. Den grössten Teil der Summe geht als Signing Fee an den Spieler bzw. dessen Eltern. Hinzu kommen Zahlungen wie Umzugspauschalen für die Eltern und ein Junioren-Gehalt für den Spieler. Die Ausbildungsentschädigung für Gladbach liegt bei über 20’000 Euro.

  • Das wird noch mehr zunehmen, in dem Alter können die Jungs noch nicht vertraglich gebunden werden, dass wissen die Vereine natürlich auch. Da ist die festgelegte Ausbildungsentschädigung dann relativ gering.


    Und wenn es Eltern gibt, die das dann auch mitmachen, kann ein Verein wie Gladbach im Prinzip ja gar nichts machen.

  • Ich werde das nie verstehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Ausbildung im NLZ von Bayern so viel besser ist als die in Gladbach. Oder ist es nur das Geld? - aber auch dann kann ich das nicht verstehen oder ist es wirklich so viel, dass die meisten schwach werden?

    Vermutlich war es schon immer der Traum der Familie in München zu leben und jetzt hat sich eine günstige Gelegenheit dafür ergeben;)

    Spaß beiseite:
    Einfach unfassbar, was da passiert.

    In zwei, drei oder vier Jahren hätte man den Schritt auch bei der Großen Entfernung nachvollziehen können.
    Jetzt ist es doch offensichtlich, dass die Bayern ein Schnäppchen machen wollten im Vergleich zu dem was das Ganze in 2,3,4 Jahren gekostet hätte wenn der Junge sich wunschgemäß in Mönchengladbach entwickelt hätte. Deswegen hat man die Familie mit dem Geld geködert. Im Prinzip eine schreckliche Wette auf die Zukunft von beiden Seiten.

    Ich weiß nicht, wo die Lebenshaltungskosten in Mönchengladbach so liegen (inkl. Miete), aber aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass das Geld, das die Familie bekommt vermutlich die Differenz der Lebenshaltungskosten zwischen Mönchengladbach und München für die nächsten 5 Jahre ausgleicht. d.h. verdienen tut daran niemand. Bleibt dem Jungen nur zu wünschen, dass er die Erwartungen erfüllt und am Ende nicht nur Verlierer übrig bleiben...

  • Und die Coaches, die den Jungen dann in der U15 wie im Full-Time Job trainieren müssen, bekommen das Geld mit ihren 450 € im Monat in paar Jahrzehnten zusammen...
    Das ist einfach unglaublich.

  • Zumal die großen Bundesligisten ja auch sich darüber beschweren, dass der deutsche Nachwuchs nicht gut genug sei. Klar hier wurde jetzt kein Ausländer importiert, aber so ein Verhalten zeigt ja trotzdem, dass den großen Klubs es nicht darum geht, die eigene Jugend zu fördern...
    Der größere Verein in meiner Umgebung (Halb-Profis in der Herren-Regionalliga) geht dem Motto nach "umso weiter die Distanz, umso besser muss der Spieler sein"

    Bei einem Wechsel von mehreren hunderten kilometern, muss da ja so ein riesen leistungsunterschied zu den eigenen spielern sein, dass er ja gefühlt jetzt schon der nächste Christiano Ronalde oder Messi sein müsste, und ohne dem jungen zu nahe treten zu wollen, ich bezweifle das

  • Zumal die großen Bundesligisten ja auch sich darüber beschweren, dass der deutsche Nachwuchs nicht gut genug sei. Klar hier wurde jetzt kein Ausländer importiert, aber so ein Verhalten zeigt ja trotzdem, dass den großen Klubs es nicht darum geht, die eigene Jugend zu fördern...

    Wie soll denn der Nachwuchs gut sein, wenn die im jüngeren Jugendbereich Hobbytrainer beschäftigen und diese dann auch (wie Du sagst € 450,-) zahlen. Ich fürchte ja, dass es im F oder E Jugendbereich noch weniger sein könnte.

    Es wird ja immer beklagt, dass es zu wenig Spieler gäbe, die mit ihrer Kreativität und Technik spielentscheidend sein können. So die Bolzplatzspielertypen halt. Hatte vor Kurzem das "Vergnügen" gegen den E2 Nachwuchs eines Bundesligisten spielen zu müssen. Bis auf einen waren die alle gleich groß, gleiche Schuhe an und spielten wie die Soldaten. Irgendwie glattgebügelt kamen mir die vor. Und dann waren sie noch überrascht, als sie Gegnerdruck bekamen. Ich war echt enttäuscht, wie wenig die Realität mit dem zu tun hat, was immer vollmundig gefordert und behauptet wird.

    Und wenn sie schon in der E Jugend glattgebügelt werden, dann werden sie in der C bis A Jugend wohl nicht unbedingt ihre Kreativität wieder finden.

  • Es wird ja immer beklagt, dass es zu wenig Spieler gäbe, die mit ihrer Kreativität und Technik spielentscheidend sein können. So die Bolzplatzspielertypen halt.

    eher ein vllt. weniger allgemeines Beispiel: kreative Bolzplatztypen können bei mir im Heimatverein gar nicht sich entwickeln, weil die Plätze für den Freizeitbedarf nicht geöffnet sind. Entspannt bisschen mit den Kumpels kicken? Fehlanzeige...


    Seit 1-2 Moanten bewege ich mich in etwas höheren Kreisen des Fußballs, seitdem ich mich entschieden habe, im Sommer als Jugendtrainer zu wechseln (ich habe dazu mal einen eigenen Thread erstellt)
    Und da merke ich ja, wie mit talentierten Spielern im Jugendfußball umgegangen wird. Ich will nicht mein zukinftigen Verein angreifen, weil meiner Meinung nach, ist der, der einzige der wirklich im Interesse der Kids handelt hier in der Umgebung, nur der Rest wirbt mit "jugendfußball für XYZ-Stadt" und legt dann Spielern, die Wechseln wollen, die größten Steine in Weg und geht mit anderen amateur-Klubs absolut schlecht um?