E-Jugend (U10) schon nach Leistung einteilen?

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  • Hallo zusammen,


    ich wollte einfach mal in die Runde fragen, wie es bei euch so gemacht wird mit der Neueinteilung der E-Jugend (U10)?


    Ich bin Trainer einer F-Jugend (U9), wir gehen komplett (14 Kinder) hoch in die E-Jugend, eine 2. F-Jugend (10 Kinder) geht ebenfalls hoch und es bleiben 18 Kinder (Jahrgang 06) in der Altersstufe.
    Jetzt haben unsere Jugendleiter folgende Idee. Alle 42 Kinder werden zu mehreren Auswahltrainings eingeladen und dann nach deren Können neu eingeteilt.
    Es soll wenig bis gar keine Rücksicht auf Freundschaften, jetziger Mannschaftszusammenhalt usw. genommen werden.


    Ich finde es als völligen Blödsinn, diese Zerteilung schon im E-Jugendalter vorzunehmen. Ab der D-Jugend, wo auch der Schulwechsel inkl. möglicher Freundeswechsel vollzogen ist, mag dieser Schritt ausreichen. Meiner Meinung nach!


    Wie seht ihr das? Wie wird es bei euch gemacht?


    Gruß Sven

  • Schick eure Jugendleiter auf den Trainerlehrgang (Trainer C), dann hätten sie nicht solche blöden Ideen.

    Ein Kind trainieren heißt nicht, eine Vase zu füllen, das heißt, ein Feuer anzuzünden

  • Du wirst zu diesem Thema viele Diskussionen hier im Forum finden. Beide Varianten haben Vor- und Nachteile.
    Wir handhaben es auch so, dass wir ab der E-Jugend leistungshomogene Mannschaften bilden. Sichtungstrainings veranstalten wir allerdings nicht. Wir beobachten die Kinder über einen längeren Zeitraum und besprechen die Einschätzungen dann unter den (alten und neuen) Trainern. Das setzt natürlich voraus, dass alle hinter dieser Vorgehensweise stehen.
    Das alles setzt natürlich eine gewisse Mindestgröße voraus. Wenn Du ohnehin nur 10 Kinder pro Jahrgang hast, macht das sicherlich nicht so viel Sinn.
    Welche Vorteile hat dieses Vorgehen? Kommen wir zunächst zum fußballerischen Bereich. Dadurch, dass Du weitestgehend leistungshomogene Mannschaften bildest, haben die Kinder eher die Möglichkeit, auf ihrem passenden Niveau zu spielen und zu trainieren. Wenn Du die verschiedenen Mannschaften auch in den entsprechenden Staffeln zum Spielbetrieb melden kannst, sorgt das auf jeden Fall für die passenden Herausforderungen.
    Aber auch im sozialen Bereich hat das Vortele. In der E-Jugend befinden wir uns in der 3.-5. Klasse - also rund um den Schulwechsel. In diesem Alter beginnen sie durchaus, ihre eigenen Fähigkeiten sowie die Fähigkeiten ihrer Mitspieler einzuschätzen und in Relation zueinander zu setzen. Du schützt mit diesem Vorgehen die schwächeren Spieler und sorgst für Erfolgserlebnisse. Ich behaupte sogar, dass manch schwächerer Spieler mit dem Fußball aufhört, weil er bei jedem Training und Spiel hoffnungslos überfordert ist.
    Natürlich kenne ich auch viele Deiner Gegenargumente.


    Es soll wenig bis gar keine Rücksicht auf Freundschaften, jetziger Mannschaftszusammenhalt usw. genommen werden.

    Das ist natürlich ungeschickt. Wer für die E1 vorgesehen ist, aber lieber mit seinem Freund in der E3 spielen will, soll das natürlich dürfen. Dieser Punkt hat übrigend auch eine andere Seite. Da ihr bislang in Jahrgängen spielt, konnten manche nicht mit ihren Freunden spielen. Wer im 2. HJ 06 geboren ist, geht mit Kindern des 1. HJ 07 in eine Klasse. Fußball lasst Ihr sie aber nicht zusammen spielen, obwohl sie evtl. beste Freunde sind.
    Was den Mannschaftszusammenhalt angeht, entwickelt sich das schneller als Erwachsene wahrhaben wollen. Meine aktuelle Truppe hat in der Vorsaison in vier unterschiedlichen Mannschaften gespielt. Teamgeist war von Anfang an da. Das liegt aber auch daran, dass wir im Verein immer wieder mannschafts- und altergruppenübergreifende Events veranstalten. Die Kinder treffen sich ohnehin mannschafts- und altersgruppenübergreifend zum Bolzen.


    Ich finde es als völligen Blödsinn, diese Zerteilung schon im E-Jugendalter vorzunehmen.

    Zerteilt (gerne wird auch das Wort zerreißen benutzt) Ihr die Mannschaften oder teilt Ihr sie einfach nur neu ein?


    Nach meiner Erfahrung haben die Kinder (bei entsprechenden Rahmenbedingungen) die wenigsten Probleme mit dieser Vorgehensweise. Kinder sind durchaus bereit, ihre Komfortzone zu verlassen und sich auf Neues einzulassen. Vorbehalte vor Neuem haben eher die Eltern... Nach meiner Beobachtung bilden sich aus vielen Mannschaften, die lange in gleicher Konstellation zusammenbleiben, Vereine im Verein...


    Eingebettet in ein Gesamtkonzept überwiegen für mich die Vorteile. Wenn das Ziel der Jugendleitung aber nur eine starke E1 ist, die alles weghaut, stimme ich Dir zu: Das ist Blödsinn.


    Was ich ganz wichtig finde:
    Wie auch immer man in diesem Punkt vorgeht - macht es immer gleich und ändert das Vorgehen nicht von Jahr zu Jahr.

  • Eine solch frühe Einteilung nach Leistung ist der erste Schritt hin zum relative age effect. In diesem Alter haben ältere Spieler (und seien es auch nur ein paar Monate) teilweise erhebliche Vorsprünge in der körperlichen Entwicklung und Spielerfahrung. Dadurch werden sie durch entsprechende Sichtungen häufiger als "talentiert" oder "besser" eingestuft. Ihr könnt ja mal beobachten, in welchen Monaten oder Quartalen die Spieler der jeweiligen Leistungsmannschaften geboren wurden.


    Das Problem ist, dass nur auf das derzeitige Leistungsniveau der Kinder geachtet wird, aber nicht darauf, wie es um die Entwicklungsfähigkeit bestellt ist. Aber genau das muss im Zentrum der Nachwuchsausbildung stehen. Studien deuten zudem darauf hin, dass man erst ab dem C-Jugendbereich solche Sichtungen vornehmen sollte, denn vorher ist es unmöglich vorherzusehen, wie die zukünftige Leistungsentwicklung sein wird.

  • Ihr könnt ja mal beobachten, in welchen Monaten oder Quartalen die Spieler der jeweiligen Mannschaften geboren wurden.

    Am Beispiel meiner aktuellen Mannschaft?
    3 x 1. Quartal
    3 x 2. Quartal
    3 x 3. Qaurtal
    2 x 4. Quartal


    Einer aus Q4 und zwei aus Q3 wären bei einer Stichtagsbetrachtung anders beurteilt worden. Gerade die beiden Q4er haben sich in Bezug auf Technik und Spielintelligenz enorm weiterentwickelt.
    Jeweils einer aus Q1, Q2 und Q3 war auch im letzten Jahr als jüngerer Jahrang schon in der E1 zusammen mit den 2004ern.
    Aus meiner Sicht führt gerade das Mischen der Jahrgänge dazu, den RAE zu umgehen.

  • Kommt darauf an, nach welchen Kriterien gemischt wird. Wenn man das biologische Alter betrachtet und technisch-taktische Fähigkeiten anstelle von konditionellen hervorhebt, kann man dem RAE durchaus vorbeugen. Das sind gute Strategien. Aber deren Anwendung erfolgt sehr selten. Beispiele dafür liefern unsere U-Nationalmannschaften. Bei der vergangenen U17-WM sind jeweils 9 Spieler des DFB im ersten und zweiten Quartal geboren worden (je 42,9%), einer im dritten (4,8%) und zwei im vierten (9,5%).

  • Ist den Philosophiefrage des Vereins...Konzept usw..


    Ich persönlich bin für eine Leistungseinteilung ab der F. Derzeit starke Kinder können tiefer bei ihren Freunden spielen, niemals aber umgekehrt! Mir gehts nicht um die Aussendarstellung, um die Liga, den Tabellenplatz, sondern nur um die optimale Förderung statt Über.- oder Unterförderung. Innerhalb des Teams wäre es Vereins.- und Trainerpflicht, kindgerechten SUPERFUN zu erzeugen und das von der F/E 1 bis 789!!!


    Oftmals sind diese Sichtungstermine innerhalb eines Vereins nichts anderes als dummes Gewäsch, gut gemeint, aber restlos unsinnig. Normale Trainer stehen gewichtig und wichtig am Rand, das Bierbäuchlein in Vorhalt und wichtiges Gesicht und Kindreibend...und sie merken meist nichtmal, welchen unnötigen Druck sie auf Eltern und Kinder verbreiten und am Ende steht dann das, was vorher schon feststand.


    Meistens kommt der dicke kleine Paule -TRAINERSOHN - in die E 1 und dort findet man ihn dauerhaft auf der 10...80prozentige Wahrscheinlichkeit und mehr, garantiert!


    Das was mir ein Sichtungstraining attracktiv macht ist nicht die Möglichkeit auf Leistungseinteilung sondern


    der SCHUTZ für den Verein und die Sicherung des sozialen Friedens bei diesen jährlich wiederkommenden Streitigkeiten, die meist auf dem Rücken von B-jugendlichen oder frischen A-Jugendlichen Trainers ausgetragen werden. Da wird dann, wie uncharmant oben beschrieben...an den Entscheidungen übelst persönlich oder über Telefon im Nachhinein herumgenörgelt.


    WAS wäre wenn man es so handhaben würde, dass mehrere Trainer UNABHÄNGIG voneinander die Einteilung entscheiden....?


    Und wie wäre das so möglich, so man die Maßnahme für wichtig erachtet?


    Antwort/Idee:


    Man richtet gemessen an der Spielerzahl mehrere Kleinfelder für ein 3:3 ein.
    An jedem Feld steht EIN erfahrener Trainer.
    Der Trainer hat eine Namensliste wo senkrecht die Namen erfasst sind.
    Waagerecht stehen die Ziele der zu sichtenden Jugend, hier eine E...Ziele könnten sein:
    Spielintelligenz, Torschuss, Antrittsschnelligkeit, Technik, Spielübersicht, Zweikampf usw..
    Der sichtende Trainer vergibt 1 bis 5 Punkte.


    Nach max. 5 Minuten drei Minute Pause...dann neue Runde, die Mannschaften rücken nach links weiter ins neue Feld zum neuen Sichtenden...mit gleicher Liste.


    Am Ende wird abgerechnet. Über die letzten Plätze wird diskutiert.


    Im ERGEBNIS gibt es eine deutliche Sprache von allen neutral aber gemeinsam erarbeitet. Das könnte so jährlich wiederholt werden und im offiziellen Konzept des Vereins stehen und so würde es als feste unanfechtbare Maßnahme die nicht mehr diskutiert wird hingenommen werden. Trainersöhne spielten dort, wo sie hingehören.

  • Nur zwei kurze Punkte zur Ergänzung, wurde ja schon vieles gesagt:


    1. Ein Sichtungstraining kann (und sollte, aus meiner Sicht) man sich komplett sparen, wenn die Trainer der "neuen" Teams immer mal wieder bei den Jüngeren reinschauen. Ist bei uns zum Glück seit letzter Saison so. Der Übergang funktioniert relativ gut, weil a) die Trainer schon untereinander geredet haben b) die kids immer mal wieder beobachtet werden und nicht ein "Stichtag" entscheidet und c) den Eltern das Vorgehen relativ früh und klar kommuniziert wird. Ebenfalls ist klar, dass im Zweifel der aufnehmende Trainer bzw. das Team aus aufnehmenden Trainern entscheidet. Wenn dann noch eine gewisse Offenheit für sinnvolle (nicht für alle) Argumente der Eltern vorhanden ist, funktioniert es nach meiner Erfahrung relativ gut.


    2. Meine Wahrnehmung ist, dass es in fast jedem Jahrgang zwischen 2 und 5 Spieler gibt, bei denen für alle klar ist, dass sie in die "Erste" gehören - bei ca. ebenso vielen ist klar, dass sie noch nicht so weit sind. Die "breite Masse" dazwischen sind Kinder, die unterschiedlich beurteilt werden und insofern relativ nahe zusammen liegen. Aus meiner Sicht sollte man sich erst einmal überlegen, welche Kinder man in jedem Fall in einem Team haben möchte. Auch das kann dann schon ein paar Diskissionen erleichtern.


    @JSG-Trainer würde ich raten, die Trainer der E-Teams mal zu ein paar Spielen einzuladen und mit ihnen Deine Einschätzungen zu diskutieren. Die Kommunikation mit den Eltern ist auch einfacher, wenn es sich um einen gemeinsamen und gemeinsam getragenen Entscheid der E- und F-Trainer handelt. Wenn man statt dessen ein Sichtungstraining ansetzt, finde ich das eigentlich ein Unding und das spricht auch nicht gerade für eine Wertschätzung der F-Trainer seitens des Jugendleiters bzw. der E-Trainer.


    Auf der anderen Seite ist die Situation, dass die sogenannte "Zweite" die "Erste" nach wenigen Monaten überholt oder gleichzieht keine Seltenheit, gerade im E/D-Alter. Manche kids entwickeln sich so richtig gut, wenn die einstigen "Stars" weg sind und sie mehr Verantwortung übernehmen können oder müssen. Auch deswegen ist so eine Einteilung bei 42 Kindern weder in Stein gemeisselt, noch bedeutet sie zwangsläufig, dass manche Kinder weniger gut gefördert werden.

  • 42 Kinder auf 4 Teams verteilen
    (immer davon ausgehend, da sind keine Kinder dabei die mittendrin mal 2 Monate wegbleiben...)
    Stärkste Älterer Jahrgang (wirklich die stärksten) E1
    Stärkste Jüngerer Jahrgang (wirklich die stärksten) E2
    Beide Teams mit jeweils 10 Kindern.
    Rücksicht nehmen auf Härtefälle. Diese Härtefälle z.B. Geschwister, Soziales, Mädchen, etc. dann in der E3 und E4.


    Trainer der E3 und E4 müssen sich dann einigen auf die Kinder, wobei E3 eher die älteren und E4 eher für die jüngeren.


    Warum ich es so machen würde?
    Ein Trainer ist in meinen Augen eine wichtige Bezugsperson für die Kinder. Daher bin ich kein Freund davon Kinder immer wieder hin und her zuschieben, denn auch in der Schule bleiben in den Klassen 1-4 der/die Klassenlehrer/in gleich. Das geht meiner Meinung nach einfacher, wenn der Kern mit dem Trainer zusammenbleibt.


    Auf diese Weise kann der Verein/die Trainer die Ausbildungsziele der Jahrgänge viel besser planen und kein Kind wird überfordert, bzw. unterfordert. Wie es beim 2vs2 oder 3vs3 dann offensichtlich wird, wenn falsch eingeteilt wurde.


    E1 trainiert anders, als eine E2 die frisch aus der F kommt.



    Trainer der E2 übernimmt nächste Saison dann die E1, mit dem Kader den er jetzt schon hat.
    Eventuell fallen in der E3/E4 dann einige Talente auf.
    Und die neue E2 besteht aus der F1 dieser Saison und jeder im Verein kann sich darauf einstellen.
    Der Trainer der E3 geht dann mit hoch in die D-Jugend.
    Der Trainer der E4 übernimmt dann die neue E3 und die Truppe kennt sich auch schon.

  • Schick eure Jugendleiter auf den Trainerlehrgang (Trainer C), dann hätten sie nicht solche blöden Ideen.

    Wenn man dabei sicher stellen könnte, dass sie dort nicht auch noch so`n Blödsinn von wegen Leistungseinteilung, sobald die Kinder keine Pampers mehr tragen, erzählt bekommen?


    Dass auch Jugendleiter gerne "Kinder-Dorfbundesliga" spielen wollen, ist nicht ganz neu. Häufig wird die Einteilung nach Leistung als Argment für die Gründung einer JSG genannt. Das Ergebnis dieser Form von Leistungseinteilung ist dann, das sich die Anzahl der JSG-Spieler nach einer Saison nahezu halbiert, weil man sich ja nur noch um die Elite kümmern muß.

  • Schick eure Jugendleiter auf den Trainerlehrgang (Trainer C), dann hätten sie nicht solche blöden Ideen.

    Als ich den C-Breitensport gemacht habe, war das aber, zumindest bei uns im Lehrgang, leider kaum ein Thema.. Ich habe vielmehr den Eindruck, dass es da sehr auf den Referenten und die Meinungen innerhalb der Gruppe ankommt.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Als ich den C-Breitensport gemacht habe, war das aber, zumindest bei uns im Lehrgang, leider kaum ein Thema.. Ich habe vielmehr den Eindruck, dass es da sehr auf den Referenten und die Meinungen innerhalb der Gruppe ankommt.

    @Dirk Coerverfan hat ja offen gelassen, was genau er für eine blöde Idee hält: die Einteilung nach "Leistung", das Durchführen eines Sichtungstrainings, das rigorose "Durchziehen" der Einteilung durch die Trainer...


    Für mich ist das eigentliche Unding an der Sache, die @JSG-Trainer schildert, dass es offenbar keine Kommunikation und kein Vertrauen zwischen E- und F-Trainern gibt. Hier im Forum gibt es zu Einteilung, Sichtung etc. immer unterschiedliche Meinungen, und je nach Situation haben wohl auch alle ihre Berechtigung. Aber wichtig ist doch zunächst, dass man als Verein halbwegs eine Linie hat und vor allem vernünftig miteinander redet. Wir haben jahrelang mit der Aufteilung nach Stärkeklasse (erst) in der C begonnen, damit hatte nie jemand ein Problem, alles gut. Für die nächste Saison haben wir absehbar die Situation, dass es in der E eine starken Jahrgang gibt und gleichzeitig viele Anfänger. Da hat sich eine solche Einteilung aufgedrängt, man hat einigermassen früh begonnen miteinander zu reden und wird das Ganze mit Augenmass (Geschwister, Freundschaften ...), aber schon auch mit Bestimmtheit durchziehen - das zumindest mein Eindruck und meine Hoffnung heute. Das ist das erste Mal, dass ich erlebe, dass die Dinge bei uns so aussehen, als würden sie geordnet, mit viel Kommunikation und halbwegs zur Zufriedenheit aller laufen. Da ist es doch wichtiger, dass man eine Lösung gefunden hat, mit der alle leben können und die jeder vertreten kann, als dass sich irgendein Kifu-Fundamantalist, der meint, genau zu wissen wie es geht, durchsetzt.


    Insofern: zum Glück wird hier im Lehrgang nicht von der Kanzel gepredigt, was denn die richtige Lösung zu sein hat. Die findest Du nur vor Ort.

  • @Dirk Coerverfan hat ja offen gelassen, was genau er für eine blöde Idee hält: die Einteilung nach "Leistung", das Durchführen eines Sichtungstrainings, das rigorose "Durchziehen" der Einteilung durch die Trainer...

    Stimmt, das hat er nicht, aber ich habe mir da eine Mutmaßung erlaubt, die auf sein vielen Beiträgen im Forum und dem persönlichen Kontakt von der Trainertech fußt. Es kann aber durchaus sein, dass er einen Mix aus den Ideen meint, von denen @JSG-Trainer berichtet.


    Für mich ist das eigentliche Unding an der Sache, die @JSG-Trainer schildert, dass es offenbar keine Kommunikation und kein Vertrauen zwischen E- und F-Trainern gibt.

    Das ist ganz sicher ein Problem, aber kein sonderlich ungewöhnliches. Häufig fehlt es doch in Vereinen an der Bindung zwischen den Mannschaften, am Austausch mit den Kollegen, an der gemeinsamen Idee und Vorstellung. Stattdessen kocht doch typischerweise oder zumindest recht häufig jeder sein eigenes Süppchen und die Jugendleitung ist froh, dass es Trainer für alle (oder möglichst viele) Mannschaften gibt und da der Alltag einigermaßen reibungslos verläuft. Naja, und wenn jeder seine eigenen Ziele verfolgt, dann müssen diese nicht zwangsläufig miteinander im Konflikt stehen, die Wahrscheinlichkeit, dass maßgebliche Unterschiede vorhanden sind ist aber recht groß. Da kein Austausch stattfindet, hält jeder seinen Weg für den richtigen, und nach und nach werden die Gräben immer tiefer..


    So sollte es nicht sein, keine Frage. Aber es bedarf halt einer (in dieser Hinsicht) guten und ziemlich engagierten Jugendleitung und/oder einer sehr kooperativen Gruppe von Trainern, um dauerhaft bessere Zustände zu etablieren.


    Aber wichtig ist doch zunächst, dass man als Verein halbwegs eine Linie hat und vor allem vernünftig miteinander redet. Wir haben jahrelang mit der Aufteilung nach Stärkeklasse (erst) in der C begonnen, damit hatte nie jemand ein Problem, alles gut. Für die nächste Saison haben wir absehbar die Situation, dass es in der E eine starken Jahrgang gibt und gleichzeitig viele Anfänger. Da hat sich eine solche Einteilung aufgedrängt, man hat einigermassen früh begonnen miteinander zu reden und wird das Ganze mit Augenmass (Geschwister, Freundschaften ...), aber schon auch mit Bestimmtheit durchziehen - das zumindest mein Eindruck und meine Hoffnung heute.

    Das Thema ist beleibe nicht einfach. Ich bin auch völlig bei dir, dass es wichtig und überaus wünschenswert ist, dass der Verein eine bestimmte Linie fährt. Leider sehe ich das aber eher selten, meistens wird aufgrund der sich aktuell bietenden Situation in den jeweiligen Jahrgängen und Altersklassen entschieden. Planungssicherheit sieht anders aus... Du schilderst ja auch, dass Ihr jetzt in einer Situation seid, in der Ihr von der bisherigen Regel abweichen möchtet. Ich verstehe durchaus, dass man flexibel bleiben möchte, vieles nicht planen kann und auch der Situation angemessen pragmatisch entscheiden möchte. Aber ich finde es auch schwierig, so eine Regelung in der Art, wie du sie anstrebst, tatsächlich durchzuziehen. Da sind mir einfach zu viele nicht greifbare Variablen drin. Was ist z.B. wichtiger, die Freundschaft oder die fußballersiche Eignung? Wie wird die fußballerische Leistung (synonym mit "EIgnung" eben) quantifiziert und welcher Punkteunterschied darin rechtfertigt dann die Auflösung einer Freundschaftsbeziehung, etc... Das wird recht schnell intransparent und für die Eltern nicht nachvollziehbar, so dass der Verdacht der Entscheidung des Trainers nach Nasenfaktor rasch aufkommt. Und die Gefahr, dass nicht ganz so verantwortungsbewusste Trainer dieses Verfahren nutzen und tatsächlich nach Nasenfaktor entscheiden, ist dann ja durchaus auch reell.


    Ich sage nicht, dass Ihr das nicht machen sollt und ich es Euch nicht zutraue. Man kann, wenn die Umstände günstig sind, wahrscheinlich eine Einteilung auch so hin bekommen. Aber ich würde befürchten, dass sie jedes Jahr aufs Neue schwierig und konfliktträchtig wird.


    Mir persönlich ist eine Einteilung nach Leistung bereits in der F-Jugend, wie sie @Andre bevorzugt, noch zu früh, in dieser Altersklasse würde ich Mannschaften eher noch ähnlich stark bilden und auch versuchen, möglichst alle Kinder der Altersstufe oder des Jahrgangs gemeinsam zu trainieren. Auch weil in der F-Jugend noch sehr viele Kinder neu hinzu kommen. Wenn es nur nach mir ginge und die Welt, inklusive vor allem also der Fußball spielenden Kinder und ihrer Eltern sowie sämtlicher Sportvereine, so wäre, wie ich sie mir wünschte, würde ich auch in der E-Jugend noch gemischt trainieren und in wechselnden Kadern spielen. Die Einteilung nach Leistung fände dann beim Übergang in die D-Jugend statt. So, wie die Welt aber hier ist, rennen einem vor allem die stärkeren Spieler weg, wenn man sie die komplette E-Jugend hindurch dazu nötigt, mit den schwächeren zusammen zu bleiben. Ich kann das zum Teil auch verstehen, es macht einfach viel mehr Spaß, mit anderen Spielern zusammen zu spielen, die ein ähnliches Niveau haben, wo auch mal ein Spielzug klappt, anstatt dass man immer wieder mit den (als solche empfundenen) Nulpen auf dem Platz steht, die keinen Ball annehmen können, diesen ständig verlieren, die einem keinen einzigen gescheiten Pass spielen können und sich nie frei laufen, von so was wie einem Doppelpass, den einige E-Junioren ja durchaus schon drauf haben, ganz zu schweigen. Beachtet bitte: das ist jetzt nicht meine Meinung als Trainer, sondern ich versetze mich in die Lage eines stärkeren Spielers in einer sehr heterogenen Truppe. Und wenn es da Alternativen gibt, die attraktiver erscheinen, dann ist es doch nachvollziehbar, dass diese Spieler und/oder ihre Eltern zu sie ergreifen. Das spielt sich übrigens vor dem Hintergrund ab, dass es (bei uns) in der E-Jugend Tabellen gibt, und für die E1 auch eine zweistufige Ligastruktur mit Kreisliga und mehreren gleichrangigen Kreisklassen, in der der Erste der Kreisliga am Saisonende der Kreismeister ist. Außerdem gibt es auch eine E-Jugendkreisauswahl und am Ende der E-Jugend ja die Sichtungstermine für den DFB-Stützpunkt. D.h. der Wettbewerb beginnt faktisch einfach von den Rahmenbedingungen her in der E-Jugend, die Augen davor verschließen kann eigentlich nur der, der im Wolkenkuckucksheim wohnt.


    Daher werden wir zur kommenden, zweiten E-Jugendsaison unseren Kader auch nach Leistung einteilen. Die stärkere Mannschaft wird dann das Erbe der aktuellen E1 antreten und versuchen, die Kreisliga zu halten. Und die schwächere Mannschaft wird Kreisklasse spielen, und das wird für sie mit Sicherheit schon sehr anspruchsvoll werden... Die Einteilung aber werden nur wir Trainer gemeinsam nach empfundener Leistungsfähigkeit vornehmen -- die Perspektive bzw. das Potenzial, das wir in einem Spieler sehen, wird da sicher auch eine Rolle spielen. Ich möchte bewusst nicht auf Freundschaften Rücksicht nehmen und würde auch Geschwister nur zusammen halten, wenn die fußballerischen Qualitäten dies rechtfertigen. Die Einteilung ist dann erst mal so. Wer wegen z.B. Freundschaften oder anderer Gründe mit seiner Gruppe unglücklich ist, kann gerne dann freiwillig nach unten wechseln, wofür dann der Nächstbeste auf der Liste der Trainer aus der unteren Gruppe nach oben rückt. Der umgekehrte Weg ist aber nicht möglich.


    Ich halte ein klares Verfahren für sehr wichtig, denn man kann es ja anderen Eltern kaum verdenken, wenn sie auch mit ihren persönlichen Anliegen vorbei kommen, wenn man mal damit angefangen hat, auf diejenigen einzelner Familien einzugehen. Wo soll man denn dann aufhören?

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Mir persönlich ist eine Einteilung nach Leistung bereits in der F-Jugend, wie sie @Andre bevorzugt, noch zu früh,

    Mir - aus fussballerischen Gründen ...eigentlich auch! Ich bin umgekehrt nicht der Meinung, das Leistungseinteilung schadet...so wichtig ist sie in dieser Altersgruppe noch nicht.


    - So richtig ehrlich betrachtet - propagiere ich sie eigentlich, weil mir der Gedanke im Hintergrund mitspielt, ...nämlich, dass viele Trainer versteckt bis offiziell bestimmte Kinder nicht ausreichend spielen lassen (Gewinndenken), was vielleicht (so meine Hoffnung) bei einer homogenen Truppe..."gemäßigter" stattfinden würde. "Ungerechtigkeiten" finden da dezimierter statt...so meine Annahme.

  • @tobn
    Für die bestmögliche Mannschaftszusammenstellung orientiert sich sicher zunächst einmal an den Möglichkeiten innerhalb des Vereins. Dabei gilt es alle Interessen bestmöglich miteinander zu kombinieren. Werden Entscheidungen getroffen, die vereinsintern an der Realität vorbei gehen, bzw. nicht einmal vorher mit den verantwortlichen Trainern für eine Übereinstimmung gesorgt, dann verlassen als Erstes die Kinder und danach auch die Trainer den Verein, um sich bessere Rahmenbedingungen zu suchen.


    Ja, du hast sicher auch Recht, als das mit der Sichtung für die Kreisauswahl, später dem DFB-Stützpunkt ein weiterer Konkurrenzkampf startet. Jeder möchte gerne daran teilnehmen, jeder hat verschiedene Vorstellungen, wer daran teilnehmen darf. Auch unter den Auswahltrainern gibt es unterschiedliche Vorstellungen, sodass selbst die "Gutmeinenen" nicht sicher sein können, ob sie sich gerade in einem "Wolkenkuckucksheim" befinden oder sich bei ihren Ideen im Klaren sind, was später daraus werden soll. So haben z.B. die Nachwuchs-Internate der Buli-Vereine auf Basis ihrer Erfahrungen eine Art "Talent-Pflichtenheft" für die wenigen, heißbegärten Ausbildungsplätze entwickelt. Ihnen genügt es nicht, dass Spieler A in irgendwelchen Auswahlen gespielt haben. Für sie zählen auch internationale Talent- und Ausbildungsmaßstäbe. Dennoch ist eine zuverlässige Erfolgsprognose schwierig. Sobald ein Talent auch nur in die Nähe der gewünschten Karriere gelangt, halten auch schon Berater ihre Hand weit auf.


    Aber kommen wir zurück zur Situation im F und E-Jugend-Bereich. Natürlich hat man rasch Erfolge, wenn man sich die Besten aussucht! Jedoch hat dies kaum eine Aussagekraft für die spätere Entwicklung, denn sämtliche Aussagen treffen nur auf das hier und jetzt zu. Talentmerkmale lassen sich nicht zuverlässig nach Verein, Wohnort oder Geburtsdatum festschreiben. Wenn aber selbst Auswahltrainer von NLZ, DFB oder dem Verband lediglich Leistungen begleiten können, wie schwierig wird es dann erst für "normale Vereinstrainer" die Leistung als alleiniges Merkmal einer Mannschafszusammenstellung zu wählen.
    Da sollte man sich doch besser in dem Terrain aufhalten, in dem man sich dank seines Sozialisierungsprozesses sehr gut auskennt. Das sind die Mitmenschen, für die es gute Kompromisse im Verein zu schmieden git! Bei einem hohen Maß an Zufriedenheit werden sich alle Kinder gut entwickeln können, sodass man zu einem späteren Zeitpunkt eine größere und bessere Auswahl treffen kann.

  • Die Einteilung aber werden nur wir Trainer gemeinsam nach empfundener Leistungsfähigkeit vornehmen -- die Perspektive bzw. das Potenzial, das wir in einem Spieler sehen, wird da sicher auch eine Rolle spielen.

    Aus der Erfahrung einiger Jahre kann ich Dir sagen, dass der Vorwurf, nach Nasenfaktor einzuteilen, immer mal wieder kommen mag. Umso wichtiger ist es, die Einteilung im Team aus neuen sowie alten Trainern und optimalerweise einem neutralen Beobachter durchzuführen.

  • Aus der Erfahrung einiger Jahre kann ich Dir sagen, dass der Vorwurf, nach Nasenfaktor einzuteilen, immer mal wieder kommen mag. Umso wichtiger ist es, die Einteilung im Team aus neuen sowie alten Trainern und optimalerweise einem neutralen Beobachter durchzuführen.

    Ja, das glaube ich gerne, und ich stimme dir auch zu, was das Gegenmittel anbelangt. Bei uns bleiben die Trainer zumeist den ganzen Kinderbereich über bei ihren Mannschaften, wir sind also die derzeitigen sowie die künftigen Trainer. Den Umstand, dass die Trainer bei ihren Mannschaften bleiben, finde ich übrigens nicht optimal, es ist aber halt typischerweise so, nicht zuletzt bestimmt auch wegen des hohen Anteils an Vatertrainern, die wir haben. Ich bin da aktuell im Kinderbereich eine von zwei Ausnahmen, und habe selbst ja auch einen Papatrainer neben mir..

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • neutralen Beobachter

    Wen oder was meinst du damit?


    Falls du "Sichter" damit meinst, kann ich dir nur sagen, die sind auch nicht neutral! Hier gilt es ebenfalls, relativ schnell eine Einigung herbei zu führen, die da klaur lautet Ja oder Nein. Sonst gibt es eine Endlosdiskussion, bei der man keinen Deut weiterkommt!


    Einerseits ist eine Konstellation über 2 Jahre ein Team zu führen ganz gut, denn dann spielen ja nicht nur Saisonziele eine Rolle. Andererseits gibt es kein Allheilmittel fßr die Aufgabe der Leistungsbeurteilung.

  • @tobn: Ich glaube, wir sind uns da in der Sache ziemlich nahe ... wir haben es in den letzten beiden Jahren einfach besser hinbekommen, miteinander zu reden und eine gemeinsame Linie zu finden. Ich bin nicht so naiv zu denken, wir hätten da jetzt eine Vorgehensweise für die Ewigkeit entdeckt. Auch nicht, dass jetzt alle jubeln. Habe es vielleicht nicht so beschrieben, dass man es gut nachvollziehen kann, weil es mir jetzt nicht darum ging, "unser" Modell als das "Richtige" darzustellen.


    Mein Punkt war (und meine Freude im Moment ist), dass wir jetzt endlich hinreichend miteinander reden, von ca. U16 bis U9, sich die Einen für die Arbeit, die Teams und (vor allem) die Kinder der Anderen interessieren ... habe in den letzten Wochen aushilfsweise die E1 und die C2 beim Spieltag betreut, und in beiden Fällen waren jeweils zwei andere Trainer der Vereins da. Deswegen ist man sich nicht in allen Punkten einig, aber wir sind endlich (so mein - vielleicht doch naiver? - Glaube) so weit, dass es gegenseitigen Respekt, Anerkennung und Zuhören gibt. Und dann kann man den Eltern gegenüber eine klare, aber in Massen eben auch flexible Linie fahren. Wie gesagt - vom Vorgehen hört sich das ähnlich an wie bei Euch. Wir kennen allerdings auch schon die Präferenzen vieler Eltern und Kinder (die beleibe nicht immer nur sind, in der bestmöglichen Mannschaft zu spielen), so dass wir gerade zuversichtlich sind, den Wechsel gut über die Bühne zu bekommen und (noch wichtiger) alle Teams so aufgestellt haben, dass die kids in guten Händen sind. Und jetzt kommen wir dann wieder zu dem Punkt mit den "unzufriedenen" Eltern - mit denen ist eben einfacher zu reden, wenn sowohl das aufnehmende als auch das abgebende Trainerteam die Zuteilung bestätigt und für gut befindet.