Als Trainer zum Nachbarverein

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  • Zu meiner Situation: Bin 18 Jahre jung, coache momentan die F-und die E-Jugend meines Dorfvereins und wollte nächste Saison in jedem Fall etwas kürzer treten, eventuell sogar ganz aufhören, weil ich nächstes Jahr auch noch Abitur schreiben werde. Ich mach den ''Job'' seit 2,5 Jahren ehrenamtlich und hatte damit niemals ein Problem. Jedoch bin ich momentan finanziell ein wenig schwach aufgestellt, da es als Schüler nicht so einfach ist, ein Auto in Stand zu halten, mit dem ich zur Schule fahre und auch zu den Spielen meiner Jungs.
    Ich habe dem Jugendobmann dann vor ca. 1-2 Monaten meine Entscheidung mitgeteilt, der Jugendarbeit im Dorfverein erst einmal den Rücken zuzukehren. Da 2-3 meiner besten zu unserem größeren Nachbarverein gewechselt sind hatte ich auch zu diesem Verein ein paar Kontakte und so kam es, dass mich derer Jugendobmann vor gut 2-3 Wochen angeschrieben hat und mir geschrieben, dass sie Interesse an mir hätten. Dort könnte ich mit einem Partner zusammen, 12 Kinder betreuen und würde mir aus einem Pool von ca. 40 Spielern, mir eine E1 aussuchen. Zudem würde ich finanziell unterstützt werden. In meiner momentanen Situation bin ich häufig alleine mit bis zu 20 Kindern auf dem Platz, was ich zugegeben, nicht immer einfach finde.
    Gestern auf der Abschlussfeier habe ich dann meine Entscheidung bezüglich des potentiellen Wechsels mitgeteilt, dass ich darüber nachdenke, auf Grund der schon genannten Argumente. Daraufhin wurde ich aufs übelste beleidigt und bin dann auch relativ schnell gegangen. Der Lokalpatriotismus ist bei einigen da ziemlich doll durch die Decke gegangen. Vor allem, dass ich dann als Herrenspieler im Dorfverein bleiben würde, wurde mir an den Kopf geworfen.
    Kennt ihr ähnliche Situationen und was denkt ihr darüber, soll ich den Schritt trotzdem nehmen und wagen?
    MfG.

  • Als nicht-Trainer kenne ich solche Situationen natürlich nicht, aber ich denke, man sollte das auch etwas mit einem Job vergleichen: wenn man bessere Konditionen kriegt, die wirklich einen Unterschied machen (als Berufstätiger sollte man nicht wegen eines Taschengeldes wechseln), sollte man auch wechseln. Aber nicht einfach so abhauen und auf nimmerwiedersehen sagen.


    Wenn den Leuten viel an Dir liegen würde, sollten sie sich über den "Karriereschritt" freuen oder auf nettere Weise ihr Bedauern ausdrücken. Sie könnten auch mal darüber nachdenken, warum sie Dir diese Konditionen nicht bieten können, oder versuchen, ein vergleichbares Angebot zu machen. Warum wird es eigentlich negativ gesehen, dass Du in der Herrenmannschaft bleibst? Profitierst Du von der Mannschaft so sehr, dass die sich ausgenützt fühlen? Sind die anderen in der Mannschaft alle Jugendtrainer? Die Treue zum Heimatverein hat bei den meisten Spielern ihre Grenzen, und eigentlich sollten sie Dir viel Erfolg wünschen mit deinem tollen Angebot und gleichzeitig sagen, dass sie sich auch sehr freuen würden, wenn Du in der Herrenmannschaft weitermachst und in Zukunft vielleicht auch wieder als Trainer zurückkommst.


    Aber die Realität sieht anders aus, und damit muss man irgendwie zurechtkommen. Man sollte auf jedem Fall die Brücken nicht abbrennen lassen, sondern den Leuten etwas Zeit geben, sich an den Gedanken zu gewöhnen, und dann vielleicht in Ruhe nochmal miteinander sprechen, um dann im Guten auseinanderzugehen. Oft werden solche starken Emotionen erstmal geäußert, ohne dass groß drüber nachgedacht wird. Es gibt im Verein hoffentlich den einen oder anderen (etwas älteren, viele tun sich schwer, gegenüber jüngeren Fehler einzugestehen), der Dich versteht und Dir dabei helfen kann, die anderen zu beruhigen.


    Ich wünsche auf jedem Fall viel Erfolg, und vielleicht gelingt es Dir ja, die Vereine einander näher zu bringen (Freundschaftsspiele und so).

  • Du trainierst dann A und spielst für B.


    Wie sieht man das denn in beiden Vereinen?
    Kann es da evt Probleme geben, sei es vom neuen Verein oder evt schlimmer für dich - aus der Aktivenmannschaft?


    Zudem finde ich es legitim, wenn du bei A mehr Geld bekommst für gleiche Leistung...vielleicht kann B nachrüsten und dir ein ähnliches Gehalt bieten?

  • Finnek96:


    Wenn dich die Aufgabe reizt und du finanziell mit dem Angebot zufrieden bist, dann mach es. Warum solltest du in dem einen Verein finanzielle Einbußen in Kauf nehmen, wenn du in dem anderen Verein angemessen entschädigt wirst.
    Das Wichtigste wäre für mich jedoch der eigene Schulabschluss. Hier solltest du überlegen, ob du wirklich zusätzlich noch die Zeit und Energie aufbringen kannst, ehrenamtliche Tätigkeit in einem Verein zu leisten, zumal du auch noch ein eigenes Hobby betreibst.

  • Gestern auf der Abschlussfeier habe ich dann meine Entscheidung bezüglich des potentiellen Wechsels mitgeteilt, dass ich darüber nachdenke, auf Grund der schon genannten Argumente. Daraufhin wurde ich aufs übelste beleidigt und bin dann auch relativ schnell gegangen. Der Lokalpatriotismus ist bei einigen da ziemlich doll durch die Decke gegangen. Vor allem, dass ich dann als Herrenspieler im Dorfverein bleiben würde, wurde mir an den Kopf geworfen.

    Um welche Abschlussfeier ging´s denn da? Herrenmannschaft oder eine der Kindermannschaften?


    Aber wie auch immer...:
    Versuche das mal aus der Sicht derer zu sehen, die Dich kritisieren.
    Zuerst sagst Du, dass Du aus zeitlichen Gründen kürzertreten willst. Als Dir jemand Geld bietet, spielt die Zeit plötzlich keine Rolle mehr. Ich kann das aus der Perspektive einen 18-jährigen Schülers vollkommen verstehen. Dennoch solltest Du darüber nachdenken, wie das auf andere wirken kann. In einem kleinen Verein brodelt da schnell die Gerüchteküche und Vermutungen werden ruckzuck als Tatsachen weitererzählt.
    Dann gibt´s da noch einen weiteren Aspekt: Offensichtlich habt Ihr da einen Nachbarverein, zu dem Eure stärkeren Spieler wechseln. Passiert das vielleicht sogar öfter und ggf. auch im Herrenbereich? Und dieser Nachbarverein ist offensichtlich auch noch finanzkräftiger. Da bekommen solche Vorgänge schnell eine Eigendynamik...

  • Mich würden etwas nähere Informationen auch interessieren, bevor ich mir ein Urteil erlauben wurde. So hast du ja deinem bisherigen Jugendobmann wohl erzählt, dass du nicht weiter machst, damals aber, da er noch nicht zur Debatte stand, wohl nichts von dem Wechsel zum anderen Verein gesagt. Wem hast du jetzt auf wessen Abschlussfeier und in welcher Form von deinen Wechselabsichten erzählt, und wer hat dich daraufhin beleidigt? Wärst du bereit gewesen, im bisherigen Verein weiter zu machen und das Angebot des anderen Vereins auszuschlagen, wenn man dir bessere Bedingungen geboten hätte? Und wie hätten sie dazu aussehen müssen? Oder reizt dich vor allem die Vorstellung, in der nächsten Saison eine recht starke E1 trainieren zu können?


    Solch heftige Reaktionen haben in aller Regel keine rationalen Gründe, sondern sind Ausdruck von Emotionen, in diesem Fall solche der negativen Sorte. Das ist wahrscheinlich ein Mischmasch aus Angst, Enttäuschung, Abweisung und was weiß ich noch alles. Ich musste da gerade an die ???-Folge "Der Superpapagei" denken, in der Justus Jonas sinniert: "Er ist wütend, und Wut entspringt aus Angst, jetzt hat er Angst vor uns." Wenn dieser Nachbarverein als, vielleicht sogar übermächtige, Bedrohung wahrgenommen wird, dann würden mich solche Reaktionen, wie du sie erlebt hast, nicht wundern..

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Das erste was ich gemacht hätte, wäre, dass ich zu meinem jetzigen Verein gegangen wäre und von dem Angebot des Nachbarvereins berichtet hätte. Vielleicht hatten sie dir ein gleichwertiges Angebot gemacht oder sogar nachgebessert . Für mich hört es sich so an, als hättest du deinem jetzigen Verein keine Chance gelassen dich zu halten.

  • Das erste was ich gemacht hätte, wäre, dass ich zu meinem jetzigen Verein gegangen wäre und von dem Angebot des Nachbarvereins berichtet hätte. Vielleicht hatten sie dir ein gleichwertiges Angebot gemacht oder sogar nachgebessert . Für mich hört es sich so an, als hättest du deinem jetzigen Verein keine Chance gelassen dich zu halten.

    Der bisherige Stammverein hatte doch 2,5 Jahre die Möglichkeit, seinen Trainer entsprechend zu entschädigen. Jetzt war der Nachbarverein eben cleverer und sichert sich einen jungen Trainer.
    Man kann vielleicht den eigenen Preis noch etwas in die Höhe treiben, indem man das Angebot publik macht. Das wäre aber dem anderen Verein gegenüber auch nicht unbedingt fair, der dann auch enttäuscht sein dürfte.
    Warum @Finnek96 überhaupt Einblick in seine Pläne gegeben hat, weiß ich nicht. Er hatte seinen Verein ja schon informiert, dass er dort als Trainer aufhört. Dabei hätte ich es belassen und mich auf keinen Fall auf einer Feier dazu geäußert.

  • @Finnek96


    Wer sich als Trainer weiterentwickeln will, der sollte auch einen Blick über den Tellerrand wagen. Ein Vereinswechsel ist dabei unumgänglich und sollte nicht allein deshalb gewagt werden, weil es im Heimatverein Enttäuschungen gab.


    Auch im neuen Verein wird es nirgendwo das Paradies oder die Hölle geben. Manches ist dort besser, einiges schlechter. Es kommt darauf an, für sich selbst einen Weg zu finden, der überwiegend Spaß macht.


    Hier bieten Vereine den Vorteil, dass sie Breitensport- und Leistungsfussball im Angebot haben, sodass jeder Trainer für seine Fähigkeiten und Ansprüche entsprechende Angebote finden kann.


    Die Aussagen über das Feedback bei der Bekanntgabe des Vereinswechsels sind leider bezeichnend für die Zustände in einigen Dorfvereinen. Denn selbst, wenn sie aus dem Mund von Eltern oder Spielern kommen, so sind sie doch in gewisser Weise durch die Verantwortlichen legitimiert, weil hier keinerlei Prävention gegen derlei Verhalten gemacht wurde.


    Man hört immer häufiger Aussagen von Verantwortlichen, dass es schwieriger wird, geeignetes Trainerpersonal für den Jugendbereich zu bekommen. Doch mit den Ursachen dafür will man sich nicht beschäftigen. Ich denke mal, dass den Eltern und Spielern nicht bekannt ist, welche ungünstigen Verhältnsisse man als Trainer im Heimatort vorgefunden hat, sonst hätten sie sich vermutlich nicht zu Beleidigungen hinreißen lassen? Nicht immer wird das rücksichtsvolle Verhalten von Trainern gegenüber ihrem Heimatverein mit entsprechendem Respekt gezollt. Manchmal kann der Faktenreport der aktuellen Zustände erst Menschen zum Denken und zur Veränderung ihrer Standpunkte bewegen.


    Aber damit ist ein 18-Jähriger sicherlich überfordert. Umsomehr müßten sich jetzt die Verantwortlichen schämen, dass es zu Beschimpfungen und Beleidigungen geführt hat. Denn das hat mit sportlicher Fairness, dem man sich ja verschrieben hat, gar nichts zu tun!

  • Ich finde das absolut unverständlich was dir da entgegenschlägt. An deiner Stelle würd ich mir auch noch mal ernsthaft Gedanken machen ob du überhaupt in der Seniorenmannschaft deines Dorfvereins spielen möchtest, denn wenns schlecht läuft bekommst du jedes Mal die volle Breitseite ab.


    Und du hast ja rationale Gründe und willst ja im Prinzip nicht komplett aus dem Vereinsgebilde ausscheiden. Klar, dass das einen faden Beigeschmack hat wenn deine besten Spieler dorthin gehen und die Infos Bröckchenweise kommen aber auch in den Unteren Klassen ist Fußball ein Tagesgeschäft aus Angebot und Nachfrage. Und da zieht dein Feld-Wald-Und-Wiesen-Verein nun mal den kürzeren.


    Zitat Marc Wilmots: "Jeder macht SEINE Karriere. Das ist Fußball."


    Um schonmal vorzugreifen wenn du wechselst: Auch wenn man sich aus 40 Spielern 12 rauspicken kann darfst du auch nicht vergessen dass es da untereinander Freundschaften gibt die nicht unbedingt zerstört werden sollten. Und falls es sich um 2 Jahrgänge handelt macht es durchaus Sinn nur ältere zu nehmen.

    "Der Chef auf dem Platz ist die Spielsituation" (Karsten Neitzel)

  • Außerdem: Das mit dem Abitur würd ich jetzt nicht überschätzen. Hab das selber vor 1 1/2 Monaten gemacht und musste insgesamt gerade einmal 2-3 Termine sausen lassen. Und ich hab mir das lernen nichtmal sinnvoll aufgeteilt

    "Der Chef auf dem Platz ist die Spielsituation" (Karsten Neitzel)

  • Erinnert Ihr Euch?!!!!!


    Post 1 ein klassisches ehrliches Beispiel zur Situation.


    Die Situation ist....das das Ehrenamt genau deshalb leidet.


    Das Beispiel hier...genau das Beispiel, das ich im anderen Thread benannte und kenne!


    Ein junger Mann, der engagiert und willig als Jugendtrainer unterwegs ist, aber KOHLE/GELD benötigt und Geldnot hat, weil er noch nicht verdient. Er muß sein Auto betanken..hat Kosten und die Gesellschaft/Mitglieder/der Verein/die armen Eltern erwarten mehr oder minder -mit Dankesmiene- das Menschen das leisten. Dieser junge Mann -stellvertretend für viele böse Menschen da draussen, die Ehrenamt genau deshalb nicht mehr leisten wollen ;) ...liebäugelt damit, aufhören zu wollen, um sich einer Arbeit zu widmen, damit sein hungriges Auto durstgestillt werden kann.


    NUN...hat es ein anderer Verein verstanden, diesen Trainer abzuwerben, ...denn der Köder war...das er dort ein Taschengeld zur Durstlöschung seines Pkw erhält...und nun geht er! DAS machst du richtig und hätte ich genau so und nicht anders getan.


    DAS IST GENAU DAS BEISPIEL VON DEM ICH SPRACH. Nicht nur, dass der junge Mann hier sein Beispiel als sein Problem schildert, sondern es ist auch das Beispiel für das von mir zigfach benannte Beispiel in Sachen KONZEPTE....(das Kohle an Trainer gezahlt wird -im Rahmen des Ehrenamtes- zur Attraktivitätssteigerung des Ehrenamtes und um Trainer an ein Konzpt zu binden usw....durch Mitgliedsbeitragserhöhungen usw....)....das hier EXAKT so aufging, wie ich es vermutete und euch erklärte und versuchte schmackhaft zu machen.


    Ich danke dem Threadschreiber dafür und appelliere an jeden da draussen, sich das mal auf der Zunge zergehen zu lassen. So dumm und scheisse war das nicht und es war auch -wie man sieht- in die Zukunft gedacht. Ich behaupte, dass der Kollege Finnek...Baujahr vermutlich 96....nur ein stellvertretendes Beispiel ist! :saint:<3


    Man kann das nun abwinken, man kann schimpfen....man kann aber auch mal drüber nachdenken und ggf. etwas auf den Weg bringen. Hierzu gehört allerdings Einsicht und ein Wille und Mut...

  • @Andre


    Ja, ich weiß! Zu Beginn der Diskussion war das "Lager" der Befürworter für ein "kostenloses Ehrenamt" sehr viel größer. Selbst @Güntergestand, dass er die freiwilligen Zahlungen eines Vereins nicht abgelehnt hatte, obwohl er eigentlich für ein Ehrenamt ist, bei dem alle ihre finanziellen Beiträge selbst zu tragen haben.


    Die meisten Vereine, mit denen ich mich über dieses Thema unterhalten haben, würden gerne über Beitragserhöhung ihrer Mitglieder den Trainer-Kostenerstattung finanzieren. Obwohl viele ihre Beiträge schon seit vielen Jahren nicht oder nur gering erhöht haben, existiert eine Angst vor massenhaftem Vereinsaustritt bei einer deutlichen Beitragserhöhung. Der Mitgliederschwund würde den Verein deshalb hart treffen, weil darüber einige Umlagen (z.B. Komune) nach Mitgliederstärke an den Verein gezahlt werden. Zwar ist der Prozentsatz der aktiven Mitglieder geschrumpft, jedoch ist man dank erhöhter Sponsorengelder unabhängiger von Mitgliedereinnahmen in den Stadien geworden. Auch geben heutzutage weniger Mitglieder mehr Geld für Eintritt, Getränke und Speisen in den Stadien aus als früher.


    Man weiß zwar um die Probleme der schwierigeren Rekrutierung von Nachwuchstrainern, hat jedoch auch aufgrund des demografischen Wandels einen geringeren Bedarf, bzw. kann es durch die Bildung von SG und JSG kompensieren.


    Das Thema ist sehr vielschichtig und läßt sich deshalb nicht mit 2 - 3 Sätzen beantworten. Wenn man nichts macht, wird man vielleicht einen geringen Mitgliederschwund haben, aber der Anteil der Jugendspieler und Jugendtrainer wird sehr stark abnehmen, sodass irgendwann auch der Seniorenbereich sportlich stark gefährdet ist. Da hat man moderne Stadien, in denen jedoch immer seltener die Kugel rollt!

  • Mal ne praktische Frage zur Trainerbezahlung: Was haltet ihr davon, so eine Art Zwei-Stufen-System bei Jugendtrainern (auf Vereinsebene) einzuführen? Auf der einen Seite die ehrenamtlichen, an die geringere Anforderungen gestellt werden (kommt regelmäßig zum Training und verjagt die Kinder nicht), und auf der anderen Seite die "Premiumtrainer", die gewisse Vorgaben erfüllen (nicht einfach ein Schein, sondern dem Vereinskonzept treues Training, dazu pädagogisches Geschick im Umgang mit den Kindern) und dafür dann auch ein Taschengeld (oder ein besseres Taschengeld als die normalen) bekommen.


    Probleme:
    -Die unbezahlten stehen natürlich da und fragen: wieso kriegt der was und ich nicht? Da muss man die Vorgaben gut präsentieren können und allen Trainern die Aufstiegsmöglichkeit bieten können. Das sollte nicht unbedingt an einen Trainerschein gebunden sein, sondern an die Vertrautheit mit dem Vereinskonzept und der Fähigkeit zur Umsetzung.


    -Man braucht eine gute Jugendleitung, die dass auch umsetzt und fair kontrollieren und bewerten kann, um Unzufriedenheit bei den Trainern vorzubeugen. Außerdem braucht man dann vereinsinterne Fortbildungen oder gute Angebote zur externen Fortbildung, damit die Spielerväter vielleicht mal abends im Vereinsheim was lernen. Das ist viel Arbeit für die Vereinsleitung.


    -Welche Mannschaft bekommt welche Trainer? Eltern könnten unzufrieden sein, wenn sie keinen Premiumtrainer bekommen... langfristiges Ziel sollte natürlich sein, dass alle Trainer zu Premiumtrainern fortgebildet werden...


    -Irgendjemand könnte auf die Idee kommen, dass tabellarischer Mannschafts"erfolg" ein Kriterium sein könnte.


    edit: Zurück zum Thread: Ich hatte nicht das Gefühl, dass das Geld der Hauptgrund für den Threadersteller war, sondern die Kombination aus besseren Trainingsbedingungen (weniger Kinder+Cotrainer, dadurch weniger Zeitaufwand) und dem Geld.

  • Das Geld spielte hier die entscheidende Rolle denn


    -es animierte ihn überhaupt nachzudenken


    -es ging für ihn um Aufhören oder wechseln zum anderen Verein wo es eine Entschädigung gibt, im Gegensatz zu seinem alten Verein wo es das nicht gab und wo er sich mit dem Gedanken einbrachte aufzuhören, um einer Arbeit nachzugehen, damit er seine Kosten bezahlen kann, die er auch abseits aber auch durch den Kostenverursacher - dem Verein - zu tragen hatte.


    -Dieses Ziel -so lese ich es heraus- bedenkt er nun nach dem herzerfrischenden Köderangebot anders, nämlich ...er könnte mit dem was er gern tat -Trainer sein- bei seinen alten Spielern die auch wechselten tun, und zwar so das andere einen Teil seiner Kosten zahlen.


    Zu deiner Idee:


    Aus taktischen Gründen könnte es ein Weg sein, so wie du ihn dargestellt hast.


    Ich persönlich würde hier aber den aufklärenden lupenreinen unverschleierten Weg gehen ohne diese Taktik. Ich würde halt versuchen Trainerkollegen und Verantwortliche hinter mir zu binden, um dann bei der Mitgliederversammlung durch mich oder einem Überzeugten guten Redner das Problem dazustellen (Schwund bei Ehrenamtlern/Bindung an Verein/Qualitätssteigerung/Rufsteigerung/Anerkennung des Ehrenamtes/....Kostendeckung statt Doppelspende durch Trainer und Ehrenamtler allgemein, denn die spenden ihre Zeit und zahlen oben drauf...was ich so als Doppelspende bezeichne.
    Danach käme die Präsentation der Lösung und darauffolgend die Abstimmung durch die Mitglieder. Bei positiver Entscheidung der Mitglieder wäre das vom Vorstand exakt so umzusetzen.


    TW-Trainer: Ich finde deine Anmerkung sehr interessant. Sie wird auch so auf viele Vereine anwendbar sein, vor allem auf große Vereine. Ich spreche vom demografischen Wandel der sicherlich nicht von der Tafel geputzt und ignoriert werden sollte. Andererseits ist es ja gerade der Auffänger für so Gedanken wie ich sie hege. Es könnte sein und davon gehe ich aus, dass nicht der demografische Wandel zur Erledigung des Problems beiträgt, sondern solche oder ähnliche Maßnahmen (Kostenpauschalen für Ehrenamtler zur Attraktivitätssteigerung durch z.B. Mitgliedsbeitragserhöhungen) genau dagegen steuern. Bedenke ich das mal genauer, wird der demografische Wandel das Problem nicht verändern, denn noch weniger Trainer durch den demografischen Wandel würden noch weniger Spieler gleich und nicht entgegenstehen. Das Problem bliebe sogar exakt genau so...denke ich. Die Frequentierung der Plätze wäre eine andere, das sicherlich. Es wird heute in der Politik schon lauter hinter vorgehaltener Hand gedacht, dass viele Vereine bezogen auf ihre heutige Fußballabteilung viel zu viel Fläche/Pflegefläche haben die es vielleicht mal zu dezimieren gilt.

  • @FBPapa07


    Erst einmal herzlichen Dank für deine Ideen, wie man die Einführung einer Aufwandsentschädigung für Nachwuchstrainer im Jugendbereich einführen könnte.


    Ich sehe da allerdings ein paar Gründe, warum das Modell scheitern könnte:


    1. die, nennen wir sie mal "Laientrainer" haben ebenfalls Kosten (Sprit, Telefon, PC, Drucker, Internet-, Papier), auf deren Erstattung sie (bereits heute) bestehen
    2. mit dem "Premiumtrainer" würde man eine 2-Klassen-Gesellschaft bei den Jugendtrainern einführen. Verantwortliche sowie Eltern würden unweigerlich nach weiteren Maßstäben
    (z.B. Ligazugehörigkeit, Tabellenrang) suchen, welches sich jedoch konträr zum angestreben, mittelfristigen Ausbildungsweg verhält
    HInzu kommt, dass man besonders gut ausgebildete, lizensierte Trainer wohl kaum auf Dauer in einem kleinen oder mittleren Dorfverein wählt, weil sie meist andere
    Karrierepläne haben.


    Einführung einer Aufwandsentschädigung für alle ehrenamtlich Tätigen ist notwendig
    Die Motivation einer ehrenamtlichen Tätigkeit entsteht durch eine Kombination aus Lob und Anerkennung. Letzteres dokumentiert sich durch eine gerechte Aufwandsentschädigung.
    Die Schwierigkeit bei der Einführung einer Aufwandsentschädigung für alle Jugendtrainer eine zusätzliche Motivation bei den Zahlern (Mitgliedern) wie bei den Trainern und Vereinsverantwortlichen schaffen sollte. Diese Motivation könnte in der Bereitschaft und dem Nachweis einer Aus- und Fortbildung liegen. Ob diese Ausbildung intern oder extern stattfindet, mag sich in der Anzahl der gefahrenen KM unterscheiden. Aber einen ganz besonderen Wert würde ich einer Verbesserung des sportlichen Know-How im Verein sehen. Ggf. kann man sich auch mit ein paar Vereinen in der Nachbarschaft zusammentun, um in den Vereinen ein Fortbildungsangebot zu schaffen. Denn der besondere Vorteil liegt darin, dass man das Ausbildungsangebot sehr viel präziser auf die Bedürfnisse im Verein zuschneiden kann und dabei ganz nebenbei die ethischen Werte vermittelt, die diesem Verein besonders am Herzen liegt.


    Natürlich werden diese Ausbilder auch nicht kostenlos arbeiten. Beim DFB, bzw. den Verbänden bekommen sie schließlich auch ihre Pauschale und die Fahrtkosten bezahlt. Anders als bei diesen offiziellen Bereichen kann jeder Verein sein Profil für die Ausbilder abweichend bestimmen und muß sich nicht an die "Lizenzmeierei" halten. Dadurch vergrößert sich die Zahl potenzieller Ausbilder, die über erfolgreiche Arbeit, Spezialwissen, Erfahrung und Kommunikationsstärke in der näheren Umgebung zur Verfügung stehen. Ich denke, es wird eine beträchtliche Zahl geben, die gern ihr Wissen weitergeben würden. Diese Leute fragt nur bislang niemand und/oder man bietet ihnen keine Aufwandsentschädigung dafür an. Es rechnet sich für Alle, weil man so sehr viel schneller und präziser den Ausbildungsbedarf im Verein abdecken kann. Besser ausgebildete Trainer haben mehr Spaß an ihrer Arbeit, wodurch die Fluktuation im Trainer, Spieler und Mitgliederbereich gesenkt werden kann. Ziel muß es sein, sich schon im zur Winterpause seiner Jugendtrainer für die kommende Saison zu sichern, damit man im Frühjahr allen interessierten Kindern und Eltern das Angebot für die kommende Saison verbindlich geben kann. (Heute ist es leider so, dass nach dem Ende der Saison noch nicht immer feststeht, wer zur kommenden Saison das Team trainiert. Einige Jugendleitungen sagen sogar, sie würden deshalb erst kurz vor der neuen Saison Eltern auf den Trainerjob ansprechen, damit die nicht zwischenzeitlich absagen, weil sie sich über den Aufwand und vermeintlichen Ärger zwischenzeitlich erkundigt hätten.)


    Einfach wird es sicherlich nicht, denn die Verantwortlichen müssen zunächst einmal aktiv werden, um (ggf. gemeinsam mit den Nachbarvereinen) ihren Bedarfsplan zu erstellen und einen Maßnahmenkatalog zu erstellen. Eine andere Chance, als aktiv zu werden, um die Zukunft des Vereins zu sichern, sehe ich nicht!

  • Ich bedanke mich erst einmal für die zahlreichen Kommentare und die echt nette Diskussion zum Thema hier.


    Vor ein paar Tagen bekam ich dann einen Anruf vom Jugendobmann, dem ich meine Situation geschildert habe. Außerdem hab ich ihm meine Beweggründe erzählt und daraufhin meinte er zu mir, dass sie das verstehen können und damit in dem Teil des Vereins keiner damit ein Problem hätte, sollte ich dann wechseln, da das mein Dorfverein nicht aufbringen kann. Ich habe mich schlussendlich bei ihm bedankt, da es mir klar den Rücken gestärkt hat.


    Dementsprechend fällt die gleiche Aufwandsentschädigung im eigenen Verein leider weg. Reizen tut mich unter anderem der Gedanke, eine starke E1 zu übernehmen, aber auch die Rahmenbedingungen sind einfach deutlich stärker einzuschätzen als die in meinem Dorfverein.
    Am 11. Juni fahre ich jetzt zur Versammlung des potentiellen neuen Vereins und bin gespannt, was mich erwartet.
    Liebe Grüße :)

  • Auf jedem Fall viel Erfolg und viel Spaß dabei. Ich finde, es ist wichtig, dass man in Frieden auseinandergeht (ob wohl es bei Dir ja nur ein teilweiser Abschied ist) und dass man das Gefühl hat, dass man im Heimatverein immer willkommen ist. Ich denke, da hat Euer Jugendobmann alles richtig gemacht, und ich vermute, dass die meisten im Verein nach längerem Nachdenken mit ihm einer Meinung wären. Man sollte nicht alles nach der lautstärksten Minderheit beurteilen.


    Und vielleicht zieht es dich irgendwann dann doch wieder zurück und dann können alle von Deinen neuen Erfahrungen profitieren.

  • @Finnek96


    Wünsche dir ebenfalls viel Erfolg beim neuen Verein.


    Wenn man guten Trainern den Weg in den Heimatverein zurück bahnen möchte, dann sollte man sie nicht mit einer Lüge im Gepäck gehen lassen. Zu behaupten, man könne das Geld nicht aufbringen, dass ist in sehr vielen Fällen falsch! Leider zeigt sich einmal mehr, dass Jugendleiter in den Dorfvereinen nicht über die nötigen Entscheidungskompetenzen verfügen und lediglich als Sprachrohr der Verantwortlichen reagieren müssen. Wahrlich kein leichter Job!