Formation / Aufstellung

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  • Wenn in dem Alter keine Positionen vorgegeben werden, kommt es zu solch komplexen "Knäuel"-Situationen, die die Kinder niemals adäquat meistern können. Durch ein Positionsspiel wird das Spiel in übersichtliche Bahnen gelenkt, die Spieler können so in altersgerechten Spielsituationen ihre Techniken einüben und erfahren durch die Übersichtlichkeit des Spieles eine taktische Intelligenz.


    Kann ich so nicht bestätigen.
    Einwurf, Abstoß, Freistoß, aus dem Spiel heraus etc...Eine taktische Intelligenz zum Freilaufverhalten kommt beim freien Spiel automatisch.
    Wie bekomme ich den Ball? Ich muss mich in einen freien Raum bewegen.
    Bei der Vorgabe der Position, wird es durch die Position gelöst, nicht durch taktische Intelligenz. Das Kind bekommt den Raum zugewiesen in dem es sich frei laufen kann.


    Die "Knäuel"-Situationen entstehen, wenn die Kinder versuchen zu viel dribbeln.
    Wenn die Kinder dann selbst erkennen wann es sich lohnt zu dribbeln (nur ein Gegner vor mir, kann man ausprobieren) und wann es besser ist abzuspielen ( 2 oder mehr Gegner direkt vor mir.), super Fortschritte. Und das kann man im Training spielen lassen.




    Es werden ja keine taktischen Anweisungen auf den Weg gegeben, aber die Spieler müssen schon lernen, das für ein Mannschaftssport eine gewisse Absprache und Raumaufteilung vonnöten ist. In der F-Jugend müssen meiner Meinung nach die wichtigsten Individualtaktischen Dinge schon gekannt werden, um in der E-Jugend darauf aufbauen zu können.


    Ja, aber was wurde denn Individualtakttisch gelernt, außer, ich habe eine Position und muss die halten.


    Ab der E würde ich dann ein 3-3 spielen lassen. Dann baue darauf auf, was sie zum Freilaufverhalten in der F gelernt haben.

  • Das möchte ich bei meiner Mannschaft nicht sehen:

    Also
    Der Libero: einer ist und bleibt hinten wenn wir ecke haben oder am gegnerischen strafraum sind geht er bis zur mittellinie


    Der Stürmer:einer ist immer vorne und bleibt da auch, geht bis zur mittellinie zurück nicht weiter

    Libero:
    Hinten eine Absicherung ist klar. Dieser Spieler soll aber intuitiv selbst entscheiden wie weit er mit nach vorne geht. Das ist seine Aufgabe auf dem Feld. nicht meine an der Seitenlinie. Das erarbeiten wir uns im Training.
    Das verstehe ich in diesem Fall unter Ausbildung...


    Stürmer:
    Ich habe einen Jungen der seit der G nur Stürmer gespielt hat und nur bis zur Mittellinie zurück musste. Vor zwei Jahren ist er dann zu uns gestoßen. Nach den ersten Trainings und Spielen war er völlig fertig. Körper war ausgepowert, weil er mehr laufen musste. Kopf war leer, weil er intensiver am Spiel teilnehmen musste. Ich habe ihn öfter als rechten Abwehrspieler aufgestellt, damit er seine Schnelligkeit und sein Dribbling (siehe @Schimanskis Post) ausleben kann und er das Spiel aus der anderen Perspektive kennenlernt. Jetzt, zwei Jahre später merkt man mMn die Blockade im Kopf immer noch. Aber in manchen Spielen zeigt er eine Top-Leistung: Lauffreudig, viele Ballkontakte, etc. Genauso wie es sein soll...


    So läuft es auch mit den Hütchen.
    Jahrelang heißt es bei Übungen: Stell dich ans Hütchen.


    Dann baut einer ein 4vs2 auf und er wundert sich.....4 Spieler stehen an 4 Hütchen, immer. Jahrelang gelernt.

    Jo. Selbst wenn ich sage: "Immer einer zwischen die Hütchen" - stellen sich alle an die Hütchen. Unser Lehrgangsleiter beim C-Schein hat genauso geflucht als wir uns beim 4vs2 alle an die Hütchen gestellt haben... :thumbup:


    Gruß,
    sb

  • Vielen Dank für eure Meinungen. Ein paar Gedanken/Fragen dazu:


    Nochmal Balanceakt zwischen Vorgaben und Freiheit. Wo, würdet ihr sagen, kippt dieser Balanceakt um? Ich nehme da in den vielen Beiträgen, die ich alle irgendwie für sich genommen schlüssig und überzeugend finde, eine große Heterogenität war.


    Also mal zwei Extrembeispiele:


    1. Die (bei unseren Mannschaften hier) klassischen zwei großen Abwehrspieler hinten. Wenig Bewegungsfreiraum (höchstens bis zur Mittellinie); rein funktionale Reduktion (im Weg stehen, Ball wegbolzen).


    2. Traineros Variante: Torwart benennen und dann geht's los. Überhaupt keine Aufgaben.



    Damit zusammenhängend eine weitere Frage, die sich mir stellt. Wie geht ihr damit um, wenn ein Kind eure Vorgaben missachtet? Das kann im Einzelfall geschehen, das kann notorisch geschehen. "Fresse halten, spielen lassen" finde ich total sympathisch. Gleichwohl müssen sich die Kinder ja irgendwann in dieses Thema "Spielordnung" hineinfinden und da ein Gefühl für bekommen. Das muss ja besprochen und auch geübt werden. Wenn Spieler sich über die Absprachen hinwegsetzen, kann ein Trainer das ja nicht ignorieren.


    Zitat von "soccerbook"

    Ich habe einen Jungen der seit der G nur Stürmer gespielt hat und nur bis zur Mittellinie zurück musste.

    In dem Moment, wo konsequent rotiert wird, kann das nicht passieren, oder? Insofern ist das für mich kein Argument gegen feste Positionen.



    Durch feste Positionen kann es sicher geschehen, dass einzelne Spieler vom Spiel systematisch abgeschnitten werden. @Grätsche hat dazu ein Beispiel für die vertikale Achse gegeben (Abwehrspieler haben nichts zu tun und stehen 40 Minuten lang rum). Ich habe selber am WE das in Bezug auf die horizontale Achse erlebt, dass der Spieler rechts nicht viel vom Spiel hatte, weil der Ball ständig über links gegangen ist (da waren halt die Klassenkameraden/Freunde auf einem Haufen). Wobei das im nächsten Spiel natürlich auch wieder anders sein kann, weil da die Abwehr sehr stark gefordert ist oder die gegnerische Mannschaft vor allem über links spielt und auf einmal der Spieler rechts total gefordert ist. Außerdem kann ein Trainer ja darauf auch im Spiel reagieren, zum Beispiel durch Rotation. Also diese Beobachtungen für sich genommen sind m.E. kein Argument gegen klar definierte,feste Positionen.


    Ich sehe sogar mittlerweile einige klare Vorteile für feste Positionen. Ich möchte dazu ein paar Thesen in den Raum werfen:


    These 1: Es ist einfacher vom festen Positionsspiel her zunehmend den Radius zu erweitern als umgekehrt. Das ist doch ganz i.S. von Horst Wein/DFB: Vom einfachen zum Komplexen. Am Anfang daher: Klar definierte, einfache, fest umrissene Vor-/Auf-gaben für die Spieler!
    These 2: Positionen fördern die Verantwortlichkeit der Spieler. Jedes Kind hat seinen Bereich, in dem es verantwortlich ist.
    These 3: Feste Positionen provozieren 1:1-Situationen, weil in einem bestimmten Bereich des Spielfelds eben ein bestimmtes Kind zuständig ist.
    Daher schließlich These 4: Feste Positionen kommen den schwachen Spielern entgegen. Totaler Freiraum (Prinzip Trainero) fördert die starken Spieler, die schwachen Spieler gehen unter.


    Ist vlt. etwas provokativ, bitte nicht mich steinigen :)

    "There is only one ball, so you need to have it." (J. Cruyff)

  • Zitat von "Steini"

    Diese Mannschaften kenne ich noch aus meiner Zeit als Trainer Mini- E. Von diesen Mannschaften und auch deren Trainern siehst Du ab C kaum noch jemand. Mit dieser Art der "Ausbildung" bist du bis zur E noch erfolgreich. Schulterklopfer an allen Ecken. Dann ab D bleiben die Erfolge mehr und mehr aus und die Mannschaften deren Spieler individuell ausgebildet wurden, sind aufgrund ihrer gut aufgestellten Breite und Vielseitigkeit schon deutlich überlegen. Ab C wird es dann so gravierend, dass einem die Spieler schon fast leid tun können.


    Beobachtungen sind ja das eine, das andere ist die Frage, wie man sie interpretiert. @Follkao hat das ja schon etwas relativiert. Ich möchte da auch vermuten, dass man in den jungen Jahrgängen, wo das Positionsspiel noch relativ einfach und klar ist, leichter schwache SpielerInnen integrieren kann. Wenn dann ab der D-Jugend die Anforderungen komplexer werden, fallen die Defizite stärker ins Gewicht. @Steinis Beobachtung ist daher m.E. kein Argument gegen feste, klare Positionen; eher sogar im Gegenteil, denn feste Positionen ermöglichen über einen längeren Zeitraum auch talentfreie Kinder, denen es zum Beispiel mehr um die Gemeinschaft mit Freunden als um den Fußball geht, mitzuschleppen. Das ist doch etwas Positives, gerade vor dem Hintergrund der Annahme, dass in dem Alter noch viel passieren kann und Kinder, die eigentlich weniger talentiert scheinen, auf einmal einen Entwicklungssprung machen.

    "There is only one ball, so you need to have it." (J. Cruyff)


  • In der F habe ich gerne 3-2-1 gespielt, um den Abwehrspielern die Möglichkeit zu geben, ihren Dribbelinstinkt auszuleben. Die defensiven Außen haben formativ keinen Spieler vor sich, der den Raum zustellt (wie beim 3-3) und durften sich auch offensiv immer entfalten. Wenn man nur mit zwei Verteidigern spielt, sind sie zu sehr auf ihre Verteidigungs- und Absicherungsrolle reduziert -> nicht kindgerecht.

    Auch wenn ich keine gezielten Vorgaben mache, kommt das was @Schimanski oben schreibt sehr nah an das was bei uns "passiert":
    Wir hatten, nachdem ich von meiner anfänglichen Positionssichtweise abgerückt bin, das Problem alle 6 Feldspieler wollen den Anstoß machen. Also stand die komplette Mannschaft am Mittelkreis und zankte wer denn nun den Anstoß machen darf. Das habe ich unterbunden indem wir nun eine Anstoßrotation machen und beim Anstoß eine Grundstellung einnehmen. Die ersten beiden Anstoßenden lege ich zu Beginn fest. Einer steht noch mit am Mittelkreis und die anderen 3 wie beim 3-2-1 nicht allzu tief dahinter. Das ist unsere Grundstellung. Aber wer, bis auf die beiden am Anstoß, welche Position einnimmt bestimmen die Kids selbst. Und da wir im Spielverlauf beim Anstoß rotieren, rotiert auch alles andere automatisch mit. Das war aber so von mir nie geplant, sondern ist eben einfach so passiert, weil mir das Gezänk um den Anstoß so auf die Eier ging.
    Also: Bei aller Liebe für meinem Positionsfreien Spiel, eine einigermaßen geordnete Grundstellung beim Anstoß machen wir immer. (Und dann weiß man wenigstens wo sich die Piraten rumtreiben und wie viele auf dem Feld sind! :rolleyes: )


    Zum Glück spiele ich diese Saison im 3:3 in der Funiño-Liga, da sind Position völlig ungeeignet, insofern bin ich eigentlich aus dem Thema raus. :)
    Im 5:5 (wenn denn in Zukunft so eine Liga für die E mal angedacht wird, was ich stark hoffe, wenn meine Kids dann die F verlassen) wird es ähnlich sein, dass Positionen irrelevant sind.
    Den Entwicklungsstufen von H. Wein weiter folgend spielen wir dann in 5 oder 6 Jahren in der D 7:7 und fangen dann mit Positionsspiel an. Ich hoffe so werde ich das erleben! :love:

    Grüße von der Ersatzbank

  • Beobachtungen sind ja das eine, das andere ist die Frage, wie man sie interpretiert. @Follkao hat das ja schon etwas relativiert. Ich möchte da auch vermuten, dass man in den jungen Jahrgängen, wo das Positionsspiel noch relativ einfach und klar ist, leichter schwache SpielerInnen integrieren kann. Wenn dann ab der D-Jugend die Anforderungen komplexer werden, fallen die Defizite stärker ins Gewicht. @Steinis Beobachtung ist daher m.E. kein Argument gegen feste, klare Positionen; eher sogar im Gegenteil, denn feste Positionen ermöglichen über einen längeren Zeitraum auch talentfreie Kinder, denen es zum Beispiel mehr um die Gemeinschaft mit Freunden als um den Fußball geht, mitzuschleppen. Das ist doch etwas Positives, gerade vor dem Hintergrund der Annahme, dass in dem Alter noch viel passieren kann und Kinder, die eigentlich weniger talentiert scheinen, auf einmal einen Entwicklungssprung machen.

    Ich sehe und erlebe das Gegenteil. Auch wenn ich evtl. wieder mal Birnen mit Äpfeln vergleiche: Den Entwicklungssprung machen die Schwächeren ohne Positionen (im Funiño) dadurch, dass sie spielen und nicht auf dem Feld, wo jeder der "Starken" weiß wo die "Besenstiele" gerade Blümchen pflücken und mit Sicherheitsabstand drum herum spielen. Ich sehe solchen Einsatz von Positionsfestklebung als "Abstellgleis".

    Grüße von der Ersatzbank

  • Ich denke, du hast eine falsche Vorstellung davon, wie ein Positionsspiel in der F-Jugend aussieht.


    Klar gibt es die Mannschaften, die spielen wie @Powerzwergenpapa sie beschrieben hat. Stur festgelegte Positionen; es gibt Spieler, die immer hinten bleiben müssen; Außenspieler, die immer an der Außenlinie kleben müssen usw. Das dies nur eine auf Erfolg (im Sinne des Ergebnisses) ausgerichtete Spielweise ist sollte klar sein.


    Das hat aber rein gar nichts damit zu tun, was ich mache.
    Bei mir greifen alle an, alle Verteidigen. Keiner ist an feste Positionen gebunden oder hat genaue Vorgaben, wie er sich Freizulaufen hat. Das finden die Spieler schon selber heraus, und zwar indem man sie im Training darauf hinführt, die Spieler im Wettspiel diese Situationen wiederfinden und das Gelernte auf das Spiel transferieren können.


    Ja, aber was wurde denn Individualtakttisch gelernt, außer, ich habe eine Position und muss die halten.


    Erst einmal lernen sie alle Grundlagen des Fußballspielens: Breite und Tiefe schaffen, Freilaufverhalten, Situativ richtige Ballannahmen und Dribblings, Übersicht und und und...
    Außerdem erwerben sie gruppentaktische Intelligenz, sie erwerben ein Verständnis füreinander. Ist etwa der Raum bereits von einem Mitspieler besetzt, suche ich mir einen anderen Raum um mich dem Ballführenden anzubieten. Sie lernen so, dass Fußball ein Mannschaftssport ist.


    Keine Positionsvorgaben bewirken, dass sich die stärken Spieler die Bälle abholen, die schwächeren können bewusst übergangen werden. Meiner Meinung nach ist die Annahme, dass die Spieler alles von alleine lernen im freien Spiel, einfach falsch. Natürlich lernen die Spieler implizit sehr viel, aber nur wenn man sie als Trainer Schritt für Schritt dazu hinführt. Die Spieler dazu imstande unheimlich viel und schnell zu lernen, ich denke mit dieser absoluten Positionsfreiheit werden die Spieler unterfordert.

  • Ich muss vlt. noch was ergänzen. Und zwar schreibe ich ja hier in erster Linie als Papa eines "Powerzwergen", der extrem talentiert und extreme Lust auf Fußball hat. Am WE habe ich mich sehr geärgert, nicht zuletzt auch darüber, dass unser Sohn für meinen Geschmack zu wenig am Ball war (obwohl er die Tore für sein Team geschossen hat). Das ist vlt. auch die egoistische (oder sagen wir perspektivisch verengte) Sichtweise von jemandem, der mit ansehen muss, wie der Ball ständig bei den "Stümpern" ist und der Superstar des Teams muss den Stümpern zusehen, wie sie die Bälle verstolpern (ich karikiere). Wie ihr merkt, beginne ich das selbstkritisch zu hinterfragen.


    Allgemein, denke ich, muss man bei diesem Thema etwas aufpassen, dass man da nicht verschieden Themen zusammenwirft (@Ersatzbanks "Äpfel mit Birnen").


    Zitat von "Steini"

    Das Problem im Bereich der Bambini bis einschließlich E ist, dass zu wenig Individualtrainer und zu viel Mannschaftstrainer unterwegs sind.

    Ich wünsche mir auch individuelle Förderung (Klinsmanns "jeden Spieler besser machen"). Aber das allein spricht ja in keiner Weise gegen feste, eindeutig bestimmte, auch funktional definierte, auch vielleicht sogar mal verengende, reduktive Positionen im Mannschaftsgefüge. Im Gegenteil ermöglichen solche Rollendefinitionen, auf bestimmte Trainingsinhalte den Fokus zu legen und zu provozieren, dass diese auch im Spiel angewandt werden (Stichwort "individuelle Verbesserung").


    Und das zweite ist die Frage, ob das 6+1 nicht immer noch zu komplex für 7jährige Stöpskes ist. Ich bin auch mittlerweile ein totaler Funino-Fan. Gerade im Training würde ich mir das viel mehr bei uns wünschen. Aber kann ja das eine tun, ohne das andere zu lassen. Dass man individuell besser wird, muss ja nicht das Mannschaftserleben ausschließen, wie es das 6+1 vermittelt.


    Ich bin mittlerweile zu der Auffassung gelangt, dass klare, auch sehr eng definierte Positionen an sich gar kein Problem sind. Ich finde es dann nur wichtig, so junge Kicker nicht auf bestimmte Positionen festzulegen – also der Wunderknabe immer ins Sturmzentrum und immer dieselben zwei Deppen in die Abwehr; wenn man konsequent und mit Plan rotiert, sehe ich in klar umrissenen, festen, auch sehr eng definierten Positionen mittlerweile überhaupt kein Problem mehr.

    "There is only one ball, so you need to have it." (J. Cruyff)

  • Das hängt halt schon von Kind und Mannschaft und Trainer ab. Es gibt Sachen, mit denen man im ersten Moment nicht rechnet. So habe ich kürzlich einen Streit zwischen Kindern mitbekommen und wurde als "Wissende" Instanz von ihnen um Antwort gebeten. Es ging darum, dass auf dem Bolzplatz eine Gruppe Jungs 4vs4 (incl. TW) gespielt hat und der Torwart den Ball nach vorne dribbelte und ein Tor schoss. Die Gegenmannschaft behauptete steif und fest es sei Foul wenn der Tormann so etwas macht - der dürfe weder mit angreifen noch Tore schießen weil er Tormann ist!
    Ich finde das ist ein gutes Beispiel was Positionsspiel in den Augen der Kinder bedeutet. Natürlich ist das Beispiel extrem. Aber "wer seine Position verlässt begeht ein Foul", darf nicht in den Köpfen sein. Wenn die Position kein Korsett ist, dann mag das gehen. Aber meine Meinung als Papa und Trainer: Bambini und G nehmen das noch nicht 100% auf und sind irritiert und auch in der F noch nicht alle.

    Grüße von der Ersatzbank


  • Erst einmal lernen sie alle Grundlagen des Fußballspielens: Breite und Tiefe schaffen, Freilaufverhalten, Situativ richtige Ballannahmen und Dribblings, Übersicht und und und...


    Passiert alles auch ohne Positionsvorgaben.


    Meine Beobachtungen,
    Die Vorgabe du bist linker Verteidiger: Was passiert?
    Ich bin Verteidiger, also muss ich verteidigen. ( Die Verteidiger greifen ja nicht mit an bzw. schießen keine Tore)
    Der Trainer muss jetzt den Kinder beibringen, das sie trotzdem mitgehen sollen und Tore schießen sollen. Wie viel Zeit muss man dafür aufbringen?
    Aber wenn der Mitspieler mitgeht, ist natürlich defensiv der Raum offen. Wird dann der Ball verloren, kommt dann von außen die Anweisung das es eine Absicherung geben soll oder ähnliches? Oder ist das Team links total offen weil der Verteidiger vorne mitspielt? Erkennt die Mannschaft das sie links offen steht?


    Beim Stürmer ist es andersherum, der verteidigt nicht.


    Die schwächeren Spieler können umspielt werden und werden umspielt. Denn die Kinder wissen ja wo sich die stärkeren aufhalten werden.



    Außerdem erwerben sie gruppentaktische Intelligenz, sie erwerben ein Verständnis füreinander. Ist etwa der Raum bereits von einem Mitspieler besetzt, suche ich mir einen anderen Raum um mich dem Ballführenden anzubieten. Sie lernen so, dass Fußball ein Mannschaftssport ist.


    Lernen sie es denn wirklich? Oder sieht es nur aus wie ein Lernerfolg.
    Durch die Positionsvorgabe stellen sie sich ja automatisch auf. Also sind die Räume entsprechend besetzt.
    Das Lernziel: Finde den freien Raum, um anspielbar zu sein ist durch eine Position doch vorgeben.
    Die Kinder schwärmen aus um die Positionen einzunehmen. Der Gegner muss darauf reagieren und sich eventuell selbst "ordnen" uns so entstehen Räume.


    Andre schreibt es häufig:
    Stimulieren, nicht anweisen.


    Beim 3:3 wie bei Funino lernen die Kinder es natürlich noch besser. Deswegen immer im Training 3:3 dabei.
    Das Spiel ist für mich dann wie Training, gebe ich im Training nichts vor, mache ich es im Spiel auch nicht.



    Keine Positionsvorgaben bewirken, dass sich die stärken Spieler die Bälle abholen, die schwächeren können bewusst übergangen werden.


    Absolut nicht meine Beobachtung.



    Meiner Meinung nach ist die Annahme, dass die Spieler alles von alleine lernen im freien Spiel, einfach falsch. Natürlich lernen die Spieler implizit sehr viel, aber nur wenn man sie als Trainer Schritt für Schritt dazu hinführt. Die Spieler dazu imstande unheimlich viel und schnell zu lernen, ich denke mit dieser absoluten Positionsfreiheit werden die Spieler unterfordert.


    Es spricht ja auch keiner davon "alles" zu lernen. Aber was ist Spielnäher als das Spiel?


    Andre schreibt es häufig:
    Stimulieren, nicht anweisen.


    Durch Regeln das Spiel so verändern, das entsprechende Lernziele erreicht werden.
    Eine Regel die ich noch nie im Training gebraucht habe:
    "Es dürfen nur Tore geschossen werden, wenn alle Angreifer in der gegnerischen Hälfte sind."
    Denn es greifen sowieso alle an. Andere Trainer wenden diese Regel häufig an, weil bei ihnen die Verteidiger stehen bleiben.

  • Damit zusammenhängend eine weitere Frage, die sich mir stellt. Wie geht ihr damit um, wenn ein Kind eure Vorgaben missachtet? Das kann im Einzelfall geschehen, das kann notorisch geschehen. "Fresse halten, spielen lassen" finde ich total sympathisch. Gleichwohl müssen sich die Kinder ja irgendwann in dieses Thema "Spielordnung" hineinfinden und da ein Gefühl für bekommen. Das muss ja besprochen und auch geübt werden. Wenn Spieler sich über die Absprachen hinwegsetzen, kann ein Trainer das ja nicht ignorieren.


    Das Verständnis für gewisse Positionsdiziplin/Rollenaufgaben (bzw. das Unterordnen der eigenen Interesse unter denen der Mannschaft) erreicht man durch die Rotation. Schließlich muss jeder mal ungeliebte Rollen übernehmen. Natürlich entwickelt sich dieses Verständnis nicht von heute auf morgen, sondern das braucht Zeit und Geduld. Zudem kann man mit Lob viel erreichen und steuern. Nicht der saftige Torschuss wird gefeiert, sondern der Fleiß in der Defensive.


    Bei mir war es in der F und zu Teilen in der E auch noch so, dass "Abwehrspieler" mehr Spielzeit bekamen. Das wurde auch offen so kommunziert. Eigentlich hatte jedes Kind die Wahl: Sturm oder mehr Spielzeit. Tendenziell haben die Teamplayer dann mehr, und die Egoisten weniger gespielt. Die "Abwehrspieler" haben eine Halbzeit durchgespielt, vorne wurde durchgewechselt. In der Halbzeit wurden die Positionen von vorne nach hinten getauscht. Wer unbedingt weiter vorne/hinten spielen wollte, konnte das auch meist. Jetzt in der D-Jugend sind die Spieler, die damals schon Teamplayer bzw. kompromissbereit waren, die Leistungsträger.

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • *Steinesuch* Schon wieder so ein Thema wo man sich schwer in Worten ausdrücken kann, damit andere erkennen was man meint....und dann auch noch solche Thesen! :D


    zu 1. Dein Verweis auf die Methodik "Vom Einfachen zum Schweren" ist gelungen. Respekt.
    zu 2. Da stelle ich das Merkmal der "Positionsidentifikation" dagegen. Das soll laut DFB ja erst ab der D-Jugend kommen. Wissenschaftlichen Nachweis habe ich nicht.
    zu 3. Das ganze Spiel gibt ja 1:1-Situationen her. Also von daher egal ob frei oder fest.
    zu 4. Wenn sie den Ball nicht bekommen, haben sie auch nix davon. Das stärkere Spieler sich öfter den Ball holen oder bekommen, gibt es auch bei festen Positionen.


    Ich hatte das Beispiel schon mal gebracht:


    Einer meiner Spieler macht das intuitiv. Wenn er als Abwehrspieler eingeteilt ist und er merkt, dass vorne nix geht, geht er permanent mit nach vorne. Wenn er vorne eingeteilt ist und merkt wir bekommen zu viele Gegentore orientiert er sich nach hinten. Das macht er nicht - wie ihm gerne von anderen Eltern vorgeworfen wird - aus Egoismus, sondern mMn aus Teamplay-Gründen. Ein Papa (Sohn ist ebenfalls einer der Besten) hat sich darüber mal bei mir beschwert und dass ich ihm sagen soll, dass er doch auf seiner Position bleiben muss. Naja und ich seh es halt so, dass ja jeder die Chance hat sich aktiv ins Spiel einzubringen. Seinem Sohn habe ich das ja nicht verboten. Warum er das nicht schafft, weiss ich auch...


    Wir sollten hier nicht Birnen und Äpfel verwechseln: Grundaufstellung/Formation vorgeben, heisst nicht gleich feste und starre Positionen.


    Gruß,
    sb

  • Eine Regel die ich noch nie im Training gebraucht habe:
    "Es dürfen nur Tore geschossen werden, wenn alle Angreifer in der gegnerischen Hälfte sind."
    Denn es greifen sowieso alle an. Andere Trainer wenden diese Regel häufig an, weil bei ihnen die Verteidiger stehen bleiben.

    Jup. Bei mir zwei Mädels, die damals gelernt haben, dass ihre Positionen als Abwehrspieler das Strafraumeck ist. Also wieder das Thema "Hütchen". Sie spielen seit dem Winter bei uns.
    Frage nicht wie laut das im Trainingsspiel mit dieser Regel wurde. Die Jungs wären fast durchgedreht als ihre Tore nicht zählten. Durch Erklären, worum es geht, hat es dann irgendwann funktioniert.


    Das hätten wir uns sparen können, wenn die Spieler nicht so versaut worden wären... X/


    Gruß,
    sb

  • @Powerzwergenpapa
    Mein Posting ist im Kontext zu Deiner Beschreibung der Spielweise der Mannschaft zu sehen, die Du aufgeführst hast. Und bei dieser Spielweise, die auch ich zu über 90% gesehen habe, war nix mit Rotation. Und der überwiegende Teil der Spieler dieser Mannschaften konnte sich gar nicht entwickeln, weil sie durch das nach vorne dreschen zum Superstürmer kaum Ballberührungen im Spiel hatten. Und@'Follkao's Posting hat es mMn auch nicht revidiert, sondern es bestätigt eher noch, was dann später dabei rauskommt. Superstürmer und die 10 im Mittelfeld wechseln zu höherklassigen Vereinen. Überspitzt formuliert. Und der Rest konnte sich bis zur D nicht entsprechend mitentwickeln und das macht sich dann auf Großfeld deutlich bemerkbar.


    Man fragt sich ja oft, was wäre wenn... Ist ja wie mit Deinen Thesen. Die würden sich nur dann als Richtig oder falsch erweisen, wenn man zwei Mannschaften mit absoluten gleichen Voraussetzungen von Mini bis D eben mit unterschiedlichen Vorgaben trainieren würde und dann einen Vergleich ziehen würde.
    Kann ich nicht mit dienen. Die hier aufgeworfene Frage war aber unter anderem ob es zu spät sein könnte. Das zumindest kann ich in meinem Fall verneinen und vielleicht dient dies wenigstens als Denkanstoß für die, die unbedingt mit mInis und F feste Positionen spielen wollen.


    Ich hatte von Bambini bis D eine Mannschaft in deiner Spielgemeinschaft aus drei Vereinen in absolut ländlicher Gegend. Von damals 14 Spielern blieben 12 bis D übrig.Ich habe weder in Bambinizeiten noch in der F jemals mit festen Positionen gespielt. Ich habe in der Zeit nie etwas über Abwehr oder Sturm erzählt. Im Abschlussspiel habe ich überwiegend darauf geachtet, dass sie nicht immer nur stur auf zwei Tore gespielt haben sondern auch an der Seitenlinie in den Minitoren zum Erfolg kommen konnten. Spiel war bei mir immer nur dritte TE. Das habe ich auch in meinen Trainingsblöcken als festes Training so mit eingeplant. Nur eben mit Gegnerdruck-). Nie was von Positionen. Nichts mit Aufgaben. Ließe sich noch einiges zu aufführen, aber die Zeit rennt mir weg.


    Endergebnis: Vier dieser Spieler ( von insgesamt 33 im Kreis ) wurden damals zur Sichtung eingeladen. Zwei wurden Stützpunktspieler.Zwei Spieler spielen aktuell auf Landesebene und einer spielt im NLZ Regionalliga.


    Zufall ? Glück ? Keine Ahnung, aber diese drei sind das beste Beispiel das es offensichtlich nicht zu spät ist, wenn man erst ab E mit Postionsspiel ( und das dann mit Rotation ) spielt. Zumindest hat es sie offensichtlich in ihrer Entwicklung nicht behindert.

  • Also bei den Bambinis habe ich nur gefrag wer ins Tor will und die gleiche Frage in der Halbzeit nochmal. Dann war die Position schonmal besetzt.
    Dann hiess es gemeinsam Tore schiessen, Tore verhindern. Ich hatte allerdings auch das Glück, das es bei uns Spieler gab die lieber hinten blieben
    und freiwillig Abwehr spielen wollten und wenn sie gemerkt haben der Gegner ist nicht "gefährlich" sind sie auch mit vor.


    In der F-Jugend habe ich das wenn ich dort vertreten habe etwas anders gehandhabt . Da orientiere ich mich am Rotationsprinzip der MFS und wie es auch in der Fussballtraining junior vorkommt.
    Ich habe keinen festen Torwart, sondern drei oder vier Kinder die gerne ins Tor wollen. Die rotieren dort.


    In unserem Kreis spielen wir auch in der F-Jugend 5+1, dort gebe ich einen LV, RV, LM, ZM, RM vor. Bei den Freundschaftsspielen werden alle paar Minuten die Positionen rotiert,
    bei den Spielfesten wo die Spiele nur 10 Min gehen jedes Spiel.


    Die Verteidiger sollen mit angreifen, die MF Spieler sollen mit verteidigen. Es darf keiner enfach vorne bleiben, oder hinten. Daher gibt es in den Abschlussspielen, sofern es keine freien Spiele sind ohne Regeln, die Ansage:


    Tore zählen nur wenn alle Spieler über der Mittellinie waren, Tore zählen doppelt wenn der Angreifer nicht mit zurück gelaufen ist.

  • @Schimanski, das sind tolle Anregungen. Besonders gut gefällt mir die implizite Hochschätzung der Abwehrarbeit. Ich habe mich selber früher über die Stürmerstars geärgert, die vorne gerne für die tollen Momente da waren, aber sich für die "Arbeit" zu schade waren; das entspricht nicht meinem Verständnis von Fußball. Abgesehen davon habe ich immer Defensivarbeit und Spielaufbau als spielentscheidend wahrgenommen; wer dann letztendlich die Bude macht, ist nebensächlich; wenn Defensivarbeit und Spielaufbau vernünftig laufen, kann man sich drauf verlassen, dass früher oder später auch die Bude gemacht wird.


    Beim 3-3 finde ich charmant, dass es nur zwei Positionen, nämlich Sturm und Abwehr, gibt. Das ist einfach und klar, Stichwort "vom Einfachen zum Komplexen".


    @Schminaski, eine Frage hätte ich an dich und ich hoffe, dass du sie mir beantwortest, weil es mich wirklich interessiert: Wie hast du das in der F-Jugend mit der horizontalen Ebene gehalten? Hast du Spieler auf rechts und links eingeteilt oder wie hast du das gehandhabt? Wie streng bist du da in der Einteilung?


    Steini: Bei uns ist schon Rotation erkennbar. Wir hatten jetzt zwei Spiele, in denen (fast) alle Positionen gewechselt wurden. Ich denke, man muss als Trainer v.a. darauf achten, dass es keine "schwarzer Peter"-Rollen gibt. Jeder und jede ist wichtig, jeder und jede hat ihren Verantwortungsbereich. Verteidigung ist genauso wichtig wie Sturm.


    soccerbook:
    Nochmal zu These 4. Ich glaube schon, dass das ein wichtiger Punkt ist, denn festes Positionsspiel kommt fußballerisch weniger begabten Kindern entgegen. Sie haben dann ihren kleinen Zuständigkeitsbereich, in dem sie auch nur die Aufgabe haben, den Ball irgendwie nach vorne zu passen; aber sie können halt auch mit dabei sein, mit ihren Freunden, ist doch schön. Natürlich haben sie nicht den Anteil an Erfolgen wie die begabteren Spieler, aber sie haben ihre Aufgabe, die für sie Mannschaft wichtig ist und mit der sie zufrieden sein können. Sie können sich wichtig und gebraucht vorkommen.


    Für meinen Sohn wünsche ich mir als stolzer Papa größtmögliche Freiheiten, weil ich weiß, dass er diese Freiheiten sehr gut nutzen würde – und das sicher zum Wohl der Mannschaft; aber nicht unbedingt zum Wohl seiner (schwächeren) Mitspieler; denn wenn er mit größeren Freiheiten als sehr begabter Spieler mehr zum Zuge kommt, werden seine weniger talentierten Mitspieler zwangsläufig weniger den Ball haben, ist doch klar. Für ihn schön, für seine Teamkameraden aber nicht.


    Ich habe gerade erst eine Situation beobachtet, wo ein weniger begabter Spieler den Ball hatte. Dann kreuzt ein sehr talentierter Mitspieler seinen Laufweg und fordert verbal den Ball. Was macht der ballführende Nix-Talenticus? Klar, er bolzt den Ball einfach ins Aus; weil er sich gegängelt und missachtet fühlt. Ich kann das verstehen. Klare Zuteilungen und Aufgaben verhindern solche Konflikte und das kommt auf jeden Fall den schwächeren Spielern zugute.


    Zitat

    Einer meiner Spieler macht das intuitiv. Wenn er als Abwehrspieler eingeteilt ist und er merkt, dass vorne nix geht, geht er permanent mit nach vorne. Wenn er vorne eingeteilt ist und merkt wir bekommen zu viele Gegentore orientiert er sich nach hinten. Das macht er nicht - wie ihm gerne von anderen Eltern vorgeworfen wird - aus Egoismus, sondern mMn aus Teamplay-Gründen.

    Weiß nicht, wenn er hinten als Abwehrspieler eingeteilt ist, steht er hinten in der Verantwortung. Wenn er sich dann nach vorne begibt, verlässt er seinen Verantwortungsbereich. Wenn es da keine Absprachen gibt, ist das egoistisch, oder? wie soll man es anders nennen?


    Vielleicht ist dieser Spieler ein sehr begabter Spieler und dann muss man als Trainer Kompromisse finden, dass begabte Spieler nicht gebremst und schwächere Spieler trotzdem gefördert werden. Ist auch ein Balanceakt. Aber Fußball ist eben ein Mannschaftssport. Auch die wirklich guten Spieler müssen das lernen und sich damit anfreunden.

    "There is only one ball, so you need to have it." (J. Cruyff)

  • @Schminaski, eine Frage hätte ich an dich und ich hoffe, dass du sie mir beantwortest, weil es mich wirklich interessiert: Wie hast du das in der F-Jugend mit der horizontalen Ebene gehalten? Hast du Spieler auf rechts und links eingeteilt oder wie hast du das gehandhabt? Wie streng bist du da in der Einteilung?


    Grundsätzlich habe ich die Kinder nie kritisiert, wenn sie ihre Position nicht gehalten haben. Ich fand "Formation vorgeben" schon Zwangsjacke genug. Sie sollen Erfahrungen durch ihr Bewegungsspiel sammeln und dafür müssen sie sich ausprobieren. Manchmal habe ich in den Besprechungen "kumpelhaft" Tips gegeben oder versucht einen Austausch über Vor- und Nachteile diverser Verhaltensweisen anzuregen, aber auch eher selten.


    Elementar wichtig in der Ausbildung finde ich das Umschalten zwischen Ballbesitz und Ball beim Gegner. Das kann man im Training mit Umschaltspielen provozieren und im Spiel dann loben, falls es richtig gemacht wird. Bei einem Außenspieler sind es ja auch nicht viele Facetten, eigentlich nur reinschieben oder Breite geben.


    Zum Ende der E-Jugend waren mir im 2-3-1 die Außen oft etwas blass und tendenziell weniger beteiligt. Also bin ich hingegangen und habe es 2-1-2-1 genannt und die vorderen zwei in die Halbräume gestellt. Dort haben sie mehr Optionen und Verantwortung. Das "Breite geben" und Auffächern sollten sie dann situativ machen. Hat auch gut geklappt, aber dafür brauchen die Kinder schon eine gewisse Reife (also Spielübersicht und -erfahrung).


    Instinktiv spielen die Kinder ja sowieso eher ballorientiert. Deswegen ist es in jungen Jahren vermutlich sinnvoller ein konsequent breites 2-3-1 vorzugeben und aus dieser Formation sie dann in die Halbräume und die Mitte stoßen zu lassen.

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • Ich möchte bei uns Funino einführen. Das wurde noch gar nicht bei uns praktiziert. Daher werde ich in jedem Training 15- 20 Minuten darauf verwenden.


    Da es für alle neu ist kann ich bei null beginnen, also drei gegen null.
    Ich war damals etwas überrascht das dort Dreiecksbildung ein Thema wird, hatte ich eigentlich gar nicht drüber nachgedacht das schon zu bringen.


    Denke die cleveren Kids werden in der Form aber schon etwas damit anfangen können wie es vermittelt wird und die anderen haben es zumindest schonmal gehört und werden es irgendwann auch geschossen bekommen.


    Fordern würde ich es nicht, fördern ja, in dem ich lobe wenn eine solche Situation entstand.


    Durch das geplante 2-3 könnte ich mir vorstellen werden manche Kids das durchaus irgendwann zur Anwendung bringen.


    Immerhin haben die Kinder in dieser Formation die Möglichkeit viele, meist wahrscheinlich unbewusst, Dreiecke zu bilden.


    Ich denke auch, man kann zwar Positionen vorgeben, aber letzten Endes laufen die Kinder doch eh dem Ball entgegen und das sollten sie auch. Das Feld ist ohnehin riesig für die Knirpse.

  • Zitat von "Schimanski"

    Zum Ende der E-Jugend waren mir im 2-3-1 die Außen oft etwas blass und tendenziell weniger beteiligt.


    Das bestätigt genau meinen Eindruck (junger Jahrgang F-Jugend). V.a. ist immer ein Außenspieler außenvor, und wenn man Pech hat, ist es auch noch immer derselbe (weil der Ball ja nur über eine Seite laufen kann). Beim Spiel mit Außenspielern ist also immer ein Spieler aus dem Spiel (=steht weder als Anspielstation zur Verfügung noch kann er ins Spielgeschehen eingreifen).


    Wie auch immer man es macht, aber ich möchte es daher für besser halten, im Kinderfußball auf Außenspieler zu verzichten. Das legt eine Aufstellung mit drei Abwehrspielern nahe. Wenn man nur mit zwei Abwehrspielern spielen möchte (was bei uns in der Region absolut die Regel ist), dann legt sich m. Mn. n. ein 2-2-2 nahe. Damit sind zwar die Abwehrspieler endgültig aus dem Offensivspiel ausgeschlossen, aber das ist bei nur 2 Abwehrspielern doch eh die Regel.

    "There is only one ball, so you need to have it." (J. Cruyff)

  • Beim 3-3 finde ich charmant, dass es nur zwei Positionen, nämlich Sturm und Abwehr, gibt. Das ist einfach und klar, Stichwort "vom Einfachen zum Komplexen".

    Sehe ich ganz anders. Der Charme des 3-3 in der E ist gerade, dass die beiden Reihen gemeinsam stürmen und verteidigen können und sollen. Ich spreche beim Spiel mit dem "Sechserwürfel" deshalb auch nie von "Abwehr" oder "Sturm", sondern nur von "hinterer Reihe" und "vorderer Reihe". Wenn wir in der Defensive sind, kommen natürlich beide Reihen zurück und verteidigen (keiner bleibt vorne stehen); wenn wir in der Offensive sind, gehen beide Reihen (weit) über die Mittellinie und stürmen. Gleichzeitig wird der Torwart zum Feldspieler und sichert hoch (bis maximal auf der Mittellinie) stehend gegen Konter ab. Wenn dann der Gegner ein 2-2-2 mit unvariablen Positionen spielt, stehen dessen Stürmer gerne mal 20 Meter hinter dem Torwart, schauen zu, wie sich ihre Mannschaft in der Defensive in Unterzahl schlägt und warten auf den nach vorne gebolzten Ball. Auch das horizontale Verschieben des "Sechserwürfels" in Ballnähe funktioniert praktisch von alleine. Damit gewinnt man nicht jedes Spiel (insbesondere auch deshalb, weil viel vom jeweiligen Torhüter abhängig ist), aber es gibt eben keine "Verteidiger" und "Stürmer" mehr.


    "Komplex" und daher für den Anfang ungeeignet wäre in der obigen Logik übrigens das Spiel 3 gegen 3, da es sich für Positionsspiel grundsätzlich nicht eignet... :)


    Grüße