Kleiner Torhüter vs. hohe Bälle

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  • Moin moin Gemeinde.


    Hab mal wieder ein Problemchen mit meinem Torhüter. Ist ein relativ kleiner Kerl und spielt ab jetzt aufs Großfeld bzw. Großtor. Ist bei flachen Bällen und halbhohen Bällen relativ stark, egal ob auf den Mann oder in die Ecke. Aber bei hohen Bällen siehts da anders aus. Hohe Bälle unterläuft er meistens, oder aber er springt zum falschen Zeitpunkt ab. Hohe Bälle in die Ecke aufgrund geringer Körpergröße absolut nicht zu erreichen. Auch Strafraumbeherrschung ist nicht gut, er klebt relativ oft und lange auf der Linie, traut sich weder bei flachen noch bei hohen Bällen raus.
    Wer kann da ein paar Tipps geben, wie man dem entgegenwirken kann?
    Weil ich ehrlich gesagt kaum etwas vom richtigen Torwartspiel verstehe, eine tolle Frage an euch.


    raicoon

  • Hallo raicon,


    man soll ja Fragen immer mit Gegenfragen beantworten :P
    Deshalb hier gleich zwei:
    1.) Habt Ihr nicht einen Torhüter aus dem Herren-/Seniorenbereich, der mal für 'ne Trainingseinheit vorbeischauen könnte ?
    2.) Gibt es bei Euch in der Nähe keine Torwartschule, zu der man den "Kleinen" zum Schnupperkurs schicken könnte ?


    Bis dahin erst mal ein "Gutes Nächtle" von der
    Nummer 4

  • Hallo.


    Also dass der Herrentorwart vorbeikommt so für umme kann ich mir nicht vorstellen.
    Torwarttrainer dazu gibt's auch, aber auch der kommt eher unregelmäßig mal.


    Towartschule wäre ja mit zusätzlichem Aufwand verbunden, was vor allem die Fahrerei und dann auch Kosten betrifft. Und das kommt eher auch nicht in Frage :S

  • Hat jetzt vom Jugendtor aufs Großtor gewechselt. Im Jugendtor warer richtig gut, aber halt hohe Bälle net so seins, sinn da aber nicht so ins Gewicht gefallen.
    Jetzt auf'm Großtor werden die Probleme diesbezüglich halt größer.


    Stellungsspiel soweit ok auf der Linie, aber wenns vor's Tor geht...nunja..

  • Hallo.


    Also dass der Herrentorwart vorbeikommt so für umme kann ich mir nicht vorstellen.
    Torwarttrainer dazu gibt's auch, aber auch der kommt eher unregelmäßig mal.


    Towartschule wäre ja mit zusätzlichem Aufwand verbunden, was vor allem die Fahrerei und dann auch Kosten betrifft. Und das kommt eher auch nicht in Frage :S


    Nun bei den Antworten stellt sich mir die Frage, was Du für einen Verein hast 8o !
    Vielleicht bringst Du die genannten Punkte mal ins Gespräch, bevor Du alles ad acta legst. Wenn es nicht der Hüter der 1. Herren ist, vielleicht hilft die A- oder B-Jugend. Auch mit Betreibern einer Torwartschule kann man reden und sich vielleicht ein paar Tips holen, auch ohne dafür Haus und Hof verkaufen zu müssen.
    Auf die Streckbank kannst Du Deinen Keeper sicher nicht schicken, aber Stellungsspiel und Sprung-/Fangtechniken kann man schon trainieren. Gerade dafür gibt's Fachleute, weil der Torwart nunmal ein bißchen eine Sonderstellung im Spiel hat. Viele Kinder/Jugendliche haben auch einfach noch Hemmungen sich auf Bälle und ins Getümmel zu werfen. Durch fehlende Erfolgserlebnisse wird es dann nicht gerade einfacher.


    Wünsche viel Erfolg
    Nummer 4


  • Da ich vom Torwartspiel aber wenig bis keine Ahnung habe, wäre ich für Konkretes diesbezüglich sehr dankbar...


    Nun mal ehrlich !? Wenn Du eine Jugendmannschaft trainierst, wirst Du aber doch wohl Deiner Abwehr Tips zum Stellungsspiel geben können und auch mal Trainingsspielchen Überzahl (Sturm) gegen Unterzahl (Abwehr) durchführen. Das ist mit dem Tormann nicht anders (siehe Manuel Neuer bei der WM). Nimm 3 oder 4 Stürmer und 2 Abwehrspieler + Hüter und laß die Angreifer aus dem Mittelfeld aufs Tor gehen. Das trainiert das Zusammenspiel der Offensive, das Stellungsspiel (inkl. Abseitsfalle) der unterzähligen Abwehr und fordert den Tormann, seine Vorderleute zu unterstützen. Er muß den Blick dafür entwickeln, wann er raus muß, um den Winkel zu verkürzen und wann es besser ist auf der Linie zu bleiben (z.B. bei Lupfern). Da heißt es üben, üben, üben... Du darfst ihn dabei natürlich mit Zurufen jederzeit unterstützen, wenn Du die Situation von außen besser einschätzen kannst - auch ein guter Abwehrchef sollte sich mit seinem Hüter absprechen und die entsprechenden Kommandos geben.
    Zur Beherrschung des Tores reicht es für den Anfang, Bälle mit der Hand hoch auf die Ecken oder unter die Latte zu werfen oder den Ball kräftig vom Boden aufspringen zu lassen. Mit der Zeit wird er schon das für Gefühl für den richtigen Zeitpunkt zum Abspringen entwickeln, Sprungkraft kann man z.B. mit Hock-Strecksprüngen trainieren - frag' mal den Sportlehrer Deines Vertrauens, so etwas gehört auch zum Lehrplan ;). Ermutige ihn auch, den Ball notfalls über die Latte zu fausten - man muß nicht jedes Geschoß fangen wollen.


    Viel Erfolg - und laß uns an Deinen Ergebnissen teilhaben
    Nummer 4

  • raicoon, TW-Trainer hat hier im Forum schon einige Beiträge zum Thema der Individualtaktik des Torwarts gepostet. Hast du diese schon gefunden und gelesen?

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Einige, mit denen ich aber noch nicht ganz zufrieden war, obschon die Beiträge von TW-Trainer insgesamt alle richtig gut sind.
    Hatte gehofft, dass vielleicht noch der ein oder andere so konkrete Übungen oder Querverweise zu hohen Bällen und Sprungkraft machen kann, weil der mit 1,70m im großen Tor etwas kurz geraten ist und seine Statur irgendwie ausgleichen muss.

  • Einige, mit denen ich aber noch nicht ganz zufrieden war, obschon die Beiträge von TW-Trainer insgesamt alle richtig gut sind.
    Hatte gehofft, dass vielleicht noch der ein oder andere so konkrete Übungen oder Querverweise zu hohen Bällen und Sprungkraft machen kann, weil der mit 1,70m im großen Tor etwas kurz geraten ist und seine Statur irgendwie ausgleichen muss.


    Ein bißchen was haben wir Dir aber nun schon zugearbeitet - vielleicht fängst Du erstmal damit an.
    Wir müssen nämlich mit den wenigen Infos auskommen, die Du uns gibst - den Spieler jedoch kennen wir nicht und können ihn also auch schlecht einschätzen.
    Ich kenne sehr kleine Spieler, die aber extrem drahtig sind und im Kopfballduell weitaus höher springen als manch "lange Latte". Ist Dein Hüter vielleich nicht nur klein, sondern auch ein wenig pummelig, wird er das große Tor auch mit Diagonalsprüngen kaum beherrschen. Hast Du keine Alternativen, wirst Du damit leben und in kleinen Schritten denken müssen. Wichtig ist hierbei natürlich, daß Du andere Stärken ausbaust - also z.B. die Strafraumbeherrschung, das Stellungsspiel, das (positiv) aggressive Zweikampfverhalten.


    Wie geht der Spieler selbst eigentlich das Problem an - trainiert er aktiv, will er überhaupt im Tor stehen ? Hast Du schon einmal mit ihm die Problematik gründlich im Vier-Augen-Gespräch erörtert ? Wie läuft bei Euch das Training ab, welche Unterstützung hast Du ?


    Fragen über Fragen, aber ein paar Hinweise benötigen wir schon, um aus der Ferne zu helfen :rolleyes: .


    Grüße zum Abend von der
    Nummer 4

  • Bei uns ist es ähnlich wir haben einen relativ großen TW und einen bisher nicht ganz so großen. Da wir meistens vorher wissen wie der Gegner spielt wählen wir auch entsprechend den Torhüter aus. Der "Große" ist z.B. stärker auf der Linie der "Kleine" spielt stärker mit und kann auch mal den "Libero" spielen.


    Das heißt wenn wir wissen der Gegner ist sehr spielstark und versucht eher Fußballerisch die Dinge zu lösen nehmen wir in der Regel den größeren und bei Spielen mit Gegnern die weite Bälle in die Tiefe spielen eher den anderen.


    Ich mache mir aber da keine großen Gedanken drum, die Jungs kommen gerade aus der U13 und befinden sich im Wachstum. Außerdem haben die meisten Gegner doch das selbe Problem auch. Gib deinem Schnapper mal nen Halbes Jahr und dann sieht das meiste ganz anders aus ;)

  • raicoon


    wir hoffen noch auf kompetente Rückmeldung von TW-Trainer oder TRST (oder den anderen TW-Trainern aus dem Forum)


    Ich würde Dein "Problem" mit den hohen Bällen (das beim Übergang auf das große Tor in der C so vermutlich fast jeden trifft) in mehrere Schwierigkeitsschritte zerlegen und eins auf dem anderen aufbauend trainieren.


    1. Abfangen/Abwehr hoher Bälle aus dem Stand (korrekte Körper- und Handhaltung)
    2. Abfangen/Abwehr hoher Bälle aus dem Stand mit Sprung (1 zzgl. Bewegungsanleitung u.a. mit einem Knie nach oben, hier beginnt dann auch das Training des Timings)
    3. Abfangen/Abwehr hoher Bälle aus der Vorwärtsbewegung heraus mit Sprung
    4. Abfangen/Abwehr hoher Bälle aufs Tor aus einer Seitwärts- bzw. Diagonalbewegung heraus
    5. Abfangen/Abwehr hoher Bälle als Flanke aus einer Seitwärts- bzw. Diagonalbewegung heraus.

    Die fachliche Anleitung des korrekten Bewegungsablaufs überlasse ich aber wirklich lieber den Fachleuten.


    Zum Thema "Strafraumbeherrschung" bei flachen Bällen ein paar grundsätzliche Ideen.
    1. Der TW sollte in einem Großteil des Feldspielertrainings (vor allem auch bei Spielformen in kleinen Teams, z.B. als Übungen zum Ballbesitzwechsel oder zum Unterzahlspiel) aktiv mitmachen.
    2. Du könntest in Trainingsspielen ein Zone vor dem Tor markieren, die die Verteidiger nicht betreten dürfen oder erst betreten dürfen, wenn der Ball dort vom angreifenden Team hinein gespielt wurde.
    3. Bei Übungen zum ballorientierten Verteidigen immer den Torwart als "Spieler" mit einrechnen, einbinden und aktiv coachen (z.B. 1:1 auf ein Tor, 3:2 auf ein Tor) Falls Du in dieser Saison auch Übungen zu Viererkette einbauen möchtest: Bei allen Bewegungsabläufen möglichst immer den Torwart einbinden.

  • Hallo raicoon


    Dein Problem ist mir bestens bekannt. Ich war auch ein sehr kleiner Torhüter, oder immernoch, und spiele auf Grosstore. Was ich Dir bzw deinem Torhüter raten kann, regelmässig die Sprungkraft durch einfachste Sprungübungen zu trainieren. Die hohen Bälle können auch mit Flanken trainiert werden. Dort lernt er sein eigenes Timing und kann seine Sprungkraft selber gut einschätzen lernen. Dein Torwart darf KEIN Styl vorhergesagt bekommen, da er seinen eigene Spielweise kennenlernen muss. Der Torwarttrainer ist nur hier um ihm TIPPS zu geben.


    Trotz meiner kleinen Körpergrösse für Torhüter (1.73m) hole ich nun die Flanken vom Himmel und Tore obenrein sind auch sehr sehr selten.


    Jedoch darfst du keine Wunder erwarten. Dieser Prozess nimmt Zeit in Anspruch. Mach dein bestes und motiviere regelmässig deinen Torwart.


    ich hoffe ich könnte Dir ein wenig helfen mit meiner eigenen Erfahrung. 8)


    Grüsse


    Jungtrainer97

    Man lernt eine Zeile von einem Sieg
    und ein Buch aus einer Niederlage.

  • raicoon


    Bitte korrigiere mich, wenn ich etwas falsch interpretiere! Also du hast einen Keeper, der jetzt in die C-Jugend gewechselt ist, wo er Keeper in einem Großfeldtor geworden ist. Sowohl die Abmessungen des Tores wie auch die Dimensionen des Strafraums sind also anders geworden. Soweit richtig?


    Dass der Junge nicht wie gewünscht, weite Flanken abfängt oder auf Rückpässe wartet, kann also 2 Gründe haben:


    1. Er ist schon sehr lange im Tor und hat nichts anderes kennengelernt, als den Linienschnapper zu spielen, sodass ihm Erfahrungen als Feldspieler zur raschen Situationserkennung fehlen.
    2. Er hat Angst (vielleicht noch durch Trainerkritik) geschürt, sich von der Linie fort zu bewegen, weil sonst noch mehr hohe Bälle ins Tor gehen.


    Wenn du also gestattest, beschäftigen wir uns hier zunächst mit der Abwehr hoher Bälle (und kommen danach erst zum Stellungsspiel), einverstanden?


    Um auch solche Bälle abzuwehren, an die man mit selbst mit lang ausgestreckten Armen nicht gelangt, um man eine geignete Sprungtechnik erlernen. Dazu müssen Muskeln und Sehnen durch Veränderung der Körperhaltung in eine günstige Stellung auf eine größtmöglich Spannung gebracht werden. Das geht fast automatisch, wenn der Oberkörper leicht vorgebeugt wird. Um dass Gleichgewicht in dieser Position zu halten müssen nun die Knie angewinkelt und von der flachen Fussfläche auf die Fussballen gewechselt werden. Auch die Arme werden leicht angewinkelt. Denn hier beginnt der Ab- und Aufschwung in die Höhe, der dann von der Bein- über die Rumpfmuskulatur unterstützt wird.


    Das Problem der Absprungtechnik haben übrigens alle Torleute. Manche können es jedoch aufgrund ihrer Körperlänge etwas mehr kaschieren, sodass es dem Laien nicht sofort auffällt!


    Weil aber die Körperlänge ohnehin nicht vom Trainer beeinflussbar ist (wer wissen will, wie groß sein Keeper mal wird, braucht sich nur Vater und Mutter anschauen und dann ein paar Zentimeter bei der Körperlänge dazu addieren), ist es auch kein relevantes Entscheidungsmerkmal für Jugend-Keeper!


    Kommen wir nun zur Kombination von Sprungtechnik und einfachen Formen des Stellungsspiels! Nehmen wir dazu einen Distanzschuß, der als hoher Ball in Richtung Tor unterwegs ist. In dieser Situation wird der Ball meist "länger" als der Keeper vermutet. Statt in dieser Situation die "vorwärts orientierte Rückwärtsbewegung" zu wählen, laufen die meisten Keeper mit ausgestrecktem Körper rückwärts. Weil man aus dieser Grundhaltung jedoch nicht oder fast nicht abspringen kann, fallen die Köper zum Schluß nach hinten wie eine "Bleiente"! Wenn man den Bewegungsablauf genau beobachtet, wird dabei sogar der Oberkörper leicht schräng nach hinten gebracht, um sich dadurch schneller rückwärts laufen zu können.


    Bei der "Vorwärts orientierte Rückwärtsbewegung wird der Körper wie in der Grund-Absprungposition in Spannung gebracht. Es bewegen sich lediglich die Beine und Füße in Rückwärtsbewegung. Auf diese Weise kann der Keeper genau so hoch springen, wie in der Grundposition. Mit ein wenig Übung sogar noch ein klein wenig höher, weil er die Anlaufgeschwindigkeit mitnehmen kann.


    Kommen wir zu den etwas geringeren Defiziten beim Sprung in der Vorwärtsbewegung. Hierbei gibt es besonders häufig die Situation, dass der Keeper zu flach abspringt. Dies geschieht, wenn der letzte Schritt zu groß gerät und man das Tempo nicht in Höhe umsetzen kann. Deshalb ist es wichtig den Bewegungsablauf in Phasen zu glidern. 1. Phase: Anitzipieren der Situation, 2. Phase: Schnelle Distanzverkürzung: 3. Phase: einbeiniger Absprung. Wenn die Technik des einbeinigen Absprungs einigermaßen beherrscht wird, sollte darauf geachtet werden, das das jeweils am nähesten am Sprungziel befindliche Bein benutzt wird.


    Ein weiteres Handicap ist sicher das starke und schwächere Bein. Mag sich dies bei Feldspielern nur marginal auswirken, sind die Auswirkungen beim Keeper deutlich stärker. Denn hier ist ein ruhiger Oberkörper in der Abwehrphase ein Garanti für gute Fang- und Lenktechniken. Muskel- und Koordinationsdefizite im unteren Körperbereich wirken sich immer auch auf den oberen Körperbereich aus.


    Aber wir wollen ja keine Nationalkeeper ausbilden, sondern lediglich Torleute für den "Alltagsgebrauch"!


    Zum Schluß nicht eine kleine Eselsbrücke
    Laß deinem Keeper beim Training von hohen Bällen ein Hütchen auf seinen Kopf ballancieren. Positioniere dich dann ca. 8 m von ihm entfernt und werfe ihm zunächst Bälle zu, die auf seiner Höhe so herunter kommen, dass er sie ohne Sprung fangen kann. Dabei wirst du feststellen, dass das Hütchen zunächst häufig nach hinten herunterfällt, weil der Keeper keinen Schritt zurück macht, sondern den Kopf in den Nacken legt. Aber er wird es rasch lernen, rechtzeitig (d.h. sobald dr den Ball nicht mehr unter der Hütchenkrempe sieht) ein-zwei nach hinten zu machen, damit das Hütchen auf dem Kopf bleibt. Wirfst du ihm nunmehr kürzere Bälle zu, wird sein Hütchen nach vorn herunterfallen. Aber er wird so rasch lernen, rechtzeitig ein paar Schritte nach vorn zu machen, damit das Hütchen auf dem Kopf bleibt.


    Ich denke, dass sollte erst einmal genug sein. Viel Spaß bei diesen TW-Übungen. Sicher werden im Laufe deiner ersten Erfahrungen dabei ein paar Fragen auftauchen. Die sollten wir zunächst abarbeiten, bevor wir uns gemeinsma an das komplexe Stellungsspiel trauen. Denn Wunder dauern nun einmal etwas länger!

  • Zum Schluß nicht eine kleine Eselsbrücke


    @TW


    ganz stark :thumbup:


    nicht weil es jetzt die Superübung ist, sondern weil es zeigt, dass man abseits des in Lehrgängen vermittelten, als Trainer seine eigen Fantasie entfalten sollte, und man bekannte Übungen mit etwas eigenen Veränderungen oder Ergänzungen wesentlich
    wirkungsvoller gestalten kann.


    Ich habe oft versucht, Übungen ergänzend umzugestalten, aber auf deine Übung, die für mich im Ergebnis absolut logisch
    nachvollziehbar ist, bin ich nicht ansatzweise gekommen. Einziger Trost für mich, dass ich jetzt kein spezieller TW-Trainer
    war. ( :love: )


    habe aber noch einen Vorschlag zum eigendlichen Problem:


    geht ja demnächst in die Halle. mit dem TW aufs Trampolin, dann zuerst ohne, danch mit Ball zuwerfen.
    fördert Konzentrataion und Koordination beim Hochspringen.


    förderlich auch die entsprechenden Übungen auf den dicken, weichen Hochsprungmatten

  • Günter


    Vielen dank fürs Kompliment.


    Deine Übung mit dem Trambolin ist zur Analyse von Defiziten in der beidbeinigen Koordination sehr gut geeignet. Nicht nur der TW-Trainer, sondern auch der Keeper erkennen durch die überproportionale Sprungunterstützung auf dem Trambolin rasch die Unterschiede beim Absprung mit dem rechten, linken oder mit beiden Beinen. Denn ist erfolgt die Koordination nicht gleichmäßig, so kann der Oberkörper nicht frontal zum Ball gebracht werden. Im Ergebnis gelangt der Keeper nicht mit fast ausgestreckten Armen und beiden Händen gleichzeitig zum Ball.
    Das Trambolin als Hilfsmittel strengt nicht nur den TW-Trainer an, der seine Würfe mit dem richtigen Druck und der Präzision gestalten muß, er verlangt auch vom Keeper eine gute Konzentration auf das Timing.


    Wer jedoch kein Trambolin zur Verfügung hat, kann trotzdem Defizite messen. Dazu gibts 2 einfache Methoden:


    1. Einfache Methode
    Bei TW-Anfängern oder vielen "Linienschnappern" läßt sich erkennen, dass sie bei flachen Schüssen in eine Torecke auf der "starken Seite" unter guter Körperspannung flach und mit ausgestrecktem Körper abspringen. Auf der schwachen Seite fallen sie entweder "auf den Bauch" oder springen seitlich im Bogen.


    2. Messungspräzision
    Mit der nachfolgenden Methode läßt sich nicht nur beim Torwart, sondern auch bei allen Feldspielern der Grat der "Einbeinigkeit" messen. Dazu baut man ein Hütchenparcours-Rechteck auf. Das äußere Viereck sollte ca. 20 m betragen. Jeweils auf 10 m (also in der Mitte zwischen den äußeren Hütchen) wird ein weiteres Hütchen plaziert.
    Von einer Seite werden In der Mitte weitere Hütchen im Abstand ca. 1,5 bis 2 m plaziert. Vor dem Start der Übung wird dem Keeper erklärt, dass die Hütchen dem Uhrzeigersinn entsprechend folgende Bedeutungen haben. Das Hütchen mittig, vorn entspricht der 1, das im rechten, äußeren Eck der 2, das mittig rechts der 3, das am äußeren Eck rechts unten der 4, das mittig unten der 5, das links unten am äußeren Eck der 6, das mittig rechts der 7 und schließlich das links am äußeren, oberen Eck der 8.
    Ferner wird eine Stoppuhr benötigt des Sprints zum jeweiligen Eck gemessen wird.
    Die Übung startet damit, dass der Keeper im mittleren Tempo im Slalom durch den unten mittig angelegten Hütchenparcours läuft. Sobald er das Zentrum erreicht hat, kommt vom TW-Trainer das Kommando (z.B. 2) für den Richtungswechsel und den Sprint. Gleichzeitig startet der TW-Trainer seine Stoppuhr, die beim Erreichen des Zielhütchens wieder angehalten wird. Diese Übung sollte man wiederholen, bis der Keeper min. 1 x zu allen 8 Hütchen gesprintet ist. Anhand der Tabelle lassen sich Zeitdifferenzen zwischen den Sprints zur linken und zur rechten Seite erkennen. In erster Linie ist die Ursache dafür in der unterschiedlichen Koordination beim ersten Stemmschritt in die gewünschte Richtung zu suchen. Ein "Rechtsfüßer" wird bei der Drehung nach links seinen rechten Fuß zuerst aufsetzen, beim "Linksfüßer" ist es umgekehrt. Die Geschwindigkeit und Präzision in der Drehung sowie die Impulskraft beim Start machen schließlich die Zeitdifferenz deutlich. Sie zeigen dem TW-Trainer an, welche Übungen er wie gestalten sollte, um diese Differenzen auszugleichen. Zwar ist ein gleichmäßiger Bewegungsablauf bei allen Mannschaftsmitgliedern von Bedeutung, jedoch wirken sich die Differenzen beim Keeper besonders deutlich aus. Abhilfe kann nur geschaffen werden, wenn man beide Körperhälften trainiert. Für die Feldspieler findet man im Rahmen der "Laufschule" sehr gute Hilfen, beim TW kann man mit weiteren, speziellen Übungen eine gute Unterstüzung leisten.


    Weil es sonst zu lang wird, möchte ich an dieser Stelle nur für 2 TW-Themen ein paar Hinweise geben:


    1. Abtauchen
    Beim "Abtauchen" wird, beim Fuß beginnend (die Fußspitze zeigt zur Abtauchseite in ca. 45 % schräg nach vorn) der untere Teil des Körpers bis zur Hüfte zur Abtauchseite ausgerichtet. Zum Abtauchen wird zunächst das Knie der Abtauchseite gebeugt, bis die Hüfte nur noch einen geringen Abstand zum Boden hat. Mit angewinkeltem Bein an der Abtauchseite, lang ausgestrecktem Oberkörper, wird im per Fußspitze eingestellten Winkel von 45 Grad schräg nach vorn über Oberschenkel, Hüfte und Schulter Bodenkontakt aufgenommen. Die Arme sind beim Ballkontakt ca. 45 bis 60 Grad vor dem Körper. Damit ist der Weg zum Körper lang genug, um dem Ball die Geschwindigkeit zu nehmen. Beide Hände nehmen (mit gespreizten Fingern, Daumen berühren sich fast) gleichzeitig Ballkontakt auf, damit der Ball sicher gefangen werden kann.


    Diese Übung macht an der dominanten Körperseite kaum Probleme. An der schwächeren Seite wird der Keeper jedoch zunächst versuchen, sich seitlich fallen zu lassen, statt über Oberschenkel, Hüfte und Schulter abzurollen. Ferner kann es dazu kommen, dass nicht beide Arme lang ausgestreckt, sondern ein Arm zum Abstützen des Oberkörpers vor der Landung Bodenkontakt aufnimmt. Hier gilt es geduldig zu sein und ggf. Zwischenübungen zu verwenden.


    1. Zwischenübung
    TW sitzt, TW-Trainer rollt ihm Bälle rechts/links zu. TW läßt sich seitlich kippen, streckt Arme aus und fängt den Ball mti beiden Händen


    2. Zwischenübung
    TW kniet, TW-Traienr rollt ihm Bälle rechts/links zu. TW setzt zunächst an Abrollseite das Knie etwas vor, läßt sich seitlich fallen und rollt über Hüfte und Schulter ab.


    3. Zwischenübung
    TW geht fast bis in Hockstellung runter. TW-Trainer hält dem TW in ca. 1 - 1,5 m Entfernung mit fast ausgestreckten Armen den Ball halbhoch seitlich entgegen. Dabei wird 1 Hand auf und die andere Hand unter den Ball gelegt. Der TW startet den Bewegungsablauf, indem er Spannung auf die Fussballen auslöst, ca. 45 Grad nach vorn mit ausgestreckten Armen den Ball mit beiden Händen gleichzeitig umgreift. Er rollt dann über Oberschenkel, Hüfte und Schulter ab. Zum leichteren Abrollen aus dem Stand ist es wichtig, dass die Schulter an der unteren Seite leicht gedreht wird, damit der Bodenkontakt an der schwachen Seite nicht im Achselbereich stattfindet. Das kann schmerzhaft sein, weil dabei das Schultergelenk, statt die Schultermuskulatur den Bodenkontakt aufnimmt und sogar der Kopf auf die Schulter aufschlagen kann.


    Wenn der Keeper über diese Zwischenübungen ausreichend an Sicherheit gewonnen hat, kann man den Bewegungsablauf aus dem Laufen heraus wagen. Als Eselsbrücke eignet sich folgende Übung.


    TW-Übung:
    Der TW positioniert sich mittig. Der TW-Trainer ca. 8 - 10 m mittig. Auf TR-Kommando sprintet der Keper zur einen Torseite, tippt mit der Hand den Pfosten an und sprintet danach schräg nach vorn zur anderen Torseite. Sobald der Keeper die Tormitte erreicht hat, wirft der TW-Trainer den Ball beidhändig halbhoch mit geringem Druck zur anderen Torseite. Was an der starken Torseite für den Keeper kein Problem darstellt, wird an der schwächeren Seite deshalb etwas schwieriger, weil der Keeper hier nicht schräg nach vorn, sondern genau in Richtung Torpfosten sprintet. Das liegt daran, dass der Anfänger-Keeper glaubt, je weiter die Distanz von Ball zu Tor ist, je größer sei die Chance ihn noch rechtzeitig zu erreichen (und sei es nur mit einer Hand)! Dies ist jedoch ein Trugschluß, weil die abzudeckende Torfläche größer wird, wenn er nicht seitlich nach vorn sprintet und abspringt. Als Unterstützung für Erkennen des richtigen Laufwegs kann man an der zu sprintenden Torseite ein Hütchen oder Pylon an der äußeren Ecke des 5 m - Raums positionieren. Falls es sich um einen jüngeren Keeper (C oder B-Jugend oder um weibliche Keeper) handelt, das Hütchen oder Plyon auf ca. 3 m sowie zwischen 5m-Ecke und 2. Pfosten positionieren.


    So, jetzt wünsche ich allen ambitionierten TW-Trainern viel Spaß bei den Übungen und den daraus gewonnenen Erkenntnissen von TW und TW-Trainer!