Junge wird wütend wenn er den Ball verliert

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  • Ich trainiere eine E2 Mannschaft, die ausschließlich aus Spielern des Jahrgangs 2004 besteht.


    In meiner Mannschaft trainiert seit Dezember ein Junge (9 Jahre) mit, der auf eine Förderschule für soziale und emotionale Entwicklung geht. Seine Betreuerin kam auf mich zu und erzählte mir von dem Jungen. Sie sagte, dass man im Sportunterricht sieht, wie sportbegeistert er ist und dass er den Fußball liebt. Sie erhofft sich, dass er durch den Sportverein lernt, in einer Gruppe nach Regeln Fußball zu spielen.


    Ich denke kein Kind mag gerne verlieren, aber bei dem Jungen ist es am extremsten. Nicht nur, dass er nicht verlieren kann. Bei jedem Ballverlust (von ihm oder von seinen Mitspielern) ist er wütend. Beim gestrigen Training führte seine Mannschaft mit 3-0, er schoss dabei alle 3 Tore (für mich überhaupt nicht wichtig, aber damit will ich die besondere Situation zeigen). Als er frei auf das Tor zulief und der Torwart mit einer tollen Parade das 4-0 verhinderte, flippte der Junge aus. Er haute mit der Faust gegen die Hallenwand. Ich habe ihm gesagt, dass es doch ein toller Schuss war, der Torwart aber auch super gehalten hat. Er meinte nur: „Das war ein scheiß Schuss.“


    Seine Mannschaft kann 8-0 gewinnen, er kann dabei alle Tore schießen, sobald eine Aktion nicht klappt, dreht er durch.


    Ich habe bereits vor zwei Wochen mit seiner Mutter gesprochen. Sie sagte, dass sie dieses Problem kennt und er auch Zuhause bei Gesellschaftsspielen überhaupt nicht verlieren kann. Aber dass sie hofft, dass er es durch den Fußball lernt. Leider sitzen die Eltern überhaupt nicht dahinter. Wäre die Betreuerin nicht auf mich zugekommen, wäre er wohl nie zum Fußball gekommen.


    Die schlimmste Aktion am gestrigen Tag: im letzten Spiel des Trainings wurde dem Jungen dreimal der Ball abgenommen (jeweils von einem anderen Gegenspieler). Man merkte ihm in jeder Situation an, wie sauer er war. Als er kurze Zeit später das 1-0 erzielte, lief er an diesen drei Gegenspielern vorbei und zeigte jedem nacheinander den Stinkefinger.


    Kennt ihr ähnliche Kinder/Situationen? Wie seid ihr damit umgegangen? Ich habe schon oft ein Gespräch mit dem Jungen geführt (alleine im gestrigen Training 3 Einzelgespräche). Leider gibt es keine Besserung. Ich wollte in den nächsten Tagen bei der Einrichtung anrufen, die er besucht und die Betreuerin fragen, wie die damit umgehen.

  • Das sind schwere Situationen.
    Und mit Sätze der Du- oder Ich Botschaft, kommst Du mit solche Junioren niergends hin.
    Das Ziel sollte sein, das Positive vom Unterbewusstsein ins Bewusstsein zu holen.
    Wenn Du dem Junior sagst: "Reg Dich ab, Du hast das super gemacht!" so kommunizierst Du dein Standpunkt.
    Offensichtlich interessiert dies dem Jungen nicht...


    Was wäre passiert, wenn Du den Junior zu Dir geholt hättest und gefragt hättest: "Wie viele Tore habt Ihr geschossen? Und wie viele hast Du geschossen?"
    Kurz; was wäre passiert, wenn Du offene Fragen gestellt hättest, wo der Junior sachlich, sein gemachtes analysieren müsste?
    OK, es kann ja passieren, dass der Junior durch die Wut, das so nicht hätte analysieren können. Dann aber nach dem Training? Nach dem Cool Down?


    Dem Junior ist nicht bewusst, was er gut macht. Und Durch Ich- und Du Botschaften kommst Du offensichtlich nicht ran.
    Also versuchst in Zukunft mal mit der Technik der offenen Fragen (die W-Fragen). Warum hast Du? Wie empfindest Du? Was war gut? Wo bist Du gestanden? usw.


    Viele Glück


    TRPietro

  • Hier geht es um mehr als "nur" Fußball oder ein schlichtes Problem mit dem Verlieren und ich vermute ganz stark, dass der Junge schon einiges hinter sich hat. Es ist nicht selten das in solchen Fällen Fußball als Mannschaftssportart ausgewählt wird in der Hoffnung, dass Kind lernt sich in einer Gruppe zu integrieren und Emotionen in richtige Bahnen zu kanalisieren. Wie man sieht haben wohl offensichtlich die Betreuerin und die Mutter ähnliche Erwartungen an Dich. Gut und fair Dir gegenüber finde ich den offenen Umgang der Betreuerin damit.


    Ich kann Dir aber nur raten, beiden Parteien von Anfang an deutlich zu machen das auch Deine Möglichkeiten stark begrenzt sind und sie nicht erwarten dürfen, dass Du in der wenigen Zeit eine Intensivbetreuung des Jungen gewährleisten kannst. Du hast auch die Verantwortung für die anderen Kinder.


    Als kleiner Baustein für die Entwicklung ist das okay. Mehr aber auch nicht. Und Du solltest auch nicht mehr oder höhere Erwartungen an Dich selbst haben.


    Zum Praktischen: Seit Dezember erst bei Dir, also wird er ohnehin noch eine Zeit zur Eingewöhnung brauchen. Von Anfang an ist aber wichtig Grenzen ( die ja auch für alle Anderen gelten ) festzulegen. Oftmals haben diese Kinder nicht gelernt, mit Emotionen umzugehen bzw. ist ihnen nicht gezeigt worden, wie sie dies positiv verarbeiten können. Als Tipp aus der Entfernung für die Praxis:


    Sei ein Ruhepol, aber bestimmt. Bei erstem Ausraster kurze Ermahnung. Bei zweitem sofortige Konsequenz. Und die ist jetzt ganz wichtig. Bloßes auf die Bank setzen wäre eher kontraproduktiv. Wo soll er jetzt hin mit seinen Emotionen und innerem Konflikt ?
    Es muss eine Maßnahme sein die ihm die Möglichkeit bietet seinen Frust abzulassen und gleichzeitig keinen neuen aufkommen lässt. Begleitet von Dir mit deutlicher Erklärung, dass Ausraster auf dem Platz nichts zu suchen haben, ihn aber bei der "Strafaktion" motivieren und loben. Als Beispiel fiele mir jetzt so ein das ein Ball bei Dir an der Bank liegt und den muss er 10 Mal prellen oder aus dem Sitzen an die Wand schmeißen und wieder auffangen. Sowas in der Art. Dann kurze Ruhephase auf der Bank und weiter geht's.


    Wenn Du es richtig geschickt anstellst, wird er irgendwann nur noch so tun als wenn er ausrastet, weil er doch jetzt zur Sonderaufgabe zu Dir muss ( darf ).
    Oder Du setzt ihn in nächster Zeit immer als neutraler Anspieler ein. Sprich er ist bei Ballverlust sofort bei der ballbesitzenden Mannschaft. Er lernt dadurch Aggression in positive Energie umzuwandeln. Dies im Wechsel mit den o.a. "Strafaktionen",


    Ein langer, steiniger Weg mit vorprogrammierten Rückschlägen. Aber nochmal: Er bekommt schon professionelle Hilfe. Du kannst nur einen kleinen ( sicherlich wichtigen ) Teil dazu beitragen. Mehr nicht.

  • ergänzend zu Steini evtl. noch folgendes:


    du solltest wissen, was und wie in der Förderschule unternommen wird um an besagtem Problem Besserung zu erreichen.
    Sprich, die im dortigen Sportunterricht verwendeten Reaktionen/ Konsequenzen/ Therapieschritte sollten dir bekannt sein, um bei dir im Training den "Faden" fortführen zu können.
    Findet ein regelm. Abgleich mit der Betreuung statt?


    Jedes Ding hat drei Seiten: Eine die du siehst, eine die ich sehe und eine die wir beide nicht sehen.

  • Die Betreuerin schonmal gefragt woran er erkrankt ist?


    Den wenn er ein Autistisches Kind ist (gerade das mit dem Verlieren kommt mir bekannt vor) dann ist es sehr sehr schwer da an so ein Kind heranzukommen.


    Die Familie meiner Ex Freundin hat einen Autistischen Jungen. Auch bei ihm ist es so, das wenn er verliert oder kurz davor ist teilweise schreiend und weinend weggelaufen ist. Bzw. auch sehr wütend darauf reagiert hat.


    Wenn so ein Kind nicht von Anfang an einen Menschen "leiden mag" dann ist es schier unmöglich an ihn ran zu kommen. Das dauert dann sehr viel Zeit und Kraft!


    Natürlich gibt es viele verschiedene Ausprägungen und Formenvon Autismus. ALso Pauschalisieren lässt sich das nie. Wie ist er den im Gruppendynamischen zusammenleben?
    Sind seine Mitspieler für Ihn wirklich MITspieler oder eher zweck für die Mittel (das er Pässe bekommt und seine Tore schiessen kann).


    Wie ist es nach/vor dem Training redet er mit den anderen oder zieht er sich zurück?


    Gruß

  • Also bevor der Junge in eine bestimmte Schublade gesteckt wird, sollte man schon etwas mehr wissen!


    Sonst würde man noch vermuten, es würde sich um einen unehelichen Sohn von Olli Kahn handeln? Denn als sein damaliger Trainer Winni Schäfer aus 2 gleichstarken Keepern einen als Stammtorwart auswählen sollte, kam er auf die Idee des direkten Vergleichs. Zunächst mußte Kahns Konkurrent in den Kasten und Winni drosch im den Ball auf den Kasten. Als dann Olli an der Reihe war, bat sein Trainer ihn höflich, doch den Ball aus dem Netz zu holen und ihm zu geben. Olli verweigerte dies, denn schließlich habe er den Ball ja nicht durchgelassen. Auch im späteren Verlauf seiner Karriere war sichtbar, welch ein schlechter Verlierer er sein konnte! Aber er war ein Weltklassetorhüter!!!


    Deshalb bin ich zunächst einmal dafür, erst einmal mehr über diesen 9-jährigen Jungen zu erfahren? Natürlich haben wir als Trainer nur eingeschränkte Möglichkeiten bei Versuch, auch dieses Kind in die Mannschaft zu integrieren. Wir können ihm die Eltern nicht ersetzen.


  • Ich habe bereits vor zwei Wochen mit seiner Mutter gesprochen. Sie sagte, dass sie dieses Problem kennt und er auch Zuhause bei Gesellschaftsspielen überhaupt nicht verlieren kann. Aber dass sie hofft, dass er es durch den Fußball lernt. Leider sitzen die Eltern überhaupt nicht dahinter. Wäre die Betreuerin nicht auf mich zugekommen, wäre er wohl nie zum Fußball gekommen.


    .


    Hi,


    der Bub hat nie verloren bei den Gesellschaftsspielen, ich lese es so heraus. Gut gemerkt von Dir, dass die Familie überhaupt nicht dahinter sitzt. Typisch auch, in diesem Absatz, dass die Mutti hofft, dass er durch den Fußball etwas lernt.


    Unsere Kinder sind sehr verwöhnt und haben verlernt zu verzichten. Also wie kann man die Situation erklären: Viele Familien möchten/können nicht Ihre Kinder erziehen, so schauts aus. Viele Familien haben die Kompetenz den anderen übergeben, also der Schule, Mittagsbetreuung, Kindergarten, Sportverein, etc. Sie möchten sich mit der nervigen Erziehungs-Arbeit nicht beschäftigen, viele haben kaum Lust. Deswegen rastet der Bub aus. Er hat nie gelernt zu verlieren. Er musste nie auf sein Gewinngefühl verzichten, er hat nie gelernt sich unterzuordnen. Die Welt dreht sich um ihn. So kann ich versuchen zu erklären.


    Was kann machen? Verlieren lassen. Er wird es lernen. Der Mutti das Gleiche empfehlen, dass sie ihn verlieren lässt. Ich glaube, sie wird nicht amused sein, aber trotzdem, kannst Du ihr sagen, dass es sich nur verschlechtern kann, wenn man nicht jetzt damit anfängt.


    Du musst starke Nerven zeigen. Nie belohnen, wenn er ausrastet. Sprechen sprechen wieder sprechen. Ganz klare Grenzen "erklären": Du pass auf, ich möchte nicht, dass Du Dich jedes mal ärgerst, wenn Du etwas falsch machst, oder, ich finde es wirklich schlimm, wenn Du dich -wie jetzt- benimmst, oder, ich weiß, dass Du Dich besser benehmen kannst, wie jetzt, etc.


    Ich denke, es ein eine kleine Geschichte, aber zeigt an, was für Erzieherische Aufgaben wir übernehmen "müssten". Diese Kinder können wir fallen lassen, oder nicht. Das hier ist aber ein ganz anderes Thema, das wir hier öfters diskutiert haben.


    Gruß,


    Uzunbacak

  • passt eigendlich auch zu einem anderen Thema.


    Du wirst nichts erreichen.


    Die Förderschule hat speziell ausgebildete Fachkräfte, die anscheinend mit diesem Kind nicht weiterkommen.
    das Elternhaus kennt die Probleme, ohne was verändern zu können.


    nun soll der Fussballtrainer, der nicht nur diese Kind zu betreuen hat, sondern es ist eines von vielen, diese Problematik lösen.
    Ein Problematik, die viele Ursachen haben kann, die zuallerst mal eroiert werden müssen.


    Veränderungen des Verhaltens kann Jahre dauern, vor allem dann, wenn es ein grundsätzliches Problem in der Entwicklung gibt.


    die Ursache seines Verhalten hat absolut nichts mit dem Fussball zu tun.


    hier hilft nur ein Kinderpsychologe.

  • wow... vielen Dank für die ganzen Antworten.


    Ich habe heute Mittag mit der Einrichtung telefoniert. Sie kennen dieses Problem genauso wie ich es erzählt habe. Sie sagen, dass bei ihm aber keine Krankheit/Störung (wie ADHS, Autismus,...) festgestellt wurde. Die Betreuer der Einrichtung wollen sich im Laufe des Tages beraten und auch ein Gespräch mit dem Jungen führen. Danach wollen sie mich wieder anrufen, damit wir eine Lösung finden.


    Ich habe schon mehrere Gespräche mit dem Jungen geführt. Sowohl direkt im Anschluss an solche Aktionen, aber auch nach einer Übung oder sogar nach dem Training. Nach dem Training zeigt er oftmals am meisten Verständnis, jedoch beginnt beim nächsten Training wieder alles von vorne.


    Zu dem Jungen: er ist täglich von 8:00 bis 17:00 Uhr in dieser Einrichtung. Die Einrichtung musste extra beim Jugendamt beantragen, dass er an unserem Trainingstag eher gehen darf. Eine Person, mit der ich darüber gesprochen hatte, meinte, dass das Jugendamt dann aber auch schon das Sorgerecht haben müsste (aber da kenne ich mich nicht mit aus).


    Er will außerdem nur spielen. Übungen mag er gar nicht. Sobald ich eine Übung erkläre, sagt er mindestens dreimal: das kapiere ich nicht. Er macht die Übungen dann aber ohne Probleme (wenn er an der Reihe ist). Sobald er eine Übung erfolgreich kann, sagt er: das ist langweilig.


    Gestern sollten die Kinder in einem Viereck dribbeln und zwischendurch Übungen machen (Ball anstoppen, beidfüßig dribbeln, Ball mit der Sohle führen,...). Sobald ich einen Namen rufe, läuft derjenige auf das Tor zu und schießt. Dem Jungen interessiert nur der Torschuss. Er schießt den Ball zwischendurch gegen die Hallenwand. Und alle anderen Kinder verstehen nicht, warum er sich nicht an die Regeln hält. Er fragt auch immer zwischendurch wann wir endlich spielen.


    Ich bin nun erst einmal auf den Anruf von der Einrichtung gespannt.

  • Er will außerdem nur spielen. Übungen mag er gar nicht. Sobald ich eine Übung erkläre, sagt er mindestens dreimal: das kapiere ich nicht. Er macht die Übungen dann aber ohne Probleme (wenn er an der Reihe ist). Sobald er eine Übung erfolgreich kann, sagt er: das ist langweilig.


    Hi,


    ich denke, er möchte Deine Aufmerksamkeit haben. Da die Eltern mit ihm bereits aufgehört haben? Passt zum Bild.


    Gruß,


    Uzunbacak

  • Er will außerdem nur spielen. Übungen mag er gar nicht. Sobald ich eine Übung erkläre, sagt er mindestens dreimal: das kapiere ich nicht. Er macht die Übungen dann aber ohne Probleme (wenn er an der Reihe ist). Sobald er eine Übung erfolgreich kann, sagt er: das ist langweilig.


    Gestern sollten die Kinder in einem Viereck dribbeln und zwischendurch Übungen machen (Ball anstoppen, beidfüßig dribbeln, Ball mit der Sohle führen,...). Sobald ich einen Namen rufe, läuft derjenige auf das Tor zu und schießt. Dem Jungen interessiert nur der Torschuss. Er schießt den Ball zwischendurch gegen die Hallenwand. Und alle anderen Kinder verstehen nicht, warum er sich nicht an die Regeln hält. Er fragt auch immer zwischendurch wann wir endlich spielen.


    Ich bin nun erst einmal auf den Anruf von der Einrichtung gespannt.


    Jugendbetreuer, Deine Schilderungen kommen mir bekannt vor. Ich habe einen Jungen der ähnliche Verhaltensweisen aufweist. Er kommt ebenfalls aus nicht ganz einfachen Verhältnissen und möchte ebenfalls nur spielen. Übungen findet er doof und langweilig. Er ist aber nicht so talentiert, dass er die Übungen umsetzen kann. Ausraster kommen vor wenn er das Tor nicht trifft oder irgendetwas nicht klappt.


    Letztes Training rufe ich alle zu Beginn zusammen und möchte mit dem Training beginne. Ich sage die nächste Übung an. Und er "Ach nö". Dann habe ich gesagt, wir machen jetzt die Übung du kannst ja machen was du willst. Meine restlichen "Chorknaben" hätten wohl freiwillig mitgemacht. Er nicht. Er nimmt sich ein Ball und bolzt gegen den Fangzaun, nachher nimmt er sich vier Kegel und macht sein eigenes Spielfeld. Zum Abschlusspiel wollte er dann mitmachen, da habe ich gesagt, dass das nicht geht. beim "Elfmeterschießen" kam das Nein von den Kindern.


    Das geht nur mit Geduld, Geduld und Geduld. Und postiver Verstärkung. Es gibt oft Situation, in denen ich mich ihm gegenüber falsch verhalte.


    Ich finde es absolut bemerkenswert, dass Du dich mit der Schule und den Betreuern auseinandersetzt und Ihr nach einer gemeinsamen Lösung sucht. :thumbup:


    Wie reagieren denn die Mitspieler und die anderen Eltern auf ihn?

  • Ich finde es absolut bemerkenswert, dass Du dich mit der Schule und den Betreuern auseinandersetzt und Ihr nach einer gemeinsamen Lösung sucht. :thumbup:


    Hi,


    ich finde es auch stark.


    Gruß,


    Uzunbacak

  • Die Mitspieler reagieren völlig unterschiedlich auf den Jungen.


    Kurios ist auch die Tatsache, dass er mit unserem stärksten Spieler (Auswahlspieler) ständig Ärger hat. Wenn die beiden zusammen in einer Mannschaft spielen und einer nicht abspielt, gibt es sofort Ärger. Dann mache ich eine Übung und zwei Jungs sollten sich gestern zusammenfinden. Die beiden Jungs (das Problemkind und der stärkste Spieler) wollen auf einmal die Übung zusammenmachen. Ehe es dann im nächsten Spiel wieder Probleme zwischen den beiden Jungs gibt.


    Andere Jungs kommen an und erzählen mir, was der Junge so sagt und macht. Wiederum andere Jungs bleiben völlig ruhig, gehen dem Jungen aus dem Weg und wenn der Junge meckert, lassen sie ihn einfach meckern. Gestern kam zum ersten Mal ein Junge zu mir und fragte mich unter 4 Augen, was der Junge eigentlich für ein Problem hat und warum er sich nicht an Regeln hält.


    Gestern nach dem Training habe ich mich noch einmal mit dem Jungen unterhalten. In der Zeit waren die anderen Kinder in der Kabine am Umziehen. Ein Vater, der ebenfalls in der Kabine war, sagte mir, dass die Kinder allesamt der Meinung sind, dass der Junge nicht mehr in der Mannschaft spielen soll. Nach meinem Gespräch habe ich mit drei Jungs, die noch da waren, gesprochen und gefragt was sie gerade in der Kabine besprochen haben. Antwort: nichts!


    Ich habe mich gestern Abend sehr lange mit dem Thema beschäftigt, was man ja auch an der Uhrzeit des Beitrages erkennt. Ich habe mich auch mit anderen Eltern unterhalten. Eine Mutter war der Meinung, man solle schnellstmöglich einen Elternabend veranstalten, um darüber zu sprechen. Ein Vater sagte zu mir, dass ich ja Fußballtrainer bin, aber kein Psychologe. Natürlich stärken die Stärkeren die Schwächeren und die Kinder können nichts dafür aus was für einem Elternhaus sie kommen. Aber wie auch hier genannt wurde, bekommt er ja schon professionelle Hilfe und wenn die das nicht geregelt bekommen, dann bekomme ich es auch nicht hin.


    Von den drei Jungs, mit denen ich gestern gesprochen habe und die meinten es wäre nichts gewesen, habe ich ebenfalls mit den Eltern gesprochen. Die Jungs haben Zuhause erzählt, was der Junge alles gemacht hat und dass es so keinen Spaß macht. Zu mir allerdings sagen sie, es ist alles in Ordnung.


    Das Problem ist aber glaube ich auch folgendes: mir ist die Leistung eines Kindes natürlich völlig egal. Ob ein Kind gut oder schlecht spielt, solange er sich nicht an die Regeln hält und dies nach mehreren Gesprächen nicht aufhört, dann muss der Junge gehen. Aber der Junge ist gut, er schießt viele Tore und die Mannschaft hat auch aufgrund seiner individuellen Stärke in den letzten Wochen einige Pokale gewonnen. Vielleicht denken die Kinder auch an diese Erfolge und wollen vielleicht gar nicht so wirklich, dass der Junge weggeht. (wie gesagt: mich interessiert nicht, ob ein Kind gut oder schlecht ist... nicht dass ich hier gleich einen Shitstorm bekomme, wie ich denn denken würde. Ich kann mir vorstellen, dass einige Kinder so denken und deshalb nicht mit mir sprechen bzw. so tun, als wäre es ihnen egal).

  • Hallo,


    eines würde mich in diesem Zusammenhang interessieren:


    Woraus entsteht der Eindruck, dass der Junge aus einem schlechten Elternhaus kommt?


    Zitat Jugendbetreuer:
    Ich habe mich gestern Abend sehr lange mit dem Thema beschäftigt, was man ja auch an der Uhrzeit des Beitrages erkennt. Ich habe mich auch mit anderen Eltern unterhalten. Eine Mutter war der Meinung, man solle schnellstmöglich einen Elternabend veranstalten, um darüber zu sprechen. Ein Vater sagte zu mir, dass ich ja Fußballtrainer bin, aber kein Psychologe. Natürlich stärken die Stärkeren die Schwächeren und die Kinder können nichts dafür aus was für einem Elternhaus sie kommen. Aber wie auch hier genannt wurde, bekommt er ja schon professionelle Hilfe und wenn die das nicht geregelt bekommen, dann bekomme ich es auch nicht hin. Zitatende


    Zitat Jugendbetreuer: "Ich habe bereits vor zwei Wochen mit seiner Mutter gesprochen. Sie sagte, dass sie dieses Problem kennt und er auch Zuhause bei Gesellschaftsspielen überhaupt nicht verlieren kann. Aber dass sie hofft, dass er es durch den Fußball lernt. Leider sitzen die Eltern überhaupt nicht dahinter. Wäre die Betreuerin nicht auf mich zugekommen, wäre er wohl nie zum Fußball gekommen." Zitatende


    Zitat Jugendbetreuer: "Zu dem Jungen: er ist täglich von 8:00 bis 17:00 Uhr in dieser Einrichtung. Die Einrichtung musste extra beim Jugendamt beantragen, dass er an unserem Trainingstag eher gehen darf. Eine Person, mit der ich darüber gesprochen hatte, meinte, dass das Jugendamt dann aber auch schon das Sorgerecht haben müsste (aber da kenne ich mich nicht mit aus). Zitatende


    Ich würde, zumindest auf der Basis der bisherigen Informationen, nicht so voreilig auf ein schlechtes Elternhaus schießen. Da der Junge sich von 8 - 17 Uhr in einer entsprechenden Einrichtung befindet und diese beim Jugendamt die Teilnahme am Fußballtraining erst noch beantragen musste, kam die Mutter wohl selbst nicht auf die Idee ihn in einem Fußballverein anzumelden.


    Wer kennt schon die genauen Hintergründe und weiss was der Junge vielleicht erleben/ertragen musste? Daran muss nicht zwangsläufig das Elternhaus schuld sein. Ich finde es auch herausragend, dass Jugendbetreuer sich so intensiv mit der Situation beschäftigt.


    Da der Junge bereits professionell betreut wird bin ich eher guenters Meinung. Man könnte maximal, wenn man bereit ist den Aufwand zu tragen, mit dieser Einrichtung in Kontakt bleiben und um Empfehlungen dieser bei der Betreuung im Training bitten.


    Ich wünsche dem Jungen und Jugendtrainer, dass sich die Situation bessert und alle Beteiligten Spaß am Fußball haben können.

    Wenn sie begriffen haben, daß zum Fußball auch Arbeit gehört, ist es zu spät. Dann werden sie Trainer. (Luis Aragonés)

  • Mit dem Satz mit den Stärkeren/Schwächeren und dass ein Kind nichts für sein Elternhaus kann meine ich eine allgemeine Regel. In jeder Mannschaft gibt es Kinder, die es Zuhause besser oder schlechter haben. Es gibt Eltern, die sich noch nie beim Fußball haben blicken lassen und zu keinem Spiel mitfahren und es gibt Eltern die immer dabei sind. Und dafür kann ein Junge ja nichts.


    Auch in unserer Mannschaft haben wir Eltern, die sind bei jedem Training, fahren zu jedem Spiel/Turnier mit, organisieren Veranstaltungen (wie z.B. Hallenturniere) mit und investieren viel Zeit und Geld in das Hobby ihres Kindes. Und es gibt Eltern, die sieht man vielleicht 2-3 mal im Jahr. Ich habe mit den Eltern, die immer da sind gesprochen. Die finden es natürlich auch nicht gut, dass die soviel machen und andere sich nicht blicken lassen, aber dafür können die Kinder nichts. Und in einem Verein sind nun einmal die Stärkeren für die Schwächeren da.


    Damit will ich auch sagen, dass wir jedes Kind unterstützen und wenn es Probleme hat dann helfen wir ihm. Dieses Kind hat Probleme. Deshalb spreche ich mit der Einrichtung und schreibe auch in dieses Forum, weil man dem Jungen ja helfen möchte!

  • Jugendbetreuer


    da ich dein Engagement höchst lobenswert finde, habe ich dir eine PN geschickt, du wirst verstehen warum.


    hier nur allgemein.


    ob der Junge guter oder schlechter Fussballer, viele oder gar keine Tore schiesst, ist hier völlig unwichtig.
    die Problematik liegt doch anderswo und ist viel tiefgründiger.
    es besteht bei dir eine sehr grosse Gefahr, dass deine ja offensichtlich sehr gut zusammengewachsene Mannschaft auseinanderfällt.
    die ersten Anzeichen sind ja schon da.


    eine Möglichkeit sehe ich noch.


    die dem Kind zugestellte Betreuerin muss beim Training und Spiel immer anwesend sein. Sie kann dann bei Vorfällen direkt
    eingreifen und mit dem Kind arbeiten. Ich geh davon aus, dass sie dazu ausgebildet ist, was du natürlich abklären solltest.


    Ich wehre mich massivst dagegen, den Eindruck entstehen zu lassen, dass Trainer für die Lösung der Problematik solcher
    Kinder zuständig sind oder auch nur entscheidend was bewirken könnten. Mit Fussball hat das nämlich nichts zu tun.


    gg

  • Das sehe ich genauso du kannst dir nicht die Mannschaft kaputtmachen wegen einem Spieler!
    Was wäre den wenn er nicht so viele Tore schießen würde hättest du dich dann auch so bemüht?

  • Andre
    Schöner Link. Der Orden kann nicht groß genug sein den man den Initiatoren dafür verleihen sollte. Allerdings ist der Fall hier anders gelagert.

    die dem Kind zugestellte Betreuerin muss beim Training und Spiel immer anwesend sein. Sie kann dann bei Vorfällen direkt
    eingreifen und mit dem Kind arbeiten. Ich geh davon aus, dass sie dazu ausgebildet ist, was du natürlich abklären solltest.


    Ups. Beim Lesen war ich davon ausgegangen, dass sie ständig anwesend ist und ihn nicht einfach nur abgibt. Aber stimmt. Steht so nicht drin. Also: Sie ist doch wohl hoffentlich anwesend, oder ?? Ansonsten nehme ich das mit dem fairen Umgang Jugendbetreuer gegenüber sofort wieder zurück.

    ob der Junge guter oder schlechter Fussballer, viele oder gar keine Tore schiesst, ist hier völlig unwichtig.
    die Problematik liegt doch anderswo und ist viel tiefgründiger.
    es besteht bei dir eine sehr grosse Gefahr, dass deine ja offensichtlich sehr gut zusammengewachsene Mannschaft auseinanderfällt.
    die ersten Anzeichen sind ja schon da.


    Sehe ich ganz genauso. Das meinte ich mit der Verantwortung den anderen Kindern gegenüber.

    Ich wehre mich massivst dagegen, den Eindruck entstehen zu lassen, dass Trainer für die Lösung der Problematik solcher
    Kinder zuständig sind oder auch nur entscheidend was bewirken könnten. Mit Fussball hat das nämlich nichts zu tun.


    Auch hier volle Zustimmung. Als kleiner Baustein zur Unterstützung okay. Mehr aber auch nicht.

  • Jugendbetreuer


    Zunächst einmal möchte ich dir ein großes Lob dafür aussprechen, dass du nicht den einfachsten und bequemsten Weg gegangen bist, diesen Jungen auszuschließen, sobald er nicht mehr "nach deiner Pfeife tanzt!"
    Die Kommunikation der Eltern zeigt, wie wenig die Gesellschaft für Kinder empfindet, die nicht das Glück einer häuslichen Harmonie miterleben durften. Man gönnt ihm noch nicht einmal ein kleines Hobby, weil er nicht nach ihren Regeln und ihrer moralischen Pfeife tanzt!


    Für mich besteht der Wert einer Gesellschaft darin, wie sie mit ihren Schwächsten umgeht! Hier wäre es doch so, dass der Junge das, was er zu leisten in der Lage ist, mitmachen kann! Was für die meisten anderen Kinder vielleicht nur ein lustiger Zeitvertreib kann für ihn zu einem Strohhalm werden, an den er sich aufrichten kann. Die Kinder scheinen ihren Anteil dazu leisten zu wollen. Denn wenn sich Streit entzündet, dann sind sie ja eher sportlicher Natur. Mal gehts um ein Tor, mal um ein Abspiel.


    Ich kann mich noch gut an ein hoch begabtes Talent mit Epilepsie erinnern. Es wurde aufgenommen! Ihr fragt nach dem warum? Was sollte denn beim Fussball anderes passieren, was nicht anderswo auch deine unverzügliche Hilfe, die du jeweils zu leisten vermagst, benötigt wird?


    Wir haben es immer mit Menschen zu tun, nicht mit kleinen oder großen Balltretern, die sich beliebig austauschen lassen!


    Du bist schon die ersten richtigen Schritte, Hilfe und Rat einzuholen gegangen. Jetzt gilt es daraum Erfahrungen zu sammeln. Dabei dürfen weder die Interessen des Jungen noch die der Anderen Ausschlußcharakter besitzen, sondern es geht darum einen gemeinsamen Weg miteinander zu finden. Denn für solche Kinder ist der Weg in die Kriminalität meist vorprogrammiert. Es hat nur wenige Chancen, für das schlechte Elternhaus gute Kameraden und Trainerpersonen zu finden, die ihm den nötigen Halt geben.