Die Krux mit der Fairness oder Gruppenkuscheln in den jungen Jahrgängen

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  • Wie gesagt: wenn die Erwachsenen alle vernünftig wären, bräuchten wir die FPL nicht, dann würden auch Tabellen nicht schaden, sie wären allerdings überflüssig. Aber es ist nun mal nicht so, leider sind viele Erwachsene eben nicht vernünftig, zumindest nicht, was den Sport ihrer Kinder anbelangt. Bei den aktuellen Gegebenheiten läuft vielerorts der Kinderfußball eben nicht kindgerecht ab, weil die Erwachsenen sich seiner bemächtigt haben und Bundesliga und Champions League nachspielen.


    tobn


    wieder mal gut erkannt.


    Eigendlich ist doch die FPL für die Erwachsenen wesentlich wichtiger, wie für die Kinder, die mit jeder Spielform klar kämen.


    Welche Auswirkungen die FPL langfristig auf das Verhalten der Spieler hat, können wir heute noch nicht sagen, wohl auch
    schwierig messbar.


    Aber eines zeigt sich schon heute, und für mich ist es das Bedeutenste was die FPL und somit Ralf Klohr erreicht haben.


    Eine Altersstufe, die vorher ausser für die direkt Betroffenen (Spieler, Eltern, Trainer) mit ihrer ganzen Problematik in der
    Fussballwelt und speziell in den Vereinen kaum Beachtung fand und gar alleine gelassen wurden, rückt in die Diskussionen
    und Beachtung.


    Durch die kontrovers geführten Diskussionen am Spielfeldrand , in den Vereinen und auch Kreisebenen werden Dinge angesprochen,
    die zuvor allzuoft unter den Tisch gefallen sind.


    Egal ob es um Tabellen, Fanzone oder Schiri geht, den Leuten wird es dadurch erst bewusst, was da abgeht, für die
    Kinder und somit den Gesamtfussball.


    Bundesliga und Championsliga nachspielen. viele kennen doch nichts anderes, vor allem im Jugendbereich, wenn sie mit
    ihren Kindern kommen, oder als Vatertrainer anfangen.


    Deshalb hoffe ich, dass die FPL weiterhin teilweise kontrovers diskutiert wird. Sie, und noch mehr die bestehenden Probleme
    werden den Beteiligten dadurch verdeutlicht und dringen in ihr Bewusstsein ein.


    Vorraussetzung für Veränderungen.


    Für mich persönlich ist das der wichtigste Baustein der FPL-


    gg

  • Dani2


    Vielen Dank für deine ergänzenden Worte, durch die deine Meinung nachvollziehbar wird.


    Ja, du hast vollkommen recht! Es gibt solche Trainer-Ausnahmen, die per Befehl und unbedingtem Gehorsam glauben, alles bestens im Griff zu haben. Diese Leute gibt oder vielleicht sollte man besser sagen, gab es bis in die 1. Bundesliga. Mit dieser Methode kann man durchaus kurzfristige Erfolge erreichen, weil alles nach der Pfeife tanzt. Such dir ruhig ein paar Trainernamen aus, zu denen diese Ansichten passen würden. Ich will da auch gar kein Öl ins Feuer gießen.


    Leider gibts diese Leute auch in der Eliteförderung, weil manchmal nur nach den Ergebnissen, nicht aber nach ihrem Zustandekommen und auch nicht nach der weiteren Entwicklung dieser Talente geschaut wird.


    Aber soll man ein an und für sich für alle profitierende Kommunikationsebene wieder verlassen, nur weil ein paar Brüllaffen mit harschen Methode ein paar Siege erreichen?

  • mahlzeit,


    in dem zusammenhang interessiert mich einmal, ob durch die einführung der fpl in den vereinen wo das schon eine weile praktiziert wird, sich signifikant etwas geändert hat, also habt ihr dadurch zb eine weitere mannschaft bei den lütten aufmachen können/müssen und somit erheblich größeren zulauf für den nachwuchs???
    gibt es da schon konkrete zahlen, die hier dargelegt werden können?


    gruss

  • in dem zusammenhang interessiert mich einmal, ob durch die einführung der fpl in den vereinen wo das schon eine weile praktiziert wird, sich signifikant etwas geändert hat, also habt ihr dadurch zb eine weitere mannschaft bei den lütten aufmachen können/müssen und somit erheblich größeren zulauf für den nachwuchs???
    gibt es da schon konkrete zahlen, die hier dargelegt werden können?


    kann da nur eine begrenzte Aussage machen.


    ein generelles Nein zu allen Fragen.


    ein mehr an Mannschaften ist nicht feststellbar.
    Mannschaftstärke ist wie in der Vergangenheit auch immer vom jeweiligen Trainer abhängig. hat er das richtige Händchen sind etwas mehr da


    allgemein bekam ich als häufigste Rückmeldung:


    mit denen (damit waren bestimmte Vereine oder Trainer gemeint) wo es bisher klappte, ist auch die FPL absolut problemlos.
    da wo wir bisher Problem hatten, haben wir auch jezt unsere Probleme.


    aber wie gesagt das ist jetzt nicht repräsentativ und auch unter dem Gesichtpunkt zu sehen, dass wir hier seit über
    10 Jahre ohne Tabellen spielen, durch ländliche Region wenig Migrationsprobleme haben, und es insgesamt hier wohl bisher nicht
    so schlimm auf den Plätzen zugeht, wie es hier andere Beiträge anderswo vermuten lassen.


    gg


  • Ich habe nie den Begriff des Gruppenkuschelns verwendet, ich mag solche grobschlächtigen Begriffe nicht, da es für sie keine eindeutige Definition gibt und daher jeder sie unterschiedlich verstehen kann. Was bei dem einen noch unter Gruppenkuscheln fällt, tut es bei dem anderen nicht. Insofern finde ich den Begriff nicht sonderlich hilfreich, ich würde ihn gerne fallen lassen.


    Das war auch aus dem Thread-Titel. ;)


    Zitat

    Und ich sehe es wie du, dass nämlich die Erwachsenen diesen Mädchen den Spaß am Spiel rauben, indem sie offenbar permanente Höchstleistung und Perfektionismus verlangen. Und unabdingbar dabei ist auch die Abschaffung der Tabellen, obwohl diese Maßnahme ja eigentlich gar nicht Bestandteil der FPL ist -- das liegt vielleicht aber daran, dass es im Kreis Aachen schon keine Tabellen mehr gegeben haben mag, als Ralf die FPL aus der Taufe hob, ich weiß aber nicht, ob dem so ist.


    Die Abschaffung der Tabellen halte ich nicht für sinnvoll. Dann spielt man praktisch ein Jahr lang für nichts. Es ist doch immer schön, wenn man am Ende sagen kann: "Hey, wir sind Dritter geworden. Super!" Nur sollte man nicht immer vor jedem Spiel auf die Tabelle verweisen und Druck über Ergebnisse ausüben. Wenn man schlecht abschneidet, DANN kann man die Tabelle ruhig als unwichtig erscheinen lassen, finde ich. Da freuen sich die Kinder doch bei beiden Situationen. Einmal ist man vorne gelandet, dann kann man deswegen loben, einmal ist man weiter hinten gelandet oder sogar vielleicht letzter geworden, aber dann ist es wichtig, dass man den Kinder zeigt, welche Fortschritte sie gemacht haben. Verstehst du was ich meine?


    Dem Problem mit den ehrgeizigen Eltern wird das auch nicht her. Die schauen schließlich beim Spiel zu und beobachten die Mannschaft, unabhängig von der Tabelle. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Eltern mit den Onlinetabellen des BFV und Co. gar nicht vertraut sind. Sie sehen die Leistung ihrer Kinder an einem Nachmittag und ziehen daraus kurzfristige Schlüsse. Der Vater eines Freundes und Mitspielers von mir hat zum Beispiel keine Ahnung gehabt, dass wir im letzten Spiel bereits sicher aufgestiegen waren. Aber sein Sohn hat kein Tor geschossen und wurde lautstark bei jeder Situation gefordert. Da gab es richtig Ärger mit dem Trainer, weil der im unbedeutenden Spiel eben ordentlich durchrotiert hatte.


    Zitat


    Ich bin jedenfalls davon überzeugt, dass man langfristig viel mehr erreicht, wenn man bei den Kindern und Jugendlichen die Freude in den Vordergrund stellt, den tatsächlichen Spaß am Spiel selbst, am Erlebnis der gelungenen Aktion. Das Ergebnis kann mal so, mal so sein, natürlich gewinnt man gerne, aber jeder, der mal Fußball gespielt hat, wird die Erfahrung gemacht haben, dass eben nicht immer die bessere Mannschaft gewinnt.


    Auf jeden Fall. Aber Erfolg trägt auch seinen Teil zum Spaß dazu bei.



    Bei den aktuellen Gegebenheiten läuft vielerorts der Kinderfußball eben nicht kindgerecht ab, weil die Erwachsenen sich seiner bemächtigt haben und Bundesliga und Champions League nachspielen.


    Das wollen die Kinder aber auch. Siehe Schuhe, Trikots mit entsprechendem Namen drauf, hunderte von Videos auf Youtube (Stichwort DVDFussballtrainer, die überall hinschreiben XY-Training wie Cristiano Ronaldo) etc. Auch Kinder wollen ihren Idolen doch nacheifern und ein Ronaldo verliert eben auch ungerne. Bei mir hat schon mal ein Mädchen in der Kabine geweint, weil wir verloren haben und das lag definitiv nicht an mir, sondern weil sie an sich selbst den Anspruch gestellt hat, den Sieg zu holen.
    Da hilft es dann auch nichts, wenn man sich als Trainer, so wie ich in dieser Situation, hinstellt und erklärt, dass man spielerische Fortschritte gesehen hat und dass wir im Rückspiel noch eine Chance haben.

  • Dani
    Dann wiederhole ich doch mal mein Post 48. Letzten beiden Absätze. Vielleicht kannst Du mir ja einen triftigen Grund für Tabellen in den jüngeren Altersklassen nennen ? Bisher konnte ( oder wollte ? ) dies niemand der Befürworter.

  • Bei uns werden in den jüngeren Jahrgängen nur Turniere gespielt. In den 12 Minuten sind dir Ergebnisse meist noch akzeptabel. Leider gibt es bereits in diesem Alter große Leistungsunterschiede. Aber sie sind in der Kürze der Zeit noch verkraftbar.
    Das Problem sind die bereits auftretenden Leistungsunterschiede.
    Doch die Kinder können zählen!
    Bei einer Spielzeit von 2 x 20 Minuten werden die Ergebnisse für die " schlechteren " Kinder erschreckend.
    Wie dieses Problem im Sinne der Kinder gelößt werden soll, kann ich leider keine Antwort geben, die sich nicht an der Leistungsfähigkeit der Mannschaft orientiert.

  • Bei uns gibt es einen "normalen" Spielbetrieb, d.h. Hin- und Rückrunde, jeweils nach Leistungsstärke (wir werden jetzt wohl Gegner bekommen, die eher zu uns passen, was das Leistungsvermögen betrifft).
    Es werden jeweils 2 x 20 Minuten gespielt. Bei den Turnieren sind es jeweils 10 Minuten
    Tabellen gibt es keine und es werden auch keine Ergebnisse veröffentlicht (nicht offiziell, aber natürlich finden sich die auf der jeweiligen HP des Vereins oder man erfährt sie über Dritte)

  • Liebe Trainerfreunde,


    die Diskussion um die Tabellenabschaffung ist ja nicht neu. Es wurde lang und breit darüber diskutiert, dass ein rein ergebnisorientiertes Trainerdenken nicht mit den Erwartungen der Kinder in den unteren Altersgruppen übereinstimmt. Mit dem Hinweis: "Hey, dann haben wir ja eine Saison umsonst gespielt ..." wird nochmals verdeutlicht, dass die Prioritäten nicht in der Gewinn-Maxime, sondern in der Vermittlung von Spaß an Bewegung mit und ohne Ball liegt. Weshalb es auch kein "Umsonst" gibt, wenn altersgerechtes Training angeboten wird.


    Allerdings mag es überall dort als sinnvoll erscheinen, wo es genügend gleichaltrige Mannschaften gibt, für die leistungsmäßige Einstufung innerhalb der F-Jugend-Gruppen eine Ergebnis-Übermittlung an den Staffelleiter geben.


    Kinderfussball und Erwachsenenfussball bedürfen einer klaren Trennung in der Leistungsbeurteilung. Denn Kinderfussball ist ein Hobby, während Erwachsenen-Fussball auf allen Ebenen bis hin zum Profitum betrieben werden kann. Aufgrund dieser Trennung lassen sich Entscheidungen für die Trainer relativ einfach ableiten.

  • der Trainer füllt jedes Mal einen Spielberichtsbogen aus, also wird das wohl auch übermittelt - oder nicht ? :S


    Ja, das ist mit ziemlicher Sicherheit so. Wenn es bei Euch so ist, dass zur Rückrunde in anderen, augeglicheneren Staffeln gespielt wird, als in der Hinrunde, dann verwendet Euer Staffelleiter die gemeldeten Ergebnisse, um für die einzelnen Staffeln Tabellen zu bilden und dann zur Rückrunde neue Staffeln einzuteilen. Dabei ist es wahrscheinlich so, dass alle Erst- und Zweitplatzierten in eine Staffel kommen, Plätze drei und vier in die nächste, usw. Je nach Anzahl der Staffeln und Teams pro Staffel kann die Verteilung abweichen, aber grundsätzlich werden die Mannschaften, die laut Tabellenstand am stärksten sind, zusammen geworfen, die Mittleren ebenfalls und die Schwächeren auch. Das ist insofern sinnvoll, als dadurch die Leistungsdiskrepanzen innerhalb einer Staffel verringert werden und die Mannschaften zum einen seltener gegen deutlich stärkere oder schwächere Teams antreten. Desweiteren hofft man, dass die Unterschiede selbst zwischen der stärksten und der schwächsten Mannschaft einer Staffel gegenüber der zufälligen Einteilung geringer sind. Generell wird eine solche Einteilungspraxis positiv gesehen.


    Als noch besser, aber auch aufwendiger, könnte ich mir, wie ich schon ein paar mal hier im Forum gepostet habe, einen Spielbetrieb vorstellen, in dem alle Mannschaften eines Kreises in einer einzigen Liga spielen, die dann nach dem Schweizer System funktioniert, welches dafür sorgt, dass nach den ersten paar Spielen, die ebenso zufällig zustande kommen wie in der konventionellen Hinrunde und daher auch durchaus mit einigen deutlichen Ergebnissen behaftet sein werden, sich eine halbwegs passende leistungsmäßige Sortierung über den gesamten Kreis bereits früher einstellt als erst zur Saisonhälfte. Ein evtl. als Nachteil empfundenener Unterschied zur aktuellen Praxis ist, dass nicht an zwei Terminen -- nämlich vor Saisonbeginn und nach Abschluss der Hinrunde -- Hin- und Rückrunde geplant werden, sondern eine kontinuierliche Pflege erforderlich ist, was aber unbedingt Kollege Computer übernehmen muss, so dass der Aufwand wiederum sinkt -- wenn die Spielergebnisse über Spielbericht Online eingehen, kann das Verfahren sogar ganz automatisiert werden. Außerdem weiß man erst kurzfristiger als heute, nämlich ca. fünf Tage im voraus, gegen wen man spielt und wo das Spiel ausgetragen wird. Das ist sicherlich eine Umstellung, die ich persönlich aber auch für absolut machbar halte.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Klingt interessant, aber wenn bei uns alle Trainer bei den Platzwarten mit einer Anfrage fünf Tage vor einem Spiel kommen erschießt der uns und läßt uns auf dem Parkplatz spielen.
    Dazu sind auch langfristige Spielverlegungen wegen Klassenfahrten, Kommunion, Konfirmation, usw. wohl eher schwierig.


  • Das war auch aus dem Thread-Titel. ;)


    Schon klar, ich fand ihn aber von vornherein nicht sonderlich hilfreich.


    Die Abschaffung der Tabellen halte ich nicht für sinnvoll. Dann spielt man praktisch ein Jahr lang für nichts.


    Wie TW-Trainer schon sagte: Das ist genau das Gedankengut, die Überzeugung und Motivation, welche im Kinderfußball unangebracht ist. Es geht im Kinderfußball nicht um eine Rangordnung am Ende eines Jahres. Stattdessen geht es darum, dass die Kinder in der Zeit, die sie auf dem Fußballplatz verbringen, möglichst viel Spaß haben. Das Ergebnis ihrer Bemühungen ist dabei zweitrangig. Sicher gewinnen sie lieber als zu verlieren, genauso schießen sie lieber Tore als welche zu kassieren. Und natürlich freuen sie sich darüber, wenn sie nach dem Spiel zu der siegreichen Mannschaft gehören. Das dürfen sie auch alles. Aber Kindertrainer sollten den Fokus auf das Erlebnis, d.h. die Zeit zwischen An- und Abpfiff legen, und nicht auf das Ergebnis, sprich: das Resultat nach dem Abpfiff.


    Zu deiner These, man spiele ja sonst ein Jahr lang für nichts, so erwidere ich darauf, dass ein Jahr für Kinder eine Ewigkeit ist, sie haben ein völlig anderes Zeitgefühl als wir. Die meisten F-Junioren werden sich schwer damit tun, sich an das zugehörige Hinspiel zu erinnern, wenn sie in der Rückrunde ein zweites mal auf die Gegner der Hinrunde treffen. Und desweiteren dienen Kindertrainern die Spiele gegen andere Mannschaften nicht in erster Linie dazu, sich mit diesen zu messen. Es geht vielmehr darum, den Kindern neue Erlebnisse zu bieten, ihnen die Möglichkeit zu geben, das, was sie im Training lernen und üben, auch mal mit anderen Spielpartnern als denjenigen, die sie zweimal pro Woche im Training sehen, zu erproben. Natürlich erleben sie bei solchen Begegnungen auch eine anderes, stärkeres Zusammengehörigkeitsgefühl, sie sind üblicherweise auch motivierter, sie wollen sich schon messen und gegen die andere Mannschaft gewinnen. Das ist alles normal und gut. Aber der Kindertrainer selbst sollte den Fokus auf andere Aspekte legen.


    Beachte: es geht hier immer um den Kinderbereich, d.h. die Altersklassen bis zur E-Jugend. Mit zunehmendem Alter verschiebt sich das Augenmerk etwas, eben der Entwicklung der Kinder entsprechend. Dennoch sollten die Trainer älterer Kinder und Jugendlicher stets darauf achten, dass sie ihre eigene Erlebniswelt hinter derjenigen ihrer Schützlinge einordnen. Auch eine C- oder B-Jugend ist noch keine Seniorenmannschaft und sollte auch nicht so geführt und behandelt werden.


    Es ist doch immer schön, wenn man am Ende sagen kann: "Hey, wir sind Dritter geworden. Super!"


    Leider ist das eben nicht immer schön. Es würde mich nicht wundern, wenn viele der Mannschaften, die auf dem dritten Platz landen, eigentlich gerne auf dem zweiten oder sogar dem ersten Platz gelandet wären. Tabellen bringen immer eine gewisse Erwartungshaltung mit sich, sie erzeugen nur in dem Fall keinen Druck, in dem die Abschlusstabelle von vornherein fest steht. Aber in dem Fall ist die Tabelle auch von vornherein überflüssig.


    Ich erlebe es doch im Team meines Sohnes. Es zählt in der Liga zu den stärksten Mannschaften, dementsprechend ist leider auch die Erwartungshaltung. Nun wurde ein Spiel gegen eine schwächere Mannschaft unerwartet verloren, man rutscht damit vom zweiten auf den vierten Tabellenplatz ab. Nach dem letzten Spiel gegen den Tabellenersten, das knapp, aber vom Spielverlauf her auch verdient verloren wurde, wurde verlautbart, die Niederlage sei nicht so schlimm, man könne ja immer noch durch entsprechend viele Siege gegen die anderen Mannschaften am Ende Erster werden. Tja, der erste Schritt auf dem Weg dahin ist gleich daneben gegangen. Ich sehe da jetzt eher mehr Druck entstehen, und zwar durch die zu stark ausgeprägte Orientierung an Tabellen und Ergebnissen. Wir reden hier übrigens von einer D-Jugend älteren Jahrgangs. Das letzte Spiel war wohl recht schwach, ich selbst habe es nicht gesehen, da mein Sohn gerade eine Auszeit nimmt, zum Teil deswegen, weil es ihn stört, dass ein paar seiner Mannschaftskameraden in ihrem Ehrgeiz schnell verbissen werden und dann Mitspieler kritisieren und vermehrt zu Einzelaktionen tendieren. Diesen Spielern mache ich dabei nicht mal einen Vorwurf, sie hauen sich voll rein und zwar so, wie sie es für am ehesten geboten und richtig halten. Aber es funktioniert nicht, die kritisierten Mitspieler werden eingeschüchtert, spielen dadurch uninspirierten Alibi- und Angsthasenfußball, vermeintlich schwächere Spieler werden nicht mehr ins Spiel einbezogen, so dass die Offensive permanent in Unterzahl agiert, und die Einzelaktionen enden spätestens aber immer wieder beim dritten Gegenspieler, wodurch der Frust auch bei diesen leistungsorientierten Spielern steigt und sie sich immer mehr aus dem Mannschaftsverbund ausklinken, und so der Gegner in seinen Angriffen dann wiederum recht leicht zur Überzahl kommt. Damit ist der nächste Misserfolg gegen einen eigentlich schwächeren Gegner fast schon vorprogrammiert.


    Dieses Phänomen sehe ich übrigens auch in anderen Teams, teilweise sogar noch deutlich ausgeprägter. Sicher ist es Aufgabe des Trainers, dieses Problem zu erkennen und entsprechend gegenzusteuern. Die Tabelle ist daran nicht alleine schuld, aber sie ist ein wichtiger Teil im Puzzle der aus meiner Sicht leider häufig übersteigerten Leistungsorientierung. Sie hat sicherlich gewisse motivierende Aspekte, aber man sollte sich der Kehrseite der Medaille unbedingt bewusst sein, diese hat nämlich ein durchaus erhebliches Gewicht.


    Nur sollte man nicht immer vor jedem Spiel auf die Tabelle verweisen und Druck über Ergebnisse ausüben. Wenn man schlecht abschneidet, DANN kann man die Tabelle ruhig als unwichtig erscheinen lassen, finde ich. Da freuen sich die Kinder doch bei beiden Situationen. Einmal ist man vorne gelandet, dann kann man deswegen loben, einmal ist man weiter hinten gelandet oder sogar vielleicht letzter geworden, aber dann ist es wichtig, dass man den Kinder zeigt, welche Fortschritte sie gemacht haben. Verstehst du was ich meine?


    Schon, es ist auch schön, wenn das so funktioniert. Aber wenn du deinen Spielern die zwei drei Jahre lang, die es gut lief, immer die Tabelle als Anlass zu Stolz und Nachweis der eigenen Fähigkeiten präsentiert hast, wie willst du dann die Kehrtwende hin bekommen, wenn es mal nicht so läuft? Und wie begegnest du dem Problem, dass auf Nachhaltigkeit und langfristige Ziele ausgelegtes Training auf kurze Sicht zu geringeren Erfolgen führt als es in den Mannschaften der Fall ist, die um des kurzfristigen Erfolgs die altersgerechte und langfristig angelegte Ausbildung missachten?


    Dem Problem mit den ehrgeizigen Eltern wird das auch nicht her. Die schauen schließlich beim Spiel zu und beobachten die Mannschaft, unabhängig von der Tabelle.


    Aber es ist ein wichtiger Baustein dabei. Es verdeutlicht, dass die Tabellen und damit die Ergebnisse unwichtig sind. Als Vorgabe des Kreises, des Verbands, des DFB. Der altersgerecht agierende Kindertrainer erhält dadurch die Rückendeckung der Autorität. Das ist durchaus von Bedeutung.


    (Fortsetzung folgt)

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • (forts.)


    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Eltern mit den Onlinetabellen des BFV und Co. gar nicht vertraut sind.


    Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass gerade die ehrgeizigen Eltern sie sehr gut kennen.


    Sie sehen die Leistung ihrer Kinder an einem Nachmittag und ziehen daraus kurzfristige Schlüsse. Der Vater eines Freundes und Mitspielers von mir hat zum Beispiel keine Ahnung gehabt, dass wir im letzten Spiel bereits sicher aufgestiegen waren. Aber sein Sohn hat kein Tor geschossen und wurde lautstark bei jeder Situation gefordert. Da gab es richtig Ärger mit dem Trainer, weil der im unbedeutenden Spiel eben ordentlich durchrotiert hatte.


    Solche Eltern sind ein Problem für den Trainer. Ihnen muss er mit seinem Konzept und seinen Überzeugungen gegenüber treten, sie muss er einfangen und überzeugen. Da sie nicht selten auch die Eltern der stärkeren Spieler sind, ist das sicherlich oft nicht einfach, manchmal auch nicht möglich, da kann es dann auch zur Trennung kommen, weil die Ansichten einfach nicht ausreichend in Einklang zu bringen sind, am Ende aber der Trainer die Linie vorgeben muss. In dem von dir genannten, konkreten Fall empfinde ich den Umstand, dass dieses Spiel als weniger wichtig eingeschätzt wurde, weil der Aufstieg schon in trockenen Tüchern war, als genau in die falsche Richtung gehend, mindestens im Kinderfußball. Ich bin der Meinung, dass es (auf jeden Fall im Kinderfußball) keine unterschiedlich wichtigen Spiele gibt, ihre Bedeutung ist immer die selbe. Ich habe es auch stets abgelehnt, von Punktspielen zu sprechen, ich verwende den Begriff Pflichtspiel. Freundschaftsspiele waren und sind für mich aber stets von ebenso hoher Bedeutung. Dadurch reagiere ich auch wenig positiv darauf, wenn einzelne Familien zu keinem Pflichtspiel, aber so gut wie allen Freundschaftsspielen, zu denen ihr Kind eingeteilt ist, absagen... Ja, das habe ich schon erlebt.


    Auf jeden Fall. Aber Erfolg trägt auch seinen Teil zum Spaß dazu bei.


    Sicher. Aber eben nur einen Teil. Und gerade bei Kindern ist es so, dass sie sich viel nachhaltiger an ihre eigenen gelungenen Aktionen im Spiel erinnern als an das Ergebnis. Mein Sohn kann sich heute noch an ein paar persönliche Highlights aus seinen F-Jugendspielen erinnern. Gegen wen sie da gespielt haben und wie das Spiel ausging, das weiß er aber nicht mehr. Ansonsten siehe meinen zweiten Absatz oben.



    Das wollen die Kinder aber auch. Siehe Schuhe, Trikots mit entsprechendem Namen drauf, hunderte von Videos auf Youtube (Stichwort DVDFussballtrainer, die überall hinschreiben XY-Training wie Cristiano Ronaldo) etc. Auch Kinder wollen ihren Idolen doch nacheifern und ein Ronaldo verliert eben auch ungerne.


    Das ist doch Folge unserer extrem leistungsorientierten Konsumgesellschaft. Mit der Champions League wird immens viel Kohle verdient, irgendwie muss sie doch wieder rein kommen. Die Millionen, wahrscheinlich sogar eher noch Milliarden, die Adidas und Nike, um die beiden größten Konzerne in diesem globalen Geschäft zu nennen, in Sponsoring und Marketing stecken, müssen doch auch wieder verdient werden. Und wie geht das am besten? Durch Emotionalisierung, ganz einfach. Idole kreieren, Personen- und Vereinskult fördern, diese multimedial nach allen Regeln der Kunst, und das sind mittlerweile ja immens viele, in Szene setzen. Hey, das ist einfach ein Riesengeschäft. Und die Kinder sind diejenigen, die sich davon am allerleichtesten und am stärksten beeinflussen lassen. Da reicht es ja schon, eine Comicfigur auf dem Joghurt zu haben und diesen in sechzig bis hundert Zentimeter Höhe zu platzieren, um das Interesse zu wecken.


    Die Kinder glauben zu wollen, ja, aber sie sind eben noch unheimlich beeinflussbar. Für die Wirtschaft sind sie nur eine Zielgruppe, Adidas und Nike geht es nur darum, von dem Kuchen auch im Bereich der Fünf- bis Zehnjährigen ein möglichst großes Stück abzubekommen. Dazu wenden sie sich bewusst und gezielt an Urinstinkte. Trainer und Eltern hingegen haben einen Erziehungsauftrag und sollten ein deutlich differenzierteres Bild davon haben, was für die Kinder gut und was hingegen auch weniger gut ist.


    Bei mir hat schon mal ein Mädchen in der Kabine geweint, weil wir verloren haben und das lag definitiv nicht an mir, sondern weil sie an sich selbst den Anspruch gestellt hat, den Sieg zu holen.


    Hey, mein Sohn war und ist schon immer einer der ehrgeizigsten Spieler im Team und auf dem Platz, er hat nach Niederlagen immer zu denjenigen gezählt, die die größte Enttäuschung empfanden. Er ist zwischenzeitlich nach einzelnen besonders frustrierenden Erlebnissen während des Spiels heulend vom Platz marschiert. Ich selbst gebe im Spiel (mit ausgeglichenen Teams oder wenn meine Mannschaft die schwächere ist) auch von Anpfiff bis Ende alles, mir macht es einfach weniger Spaß, wenn ich nicht mit vollem Einsatz dabei bin. Und natürlich gewinne ich eine knappe Partie auch lieber als sie zu verlieren. Aber ich weiß auch, dass es eben häufig einzelne Fehler sind, die ein Fußballspiel entscheiden, einzelne Unachtsamkeiten, die aber alle unbeabsichtigt sind, die jedem Spieler hätten passieren können. Für mich liegt der Maßstab in den Fähigkeiten der Spieler, sowohl ihren individuellen Fähigkeiten als auch in ihrer Bereitschaft, als Team aufzutreten und zu spielen. Wenn das Team in diesen Punkten das zeigt, was es zu leisten imstande ist, bin ich zufrieden, das Ergebnis ist zweitrangig.


    Insofern finde ich, dass das Mädchen, das du nennst, ein falsches Ziel verfolgt. Insbesondere ist der Sieg ein Ziel, das sie alleine nicht erreichen kann. Natürlich ist der Sieg ein Ziel, sozusagen die Vision der positiven Folge der eigenen Anstrengungen, aber es sollte ihr bewusst sein, dass sie nur ihren Teil zum Sieg beitragen kann, sie kann das Ziel nicht alleine erreichen. Dazu braucht sie die Mitspielerinnen, von ihnen erhofft sie Unterstützung, gleichzeitig sollte sie ihnen so viel Unterstützung geben, wie sie sie sich von ihnen erhofft. Ist sie dann am Ende des Spiels mit dem Maß ihrer eigenen Anstrengung zufrieden, so darf sie zufrieden sein. Das Ergebnis braucht auch sie dann nicht zu interessieren. Wenn es passt, um so besser. Wenn nicht, egal. Ist das Ergebnis gut, die eigene Leistung aber nicht, so darf das ein Ausrutscher sein, wir sind Menschen und keine Maschinen. Sie darf sich aber dessen bewusst sein, dass sie es besser kann, aber auch hoffnungsvoll, dass es das nächste mal wieder besser klappt. Spiegelt das Ergebnis die eigene Leistung wider, tja, dann darf man sich ärgern, aber halt vor allem über sich selbst. Aber auch akzeptieren, dass man eben nicht immer alles richtig machen kann, dass es halt auch mal gebrauchte Tage gibt, dass es immer ein nächstes mal gibt, bei dem dann die Karten wieder neu gemischt sind und man von vorne anfangen kann.


    Da hilft es dann auch nichts, wenn man sich als Trainer, so wie ich in dieser Situation, hinstellt und erklärt, dass man spielerische Fortschritte gesehen hat und dass wir im Rückspiel noch eine Chance haben.


    Ich würde nicht aufs Rückspiel verweisen, du übernimmst damit doch ihre Wertvorstellung, du sagst ihr doch, dass sie Recht hat, wenn sie das Ergebnis als Indikator für ihre Leistung nimmt. War es das denn aber? Hat sie schlecht gespielt? Wenn sie so enttäuscht ist, vermute ich, dass sie eher eine der stärkeren Spielerinnen sein dürfte, eine, die eigentlich immer überdurchschnittlich gut spielt. Dann gilt es, das zu loben. Und man kann ja auch ruhig sagen, woran es gelegen hat, wenn man denn glaubt, es erkannt zu haben, und wenn es etwas ist, an dem sie und ihre Mitspielerinnen etwas ändern können, es etwas ist, was für sie erreichbar ist. Der Hinweis auf das Rückspiel verstärkt doch nur die Erwartungshaltung. Ich halte das im Kinder- und eigentlich auch noch im Jugendbereich für häufiger kontra- als produktiv.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Klingt interessant, aber wenn bei uns alle Trainer bei den Platzwarten mit einer Anfrage fünf Tage vor einem Spiel kommen erschießt der uns und läßt uns auf dem Parkplatz spielen. Dazu sind auch langfristige Spielverlegungen wegen Klassenfahrten, Kommunion, Konfirmation, usw. wohl eher schwierig.


    Korrekt, beiden Problemen kann man aber begegnen. Mir fallen folgende Lösungen ein, es mag noch bessere geben:

    • Kurzfristige Ansetzung: Hierzu fallen mir drei Alternativen ein:

      • Man reserviert die Plätze aller teilnehmenden Mannschaften, am Spieltag wird dann nur die Hälfte der Plätze benötigt, die andere Hälfte ist frei und kann kurzfristig genutzt werden.
      • Man legt vorab für jeden Spieltag fest, welche Mannschaften Heim- und welche Gastrecht genießen. Man kennt noch nicht die Paarungen, weiß aber, wann man zu Hause spielt und wann auswärts. Das Schweizer System wird insoweit abgeändert, dass die erstplatzierte Heimmannschaft gegen die erstplatzierte Gastmannschaft spielt, die nach aktuellem Tabellenstand zweitstärkste Mannschaft aus dem Heimtopf für diesen Spieltag gegen die zweitstärkste aus dem Gasttopf, usw. Dabei wird die weitere Regel des Schweizer Systems, dass man nicht mehr gegen Gegner antritt, gegen die man bereits gespielt hat, weiterhin beachtet. Der Turnierplaner als einzige Software, die ich kenne, die das Schweizer System überhaupt unterstützt, kommt damit noch nicht klar, allerdings wäre es nicht sonderlich schwierig, eine entsprechende Software zu entwickeln.
      • Man plant aufgrund der aktuellen Tabelle nicht den nächsten, sondern den übernächsten Spieltag oder den danach. Dazu müssen zu Beginn die Paarungen nicht nur eines, sondern zweier oder dreier Spieltage gelost werden, die Mathematiker mögen beantworten können, ob die Tabelle anschließend ein anderes Konvergenzverhalten zeigt als beim puren Schweizer System. Man könnte so zwei oder drei Spieltage in die Zukunft planen.


    • Spielverlegungen: Auch hier fallen mir zwei Optionen ein:
      [list=1]
    • Man wertet das verschobene Spiel zunächst so, wie man es gemäß Tabellenstand erwarten würde, d.h. die besser platzierte Mannschaft erhält ein fiktives 3:0, so dass eine neue Tabelle erzeugt werden kann, in der alle Teams die selbe Anzahl an Begenungen hatte. Später trägt man das Ergebnis nach und die anschließende Tabelle spiegelt das tatsächliche Ergebnis wieder. Hat der Favorit gesiegt, so liegt der einzige Fehler in der Zwischenzeit in der Tordifferenz, das sollte kein sonderlich großer Fehler sein. Gab es eine Überraschung, so hofft man, dass die zwischenzeitlich erfolgten Spiele dennoch für alle beteilgten Mannschaften akzeptabel waren, was aber durchaus anzunehmen ist, denn die Referenz ist ja immer die zufällig zusammen gestellte Staffel.
    • Man trägt die Ergebnisse einfach noch nicht ein, beide Teams bleiben auf ihrer Punktzahl und rutschen evtl. nach hinten, jedenfalls nicht nach vorne. Wenn das Spiel nachgeholt wird, wird die Tabelle aktualisiert, dann macht ggf. eine Mannschaft einen größeren Satz nach vorne.


    Wichtig ist, dass man sich des Ziels der Maßnahme bewusst bleibt: es geht nicht darum, einen Sieger und einen Verlierer zu küren, sowie die weiteren Plätze zu vergeben. Es geht vielmehr darum, dass alle Teams möglichst gegen andere Mannschaften spielen, die möglichst ihrer Kragenweite entsprechen. Die Gesamttabelle ist dabei nur Mittel zum Zweck, aber sicher kein Zweck an sich.


    Das Verfahren ließe sich übrigens ja modellieren und entsprechend oft im Computer durchspielen, mit unterschiedlichen und verschieden vielen Parametern, je nach Komplexität und Detaillierungsgrad des Modells. Anhand dessen könnte man auch ermitteln, welche Auswirkungen bei Nutzung der verschiedenen Ansätzen zur Lösung der praktischen Probleme zu erwarten sind. Wäre das nicht ein Thema für eine Diplomarbeit im Bereich der IT-gestützten Sportwissenschaften?

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  • Tobn, so schön wie wir beide hier auch diskutiert haben, so wenig kommen wir voran.


    Ich denke wir haben beide unsere Meinung, keiner will auch nur Zentimeter davon abrücken und dementsprechend halte ich es nicht für sonderlich sinnvoll, hier noch weiter alle paar Tage die Zeichenbegrenzung zu sprengen. Allerdings danke ich für die wirklich interessante und vor allem sehr freundlich, geführte Diskussion und denke, dass ich dich doch in einigen Punkte zumindest nachvollziehen kann. Ich glaube wir haben auch beide etwas zu unterschiedliche Erfahrungen in manchen Bereichen gemacht und gehen deshalb auch unterschiedlich an das Thema heran. Aber wie gesagt, wir kommen hier keinen einzigen Schritt vorwärts, sondern halten dem anderen nur unser eigenes Bild vor. :)

  • Ich erlebe es doch im Team meines Sohnes. [...]


    Ich kann da übrigens mit einer weiteren Erfahrung aufwarten, und zwar aus der Rückrunde der letzten Saison, damals war ich noch als einer von zwei Trainern mitverantwortlich für diese Mannschaft, wenn sich auch schon gewisse Risse zwischen uns Trainern zeigten und ich im Nachhinein das eine oder andere anders machen würde, allerdings halt auch mit der in der Zwischenzeit gemachten Erfahrung...


    Jedenfalls war es so, dass dieses Team ja die junge "Perspektivmannschaft" war, die nach Leistungskriterien aus allen E-Jugendaltjahrgangsmannschaften gebildet worden war. In der ersten D-Jugendsaison spielte sie in der D2/9-Kreisklasse, einer sehr heterogenen Gruppe aus Jungjahrgangsmannschaften, die D9 spielten, und zählte zu den drei objektiv stärksten Teams in diesem Klassement. Die Hinrunde lief sehr gut, die Rückrunde zu Beginn auch. Dann begann nicht nur in dieser Mannschaft die Planung für die nächste Saison, es kamen einzelne Spieler von draußen zum Probetraining vorbei, die Spieler wurden sich der Tatsache bewusst, dass am Ende der Saison die Karten neu gemischt werden, dass neu eingeteilt wird. Die Leistungen der Mannschaft ließen zusehends nach, im Nachhinein meine ich auch feststellen zu können, dass gerade die Spieler, die sich in dieser Mannschaft als eher schwächer empfanden, deutlich abfielen. Es war vermehrt defensiv geprägtes, wenig mutiges Spiel zu sehen, das darauf abzielte, so sehe ich es jetzt, nur wenig Verantwortung tragen zu müssen und gleichzeitig möglichst wenige Fehler zu machen. Ich hatte gegen Saisonende das Gefühl, dass nur noch wenige Spieler wirklich Spaß am Spiel hatten, die besseren nervte, dass kaum noch Spielfluss aufkam und sie zu viel machen mussten, die schwächeren gingen ohnehin schon länger mit dem Ziel in die Spiele, es nur möglichst schnell hinter sich zu bringen, hoffentlich geht es gut aus. Nur die paar Spieler, die sich in ihrer eigenen kleinen Blase aufhielten, die eigentlich nie ein Wässerchen trüben kann, agierten noch genauso wie ein halbes Jahr zuvor.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Ich denke wir haben beide unsere Meinung, keiner will auch nur Zentimeter davon abrücken und dementsprechend halte ich es nicht für sonderlich sinnvoll, hier noch weiter alle paar Tage die Zeichenbegrenzung zu sprengen.


    Das musst du ja auch nicht. Mir passiert es regelmäßig, wenn ich mal im Fluss bin, dann fällt es mir schwer, mich zu bremsen. Ich hoffe dabei allerdings, mich nicht nur zu wiederholen, sondern meine Punkte vielmehr so deutlich zu machen, dass sie verstanden werden und nachvollziehbar sind.


    Allerdings danke ich für die wirklich interessante und vor allem sehr freundlich, geführte Diskussion und denke, dass ich dich doch in einigen Punkte zumindest nachvollziehen kann.


    Den Dank erwidere ich gerne. Deine Positionen sind für mich allerdings überwiegend bekannt, ich habe sie überwiegend, wenn nicht schon alle bereits bei mir selbst oder bei anderen erlebt, gehört, erfahren. Ich antworte deshalb auf deine Äußerungen, weil ich meine, diese Positionen als falsch erkannt zu haben. Auch wenn ich dich gerne überzeugen würde, so ist das doch nicht mein primäres Ziel, ich kann, darf und will dir deine Meinung nicht vorschreiben. Stattdessen geht es mir um die übrigen Leser hier im Forum.


    Ich glaube wir haben auch beide etwas zu unterschiedliche Erfahrungen in manchen Bereichen gemacht und gehen deshalb auch unterschiedlich an das Thema heran.


    Das kann ich zwar nicht ausschließen, glaube es selbst aber nicht so sehr. Ja, es kann sehr gut sein, dass wir sehr unterschiedliche Erfahrungen und auch in verschiedenen Bereichen gemacht haben. Diese haben sicher auch einen Einfluss auf unsere Positionen und Meinungen. Ich befürchte aber, dass eine Diskrepanz bereits zwischen unserer jeweiligen Ausgangsbasis besteht. Ich strebe danach, jeden Spieler möglichst optimal zu fördern und glaube daran bzw. hoffe, dass sich dadurch auch der sportliche Erfolg von selbst einstellt. Er ist weniger das Ziel als vielmehr die logische Konsequenz des überwiegend richtigen Handelns von Trainer, Spieler und Eltern. Du hingegen scheinst mir den sportlichen Erfolg durchaus als Ziel zu sehen und misst dem Weg dorthin eine geringere Bedeutung bei als ich. Bitte widersprich mir, wenn ich mich täusche. Ich möchte hiermit auch ausdrücklich kein Urteil abgeben, sondern einzig auf den Unterschied hinweisen, den ich zu erkennen glaube.


    Aber wie gesagt, wir kommen hier keinen einzigen Schritt vorwärts, sondern halten dem anderen nur unser eigenes Bild vor. :)


    Ja, dem anderen und dem Rest der Welt. Dabei ist mir, bei aller Wertschätzung deiner Person, letztere Partei wichtiger, ich hoffe, das verzeihst du mir. :)

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Zitat

    Das kann ich zwar nicht ausschließen, glaube es selbst aber nicht so sehr. Ja, es kann sehr gut sein, dass wir sehr unterschiedliche Erfahrungen und auch in verschiedenen Bereichen gemacht haben. Diese haben sicher auch einen Einfluss auf unsere Positionen und Meinungen. Ich befürchte aber, dass eine Diskrepanz bereits zwischen unserer jeweiligen Ausgangsbasis besteht.


    Wie bereits erwähnt (ich hoffe doch, ich hatte es) habe ich eben einige Zeit im Leistungsbereich gehabt und ich hatte nie wieder so viel Spaß am Fußball, wie dort. Leider hat es für mich am Ende nicht gereicht, ich hätte wohl früher und vielleicht auch bei einigen Stationen professioneller rangehen müssen/gefördert werden müssen als Kind. Das versuche ich schon irgendwo jetzt nachzuholen, indem ich versuche für meine Mannschaft die positiven Dinge aus den Leistungszentren mitzubringen und mit dem Breitensport, den ich ja auch durchaus auch als Spieler kennengelernt habe, zu verbinden.


    Zitat

    Ich strebe danach, jeden Spieler möglichst optimal zu fördern und glaube daran bzw. hoffe, dass sich dadurch auch der sportliche Erfolg von selbst einstellt.


    Da sind wir komplett einer Meinung.


    Zitat

    Du hingegen scheinst mir den sportlichen Erfolg durchaus als Ziel zu sehen und misst dem Weg dorthin eine geringere Bedeutung bei als ich.


    Irgendwo stimmt das schon. Allerdings würde ich es anders formulieren. Ich denke im Fußball gibt es nur einen Weg und kein Ziel. Wenn man sich ein Ziel setzt, lässt man irgendwann nach. Deswegen sehe ich es mehr als einen Weg mit vielen kleinen Zwischenstationen, er sollte möglichst mit Erfolg gespickt sein, um ihn angenehmer zu machen. Bleibt der Erfolg aus, wird er steinig und schwer. :D

  • Wie bereits erwähnt (ich hoffe doch, ich hatte es) habe ich eben einige Zeit im Leistungsbereich gehabt und ich hatte nie wieder so viel Spaß am Fußball, wie dort.


    Das freut mich. Beachte aber, dass es auch viele Kinder und Jugendliche gibt, die sich nicht in dem Maß über ihre Leistung definieren, wie du es tatst und wahrscheinlich auch noch tust. In einem Leistungszentrum dürfte der Anteil der Spieler, die sehr leistungsorientiert sind, im allgemeinen höher sein als anderswo. Dort geht es vermutlich auch recht häufig knallhart zu, wer die Leistung über ein paar Wochen nicht bringt, läuft große Gefahr, aussortiert zu werden. Es stehen ja auch genügend weitere Kandidaten Schlange, um seinen Platz einzunehmen. Mir persönlich gefällt das zwar nicht, ich glaube, dass vielen Jugendlichen in diesem System Unrecht getan wird und vielen Spielern dadurch die Möglichkeit genommen wird, ihre Potenzial voll zu entfalten, aber sei es drum, dieser Spitzenbereich ist nicht unser Thema. Du sagst ja selbst weiter unten, dass du versuchst, die positiven Dinge aus den LZ in den Breitensport zu holen. Also bist du im Breitensport tätig. Ich ja auch, zumindest sehe ich es so. Ich verweise ja immer wieder auf die Mannschaft, in der mein Sohn spielt. Tatsächlich nimmt er gerade eine Auszeit, weil ihm der Druck in diesem Team zu groß wurde und er den Spaß am Fußball in diesem Rahmen veloren hat. Ich habe dieses Team ja bis zum letzten Oktober mittrainiert, bin also seit einigen Jahren sehr eng an diesem Team und seinen Spielern dran gewesen. Letzte Saison stellte ich hier im Forum auch die Frage, ob dieses Team als Leistungsmannschaft oder leistungsorientiert gelten kann, oder der Verein als Leistungsverein, ist es doch so, dass durch die ab der D-Jugend stattfindenden Kooperation zweier Vereine pro Altersklasse drei bis vier Mannschaften gebildet werden können, deren erste auch durchgängig in der Gruppenliga spielt. Ich komme zu dem Ergebnis, dass man sich irgendwo zwischen dem reinen Breitensport und dem Leistungssport befindet, man gibt zwar mit leichtem Zähneknirschen zu, dass die Profivereine eine Liga für sich sind, möchte aber gerne in der zweiten Reihe in der Region ganz vorne dabei sein. Allerdings hat man nicht wirklich eine konkrete Vorstellung davon, wie man das bewerkstelligen will. Solange die Ergebnisse stimmen, ist alles in Butter, sobald es da Enttäuschungen gibt, wird pauschal alles Erdenkliche in Frage gestellt. Wer sind die Leidtragenden? Vornehmlich die Spieler, und da vor allem die schwächsten. Denn schließlich sind es ja oftmals sie, die vorne die Chancen versiebt haben, den Ball nicht zum Mitspieler brachten, den entscheidenden Zweikampf vor dem Gegentor nicht gewannen, zu wenig Einsatz zeigten, etc. pp. Dabei übersehen die Kritisierenden, dass sie von diesen Spielern zu viel verlangen, dass ihre Ansprüche zu hoch sind. Und dass ihre Kritik unangebracht und ungerecht ist, sie außerdem genau zu dem Gegenteil dessen führt, was sie sich wünschen, nämlich zu einer Verunsicherung dieser Spieler, der Schädigung des Zusammengehörigkeitsgefühls und dadurch der weiteren Schwächung der Mannschaft. Das ist das, was meiner Meinung nach unweigerlich passiert, wenn man einerseits ergebnisfixiert ist und andererseits nach Schuldigen sucht, wenn die Ergebnisse nicht stimmen.


    Ich bin gerne bereit zu glauben, dass du so nicht agierst. Aber das ist es, was ich häufig sehe, wenn leistungsorientierte Trainer und Vereinsverantwortliche das Zepter schwingen. Und ich glaube auch, dass es durchaus schwierig ist, nicht dort hinein zu rutschen, wenn man einmal dem Reiz der Selbstbestätigung durch die Ergebnisse erlegen ist. Ich vergleiche das ganz gerne mit dem Gegensatz von Dunkler und Heller Macht in Krieg der Sterne, wobei ich da in erster Linie an die ersten drei Filme denke.


    Leider hat es für mich am Ende nicht gereicht, ich hätte wohl früher und vielleicht auch bei einigen Stationen professioneller rangehen müssen/gefördert werden müssen als Kind.


    Ich würde dem nicht nachtrauern. Geht es dir denn jetzt schlecht, bist zu unzufrieden? Du weißt doch gar nicht, wie es geworden wäre. Und die Laufbahn des Bundesligaprofis ist eine voller Unwägbarkeiten und der vielfachen Enttäuschungen. Das Buch von Timo Heinze fand in den letzten Jahren ja recht hohe Beachtung. So kann es auch gehen. Man sehe sich doch einfach mal nur die A-Jugendkader der Bundesligamannschaften an. Wie viele dieser Spieler landen denn tatsächlich in den Profiligen? Und das sind die Spieler, die immerhin am Schluss der Jugend übrig geblieben sind, nachdem schon jahrelang sortiert und gesiebt wurde. Auch interessant die ganzen Nachwuchsspieler, die in die Profikader aufgenommen werden, aber praktisch nie spielen oder gar auf der Bank sitzen. Was passiert eigentlich mit ihnen, wenn sie nach zwei Jahren, in denen sich für sie entweder keine Chance ergab oder sie sie in ihrer Einmaligkeit nicht nutzen konnten?


    Das versuche ich schon irgendwo jetzt nachzuholen, [...]


    Davon kann ich nur abraten. Erfahrungen in die jetzigen Tätigkeiten einfließen lassen: ja. Aber zu versuchen, jetzt irgendetwas, das man glaubt, versäumt zu haben, nachholen zu wollen: nein, ist selten eine gute Idee.


    [...] indem ich versuche für meine Mannschaft die positiven Dinge aus den Leistungszentren mitzubringen und mit dem Breitensport, den ich ja auch durchaus auch als Spieler kennengelernt habe, zu verbinden.


    Vergiss dabei halt nicht deine eigentliche Aufgabe: du bist für die Spieler da und nicht umgekehrt. Und zwar für jeden einzelnen. Sie sind dir jedenfalls nicht mehr schuldig als du ihnen. Man sollte auch nie mehr fordern, als man selbst bereit ist zu geben. Und selbst so viel darf man nicht fordern, man darf es sich lediglich erhoffen, und man kann versuchen, dazu zu motivieren.



    Irgendwo stimmt das schon. Allerdings würde ich es anders formulieren. Ich denke im Fußball gibt es nur einen Weg und kein Ziel. Wenn man sich ein Ziel setzt, lässt man irgendwann nach. Deswegen sehe ich es mehr als einen Weg mit vielen kleinen Zwischenstationen, er sollte möglichst mit Erfolg gespickt sein, um ihn angenehmer zu machen. Bleibt der Erfolg aus, wird er steinig und schwer. :D


    Iih, bäh, musste das jetzt sein?! "Schiri, übertriebene Härte, der Typ zitiert Xavier Naidoo!" :D


    Ansonsten bin ich durchaus bei dir, im Kinder- und Jugendfußball ist der Weg das Ziel. Ich teile guenters Meinung, dass es dabei auch verschiedene Wege gibt, allerdings glaube ich schon, dass es bessere und schlechtere gibt. Das Ziel des Trainers muss es sein, für sein Team den jeweils besten Weg zu finden.


    Aber du hast ja gesagt, man könne durchaus auf die Tabellenplatzierung verweisen. Es ist halt so, dass man sie damit zu einem Ziel macht, auch wenn man es nicht explizit tut. Und es ist ja durchaus häufig zu erleben, dass das Erreichen eines gewissen Bereichs in der Tabelle als Ziel ausgerufen wird. Die Ehrgeizigen, die wissen, dass ihr Ehrgeiz nicht überall gut ankommt, sagen dann "oberes Mittelfeld" und meinen insgeheim aber den ersten Platz...

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)