Die Krux mit der Fairness oder Gruppenkuscheln in den jungen Jahrgängen

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  • Ich wollte mich aus der Diskussion eigentlich heraushalten, weil ich mit der Fairplay-Liga absolut keine Erfahrungen gemacht habe, ich habe das so hier noch nie gesehen.


    Allerdings sind mir doch ein paar Dinge aufgefallen. Hier wird überhaupt nicht zwischen Fairplay/Kinderfußball unterschieden, sondern beides munter vermischt.


    Hallo Dani, die Fairplay-Liga ist ein Konzept, um bestimmte, durch Erwachsene verursachte Probleme beim Kinderfußball zu minimieren. Fairplay sollte überall gelten, nicht nur bei den Kleinsten. Das Konzept könnte hingegen genau so Blumenliga oder Elefantenliga heißen (ich hoffe, ich drücke mich hier verständlich aus). ;)


    Für mich heißt Kinderfußball, dass alle Spaß an der Sache haben, keinen Druck, einen anpassungsfähigen Trainer, kurz: Förderung und nicht Forderung.


    Ganz richtig.


    Fairplay hat für mich nichts mit dem Alter zu tun. Fußball ist ein Wettbewerb, bei dem man besser sein möchte als der andere. Egal in welchem Alter, vielleicht gibt es manche, die mehr Ehrgeiz haben, als andere, aber letztlich will doch jeder am Ende als Sieger vom Platz gehen. Für den Sieg habe ich (und meine Mannschaften) schon viel getan. Zeitspiel, an die Eckfahne gehen, Bälle wegdreschen bis aufs nächste Feld, taktische Fouls und auch mal absichtlich gemeckert, wenn es hektisch wurde. Aber das liegt alles unter einer Grenze. Wenn Verletzungen vorgetäuscht werden, wenn böse gefoult wird, wenn Frust drin ist, dann ist es kein Fairplay mehr.


    Beim ersten Satz stimme ich noch vorbehaltlos zu, beim Rest wird es problematisch. Bis auf "zur Eckfahne gehen" ist das alles kein Fairplay.


    Und ich finde dementsprechend braucht es auch einen Schiedsrichter. Zwei Mannschaften werden immer unterschiedliche Meinungen haben, die Regeln unterschiedlich auslegen. Ich habe schon Fouls begangen und war mir danach zu 100% sicher, dass es kein Elfmeter war, allerdings bewiesen die Videos danach das Gegenteil. Deswegen braucht es einen Unparteiischen. Immer. Egal ob er nun 13 Jahre alt ist oder 60 Jahre.


    Aber das brauchen wir doch hoffentlich nicht in einer U9, oder? Zumal die Leute, die da pfeifen, oft nicht unparteiisch sind.


    Ich kann als Innenverteidiger auch mal nach einer Ecke für uns einen Gegner absichtlich foulen und danach den Ball nicht hergeben, damit meine Mannschaft die Zeit hat, zurückzukommen. Der Schiedsrichter kann mich bestrafen, ich tätschel dem Gegenspieler einmal kurz die Schulter und vorbei ist es. Ich kann ihm aber auch von hinten in die Parade grätschen, eine Verletzung in Kauf nehmen und ihn danach noch anspucken, dann haben wir aber kein Fairplay mehr.


    Siehe oben, beides kein Fairplay.


    Dafür brauchen wir aber keine Fairplay-Liga, die ist meiner Meinung nur aus irgendeinem, zumindest fragwürdigen, pädagogischen Konzept und dem Mangel an Schiedsrichtern entstanden. Wir brauchen Vorbilder an der Seitenlinie. Wenn ich 60 Minute lang mit dem Trainer der Gegner nicht einmal einer Meinung bin, kann ich ihm doch danach die Hand schütteln und zum Sieg gratulieren (oder auch zu den ersten zwei Minuten, in denen sie ganz gut mitgehalten haben ;) ). Wenn die Spieler das dann auch tun, ist alles in Ordnung. Da kann auf dem Feld vorgefallen sein, was will, solange es mit diesem Händedruck aus der Welt geschafft ist.


    Wenn man das verschärft ausdrücken will, dann kann man sich also während des Spiels aufführen wie die Axt (Vorbild?), so lange man nur anschließend kurz dem Gegner gratuliert?


    Um dann mal auf den Ur-Post zurückzukommen. Jonas1966 hat doch nach den Regeln des Kinderfußballs gehandelt. Er sagt doch, dass bei ihm a) alle zum Einsatz kommen und dass er b) keinen großen Aufstand gemacht hat, also keine Drucksituation geschaffen hat. Woran er sich stört ist, dass nicht nach den Regeln des Wettbewerbs gehandelt wurde. Seine Mannschaft war besser, hat sich also auch etwas Zählbares verdient, wurde allerdings bewusst daran gehindert. Dann ist es keine "Fairplay-Liga", sondern einfach unsinnig.


    Nach der Schilderung von Jonas wurde hier die Fairplay-Liga ja auch nicht richtig umgesetzt, oder warum tanzte dauernd der gegnerische Trainer übers Feld? Es gab keine Coaching-Zone. In der Fairplay-Liga gibt es sehr wohl die Regel des Wettbewerbs, es gibt Sieger und Verlierer. Und dass die bessere Mannschaft gewinnt, ist auch durch einen Schiedsrichter nicht unbedingt Voraussetzung.

    "Multiple exclamation marks,' he went on, shaking his head, 'are a sure sign of a diseased mind."
    Terry Pratchett

  • Fördern ohne fordern?
    Jedes Training besteht aus Fördern und Fordern.
    Der schwierige Weg besteht darin die Kinder nicht zu über- oder unterfordern.
    Jedoch bereits mit dem Aufbau einer Übung stelle ich an das Kind die Forderung sie im Rahmen seiner Fähigkeiten zu absolvieren. Ansonsten könnte ich auch einen Ball in die Mitte werfen. Durchaus auch manchmal sinnvoll. Jedoch kein wirkliche zukunftfähiges Konzept.
    Sicherlich wird man einen G Jugendlichen weniger Anforderungen stellen, als an einen F 1.
    Jedoch ist eine Förderung nicht nur der Talente, ohne Fordern nicht möglich.
    Den diejenigen die Spaß an ihrem Hobby haben, sind nach meiner Ansicht ungemein lernwillig.

  • Allerdings sind mir doch ein paar Dinge aufgefallen. Hier wird überhaupt nicht zwischen Fairplay/Kinderfußball unterschieden, sondern beides munter vermischt.


    Wozu auch, ist es denn nicht unsere Aufgabe als Trainer, Kindern auch das Fair Play zu vermitteln? Haben denn Kinder nicht von vornherein einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und durchaus auch bereits Moralvorstellungen? Ich gehe sogar soweit zu sagen, dass gerade im Kinderfußball die Betonung des Fair Play am wichtigsten ist, er sollte von vornherein untrennbarer Teil des Spiels sein, und sie sollten von Anfang an begreifen, dass es im Interesse aller Beteiligten ist, wenn man sich an Buchstaben und Geist der Regeln hält. Dabei fährt man gut mit der Goldenen Regel (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Goldene_Regel), die eine universelles Paradigma der menschlichen Moral zu sein scheint.


    Fairplay hat für mich nichts mit dem Alter zu tun. Fußball ist ein Wettbewerb, bei dem man besser sein möchte als der andere. Egal in welchem Alter, vielleicht gibt es manche, die mehr Ehrgeiz haben, als andere, aber letztlich will doch jeder am Ende als Sieger vom Platz gehen. Für den Sieg habe ich (und meine Mannschaften) schon viel getan. Zeitspiel, an die Eckfahne gehen, Bälle wegdreschen bis aufs nächste Feld, taktische Fouls und auch mal absichtlich gemeckert, wenn es hektisch wurde. Aber das liegt alles unter einer Grenze. Wenn Verletzungen vorgetäuscht werden, wenn böse gefoult wird, wenn Frust drin ist, dann ist es kein Fairplay mehr.


    Tja, und hier gehen unsere Meinungen auseinander. Für mich ist von den Dingen, die du nennst, nichts mit dem Gedanken des Fair Play vereinbar. Mit der Eckfahne habe ich noch die wenigsten Probleme, schließlich ist dein Team dabei in Ballbesitz und der Ball ist ihm Spiel, dann dürfen sie ihn ja auf dem Feld platzieren, wo sie wollen. Mein Team kann grundsätzlich den Ball erobern, auch wenn das sicher in der Ecke am schwierigsten ist. In den anderen Fällen aber verwehrst du dem Gegner die Chance, dich zu gefährden, indem du den Ball aus dem Spiel nimmst. Das widerspricht für mich dem Fair Play. Ich möchte mich sportlich messen und dem Gegner dieselben Voraussetzungen geben wie ich sie habe. Absichtliche Fouls sind nicht mit dem Fair Play vereinbar, da ist mir völlig egal, wie harmlos sie sein mögen. Sicher ist Fußball ein Kontaktsport, in dem man sich auch mal eine Blessur holt. Dagegen habe ich überhaupt nichts, das gehört zu dem Spiel dazu. Aber es ist etwas anderes, wenn man mit voller Absicht die Regeln übertritt, um sich einen Vorteil zu Lasten des Gegners zu verschaffen. Das ist eben das Gegenteil von Fair Play.


    Und ich finde dementsprechend braucht es auch einen Schiedsrichter. Zwei Mannschaften werden immer unterschiedliche Meinungen haben, die Regeln unterschiedlich auslegen.


    Nein, werden sie nicht. Ich bin sogar der Meinung, dass die meisten Spieler über eine Situation ähnlich urteilen würden, wenn sie von vornherein die Erfahrung machen würden, dass es höhere Werte gibt als den Sieg oder die Niederlage in einem konkreten Spiel. Viele Fußballer werden doch über Jahre so konditioniert, dass bestimmte unfaire Verhaltensweisen als tolerabel, ja sogar geboten angesehen werden, genau wie du es hier demonstrierst. Das führt doch erst dazu, dass man seine Interessen stets vor die der Gegner stellt, das ist doch genau die Sch***e, die mich bei den zum Glück wenigen Trainern, bei denen ich mir insgeheim "Du Ar*****ch!" denke, und ihren Teams ertragen muss. Beachte bitte, dass ich dich nicht mit ihnen gleichsetze.


    Ich habe schon Fouls begangen und war mir danach zu 100% sicher, dass es kein Elfmeter war, allerdings bewiesen die Videos danach das Gegenteil.


    Das verstehe ich nicht. War es ein Foul im Strafraum? Dann gibt es Elfmeter, fertig. In diesem Zusammenhang finde ich übrigens auch die Fußballberichterstattung im Fernsehen absolut daneben. Da wird stets, wenn einer fällt, akribisch danach geforscht, ob es den berüchtigten Kontakt gegeben habe, der dann sogleich und immer als Legitimation herhält. Was für ein Unsinn. Foul ist Foul, da gibt es keine Unterscheidung in elfemeterwürdige und -unwürdige Vergehen. Aber nicht jeder Körperkontakt ist auch ein Foul. Ich halte es für wenig hilfreich, den Unparteiischen in diesem Zusammenhang für innerhalb von Sekundenbruchteilen zu fällende Entscheidungen zu kritisieren. Ein wenig mehr Reife wünsche ich in diesem Zusammenhang allen Fußballfans.


    Deswegen braucht es einen Unparteiischen. Immer. Egal ob er nun 13 Jahre alt ist oder 60 Jahre.


    Wenn du dich mit Kumpels triffst, um mal zu kicken, habt Ihr da einen Schiedsrichter? Den braucht man doch erst, wenn das Gewinnen des eigenen Teams wichtiger wird als der Wunsch nach einem fairen Spiel. Wenn der Ehrgeiz, so meine Meinung, zu groß wird, und man bereit ist, den Gegner zu übervorteilen.


    Ich kann als Innenverteidiger auch mal nach einer Ecke für uns einen Gegner absichtlich foulen und danach den Ball nicht hergeben, damit meine Mannschaft die Zeit hat, zurückzukommen.


    Ja, kann man, ist aber kacke, zumindest meiner Meinung nach. Deine Mannschaft hat da wohl was falsch gemacht, du bist aber nicht bereit, die Folgen anzunehmen. Bei einer Ecke gibt es immer das Risiko des schnellen Konters, darauf kann ich mich vorbereiten. Tue ich es nicht, so gehe ich dieses Risiko bewusst ein, ich muss damit rechnen, dass ein eventueller Konter gefährlich wird.


    Der Schiedsrichter kann mich bestrafen, ich tätschel dem Gegenspieler einmal kurz die Schulter und vorbei ist es. Ich kann ihm aber auch von hinten in die Parade grätschen, eine Verletzung in Kauf nehmen und ihn danach noch anspucken, dann haben wir aber kein Fairplay mehr.


    Letzteres wäre aber nun auch wirklich das allerletzte, das wäre auf jeden Fall Körperverletzung, das Bespucken würde vermutlich auch einen Straftatbestand erfüllen, Andre wird da vielleicht helfen können. Bei sowas müsstest du glatt rot und mindestens ein paar Spiele Sperre bekommen, neben der Strafanzeige und ggf. der Zivilklage. Ich wäre aber auch dafür, taktische Fouls härter zu bestrafen. Vielleicht könnte es rot mit einem Spiel Sperre sein. Oder eine Zeitstrafe, die ja aber vom fußballerischen Regelwerk nicht vorgesehen ist.


    Dafür brauchen wir aber keine Fairplay-Liga, die ist meiner Meinung nur aus irgendeinem, zumindest fragwürdigen, pädagogischen Konzept und dem Mangel an Schiedsrichtern entstanden.


    Quatsch! Über die Entstehung der Fair-Play-Liga muss übrhaupt nicht spekuliert werden, das kann alles ganz einfach nachgelesen werden: http://fairplayliga.de/Geschichte.htm


    Wir brauchen Vorbilder an der Seitenlinie. Wenn ich 60 Minute lang mit dem Trainer der Gegner nicht einmal einer Meinung bin, kann ich ihm doch danach die Hand schütteln und zum Sieg gratulieren (oder auch zu den ersten zwei Minuten, in denen sie ganz gut mitgehalten haben ;) ). Wenn die Spieler das dann auch tun, ist alles in Ordnung. Da kann auf dem Feld vorgefallen sein, was will, solange es mit diesem Händedruck aus der Welt geschafft ist.


    Nein, das sehe ich nicht so. Natürlich ist es gut, dass Ihr im Frieden auseinander geht. Aber es kann doch nicht sein, dass man über ein Spiel mit so einfachen Regeln wie dem Fußball permanent anderer Meinung ist. Wärt Ihr das denn auch, wenn ihr gemeinsam bei einem Spiel von zwei anderen Mannschaften zusehen würdet? Wenn ja, dann hat der Fußball ein Problem. Wenn nein, dann ist das der Modus, in dem Ihr auch die Spiele betrachten solltet, bei denen Ihr oder Euer Team mitspielt.


    Um dann mal auf den Ur-Post zurückzukommen. Jonas1966 hat doch nach den Regeln des Kinderfußballs gehandelt. Er sagt doch, dass bei ihm a) alle zum Einsatz kommen und dass er b) keinen großen Aufstand gemacht hat, also keine Drucksituation geschaffen hat. Woran er sich stört ist, dass nicht nach den Regeln des Wettbewerbs gehandelt wurde. Seine Mannschaft war besser, hat sich also auch etwas Zählbares verdient, wurde allerdings bewusst daran gehindert. Dann ist es keine "Fairplay-Liga", sondern einfach unsinnig.


    Dass sein Team bewusst daran gehindert worden sei, habe ich so nicht aus seinem Post heraus lesen können. Er hat doch auch bestätigt, dass die ganzen Schiedsrichterbälle daher kamen, dass in puncto Dissens unter den Kindern eben nicht nach der entsprechenden Regel der Fair-Play-Liga gehandelt wurde, sondern ein Trainer stets alleine entschieden hat, dass das Spiel 'neutral' fortgesetzt wird. Wäre nach FPL gespielt worden, so hätten die Trainer beieinander gestanden und hätten sich ausgetauscht, hätten nur das Spiel unterbrochen, wenn die Kinder sich nicht hätten einigen können und hätten dann gemeinsam mit den Kindern eine Entscheidung gefunden.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Zitat

    Fairplay sollte überall gelten, nicht nur bei den Kleinsten. Das Konzept könnte hingegen genau so Blumenliga oder Elefantenliga heißen (ich hoffe, ich drücke mich hier verständlich aus). ;)


    Richtig, da sind wir uns ja auch einig, genauso wie beim Kinderfußball. Allerdings sind wir uns offensichtlich nicht darin einig, wo denn Fairplay beginnt und wo es aufhört. Das ist sicher so auch nicht definiert und dementsprechend respektiere ich deine Meinung dazu natürlich. Und genauso sollte man auch das Fairplay angehen, denke ich. Ich respektiere jeden meiner Gegner, ich verletze niemanden, ich beleidige niemanden - das gilt auch für den Schiedsrichter. Ich habe schon gelbe Karten wegen Meckern gesehen und habe mich danach auf dem Weg zur Kabine mit dem Schiedsrichter unterhalten und ihn zu einer guten Leistung gratuliert, weil er die Situation richtig geahndet hat.


    Zitat


    Aber das brauchen wir doch hoffentlich nicht in einer U9, oder? Zumal die Leute, die da pfeifen, oft nicht unparteiisch sind.


    Das passt jetzt zu diesem Zitat und auch ein paar Beiträgen von tobn, aber sonst sehen wir hier den Text vor lauter Zitaten nicht mehr: Doch. Man braucht einen Schiedsrichter. Eben weil die Kleinen ihr Verhalten oft noch weniger reflektieren können, als wir Trainer. Und da gibt es schon einige Unfähige. Ich wollte an meinem eigenen Beispiel anführen, dass ich mir bei jenem Elfmeter wirklich todsicher war, den Ball getroffen zu haben. Ich kam von der Seite und habe das Ding bevor der Gegner den Ball bekommen hat abgegrätscht. Er fällt, der Schiri pfeift, ich stehe auf und rief sowas wie: "Maaan, so ein Scheiß!" Gelb, Ausgleich und Verwarnung wegen Meckern. Ich wollts nicht wahrhaben, war ich mir doch absolut sicher. Dann sehe ich das Video und da sieht man doch, dass ich zuerst den Fuß und dann den Ball abräume.


    Wie soll ich das bitte in so einer Situation in einer Fairplay-Liga beurteilen? Der Verteidiger sagt nein, der Angreifer sagt ja. Beide Trainer standen zu weit weg und können nur Vermutungen treffen. Meine Mitspieler wissen es vielleicht selbst nicht. Was dann? Schiedsrichterball? Also völliger Blödsinn, weil entweder Ecke oder Elfmeter, aber nichts dazwischen.


    Ich hatte die Situation vor ein paar Wochen. Wir hatten ein Spiel, unsere Keeperin legt die Stürmerin des Gegners. Der Schiedsrichter lässt weiterlaufen, der Trainer der Gegner stand auf dem Platz und schreit wie wild rum. der Unparteiische unterbricht das Spiel, fragt unsere Torhüterin, was vorgefallen ist, sie sagt es war kein Foul. Die Stürmerin traut sich auch nicht, etwas zu sagen, war sie doch viel zu eingeschüchtert von ihrem Trainer, der inzwischen fast Stirn an Stirn mit dem Schiedsrichter stand. Dieser fragt mich, ich sage die Wahrheit: "Es ging zu schnell, ich hab keine Ahnung." Die Folge war ein Abstoß. Nach dem Spiel sagt mir meine Torhüterin (11 Jahre alt, soviel zum Thema Kinderfußball), dass es definitiv ein Foul war, aber sie keine Lust hatte, es zuzugeben.


    Das war kein Fairplay. Da brauchen wir nicht drüber zu streiten. Der Schiedsrichter hat es versucht, es hat nicht geklappt, so wie wahrscheinlich in 90 von 100 Fällen. Anders sehe ich es da beim Zeitspiel etc, das ich angeführt hatte. Das ist alles im Rahmen der Regeln. Ein taktisches Foul gibt Gelb, ich gehe bewusst das Risiko bei einem knappen Ergebnis als Verteidiger noch 15-20 Minuten meine Füße still halten zu müssen. Zeitspiel gibt Gelb plus Nachspielzeit.


    Zitat


    Letzteres wäre aber nun auch wirklich das allerletzte, das wäre auf jeden Fall Körperverletzung, das Bespucken würde vermutlich auch einen Straftatbestand erfüllen, Andre wird da vielleicht helfen können. Bei sowas müsstest du glatt rot und mindestens ein paar Spiele Sperre bekommen, neben der Strafanzeige und ggf. der Zivilklage.


    Da sind wir absolut einer Meinung! Das ist eben nicht mehr im Rahmen des Spiels.


    Zitat

    Nein, das sehe ich nicht so. Natürlich ist es gut, dass Ihr im Frieden auseinander geht. Aber es kann doch nicht sein, dass man über ein Spiel mit so einfachen Regeln wie dem Fußball permanent anderer Meinung ist. Wärt Ihr das denn auch, wenn ihr gemeinsam bei einem Spiel von zwei anderen Mannschaften zusehen würdet?


    Eventuell, ich weiß es nicht. Das war aber auch nur bildlich, ich habe mich bisher mit jedem Trainer gut verstanden. Auch mit dem oben erwähnten, er war vielleicht nicht mein Lieblingskollege, aber ich habe ihn dennoch für seinen Einsatz und seine Leidenschaft respektiert. Wir hatten auf jeden Fall andere Ansichten. Er hat 60 Minuten lang geschrien, geflucht und seine Spielerinnen nach schlechten Aktionen niedergemacht und meist sogar gleich ausgewechselt. Ich war leise, aber nur Einzelkorrekturen gemacht und gelobt. Selbst meine 7-Jährige hat 30 Minuten gespielt, am Ende haben wir 1-3 verloren.


    Zitat

    Dass sein Team bewusst daran gehindert worden sei, habe ich so nicht aus seinem Post heraus lesen können.


    Für mich klang es sehr nach Empörung über bewusstes Bevorteilen einer Mannschaft.


    Insgesamt halte ich diese Fairplay-Liga für ausgemachten Blödsinn. Da kann man noch so viele Preise dafür vergeben wie man möchte und noch so viel Lobhudeln, für mich ist das die Folge aus einem Notstand und hat tatsächlich etwas von diesem "Gruppenkuscheln" aus dem Titel. Fußball ist Wettbewerb, ein Sport in dem es zwei Gegner gibt. Dieses Fairplay-sich-selbst-einigen führt am Ende zu einem der dümmsten Statements, die es so gibt: Der Klügere gibt nach.
    Ich denke wir als Trainer sollten Respekt vermitteln, Fairplay sicher auch, aber auch die Ellbogen, die man im Alltag ebenso braucht.


    Und wenn ich mir (wie vor ein zwei Jahren tatsächlich geschehen) im ersten Spiel der Rückrunde als Tabellenletzter einen 1:0-Sieg beim Ersten hole, in dem ich eine 4-2-0 Formation auf den Platz geschickt habe, meine Spielerinnen ab der 40. auf Zeit gespielt haben und wir wahrscheinlich die einzigste Mannschaft der letzten 20 Jahre Mädchenfußball-Geschichte waren, die in einem Spiel mehr als 2 gelbe Karten bekommen haben, dann bin ich zufrieden. Denn ich habe gesehen, wie glücklich meine Mädels danach waren. Manche sind völlig erschöpft auf den Boden gefallen, als der Schiedsrichter gepfiffen hat, manche haben der Torhüterin gratuliert. Am Ende gab ordentlich Musik in der Kabine, einen Ausflug zum McDonals und einen richtigen tollen Teamgeist in den nächsten Monaten.


    Das gehört für mich genauso dazu, wie wenn ich nach dem Spiel dem Trainer der Gegner die Hand schüttle, die Torhüterin der Gegner kurz aufbaue, weil sie gepatzt hat und sie für die tolle Hinrunde lobe. Wäre ich erster gewesen und der Gegner letzter, hätte ich doch das Gleiche getan. Ich war nicht immer der, der mit Zeitspiel eine Führung über die Ziellinie gerettet hat, ich war auch mal der Betroffene und sage: Es gehört dazu.


    Zitat


    Wenn man das verschärft ausdrücken will, dann kann man sich also während des Spiels aufführen wie die Axt (Vorbild?), so lange man nur anschließend kurz dem Gegner gratuliert?


    Nein. Denn ich führe mich nicht auf wie die Axt, sondern bleibe im Rahmen des Spiels. Geht meine Mannschaft darüber hinaus, greife ich ein, entschuldige und schäme mich dafür. Der Respekt für den Gegner ist immer da.



    Ich hoffe mal ich habe nichts vergessen zu beantworten, war doch recht viel. :) Und schöne Diskussion übrigens!

  • @open minded


    Da hast du mit deiner Kritik vollkommen recht. :thumbup: Meine Formulierung war nicht korrekt, auch wenn es Menschen geben mag, die glauben sie könnten die Regeln für Veränderungen schaffen!


    Dani2
    Die FPL-Regeln sollen für den G - F-Jugendbereich gelten. Hier wird das Spiel im Normalfall nicht durch einen Unparteiischen mit Schiedsrichterlizenz, sondern von einem "Laienschiedsrichter" gepfiffen. Das Spiels ohne Schiedsrichter soll dazu führen, dass die Kinder denen noch nicht von den Erwachsenen gesagt wurde, das taktisches Foulen erlaubt sei, selbst Verantwortung für ein faires Spiel übernehmen. Kinder in diesem Alter haben ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl, weshalb sie es auch gut hinbekommen. Nur dann, wenn sie sich mal nicht einig werden, dann sollen die beiden Trainer, die sich gemeinsam in der Coachingzone aufhalten, gemeinsam entscheiden, damit das Spiel rasch fortgesetzt werden. Diese Trainer müssen sich aber auch darauf einstellen, dass Kinder sich mal falsch entscheiden und die Trainer dies nicht korregieren. Aber die Trainer lernen daraus, dass sie ihre Kinder im Rahmen des Trainings regelsicher ausbilden!


    @uzumbarak
    Natürlich war auch im Straßenfussball nicht alles "gold"! Jedoch waren die Regeln von den Kindern selbst geschaffen und nur sie haben diese Regeln überwacht.


    Das Wählen der Mannschaften habe ich so in Erinnerung, das 2 der größten, besten Spieler ca. 2 m voneinander Position eingenommen haben. Sie bewegten sich aufeinander zu, indem sie abwechselnd einen Fuß vor den anderen setzten. Das ging so lange, bis kein Fuß mehr in die Lücke passte. Es durfte der Spieler mit der Wahl seiner Mannschaft starten, dessen Fuß gerade noch in die Lücke gepaßt hatte. Damit die Teams einigermaßen gleichstark zusammengestellt wurden, wurde abwechselnd gewählt. Natürlich suchte man sich zunächst die Besten aus. Später kamen dann die Schwächeren dran. Für die zuletzt ausgewählten Spieler war die Wahl natürlich nicht so prickelnd. Das war jedoch meist rasch vergessen, wenn die Jagd hinter den Ball erst mal losging. Weil meist Kinder aus mehreren Jahren zusammenspielten, lernte die Kleinen von der Großen, die schwächeren Spieler von den Stärkeren. Die Gruppe der Fussballspieler veränderte sich permanent. Mal zogen Familen weg und andere Familien zogen zu. Mal gingen ältere Spieler in die Lehre und Jüngere kamen hinzu. Aber die Regeln des Straßenfussballs veränderten sich dadurch kaum. Nur selten gab es Unterbrechungen. Wenn man sich mal nicht einig werden konnte, entschieden die beiden Besten, die ihre Teams gewählt hatten.


    Der Vorteil dieser Zeit des Straßenfussballs war, dass die Vereinstrainer bereits durch den Straßenfussball gut ausgebildete und konditionell starke Spieler bekamen, die man zu einer neuen Mannschaft formen mußte.


    Niemand kann und möchte die Uhr zurück drehen. Die einfachen FPL-Regeln sollen die Rahmenbedingungen des Wettbewerbsfussball im untersten Jugendbereich verbessern. Sie wären nicht nötig, wenn alle Erwachsenen sich nicht in den Kinderfussball einmischen würden und vom gegenseitigen Respekt gesteuerten und partnerschaftlichen Umgang pflegen würden.


    Die FPL-Regeln stellen einen Kompromiß da, der ein friedliches Miteinander in der G und F-Jugend ermöglicht.

  • Die FPL-Regeln stellen einen Kompromiß da, der ein friedliches Miteinander in der G und F-Jugend ermöglicht.

    Es ist sehr anstrengend dieser Diskussion zu folgen. Auch fehlt mir aus beruflichen Gründen die Zeit zu einzelnen Punkten "schriftlich" Stellung zu beziehen. Oft hat das auch den Hintergrund, dass ich die Probleme nicht nachvollziehen kann. Wer Fußball (Sport) mit Kindern macht hat eine hohe Verantwortung und muss sich darüber im Klaren sein, dass er den Grundstein für die sportliche Zukunft der Kinder legt. Er muss sich an den Bedürfnissen der Kinder orientieren.


    Ich bin mir sehr sicher, dass die Fußballverbände und ihre Kreise, aus der heutigen Sicht das "ergebnis- und tabellenorientierte System" für den Kindersport niemals mehr zulassen würden. Früher ist allerdings vorbei und wir müssen uns an den heutigen "Zuständen" orientieren. Genau das habe ich gemacht und dabei ist der Kompromiss herausgekommen, der ein friedliches Miteinander in der ..................... ermöglicht.


    Diese beiden Dateien erklären die Regeln der FPL und meine eigene Sichtweise dazu.

    Wie wir mit den Kindern von heute umgehen, das wird die Welt von morgen prägen (Hans Jonas 1903-1993)

  • Ralf


    Danke für deine Worte. Auch ich glaube, das die FPL-Regeln in den Verbänden und Kreise unumkehr sind.


    Wie jedoch auch diese Diskussion zeigt, sind diese Regeln längst noch nicht bei allen Vereinen, ihren Trainern und Eltern angekommen sind und verstanden wurden.


    Bei den Trainern und Eltern im G- und F-Jugendbereich wird ein permanenter Aufklärungsprozeß von den Vereinen geschuldet sein, da hier sehr viele Personen in neuer Funktion einen Erstkontakt mit dem Vereinsfussball haben.


    Selbst, wenn hier überwiegend engagierte Trainer im Forum unterwegs sind, fällt auf, wie wenig sich einige Trainer und Eltern sich mit dem kindgerechten Fussball auseinander setzen. Die Dunkelziffer des ergebnis- und tabellenorientierten Denkens wird vermutlich noch deutlich höher sein.


    Es wird vermutlich noch eine Zeit dauern, bis sich auch auf Vereins-, Trainer- und Elternebene ein kindgerechter Fussball überall durchgesetzt hat.

  • MichaMittelfeld, manchmal muss auch ich deutlich werden. Aber keine Angst, es ist alles in Ordnung. Danke aber der Nachfrage. :)

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Ich sprenge mal wieder die Grenze von 10.000 Zeichen. Auf diesen Beitrag folgen noch zwei.



    Richtig, da sind wir uns ja auch einig, genauso wie beim Kinderfußball. Allerdings sind wir uns offensichtlich nicht darin einig, wo denn Fairplay beginnt und wo es aufhört.


    Stimmt, wir haben da offenbar unterschiedliche Ansichten. Allerdings stammt das Zitat mit der Blumenliga nicht von mir.


    Das ist sicher so auch nicht definiert und dementsprechend respektiere ich deine Meinung dazu natürlich. Und genauso sollte man auch das Fairplay angehen, denke ich. Ich respektiere jeden meiner Gegner, ich verletze niemanden, ich beleidige niemanden - das gilt auch für den Schiedsrichter. Ich habe schon gelbe Karten wegen Meckern gesehen und habe mich danach auf dem Weg zur Kabine mit dem Schiedsrichter unterhalten und ihn zu einer guten Leistung gratuliert, weil er die Situation richtig geahndet hat.


    Was ich dabei aber nicht so ganz verstehe ist, wieso du dann weiter das Meckern als legitimes Mittel ansiehst und es weiterhin einsetzt. Bitte korrigiere mich, wenn ich mich täusche, aber es klingt so, als würdest du zwar einsehen, dass Meckern nicht in Ordnung ist, würdest aber daraus nicht die Lehre ziehen, dass es besser wäre, es künftig zu unterlassen. Damit meine ich jetzt übrigens nicht, dass man sich auf dem Platz überhaupt nicht verbal Luft machen dürfte, ich denke, das kann und sollte man nicht verlangen. Aber auch da gibt es Unterschiede in der Zielrichtung der verbalen Ausbrüche. So habe ich überhaupt nichts dagegen, wenn ein Spieler nach einer misslungenen Aktion lauthals über sich selbst schimpft. Aber es ist nicht in Ordnung, gegenüber anderen in übertrieben aggressiver Art auszuteilen. Ich hoffe, der Unterschied wird klar.



    Das passt jetzt zu diesem Zitat und auch ein paar Beiträgen von tobn, aber sonst sehen wir hier den Text vor lauter Zitaten nicht mehr: Doch. Man braucht einen Schiedsrichter. Eben weil die Kleinen ihr Verhalten oft noch weniger reflektieren können, als wir Trainer.


    Richtig, die Kinder sind noch nicht so regelfest, dass sie jede Situation korrekt entscheiden können. Aber wie TW-Trainer und ich bereits versucht haben, deutlich zu machen: darum geht es auch nicht in erster Linie. Sicherlich ist es unsere Aufgabe als Trainer, den Kindern nach und nach alle Regeln in allen Feinheiten zu vermitteln. Das muss aber nicht notwendigerweise beim Pflichtspiel geschehen, schließlich bietet jedes Training im Abschlussspiel dazu genügend Gelegenheiten. Die FPL möchte den Kindern ermöglichen, im Pflichtspiel (das ich übrigens bewusst nicht als Punktspiel bezeichne) möglichst ungestört und eigenverantwortlich ihrem Spiel nachzugehen. Die einzigen Erwachsenen, die dabei ein Recht dazu haben, Einfluss auf das Spiel zu nehmen, sind die Trainer, aber sie dürfen das auch nur dann, wenn die Kinder sich nicht (einigermaßen rasch) selber einigen können. Und auch dabei werden die Trainer zur Kooperation gezwungen, denn wenn sie nicht kooperieren, dann hat niemand Spaß am Spiel. Sicher wird es Trainer geben, die es nicht kapieren und die Macht, die ihnen die FPL bietet, missbrauchen, indem sie ihre Spieler dazu anhalten, stets den eigenen Vorteil zu suchen, und selbst auch entsprechend agieren. Ich würde mir wünschen, dass die Kreise für solche Fälle eine Möglichkeit zur Meldung solcher Mannschaften anbieten, so dass dann die Verantwortlichen deren Spiele etwas näher unter die Lupe nehmen können. Wäre ich mit einer solchen Mannschaft konfrontiert, so würde ich, wenn meine Mühen zur Kooperation nicht fruchten und meine Spieler deutlich sichtbar unter der Art und Weise der anderen Mannschaft leiden, sie entweder vom Platz nehmen oder, falls das bestraft wird, alle Spieler an die Seitenlinie rufen, wo sie dann auf dem Platz den Rest des Spieles absitzen würden. Ggf. würde ich sie da dann Mau-Mau oder so spielen lassen. Soll doch der Gegner, wenn er meint, den Fair-Play-Gedanken mit Füßen treten zu können, dann mit 98:0 gewinnen, das ist mir doch egal, so ein Spiel möchte ich nicht mit machen. Ich glaube allerdings auch, dass das die absolute Ausnahme sein dürfte.


    Dennoch ist es natürlich schon wichtig, dass die Einführung der FPL mit einer entsprechenden Information an alle Beteiligten einhergeht. Das ist im Fall von Jonas vielleicht nicht geschehen, zumindest scheint ja bei ihm wie auch bei seinem Kollegen nicht ganz klar gewesen zu sein, wie die Trainer agieren sollen. Und ihm war wohl auch nicht bewusst, dass die Nichtveröffentlichung von Ergebnissen nichts mit der FPL zu tun hat, sondern einfach nur zeitgleich eingeführt wurde. Eventuell wurde auch diese Maßnahme nicht entsprechend begründet. Das sind Versäumnisse, die sich die Verantwortlichen seines Kreises vorhalten lassen müssen. Aber diese Versäumnisse sind nicht der FPL anzulasten.


    Und da gibt es schon einige Unfähige.


    Die meisten Laienschiedsrichter, wie man sie hier bis zur E-Jugend hat, bemühen sich. Wirklich unparteiisch sind sie hingegen durchaus häufig nicht wirklich. Bei uns stellt der Heimverein den Schiri, meistens ist es ein Spielerpapa, seltener auch mal ein Spieleropa oder ein Jugendspieler. Die Angehörigen sind nicht selten nicht wirklich parteiisch, die Jugendspieler häufig unsicher und von Trainern wie Elternschaft beeinflussbar. So zumindest meine Erfahrungen. Meistens haben die Spiele gut funktioniert. Ich behaupte aber, sie hätten mindestens genauso häufig auch nach FPL-Regeln gut funktioniert, wenn nicht sogar häufiger, weil ich die Hoffnung habe, dass durch die Maßgabe an die Eltern, sich zurück zu halten und die Verpflichtung der Trainer zur kooperativen Handlungsweise die häufigsten Störfaktoren bekämpft werden. Sicher nicht von heute auf morgen, so naiv bin ich nicht. Aber ich glaube an den mittel- bis langfristigen Erfolg der FPL.


    Ich wollte an meinem eigenen Beispiel anführen, dass ich mir bei jenem Elfmeter wirklich todsicher war, den Ball getroffen zu haben. Ich kam von der Seite und habe das Ding bevor der Gegner den Ball bekommen hat abgegrätscht. Er fällt, der Schiri pfeift, ich stehe auf und rief sowas wie: "Maaan, so ein Scheiß!" Gelb, Ausgleich und Verwarnung wegen Meckern. Ich wollts nicht wahrhaben, war ich mir doch absolut sicher. Dann sehe ich das Video und da sieht man doch, dass ich zuerst den Fuß und dann den Ball abräume.


    OK, sowas kann vorkommen, ist aber doch eher selten. Dann fühlt sich eine von beiden Parteien ungerecht behandelt, im Sinne des Spiels gibt einer nach, und weiter geht es. Da es keine Tabelle gibt und das Ergebnis am nächten Tag ohnehin nicht mehr interessiert, was solls? In einem Fall wie deinem würde ich wahrscheinlich für Foul entscheiden, einfach weil eine Grätsche eine riskante Aktion ist. Wenn da nicht klar der Ball zuerst getroffen wird, ist es in den meisten Fällen, in denen auch der Gegner getroffen wird, gefährliches Spiel. Das gibt dann halt Foul und ggf. Elfmeter. Wenn man die Emotionen nicht ausufern lässt, ist sowas doch kein Problem. Man ist doch auch Trainer, um den Spielern den Umgang mit solchen Situationen beizubringen.


    Wie soll ich das bitte in so einer Situation in einer Fairplay-Liga beurteilen? Der Verteidiger sagt nein, der Angreifer sagt ja. Beide Trainer standen zu weit weg und können nur Vermutungen treffen. Meine Mitspieler wissen es vielleicht selbst nicht. Was dann? Schiedsrichterball? Also völliger Blödsinn, weil entweder Ecke oder Elfmeter, aber nichts dazwischen.


    Richtig, den Schiedsrichterball halte ich auch für falsch. Dazu gleich noch mehr. Ich würde mir wünschen, dass die Trainer genug von der Situation mitbekommen haben, um entweder eine oder wirklich keine Meinung zu haben. Die direkt beteiligten Spieler sollte man sowieso befragen, ich würde von meinen Spielern auch erwarten, dass sie nach bestem Wissen und Gewissen antworten, sie wüssten auch, dass sie von mir keinerlei Nachteile zu befürchten haben, wenn sie ehrlich antworten. Ich würde auch grundsätzlich dem Spieler der anderen Mannschaft glauben, wenn ich es nicht selbst eindeutig anders sehen würde und mein Spieler auch anderer Meinung wäre. Teilt der andere Trainer meine Einschätzung, so gibt es ja keinen Konflikt, man erklärt kurz die Situation und es gibt dann Ecke oder Elfmeter. Ist der Trainer anderer Meinung als ich, so würde ich anregen, andere Spieler, die sich in der Nähe aufhielten, einzubeziehen. Kommt man dann zu einer Einigung, so gibt es dann halt wieder Ecke oder Elfmeter. Ist eine Einigung nicht möglich, so würde ich feststellen, dass die Situation leider nicht geklärt werden kann, wir aber alle weiter spielen wollen. Und dann würde ich im Zweifelsfall halt auch nachgeben. Natürlich würde ich mir wünschen, dass der andere Trainer sich das zum Vorbild nimmt und sich in der nächsten unklaren Situation revanchiert. Ich würde es so tun. Meinen Spielern und ihren Eltern würde ich zu diesen Situationen sagen, dass das auch solche wären, in denen ein Schiri auch so oder so entscheiden müsste, in der Gewissheit, dass sich eine Partei benachteiligt fühlt. Ich sehe da keinen Unterschied.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Ich hatte die Situation vor ein paar Wochen. Wir hatten ein Spiel, unsere Keeperin legt die Stürmerin des Gegners. Der Schiedsrichter lässt weiterlaufen, der Trainer der Gegner stand auf dem Platz und schreit wie wild rum. der Unparteiische unterbricht das Spiel, fragt unsere Torhüterin, was vorgefallen ist, sie sagt es war kein Foul. Die Stürmerin traut sich auch nicht, etwas zu sagen, war sie doch viel zu eingeschüchtert von ihrem Trainer, der inzwischen fast Stirn an Stirn mit dem Schiedsrichter stand. Dieser fragt mich, ich sage die Wahrheit: "Es ging zu schnell, ich hab keine Ahnung." Die Folge war ein Abstoß. Nach dem Spiel sagt mir meine Torhüterin (11 Jahre alt, soviel zum Thema Kinderfußball), dass es definitiv ein Foul war, aber sie keine Lust hatte, es zuzugeben.


    OK, ist vorbei, sei es drum, daraus würde ich ihr keinen Strick drehen. Aber ich würde ihr sagen, dass sie nächstes mal bitte ehrlich antworten soll. Sie hat einen Fehler gemacht, das an sich ist kein Problem, aber sie soll bitte dazu stehen. Jeder macht Fehler, wir versuchen zwar, möglichst wenige zu machen, und man wird hoffentlich auch besser darin. Aber ganz ausschließen lassen sie sich nie. Und ich habe ungeheuren Respekt vor Menschen, die in der Lage dazu und bereit sind, ihre Fehler zuzugeben. Demgegenüber steigt niemand bei mir im Ansehen, wenn er in einer solchen Situation nicht ehrlich ist. Ich habe Verständnis dafür, dass es keine einfach Situation ist, ich kann auch die Notlüge verstehen und akzeptieren. Aber ich würde versuchen, darauf hinzuwirken, dass in Zukunft nicht mehr zu ihr gegriffen wird.


    Anders sehe ich es da beim Zeitspiel etc, das ich angeführt hatte. Das ist alles im Rahmen der Regeln.


    Ich mag das Zeitspiel zwar grundsätzlich nicht, gebe dir aber insoweit Recht, dass gewisse Formen des Spiels auf Zeit durchaus zulässig sind. Erläuft der Torhüter z.B. einen Ball und transportiert in in seinen Strafraum, um dann demonstrativ auf die Ankunft des Gegenspielers zu warten, bevor er ihn in die Hände nimmt, so finde ich zwar, dass das ziemlich arrogant und gehässig wirkt, aber ich muss zugeben, dass der Ball zu jeder Zeit im Spiel ist und der Torhüter keine Regel verletzt. Mir wäre es persönlich zwar lieber, wenn man z.B. sagen würde, dass der Torhüter nur eine gewisse Zeit hat, um den Ball in die Hand zu nehmen, z.B. drei Sekunden, danach würde er dann auch im Strafraum zum Feldspieler. Aber diese Regel gibt es nicht, ist in Ordnung. Den Ball aber ohne Not absichtlich möglichst weit ins Aus zu schießen, sich bei Abstoß, Einwurf oder Freistoß Ewigkeiten Zeit zu lassen und fünf mal den ausführenden Spieler zu wechseln, das ist nicht in Ordnung, das verstößt meiner Meinung nach auch gegen die Regeln, steht doch in Regel 12 des DFB-Regelwerks unter der Überschrift "Verwarnungswürdige Vergehen": "Verzögerung der Wiederaufnahme des Spiels".


    Ein taktisches Foul gibt Gelb, ich gehe bewusst das Risiko bei einem knappen Ergebnis als Verteidiger noch 15-20 Minuten meine Füße still halten zu müssen. Zeitspiel gibt Gelb plus Nachspielzeit.


    Aber die Tatsache, dass es eine Strafe gibt, heißt doch nicht, dass es damit OK ist! Nein, Regelverletzung bleibt Regelverletzung und nicht in Ordnung. Für mich wird aus deiner Aussage deutlich, dass die Strafe für ein taktisches Foul noch nicht hart genug ist, denn du nimmst sie bereitwillig in Kauf, bei deiner Kosten-Nutzen-Abwägung überwiegt in diesem Fall der Nutzen. Das ist im Profifußball in diesem Punkt meiner Meinung nach aktuell übrigens auch so, meiner Meinung nach sieht man da derzeit viel zu häufig taktische Fouls. Mir ist das ein Dorn im Auge, ginge es nach mir, so würden sie härter bestraft. Z.B. mit einer roten Karte ohne anschließende Sperre, die aber mindestens einfach, vielleicht sogar zweifach auf das Gelbe-Karten-Konto angerechnet würde. Ggf. könne man eine One-Strike-Regelung für die erste Halbzeit hinzu nehmen, d.h. in der ersten Halbzeit führt ein taktisches Foul noch zu einer Verwarnung, denn es kann ja schon sein, dass ein Schiedsrichter mal eine einfach nur äußerst ungeschickte Aktion als taktisches Foul wertet, und eine Unterzahl über 75 Minuten ist schon ein deutlicher Nachteil. Andererseits würde man ein deutliches Zeichen gegen taktische Fouls setzen.



    Eventuell, ich weiß es nicht. Das war aber auch nur bildlich, ich habe mich bisher mit jedem Trainer gut verstanden. Auch mit dem oben erwähnten, er war vielleicht nicht mein Lieblingskollege, aber ich habe ihn dennoch für seinen Einsatz und seine Leidenschaft respektiert. Wir hatten auf jeden Fall andere Ansichten. Er hat 60 Minuten lang geschrien, geflucht und seine Spielerinnen nach schlechten Aktionen niedergemacht und meist sogar gleich ausgewechselt. Ich war leise, aber nur Einzelkorrekturen gemacht und gelobt. Selbst meine 7-Jährige hat 30 Minuten gespielt, am Ende haben wir 1-3 verloren.


    Dann dürfte er mit der FPL Schwierigkeiten haben, in der er eigentlich dazu gezwungen wird, seine Spielerinnen viel selbstbestimmter spielen zu lassen. Es könnte durchaus auch mit ihm als 'Partner' schwierig werden, ein FPL-Spiel zu 'leiten'. Man müsste es trotzdem versuchen, müsste aber auch dazu bereit sein, ihm die Hälfte der Verantwortung zu überlassen. In der FPL ist es ja so, dass keiner der beiden Trainer den anderen überstimmen kann. Man muss sich einigen. Ist das nicht möglich, so muss letztlich das Spiel abgebrochen werden, entweder tatsächlich oder dadurch, dass eine Mannschaft ihre Mitwirkung einstellt, wie ich es oben beschrieben habe. Beides dürften deutliche Zeichen dafür sein, dass in diesem Spiel etwas grundsätzlich nicht funktioniert hat, und man dem nachgehen muss.



    Für mich klang es sehr nach Empörung über bewusstes Bevorteilen einer Mannschaft.


    Vielleicht war er auch am Spieltag selbst entsprechend empört. Im weiteren Verlauf des Threads hat er doch aber eingeräumt, dass es vielleicht nicht so gekommen wäre, wenn die Trainer beieinander gestanden hätten und gemeinsam entschieden hätten, so wie es die FPL tatsächlich vorsieht. Darüber hinaus habe ich in meiner Laufbahn selbst schon ein paar Spiele erlebt, die von einem Schiri eindeutig parteiisch gepfiffen wurden. Weder die jetzige Regelung mit Laienschiedsrichtern in den Kinderjahrgängen noch die FPL können ausschließen, dass es unter Mannschaften und Trainern faule Äpfel gibt. Ich glaube jedoch, dass die FPL, wenn sie korrekt umgesetzt wird, in dieser Hinsicht vielversprechender ist. Und daneben bin ich auch von ihren weiteren Vorzügen überzeugt.


    Insgesamt halte ich diese Fairplay-Liga für ausgemachten Blödsinn.


    Wir können nur für mit aus unserer Sicht stichhaltigen und vernünftigen Argumenten für sie werben. Wir können dir und niemand anderem vorschreiben, unsere Meinung zu teilen. Das wollen wir auch gar nicht, auch wenn wir es sicherlich schade finden, dass du anderer Meinung bist, wir das aber nicht nachvollziehen können, so dass es uns leider engstirnig erscheint.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Da kann man noch so viele Preise dafür vergeben wie man möchte und noch so viel Lobhudeln, für mich ist das die Folge aus einem Notstand und hat tatsächlich etwas von diesem "Gruppenkuscheln" aus dem Titel.


    Ich habe doch schon die URL genannt, auf der du nachlesen kannst, wie und warum die FPL entstanden ist. Anlass dafür war, wie man unter http://fairplayliga.de nachlesen kann, dass Ralf eine Zunahme von Konflikten bei und allgemein hitziger werdende Fußballspiele im Kinderbereich wahrnahm und im Dezember 2005 "einen Presseartikel über einen Spielabbruch wegen Zuschauerausschreitungen bei einem Kifu-Spiel" las. Anlass war wohl eine Schiedsrichterentscheidung. Es gab also einen Schiedsrichter, demnach also keinen Notstand.


    Und mit Gruppenkuscheln hat die FPL überhaupt nichts zu tun, ich erwarte von meinen Spielern, dass sie fair spielen und die Wahrheit sagen, egal, ob sie zu ihrem Vorteil oder dem des Gegners gereicht. Dazu sollen sie den Mumm haben, genau wie ich auch. Wenn dann mal ein Spielergebnis zu Gunsten desjenigen ausfällt, der meint, die Prinzipien des Kinderfußballs und des Fair-Play mit Füßen treten zu können, dann sei es so, das ist mir sowas von egal. Da halte ich es mit dem Zitat von Zodiak, was die Sinnlosigkeit von Diskussionen mit Idioten anbelangt. Natürlich muss ich vorher dem aus meiner Sicht aber auch völlig falschen Drang nach der Bestätigung des Handelns sowohl meiner Schützlinge als auch meiner eigenen Person in Form von Ergebnissen abgeschworen haben. Soweit scheint Jonas übrigens noch nicht gewesen zu sein, als er den Thread eröffnete -- beachtet bitte, dass ich das nicht als Vorwurf meine.


    einen Presseartikel über einen Spielabbruch wegen Zuschauerausschreitungen bei einem Kifu-SpielFußball ist Wettbewerb, ein Sport in dem es zwei Gegner gibt. Dieses Fairplay-sich-selbst-einigen führt am Ende zu einem der dümmsten Statements, die es so gibt: Der Klügere gibt nach.[/quote]
    Es ist dann doof, wenn immer nur einer nachgibt und sich dadurch unterbuttern lässt. Ich würde, wenn es darum geht, im Zweifel nachzugeben, durchaus den ersten Schritt machen, vielleicht auch noch einen zweiten. Wenn mein Gegenüber sich beim dritten mal nicht revanchiert, würde ich freundlich aber bestimmt darauf hinweisen, dass ich bereits zwei mal nachgegeben habe, und es nun ein letztes mal tue. Beim nächsten mal würde ich dann ggf. in den Sitzstreik treten.


    Ich denke wir als Trainer sollten Respekt vermitteln, Fairplay sicher auch, aber auch die Ellbogen, die man im Alltag ebenso braucht.


    Sicher muss man darauf achten, dass man nicht generell übervorteilt wird. Ich beklage allerdings, dass das heutzutage bei vielen Personen zu der Meinung führt, der Egoismus sei legitim, wenn nicht sogar notwendig. Das halte ich für eine schwerwiegende Fehlentwicklung unserer sowie der globalisierten Gesellschaftsordnung, in der sich in den letzten Jahrzehnten das Diktat des Kapitals und der Wirtschaft immer stärker durchsetzen. Ich halte das für wider eines erheblichen Teils der Natur des Menschens, der zwar mit und auch innerhalb seiner Gemeinschaft durchaus schon immer mit anderen Gruppen konkurriert hat, aber dennoch eines der sozialsten Lebewesen ist, das diesen Planet bevölkert. Und gerade weil unsere Gemeinschaft mittlerweile so groß geworden ist, dass wir eigentlich permanent überfordert sind (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Dunbar-Zahl, beachtet, dazu die deutlich umfangreichere englische Fassung des Artikels), wird von uns noch deutlich mehr soziale Interaktion und dementsprechend auch Kooperation gefordert, als es unserer Natur entspricht. Das führt mich dazu, dass es geboten ist, Kindern eher zu mehr Gemeinsinn, Rücksichnahme, Respekt und Kooperation zu erziehen als zu einem höheren Maß an Egoismus und Ellenbogenmentalität.


    Und wenn ich mir (wie vor ein zwei Jahren tatsächlich geschehen) im ersten Spiel der Rückrunde als Tabellenletzter einen 1:0-Sieg beim Ersten hole, in dem ich eine 4-2-0 Formation auf den Platz geschickt habe, meine Spielerinnen ab der 40. auf Zeit gespielt haben [...]


    Dagegen habe ich überhaupt nichts, beachte aber meine Anmerkungen zu aus meiner Sicht zulässigem sowie unzulässigem Zeitspiel weiter oben.


    [...]und wir wahrscheinlich die einzigste Mannschaft der letzten 20 Jahre Mädchenfußball-Geschichte waren, die in einem Spiel mehr als 2 gelbe Karten bekommen haben, dann bin ich zufrieden.


    Wenn das heißt, dass ihr bewusst übertrieben hart gespielt habt, so finde ich das wiederum nicht in Ordnung. Aus der Ferne kann und möchte ich es aber nicht beurteilen.


    Denn ich habe gesehen, wie glücklich meine Mädels danach waren. Manche sind völlig erschöpft auf den Boden gefallen, als der Schiedsrichter gepfiffen hat, manche haben der Torhüterin gratuliert. Am Ende gab ordentlich Musik in der Kabine, einen Ausflug zum McDonals und einen richtigen tollen Teamgeist in den nächsten Monaten.


    Verstehe mich bitte nicht falsch: ich erlaube meinen Spielern unbedingt, sich über einen Sieg zu freuen und sich nach einer Niederlage zu ärgern oder auch traurig zu sein. Aber ein gewonnenes Spiel ist nicht automatisch ein gutes Spiel gewesen, ebenso wie ein verlorenes nicht unbedingt schlecht war. Und wenn wir unglücklich verloren haben, so finde ich das zwar schade, hege aber keinen Groll gegenüber dem Gegner. Ebenso wie ich hoffe, dass er mir gegenüber keinen Groll hegt, wenn wir mal glücklich gewinnen. In solchen Fällen würde ich mir aber wünschen, dass meine Spieler aus Respekt vor dem Gegner in seiner Anwesenheit nicht übermäßig feiern. Und allgemein mag ich keine Gesänge oder andere Ausdrucksformen, die den Gegner abwerten, also z.B. das allseits bekannte "so sehen Sieger aus".


    Das gehört für mich genauso dazu, wie wenn ich nach dem Spiel dem Trainer der Gegner die Hand schüttle, die Torhüterin der Gegner kurz aufbaue, weil sie gepatzt hat und sie für die tolle Hinrunde lobe. Wäre ich erster gewesen und der Gegner letzter, hätte ich doch das Gleiche getan. Ich war nicht immer der, der mit Zeitspiel eine Führung über die Ziellinie gerettet hat, ich war auch mal der Betroffene und sage: Es gehört dazu.


    Hier sind wir allerdings einer Meinung.


    Und schöne Diskussion übrigens!


    Finde ich auch, schön, dass du es auch so siehst.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Zitat

    Was ich dabei aber nicht so ganz verstehe ist, wieso du dann weiter das Meckern als legitimes Mittel ansiehst und es weiterhin einsetzt. Bitte korrigiere mich, wenn ich mich täusche, aber es klingt so, als würdest du zwar einsehen, dass Meckern nicht in Ordnung ist, würdest aber daraus nicht die Lehre ziehen, dass es besser wäre, es künftig zu unterlassen.


    Ich bin selber kein großer Fan des Meckerns, das habe ich inzwischen hinter mir. Ich würde meine Mannschaften auch niemals dazu auffordern es zu tun, allerdings ist es dort, wo ich spiele (schon Richtung Leistung orientiert) durchaus ein probates Mittel, um das Spiel zu lenken. Da kann man davon halten, was man will, ich stimme eigentlich immer zu, das muss wirklich jeder für sich selbst entscheiden. Es gibt viele, die sagen sie "können es nicht abstellen" - ich bin das beste Beispiel dafür, dass es funktioniert. Grundsätzlich sehe ich es aber so, dass es niemandem schadet, solange man es nicht übertreibt. Ich würde niemals jemanden beleidigen, dementsprechend nennen wir es lieber Diskutieren.


    Zitat

    Richtig, die Kinder sind noch nicht so regelfest, dass sie jede Situation korrekt entscheiden können. Aber wie TW-Trainer und ich bereits versucht haben, deutlich zu machen: darum geht es auch nicht in erster Linie.


    Das halte ich für falsch. Die Kinder sollen sich beim Fußball Regeln anpassen, dafür sind sie da. Ich denke jeder Fußballspieler kann die rudimentären Regeln, die er braucht, um selbst zu spielen. Manche mehr, manche weniger, dafür brauche ich keine Fairplay-Liga. Diese fast schon demokratische Entscheidungsfindung halte ich für verzögernd, unnütz und nicht annähernd "fair." Es gibt immer einen Schüchternen, der lieber nichts sagt, als die Wahrheit.
    Bei deinem Beispiel stört mich dann etwas, was ich schon mal angesprochen hatte. Würdest du wirklich als Trainer deine Mannschaft vom Feld holen und sagen "mit euch spiele ich nicht"? Du sagt jetzt sicher ja, aber mich erinnert das an kleine Kinder, die sich nicht durchsetzen können und deshalb lieber nach Hause gehen.


    Das "Unfähige" war übrigens auf Trainer bezogen, da hatte ich mich gleich miteingeschlossen. ;)


    Zitat

    OK, sowas kann vorkommen, ist aber doch eher selten. Dann fühlt sich eine von beiden Parteien ungerecht behandelt, im Sinne des Spiels gibt einer nach, und weiter geht es. Da es keine Tabelle gibt und das Ergebnis am nächten Tag ohnehin nicht mehr interessiert, was solls?


    Naja eben nicht. Mich ärgert so etwas, da kann ich nicht einfach sagen: Was solls. Klar, wenn der Schiedsrichter diese Entscheidung trifft und ich es nicht glaube, dann muss ich mich auch anpassen. Aber dann hat es ein Uparteiischer beurteilt und ich erkenne meinen Fehler. Wenn man es jetzt so angeht wie du, dass zwei Parteien etwas anderes behaupten und man dann auf Basis einer Vermutung entscheidet, das hat nichts mit korrektem Regeleinhalten zu tun.


    Die Situation, die du danach beschreibst... Das dauert 5 Minuten bis das geklärt ist. Die Trainer werden sauer, die Spieler ungeduldig. Vielleicht regnet es, Eltern führen sich auf. Ein Schiedsrichter entscheidet, pfeift und gegessen ist es.


    Zitat


    OK, ist vorbei, sei es drum, daraus würde ich ihr keinen Strick drehen. Aber ich würde ihr sagen, dass sie nächstes mal bitte ehrlich antworten soll. Sie hat einen Fehler gemacht, das an sich ist kein Problem, aber sie soll bitte dazu stehen.


    Genau das sehe ich wieder komplett anders. Sie hat in dieser Situation vielleicht moralisch falsch gehandelt, aber mein Gott sie ist elf Jahre alt. Sie hat schnell geschaltet und für ihr Team das Beste getan. Alles andere wäre für mich der Dolch im Rücken ihres eigenen Teams gewesen, das setzt die Kinder doch unter Druck. Wenn sie es zugibt, wird sie vielleicht in der Kabine von den eigenen Leuten angemault, dann sind wir wo, wo wir nie hin wollten.
    Wenn das Ganze jetzt auf dem Bolzplatz passiert, da ist mir das egal, da gebe ich es zu. Kein Problem, aber im Spiel? Ich stehe nicht immer, aber schon öfter zu meinen Fehlern ( :D ), aber ich wüsste nicht, wie ich das in der Situation behandelt hätte.


    Beim Zeitspiel gibt es verschiedene Meinung, ich glaube da brauchen wir nicht diskutieren, das führt zu nichts.


    Allerdings glaube ich, du hast meine Ansicht eines taktischen Fouls nicht ganz verstanden. 85. Minute, eine 1:0 Führung für deine Mannschaft, der Gegner rennt dir weg. Da halte ich halt einmal am Trikot, vielleicht zweimal. Irgendwann hab ich ihn, der Schiedsrichter pfeift, es gibt Gelb für mich. Wo ist das Problem? Es ist nichts passiert, niemanden ist etwas zu Schaden gekommen. Eine Notbremse war es nicht, ein böses Foul schon gar nicht. Ich schwäche mich selbst, vielleicht opfere ich mich sogar für das Team. Wenn der Gegner den Freistoß schnell ausführt, dann schaue ich erst recht in die Röhre. Das ist ein Spiel mit dem Feuer, dass vielleicht nicht jeder kann, aber wenn man es kann, ist es extrem hilfreich.


    Zitat


    Dann dürfte er mit der FPL Schwierigkeiten haben, in der er eigentlich dazu gezwungen wird, seine Spielerinnen viel selbstbestimmter spielen zu lassen. Es könnte durchaus auch mit ihm als 'Partner' schwierig werden, ein FPL-Spiel zu 'leiten'.


    Dafür sind doch Schiedsrichter da, oder nicht? Dann brauche ich mir keine Gedanken über einen Spielabbruch (überlege mal, was du da vorschlägst!) machen, sondern habe jemanden, der die Situation einfach beurteilt. Das verkompliziert doch alles. Unser Schiedsrichter hat ihn einmal verwarnt, dann war zumindest Richtung Schiedsrichter Ruhe. Das die Eltern ihn nicht dabei ausbremsen, ihre Kinder anzugehen, steht dann auf einem anderen Blatt.


    Zitat

    Im weiteren Verlauf des Threads hat er doch aber eingeräumt, dass es vielleicht nicht so gekommen wäre, wenn die Trainer beieinander gestanden hätten und gemeinsam entschieden hätten, so wie es die FPL tatsächlich vorsieht.


    Hier das Gleiche: Wenn, wenn, wenn. Steht da ein Schiedsrichter gibt es kein Problem. Und wenn es nur ein C-Jugendlicher mit einer Pfeife ist. Selbstverständlich gibt es wieder Ausnahmen von wegen parteiischer Schiedsrichter, Vater, was weiß ich. Aber das habe ich in meiner eigenen Karriere wirklich sehr selten gesehen, das wird meiner Meinung nach immer etwas hochgeschaukelt, weil einfach oft der Schiri schuld sein soll.

  • Deinen Link habe ich selbstverständlicherweise gelesen. Aber nur, weil es dort steht, muss es ja nicht so sein. Für mich liegen die Gründe nicht daran. Viele Mannschaften werden von Personen betreut, die vielleicht ihre eigene Erfolgslosigkeit über die Mannschaft kompensieren müssen. Dazu kommen Eltern, denen es ähnlich geht. Damit haben Schiedsrichter wenig zu tun, das Problem ist eine Art falscher Ehrgeiz, den es aber schon lange gibt. Ich habe schon Eltern gesehen, die ihre weinenden Kinder wieder aufs Feld geschickt haben, DAS ist das Problem, nicht irgendein Fairplay-Gedöns. Die Kinder haben doch, wie du selbst sagt, ein ausgeprägtes Gefühl für Fairness und respektvollem Umgang miteinander, die Erwachsenen herum zerstören es.


    Zu deinem zweiten Link, beziehungsweise dem Absatz außen rum: Die gesunde Mischung machts. Ich bin 18 Jahre alt, als ich mit dem Fußball angefangen habe war ich acht oder neun. Klassischer Couch-Potato, wie man damals noch so schön sagte. Meine Eltern haben wir nie Ehrgeiz oder Ellbogen mit auf den Weg gegeben, ich war immer "der Klügere, der nachgibt." Beim Fußball hab ich nur auf die Fress'e bekommen auf gut Deutsch, irgendwann mit zehn hatte ich dann plötzlich ein neuen Trainer. Der hat mir den Ehrgeiz mitgegeben und durchaus aus mir etwas (was auch immer ;) ) gemacht. Dennoch hat er uns auch Respekt beigebracht, wir haben zum Beispiel gelernt, dem Gegner immer die Hand zu geben und aufzuhelfen. Das mache ich heute noch.


    Zitat

    Wenn das heißt, dass ihr bewusst übertrieben hart gespielt habt, so finde ich das wiederum nicht in Ordnung. Aus der Ferne kann und möchte ich es aber nicht beurteilen.


    Haben wir nicht, ich meine, dass die Karten wegen Zeitspiel, zu frühem Einlaufen beim Einwechseln und Ballsperre waren. Aber sicher bin ich mir nicht mehr, ist schon ein bisschen her. Ich habe nur definitiv nie dazu aufgefordert, überhart zu spielen, das wäre der Leistungsklasse absolut nicht angemessen gewesen.


    Zitat

    Und allgemein mag ich keine Gesänge oder andere Ausdrucksformen, die den Gegner abwerten, also z.B. das allseits bekannte "so sehen Sieger aus".


    Das finde ich fast schon den interessantesten Satz aus den ganzen 30.000 Zeichen. Das signalisiert nämlich ganz klar deine Einstellung, die leider eine ist, die ich überhaupt nicht verstehen kann. Vielleicht fehlt mir da ein bisschen Feingefühl, aber ich denke, man kann sich durchaus mit diesem Lied feiern lassen, wenn man ein Spiel gewonnen hat. Die Gegner wissen doch so oder so, dass sie verloren haben und irgendwo sind es auch immer noch Gegner, denen man unter die Nase reiben will, dass man besser war. Das treibt an, das motiviert. Man müsste ja praktisch auf Tormusik verbieten, weil man einen Treffer feiert. Soll man sich lieber dafür entschuldigen, dass man gerade "böse" war? Womit wir wirklich beim "Gruppenkuscheln" wären, das wir aus dem Titel kennen. Der Begriff trifft es wohl am besten und Fußball ist nun mal Wettkampf und keine Wohlfühloase.


    Soll ich mich ab Sofort bereits im Vorhinein dafür entschuldigen, dass meine Stürmerin heute Tore schießt und meine Keeperin den Stürmerinnen des Gegners die Glücksgefühle durch Paraden nimmt? Soll ich mich dafür entschuldigen, dass ich im Kreis vor dem Spiel als Kapitän meine Mannschaft mit den Worten motiviere: "Und jetzt gehen wir und hauen ihnen die Bude voll"? Fußball oder grundsätzlich jeder Sport macht am meisten Spaß, wenn eine Herausforderung da ist und wenn man auch mal zurückstecken muss. Wenn immer alles freundlich abläuft, wenn ich mich mehr auf den Gegner konzentriere, als auf mich selbst, dann kann ich auch zu Hause bleiben und stricken oder Briefmarken sammeln. Soll auch Spaß machen, da entsteht aber keine Konkurrenz. Und Konkurrenz ist förderlich, egal in welchem Alter. Ich bin auch früher aus der Schule nach Hause gekommen und war stolz auf meine Eins, während die blöde Zicke neben mir nur eine Vier hatte. Genauso hab ich mich geärgert, wenn es andersherum war.


    Fairplay ist ja ein super Gedanke, den ich auch unterstütze, solange es im richtigen Rahmen bleibt.

  • Ich bin selber kein großer Fan des Meckerns, das habe ich inzwischen hinter mir. Ich würde meine Mannschaften auch niemals dazu auffordern es zu tun, allerdings ist es dort, wo ich spiele (schon Richtung Leistung orientiert) durchaus ein probates Mittel, um das Spiel zu lenken.


    Das glaube ich gerne. Probat im Sinne von zweckmäßig. Für legitim und wünschenswert halte ich es aber nicht. Man muss hier übrigens auch deutlich zwischen Erwachsenen- und Kinderbereich unterscheiden. Im Erwachsenenbereich muss man einige Verhaltensweisen der Erwachsenen eher akzeptieren als bei den Kindern. Dort treten Erwachsene grundsätzlich als Vorbilder auf und müssen sich dementsprechend verhalten. Daher finde ich es gut und konsequent, dass die FPL den Trainern mehr Verantwortung überträgt und sie dazu nötigt, als Partner zu agieren anstatt als Gegner.


    Da kann man davon halten, was man will, ich stimme eigentlich immer zu, das muss wirklich jeder für sich selbst entscheiden. Es gibt viele, die sagen sie "können es nicht abstellen" - ich bin das beste Beispiel dafür, dass es funktioniert. Grundsätzlich sehe ich es aber so, dass es niemandem schadet, solange man es nicht übertreibt. Ich würde niemals jemanden beleidigen, dementsprechend nennen wir es lieber Diskutieren.


    Ich stimme dir darin zu, dass ich es niemandem abnehme, er könne es nicht abstellen. Es geht dabei nicht um die Erreichung von 100% stillen Spielern, nein, obwohl ich eigentlich sehr besonnen bin, entfährt mir auch mal, wenn auch sehr selten, etwas. Wir sind keine Maschinen. Aber ich kann es nicht leiden, wenn Spieler bei der dritten Entscheidung, die ihnen nicht gefällt, anfangen zu meckern und das dann bis Spielende beibehalten. Das muss nicht sein, das kann man sich auch abgewöhnen. Ich wäre ein Schiri von der Sorte, der gegenüber Meckerei und unsportlichem Betragen eher überdurchschnittlich empfindlich ist. Ich würde den Teams das wohl auch vor dem Spiel mitteilen.



    Das halte ich für falsch. Die Kinder sollen sich beim Fußball Regeln anpassen, dafür sind sie da. Ich denke jeder Fußballspieler kann die rudimentären Regeln, die er braucht, um selbst zu spielen.


    Richtig, diese kennen die Kinder ja auch. Aber halt nicht alle Feinheiten. Und sie unterbrechen vielleicht mal, wenn ein Spieler getroffen wurde, obwohl eigentlich kein Foul vorlag. Na und, wenn sich die Kids einig sind ist doch alles in Butter, zumindest in diesem Moment. Die Trainer sehen dann auch, dass sie den Kindern im Training dann irgendwann in der Folgezeit auch beibringen können, was Foul ist und was (noch) nicht. Das dauert halt seine Zeit. Wir reden hier außerdem vom G- und F-Bereich, da kommen absichtliche Fouls meiner Erfahrung nach praktisch nicht vor. Was es schon mal gibt, ist dass ein oder zwei Spieler, die es vom Spiel mit ihren älteren Geschwistern oder anderen älteren Mitspielern gewohnt sind, sich resoluter durchzusetzen als die anderen, und auch mal Fünfe gerade sein zu lassen. Da würde ich versuchen, mit dem anderen Trainer überein zu kommen, diesen Spieler bei einer passenden Gelegenheit mal ein wenig zu bremsen. Habe ich schon gemacht, klappt gut, wenn man es geeignet, d.h. freundlich, aber bestimmt macht.


    Manche mehr, manche weniger, dafür brauche ich keine Fairplay-Liga. Diese fast schon demokratische Entscheidungsfindung halte ich für verzögernd, unnütz und nicht annähernd "fair."


    Es geht nicht um Demokratie, es geht darum, den Kids die Entscheidungsbefugnis zu geben. Wenn man sie nicht verbiegt, sind fast alle F-Junioren wahrheitsliebend, sie wollen den Regeln entsprechen. Die FPL bringt die Trainer dazu, das zu fördern und nicht im Sinne der Übervorteilung des 'Gegners' zu vermindern. Es geht darum, dass sie wahrheitsgemäß sagen, wer den Ball als letzter berührt hat, bevor er das Spielfeld verließ, anstatt reflexartig den Arm zu heben und jeden Einwurf für sich zu reklamieren.


    Es gibt immer einen Schüchternen, der lieber nichts sagt, als die Wahrheit.


    Und es ist die Aufgabe des Trainers, auch dieses Kind dazu zu bringen, sich zu melden. Er ist ja auch nicht allein.


    Bei deinem Beispiel stört mich dann etwas, was ich schon mal angesprochen hatte. Würdest du wirklich als Trainer deine Mannschaft vom Feld holen und sagen "mit euch spiele ich nicht"? Du sagt jetzt sicher ja, aber mich erinnert das an kleine Kinder, die sich nicht durchsetzen können und deshalb lieber nach Hause gehen.


    Es wird ja im Zusammenhang mit der FPL gerne die Parallele zum Bolzplatz und dem Straßenfußball gezogen. Und ja, auch da bin ich mit meinen Kumpels gegangen, wenn welche dazu gekommen waren, die das Spiel kaputt gemacht haben, gegen die wir uns aber halt nicht durchsetzen konnten. Ich finde das sinnvoller, als selbst aktive Konflikteskalation zu betreiben, die dann schnell soweit ist, dass es weh tut. Wie gesagt, ich würde mir wünschen, dass die Verantwortlichen für den Spielbetrieb offen für Feedback darüber sind, welche Spiele gut und welche aber auch weniger gut liefen, und das würde ich dann im Nachhinein nutzen. Ich als Verantwortlicher würde mir dann mal die Mannschaften anschauen, über die ich Klagen höre.. Aber auch diejenigen, die sich gehäuft über andere beschweren.


    Ich muss dazu sagen, dass in meiner siebenjährigen Karriere mir bisher nur zwei Mannschaften begegnet sind, bei denen eine solche Maßnahme hätte nötig werden können. Ich bin auch bei diesen Fällen hoffnungsvoll, dass die Spiele nicht so schlimm gewesen wären, hätten sie (und wir) bereits seit der G nach FPL-Regeln gespielt.



    Naja eben nicht. Mich ärgert so etwas, da kann ich nicht einfach sagen: Was solls.


    Hier ging es doch um den von dir geschilderten Fall der Grätsche, bei dem du Stein und Bein geschworen hättest, dass es kein Foul war, sich das Gegenteil aber im Video heraus stellte, oder? Dann:

    Klar, wenn der Schiedsrichter diese Entscheidung trifft und ich es nicht glaube, dann muss ich mich auch anpassen. Aber dann hat es ein Uparteiischer beurteilt und ich erkenne meinen Fehler.


    Nein, wieso erkennst du deinen Fehler, du glaubst doch nie im Leben daran, dass der Schiri die Situation richtig entschieden hat, oder? Also ohne Videobeweis, meine ich jetzt. Angenommen, das Spiel wäre nicht gefilmt worden oder Entfernung wäre zu groß oder Perspektive ungeeignet gewesen, man hätte also nicht sehen können, wer im Recht ist. Du hättest das doch bis in alle Ewigkeit als Fehlentscheidung betrachtet. Du hättest aber die Entscheidung akzeptieren und deinen Groll herunter schlucken müssen, du hättest lernen müssen, dass andere Leute auch mal Fehler machen. Du hättest in anderen Situationen gelernt, dass auch du Fehler machst. Und du würdest lernen, dass niemand absichtlich Fehler macht, weder du noch die anderen. Und so würdest du nach und nach lernen, mit Fehlentscheidungen umzugehen.


    Wenn man es jetzt so angeht wie du, dass zwei Parteien etwas anderes behaupten und man dann auf Basis einer Vermutung entscheidet, das hat nichts mit korrektem Regeleinhalten zu tun.


    Es geht ja darum, dass keine Partei etwas behaupten soll, wovon sie weiß, dass es nicht der Wahrheit entspricht. Die allerallermeisten Situationen im Wirkungsbereich der FPL sind glasklar, da gibt es so gut wie nie zwei Meinungen. Trainer beschweren sich eher, wenn sie der Meinung sind, ein Schiri würde keine Linie verfolgen, d.h. er lässt bei der anderen Mannschaft mehr laufen als bei der eigenen. Das kann aber gar nicht passieren, wenn es keinen Schiri gibt.


    Die Situation, die du danach beschreibst... Das dauert 5 Minuten bis das geklärt ist. Die Trainer werden sauer, die Spieler ungeduldig. Vielleicht regnet es, Eltern führen sich auf. Ein Schiedsrichter entscheidet, pfeift und gegessen ist es.


    Aber eine solche Situation kommt so gut wie nie vor. Wir haben in der E2 ein Turnier nach FPL-Regeln gespielt, von den Teilnehmern kannte das Konzept vorher niemand. Im gesamten Turnier gab es eine einzige strittige Situation, die zu etwas mehr Diskussionen geführt hätte. Wir konnten da als Ausrichter als Schiedspartei aushelfen, sonst hätten es die Trainer regeln müssen. Ich denke aber, dass sie dass auch gut hin bekommen hätten, wenn sie schon eine Weile FPL gespielt hätten. Am Anfang kann es sicher mal Umstellungswehen geben, das ist klar. Da muss man durch.


    (Fortsetzung folgt)

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • (forts.)



    Genau das sehe ich wieder komplett anders. Sie hat in dieser Situation vielleicht moralisch falsch gehandelt, aber mein Gott sie ist elf Jahre alt.


    Eben. Sie ist erst elf, sie stand unter Druck, da war es für sie der einfachste Ausweg. Aber sie hat bewusst gelogen und damit im Spiel betrogen. Sie hatte ganz offensichtlich ein schlechtes Gewissen, deshalb hat sie dir ja auch nach dem Spiel die Lüge gebeichtet, sie hat damit ihr Gewissen entlastet, sie möchte von dir wissen, wie sie hätte handeln sollen.


    Sie hat schnell geschaltet und für ihr Team das Beste getan. Alles andere wäre für mich der Dolch im Rücken ihres eigenen Teams gewesen, das setzt die Kinder doch unter Druck.


    Siehst du, und genau hier offenbarst du, dass dir die Interessen deines Teams, welche gleichzusetzen sind mit deinen eigenen Interessen, wichtiger sind als die Ideale des fairen Sports. Das ist die Einstellung, dass die Regeln für die anderen mehr gelten als für einen selbst, und man sie ruhig übertreten darf, solange man sich nicht erwischen lässt. Nein, eine ehrliche Antwort hat nichts mit Dolchstoß oder so einem Unsinn zu tun, es ist schlicht und einfach die Weigerung zu lügen. Sie war zu spät am Ball und musste zu einem unfairen Mittel greifen. Sie hat die Gegenspielerin wahrscheinlich nicht absichtlich verletzt, sie hat gehofft, eher am Ball zu sein, das hat aber nicht geklappt. Die aus meiner Sicht richtige Konsequenz wäre jetzt, dass sie lernt, in einer solchen Situation nicht mehr mit solch hohem Risiko hin zu gehen. Entweder sie ist tatsächlich früher da und kann die Situation fair klären. Oder sie zieht halt nicht voll durch, sondern lässt die Gegenspielerin an den Ball, verkürzt aber die Distanz und lenkt sie zur Seite. Taktisches 1:1 des Torhüters halt. Sie hat gelogen und kam so optimal aus der Situation raus, dabei lernt sie aber nicht, wie sie den ähnliche Situationen Regeln entsprechend lösen kann. Wenn du sie dafür nun auch noch lobst, dann wird sie doch so weiter machen und es wird eher wieder Verletzte geben als dass das Risiko dafür sinkt.


    Wenn sie es zugibt, wird sie vielleicht in der Kabine von den eigenen Leuten angemault, dann sind wir wo, wo wir nie hin wollten.


    Das zu verhindern ist deine ureigene Aufgabe als Trainer. Du gibst die Werte vor, du lebst sie sogar vor. Und da wird es einfach nicht toleriert, dass jemand dafür, dass er die Wahrheit sagt, kritisiert wird.


    Wenn das Ganze jetzt auf dem Bolzplatz passiert, da ist mir das egal, da gebe ich es zu. Kein Problem, aber im Spiel?


    Spiel ist Spiel, egal ob auf dem Bolzplatz oder im WM-Finale. Sicher mag es einem in einem vermeintlich wichtigen Spiel schwerer fallen, unangehme Konsequenzen hinzunehmen. Aber darin zeigt sich doch wahre Größe.


    Ich stehe nicht immer, aber schon öfter zu meinen Fehlern ( :D ), aber ich wüsste nicht, wie ich das in der Situation behandelt hätte.


    Wie meinst du das? In welcher Position siehst du dich in der letzten Aussage, also der zur Behandlung der Situation?


    Allerdings glaube ich, du hast meine Ansicht eines taktischen Fouls nicht ganz verstanden. 85. Minute, eine 1:0 Führung für deine Mannschaft, der Gegner rennt dir weg.


    Dann hast du zu riskant gespielt, standest zu hoch und hast nicht geeignet abgesichert. Nun wirst du dafür bestraft, einfach nur durch das geschicktere, aber völlig regelkonforme Verhalten des Gegners. Ist es dann nicht nur gerecht, wenn er dann ausgleicht? Hast nicht du dich einfach nur zu doof angestellt?


    Da halte ich halt einmal am Trikot, vielleicht zweimal. Irgendwann hab ich ihn, der Schiedsrichter pfeift, es gibt Gelb für mich. Wo ist das Problem? Es ist nichts passiert, niemanden ist etwas zu Schaden gekommen.


    Du hast die Regeln gebrochen, weil du nicht bereit warst, die Konsequenz für deinen Fehler zu akzeptieren, du hast stattdessen bewusst betrogen, weil du die Strafe für den Betrug hast eher akzeptieren wollen als die Konsequenz deines Versäumnisses. Ich empfinde das als unehrenhaft.


    Eine Notbremse war es nicht, ein böses Foul schon gar nicht. Ich schwäche mich selbst, vielleicht opfere ich mich sogar für das Team.


    Ach, hör doch auf mit dem Getue und der Mär vom Opfer für das Team. Tut mir leid, dass ich jetzt so deutlich werde, aber diesen Unfug kann ich überhaupt nicht leiden. Mit diesem Unsinn machst du den Täter, dich, zum Opfer. Nein, Opfer ist der Spieler, den du auf regelwidrige Art daran hinderst, den ehrlich herausgespielten Vorteil zu nutzen. Du nimmst die Strafe in Kauf, das tust du aber nur, weil du ein Gegentor mehr fürchtest und sein Eintreffen für durchaus wahrscheinlich hältst.


    Wenn der Gegner den Freistoß schnell ausführt, dann schaue ich erst recht in die Röhre.


    ich fange gleich an zu heulen.. Ich muss sagen, diese Aussagen wirken auf mich ziemlich scheinheilig. Und wir wissen doch beide, wie man den schnellen Freistoß verhindert, da stellt sich einfach ein Mannschaftskamerad vor den Ball oder hebt ihn auf oder was auch immer. Wenn Ihr schon mit den Trikotzupfern so routiniert seid, gehört das ja wohl auch zum eingeübten Repertoire, oder?


    Das ist ein Spiel mit dem Feuer, dass vielleicht nicht jeder kann, aber wenn man es kann, ist es extrem hilfreich.


    Du gleitest langsam in die Glorifizierung ab. Ich muss diese ablehnen und ihr vehement widersprechen. Das taktische Foul ist und bleibt eine Unsportlichkeit. Du kannst so viel herum reden, wie du willst, es lässt sich nicht anhand des Regelwerks rechtfertigen.



    Dafür sind doch Schiedsrichter da, oder nicht?


    In der FPL nicht, da obliegt den Trainern diese Aufgabe.


    Dann brauche ich mir keine Gedanken über einen Spielabbruch (überlege mal, was du da vorschlägst!) machen, sondern habe jemanden, der die Situation einfach beurteilt. Das verkompliziert doch alles.


    Du scheust also die Verantwortung und möchtest sie lieber an den Schiedsrichter abgeben. Siehst du, genau dieses Verstecken hinter dem Schiedsrichter erlaubt dir die FPL nicht mehr. Du musst als Trainer Verantwortung übernehmen, es liegt an dir, ob das Spiel funktioniert und die Kinder ihren Spaß haben oder nicht. An dir und deinem Kollegen.


    Unser Schiedsrichter hat ihn einmal verwarnt, dann war zumindest Richtung Schiedsrichter Ruhe. Das die Eltern ihn nicht dabei ausbremsen, ihre Kinder anzugehen, steht dann auf einem anderen Blatt.


    Falscher Ansatz. Wir sind alle mündige Erwachsene, wir sollten alle die Reife besitzen, uns geeignet zu verhalten, d.h. kooperativ, respektvoll und freundlich. Und wir sollten alle in der Lage dazu sein, den Wert des gemeinsamen Spiels höher einzustufen als unsere egoistischen Einzelinteressen. Wer dazu nicht in der Lage ist, ist im Kinderfußball fehl am Platz.


    Und ja, ich weiß sehr wohl, was ich da vorschlage. Ich kenne aber auch die Altersklasse und weiß daher, dass ein solcher Spielabbruch ungeheuer selten sein dürfte und dann aber auch sinnvoll zum Schutz der Kinder wäre. Wenn du den Fall meinst, dass man aufhört, weil die andere Partei bewusst unfair spielt und sich unkooperativ verhält, so lernen sie daraus, dass man sich nicht alles bieten lassen darf. Würde man weiter machen, so hätten die anderen, die 'Bösen' ja bis zum Schluss ihren Spaß. So kann man ihnen wenigstens diesen nehmen. Sollen sie doch untereinander spielen, da können sie die Regeln machen, wie sie wollen.



    Hier das Gleiche: Wenn, wenn, wenn. Steht da ein Schiedsrichter gibt es kein Problem.


    Nein, das stimmt nicht. In der F-Jugend pfeift bei uns der Heimverein. Wie gesagt, ich habe da schon oft erlebt, dass der Schiri eben nicht unparteiisch war. Es geht nicht um versehentliche Fehlentscheidungen, es geht darum, dass ein Schiri, der eine Beziehung zu einer der beiden Mannschaften hat, sich eben schwer damit tut, unparteiisch zu pfeifen. Das ist einfach so, das ist so ähnlich wie es schwierig ist, als Vatertrainer das eigene Kind genauso zu behandeln wie seine Mannschaftskameraden.


    (Fortsetzung folgt)

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • (forts.)


    Und wenn es nur ein C-Jugendlicher mit einer Pfeife ist.


    Ab E-Jugend sind diese ja als Spielleiter in der FPL wieder vorgesehen. Da haben dann die Kids auch mindestens zwei Jahre lang eigenverantwortlich entschieden und können so den Spielleiter entlasten. Und Eltern und Trainer sind es mittlerweile auch gewohnt, keinen Einfluss aufs Spiel zu nehmen, so dass der Jungschiedsrichter ein viel entspannteres Umfeld vorfindet als es dies ohne FPL häufig der Fall ist. Ich schwöre Stein und Bein, dass gerade Jungschiedsrichter mit krakeelenden Eltern und Trainern am ehesten überfordert sind, dass sie sich durch das ständige Reingeblöke von der Außenlinie schnell verunsichern und beeinflussen lassen. Das führt dann leider schnell dazu, dass die andere Seite nachzieht und sich die Sache nach und nach immer weiter aufschaukelt. Es ist doch gerade Ziel der FPL, diese Auswüchse im Keim zu ersticken.


    Kennst du eigentlich die Altersklassen der G- bis E-Junioren, hast du da eigene Erfahrungen? Mir kommt es nämlich so vor, als hieltest du dich im älteren Jugendbereich oder vielleixht sogar bei den Senioren auf. Das ist eine ganz andere Welt.


    Selbstverständlich gibt es wieder Ausnahmen von wegen parteiischer Schiedsrichter, Vater, was weiß ich.


    Der Vater oder Opa als Schiri ist bei uns bis zum Ende der E-Jugend die absolute Regel, und nicht die Ausnahme. Erst ab der D-Jugend pfeifen lizenzierte Schiedsrichter.


    Aber das habe ich in meiner eigenen Karriere wirklich sehr selten gesehen, das wird meiner Meinung nach immer etwas hochgeschaukelt, weil einfach oft der Schiri schuld sein soll.


    Wenn Väter pfeifen, was, wie gesagt, die Regel ist, so kann man oft eine gewisse Parteinahme erkennen. Glücklicherweise wirkt sie sich selten entscheidend aus, die meisten Väter versuchen ja auch, unparteiisch zu sein. Aber es gelingt ihnen halt oft nicht ganz. Das ist in diesen Fällen auch selten ein Problem, außer bei besonders, ich bin geneigt zu sagen überempfindlichen Trainern oder Eltern. Übrigens sind diese oft gleichzeitig auch sehr ehrgeizig...


    Deinen Link habe ich selbstverständlicherweise gelesen. Aber nur, weil es dort steht, muss es ja nicht so sein.


    Weil was dort steht muss was nicht so sein? Das Gebrülle am Spielfeldrand bei F-Juniorenspielen? Die massive und unqualifizierte Kritik an Schiedsrichtern in den jüngsten Altersklassen? Das ist Realität. Natürlich nicht bei jedem Spiel, Gott sei dank, aber doch bei viel zu vielen. Nimm mal die Karikaturen zur FPL und gehe dann zu Eltern und Trainern von F- und E-Junioren. Du wirst von sehr vielen hören, dass sie das auch schon selbst erlebt haben.


    Für mich liegen die Gründe nicht daran. Viele Mannschaften werden von Personen betreut, die vielleicht ihre eigene Erfolgslosigkeit über die Mannschaft kompensieren müssen. Dazu kommen Eltern, denen es ähnlich geht.


    Es mag sie geben, ihre Erfolglosigkeit ist aber nicht das Problem. Das Problem ist, dass viele im Kinderfußball einfach die falschen Ziele verfolgen. Schaue dir bitte doch mal den Flyer des HFV zur Einführung der FPL bei den G- und F-Junioren in Hessen an: http://www.hfv-online.de/filea…19_11_2013_Endfassung.pdf. Darin findest du die Regeln der FPL, die sehr gelungenen Karikaturen dazu, sowie am Ende die Ziele der FPL sowie einen Vergleich von Erwachsenen- und Kinderfußballs, wie er die Meinung des DFB sowie allen Landesverbänden wiedergibt.


    Wenn du danach weiter spekulieren möchtest, das sei ja alles erstunken und erlogen und die wahren Gründe lägen ganz woanders, von mir aus, sei es drum, ich werde nicht mehr versuchen, dich vom Gegenteil zu überzeugen. Aber das geht dann aus meiner Sicht in den Bereich der Verschwörungstheorien.


    [...] das Problem ist eine Art falscher Ehrgeiz, den es aber schon lange gibt. Ich habe schon Eltern gesehen, die ihre weinenden Kinder wieder aufs Feld geschickt haben, DAS ist das Problem, nicht irgendein Fairplay-Gedöns. Die Kinder haben doch, wie du selbst sagt, ein ausgeprägtes Gefühl für Fairness und respektvollem Umgang miteinander, die Erwachsenen herum zerstören es.


    Danke, du sagst es. Deshalb gibt es ja auch die Fair-Play-Liga, um die Erwachsenen wieder aus dem Kinderfußball heraus zu bekommen.



    Das finde ich fast schon den interessantesten Satz aus den ganzen 30.000 Zeichen. Das signalisiert nämlich ganz klar deine Einstellung, die leider eine ist, die ich überhaupt nicht verstehen kann. Vielleicht fehlt mir da ein bisschen Feingefühl, aber ich denke, man kann sich durchaus mit diesem Lied feiern lassen, wenn man ein Spiel gewonnen hat.


    Sich feiern lassen und sich selbst feiern sind aber zwei unterschiedliche Dinge.


    Die Gegner wissen doch so oder so, dass sie verloren haben [...]


    Und ich weiß doch auch so oder so, dass ich gewonnen habe. Habe ich da hämische Gesänge noch nötig?


    [...] und irgendwo sind es auch immer noch Gegner, denen man unter die Nase reiben will, dass man besser war. Das treibt an, das motiviert.


    Nein, jemandem unter die Nase zu reiben, dass man besser ist als er, ist einfach nur asozial, im reinen Wortsinn. Ansonsten habe ich überhaupt nichts dagegen, dass man sich über seinen Erfolg freut, im Gegenteil. Aber ich freue mich dabei über meinen Erfolg, nicht über den Misserfolg des Gegners. Das eine ist Freude, das andere Schadenfreude. Freude ist gut, Schadenfreude nicht.


    Man müsste ja praktisch auf Tormusik verbieten, weil man einen Treffer feiert. Soll man sich lieber dafür entschuldigen, dass man gerade "böse" war?


    Nein, du gehst hier von Annahmen aus, die nicht zutreffen.


    Womit wir wirklich beim "Gruppenkuscheln" wären, das wir aus dem Titel kennen. Der Begriff trifft es wohl am besten und Fußball ist nun mal Wettkampf und keine Wohlfühloase.


    Nein, da deine Schlussfolgerungen falsch waren, hat hier auch nichts etwas mit Gruppenkuscheln zu tun. Ohnehin halte ich von diesem und anderen Schlagworten, wie z.B. der Wohlfühloase, im Rahmen einer Diskussion nichts, wenn man sie denn mit dem Ziel führt, ein gemeinsames Verständnis zu erzielen. Wenn natürlich der Meinungsaustausch, wie TW-Trainer so gerne immer mal wieder anbringt, darin liegen soll, dass der Gesprächspartner seine Meinung gegen die eigene austauscht, so mögen sie hingegen zweckdienlich erscheinen.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Dani2


    Als reger Teilnehmer an den Diskussionen erkenne ich, dass du offen dafür bist, dir eine Meinung über diverse Themen rund um den Fussball zu verschaffen.


    Hin und wieder sind es Redewendungen, die man einfach übernimmt, jedoch über deren tieferen Sinn man aber mal nachdenken sollte!


    Worin liegt z.B. bei dir der Widerspruch zwischen Wettkampf und Wohlfühloase? Ist Wettkampf ausschließlich als Qual jedes Einzelnen zu beschreiben oder kann Wettkampf auch als Wohlfühloase beschrieben werden, weil man Spaß an der eigenen Leistung gefunden hat?

  • Ich hatte euch/dich tobn keineswegs vergessen, entschuldige mich aber trotzdem für die späte Antwort. Ich hatte nur das Gefühl, dass wir überhaupt nicht weiterkommen.


    Ich will deswegen auch gar nicht wieder groß anfangen groß herumzuzitieren und jede Aussage in Zweifel zu stellen. Hintergrund dessen, das ich jetzt antworte, ist ein Hallenturnier, dass wir vor drei Tagen gespielt haben. Ich glaube da ist mir recht gut klar geworden, wovon wir hier eigentlich reden.


    Der Tatbestand ist folgender: Wir (U-13-Mädchen) sind eingeladen, fahren da hin, haben ein paar Verletzte noch im Gepäck, das Ganze ist mehr ein Spaßturnier, viel war nicht zu erwarten. Die Konkurrenz war deutlich über uns, wir sind nur über Beziehungen ins Turnier gekommen. Trotzdem wars ganz ordentlich, am Ende waren wir Achter von 16 Teams und das ohne eine einzige Niederlage in der regulären Spielzeit, dafür aber mit einer Niederlage im Spiel um Platz sieben im Siebenmeterschießen. Das ist jetzt aber nicht wirklich entscheidend.


    Schiedsrichter gab es erst bei den Entscheidungsspielen, es war so eine Mischform aus die Trainer sollen es selbst regeln und es wird schon nichts passieren. Dementsprechend war auch alles, es gab eigentlich keine strittige Szene. Ab und zu war man sich mal uneinig bei einer kleinen Entscheidung, aber das ließ sich alles super bereinigen. Wir hatten auf jeden Fall unseren Spaß und auch wenn ich öfter man ein bisschen gemeckert habe, weil manche Dinge einfach nicht umgesetzt wurde, die wir eigentlich im Training geübt hatten (Spieleröffnung, Standards etc.), war es doch in Ordnung. Eine gelbe Karte gab es für uns, die war ohne Frage berechtigt, da war unsere Innenverteidigerin nicht schnell genug wieder hinten und hat ein bisschen am Trikot gezupft.


    Auch wenn wir uns jetzt gleich wieder zoffen: Dafür gibts dann auch mal Lob. Aber da werden wir uns aber eh nicht mehr einig. ;)


    Ich habe dann aber, als es Richtung Finale ging, einen Trainer beobachtet, der wahrscheinlich eher das Bild abgibt, über das wir uns hier streiten. Er ließ jedes seiner Spiele mit der gleichen Aufstellung starten und wechselte seine beiden Mädels draußen immer erst kurz vor Ende der Partie ein, manchmal auch gar nicht. Da wurde dann rumgeschrien, geflucht, das ging schon beim Aufwärmen los. Trotzdem hat seine Mannschaft dominiert, war richtig gut, die hätten uns auch die Bude einschießen können, aber unsere Keeperin hat da eine Menge verhindert. Am Ende standen sie im Finale, es gab eine strittige Situation. Der vielleicht 15-jährige Schiedsrichter war überfordert, wurde bedrängt hat das Tor dann doch gegeben, es ging ins Siebenmeterschießen. Dort haben dann beide Spielerinnen, die zuvor nur draußen saßen, daneben geschossen. Der Trainer hat ihnen danach den Handschlag verweigert, bzw. nicht angeboten.


    Draußen hat ein übermotivierter Vater gefordert, dass seine Tochter endlich weiter vorne spielen darf und hat bei jedem Tor frenetisch mit seiner Gaströte gejubelt. So kommen wir dann langsam auch zu unserem Problem. Die Kinder hättten sicher gerne anders gespielt, mehr Spaß gehabt, aber die Erwachsenen habens ruiniert. Am Ende hat sich keiner für seinen zweiten Platz gefreut, meine Mädels wären wohl immer noch damit beschäftigt Fotos mit den Medaillen zu machen. Somit bin ich dann doch irgendwo für dieses "Gruppenkuscheln" in den jüngeren Jahrgängen.
    Beziehungsweise macht es, wie so oft, die Mischung. Wir haben mit einer Mischung aus Druck, Kooperation und Spaß den achten Platz erreicht, jemand anderes den Zweiten Platz, hatte aber weniger Spaß dabei.


    Wie es dann im Erwachsenenbereich aussieht, ist eine andere Sache, darüber haben wir uns ja oben (bzw. eigentlich mehrheitlich ich) unterhalten. Aber sagen wir es mal so: Ich kann dich inzwischen doch ganz gut nachvollziehen. Wir haben nur ein bisschen aneinander vorbeigeredet.

  • So kommen wir dann langsam auch zu unserem Problem. Die Kinder hättten sicher gerne anders gespielt, mehr Spaß gehabt, aber die Erwachsenen habens ruiniert. Am Ende hat sich keiner für seinen zweiten Platz gefreut, meine Mädels wären wohl immer noch damit beschäftigt Fotos mit den Medaillen zu machen. Somit bin ich dann doch irgendwo für dieses "Gruppenkuscheln" in den jüngeren Jahrgängen. Beziehungsweise macht es, wie so oft, die Mischung. Wir haben mit einer Mischung aus Druck, Kooperation und Spaß den achten Platz erreicht, jemand anderes den Zweiten Platz, hatte aber weniger Spaß dabei.


    Ich habe nie den Begriff des Gruppenkuschelns verwendet, ich mag solche grobschlächtigen Begriffe nicht, da es für sie keine eindeutige Definition gibt und daher jeder sie unterschiedlich verstehen kann. Was bei dem einen noch unter Gruppenkuscheln fällt, tut es bei dem anderen nicht. Insofern finde ich den Begriff nicht sonderlich hilfreich, ich würde ihn gerne fallen lassen.


    Ich bin aber ganz deiner Meinung, dass deine Mädels bei diesem Turnier sicher viel mehr Spaß hatten als die zweitplatzierten, obwohl diese doch das deutlich bessere Ergebnis erzielten. Und ich sehe es wie du, dass nämlich die Erwachsenen diesen Mädchen den Spaß am Spiel rauben, indem sie offenbar permanente Höchstleistung und Perfektionismus verlangen. Das finde ich wirklich schlimm und ich sehe tatsächlich die FairPlayLiga als eine gute Möglichkeit, daran etwas zu ändern, eben indem die Trainer mehr in die Pflicht genommen werden als bisher. Und unabdingbar dabei ist auch die Abschaffung der Tabellen, obwohl diese Maßnahme ja eigentlich gar nicht Bestandteil der FPL ist -- das liegt vielleicht aber daran, dass es im Kreis Aachen schon keine Tabellen mehr gegeben haben mag, als Ralf die FPL aus der Taufe hob, ich weiß aber nicht, ob dem so ist. Ich bin jedenfalls davon überzeugt, dass man langfristig viel mehr erreicht, wenn man bei den Kindern und Jugendlichen die Freude in den Vordergrund stellt, den tatsächlichen Spaß am Spiel selbst, am Erlebnis der gelungenen Aktion. Das Ergebnis kann mal so, mal so sein, natürlich gewinnt man gerne, aber jeder, der mal Fußball gespielt hat, wird die Erfahrung gemacht haben, dass eben nicht immer die bessere Mannschaft gewinnt. Wenn wir Erwachsenen Mannschaften bilden, versuchen wir doch auch, diese möglichst ausgeglichen zu gestalten, eben damit ein interessantes Spiel entsteht, bei dem man möglichst nicht so genau vorher weiß, wer es gewinnen wird. Außerdem ist es ja so, dass derjenige, der nicht verlieren kann, der alles dafür tut, um nur ja immer zu gewinnen, früher oder später keine Spielpartner mehr finden wird. Irgendwann trifft er auf seinesgleichen, da wird es dann so richtig verbissen und der Sieg wird zum Triumph, die Niederlage zur Schmach. Sowas finde ich falsch, das sind solche Auswüchse, wie du sie bei der zweitplatzierten Mannschaft beobachtet hast. Und das gibt es auch in der G- und F-Jugend, ich kenne das aus meiner Umgebung. Da werden F-Junioren nach einem verlorenen Spiel aber mal sowas von zusammengefaltet, erst im Kollektiv vom Trainer und anschließend einzeln vom Vater, da kann einem echt schlecht werden. Dabei gibt es viel bessere Alternativen, nämlich seine Kinder zu ermutigen, das zu zeigen, was sie können, von ihnen Einsatzbereitschaft zu fordern, sie aber auch anzuerkennen, sie für das zu loben, was sie gut machen und ihnen Möglichkeiten zeigen, wie sie ihre Defizite verringern können und sie dafür loben, wenn sie es versuchen.


    Du bist nicht Adressat dieser Tirade, ich glaube gerne, dass du mit deinen Spielerinnen vorbildlich verfährst (naja, fast zumindest -- Stichwort Lob für Trikotzupfer :P ). Ich möchte aber deutlich machen, warum ich die Abschaffung von Tabellen im Kinderbereich und auch die Einführung der FPL für so sinnvoll halte. Es geht mir nur um die Kinder.


    Aber sagen wir es mal so: Ich kann dich inzwischen doch ganz gut nachvollziehen.


    Das freut mich sehr. Wie gesagt: wenn die Erwachsenen alle vernünftig wären, bräuchten wir die FPL nicht, dann würden auch Tabellen nicht schaden, sie wären allerdings überflüssig. Aber es ist nun mal nicht so, leider sind viele Erwachsene eben nicht vernünftig, zumindest nicht, was den Sport ihrer Kinder anbelangt. Bei den aktuellen Gegebenheiten läuft vielerorts der Kinderfußball eben nicht kindgerecht ab, weil die Erwachsenen sich seiner bemächtigt haben und Bundesliga und Champions League nachspielen. Dem muss man entgegen treten und das Fußballspiel der Kinder wieder zu etwas machen, das seinen Protagonisten Spaß macht, während sie es erleben, sie sollen sich darauf freuen, und danach sollen sie sich auf das nächste Spiel freuen. Das geht vielleicht nicht immer, eine ganz einseitige Partie muss vielleicht auch mal einfach nur durchgestanden werden, aber nach der überwiegenden Mehrzahl der Spiele sollen die Kinder sich auf das nächste freuen.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)