Taktische Revolution im Fußball - und wir kriegen es nicht mit?

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  • Hallo zusammen,


    ich beschäftige mich seit einigen Monaten intensiver mit dem Thema "Taktik im Fußball".
    Ende der 80er wurde ja bekanntlich durch Lobanowski und Sacchi die Mannorientierung durch das ballorientierte Spiel abgelöst.


    Aus meiner persönlichen Sicht heraus wird aber im Moment die nächste Evolutionsstufe gezündet. Begründet wurde sie ca. ab 2008/2009 durch Pep Guardiola. Pressing und Gegenpressing nehmen hier einen unglaublich wichtigen Platz ein.


    Er hat hier Ideen aus der niederländischen Fußballschule aufgegriffen, in der nicht wie beim DFB propagiert zwei Phasen des Fußballspiels existieren ("Ballbesitz" und "Ballgewinnspiel"), sondern vier. Hinzugekommen sind die Phasen des "Umschalten auf gegnerischen Ballbesitz" und "Umschalten auf eigenen Ballbesitz".
    Mehr dazu z.B. hier: http://spielverlagerung.de/vie…eles-nach-louis-van-gaal/


    Jürgen Klopp war einer der wenigen, die die Wichtigkeit v.a. des Gegenpressings erkannt haben. Gegenpressing war der Hauptgrund für die Dominanz des BVB in den letzten beiden Jahren.
    Der FC Bayern hat dies ab dieser Saison aufgegriffen und ist auch deshalb erfolgreicher.


    Der englische Fußball hat davon aber noch wenig gehört und könnte auch deshalb im Moment auf der europäischen Bühne hinterherhinken.
    Siehe hier: http://spielverlagerung.de/201…-premier-league-pressing/


    Ein allgemeiner Grundsatzartikel zum Gegenpressing z.B. auch hier:
    http://spielverlagerung.de/201…gsarten-im-gegenpressing/


    Seht ihr diese Entwicklung ähnlich?


    Wird in euren Ausbildungslehrgängen auf Pressing / Gegenpressing eingegangen? (ich fürchte nicht)


    Verschläft die "Basis" in Deutschland nicht gerade wieder die nächste Entwicklungsstufe des Fußballs, wie einst schon bei der Ballorientierung?
    (wobei sich das Thema ja noch nicht mal in der Bundesliga komplett herumgesprochen hat - bis auf Klopp, Tuchel trainiert das wohl im Moment keiner so richtig)

  • Sehr interessante Artikel ! Besten Dank für die Links.


    Ich sehe die Entwicklung genauso. Und nein, ich habe noch keine Fortbildung besucht, die diese Thematik behandelt. Leider.
    Ich hatte ja in einem anderen Thread schon die mittlerweile deutliche Gewichtung auf das Agieren im Verbund erwähnt. Besonders interessant finde ich den Hinweis im letzten Link, dass es Spieler gibt, die sich besser am oder im Raum orientieren können, während andere sich besser durch Orientierung am Gegenspieler zurecht finden. Ohne hier eine Wertung vorzunehmen, habe ich das so auch schon beobachtet. Diese Verhaltensweise macht sich in sehr vielen Spielsituationen bemerkbar. Raumorientiertes Pressing würde daher wenig Erfolg versprechen, wenn ich prozentual mehr Spieler des anderen Typus hätte.


    Da wird noch mal der Spruch von Jupp Heynckes in einem Interview deutlich: Sieht von Außen einfach aus, aber man muss diese Situationen in jedem Training üben und so festigen. Das ist harte Arbeit !

  • Hallo Willi,


    interessantes Thema.


    Die Links habe ich jetzt noch nicht studiert, aber ich denke nicht, dass das etwas verschlafen wird. Selbst "mein Club", ein durchschnittlicher Zweitligist, hat das sowohl unter Sasic als auch unter Runjaic in Ansätzen gespielt. Für mich ist das eher eine Frage der Umsetzung, also ob die Spieler die läuferischen, taktischen und fussballerischen Fähigkeiten mitbringen. Hinzu kommt dann noch der mannschaftstaktische Faktor. Ich habe z.B. einige Spiele erlebt, wo das Gegenpressing nicht richtig funktioniert hat und man Spiele deswegen verloren hat. Das Risiko bei falschem Gegenpressing überspielt zu werden ist nicht unerheblich und aus Sicherheitgründen stehen viele Mannschaften erstmal kompakt, verschieben gut und verzichten auf diese taktische Variante.


    Bei Dortmund und Barca wird das halt annähernd in Perfektion gespielt, beim MSV nur phasenweise, etwas unperfekter und auch nicht gegen jeden Gegner. Bei anderen Vereinen sieht das wohl nicht anders aus. Mir fällt da z.B. Gladbach unter Favre ein, die nach meinen Eindrücke fast ohne Pressing spielen und trotzdem erfolgreich sind.


    Ich beobachte aber eine andere, wahrscheinlich parallel aufkommende Entwicklung. Man spielt in vielen Situationen wieder mehr mannorientiert. Die besten Mannschaften zeichnen sich dadruch aus, die Ballorientierung und die Mannorientierung so zu mischen, dass das beste aus beiden Welten vereint wird.


    Gruß, Christoph

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

    Einmal editiert, zuletzt von Schimanski ()

  • Ich habe z.B. einige Spiele erlebt, wo das Gegenpressing nicht richtig funktioniert


    Gruß, Christoph[/quote]

    Ich beobachte aber eine andere, wahrscheinlich parallel aufkommende Entwicklung. Man spielt in vielen Situationen wieder mehr mannorientiert. Die besten Mannschaften zeichnen sich dadruch aus, die Ballorientierung und die Mannorientierung so zu mischen, dass das beste aus beiden Welten vereint wird.


    Meine Gedanken gehen schon seit längerem in diese Richtung.


    letzte Woche zeigte sich ein Buli-Spieler im Interview total überrascht, dass ihm sein Gegenspieler während des ganzen Spieles
    immer auf dem Fuss stand (so ähnlich)


    Pressing oder Vorchecking in doch im weitesten Sinne ein im weitesten Sinne die Weiterentwicklung der Manndeckung unter Einbezug
    de raum- und ballorientierten Spieles.
    Ganz früher hattest du einen Gegenspieler, der dir über den ganzen Platz folgte, dann kam die Zeit, wo man übergeben wurde.
    Heute hat man es dann nicht mehr mit einem Gegenspieler zu tun, sondern wird direkt von mehreren angegriffen und zugestellt.


    ein Gegenmittel ist der lange Ball. Spieler, vor allem auch Abwehrspieler, die dies beherrschen, werden immer mehr an Bedeutung gewinnen
    (beispielhaft möcht hier Hummels erwähnen)


    Flügelwechsel duch den manngenauen langen Pass (Bayer M. ist hier vorbildlich) sind ebenso ein Mittel.


    Deshalb versteh ich die Vertreter des Spielaufbaues von hinten heraus, die das bibelartig als das eine Wahre ansehen nicht ganz.


    Auch ich bin ein Vertreter eines vernünftigen Spielaufbaues von hinten, hab aber den langen Pass auch immer als zum Fussball dazugehörend gesehen. Das hat nichts mit dem Ball einfach von hinten rausschlagen zu tun.
    Auch für den TW ist das ein probates Mittel und eine Alternative und sollte dementsprechend auch zu seinem Training gehören.


    etwas übergreifend auf ein anderes derzeit diskutiertes Thema.
    gerade unterklassig, aber auch in der Buli trifft man immer wieder auf Mannschaften die einen rustikaleren Fussball spielen.damit müssen Spieler auch umgehen können. Deshalb sollte diese Spielweise auch Trainingsinhalt sein, auch wenn man diese Spielweise selbst nicht bevorzugt.


    10 Minuten Abschlusspiel mit konsequenter Mannzuordnung, da lernen die Jungs schnell (nicht alle) entsprechend damit umzugehen,
    sonst kommen sie nämlich nicht an den Ball.


    gg

  • @willii: Ball-, Mann-, Raum-Orientierung, alles je nach Lage der Dinge ok, aber Pressing: hieß es nicht früher einfach Forechecking? Gegenpressing: ist das nicht nur die Wendung des Wortes in sich selbst oder habe ich das noch nicht verstanden?

    Jeder Erwachsene kann nur so gut spielen, wie er als Kind trainiert wurde....

  • @Guenther

    Zitat

    Deshalb versteh ich die Vertreter des Spielaufbaues von hinten heraus, die das bibelartig als das eine Wahre ansehen nicht ganz.


    Auch
    ich bin ein Vertreter eines vernünftigen Spielaufbaues von hinten, hab
    aber den langen Pass auch immer als zum Fussball dazugehörend gesehen.
    Das hat nichts mit dem Ball einfach von hinten rausschlagen zu tun.
    Auch für den TW ist das ein probates Mittel und eine Alternative und sollte dementsprechend auch zu seinem Training gehören.

    Sehe ich auch so. Fußball besteht aus langen Bällen und aus kurzen Bällen.
    Die Kunst besteht darin, die richtige Entscheidung zu treffen, welcher Ball gerade der richtige ist...


    Dieses Tor (ab 0:04) wäre nie gefallen, wenn Neuer nur kultiviert hinten rausspielen dürfte. Er hat die Situation aber erkannt und war dann auch noch in der Lage, den Ball so zu spielen.


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  • Moin,


    ich habe mir die Links mal zu Gemüte geführt. Lesenswert, genau wie die ganze Seite.
    Das mannorientierte Decken wird da auch als eine von vier Pressing-Methoden beschrieben (zugriffsorientiertes Pressing).


    Gruß, Christoph

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • Meine Gedanken gehen schon seit längerem in diese Richtung. letzte Woche zeigte sich ein Buli-Spieler im Interview total überrascht, dass ihm sein Gegenspieler während des ganzen Spieles immer auf dem Fuss stand (so ähnlich)


    Ich sehe darin aber keine grundsätzliche Abkehr von dem ballorientierten Spiel. Diese Maßnahme, einen herausragenden gegnerischen Spieler in eine permanente Manndeckung zu nehmen, gibt es doch schon lange und gibt es auch seit der Einführung der ballorientierten Verteidigung immer wieder. Sollte das im letzten EM-Halbfinale nicht auch Kroos gegen Pirlo machen? Einige Trainer greifen zu dieser Taktik, wenn ihre eigene Mannschaft eher schwächer ist und der Gegner einen herausragenden Regisseur hat. So wie aktuell z.B. van der Vaart beim HSV oder Diego beim VfL Wolfsburg. Der Rest des Teams spielt aber nach wie vor ballorientiert.


    Pressing oder Vorchecking in doch im weitesten Sinne ein im weitesten Sinne die Weiterentwicklung der Manndeckung unter Einbezug
    de raum- und ballorientierten Spieles. Ganz früher hattest du einen Gegenspieler, der dir über den ganzen Platz folgte, dann kam die Zeit, wo man übergeben wurde. Heute hat man es dann nicht mehr mit einem Gegenspieler zu tun, sondern wird direkt von mehreren angegriffen und zugestellt.


    Eben, das ist der fundamentale Unterschied zwischen dem mann- und dem ballorientierten Spiel: bei der Manndeckung gibt es praktisch auf dem ganzen Platz 1:1-Situationen, nur wenn der Libero dazu kommt, entsteht eine Überzahlsituation für die Verteidiger. Ich habe selbst nie manndeckend gespielt, daher meine Frage an dich, guenter: was muss die verteidigende Mannschaft eigentlich machen, wenn einer ihrer Spieler sein 1:1 verliert und der ballführende Angreifer aufs Tor zu marschiert. Wer greift ihn dann an? Muss das der Libero (als einzig freier Spieler) übernehmen? Oder muss der näheste Spieler seinen Gegenspieler verlassen, der dann von einem anderen übernommen wird, usw. in einer Kettenreaktion über das ungefähre Platzviertel hinweg, auf dem die Musik gerade spielt? Ist man in diesen Situationen der Änderung der Zuordnung nicht unheimlich verwundbar?


    Aber du hast natürlich Recht, das ballorientierte Spiel entwickelt sich weiter, da die Angreifer auch seine Schwachpunkte identifizieren und verstärkt ausnutzen. Wobei es in diesem Thread ja gar nicht mal so sehr um die Schwachpunkte des ballorientierten Verfahrens als vielmehr um die Schwierigkeiten beim Umschalten geht. Ich finde, in den letzten paar Jahren hat das Konterspiel unheimlich zugenommen, eben weil es so schwer ist, gegen eine geschlossen und kompakt im Verbund verteidigende Mannschaft zum Torerfolg zu kommen. Als Paradebeispiel fällt mir da die Gladbacher Mannschaft der letzten Saison ein. Die Konsequenz daraus ist es daher, dass man versucht, den Gegner zu überrennen, bevor er sich organisieren kann.


    Teams mit vielen starken Spielern, also z.B. die Bayern und der BVB, können dann sogar den Schritt weiter zum Gegenpressing gehen. Weil sie Spieler haben, die laufstark, spielintelligent und sowohl offensiv wie defensiv individual- und gruppentaktisch hervorragend sind, können sie das Risiko des Gegenpressings eingehen, zumal sie noch dazu eine ungeheuer starke Innenverteidigung haben, die den Gegenpressingball i.d.R. entschärfen kann.


    ein Gegenmittel ist der lange Ball. Spieler, vor allem auch Abwehrspieler, die dies beherrschen, werden immer mehr an Bedeutung gewinnen (beispielhaft möcht hier Hummels erwähnen)


    Der diagonale Flugball ist tatsächlich schon lange als Mittel gegen die Viererkette bekannt. Die Befürworter des ballorientierten Spiels sind sich ja bewusst, dass sie ein gewisses Risiko eingehen, indem sie das Spielfeld in Ballnähe verdichten, dafür aber in Ballferne Räume gänzlich unbesetzt lassen. Der Vorteil, in Ballnähe rascher und mit höherer Wahrscheinlichkeit den Ball gewinnen zu können, überwiegt diesbezüglich. Auch gehen sie davon aus, dass selbst bei einer erfolgreichen Spielverlagerung der Ball lange genug unterwegs ist, damit die eigene Mannschaft Zeit hat, der neuen Situation geeignet zu begegnen. Dazu muss aber natürlich die ganze Mannschaft mit spielen.


    Flügelwechsel duch den manngenauen langen Pass (Bayer M. ist hier vorbildlich) sind ebenso ein Mittel.


    Korrekt. Manche Mannschaften bilden deshalb ja dann auch eine Fünferkette mit einer davor befindlichen Viererkette, um eben die Breite des Feldes abdecken und gleichzeitig sowohl in Ballnähe als auch im Zentrum die Räume eng halten zu können.


    Deshalb versteh ich die Vertreter des Spielaufbaues von hinten heraus, die das bibelartig als das eine Wahre ansehen nicht ganz. Auch ich bin ein Vertreter eines vernünftigen Spielaufbaues von hinten, hab aber den langen Pass auch immer als zum Fussball dazugehörend gesehen. Das hat nichts mit dem Ball einfach von hinten rausschlagen zu tun. Auch für den TW ist das ein probates Mittel und eine Alternative und sollte dementsprechend auch zu seinem Training gehören.


    Da gebe ich dir Recht. Nun ist es aber so, dass zumindest die Torhüter, die ich im Kinder- und D-Jugendbereich kenne, von sich aus überhaupt nicht auf die Idee kommen, von hinten heraus zu spielen, genausowenig wie ihre Mitspieler. Es ist bei über der Hälfte meiner (noch) jungen D-Junioren so, dass sie, wenn sie Abwehrspieler sind, von sich aus nur herum stehen und den Torhüter erwartungsvoll ob des Einschlagortes seines langen Abschlages angucken. Und der kommt zumindest bei unserem Torhüter noch alles andere als genau zum Mitspieler. Da der dann auch noch mit dem Rücken zum gegnerischen Tor und den Gegenspielern steht, wird er dann auch noch oft genug vom gegnerischen Angreifer überrascht, so dass der erste Ball gleich verloren ist und der Abstoß unmittelbar in einem Gegenangriff endet. Das ist die Kehrseite der Medaille bei langen Abstößen.


    Lange Abstöße gehören natürlich zum Repertoire des Torhüters. Sie müssen auch trainiert werden, genau wie das Heraussspielen von hinten. Meiner Erfahrung nach muss man aber die Kinder eher dazu instruieren, von hinten heraus zu spielen, als dass man ihnen zu langen Abstößen raten muss. Letztere machen sie selbst, wenn man sie lässt.


    etwas übergreifend auf ein anderes derzeit diskutiertes Thema. gerade unterklassig, aber auch in der Buli trifft man immer wieder auf Mannschaften die einen rustikaleren Fussball spielen.damit müssen Spieler auch umgehen können. Deshalb sollte diese Spielweise auch Trainingsinhalt sein, auch wenn man diese Spielweise selbst nicht bevorzugt.


    10 Minuten Abschlusspiel mit konsequenter Mannzuordnung, da lernen die Jungs schnell (nicht alle) entsprechend damit umzugehen, sonst kommen sie nämlich nicht an den Ball.


    Ich könnte mir vorstellen, dass bei uns sowas in der C-Jugend oder später Thema wird. Momentan brauchen wir das noch nicht, da kommen unsere Spieler ganz gut gegen solche Mannschaften zurecht, wenn sie unseren Rat befolgen, die Zahl der Kontakte niedrig zu halten. Wenn sie es dann noch schaffen, ihre Pässe nicht nur über drei bis fünf Meter zu spielen, sehen die rustikaleren Gegner meist schnell ziemlich alt aus. Schwierig wird es dann, wenn sie den Ball zu lange halten, dann rennen sie sich immer wieder fest.


    @willii: Ball-, Mann-, Raum-Orientierung, alles je nach Lage der Dinge ok, aber Pressing: hieß es nicht früher einfach Forechecking? Gegenpressing: ist das nicht nur die Wendung des Wortes in sich selbst oder habe ich das noch nicht verstanden?


    Soweit ich es verstanden habe, entspricht Forecheking dem Offensiv- oder Angriffspressing. Es gibt dann noch das Mittelfeld- und das Abwehrpressing. Beim Abwehrpressing übt man definitiv kein Forechecking aus, da greift man ja nicht vor der Mittellinie an. Beim Mittelfeldpressing wird typischerweise angegriffen, wenn der Ball zu einem Außenverteidiger oder dem Sechser gespielt wird, die Innenverteidiger werden hingegen noch nicht unter Druck gesetzt. Bei Offensivpressing hingegen greift der Stürmer bereits den gegnerischen IV an und lenkt diesen auf eine Seite, dabei verschiebt dann die gesamte Mannschaft so, dass der IV kaum gezielt abspielen kann oder nur eine Anspielstation findet, die ihm aber gezielt als Pressingopfer angeboten wurde.


    Wenn das Offensivpressing funktioniert, sieht das nach extremer Überlegenheit aus. Wenn aber nicht das gesamte Team mitmacht, kann es fürchterlich in die Hose gehen. Wenn also z.B. im Zentrum nicht richtig die Passwege geschlossen werden, andere Spieler aber eben nach vorne gerückt sind, und dann der gegnerische Pass ins offene Zentrum mit anschließender Überzahl der gegnerischen Angreifer gegen zwei oder höchstens drei Verteidiger gelingt...


    In diesem Gesamtzusammenhang sind übrigens die Beiträge auf http://www.abwehrkette.de im Bereich Taktik auch sehr interessant.


    Ach ja, ich habe da noch etwas. Ich denke, gerade beim Umschalten von Offensive auf Defensive ist häufig eine vorübergehende Manndeckung in Ballnähe durchaus empfehlenswert, um das schnelle Umschaltspiel des Gegners zu verhindern und so der eigenen Mannschaft Zeit zu geben, ihrerseits auf Defensive umzuschalten. Dazu müssen dann häufig auch Spieler auf andere Positionen als die ihnen zugeteilten laufen. Aber auch das sieht man ja oft in der Bundesliga. Und es ist, wie ich meine, ein weiteres Indiz dafür, dass aktuell bereits und künftig auch die Allrounder wichtiger sind, dass eine Mannschaft hingegen nur eine gewisse Zahl an Spezialisten ertragen kann.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

    Einmal editiert, zuletzt von tobn ()

  • Mein Prognose für die Zukunft ist nicht DAS Neue System (egal wie es heisst) sondern VIELE Teil-Systeme die sich dann je nach Gegner, Spielphase und -Ziel und verfügbarem Spielerpotential beliebig und schnell kombinieren lassen.
    Für unser Ausbildungskonzept heisst das, dass wir viel mehr Wert auf die kognitiven, kommunikativen und adaptiven Fähigkeiten eines Spielers legen. Wir suchen Spieler die schnell von einer Rolle auf die andere umschalten können. Dies gelingt nur mit Spielern die ein Gesamtverständnis des Spiels haben, mit ihren Peers und Trainer hervorragend und effizient kommunizieren können, abstrakte Konzepte 1:1 in die Praxis umsetzen können, über ein entsprechendes Vokabular, Technik- und Standartportfolio verfügen und - last but not least - bereit sind, auch in ihrer Freizeit mal über Taktik zu sprechen und sich mit Kollegen, Trainer, Assistenten, Analysten etc. möglichst oft auszutauschen.
    Wir denken dass Spieler auch zunhemend technische Hilfmittel verwenden sollten und müssen. Videoanalysen, Storyboards, Spielsimulatoren etc. werden zunehmend Einzug in den Profisport halten und müssen nicht nur vom Trainer, sondern auch von Spielern entsprechend adaptiert werden können.
    Fazit:
    Es wird zukünftig kein System geben. welches nicht durch ein anderes System ausgehebelt werden kann. Damit ist - auf TopNiveau wo Standardsysteme praktisch auf selbem Level gespielt werden - nicht mehr entscheidend wer welches System spielt, sondern wer wie schnell von einem System auf ein anderes System umschalten kann.
    Die Königsklasse ist dann das System ohne System: Das permanente Anpassen und Ausnützen der gegnerischen Aufstellung zum eigenen Vorteil. Und dies erfordert neu flexible und kommunikative Kopf-Spieler mit Strassenfussballqualitäten.
    Die einzige Alternative dazu - grosse, kräftige Abwehrspieler die hintern reinstehen um ein 0:0 zu halten - wird der Zuschauer längerfristig nicht goutieren und den Club mit Insolvenz bestrafen.

  • Wenn aber nicht das gesamte Team mitmacht, kann es fürchterlich in die Hose gehen. Wenn also z.B. im Zentrum nicht richtig die Passwege geschlossen werden, andere Spieler aber eben nach vorne gerückt sind, und dann der gegnerische Pass ins offene Zentrum mit anschließender Überzahl der gegnerischen Angreifer gegen zwei oder höchstens drei Verteidiger gelingt...


    Danke. Daher die allgemeine Scheu, Angst vor offensivem Spiel: Man misstraut sich selbst als Team, spielt lieber defensiv. Aber liegt nicht hierin der Schlüssel? Taktik im Team ist eben eine mentale Sache, daher mentales Coaching entscheidender, sonst existiert die taktische Marschroute vor allem auf dem Reissbrett... Wer heute glaubt, Barca's Erfolgspiel mal eben taktisch kopieren zu können o. auch einfach auf individual orientiertes Mentaltraining bauen zu können (wie wohl alle heute in der Bundesliga), der dürfte da wohl scheitern...


    PS: Wie der Kopf individuell im Team mitspielt, indem er frei wird, ist da entscheidend...

    Jeder Erwachsene kann nur so gut spielen, wie er als Kind trainiert wurde....

  • Glückwunsch, Kicker, dazu, dass du den Stein der Weisen gefunden hast. ;)


    Entschuldige bitte, dass ich dich ein bisschen auf den Arm nehme, aber natürlich liegt der Grund dafür, dass Kickers Offenbach z.B. gegen den VfL Wolfsburg im DFB-Pokal-Viertelfinale ein Abwehrpressing gespielt hat, darin, dass sie sich dessen bewusst sind, individuell nahezu, wenn nicht sogar sämtlich ihren Gegenspielern unterlegen zu sein, und zwar in jeder Hinsicht. Damit misstrauen sie sich nicht selbst, sondern sie schätzen ihre eigene Stärke realistisch ein und verfallen nicht in Größenwahn. Und jeder Trainer muss sich auch dessen bewusst sein, wozu seine Spieler in der Lage sind, und sich und das Team dann dementsprechend ein- und aufstellen. Natürlich sollte sein Ziel sein, die eigene Truppe zu verbessern und sowohl individuell als auch mannschaftlich zu verbessern. Aber auch da muss man einen Schritt nach dem anderen machen.


    Mein Mit-Trainer hatte neulich die Idee, wir sollten doch mal Offensivpressing trainieren. Hintergedanke war der, dass sich viele Tore schießen lassen, wenn man es schafft, den technisch oft weniger starken gegnerischen Abwehrspielern den Ball abzunehmen. Mir selbst ist das zu erfolgsorientiert gedacht, außerdem war ich mir ziemlich sicher, dass unsere jungen D-Junioren noch nicht dazu in der Lage sind, als Mannschaft entsprechend agieren zu können, so dass kein Offensivpressing entstünde, sondern ein Draufgehen von einem oder höchstens zwei Stürmern bzw. Offensivspielern (wir spielen mit nur einem erklärten Stürmer), nach dem erhofften Ballgewinn hätte sich, so meine Vermutung, höchstens noch ein weiterer Spieler in den Angriff einschalten können, bevor er vorbei gewesen wäre. Das ist mir dann auch unter dem Gesichtspunkt der Ausbildung zu wenig. Ich möchte sie erst einmal soweit haben, dass sie zu zweit planvoll verteidigen, und dass die übrigen Spieler verstehen, dass sie dann eine sinnvolle Ordnung herstellen sollten. Das klappt desöfteren schon ganz gut, weshalb wir auch schon ein bisschen das Verschieben im Verband praktiziert haben und wir auch mit ihnen erarbeitet haben, warum es sinnvoller ist, gemeinsam anzugreifen, als dass nur einige von ihnen permanent drauf gehen und anderen eben nur zugucken. Das geht dann ja alles auch in Richtung Pressing. Aber halt einen Schritt nach dem anderen.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Ich habe selbst nie manndeckend gespielt, daher meine Frage an dich, guenter: was muss die verteidigende Mannschaft eigentlich machen, wenn einer ihrer Spieler sein 1:1 verliert und der ballführende Angreifer aufs Tor zu marschiert. Wer greift ihn dann an? Muss das der Libero (als einzig freier Spieler) übernehmen? Oder muss der näheste Spieler seinen Gegenspieler verlassen, der dann von einem anderen übernommen wird, usw. in einer Kettenreaktion über das ungefähre Platzviertel hinweg, auf dem die Musik gerade spielt? Ist man in diesen Situationen der Änderung der Zuordnung nicht unheimlich verwundbar?


    mahlzeit


    ja, das war sache des liberos. darum spielte er ja meist auch recht weit hinter der eigentlichen verteidigung (je nach spielsituation). er war meist dort aufgestellt, wo heute ein gut mitspielender torwart steht. desweiteren konnte man ja als libero allein durch schnelles rausrücken schon druck auf den gegner ausüben, da es ja noch eine andere abseitsregel gab.


    in wieweit ein benachbarter spieler zur hilfe kommen konnte, hing auch sehr davon ab, wie laufbereit der gegner war und auch wie fit das eigene mittelfeld aufgestellt war. (das war quasi die zeit, als die mittelfeldspieler noch LÄUFER hießen ;) )


    verwundbarer bist du denke ich nicht, aber das spiel ist meiner ansicht nach etwas statischer gewesen, da meist 1-3-3-3 mit 'vorstopper' gespielt wurde. je nach gegenspieler war es konditionell anspruchsvoller, wenn die 'manndeckung' wirklich konsequent angewandt wurde (du hast quasi deinen gegenspieler wirklich überall hin 'verfolgt'). als 'spielintelligente mannschaft' galt schon eine truppe, die zb die aussenstürmer übergeben hat, wenn sie die seiten wechselten ;)



    ich versuche schon immer bei meinen jungs ein 'mischmasch' aus raum- und manndeckung zu etablieren, was aber je nach spieler nur bedingt gelingt. manchmal ist es auch wirklich hilfreich einen spieler zb für den gegnerischen spielmacher 'abzustellen' - das muss dann oft nichtmal ein guter spieler sein, denn es reicht oft schon, wenn er ihm permanent auf den füßen steht.................. nicht schön, aber wirkungsvoll :)


    bei eckbällen und freistößen in der gefahrenzone bestehe ich auf einer direkten zuordnung der gegenspieler, damit sich meine jungs besser orientieren können.


    gruß

  • Kicker, deine Frage wurde von tobn ja scho treffend beantwortet, deswegen gehe ich nicht mehr darauf ein.


    Ich möchte aber nochmals generell in den Raum stellen, dass ich es für keinen Zufall halte, dass Teams wie Dortmund oder Mainz quasi Dauer-Überperformer sind, wenn man Spielerpotential und Mannschaftsleistung/-punkte vergleicht.
    Für mich liegt das relativ eindeutig an der Adaption der "neuen" Taktik.


    Ich werde mit meiner B in der Rückrunde in zwei großen Trainingsblöcken fast ausschließlich das Umschalten trainieren. Erst das auf gegnerischen, dann das auf eigenen Ballbesitz.
    Bin mal gespannt, ob wir ähnliche Effekte erzielen. :D

  • Ich werde mit meiner B in der Rückrunde in zwei großen Trainingsblöcken fast ausschließlich das Umschalten trainieren. Erst das auf gegnerischen, dann das auf eigenen Ballbesitz.
    Bin mal gespannt, ob wir ähnliche Effekte erzielen. :D

    ob man mit zwei, oder drei trainingseinheiten einen großen schritt machen kann????


    ich denke, es ist etwas vermessen, wenn man sich mit den spielansprüchen der profis vergleichen möchte. man kann sich sicher daran grob orientieren, aber wir haben doch in der regel weder die zeit, noch die spielerischen möglichkeiten, um solche spielweisen, wie wir sie im tv sehen in anwendung zu bringen.


    der goldne weg ist wohl von allen ein bisschen was zu "klauen" und damit eine spielweise zu kreieren, die unseren möglichkeiten entspricht.


    gruß

  • taktische Revolution


    darauf bezog sich die Anfangseröffnung von Willi.


    she keine .


    stattdessen eine ständige Weiterentwicklung des tatischen Vorgehens. so wie in der Vergangheit auch.
    taktische Änderungen und damit verbundene Vorteile haben immer zu Gegenmassnahmen geführt, die dann wiederum eine Weiterentwicklung
    zur Folge hatten.


    die Kombination aus Raum-,Ballorientiert- und Manndeckung wird sich immer mehr verfeinern. je nach Mannschaft, Gegner und auch in einzelnen Spielsituationen entsprechend gestalten.

  • Zitat guenter:


    "Deshalb versteh ich die Vertreter des Spielaufbaues von hinten heraus, die das bibelartig als das eine Wahre ansehen nicht ganz.


    Auch ich bin ein Vertreter eines vernünftigen Spielaufbaues von hinten, hab aber den langen Pass auch immer als zum Fussball dazugehörend gesehen. Das hat nichts mit dem Ball einfach von hinten rausschlagen zu tun.
    Auch für den TW ist das ein probates Mittel und eine Alternative und sollte dementsprechend auch zu seinem Training gehören.


    gg"




    Das sehe ich genauso, wie du.
    Eine einfältige, eindimensionale Ausbildung/Spielweise ist in meinen Augen nie das richtige. Früher wurde der Ball nur blind nach vorne gehauen, heutzutage verbieten viele den längeren Ball und wollen nur das Kurzpassspiel. Und wenn der Gegner darauf reagiert, indem er den komplett pressenden Gegner mit langen Bällen bespielt, dann spielen "die schlechten Fussball".
    Dabei sind lange Bälle nunmal die logische und richtige Antwort auf das Pressing des Gegners.



    Und den lange Ball zielgerichtet und technisch sauber zu spielen, ist ja sogar die höchste Anforderung an den Spieler. Viel schwerer als ein flacher 5Meter-Pass.
    Natürlich soll jeder Pass zielgerichtet sein, nicht "blind". Das gilt aber auch für den flachen Kurzpass, wie oft sehe ich das "blinde Katschenlassen" , besonders häufig zum Torwart zurück. (Selten sind diese "Pässe" technisch gut ausgeführt, auch wenn sie ankommen. Da unterscheiden sich oft U13-Spieler nicht von U9 Spielern.)



    Die besten Fussballer (und Fussballmannschaften) haben ein breites Repertoir an Handlungsmustern und können ein (das) richtige situativ auswählen und anwenden. Deshalb muss man, meiner Meinung nach, die Spieler auch vielschichtig ausbilden.
    (Ein Extrembeispiel: Bei einem Spiel auf Schnee, wenngleich das doch eher selten vor kommt, erwarte ich von meiner Mannschaft, dass sie sich den Gegebenheiten anpasst, auch in der D-Jugend. Und das bedeutet: Einfacher Fussball, lange Bälle, also der Ball muss stets so weit weg vom eigenen Tor wie möglich, und in diesem speziellen Fall ist auch der "blinde Ball" gewollt. Schneefussball bedeutet: zweite Bälle und Gegenpressing.)

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

  • Kicker, deine Frage wurde von tobn ja scho treffend beantwortet, deswegen gehe ich nicht mehr darauf ein.


    Ich möchte aber nochmals generell in den Raum stellen, dass ich es für keinen Zufall halte, dass Teams wie Dortmund oder Mainz quasi Dauer-Überperformer sind, wenn man Spielerpotential und Mannschaftsleistung/-punkte vergleicht.
    Für mich liegt das relativ eindeutig an der Adaption der "neuen" Taktik.


    Ich werde mit meiner B in der Rückrunde in zwei großen Trainingsblöcken fast ausschließlich das Umschalten trainieren. Erst das auf gegnerischen, dann das auf eigenen Ballbesitz.
    Bin mal gespannt, ob wir ähnliche Effekte erzielen. :D


    dafür gibt es aber auch noch andere Gründe.


    Gerade Tuchel und Klopp haben taktisch einiges drauf. Ich erinnere mich an ein SPiel: Mainz gg BVB (müsste letzte Saison gewesen sein, als beide Trainer mehrmals während des Spiels, durch kleine taktische Veränderungen auf den Gegner reagiert haben. (war auf spielverlagerung sehr gut nachzulesen.)


    so in etwa:
    1) Mainz stellt Hummels extrem zu, so dass der BVB das gewohnte Aufbauspiel nicht aufziehen konnte
    2) Klopp erkennt das Mainzer Schema und reagiert nach 15 min, zieht Piszeck 10 Meter nach vorne, weil Mainz diesen Raum vernachlässigt hat
    3) Da der BVB nun mit diagonalen Bällen auf den vorgezogenen Piszcek gut ins SPiel kommt, stellt Tuchel nach weiteren 15 min taktisch ebenfalls um...
    ...
    ...


    Die Umstellungen waren oft nur "Kleinigkeiten", gezielt bestimmte Räume anlaufen und anspielen, etc. Kein Wechsel der Grundformation oder gar des Personals.



    Als Gegenteil seien sie Bayern der letzten beiden Jahre genannt, die stets ihren Stiefel runterspielten, auch wenn der Gegner sich darauf taktisch sehr gut eingestellt hatte, und das so nicht klappte.
    (CL-League Hinspiel gegen ManCIty: in den ersten 30 min spielte City ein extremes Pressing, Bayern schwamm gewaltig, es hätte mindestens einen Elfmeter für City geben müssen, und spielte trotzdem keinen langen Ball. Dabei rückte City komplett bis zur Mittellinie auf. 2-3 lange Bälle und CIty hätte bemerkt, das man Robben so nicht mehr verteidigen könnte. Da CIty nach 35min die Luft ausging, gewann Bayern dennoch 2:0, in meinen Augen war das Spiel aber ein Offenbarungseid des Trainers. Hätte der Schiedsrichter City einen berechtigten Elfmeter gegeben, und City hätte erstmal geführt und nun ganz tief verteidigt: ob die BAyern dann gewonnen hätten.)

    "Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill

    Einmal editiert, zuletzt von Sir Alex ()

  • natürlich liegt der Grund dafür, dass Kickers Offenbach z.B. gegen den VfL Wolfsburg im DFB-Pokal-Viertelfinale ein Abwehrpressing gespielt hat, darin, dass sie sich dessen bewusst sind, individuell nahezu, wenn nicht sogar sämtlich ihren Gegenspielern unterlegen zu sein, und zwar in jeder Hinsicht. Damit misstrauen sie sich nicht selbst, sondern sie schätzen ihre eigene Stärke realistisch ein und verfallen nicht in Größenwahn.


    Aber wieso gewinnen sie dann? Ich meine, da sie ein Ziel wahrhaft vereint, das über sich hinauswachsen lassen kann: sie haben diese eine Chance, sich als größer zu zeigen, als sie in allgemeiner Wahrnehmung sind, nichts zu verlieren, können nur gewinnen, brauchen nicht kalkulierend nachdenken, nur Vollgas geben. Des Pokal's eigene Gesetze! Das war mit individueller Situation gemeint, die im Glücksfall zum echten Teamgeist als unwahrscheinlichen Sonderfall "mutieren" kann. Dies aber kann man auch systematisch mental trainieren, per Esprit suggestiv Spielern mitgeben. Wir sind das Besondere, spielen nicht Schema F etc. Da sehe ich eher die Rolle eines Kopp, Tuchel oder Streich (in Vereinen, die nichts zu verlieren hat, solche "Typen" ihrerseits zuließen): verrückt sein, Verrücktheit zulassen und dies deutlich, authentisch vermitteln. Ob das im Wesenskern eine taktische Sache ist, die man kopieren, lernen kann? Zur taktischen Raffinesse kommt es durch die absolute Fußballvrrücktheit jener Pro-tagonisten im Hintergrund, der Risiken persönlich abdeckt, allen darin proaktiv den Rücken stärkt und auf Situation, Gegner, Zeit spontan statt systemisch gebunden reagieren. Das ist aber keine fertige Theorie (kein Stein der Weisen) von mir, nur eine eher unausgegorene Beobachtungsthese. Taktik also nicht ursächlich, sondern als Folge der Freiräume im Kopf, die sich enorm flexibel auszugestalten wissen: sich nicht taktisch ein-, sondern ständig umstellen, wie Willi es beschreibt? Wer keine Superstars hat, kann nicht einfach stark auftreten, sein Spiel anderen aufdrücken bzw. machen. Könnte man nicht auch von Frei-Raum-Orientiertem Spiel sprechen, wobei klar ist, dass die Lücke im Kopf beginnen muss, da sie eben nicht offensichtlich da sein kann...? Das Spontane, beim Pressing in Rückkehr zur spontanen Traubenbildung - Rückkehr in die Kindheit, die es so niemals gab? Nur mal so dahin gesagt, wie es grad im Kopf ist ;)

    Jeder Erwachsene kann nur so gut spielen, wie er als Kind trainiert wurde....



  • Es handelt sich jeweils um Trainingsblöcke von sechs Wochen = ungefähr 12 Trainings. Die bauen aufeinander auf.