Wenn ich euch hier so lese habe ich oft das Gefühl, dass Leistung auch immer gleich Leistungsstress bedeuten muss.
Nein, muss nicht, sehr wohl aber kann. Und das habe ich in meinem eigenen Team erlebt, da gab es ein Geschwisterpaar, deren Vater im Vorstand eines Unternehmens mit vierstelliger Mitarbeiterzahl sitzt, bei denen ein unheimlicher Leistungsdruck herrschte. Der eine Junge kam damit gut klar, war auch ziemlich talentiert, der andere hingegen hatte Schwierigkeiten, mit seinem Bruder mit zu halten. Ich möchte es nicht weiter ausführen, aber ich fand die Situation echt nicht schön... Ich kenne auch einen Verein, der bereits in F- und E-Jugend unheimlich gierig nach Titeln und Pokalen ist. Da haben wir öfters auf Turnieren erlebt, was da an Leistungsstress aufgebaut wird, wie damit aber auch eine unheimlich arrogante Ausstrahlung einherging.
Das Gegenteil ist der Fall. Die Kids in unserem Club, genauso wie diejenigen in unseren Partnervereinen und nicht zuletzt meine beiden Söhne haben Spass daran auch mal körperlich gefordert zu werden und mit ihren Kollegen an der Leistung gemessen zu werden. Hätten sie diesen Spass nicht, wären sie am falschen Ort!
Klar, weil Ihr ja diejenigen habt, welche die Selektionskriterien erfüllt haben. Wenn Ihr dann nicht weiter selektiert, ist es ab dann ja auch bei Euch in Ordnung. Wenn Ihr dazu noch Trainer habt, die pädagogisch gut drauf sind, kann das wunderbar klappen, dann ist es auch einfacher als für viele normale Vereinstrainer, weil Eure Mannschaften recht leistungshomogen sind. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es die berüchtigten Balletteltern gibt, und zwar auch im Fußball. Und ich denke schon, dass sich diese Eltern vornehmlich an LZn und ähnliche Organisationen wenden. Ich glaube gerne, dass sie dort auch in der Minderzahl sind. Aber ich glaube schon, dass ihr Anteil dort im Schnitt höher ist als bei den Vereinen. Und dass gerade LZn sich deshalb im Sinne der Kinder darum bemühen sollten, dabei aktiv gegen zu steuern.
Stress sehe ich meistens nur an Turnieren wo auch "Dorfclubs" teilnehmen mit Kindern die weder Anstand noch Fairplay kennen, keine Ahnung von Fussball haben aber dafür umso mehr von ihren Ellbogen, Spielintelligenz reziprok zur Torforderung von Trainer und Eltern steht etc.
Natürlich gibt es diese Teams und diese Trainer, das beklagen wir in diesem Forum doch immer wieder. Deine Verallgemeinerung, d.h. die Ausdehnung dieser Charakterisierung auf alle "Dorfclubs", halte ich allerdings für absolut unstatthaft, wenn nicht sogar unverschämt.
Ich persönlich halte eure Wahrnehmung von Leistungsstress für blosse Erfindung und Entschuldigung für das Unvermögen vieler Trainer ihre Kinder auch ohne Stress zu Leistung zu motivieren.
Damit machst Du es Dir aber ziemlich einfach. Wenn du den Leistungsstress unter Kindern für eine bloße Erfindung hältst, sollten wir die Diskussion wohl eher abbrechen, sie hätte dann meiner Meinung nach keinen Zweck mehr.
Ein geschulter Trainer weiss dass Stress sowohl Entwicklung als auch Leistung hemmt. Deshalb ist es absolut naiv zu glauben, dass ausgebildete Sportpädagogen (die es praktisch nun mal für gratis nicht gibt - es sei denn er springt als Vatertrainer ein) sich selber ihre Arbeit zunichte machten, indem sie ihre Kinder stressen.
Behauptest Du, dass es in den LZn und den Fußballschulen ausschließlich ausgebildete Sportpädagogen gibt?!
Ansonsten geht es mir, Don Quijote vermutlich auch, eher um den Stress, den die leistungsorientierten Eltern verursachen.
Common: Leistungsstress im leistungsorientierteren Fussball ist - mindestens was qualifizierte Trainer betrifft - ein Märchen. Das wäre, rein von der Logik her, etwa so, als würde jemand behaupten Topvereine liessen ihre Kinder verdursten! Bei den Eltern sieht es natürlich anders aus. Aber dort ist das ein grundsätzliches Problem , welches zwar auch den Fussball betrifft, aber nicht das Problem des Fussballs ist noch sein kann.
Aha, also ein Missverständnis. Dumm ist halt nur, dass die Selektionsmaßnahmen der sie einsetzenden LZn gerade den Leistungsstress durch die Eltern befeuern. Das ist doch das Problem.