G-Jugend-Turnier - alles falsch oder nicht

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  • Die NLZ der Bundesligisten haben in der Regel nur eine Mannschaft pro Jahrgang.


    auf welcher Basis wird denn hier diskutiert?


    Bei meiner Dorfmannschaft (F)hatte ich 3 bessere Spieler, standen die auf dem Platz, war Ordung im Spiel, gab es Spielzüge, sah wie
    Fussball aus. (und zwar nicht antrainiert) die hatten halt die fussballerische Grundintelligenz.
    fehlten die 3 auf dem Platz, wars das reinste Chaos, wie G im Anfangsstadium (leicht übertreiben)


    die Qualtät am LZ ist jedoch um ein wesentliches höher, vermutlich würden meine 3 da gar nicht mitkommen.
    auch ohne, dass dort mannschaftlich taktisches Spielen eingebläut wird, sieht man dort doch wohl eine andere Spielerei.


    1. Stützpunktspiel im E-Jugendalter gesehen, zuvor gab es keine mannschaftstaktische Trainingseinheiten, keine grosse
    tatktischen Besprechungen vor dem Spiel, trotzdem gab es da Grundordnungen, die die Spieler automatisch einnahmen,
    es gab Spielzüge und Passkombinationen, Raumaufteilung usw. die in Vereinsmannschaften in der Form nicht zu sehen waren.


    Derart selektierte Spieler, wie von FB beschrieben, haben doch ganz andere Vorraussetzungen, sind doch in der Entwicklung wesentlich
    weiter, als ihre Alterskameraden in einem Dorfverein. teilweise haben die jetzt schon Verhaltensweisen, wo die anderen nie hinkommen werden.


    Ich glaube schon, dass ich bei einer solchen Truppe anders vorgehen würde, als in den Mannschaften, die ich bisher trainiert habe.


    wenn darüber diskutiert wird, dass man einen sehr leistungsstarken F-Ling durchaus bei einer E-Jugend mitziehen kann,
    dann kann man doch wohl auch in Erwägung ziehen, stark selektierte Spieler nach jahrgangshöheren Zielsetzungen zu trainieren-


    wenn bei Neuanfänger in der D nach F-Jugendkonzept trainiere, kann dies ja auch umgekehrt in Erwägung gezogen werden.
    ich konzeptioniere doch nicht nach Alter, sondern nach den Vorraussetzungen einer Mannschaft.


    gg

  • Ich denke auch, dass, wenn Kinder bereits in der jungen G-Jugend in den Verein kommen, es reichlich lange dauern würde, wenn man erst in der E-Jugend mit der "fußballerischen Ballgewöhnung" beginnt. Ich bin zwar auch gegen einen regelmäßigen Spielbetrieb in der G-Jugend und würde mir auch wünschen, dass der F-Jugend-Spielbetrieb noch in Form von Spielfesten, bei denen ja neben dem Fußball auch noch in anderen Sportarten angetreten werden kann, stattfindet. Aber die meisten Kids in meiner F-Jugendmannschaft spielten tatsächlich auch sehr gerne Fußball, so dass das dann schon ein großer und immer wiederkehrender Trainingsbestandteil ist.


    Mir erscheint das Zitat auch nicht wirklich als im Einklang mit den sonstigen Pubilkationen des DFB befindlich. So werden auf Training Online F- und E-Jugend gemeinsam behandelt, die entsprechenen Trainingseinheiten sind deutlich fußballlastig, wohingegen die Bambini-Einheiten noch sehr viel kindlicher gehalten sind.


    Andre, ich bin absolut pro Einhaltung der Altersziele, und teile deine Einstellung auch für alle Breitensport-Teams. Bei den selektieren Leistungsmannschaften finde ich sie jedoch zu dogmatisch. Wenn ich Kinder habe, die zwar vom biologischen Alter her F-Junioren sind, sowohl geistig als auch körperlich aber ein Jahr älter sind, dann sollte ich sie auch dementsprechend trainieren. Sonst laufe ich doch Gefahr, sie zu unterfordern, insbesondere geistig. Man ist als Trainer natürlich stets in der Pflicht, seine Schützlinge nicht zu überfordern, dem möchte ich keinesfalls eine Ausrede liefern.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • bei den 5 jährigen entsprechend selektiert

    Ist bei uns schon so.
    In die "G" kommt bei uns nur wer sich
    a) sich als Elternteil aktiv um eine Aufnahme bemüht (möglichst mit Empfehlung eines Trainers, Regional bekannten-Spielers, etc. )
    b) ein Probetraining besucht
    c) dort zeigt, dass das Kind Freude an der Bewegung mit und ohne Ball hat, koordinativ überdurchschnittlich ist, sich konzentrieren kann
    d) über Sozialkompetenz verfügt
    e) die Eltern bereit sind ihrerseits Zeit zu investieren (Fahren, Turniere, ...)
    f) unserem Verhaltenskodex (was das Verhalten der Kinder und Eltern auf und neben dem Spielfeld regelt) schriftlich zustimmen.
    Danach gibts 2-3 Monate "Probezeit" wo vor allem auf die Entwicklung und Lernfähigkeit des Kindes geachtet wird.


    Wir schätzen dass sich 10%-15% aller bereits im "G" Alter regelmässig Fussball spielenden Kids der Region für ein Probetraining melden. Obwohl wir jedes Quartal höchstens 1-4 Spieler nehmen, um sie in unsere "F"-spielende "G" zu integrieren, kann ich aber sagen, dass SAEMTLICHE Spieler, die bei uns zum Probetraining antreten, den Vorgaben des Regionalfussballverbandes um 2 bis 3 Jahre voraus sind.
    Wenn ich davon ausgehe, das eine ebenso grosse Anzahl von Kids aus veschiedenen Gründen (zu weit, zu ambitiös, eh keine Chance, ...) es nicht mit dem Probetraining versucht haben, müssen wir davon ausgehen, dass mindestens in unserer Region 30% der in Vereinen spielenden Kids, im Vergleich zu dem, was sich der DfB als "altersgerecht" vorstellt, um ca. 2 Jahre voraus sind.
    Deshalb stellt sich hier natürlich jeder Verein mit überquellenden NachwuchsWartelisten die Frage, ob er denn wirklich "Jeden" nehmen muss, oder er sich auf die offensichtlich fürs Fussball "taltentierteren" Spielern beschränken soll.


    Ich persönlich bin davon überzeugt, dass erst die Selektion das DURCHSCHNITTSNIVEAU aller Clubs der Region deutlich gehoben hat, was den Fussball auch wieder für Bildungsschichten attraktiv gemacht und den anhaltenden "Boom" auslöste. Man geht bei uns in der Region nicht mal eben so ins Fussball. Nein man muss da schon was können und Eltern müssen sich darum bemühen.
    Es ist aber - und hier komme ich eigentlich auf den Punkt - schon sehr erstaunlich, wie "weit" Eltern, Schule, Horte und andere Engagierte ausserhalb von Verein und Verbänden ihre 5 Jährigen schon bringen, weil sie sich bewusst sind, dass ohne ein Minimum an motorischer und sozialer Kompetenz auch vereinsmässig nicht viel gehen wird. Klar ist das Zusatzstress für alle Beteiligten: für Eltern, Schule, Horte etc. - Aber es lohnt sich, denn Kinder können schon weit mehr als der DFB uns glauben macht.
    Der Einzige Grund warum der DFB und unsere Regionalfussballverbände das Eintrittsniveau künstlich nach unten nivellieren liegt darin, dass sie auch Eltern, denen die motorisch, soziale Entwicklung ihrer Kids am Arsch vorbeigegangen ist, ebenfalls eine Chance auf Clubbeitritt einräumen wollten.
    Da bei uns aber die Aufnahmekapazität der Clubs sehr bald mal erschöpft war, hatte dies zur Folge, dass sich Eltern, die sonst vermutlich die sportichen Kompetenzen ihrer Kids vergammelt hätten, nun plötzlich begriffen haben, dass ihre Kind ganz schlechte Karten bekommen, wenn es sich nicht auf PeerLevel bewegen und sozial integrieren können.
    Klar bleiben so immer noch viele Kids auf dem selbern unterirdischen Level, wie ohne Fussball - aber auch nicht darunter.
    Andererseits werden nun - im Schnitt - bedeutend mehr Kids von ihren Eltern "bespielt" als früher - was im Schnitt - und ich denke das ist der alles entscheidende Punkt - dazu geführt hat - dass die durchschnittliche physische, psychische und soziale "Fitness" der Jüngsten - nicht nur wegen dem Fussballboom, aber auch - mindestens in den Schweizer Ballungszentren mit hohem Migrationsanteil signifikant gestiegen ist.

  • Nachtrag:
    Wie wäre es, wenn die Regionalfussballverbände die jahrgangsselektierten "G" und "F"-Jugend ihrer Clubs nicht künstlich nach unten nivellierten, sondern die Kids dieser Clubs, unabhängig von ihrem Jahrgang, lediglich gewisse Minimalanforderungen für die den Eintritt in die "G" und "F" erfüllen müssten!

    Einmal editiert, zuletzt von Fussballbaron ()

  • Fußballbaron, bei dir fehlt mir die soziale Komponente viel zu sehr. Gut, bei Euch geht es um die Leistung, hauptsächliches Ziel ist es, möglichst gut Fußball spielen zu können. Aber die eingetragenen Vereine haben doch auch eine andere, eine soziale Aufgabe. Diese nennt der DFB übrigens auch. Es geht eben darum, Kindern die Möglichkeit zu geben, die natürliche Freude an der Bewegung zu erleben, und sie Teil einer Gemeinschaft werden zu lassen. Es geht ausdrücklich nicht darum, sich in einem exklusiven, mit Eintrittsbarrieren versehenen Klub ausschließlich unter seinesgleichen zu bewegen. Natürlich muss sich jeder an die gemeinsamen Regeln halten und auch seinen Beitrag zum Gemeinwohl leisten. Natürlich sollte man sich auch darum bemühen, die verschiedenen Interessen der Mitglieder möglichst in Einklang zu bringen und dabei auch noch den Bedürfnissen der Einzelnen möglichst gerecht werden.


    Ich bin mir bei zweien meiner besten vier Spieler nicht sicher, ob sie es bei Euch geschafft hätten. Der eine war im Bambinialter noch sehr zurückhaltend und ist bei dem knäuelartigen Abschlussspiel zwar immer fröhlich am Rande mit gesprungen, hat aber nie den Ball berührt. Er entwickelte sich aber im Verlauf der F-Jugend zu einem wichtigen Spieler, brauchte aber dennoch bis zum Ende der F2 oder dem Anfang der F1, bevor er sein erstes Tor schoss. In der E-Jugend war er dann einer der wichtigsten, in der E1 der stärkste Spieler im Team. In unserer zu Saisonbeginn neu zusammen gestellten D-Jugendjungjahrgangsmannschaft gehört er wieder zu den stärksten vier Spielern, im Moment ist er von ihnen der insgesamt stärkste. Ein weiterer stieß erst in der F1 zu uns, damals lebte er mit seiner Mutter im Asylantenwohnheim, von ihm wird kein Mitgliedsbeitrag erhoben. Er hätte es finanziell bei Euch nicht geschafft, er hätte auch nie gefahren werden können, und seine Mutter konnte ihn auch sonst nicht in dem Maß unterstützen, wie es unsere übrigen Eltern tun. Aber er ist flink, geschickt, ausdauernd und unheimlich zweikampfstark.


    Wir hatten auch noch andere Spät- oder Quereinsteiger, die sich durchaus gemacht haben. Aber diese zwei sind meine besten Beispiele.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Ich sehe wie tobn das Problem, dass sich die Eintrittsbarriere zu immer jüngeren Jahren verschiebt. Fusballbaron, Du beschreibst, dass durch Eure Vorgaben alle Beteiligten "gezwungen" waren, sich sehr früh unterstützend um ihr Kind zu kümmern und das so das Niveau insgesamt angehoben wurde. Das halte ich für durchaus nachvollziehbar. Erkauft ist das aber andererseits mit Leistungsstress schon im Vorschulalter. Und zweitens (das ist weiterer Aspekt den tobn anspricht) lasst Ihr durch die frühe Selektion eine Menge potenzieller Leistungssträger liegen, nur weil diese zum Zeitpunkt Eurer Selektion noch nicht so weit waren. Offensichtlich könnt Ihr Euch das aktuell leisten, denn Ihr habt auch so ausreichend Nachfrage. Aber es könnte halt sein, dass Ihr zwar ein paar Pirmin Schweglers hervorbringt, aber den Messi aussondert...


    In Bezug auf die angehenden Leistungssportler wäre die Frage: Wann muss ein Spieler im LZ trainiert werden, wenn er sein Potenzial im Erwachsenenalter 100% ausschöpfen will? Im Bambinialter? Oder reicht das noch in der D oder C?


    Grüße
    Oliver

  • Fußballbaron, bei dir fehlt mir die soziale Komponente viel zu sehr. Gut, bei Euch geht es um die Leistung, hauptsächliches Ziel ist es, möglichst gut Fußball spielen zu können.



    tobn
    hier versteh ich dich nicht.
    wo ist den die soziale Komponente in den Leistungszentren, wo auf den Stützpunkten?


    die soziale Komponente ist in den kleinen sprich Dorfvereinen gefordert.


    Leistungsverein und Dorfverein sind doch 2 ganz verschiedene Angelegenheiten. In dieser Diskussion hier wird das aber ganz stark
    vermischt. Auch die Anforderungen an die jeweiligen Trainer sind doch wohl sehr unterschiedlich.


    mir wird hier alles zuviel in einen Pott geworfen.


    zum Glück haben doch Eltern, entsprechend ihrem eigenen Engagement und dem jeweiligen Talent ihres Kindes immer noch
    die Wahlmöglichkeit.


    Ausserdem ist doch wohl nicht so, dass die Fussballwelt, egal ob Schweiz oder in Deutschland, nur so von talentierten und zu höherem
    befähigten Talenten wimmelt. Die ganz grosse Masse ist jedoch in einem anderen Bereich anzusiedeln.
    die Einen kümmern und befassen sich mit der einen Gruppe, die anderen mit der anderen.


    gg

    • Offizieller Beitrag

    Insofern weichen ALLE mir bekannten Teams von obigem Leitgedanken ab. Sieht das bei Euch wirklich anders aus? Die Frage stelle ich unabhängig davon, was man für gut und richtig hält...Oder verstehe ich Deine Aussage falsch, Uwe?


    Das Zitat mit der F war ja ein Zitat aus einem Zitat, ich hatte das schon relativiert.


    Wir reden hier doch über Bambini (im Wesentlichen über 4-6jährige) und mindestens da darf es noch keine fußballspezifische Ausbildung geben.
    Dies ist schon allein der ganzheitlichen Ausbildung der Kinder geschuldet und kann einseitig auch gesundheitliche Schäden hervorrufen. Natürlich gibt es Vereine, die reine Spielstunden für Bambini anbieten. Leider sind es noch nicht genug, was aber kein Zeichen für die Richtigkeit der fußballspezifischen Ausbildung ist, sondern mangelndes Wissen über die körperliche und seelische Entwicklung von kleinen Kindern und die "Gier" der Erwachsenen nach richtigem Fußball.


    Vielleicht sollten sich die Befürworter des Fußballtrainings für Bambini einmal umschauen, was im KIndergarten oder in der Vorschule an sportlichen Aktivitäten angeboten wird. Natürlich können wir Kinder trimmen. Wenn ich es will, kann mein Kind auch schon lesen und schreiben, wenn es eingeschult wird. Irgendwie erinnert mich das hier an ein Thema über eine chinesischen Frau, das wir hier mal hatten. Die Kinder müssen nur richtig gefordert werden, dann sind sie zu Höchstleistungen fähig. Erinnert mich auch an eine Werbung, wo ein Kind, das hinter einem Bücherberg sitzt gefragt wird, was es später mal machen möchte, wenn es groß ist? Die Antwort: "..spielen"!


    Ja und es ist mangelnde soziale Kompetenz, denn LZ und Stützpunkte kommen sehr viel später. Außerdem hat soziale Kompetenz weniger mit Leistungsvermögen zu tun. Und natürlich haben Eltern die Wahl, aber muss mann überehrgeizigen Eltern sowas anbieten?

  • tobn
    hier versteh ich dich nicht.
    wo ist den die soziale Komponente in den Leistungszentren, wo auf den Stützpunkten?


    Dort ist sie eben nicht gegeben. Dort muss es sie auch nicht geben, weil es sich bei ihnen um exklusive Angebote handelt, die sich nur an einen kleinen Teil der Interessierten wendet. Fußballbaron propagiert aber doch sein System der frühren Selektion und verzichtet bewusst auf diejenigen Kinder, die nicht den Selektionskriterien entsprechen. Und gleichzeitig spricht er davon, dass durch die unbeschränkte Aufnahme von Kindern das "Eintrittsniveau künstlich nach unten nivelliert" werde. Er propagiert nicht nur für die LZ eine Beschränkung der Aufnahme, sondern sieht das für alle Vereine als sinnvoll an:


    Zitat von Fußballbaron

    Es ist aber - und hier komme ich eigentlich auf den Punkt - schon sehr erstaunlich, wie "weit" Eltern, Schule, Horte und andere Engagierte ausserhalb von Verein und Verbänden ihre 5 Jährigen schon bringen, weil sie sich bewusst sind, dass ohne ein Minimum an motorischer und sozialer Kompetenz auch vereinsmässig nicht viel gehen wird. Klar ist das Zusatzstress für alle Beteiligten: für Eltern, Schule, Horte etc. - Aber es lohnt sich, denn Kinder können schon weit mehr als der DFB uns glauben macht.
    Der Einzige Grund warum der DFB und unsere Regionalfussballverbände das Eintrittsniveau künstlich nach unten nivellieren liegt darin, dass sie auch Eltern, denen die motorisch, soziale Entwicklung ihrer Kids am Arsch vorbeigegangen ist, ebenfalls eine Chance auf Clubbeitritt einräumen wollten.


    die soziale Komponente ist in den kleinen sprich Dorfvereinen gefordert. Leistungsverein und Dorfverein sind doch 2 ganz verschiedene Angelegenheiten. In dieser Diskussion hier wird das aber ganz stark vermischt. Auch die Anforderungen an die jeweiligen Trainer sind doch wohl sehr unterschiedlich.


    Korrekt, LZ und Dorf- oder übrigen Verein sind verschiedene Angelegenheiten. Ich glaube nicht, dass die Anforderungen an die Trainer so sehr verschieden sind, aber darum geht es nicht. Es geht darum, dass Fußballbaron die Selektion, wenn auch auf niedrigerem Niveau als für LZ oder seine Fußballschulen, auch für die normalen Vereine empfiehlt. Und dem widerspreche ich entschieden.


    Ich bin übrigens, nachdem ich neulich hier gelernt habe, wie weit unten nach Meinung von Vielen der Leistungsbereich bereits los geht, auch der Meinung, dass es durchaus Vereine geben kann, die unter einem Dach sowohl Breiten- als auch Leistungssport betreiben. Im hier gerade behandelten Zusammenhang verhalten sie sich aber, so meine ich, nicht anders als reine Breitensportvereine, und ich würde ihnen auch empfehlen, im Kinderbereich rein breitensportlich zu agieren, und bewusst auch irgendwelche Regional- oder, noch extremer, Überregionalturniere zu verzichten. Da bin ich bei Don Quijote, der Leistungsdruck beginnt noch früh genug. Ich habe ja nichts dagegen, sich auch mal mit starken Gegnern zu messen. Aber im Kinderbereich möchte ich vor allem, dass sie Spaß am Spiel haben, und nicht völlig kirre sind, weil sie unbedingt mit zwei Toren Unterschied gewinnen müssen, um noch ins Finale zu kommen...


    mir wird hier alles zuviel in einen Pott geworfen. zum Glück haben doch Eltern, entsprechend ihrem eigenen Engagement und dem jeweiligen Talent ihres Kindes immer noch die Wahlmöglichkeit.


    Natürlich haben sie diese, das ist auch gut so. Ich richte mich ja auch nur dagegen, dass Fußballbaron meint, durch die Errichtung von Eintrittsbarrieren dem Kinder- und Jugendfußball einen Gefallen zu tun.


    Meine eigene Einstellung zu Leistungszentren ist ambivalent. Viele ihrer Aspekte missfallen mir eher, andererseits gibt es aber auch nicht sonderlich viele Vereine, zu denen ich Kinder bedenkenlos schicken würde. Eigentlich finde ich, dass der Leistungsgedanke im KiFu nichts verloren hat. Aber in dem durchschnittlichen LZ geht es wohl auch besser zu als in dem durchschnittlichen Verein, so mein Eindruck. Das macht LZn aber nicht zum Vorbild der Vereine. Stattdessen sehe ich als Ideal einen Verein, der es schafft, in einem altergerechten Rahmen allen seinen Spielern gerecht zu werden. Das geht erst ab einer gewissen Zahl an Kindern pro Jahrgang, die Dorfvereine, wie du sie aus deiner Umgebung kennst, hätten es damit schwer. Bei uns im Kreis gibt es auch eine gewisse Anzahl an kleinen Stadtteilvereinen, die oft nur mit Ach und Krach ein Team pro Jahrgang oder Altersstufe zusammen bekommen. Aber die beiden Vereine, für die ich tätig bin, haben dieses Problem nicht, schon gar nicht, wenn es dann in der D in die gemeinsame Kooperation geht. Man tut sich aber sehr schwer damit, die Schwächeren bei der Stange zu halten, weil die Leistungsmannschaften so sehr im Fokus zu stehen scheinen.


    Ausserdem ist doch wohl nicht so, dass die Fussballwelt, egal ob Schweiz oder in Deutschland, nur so von talentierten und zu höherem befähigten Talenten wimmelt. Die ganz grosse Masse ist jedoch in einem anderen Bereich anzusiedeln. die Einen kümmern und befassen sich mit der einen Gruppe, die anderen mit der anderen.


    Naja, ich denke, dass es schon auch in den Breitensportvereinen noch eine ganze Reihe von Spielern gibt, die ähnlich gut sind wie diejenigen, die in LZn spielen. Aber deren Bedarf an guten Spielern ist gedeckt, mehr brauchen sie nicht. Und es ist ja auch immer noch so, dass die Mehrzahl der Spieler, die in LZn spielen, später Fußball auch nur zum Hobby spielen werden. Die Breitensportvereine haben also sowohl talentierte als auch normalbegabte, und vermutlich noch den einen oder anderen minderbegabten Spieler dabei.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)


  • Das Zitat mit der F war ja ein Zitat aus einem Zitat, ich hatte das schon relativiert.


    Wir reden hier doch über Bambini (im Wesentlichen über 4-6jährige) und mindestens da darf es noch keine fußballspezifische Ausbildung geben.
    Dies ist schon allein der ganzheitlichen Ausbildung der Kinder geschuldet und kann einseitig auch gesundheitliche Schäden hervorrufen. Natürlich gibt es Vereine, die reine Spielstunden für Bambini anbieten. Leider sind es noch nicht genug, was aber kein Zeichen für die Richtigkeit der fußballspezifischen Ausbildung ist, sondern mangelndes Wissen über die körperliche und seelische Entwicklung von kleinen Kindern und die "Gier" der Erwachsenen nach richtigem Fußball.

    Danke für die Klarstellung, das kann ich so unterschreiben.


    Ja und es ist mangelnde soziale Kompetenz, denn LZ und Stützpunkte kommen sehr viel später.


    Wann ist "viel später"? Wann das LZ sinnvollerweise kommt, darüber haben wir ja schon öfters diskutiert. Mein Kleiner ist in der U10 ins LZ gewechselt. Ehrlich gesagt, bin ich immer noch unsicher, ob das die beste Entscheidung war. Sportlich war es das auf jeden Fall, ich sehe ja seine Entwicklung. Allerdings ist der Zeitaufwand schon sehr hoch, und das ist für einen 9 bis 10-jährigen schon sehr belastend.


    Grüße
    Oliver

  • Zitat guenter:

    Zitat

    zum Glück haben doch Eltern, entsprechend ihrem eigenen Engagement und dem jeweiligen Talent ihres Kindes immer noch die Wahlmöglichkeit.


    Leider haben die Kinder das Pech, dass Sie nicht selbst entscheiden können und ihnen hier auch die Kompetenz fehlt. Du weisst doch selbst, wie Eltern das "Talent" ihrer Kinder in der Regel einschätzen. Da ruft ein "grosser" Verein und die Kinder werden von den Eltern, die es sich leisten können hinchauffiert und wenn das Kind genommen wird, sehen sie schon den kommenden Star. Ob in dem Verein kindgerecht ausgebildet wird, können sie meist nicht einschätzen und vertrauen auf die "Kompetenz" des Vereins und seiner Trainer.
    Wenn ich Ausschlussgründe wie mangelnde Sozialkompetenz bei 5 - jährigen, oder Schlagworte wie Quadrantentraining, Unterbindung von Solodribblings (5-jährige) usw. lese, kommen mir Zweifel ...

  • Danke für die Klarstellung, das kann ich so unterschreiben.


    Da geht es mir genauso.


    Wann ist "viel später"? Wann das LZ sinnvollerweise kommt, darüber haben wir ja schon öfters diskutiert. Mein Kleiner ist in der U10 ins LZ gewechselt. Ehrlich gesagt, bin ich immer noch unsicher, ob das die beste Entscheidung war. Sportlich war es das auf jeden Fall, ich sehe ja seine Entwicklung. Allerdings ist der Zeitaufwand schon sehr hoch, und das ist für einen 9 bis 10-jährigen schon sehr belastend.


    Ich denke, es ist sehr schwer, das von außen zu beurteilen. Man muss ja sehen, wie es dem jeweiligen Kind geht, und außerdem muss man auch die Alternativen in Betracht ziehen. Bei Euch war es ja so, dass es im Heimverein nicht mehr lief, dass er zu sehr hervorstach und ihm der Fußball in seiner alten Mannschaft immer weniger Spaß machte. Ich kenne das von meinem eigenen Sohn (das ist derjenige, der in der Beschreibung oben zu G-Jugendzeiten immer schon neben dem Spielgeschehen her hüpfte), da war es in der E1 ähnlich. Er war so sehr alleiniger Leistungsträger in seinem Team (das Asylantenkind war in der anderen unserer zwei gemeldeten Mannschaften), dass er einfach zu viel auf den Schultern hatte. Gleichzeitig war er immer wieder begeistert, wenn er mal mit anderen, ähnlich starken Spielern zusammen spielen konnte, weil sie, ähnlich wie er, Laufwege des anderen antizipierten, sich gegenseitig in die Lücken schickten, Doppelpässe spielten, etc. Alles Dinge, zu denen die meisten seiner Mannschaftskameraden nicht in der Lage waren. Meine Frau meldete ernsthafte Bedenken an, weil unserem Sohn das Fußballspielen deutlich weniger Spaß machte, weil sich, obwohl er weiterhin toll spielte, immer öfter Frust breit machte. Dabei kann ich ihm, was sein Sozialverhalten und sein Verantwortungsgefühl anbelangt, überhaupt keinen Vorwurf machen, er war stets ein vorbildlicher Sportsmann und fairer Spieler. Er bekam auch von allen Seiten Anerkennung, immer auch von den gegnerischen Trainern. Aber das half alles nichts und verwirrte ihn vermutlich sogar eher noch zusätzlich, da es ja überhaupt nicht dazu passte, dass auf dem Platz so wenig klappte, dass er laufen und rackern konnte, wie er wollte, es wurde dennoch verloren. Und er gefühlte dreißig Mal seinen Mitspieler mit einem Zuckerpass in Szene setzte, aber nie etwas daraus wurde. Oder unzählige Male vergebens in die Lücke startete. Oder bei Ballbesitz immer vier Gegner gegen sich hatte, weil sich kein Mitspieler anbot. Das ist jetzt natürlich übertrieben, es gab auch Lichtblicke, aber solche Situationen gab es zur Genüge. Und dass das auf Dauer frustriert und zermürbt, kann ich absolut nachvollziehen, zumal er halt von seiner Art her recht ehrgeizig ist.


    Nun waren wir dann aber in der Situation, dass es anschließend in die Kooperation mit dem Nachbarverein ging und die Mannschaften neu gebildet wurden, erstmals mit dem Ziel der Leistungshomogenität. Seit er in der resultierenden, deutlich spielstärkeren Mannschaft ist, macht es ihm auch wieder viel mehr Spaß. Hätte es diese Option nicht gegeben, so hätten wir den Wechsel zu einer stärkeren Mannschaft ernsthaft in Betracht gezogen. Nicht, weil wir unser Kind in der Bundesliga spielen sehen wollen, sondern weil wir wünschen, dass er seinen Lieblingssport mit Freude treiben kann. Die entsprechenden Vereine hätten wir dann halt alle abklappern müssen, ich hätte da sicherlich auch einige Fragen zur Philosophie gestellt.


    Ich empfinde es schon als wünschenswert, dass Kinder in einer Umgebung spielen können, in der sie gefördert und gefordert werden, aber eben nicht überfordert. Unser Sohn konnte sportlich nicht entsprechend gefördert werden, psychisch wurde er teilweise ziemlich überfordert, so dass wir Eltern und ich als sein Trainer uns sehr bemühen mussten, um das einigermaßen abfangen zu können. Wie diese Umgebung am besten aussieht, kann durchaus unterschiedlich sein. Was mir, glaube ich, aber weniger passen würde, sind die teilweise langen Reisen, die einige Kinder- und Jugendmannschaften von Bundesligisten unternehmen, um dann gegen andere Bundesligisten zu spielen, inklusive des ganzen Prestiges, um das es dann dabei geht. Ohnehin kann ich mit dem ganzen Stolz und Prestige usw. nur sehr wenig anfangen. Natürlich ist man stolz, wenn man ein gutes Spiel gezeigt hat, und glücklich, wenn man viele gute Aktionen hatte. Aber dass Druck aufkommt, weil man einen bestimmten Verein repräsentiert oder weil es gegen einen bestimmten Gegner geht, das mag ich nicht. Auch eine Verlängerung der Spielzeit mag ich nicht, das ist wohl bei einigen Bundesligisten durchaus üblich.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Ich pflichte Karl auch bei, es sind oft ja nicht so sehr die Kinder als vielmehr die Eltern, die entscheiden, wo es hin geht. Bei Don Quijote bin ich mir sicher, dass das Wohl des Kindes den entscheidenden Ausschlag für den Wechsel ins LZ gegeben hat. Ich bin mir aber sicher, dass ich, wäre ich Vertreter eines LZ, so einige Eltern dazu bekäme, ihre Eltern zu mir bzw. zu uns zu schicken, wenn ich nur mit dem klangvollen Namen käme.


    Was die sportliche Entwicklung anbelangt, so bin ich der Ansicht, dass ein guter Vereinstrainer einen Spieler genauso fördern kann wie ein guter LZ-Trainer. Jedes Kind gibt sein eigenes maximales Tempo vor. Schade für Kinder ist es, wenn sie Trainer haben, die sie bremsen. Aber an ihnen zu zerren bringt nichts, genausowenig klappt das, wie der Versuch, Gras durch Ziehen daran zum schnelleren Wachstum zu bringen.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

    • Offizieller Beitrag

    Wann ist "viel später"? Wann das LZ sinnvollerweise kommt......... der U10 ins LZ gewechselt.


    Wann das ist? Keine Ahnung und hängt ja auch von sehr vielen Faktoren ab. Schon bei U10 ist das verglichen mit U6 schon fast nochmal ein ganzes Leben bei den Kleinen. Du kannst ja ein U10-Kind fragen, ob es das möchte, aber es kann die ganze Tragweite der Entscheidung doch gar nicht beurteilen. Das können doch nur die Erwachsenen und auch das Kind entsprechend, vielleicht sogar unbewusst beeinflussen. Zur Entscheidungsfindung gehört die objektive Betrachtung des Entwicklungsstandes des Kindes, die Psyche, die Belastbarkeit, die Persönlichkeit..., ob es gut Fußballspielen kann ist vielleicht die letzte Frage. Allein nach fußballerischen Qualitäten oder irgenwelchen sozialen Kompetenzen Kinder zu selektieren, halte ich für fahrlässig. Wir entscheiden ja auch in der schulischen Ausbildung nicht im Alter von 6 Jahren, ob das Kind zum Gymnasium kommt, oder bereiten es schon gezielt auf einen Beruf vor.

  • Uwes Meinung, dass das Kind in seiner Gesamtheit zu betrachten ist, kann ich mich uneingeschränkt anschliessen.


    @ tobn:


    Auch einem guten Vereinstrainer sind manchmal die Hände gebunden, wenn das Umfeld eine bestmögliche Förderung nicht zulässt. Das wird ja auch an Deinem eigenen Beispiel deutlich. Auch pushen sich in einer homogenen Mannschaft die Spieler schon gegenseitig zu immer besseren Leistungen. Deshalb machen Vereinswechsel oder Wechsel in ein LZ irgendwann schon Sinn. Wenn das LZ in der Nähe liegt, kann man sicher früher dorthin wechseln. Einem 5 bis 10 - jährigen aber z.B. eine unangemessene Fahrzeit zuzumuten oder dauerndem Leistungsdruck auszusetzen nur damit man evtl. sagen kann, - mein Kind spielt bei einem Bundesligisten, halte ich für grundsätzlich falsch.

  • Manchmal scheint es mir in diesen Diskussionen dass wir Fussballer hier uns viel zu wichtig nehmen und ganz vergessen dass wir nicht die einzigen sind die Sportangebote für 5 Jährige bieten.
    Primär denke ich, sollten es einmal die Eltern sein, die mit ihren Kids in diesem Alter Sport betreiben oder es zumindest schaffen ihrem Kind einen sozialen Rahmen zu schaffen, wo es mit anderen Kindern spielen und sich motorisch, kognitiv und sozial entwickeln kann. Können die Eltern das nicht, ist es nicht die Rolle des Fussballs hier in die Bresche zu springen.
    Die meisten anderen Sportarten, sei es Karate, Ski, Schweimmen etc. bieten - wenn überhaupt - für 5 Jährige meistens nur Angebote gegen Bezahlung und können sich entsprechend pädagogisch und fachlich geschulte Trainer leisten.
    Nur im Fussball haben wir das Gefühl, wir könnten immer gratis, weil wir glauben, dass auch unqualifizierte, selbstberufene und oft auch im beruflichen Werdegang oft zweifelhafte Hilfskräfte reichen, um den Kindern und Eltern das Vertrauen zu schenken, dass Fussball das richtige sei. Und klar müssen wir es gratis machen, denn wenn wir - wie in anderen Sportarten üblich - für die Vermittlung von Grundkenntnissen Geld verlangen müssten, hätten Eltern eine völlig andere Erwartungshaltung.
    Es kann nicht Aufgabe des Fussballs sein, sich primär um den "Restposten" der verbleibenden Kids zu kümmern, deren Eltern sich nichts anderes leisten können. Wieso ? Weil Eltern welche die Wahl haben meistens auch die Eltern sind die soziale Kompetenz, den stabilen familiären Rahmen genauso wie die zeitlichen und finanziellen Mittel mitbringen die ein Kind braucht welches sich auch über die D-Jugend hinaus weiter entwickeln möchte. Wenn wir aber mit unserer "JederKannMitmachen alles ist Gratis" Mentalität fast zwangshaft fussballerische Ghettos schaffen, dann ist für mich klar, dass wir "im Dorf" gerade diejenigen Kids verlieren, welche den Stellenwert und Geist des Fussballs am besten verkörpern könnten: Kids nämlich die sich selber, genauso wie ihre Eltern entwickeln wollen, lernen und an sich arbeiten wollen weil sie begriffen haben dass in der heutigen Zeit niemandem mehr was geschenkt wird, aber man das mit Fleiss, Ausdauer, Biss, Kreativität und viel Sozialkompetenz auch nicht nötig hat.
    Wenn Fussball zur reinen Almosenvergabe wird, zum Hort derjenigen, für die niemand Zeit hat, zur reinen Sozialinstitution etc. dann ist das nicht der Fussball, den ich mir für meine und für deren Kinder wünsche. Dafür gibt es Jugendprogramme, Kirchen, etc, die dafür nicht nur die finanziellen Mittel haben, sondern auch über entsprechend geschultes Personal verfügen, dessen "Dienstleistung" nicht am Endes des "Training" endet !

  • Ich habe eine andere Wahrnehmung der Wirklichkeit als Du, Fußballbaron.


    Manchmal scheint es mir in diesen Diskussionen dass wir Fussballer hier uns viel zu wichtig nehmen und ganz vergessen dass wir nicht die einzigen sind die Sportangebote für 5 Jährige bieten.


    Ich fühle mich hier nicht angesprochen. Mir ist sehr wohl bewusst, dass es auch andere Sportangebote gibt. Aber ich bin nun mal im Fußball unterwegs und will es da richtig machen. Wäre ich stattdessen in einer anderen Sparte aktiv, würde ich mich dort dafür einsetzen, dass es richtig läuft. Ich behaupte nicht, dass es nur im Fußball richtig oder besser läuft als anderswo, tatsächlich bin ich da insgesamt leider eher skeptisch, obwohl mit dem Bemühen des DFB um einen altersgerechten Kinder- und Jugendfußball und bspw. der FPL ja durchaus positive Tendenzen erkennbar sind. Ich kann mich aber tatsächlich darum bemühen, in dem Bereich, den ich beeinflussen kann, die Situation zu verbessern oder möglichst positiv zu gestalten. Und das ist mein vorrangiges Ziel.


    Primär denke ich, sollten es einmal die Eltern sein, die mit ihren Kids in diesem Alter Sport betreiben oder es zumindest schaffen ihrem Kind einen sozialen Rahmen zu schaffen, wo es mit anderen Kindern spielen und sich motorisch, kognitiv und sozial entwickeln kann. Können die Eltern das nicht, ist es nicht die Rolle des Fussballs hier in die Bresche zu springen.


    Was heißt denn "in die Bresche springen"? Der Fußballverein ist einfach in einer hervorragenden Lage, um eben entsprechende Angebote zu machen. Niemand will den Eltern die Kinder weg nehmen und zum Sport zwingen. Aber wenn Kinder und Eltern auf der Suche nach Angeboten zur körperlichen Bewegung suchen, ist es doch sinnvoll, ihnen auch ein Angebot zu machen, oder?


    Die meisten anderen Sportarten, sei es Karate, Ski, Schweimmen etc. bieten - wenn überhaupt - für 5 Jährige meistens nur Angebote gegen Bezahlung und können sich entsprechend pädagogisch und fachlich geschulte Trainer leisten.


    Bei uns im Ort ist das aber nicht der Fall. Ja, es gibt kommerzielle Kampfsportangebote. Karate wird bei uns aber auch im Verein angeboten, Schwimmen sowieso. Und einen Skiclub in Vereinsform gibt es auch. Die Trainer sind vermutlich fachlich qualifiziert, ob sie geschult sind, weiß ich aber nicht, da wäre ich sogar eher skeptisch. Ich erlaube mir, Deine Behauptung, bezahlte Trainer wären pädagogisch geschult, anzuzweifeln. Keiner der Trainer, die ich bisher in den mir bekannten Fußballschulen kennen gelernt habe, ist pädagogisch geschult, zumindest nicht in einem Maß, das über die Inhalte z.B. des Trainers C-Breitenfußball hinaus geht. Da habe ich, was die Pädagogik betrifft, bisher eine ähnliche Streubreite erlebt wie bei den Vereinstrainern. Die extremen Ausfälle nach unten vielleicht nicht, aber das sind ja glücklicherweise auch im Vereinsfußball die unrühmlichen Ausnahmen.


    Nur im Fussball haben wir das Gefühl, wir könnten immer gratis, weil wir glauben, dass auch unqualifizierte, selbstberufene und oft auch im beruflichen Werdegang oft zweifelhafte Hilfskräfte reichen, um den Kindern und Eltern das Vertrauen zu schenken, dass Fussball das richtige sei.


    Aha, also sind alle Autodidakten und ehrenamtlichen Trainer von vornherein ungeeignet? Und natürlicherweise den bezahlten Trainern unterlegen? Ich bitte Dich.


    Und klar müssen wir es gratis machen, denn wenn wir - wie in anderen Sportarten üblich - für die Vermittlung von Grundkenntnissen Geld verlangen müssten, hätten Eltern eine völlig andere Erwartungshaltung.


    Die Frage nach dem Preis des Vereinsfußballs ist eine andere, die hier im Forum bereits mehrfach diskutiert wurde. Darum geht es nicht. Es geht darum, dass Du befürwortest, nur Kinder im Verein Fußball spielen zu lassen, die im G-Alter bereits gewisse Voraussetzungen erfüllen. Und um den Rest mögen sich Andere kümmern, mit ihnen möchtest Du Dich jedenfalls nicht abgeben.


    Es kann nicht Aufgabe des Fussballs sein, sich primär um den "Restposten" der verbleibenden Kids zu kümmern, deren Eltern sich nichts anderes leisten können.


    Nein, das ist nicht Aufgabe des Fußballs alleine, es ist die Aufgabe der Vereine, die als eine ihrer ureigenen Eigenschaften die Gemeinnützigkeit beanspruchen.


    Weil Eltern welche die Wahl haben meistens auch die Eltern sind die soziale Kompetenz, den stabilen familiären Rahmen genauso wie die zeitlichen und finanziellen Mittel mitbringen die ein Kind braucht welches sich auch über die D-Jugend hinaus weiter entwickeln möchte.


    Kinder aus komfortablen Verhältnissen haben nicht aufgrund ihrer Herkunft automatisch eine höhere soziale Kompetenz als solche mit angespannterem Hintergrund. Ich war selbst auf einem elitären Gymnasium, glaube mir, ich kenne das Klientel, von dem du sprichst, ebenso wie ich mittlerweile Erfahrungen mit dem anderen Ende des Spektrums gemacht habe.


    Wenn wir aber mit unserer "JederKannMitmachen alles ist Gratis" Mentalität fast zwangshaft fussballerische Ghettos schaffen, [...]


    Deine Formulierungen lassen tief blicken...


    [...] dann ist für mich klar, dass wir "im Dorf" gerade diejenigen Kids verlieren, welche den Stellenwert und Geist des Fussballs am besten verkörpern könnten: Kids nämlich die sich selber, genauso wie ihre Eltern entwickeln wollen, lernen und an sich arbeiten wollen weil sie begriffen haben dass in der heutigen Zeit niemandem mehr was geschenkt wird, aber man das mit Fleiss, Ausdauer, Biss, Kreativität und viel Sozialkompetenz auch nicht nötig hat.


    Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir übereinstimmende Vorstellungen von Sozialkompetenz haben. Was den Verlust der talentierten Kinder in dünn besiedelten Gebieten anbelangt, so ist es doch, wenn ich guenter richtig verstehe, so, dass diese, wenn nicht auch die weniger begabten Spieler mit machen würden, überhaupt nicht Fußball spielen könnten, weil man eben gar keine Mannschaft zusammen bekäme, ohne mehrmals die Woche Fahrten im zweistelligen Kilometerbereich nur zum Training auf sich nehmen zu müssen, bei den Spielen wären es vermutlich häufig deutlich mehr.


    Wenn Fussball zur reinen Almosenvergabe wird, zum Hort derjenigen, für die niemand Zeit hat, zur reinen Sozialinstitution etc. dann ist das nicht der Fussball, den ich mir für meine und für deren Kinder wünsche. Dafür gibt es Jugendprogramme, Kirchen, etc, die dafür nicht nur die finanziellen Mittel haben, sondern auch über entsprechend geschultes Personal verfügen, dessen "Dienstleistung" nicht am Endes des "Training" endet!


    Ich bin sprachlos.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Muss gestehen, manches versteh ich auch nicht mehr, oder wir haben hier eine andere Bevölkerung.


    Worum geht es denn der grossen Masse, die zum Fussball kommt?
    Um bestmögliche Ausbildung, perefektioniertes Training, um den zukünftigen Beruf des 6jährigen,?
    ist es die Masse an Eltern, die alles ermöglichen, egal ob finanziell oder zeitlich, damit ihr Sprössling irgendwann vielleicht mal
    etwas höher spielt?
    Ist es die Masse an Kindern, die all das schon mal grundsätzlich mitbringen um überhaupt irgendeine Sportart
    erfolgreich machen können?


    Ich habs anders erlebt.


    die Masse der Eltern, wollen dass ihr Kind ein Hobby betreibt, möglichst mit seinen gleichaltrigen Freunden oder Klassenkameraden,
    wollen einen einigermassen vernünftigen organisatorischen und regelmässigen Ablauf.
    wollen, dass ihr Kind auch mal zu den Erfolgreichen (Gewinnern gehört) egal wie die persönliche Leistung dazu ist.
    Eltern wollen, dass ihr Kind mit Freunde ins Training geht und zufrieden heimkommt.
    Ist es die Masse, die es da interessiert wie das Training aufgebaut, welche fussballerische Qualität das hat.
    die Masse kann das doch gar nicht beurteilen.
    die letzten 15 Jahre hat mich weder ein Vorstandsmitglied noch ein Elternteil gefragt, welche Ausbildung ich als Trainer habe.
    interessiert die doch nicht. Es interessiert sie dass alles vernünftig abläuft.
    die Masse an Kindern bringen doch gar nicht die grundsätzlichen Vorraussetzungen mit, um auf einem wirklich höheren Niveau
    zu spielen.


    das ist die Masse, vielleicht etwas leicht übertrieben dargestellt, mir ging es um die Richtung.,


    Es gibt natürlich die Anderen, ich kenne sie auch, in Teilbereichen gehöre ich selbst auch dazu.


    wie hoch ist aber der Anteil zur Gesamtzahl?


    Teilweise wird hier aber so diskutiert, als sei das Verhältnis genau umgekehrt.
    als wimmele es nur von echt talentierten Kindern, zahlungswilligen Eltern, die auch den Durchblick beim Fussball haben, von
    Trainern, die in der bestmöglichen Ausbildung oberste Priorität ihrer Tätigkeit ansetzen.


    Wir bewegen uns hier im Breitensport, natürlich sind Einblicke auf die andere Ebene hochinteressant, aber es Darf doch nicht ausser Acht gelassen werden, dass diese andere Ebene nicht die Regel, sondern eher die Ausnahme im Vergleich zum Ganzen ist.


    Der DFB hat erkannt, dass man beides braucht, die Einen um Erfolg zu haben, die Anderen um die Mitgliederzahlen hochzuhalten.
    deshalb wird ja auch die Pyramide verwendet, sowohl bei den Leistungsansprüchen, wie auch bei der Trainerausbildung.


    Hier hab ich oft das Gefühl, dass die Pyramide allzuoft auf den Kopf gestellt wird.


    gg

  • Erkauft ist das aber andererseits mit Leistungsstress schon im Vorschulalter

    Wenn ich euch hier so lese habe ich oft das Gefühl, dass Leistung auch immer gleich Leistungsstress bedeuten muss.
    Das Gegenteil ist der Fall. Die Kids in unserem Club, genauso wie diejenigen in unseren Partnervereinen und nicht zuletzt meine beiden Söhne haben Spass daran auch mal körperlich gefordert zu werden und mit ihren Kollegen an der Leistung gemessen zu werden. Hätten sie diesen Spass nicht, wären sie am falschen Ort!
    Stress sehe ich meistens nur an Turnieren wo auch "Dorfclubs" teilnehmen mit Kindern die weder Anstand noch Fairplay kennen, keine Ahnung von Fussball haben aber dafür umso mehr von ihren Ellbogen, Spielintelligenz reziprok zur Torforderung von Trainer und Eltern steht etc.
    An den internationalen Turnieren der Leistungsvereine gibt es wenig Wutanfälle, kaum weinende Kids, keine auslippenden Eltern, brüllenden Trainer oder sonst was was nur im entferntesten an Stress erinnert oder Stress erzeugt.
    Ich persönlich halte eure Wahrnehmung von Leistungsstress für blosse Erfindung und Entschuldigung für das Unvermögen vieler Trainer ihre Kinder auch ohne Stress zu Leistung zu motivieren.
    Ein geschulter Trainer weiss dass Stress sowohl Entwicklung als auch Leistung hemmt. Deshalb ist es absolut naiv zu glauben, dass ausgebildete Sportpädagogen (die es praktisch nun mal für gratis nicht gibt - es sei denn er springt als Vatertrainer ein) sich selber ihre Arbeit zunichte machten, indem sie ihre Kinder stressen.
    Common: Leistungsstress im leistungsorientierteren Fussball ist - mindestens was qualifizierte Trainer betrifft - ein Märchen. Das wäre, rein von der Logik her, etwa so, als würde jemand behaupten Topvereine liessen ihre Kinder verdursten !
    Bei den Eltern sieht es natürlich anders aus. Aber dort ist das ein grundsätzliches Problem , welches zwar auch den Fussball betrifft, aber nicht das Problem des Fussballs ist noch sein kann.