Rotation - Klar, aber in welchem Maße?

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  • Moin,


    Auslöser für diesen Thread waren einige Beiträge aus dem Nachbarthread.


    Zitat

    2 oder 3 Spiele hintereinander auf der gleichen Position. Dann mit ihm im Training kurz ein paar Dinge angesprochen. Meinetwegen Rechtsfuß spielt auf rechts außen und versucht ständig mit seinem starken Fuß rechts vorbei zu kommen. Habe ihm dann geraten, gerade seinen schwachen Fuß im Training zu benutzen und zu trainieren um mehr Alternativen im Spiel zu haben. Im nächsten oder übernächsten Spiel konnte er dann das anwenden oder aber zumindest versuchen. Also Prinzip: Fehler auf der Position machen, Alternativen oder Tipps geben, im Training festigen und dann beim nächsten Spiel unter gleichen Voraussetzungen (= selbe Position ) ausprobieren

    Zitat

    Danke,
    Steini, für den sehr eindrucksvollen Bericht! Interessant finde ich vor allem Dein Vorgehen in Bezug auf die Rotation, d,h, feste Positionen für 2 oder 3 Spiele, dann rotieren. Das habe ich oft viel häufiger rotiert, meist sogar in der Halbzeit. Aber damit habe ich meine Spieler vermutlich überfordert. Das würde ich heute anders machen.


    Grüße
    Oliver


    Meine Fragen: Wie rotiert ihr? Während des Spiels? In der Halbzeit? Jedes Spiel? So wie Steini über 2-3 Spiele oder gar in noch größeren Intervallen?
    Trennt ihr zwischen Abwehr und Angriff, d.h. wird hinten weniger rotiert als vorne?
    Bildet ihr "Blöcke", z.B. feste Dreierreihen, die über Wochen zusammen bleiben und zusammen ein- und ausgewechselt werden?
    Orientiert ihr euch an der Gegnerstärke?
    Wo liegt der goldene Mittelweg zwischen Routine, Stabilität und Sicherheit auf der einen und flexibler Ausbildung auf der anderen Seite?
    Was ist wirklich kindgerecht und bietet sowohl Spaß am Spiel als auch bestmögliche Förderung?
    Welche Rolle spielt dabei das Alter?


    Gruß, Christoph

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • Hallo Christoph,


    ich rotier für gewöhnlich von Spiel zu Spiel. Bei einer Position mache ich da eine Ausnahme, dem Torspieler. Hier haben wir (ich habe zwei Teams) zwei Spieler, die besonderes Interesse daran haben im Tor zu sein. Diese spielen ca. die Hälfte der Spiele im Tor, den rest draußen.


    Dabei stelle ich mich auch auf den Gegner ein, jedoch nur bei deutlichem Leistungsunterschied zu uns. Ist der Gegner viel schwächer, versuche ich (schon allein um das Ergebnis im Rahmen zu halten) jeden auf einer ganz ungewohnten Position einzusetzen, bei stärkeren eben auf der "Sahne"position. Wir spielen 4+1TS, da sind die Unterschiede zwischen den Positionen gerade im Mittelfeld aber nicht so gravierend.


    Routine sehe ich hier als noch nicht wichtig an, denn es geht ja darum sich an Neues zu gewöhnen und eine gewisse Spielintelligenz zu entwickeln, Routine wäre hier eher kontraproduktiv.


    So mache ich es und es herrscht allgemeine Zufriedenheit. Ist es die bestmögliche Förderung? Keine Ahnung!


    gruß
    dinazen

  • Wie rotiert ihr? Während des Spiels? In der Halbzeit? Jedes Spiel? So wie Steini über 2-3 Spiele oder gar in noch größeren Intervallen?
    Wir haben meist in der Halbzeit rotiert. Das lag vor allem auch daran, dass ich eigentlich fast nur Stürmer in der Mannschaft hatte :), die es mir nur schwer verziehen, wenn ich sie nicht wenigestens eine Halbzeit vorne aufgeboten habe..


    Trennt ihr zwischen Abwehr und Angriff, d.h. wird hinten weniger rotiert als vorne?
    Nein, ich habe im 3:3 jeweils vorne und hinten gleich viel rotiert.


    Bildet ihr "Blöcke", z.B. feste Dreierreihen, die über Wochen zusammen bleiben und zusammen ein- und ausgewechselt werden?
    Nein, habe ich nie gemacht.


    Orientiert ihr euch an der Gegnerstärke?
    Nein, auch das habe ich beim rotieren nicht gemacht.


    Wo liegt der goldene Mittelweg zwischen Routine, Stabilität und Sicherheit auf der einen und flexibler Ausbildung auf der anderen Seite?
    Was ist wirklich kindgerecht und bietet sowohl Spaß am Spiel als auch bestmögliche Förderung?

    Wie im Eingangsthread ja schon zitiert: Mir erscheint die Vorgehensweise, 2 bis 3 Wochen einigermaßen konstante Positionen zu haben plausibel. Wir hatten oft Probleme durch die Rotation. Die Jungs brauchen ja jeweils ein paar Minuten, um sich an die neuen Aufgaben zu gewöhnen. Da haben wir dann oft ruck-zuck ein paar vermeidbare Gegentore kassiert. Ist egal. ich weiss, aber zeigt dennoch, die Situation. Mir geht es dabei weniger darum, dass sich eigespielte Blöcke bilden (das traue ich der F-Jugend ohnehin noch nicht so recht zu), sondern vielmehr, dass die Stürmer ihre Rolle annehmen und die Verteidiger ebenso. Es macht eben einen Unterschied, ob ich als letzter Mann in eine Zweikampf mit dem Ballführenden einsteige oder als Stürmer. Ich habe wegen der häufigen Rotation die Jungs auch nie gezielt auf ihre Aufgabe im Spiel vorbereitet. Wenn man nur alle 3 Wochen rotiert, kann man ja in den 3 Wochen die Verteidiger udn Stürmer jeweils auf diese Rolle intensiv schulen (und die nächsten 3 Wochen dann anders herum).


    Die "Gefahr" bei der mehrwöchigen Konstanz sehe ich darin, dass die Rotation an sich jeweils neu erkämpft werden muss (so nach dem Motto "klappt doch gut die letzten Wochen, warum willst Du die gerade eingespielte Mannschaft jetzt wieder durcheinander würfeln?"). Das ist leichter zu verkaufen, wenn man ohnehin permanent rotiert.


    Welche Rolle spielt dabei das Alter?
    Eigene Erfahrungen habe ich mit der F-Jugend-. Im Sinne der Ausbildung würde ich das zumindest bis in die E, wenn nicht in abgeschwächter Form auch in der D noch machen.


    Grüße
    Oliver

  • Mache es ähnlich wie Don:

    Wie rotiert ihr? Während des Spiels? In der Halbzeit? Jedes Spiel? So
    wie Steini über 2-3 Spiele oder gar in noch größeren Intervallen?
    Trennt ihr zwischen Abwehr und Angriff, d.h. wird hinten weniger rotiert als vorne?

    Etwa Mitte der Halbzeit kommt der erste raus. Der wird dann nach ein paar Minuten an anderer Position wieder eingesetzt. Meist wechselt er dann zwischen den Mannschaftsteilen. (Wir spielen 3:3)



    Bildet ihr "Blöcke", z.B. feste Dreierreihen, die über Wochen zusammen bleiben und zusammen ein- und ausgewechselt werden?
    Nein, s.o.



    Orientiert ihr euch an der Gegnerstärke?
    Schon. Ich versuche größere Debakel zu verhindern, genauso wie zu hohe Siege. Das ist wahrscheinlich nicht ganz KiFu-konform.



    Wo liegt der goldene Mittelweg zwischen Routine, Stabilität und
    Sicherheit auf der einen und flexibler Ausbildung auf der anderen Seite?


    Was ist wirklich kindgerecht und bietet sowohl Spaß am Spiel als auch bestmögliche Förderung?


    Welche Rolle spielt dabei das Alter?
    Ich versuche zwar, die Kinder vielseitig einzusetzen, vermeide es aber, Zwang auszuüben. Wir haben ein sehr guten Fussballer, der es aber gerade bei starken Gegnern mit der Angst zu tun bekommt. Dann wird er eben auf seiner Lieblingsposition eingesetzt, um ihn nicht noch mehr zu verunsichern. In einer entspannteren Situation, spielt er dann wieder woanders. Beim Alter finde ich den Ansatz von Don gut, bin aber noch nicht in der Situation.

  • Mahlzeit,


    danke für eure Antworten.


    Bei uns war Rotation in der Bambini-Zeit überhaupt kein Problem. Ich habe mehrfach im Spiel die Kinder auf verschiedene Positionen gestellt. Damit kamen die Jungs auch ganz gut klar. Man konnte eigentlich alle überall spielen lassen, was mit Sicherheit auch daran lag, dass wir zu großen Teilen ohne Grundaufstellung und Positionen gespielt haben.


    Jetzt habe ich auf dem größeren F-Jugend-Feld eher den Eindruck, dass die Kinder durch zu viel Rotation verunsichert werden und hinter ihren Möglichkeiten bleiben. Ich bin da noch nicht ganz sicher, welcher Weg der Richtig ist. Da müssen wir die nächsten Wochen abwarten und testen.



    Bei uns kristallisiert sich aber ein andere Problem heraus. Wir haben derzeit zwei, drei Kandidaten, die defensiv fast gar nix mehr machen, vorne stehen blieben und nicht umschalten. Die Wege sind einfach zu weit geworden. Sie warten lieber auf Bälle, bieten sich dazu wenig an und haben kaum Interesse daran, der Mannschaft bei der Balleroberung/Verteidigung zu helfen.


    Diese Spieler sind seid jeher bekannt dafür, viel alleine zu machen (was wir gemäß der KiFu-Regeln nie unterbunden haben). Hinzu kommen noch Differenzen/Missstimmungen/Reibereien zwischen uns und deren Eltern und Aussagen der Kinder, dass ihnen Fussball nicht mehr so viel Spaß macht (nicht uns gegenüber, sondern aus zweiter Hand vernommen).


    Meiner Meinung nach sind die Kinder durch die vielen Tore in der Bambini-Zeit verwöhnt und sind nicht bereit für "Arbeit", die nicht direkt mit Tore schießen zu tun hat. Bei uns ist es derzeit so, dass die Abwehrspieler zur "Belohnung" durchspielen können (in der Halbzeit stellen wir meist um) und die offensiven Spieler rotieren. Die "Problemfälle" wollen aber trotzdem nicht hinten spielen und wenn, dann müssen sich ständig ermahnt werden, nach offensiven Aktionen wieder umzuschalten bzw. die Position zu halten.


    Dieses Verhalten zeigen sie auch immer mehr im Training, wo wir natürlich ohne Positionen und mit kleinen Mannschaftsstärken spielen. Ich bin es langsam auch leid, die Kinder immer wieder daran zu erinnern bzw. in Besprechungen darauf hinzuweisen. Ich weiß auch nicht, wie lange das die anderen Kinder noch ohne Murren mitmachen, schließlich merken auch sie früher oder später, dass die Mannschaftsleistung leidet und/oder sie viel Zuarbeiten müssen ohne selbst direkt davon zu profitieren.


    Was also tun? Macht es Sinn, die drei "Experten" mal zusammen nach hinten zu stellen, bei zu offensivem Spiel kein Ton zu sagen und die Mannschaft so ins Verderben laufen zu lassen? Oder muss man einfach Geduld aufbringen (wobei ich das Gefühl habe, dass die Situation von Woche zu Woche schlimmer wird).


    Gruß, Christoph

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • @Schimi


    Kommt mir bekannt vor. Meine zwei Kandidaten haben sich jedoch was das betrifft wesentlich verbessert. Ganz weg ist es jedoch immer noch nicht. Hab also Geduld. Ich gehe jetzt mal davon aus, dass sie nicht gesundheitliche Probleme haben und ihnen schlicht nicht nur die Puste fehlt.


    Ich habe damals, nachdem Gespräche und auch die Kritik der Mitspieler ( und die wird mit zunehmendem Alter immer lauter ) nichts geholfen hatten, eine spezielle Form der Rotation gewählt. Die hört sich auf den ersten Blick hart an, hat aber geholfen. Ich habe diesen beiden Spielern gesagt, dass immer nur einer von beiden spielt. Erwische ich einen beim Faulenzen vorne und die Mitspieler rackern sich ab, kommt er sofort raus und der andere spielt. Bei ihm dann dasselbe. Das ging zu Anfang tatsächlich im 5 Minutentakt. War nicht nur für sie nervig :rolleyes: Nach einiger Zeit reichte dann ein kurzer Blick von mir und sie spurteten nach hinten. Die Wechselintervalle und auch die Einsicht für den Grund der Maßnahme wurden im Lauf der Zeit immer größer.


    Vielleicht ist das ja auch was für Dich.

  • Nabend,


    danke für die Antwort, Steini.


    Das klingt auf jeden Fall nach einer Alternative, wobei ich diese extreme Maßnahme derzeit (noch?) scheue. Das würde die angespannte Situation zwischen Eltern, Kindern und Trainer vielleicht weiter anheizen.


    Mich würde mal interessieren, was die vehementen Verfechter des KiFu für Lösungsansätze haben?
    Schließlich ist das Verhalten zum einen eine Folge der Forderung nach Dribbling, Kreativität, Eigenständigkeit und wenig fremdsteuern, zum anderen stösst man an die Grenzen der Rotation (wenn Kinder in der Abwehr einfach nicht spielen wollen bzw. die Mannschaft dort im Stich lassen).


    Ich hatte auch schon überlegt, alle Kinder einfach mal wieder frei spielen zu lassen (alle greifen an, alle verteidigen), wobei ich wenig Hoffnung habe, dass sich gerade bei den "Experten" dadurch etwas ändert.


    Eigentlich erreicht man in der Pädagogik doch am meisten, wenn die Kinder am eigenen Leib erfahren, was die Folge ihres Fehlverhaltens ist. Also müsste man die "Experten" doch einfach mal die komplette Verantwortung für die Defensive geben, oder?


    Gruß, Christoph

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • Schimanski, dein Vorhaben mit der Defensivverantwortung für die unbelehrbaren Kids ist an sich verständlich.


    Allerdings lässt du die anderen, defensiv zuverlässigen Kinder, durch diese Radikalmaßnahme mitleiden, deshalb wäre das für mich ein No-Go.


    Der Vorschlag von Steini erscheint mir bisher am vernünftigsten, obwohl er natürlich auch sehr hart ist.


    Schwierige Sache das Ganze, beim ersten Spieltag in der F-Jugend vor 2 Wochen gabs bei uns auch praktisch keine Defensive, nur unserem Torwart war zu verdanken, dass bei 5 Mal alleine aufs Tor zulaufen der Gegner nur ein Tor zustande kam.


    Danach haben wir intensiv mit den Kids geredet, dass zum Fußball auch die Verteidigung gehört, und vor allem betont, dass es dem Torwart gegenüber unfair sei, ihn im Stich zu lassen...


    Ich hoffe, du kannst das Problem lösen, zumal deine Prinzipien wirklich 1a sind (Ich schau immer wieder auf eure Webseite ;) ).


    "Gerade im Fußball passieren in schöner Regelmäßigkeit Wunder."

  • Mich würde mal interessieren, was die vehementen Verfechter des KiFu für Lösungsansätze haben?

    Hallo Christoph,
    ob ich zur Gruppe der "vehementen Verfechter des KiFu" gehöre, sei mal dahingestellt :). Das Problem kenne ich. Ein Patentrezept habe ich leider auch nicht. Was ich in F2 und F1 probiert habe (bin ja aktuell kein Trainer mehr) ist folgendes:

    • Diese Spieler bewusst hinten spielen lassen (gab viel Gemaule). Das Problem dabei ist, dass das für die Mannschaft wirklich hart ist, wenn diese Spieler dann ihre Verteidigungsaufgaben vernachlässigen. Da kassiert man ratzfatz 2 oder 3 schnelle Gegentore. So kriegen alle zwar mit, welche Folgen das Fehlverhalten hat, aber erstens macht das schlechte Stimmung, zweitens werden die Löcher in der Abwehr dann oft von Spielern gestopft, die eigentlich vorne spielen sollen, die sich aber dem Mannschaftserfolg mehr verpflichtet fühlen. Und dritttens ist man als Trainer dann immer wieder in der Rolle, dass man den Spielern Anweisungen von außen gibt ("geh wieder nach hinten", "nicht vorne stehen bleiben"), was man ja im Sinne des freien Spiels auch nicht machen will. Alles in allem ist mein Eindruck, dass man das im Spiel nur sehr eingeschränkt vermitteln kann. Man kann lediglich die Folgen sehen und in der Nachbesprechung die Probleme ansprechen.


    • Im Training haben wir viele Spiele gemacht, die Angriff und Abwehr gleichermaßen fordern. Z.B. Tor des Gegners zählt doppelt, wenn nicht alle Spieler mind. in die eigene Hälte zurück gekommen sind. Oder einfach 1:1 Championsleague (mehrere Felder mit Auf-/Abstieg). Da war einer meiner besten Dribbler mal völlig verzweifelt, weil er (wegen seiner mangelnden Defensivarbeit) nach ganz unten durchgereicht wurde. Leider hat selbst das bei ihm nicht dazu geführt, dass er sein Verhalten grundlegend geändert hat.

    Wie gesagt, ich habe kein Patentrezept. mein Ansatz war, den Spieler vorrangig im Training mit entsprechenden Übungen/Spielformen zu vermitteln, dass jeder Spieler defensive und offensive Aufgaben hat. Steinis Vorschlag oben ist hart, aber vielleicht wirklch eine Idee wert. Denn die Spieler müssen begreifen, dass sie der Mannschaft massiv schaden, selbst wenn sie vorne 2 oder 3 Tore schiessen (und sich dafür gerne feiern lassen).


    Grüße
    Oliver

  • Danke für eure Wortmeldungen.


    Eure Schilderungen und Ideen decken sich mit meinen Erfahrungen bzw. Gedankengängen. Irgendwie stößt man da an die Grenzen des KiFu, zumindest wenn man sie zum Dogma erhebt.
    Die Trainingsformen mit dem Umschalten (Tore zählen doppelt/dreifach wenn die Mannschaft nicht komplett in einer Spielhälfte ist) haben wir auch schon mal gemacht. Vielleicht sollte man das öfters spielen (wobei ich gerade im Abschlußspiel der Meinung bin, dass die Kinder möglichst viele Freiheiten bekommen sollten).


    Auch 2:2 in Turnierform spielen wir regelmäßig. Letztens habe ich eine der "Experten" zu meinem Sohn gestellt. Die beiden ersten zwei Spiele haben sie super zusammen gespielt und die Gegner beherrscht. Dann kippte die Stimmung weil der "Experte" einmal nicht angespielt wurde. Er stellte daraufhin das Laufen und die Defensivarbeit ein. Die Mannschaft bekam dann natürlich viele Tore und verlor. Mein Sohn weinte schließlich und beschwerte sich bei mir und dem Mitspieler. Den "Experten" ließ das alles relativ kalt. Ihm waren die Niederlagen relativ egal, er war jetzt beleidigt. Also irgendwie der ganz normale Kinderfussball-Wahnsinn :D


    Vielleicht kennt ja jemand noch ein Spielform für F-Jugendliche, die das defensive Umschalten fördert. Die Tschechenrolle haben wir schon zweimal probiert, aber mein Eindruck ist so gewesen, dass man da hauptsächlich das offensive Umschalten schult und das defensive Nachsetzen (Pressing, Ballzurückeroberung) sogar unterbindet.
    Mit dem offensiven Umschalten haben wir nämlich überhaupt keine Probleme. Gerade weil wir nie Ausputzer gezüchtet haben und die spielstarken Kinder derzeit vermehrt hinten spielen, legt die Mannschaft eigentlich immer kollektiv den Vorwärtsgang ein.


    Gruß, Christoph

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • Ich muss zwischen der letzten Saison unterscheiden (E1-Jugend, E7), als ich alleine am Rand stand, und dieser (D2-Jugend, D9), in der ich einen Mittrainer habe, mit dem ich Ein- und Auswechslungen abstimme. Ich hatte und habe nahezu ausschließlich Spieler des Jahrgangs 2001.


    Wie rotiert ihr? Während des Spiels? In der Halbzeit? Jedes Spiel? So wie Steini über 2-3 Spiele oder gar in noch größeren Intervallen?
    E7: Sowohl während des Spiels als auch in der Halbzeit. Wir spielten 3-3, es gab ein paar Spieler, die darin alle Positionen bekleiden konnten und durften, einige setzte ich hingegen nur außen ein, zumindest hinten. Wichtigste Position war die hintere zentrale, der Spieler dort musste ja quasi unser Spiel zusammen halten, ähnlich wie es auf dem großfeld das defensive Mittelfeld ist. Für diese Position hatte ich vier Kandidaten (von neun Spielern im Team). Auf den übrigen fünf Positionen wurde jeder mal eingesetzt, wobei ich einen Spieler hatte, der etwas mehr vorne zentral spielte, und einen, den ich nach einem Gespräch mit ihm nur noch hinten außen spielen ließ. Ersterer war unser Mannschaftsküken, ein junger 2002er, der selbst für sein Alter klein war, und für den die Defensive gegen ein Jahr ältere und zumeist einen Kopf größere Gegenspieler entsprechend schwierig war. Der andere Spieler hatte drei Jahre mit dem Fußball ausgesetzt und war von einem anderen Verein gekommen, wo es ihm nicht gut ergangen war. Er war technisch völlig hinten dran und in der Offensive gelang ihm daher leider nur sehr wenig, er agierte dort auch unheimlich nervös. Also suchte ich das Gespräch mit ihm, in dem er dann sagte, ihm wäre es lieber, wenn er nur hinten spielen dürfe. Alle anderen meiner Spieler war es lieber, wenn sie offensiv sein durften. Im Tor haben wir meistens von Halbzeit zu Halbzeit rotiert, so dass jeder Spieler im Verlauf der Saison zumindest eine Halbzeit im Tor verbracht hatte. Einigen machte die Aufgabe im Tor mehr Spaß als den anderen, sie hatten am Ende bis zu fünf oder sechs Halbzeiten im Tor verbracht.


    Ich versuchte also, die Fähigkeiten und Interessen der Spieler mit dem Gedanken der Rotation auf allen Positionen in Einklang zu bringen. Das klappte, wie ich meine, eigentlich ganz gut. Zumindest bin ich der Meinung, dass die Mannschaft (und auch die Eltern) die Rotation am Ende als sinnvoll und auch gerecht empfand.


    D9: In dieser Saison rotieren wir bisher weniger, als ich es in der letzten Saison tat. Das hat mehrere Gründe:

    • Mein Mittrainer ist ergebnisorientierter als ich und der Rotation gegenüber noch skeptisch eingestellt
    • Bis auf meine alten (fünf von sechzehn im jetzigen Kader) sind unsere Spieler die Rotation nicht gewöhnt, so dass die gewohnheitsmäßigen Stürmer noch überhaupt keine Lust haben, in die Defensive zu wechseln. Außerdem interpretierten sie zumindest zu Saisonbeginn die Offensiv- und Defensivpositionen noch sehr ausgeprägt, d.h. diejenigen, die sich als Stürmer fühlten, beteiligten sich überhaupt nicht an der Defensivarbeit, die Abwehrspieler blieben nur hinten stehen. Das bessert sich inzwischen zwar unter intensivem Coaching-Einsatz, aber eine radikale Rotation würde erst einmal das Gefüge deutlich stören.
    • Im D9 gibt es mehr Positionen als im E7 (zumindest, wenn man in letzterem 3-3 spielt) und die Aufgaben werden auch spezifischer. Es gilt zwar immer noch die Devise, dass die Mannschaft gemeinsam angreifen wie verteidigen soll, die Methodik dazu ist aber auf den unterschiedlichen Positionen differenzierter als im 7er-Fußball, zumal D-Junioren auch zu mehr taktischen Verhaltensweisen fähig sind als E-Jugendliche.


    Ich strebe durchaus an, dass alle unsere Spieler sich auf fast allen Positionen zurecht finden können. Allerdings halte ich einen etwas behutsameren Weg als in der E-Jugend für angebracht, vor allem, weil ein Großteil der Spieler eben noch nicht so vielfältig eingesetzt wurde, wie es die meisten Spieler schon waren, als ich die Rotation zum festen Bestandteil der Aufstellung in Pflichtspielen machte.
    Jetzt haben wir einen festen Torhüter, er ist auch als Torhüter am DFB-Stützpunkt. Die übrigen Spieler sind zwar auch im Training alle abwechselnd im Tor, er spielt im Training auch auf dem Feld, aber in den Pflichtspielen ist eigentlich nur er im Tor. Als er einmal nicht konnte, hat mein Mittrainer den Ersatzkeeper der D1 ausgeliehen, was für ihn eigentlich ganz gut war, da er in seiner Mannschaft wohl nur ganz selten zum Zuge kommt.


    Trennt ihr zwischen Abwehr und Angriff, d.h. wird hinten weniger rotiert als vorne?
    E7: Nein, da gab es keine großen Unterschiede. Ich hatte aber ohnehin nur einen Kader von maximal neun Spielern, da wir zwei Mannschaften gemeldet hatten, davon waren selten alle da, insofern musste ich ohnehin während der Spiele recht freigiebig wechseln. Ich habe oft auch Spieler im Spiel zwischen vorderer und hinterer Reihe wechseln lassen, weil sie ja vorne mehr laufen müssen. Wenn sie fertig waren, kamen sie nach hinten. Das gefiel eigentlich allen ganz gut so.


    D9: Ja, vorne wechseln wir deutlich mehr aus als hinten. Am stabilsten sind dabei häufig die Innenverteidiger. Dafür spielen sie auch am ehesten durch.


    Bildet ihr "Blöcke", z.B. feste Dreierreihen, die über Wochen zusammen bleiben und zusammen ein- und ausgewechselt werden?
    E7: Das ging gar nicht, weil unser Kader so klein war. Ich hatte oft keinen, ebenso oft nur einen und eher selten mal zwei Auswechselspieler.


    D9: Im Moment haben wir noch eine Hauptposition für jeden Spieler, fast jeder hat noch eine Zweitposition. Dabei spielt die Seite keine Rolle, wir haben also, da wir ein 4-3-1 spielen, die Positionen: TW, IV (2x), AV (2x), ZM, MA (2x), ST. Ich fände es gut, wenn jeder unserer Spieler auf drei, wenn nicht vier dieser Positionen gut zurecht käme.


    Orientiert ihr euch an der Gegnerstärke?
    Auf jeden Fall. Wichtig für die Stabilität des Teams ist das defensive Zentrum, also bei der von mir gewählten Aufstellungen im E7 der hintere, zentrale Spieler, und im D9 das Team aus IV und ZM. Im E7 habe ich gegen die stärksten Teams drei defensiv recht starke Spieler nach hinten gestellt, meinen stärksten hingegen als zentralen Offensivspieler aufgestellt, da er bei uns mit Abstand die größte Torgefahr ausstrahlte und außerdem auch nach hinten arbeitete. Gegen mittelstarke Gegner habe ich versucht, zwei von den vier Defensivstärksten hinten zu haben. Und gegen schwächere reichte einer. Zwischen diesen habe ich dann mal während des Spiels, mal von Spiel zu Spiel rotiert.
    Im D9 gehen wir jetzt ähnlich vor. Wir haben, wie gesagt, ein paar Spieler, die als IV und als ZM in Frage kommen. Gegen ganz starke Gegner setzen wir da das insgesamt stärkste Tripel ein, evtl. auch zu Lasten der MA-Position, welche aber in der Defensive auch die geringste Bedeutung nach dem ST hat -- bitte das jetzt aber nicht so verstehen, als seien sie für die Defensive unbedeutend. Es ist nur so, dass die Spieler, die bei uns als IV und ZM am wirkungsvollsten sind, auch potente MA, teilweise auch ST sind. Gegen schwächere Gegner reicht auch ein starker ZM-Spieler vor mittelmäßigen IV oder ein mittelmäßiger ZM vor guten IV.


    Ich muss aber hinzu fügen, dass die Stärken der Gegner bei uns im Kreis innerhalb der Gruppen wahnsinnig weit auseinander liegen. So haben wir in der E1-Saison mal mit 2:18 verloren, ein anderes Spiel mit 8:1 gewonnen. Und das alles trotz meiner Versuche, extreme Ergebnisse mittels der Aufstellungen zu vermeiden...


    Wo liegt der goldene Mittelweg zwischen Routine, Stabilität und Sicherheit auf der einen und flexibler Ausbildung auf der anderen Seite?
    Meiner Meinung nach gibt es nicht den einen goldenen Mittelweg für alle, weder für Mannschaften, Spieler, noch Trainer. Ich halte die Rotation für unbedingt erstrebenswert, nach meiner Erfahrung hilft sie den einzelnen Spielern als auch der Mannschaft in ihren Entwicklungen. Allerdings kann sie nur erfolgreich praktiziert werden, wenn die Spieler im Training ganzheitlich ausgebildet werden. Dazu gehört aus meiner Sicht unbedingt das häufige Spiel in kleinen Teams. Ich halte Minifußball in dieser Hinsicht nach wie vor für hervorragend. Man kann es auch abwandeln, indem man bspw. Jugendtore statt der Minitore einsetzt und anstatt den Auswechselspieler den Torhüter rotiert, und gleichzeitig, um auch Torschusstraining ins Spiel einzubauen, welches ja im Minifußball eher leidet, Tore von außerhalb der Strafräume mehrfach zählt. Meine Kids wollten oft aber auch gerne das Abschlussspiel übers halbe Feld machen, dann kann man immer noch, wie ich in einem anderen Beitrag schrieb, bei jedem Tor oder spätestens alle paar Minuten im Raupenmuster rotieren. Die Kinder stellen sich schneller darauf ein, als viele Erwachsene es glauben.


    Im Training würde ich also ganz viel rotieren, im Pflichtspiel hingegen weniger. Dort stehen die Kinder unter einem viel größeren Druck, ich würde ihren individuellen Fähigkeiten deshalb durchaus mehr entgegen kommen. Für stärkere Rotation und evtl. auch mal das eine oder andere Experiment würde ich eher Freundschaftsspiele gegen vermutet gleich starke oder etwas schwächere Mannschaften ausmachen.


    Was ist wirklich kindgerecht und bietet sowohl Spaß am Spiel als auch bestmögliche Förderung?
    Ich denke, das, was ich zur vorherigen Frage geschrieben habe.


    Welche Rolle spielt dabei das Alter?
    Hmm, eigentlich würde ich sagen, es spielt keine besondere Rolle. Mit zunehmendem Alter verfestigen sich jedoch die individuellen Fähigkeiten, außerdem werden die Anforderungsprofile der Positionen differenzierter, so dass zwar keine Spezialisierung, aber doch zumindest eine gewisse Orientierung wohl unvermeidlich und unter Berücksichtigung der beschränkten zur Verfügung stehenden Zeit wahrscheinlich auch sinnvoll ist.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

    Einmal editiert, zuletzt von tobn ()

  • Danke für die ausführliche Antwort, tobn :thumbup:


    Man merkt, dass du Theorie und Praxis, KiFu-Ideale, Föderung aller Kinder, Mannschaftsharmonie und -erfolge sehr gut unter einen Hut bringen kannst und dir viele Gedanken machst. Meinen Sohn würde ich dir blind anvertrauen ;)


    Gruß, Christoph

    C 1 Viktoria Buchholz


    Auf jede Mannschaft, die in Schönheit stirbt, kommen hundert, die in Hässlichkeit sterben – kein Grund also, sich auf Hässlichkeit zu fokussieren.
    Martin Rafelt

  • Klasse Posting, tobn! Interessant finde ich vor allem Deine Gedanken zum Unterschied zw. Eurer "alten" E7 und der jetzigen D9.


    Irgendwie stößt man da an die Grenzen des KiFu, zumindest wenn man sie zum Dogma erhebt.

    Das würde ich so nicht sagen. Man stößt im Training immer wieder an Grenzen, nicht jeder Spieler wird jede Fertigkeit erlernen. Aber das ist kein spezifisches Problem wegen der Grundideen des KiFu, oder?


    Vielleicht kennt ja jemand noch ein Spielform für F-Jugendliche, die das defensive Umschalten fördert.

    http://www.soccerdrills.de/Zwe…20seiten/zweikampf33.html


    Gute Erfahrungen habe ich auch mit so einer Art Tschechenrolle 1:1 gemacht. Die Übung ist entweder auf soccerdrills oder trainertalk beschrieben, aber ich habe sie nicht so schnell gefunden:


    2 Tore (A und B) mit TW im Abstand von ca. 15-30m (je nach Alter). Alternativ Minitore ohne TW. Neben jedem Tor stehen mehrere Spieler, jeweils mit Ball. Ein Spieler A dribbelt und schiesst auf Tor B. Sobald der Ball geschossen ist, startet hinter Tor B ein Spieler mit Ball und versucht den Konter auf Tor A. Angreifer A muss also sofort nach seinem Schuss umschalten und gegen Spieler B verteidigen. Das ganze dann ohne Pause mit ständigem Wechsel. Je nachdem, wann man die Spieler jeweils schiessen lässt, kann man steuern, ob die Verteidiger noch die Chance haben, den Angreifer frontal zu erwarten oder ob sie ihm direkt nachhecheln müssen.


    Grüße
    Oliver

  • Wie rotiert ihr? Während des Spiels? In der Halbzeit? Jedes Spiel? So wie Steini über 2-3 Spiele oder gar in noch größeren Intervallen?
    Wir haben meist in der Halbzeit rotiert. Das lag vor allem auch daran, dass ich eigentlich fast nur Stürmer in der Mannschaft hatte :), die es mir nur schwer verziehen, wenn ich sie nicht wenigestens eine Halbzeit vorne aufgeboten habe..


    Bei mir spielten auch von neun Spielern sieben deutlich lieber offensiv als defensiv. Einer machte beides gleich gerne, ein einziger war eher defensiv orientiert. Und das eher aufgrund von geringer ausgeprägtem Selbstbewusstsein, dafür aber deutlich vorhandenem Team-Geist.


    Wo liegt der goldene Mittelweg zwischen Routine, Stabilität und Sicherheit auf der einen und flexibler Ausbildung auf der anderen Seite?
    Was ist wirklich kindgerecht und bietet sowohl Spaß am Spiel als auch bestmögliche Förderung?

    Wie im Eingangsthread ja schon zitiert: Mir erscheint die Vorgehensweise, 2 bis 3 Wochen einigermaßen konstante Positionen zu haben plausibel. Wir hatten oft Probleme durch die Rotation. Die Jungs brauchen ja jeweils ein paar Minuten, um sich an die neuen Aufgaben zu gewöhnen.


    Je öfter man rotiert und je flexibler man sie im Training einsetzt, umso kürzer ist die Umgewöhnung. Wobei auch diese, meiner Erfahrung nach, von Spieler zu Spieler sehr unterschiedlich ist. Ich hatte da einen, den ich nur selten innerhalb eines Spiels auf unterschiedlichen Positionen eingesetzt habe, eben weil er sich mit der Umgewöhnung ziemlich schwer tat. Ein anderer hatte am Ende der E2 erst angefangen, ihm fehlte die Erfahrung der anderen Spieler, so dass ich ihn auch weniger häufig rotiert habe. Der Rest kam gut damit klar. War aber auch E-Juniorenaltjahrgang (bis auf zwei).


    Da haben wir dann oft ruck-zuck ein paar vermeidbare Gegentore kassiert. Ist egal. ich weiss, aber zeigt dennoch, die Situation.


    Die KiFu-Prinzipien in Ehren, aber Gegentore sind den Kids nicht egal. Dir und mir als Trainer ja, aber den Spielern nicht. Sie sind doch auch nur Menschen: klappt etwas, dann surfen sie auf der Euphoriewelle, geht etwas in die Hose, so läuft schnell gar nichts mehr. Ich halte es durchaus für KiFu-gerecht, das zu berücksichtigen, sowohl bei dem eigenen Team als auch bei dem des Gegners.


    Mir geht es dabei weniger darum, dass sich eigespielte Blöcke bilden (das traue ich der F-Jugend ohnehin noch nicht so recht zu), [...]


    Hört hört! Was hört man aber dennoch häufig für einen solchen Unsinn von der Eingespieltheit bei Kindermannschaften. Das ist Quatsch, ganz großer. Im Gegenteil, ich sehe in gelungenen Kombinationen zwischen einzelnen Spielerpärchen mittlerweile eher die Gefahr, dass diese Spieler sich recht bald nur noch gegenseitig den Ball zuspielen, dem ich unbedingt durch häufigeres Einteilen der fraglichen Spieler in unterschiedliche Mannschaften entgegen wirken würde. Längerfristig resultiert aus meiner Erfahrung aus der angeblichen Eingespieltheit zumeist die einseitige Bevorzugung bestimmter Positionen.


    [...] sondern vielmehr, dass die Stürmer ihre Rolle annehmen und die Verteidiger ebenso. Es macht eben einen Unterschied, ob ich als letzter Mann in eine Zweikampf mit dem Ballführenden einsteige oder als Stürmer. Ich habe wegen der häufigen Rotation die Jungs auch nie gezielt auf ihre Aufgabe im Spiel vorbereitet. Wenn man nur alle 3 Wochen rotiert, kann man ja in den 3 Wochen die Verteidiger udn Stürmer jeweils auf diese Rolle intensiv schulen (und die nächsten 3 Wochen dann anders herum).


    Problematisch an der Beibehaltung der Positionen über mehrere Wochen finde ich, dass die Spieler, die eine Position spielen sollen, die sie nicht mögen, nachhaltig demotiviert werden könnten. Ich hatte einen (sehr guten) Spieler, der tatsächlich unglaublich ungern in der Abwehr spielte, er empfand es als Bestrafung. Letztlich habe ich ihn mit aus diesem Grund an einen Nachbarverein verloren (dort spielt er in dem Team, das uns mit 18:2 abfertigte), aber dazu kann ich gleich noch mehr schreiben, es geht ja in Steinis Sub-Thread um eben das Thema. Wenn man häufiger rotiert, hält man die Spieler eher bei der Stange, schließlich sind zwei, drei Wochen in dem Alter eine gefühlte Ewigkeit.. Der Trainingserfolg dürfte weniger nachhaltig sein, das stimmt. Allerdings wird man sich im Training ja doch ohnehin einen Schwerpunkt setzen, der halt entweder defensiv oder offensiv ist, und alle seine Spieler in ihm schulen, anstatt parallel die eine Gruppe in der Defensive und die andere in der Offensive zu trainieren, und dann nach zwei, drei Wochen die Rollen zu tauschen. Das halte ich für nur wenig praktikabel und wollte es auch nicht, weil ich stets versucht habe, die Bildung von Grüppchen innerhalb der Mannschaft zu vermeiden..


    Die "Gefahr" bei der mehrwöchigen Konstanz sehe ich darin, dass die Rotation an sich jeweils neu erkämpft werden muss (so nach dem Motto "klappt doch gut die letzten Wochen, warum willst Du die gerade eingespielte Mannschaft jetzt wieder durcheinander würfeln?"). Das ist leichter zu verkaufen, wenn man ohnehin permanent rotiert.


    Ja, das denke ich auch. Meiner Erfahrung nach sind auch Kinder noch mehr im Hier und Jetzt verhaftet als es schon Erwachsene sind. Wenn man da Pech hat und auf den starken Gegner trifft, wenn man gerade rotationsbedingt in der Defensive spielt, so wird man sich als schlechterer Verteidiger fühlen als der Nebenmann, der gegen das schwache Team in der hinteren Reihe stand. Ich kann also kürzeren Rotationsintervallen auch etwas abgewinnen, obwohl ich Euch zustimme, dass längere Intervalle nachhaltigere Erfahrungen vermitteln dürften.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • in einem anderen Tread hab ich geschrieben, dass man nicht Rotation des Rotationswillens vollziehen soll, sondern die Ratation
    gzeielt und sinnvoll einsetzens soll.


    Merke hier, dass ich gedanklich anders vorgegangen bon.


    Rotation ist für mich eine bewusste Vorgehensweise.


    in F und jüngerem E-Jahrgang war das für mich kein Thema. hier fand für mich, und ich geh aus bei vielen von euch, ganz automatisch und ohne gross nachzudenken eine Rotation statt, bei jedem Ein- und Auswechseln, bei jeder Mannschaftsaufstellung, die ja fast immer unterschiedlich, bei entsprechendem Spielstand (Stümrer in die Abwehr und umgekehrt)
    da ich auch in der F kein Freund von einem festen Spielsystem war, mal 3:3, 2:2:2, 2:1:3
    Klar kann man das als Rotation bezeichnen, ist es wohl auch, für mich war das Üblich und lief nicht unter dem Rotationsprinzip.


    bewusste Rotation fing bei mir beim älteren E-Jugendjahrgang und vor allem in der D-Jugend.
    in diesem Alter lernen die Jungs/Mädels sich mit ihrer Aufgabenstellung auseinanderzusetzten und sich mit den Positionen, die
    sie spielen sollen auch geistig zu befassen.


    wenn ich nun von gezielter und bewusster Rotation spreche, heisst das für mich, dass ich die entsprechenden darauf vorbereitete habe,
    und sie auch mehrere Spiele in der betreffenden Position spielen liess.
    Danach konnte ich die meisten jederzeit bedenkenlos rotieren, d.h, auch da einsetzen, wo Bedarf war, auch nur eine Halbzeit lang,
    sie konnten dann mit der Position umgehen.
    im Gegensatz zu anderer Meinung hier, habe ich gerade im D, auch noch im C-Jugendalter diesesRotationsvorgehen bewusst
    wahrgenommen.
    ausserdem fand ich es wichtig, dass die betrefend Rotierenden in einem komplexen Mannschaftsgefüge sich auf der neuen Position
    festigen konnten, was wohl nicht der Fall ist, wenn 4-5 Spieler gleichzeitig wahllos rotieren.


    Mit Sicherheit kann man anders begründet vorgehen, aber so war meine, und wohl nicht ganz erfolglos.
    Ich wiederhole mich gerne: viele Wege führen nach Rom.


    Da ich langfristig plante, von G bis Ende D, konnte ich auch Bestimmtes nach hinten verschieben und auch entsprechend vorbauen
    und vorbereiten


    muss auch sagen, dass ich das Problem mit Eltern und Kinder wer wo spielt nie hatte.


    halt der Vorteil, wenn man von Grund auf eine Mannschaft neu aufbaut.


    Ich vertrete auch die Auffassung, dass nicht im Spiel, sondern im Training entsprechende Vorraussetzungen geschaffen werden.



    gg