Völlig falsche Sichtungskriterien bei der Talent-Auswahl (von LZ/Stp)?

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  • Aktuell finden vorm Sommer wieder überall Auswahlturniere, Sichtungen, Talent-Tage statt. Was aber soll nun Talent sein: eher das (innere, daher meist grad unsichtbare u. nur erahnbare) Potential des Spielers o. die aktuell sofort für die jeweiligen Trainer nützliche, äußerlich sichtbare Leistungsstärke? Ich habe z.B. - freundschaftlich, da wir uns lange kennen - einen auswählenden Trainer beim Talentsichten darauf hingewiesen, dass der Unterschied zwischen den (parallel laufenden drei) Trainings seines (LZ-)Vereins u. dem im Heimverein meines Sohnes wie Tag und Nacht sei. Anlass war seine durchaus richtige, knappe Beurteilung: mein Sohn sei vielen in einem Jahrgang körperlich überlegen, aber habe einige leichte technische Mängel, konnte - gegen das jahrgangsältere aktuelle LZ-Team! - da nicht ganz mithalten, sei auch etwas zu schüchtern gewesen... Ich habe da nur gefragt, ob es nicht entscheidend wäre, inwieweit er fit und gleichwertig sei z.B. nach einem halben Jahr Mittrainieren im Team seines Jahrgangs, wo im LZ erkennbar kein Leerlauf herrschte, keiner ständig Blödsinn machte, keine viertelstündigen Vorträge (vor allem negativ nach Niederlagen) von Trainern, keine monoton anstehen lassende Bolzübungen, kein bloß Rumstehen in der Abwehr wie uns üblich zu sein schienen. Eine Antwort erhielt ich bisher leider nicht, doch für mich isst klar: wer seit Jahren schon unter qualitativ besten Trainern u. Bedingungen Fußball erlernt, ist logisch aktuell stärker, doch kommt es zuerst darauf an, nicht, wohin Kinder sich in 1 oder 2 Jahren entwickeln könnten o. dürften?
    Ähnlich wird die fehlende Chancengleichheit bei der Stp-Auswahl ausgeblendet. Da drin stehen z.B. 5 Spieler des besten Teams ringsum, aus einem Nest ähnlich unserem. Der Trainer ist sehr motiviert, engagiert u. qualifiziert, wogegen es bei uns mit dem ganzen, eigentlich mal gleichwertigen Team schon länger eher bergab geht. Sind nun unsere Spieler weniger talentiert, einfach nur schwächer/schlechter? Wird beim "Talentsichten" zur Auswahl nicht eigentlich zuert der Heimtrainer, sein Können mit gesichtet? Aus anderen, viel schwächer datehenden Teams aus jenem Dorf kommen nämlich auch fast keine Spieler - kommt da nicht eher die hervorragende Ausbildungsleistung dieses Trainers denn "Talent" in die Auswahl, die dann weniger mit den Spielern denn Heimtrainern zu tun hätte (zwecks Siegen gegen andere Stützpunkt-Teams statt Förderung der besten Talente)? Wären unsere Spieler bei ihm, stünden sie u.U. auch drin, so nicht. Kriterien wie "Fußballalter" habe ich auch noch nie angewendet gesehen. Im Team meines anderen Sohnes ist auch ein megastarker Spieler, doch flog der aus der Auswahl, da er zu eigensinnig sei. Grund: der Heimtrainer fordert (zweck Sieg) ständig Alleingänge, ist er an der Mittellinie, wird schon geschrien: "Abschluss!!!". Klar, dass der junge Spieler auf seinen Trainer hört, so beim Sichten etwas eigensinnig spielt, oder? Der Grund findet keine Berückichtigung, es scheint nur aufs Ergebnis anzukommen - wo es doch seitens DFB immer heißt, das solle so auss "Respekt" nie sein, die Entwicklung der Talente zähle zuerst....

    Jeder Erwachsene kann nur so gut spielen, wie er als Kind trainiert wurde....

  • Ja, Kicker, ich verstehe, worauf Du hinaus willst.


    Es gibt ja sicherlich unterschiedliche Herangehensweisen, um ein Talent zu beurteilen.

    • Was kann er?
      Ist natürlich die einfachste Beurteilung, da ausschließlich stichtagsbezogen


    • Was kann er und was kann er noch lernen?
      Ist vereinfacht ausgedrückt das, was man m.W. als Talentprognose bezeichnet.
      Stelle ich mir mit meinem Wissen sehr schwer zu beurteilen vor. Mit entsprechender Ausbildung ist die richtige Vorhersagequote sicherlich besser aber ein bißchen Glaskugel bleibt wohl immer dabei...
    • Du bringst eine weitere Steigerung ins Spiel:
      Was kann er? Was kann er lernen? Und was könnte er schon können, wenn er Trainer gehabt hätte, die es vermitteln können?
      Mit einer einzigen Glaskugel kommt man da kaum noch aus...

    Um auf die Sichtungskriterien zurückzukommen:
    Bei uns im NFV erfolgt die Stützpunkt-Vorsichtung ja beim Sparkassencup und damit neutral, d.h. keine Meldung der Spieler durch die Vereine. Zur Eingangssichtung beim Stützpunkt wurden von uns die Spieler eingeladen, die mit guten Erfolgsaussichten ins offensive 1:1 gehen und beide Füße benutzen (ich rede da bewusst nicht von Beidfüßigkeit - das ist für mich noch mehr).

  • Das find ich jetzt aber spannend.


    Zitat

    Um auf die Sichtungskriterien zurückzukommen:


    Bei uns im NFV erfolgt die Stützpunkt-Vorsichtung ja beim Sparkassencup
    und damit neutral, d.h. keine Meldung der Spieler durch die Vereine.

    Ist das wieder mal von Kreis zu Kreis verschieden? bei uns MÜSSEN wir einen Bogen ausfüllen, auf dem die Namen und die Rückennummern der Jungs stehen. Dahinter ist zum Ankreuzen: Talent: Ja, Nein, Vielleicht.

    Zitat

    Zur
    Eingangssichtung beim Stützpunkt wurden von uns die Spieler eingeladen,
    die mit guten Erfolgsaussichten ins offensive 1:1 gehen und beide Füße
    benutzen (ich rede da bewusst nicht von Beidfüßigkeit - das ist für mich
    noch mehr).

    Das ist bei uns wiederum scheinbar genauso. Hab in der E , die ich kurzzeitig betreue einen Spieler, der zum Stützpunkt eingeladen wurde. Seine Stärke: Ganz klar 1:1 und schnell wie nen Windhund. Sollte es das als Kriterium gewesen sein? Der Stützpunkttrainer hatte letztens auch ein Spieler meiner Mannschaft beobachtet und mit mir dann auch nochmal gesprochen.
    Fakt ist, dieser Spieler wurde genommen, obwohl sein sozial und Spielverhalten eigentlich unterste Kanone ist. Er weigert sich, sich in die Mannschaft zu integrieren und auch mit den anderen zu spielen. Er macht alles im 1:1. Ob das noch lange so bleibt wage ich doch mal zu bezweifeln...

  • Das find ich jetzt aber spannend.


    Ist das wieder mal von Kreis zu Kreis verschieden? bei uns MÜSSEN wir einen Bogen ausfüllen, auf dem die Namen und die Rückennummern der Jungs stehen. Dahinter ist zum Ankreuzen: Talent: Ja, Nein, Vielleicht.


    Diese Spalten füllt der Sichter aus. Nicht Du. :D


    Zitat

    Die Spalten „Talent“ und „zug. STP“sind nur vom Sichter auszufüllen.


    so stehts auf dem Bogen...;)

  • Also ich kenne den Sparkassencup so, dass die Vereine Teams melden, die Talente vorher auswählen, viele Spieler außen vor bleiben. Ganze Teams bleiben dem Cup fern, da Trainer paralleles Sichten/Kontaktieren durch die LZ so abblocken wollen z.B. Die Sichter selbst kommunizieren intensiv mit Vereinstrainern, haben längst ihre Vorauswahl im Kopf, schauen viele Spiele gar nicht wirklich an. Es ist letztlich gut so: wenn ein Spieler grad einen schlechten Tag hat, wäre er sonst sofort draußen. Dass ist doch der Blödsinn bei der ganzen Veranstaltung. Schade nur für die, die von vornherein nicht im Raster sind, die z.B. als Torwart gar nichts zu halten bekommen, vom Trainer auf die Bank o. falche Position gesetzt werden (aus welch Gründen auch immer, z.B. als kleine Rache an Eltern). Ich kenne viele Fälle, da wurde Spielern gar vereinsseitig die Teilnahme verboten. Die vom NFV angedrohten Strafen bleiben ein Märchen, in all diesen Fällen gab es meines Wissens nie eine Gegenmaßnahme. Ist es bei euch so ganz anders?


    Mir ging es jedoch eher um die reelle Chancengleichheit für alle Kinder in ihren - nicht immer wie nicht von jedem sogleich sichtbaren - Talenten. Die einen nehmen eben den beagten 1:1-Egoshooter trotz fehlendem Teamgeist im Glauben, ihm den vermitteln zu können, die anderen vielleicht nicht. Da herrscht ohne klare Kriterien Willkür. Generell aber wird weit mehr nach aktueller Leistung, Physis, Robustheit im Zweikampf o.ä. ausgewählt statt wirklich nach Fußballalter/-Biografie, Talent, Teamgeist bzw. Spiel-Intelligenz als wie im Potential. Mit Glaskugel hat das wenig zu tun, da meiste wäre genau recherchierbar, so man wollte. Die meisten Sichter wissen gar nicht mal, was ihre Kriterien ist, wenn man sie genauer fragt: Sie "drucksen" nur rum! (Beispiel einer Antwort nach Kriterien: Ein Torwart, der weite Abstöße macht, den nehmen wir nicht - ob der Trainer dies fordert o. lehrte, ob es situativ angemessen ist, wieso dann sogar Nationalkeeper gerade für weite Abstöße - etwa als mitspielender Torwart - gelobt werden, wenn sie ankommen - alles kein Thema mehr). Konfrontiert man sie also mit Fußballalter, sensibel-peripherem Wahrnehmen als Basis für kollektive Kreativität, Formkrisen in Folge von Wachstum,familiären o. schulischen Problemen etc., Priorität der Kontaktzeit als Indiz für die Befähigung zum Teamplay usw., haben sie plötzlich keine Zeit mehr zum Reden... Daher habe ich das hier mal thematisiert.

    Jeder Erwachsene kann nur so gut spielen, wie er als Kind trainiert wurde....

  • Bei uns werden die Vereine augefordert Spieler zu melden, was zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen führt. Manche Vereine melden gar keine Spieler, obwohl sie welche hätten, aus Angst, dass ihnen diese "weggeschnappt" werden. Andere Vereine melden gleich mal den kompletten Jahrgang, ganz nach dem Motto, ein paar werden schon durchkommen. Wir haben immer nur die jeweils besten aus dem Jahrgang gemeldet. Das waren in den letzten Jahren zweimal 2 Spieler und dieses Jahr einer. Wenn du dann mit deinem Spieler ankommst und siehst, dass andere Vereine mit der kompletten E1 vertreten sind, die auch noch im Vereinstrikot auflaufen, fragst du dich schon, ob dein Junge überhaupt eine Chance hat, sich zu zeigen...


    Es zeigte sich aber recht schnell, worauf es den Sichtern ankommt. Nach ein wenig Dribbling und Passpiel zum Aufwärmen, wurde auf engstem Raum (Größe etwas 16m-Raum) 7 gg. 7 gespielt. Auffallen konnte dabei die technisch starken Spieler und diejenigen, die in der Lage waren schnell Situationen zu erfassen. Am Ende wurden 12 von knapp 30 Spielern vorausgewählt. Durch die Bank waren dies eher die kleineren und flinken Spieler, wohingegen die "Brecher" allesamt außen vor blieben. Das zumindest war für mich erstmal eine positive Erkenntnis. In dieser Einheit war allerdings kaum zu erkennen, ob ein Spieler beidfüssig ist und wie schnell er ist. Ich denke, dass diese Themen im zweiten Training bedient werden.


    Letztlich aber kann ein Sichter doch immer nur den Status quo eines Spielers bewerten. Die Frage ob ein Spieler möglicherweise nicht so gut ist, wie er sein könnte, wenn er einen besseren Trainer gehabt hätte, ist durch einen Sichter wohl kaum zu beantworten. Zudem kann man darüber beliebig spekulieren, da man ja i.d.R. auch nicht weiß, welche Trainer/welches Training die letztlich ausgewählten Spieler genossen haben. Bei uns im Kreis ist es zumindest so, dass die Sichter auch während der Saison Spieler "aus der 2. Reihe" beobachten.


    Ich würde aber die Teilnahme am Stützpunkttraining für die Entwicklung der Kinder auch nicht überbewerten. Wir haben im letzten Sommer zwei Jungs zur Sichtung geschickt. Davon kam einer in den Kader, der andere nicht. Der erste ist in seiner Entwicklung im vergangenen Jahr stagniert und steht auf der Kippe, während letzterer sich auch ohne Stützpunkttraining prächtig entwickelt hat und vor zwei Wochen nachgesichtet und in den Kader aufgenommen wurde.

  • @Kicker
    Dass Vereine Spieler beim Sparkassencup verstecken, gibt es bei uns nicht. Bei uns ist das für jede Mannschaft, die in der Herbstrunde in der 1. Kreisklasse gemeldet war (i.d.R älterer E-Jugendjahrgang) eine Pflichtveranstaltung.
    Das benachbarte LZ ist da gar nicht vertreten. Zu dem Zeitpunkt haben die ihre Kandidaten längst ausgewählt und angesprochen.

  • Mein Thema: Ginge es reell ums Fördern von Talent, müsste es dann nicht mit viel mehr Respekt vor ihm ablaufen? Es ist schließlich ein ungeheurer bzw. ungeheuerlicher Anpruch zu behaupten, man könne per Sichtung während einiger weniger zufallsbedingter Spiele wie bei besagtem Cup aus ca. 200 Spielern je Kreis die 10 bzw. je Stp 30 besten auswählen, die es mal später schaffen können - der Rest sei nichts wert (zumal, wo etliche gar nicht von ihren Trainern präsentiert werden) ;)
    Ich meine, es geht in Wahrheit darum, die aktuell stärksten Spieler auszusuchen, weniger bloße "Talente" - eine Mogelpackung ähnlich wie Formeln á la "Erlebnis- statt Ergebnisdenken". Gründe für oder wider Leistung wären dann völlig sekundär. Ob man auf kleine, flinke oder große, robuste Spieler setzt, ist dabei eben schon die Willkür o. Vorlieben der Sichter ausgesetzt: hier so, dort so: Im späteren Profifußball haben beide Typen Erfolg, soviel ist sicher! Worauf ich hinaus will: Gäbe es nicht viel mehr Talente - die ausgeuchten Stärksten gehören sicher "auch" dazu, als ausgewählt werden? Kann man überhaupt bei 9- oder 10-jährigen einigermaßen zielsicher aus 100 die 2 aussuchen, die es mal "bringen"? Ich habe nun schon sehr viele "Ausgewählte" gesehen, die bald nicht mehr "ausgewählt" wurden, wogegen andere plötzlich doch dazugehörten, obwohl zwichenzeitlich zurückgesetzt, nicht wie jene gefördert. Ist es dann nicht alles ein bloßer Zirkus der Anmaßung unter falschem Namen? ollte man nicht gleich ehrlich sagen: Wir wählen die aus, die unserer Ansicht nach für unsere Stp-/LZ-Teams aktuell am meisten Leistung und so uns erstmal etwas Ruhm und Ehre zu bringen versprechen. Gründe, Kriterien: unsere ubjektiven Eindrücke, nicht mehr. Das klänge für mich ehrlicher u. bescheidener, würde auch offener wirken statt nach "master of the universe". Freilich gäbe es dann mehr Raum für Diskussionen, für Zweifel, Wechsel....


    PS: Beispiel ist der, der erst mit 8 in den Verein kommt, trainiert wird. Wie könnte der an Cleverness usw. mit 10 gegen einen mithalten, der mit 3 begann? Mit 14 und gutem Training könnte er aber sehr wohl weiter sein; dies zu beurteilen ist aber der spekulative Anpruch der Sichter, die die fördern wollen, aus denen mal etwas werden könne, Talente eben. Gibt man sich reell Mühe, seinem Anpruch gerecht zu werden, wenn man nur ein bisschen rumsichtet, ohne genauer sagen zu können, um was es geht?

    Jeder Erwachsene kann nur so gut spielen, wie er als Kind trainiert wurde....

    Einmal editiert, zuletzt von Kicker ()

  • Gäbe es nicht viel mehr Talente - die ausgeuchten Stärksten gehören sicher "auch" dazu, als ausgewählt werden?

    Sicherlich.

    Kann man überhaupt bei 9- oder 10-jährigen einigermaßen zielsicher aus 100 die 2 aussuchen, die es mal "bringen"?

    Nein.

    Wir wählen die aus, die unserer Ansicht nach für unsere Stp-/LZ-Teams aktuell am meisten Leistung und so uns erstmal etwas Ruhm und Ehre zu bringen versprechen.

    Hm, unser Stützpunkt-Team des Jahrgangs 2000 hat in der gesamten abgelaufenen Saison kein einziges Spiel gemacht, nur trainiert. Mir ist nicht ganz klar, wo da Ruhm und Ehre zu erringen sein soll?

    Gründe, Kriterien: unsere ubjektiven Eindrücke, nicht mehr.

    Das ist so. Kann es denn anders sein und wenn ja wie?

  • Zitat


    Diese Spalten füllt der Sichter aus. Nicht Du. :D

    Das ist in unserem Kreis FALSCH!


    Die Vereine sind aufgefordert im VORRAUS diesen Bogen auszufüllen und an den Koordinator zu senden!
    Ohne den vorher ausgefüllten Bogen keine Teilnahme!
    Die EIntragung ob Stüzpunkt oder nicht obliegt dann natürlich dem Sichter...


    Bei uns war es entsprechend in diesem Jahr so, dass ich die Mannschaft erst kurz vorher übernommen hatte, sodass die Anmeldefrist schon abgelaufen war.Wir waren dann auf der Warteliste... Soviel zur Pflichtveranstaltung, der eine Spieler hatte dann mit einer anderen Mannschaft daran teilgenommen

  • Tages-Sichtung ist stark subjektiv geprägt. Das ist nun einmal so.


    Ich habe jetzt die Vor- und Zwischenrunde beim Sparkassencup mit meiner Truppe hinter mir. Insgesamt bleibt mein Eindruck davon in positiver Erinnerung. Gestern gab es jedoch viele Diskussionen zwischen den Sichtern und einigen "Kandidaten", die jede Entscheidung ( ob Foul oder nicht ) lautstark diskutieren wollten. Zwei sind gar auf die Tribüne verbannt worden ! In einem engen Spiel unserer Truppe hatte ich einen meiner Spieler für einen Linksschuss gelobt der vorbei ging. Kommentar des Gegenübers: "Was ist daran gut? Hier zählen nur Tore." Sofort darauf ist der Sichter zu ihm hin und hat ihm offensichtlich ein paar Takte erzählt. Ich habe leider nicht verstanden was, aber danach wars merklich ruhiger. Ich denke, da hat er einen richtig guten Job gemacht.


    Zu den Kriterien: Einer meiner Jungs hats "nur" zur weiteren Beobachtung und nicht zur Einladung geschafft. Die Begründung war, dass er zwar koordinativ und technisch ebenso gute Anlagen hat, wie seine eingeladenen Mitspieler, im Gegensatz zu diesen jedoch in entsprechenden Situationen zu eigensinnig ist und dann die falschen Entscheidungen trifft. Das ist schon wesentlich besser geworden, aber bei der Vorrunde war es wieder extrem. Insofern fand ich die Begründung des Sichters schlüssig und richtig.


    Ich hatte allerdings bei der Zwischenrunde den Eindruck, dass die Messe aufgrund der Auslese in der Vorrunde längst gelesen war. Mag mich da täuschen.

  • Das ist grundsätzlich korrekt: "Die Messe ist zu 90% vor dem Spasskassen-Cup" gelesen.


    Das Hauptproblem ist aber ein ganz, ganz anderes: Wie erkennt man, was aus einem Spieler bei richtiger Förderung einmal werden könnte. Was kann man in dem Spieler sehen?

    [b][color=#990000]"Absolvent der SOCCERDRILLS-ONLINE Kurse BASIS, Ki-Fu und JUGEND-FU."

  • ...der Rest sei nichts wert

    Das ist ein vollkommen falscher Rückschluss! Durch die Sichtung werden für`s Stützpunkttraining ausreichend viele Talente ausgewählt. Dass dabei talente NICHT erwischt werden, wird niemand bestreiten.


    Nach dem was ich bisher mitbekommen habe, versuchen die Sichter im Gutfall aktuelles Leistungsvermögen und Leistungspotenzial einzuschätzen. Dass das nur unvollkommen funktioniert und dass da oft auch andere Kriterien eine Rolle spielen sei unbenommen. Stichpunkte dazu sind Interessenverquickung (Stürzpunkttrainer, die zugleich Vereinstrainer sind) und unzureichende Berücksichtigung des RAE-Effektes (mehrfach von TW-Trainer thematisiert). Wobei die von Dir, Kicker, erwartete Sichtungstiefe in der Praxis nicht geben kann. Eine echte Talenteinschätzung kann wohl nur der qualifizierte Heimtrainer


    Unlängst war ich bei der Sichtung einer Nachwuchsleistungszentrums. Erst wurden recht komplexe koordinative Übungen gemacht (Schrittfolgen auf der Koord.leiter). Es begann einfach, wurde dann aber immer schwieriger, bis zum Schluss keiner der Spieler die Übungen noch "unfallfrei" bewältigen konnte. Aber das war offenbar Absicht. ich hatte den Eindruck, dass hier vor allem Konzentrations- und Lernfähigkeit geprüft werden sollte. Danach wurde gespielt 6:6 ohne TW (Dribbeltore) und anschließend 6.6. mit TW auf sehr kleinem Feld. Die Mannschaften waren gewürfelt, d.h. die Spieler kannten sich nicht. Hier stachen natürlich die Spieler heraus, die aktuell schon leistungsstark sind. Bei der Sichtung waren dennoch einige nach meinem Eindruck "besseren" Spieler nicht dabei. Dafür wurde auch ein Spieler ausgewählt, der körperlich komplett unterlegen war (1 Kopf kleiner als die meisten anderen) und der im Spiel aktuell deswegen sicher einen schweren Stand hat.


    Grüße
    Oliver

  • Das Hauptproblem ist aber ein ganz, ganz anderes: Wie erkennt man, was aus einem Spieler bei richtiger Förderung einmal werden könnte. Was kann man in dem Spieler sehen?


    @GC


    Wenn wir darauf eine Antwort hätten wären wir gemachte Leute :D

  • Letzendlich ist die Qualität der Sichtung und die anschließende Stützpunktarbeit abhängig von der Qualität und dem Engagement des Stützpunktleiters. Anfangs habe ich mich auch gewundert, was uns so alles an Stützpunkttalenten geschickt wurde, aber irgendwann kennt man seine Pappenheimer. So gibt es Stützpunkte, die bei Verbandsvergleichswettbewerben obere Plätze belegen und widerum Andere, wo die Zufälligkeit eines oder mehrerer besonders hochtalentierter Talente einen starken Ausschlag für Turniersiege gegeben hat. Es gibt Stützpunkte mit sehr guten Rahmenbedingungen und solche, wo sich die Stützpunkttrainer die "Klinke in die Hand geben!" Mitentscheidend ist ferner, in welcher Form sie eine Unterstützung vom DFB-Koordinator erhalten.


    Neben diesen subjektiven Faktoren kommen Weitere hinzu, die ich nachfolgend zusammenfassen möchte:
    - talentierte und manchmal eigensinnige Dribbler (fast immer Angreifer) werden bevorzugt gesichtet
    - physisch stärkere (meist in den ersten Monaten eines Jahres "RAE-Effekt" werden bei gleichen Fähigkeiten bevorzugt
    - bei der Wahl der Keeper entscheidet Keepergröße bei sonst gleichen Fähigkeiten
    - Aufnahmevoraussetzung ist, das die Eltern montags die Kinder zum Training fahren und abholen können. Sind beide berufstätig und besteht sonst keine Mitfahrmöglichkeit, gibts keine Stützpunktförderung



    Fazit: nicht Talentpotential (kann gemessen werden, wenn über einen längeren Zeitraum Leistungsfortschritte gemessen werden), sondern die Wahrnehmung am Sichtungsstichtag sowie kurzfristig nutzbare Fähigkeiten (auch Stützpunkttrainer wollen gewinnen) werden herangezogen. Auch, wenn die Stützpunkttrainer mitlerweile eine gute Lizenzausbildung im Leistungsbereich erfahren haben, unterließen auch sie Fehlbarkeiten in ihrer Entscheidungsfindung. Dies macht sich insbesondere bei der Wahl der Torleute bemerkbar. Die Beobachtung orientiert sich allein nach der Erfolgsquote der gegnerischen Chancenvereitelung. Vor Vorteil wirkt sich ebenfalls ein TW-Training über die Technik-Grundlagen aus. Leider werden dabei zu sehr die sportlichen Fähigkeiten des Heimatvereinstrainers als die der Torleute berücksichtigt. Weil aber gerade psychischen Anlagen bei TW eine bedeutende Rolle bei der Leistungsentwicklung spielen, muß man leider sagen: viele können, aber nur wenig wollen auch ihre Talent ausbilden lassen. Es ist dann schade um die Trainingszeit und natürlich werden die wenigen Förderplätze auch für andere, die gerne können und wollen, blockiert!


    Die gewünschte "Durchgängigkeit der Stützpunkte" ist lt. meinen Erfahrung optimierbar, weil gerade im unteren Jugendbereich sehr viele unerfahrene Vereinstrainer tätig sind, die ein erst später entwickeltes Talentpotential nicht erkennen und/oder sich nicht trauen, ein bereits in der Sichtung abgelehntes Kind erneut vorzustellen. Auch ist es aufgrund der Größe des Stützpunkts und des Nebentätigkeitscharakters der Stb-Trainer nicht zumutbar, systematische Vorortsichtungen durchzuführen. Zwar wird man niemals 100 % der Talente im Stützpunkt-Zuständigkeitsgebiet entdecken können, eine Nachsichtung aufgrund des "groben Rasters" im Sparkassen-Cup wäre aus den vorgenannten Gründen aber sinnvoll. Zumindest sollte am ein Testgebiet dafür einrichten, um mit den darin gewonnenen Erfahrungen entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.


    Ich kenne die teilweise berechtigte Sorge der Eltern und Vereinstrainer, wenn ihre Talente bei der Sichtung "durchfallen"! Denn ohne positives Talent-Feedback und Förderung auf "Augenhöhe" des Talents ist die weitere Entwicklung mit Einschränkungen verbunden. Dennoch ist auch für diese Kinder die "Tür nicht zu"! Denn Talente zeichnen sich insbesondere durch einen hohen Grad ein Eigenmotivation aus. Dies zeigt sich darin, das sie besondere Freude darin finden, unabhängig vom gegebenen Umfeld fleissig und mit großem Spaß zu trainieren. Gerade die etwas schüchternen oder physisch schwächeren Talente brauchen ein wenig länger in der Entwicklung. Diese Zeit sollte man ihnen geben, sonst scheitern sie, bevor sie das Optimum an Leistungsentfaltung erreicht haben.


    Es wurde bereits beim DFB darüber diskutiert, das die Quote von 0,5 % Stützpunktspieler mit späterer Integration in den Profifussball noch zu gering sei, weshalb von den 4 Stützpunktjahrgängen die beiden älteren Jahrgänge mit anderen Stützpunkten gemeinsam trainiert werden. Bedenkt man, das andere Länder sich eine Stützpunktförderung nach dem deutschen Vorbild wünschen würden, ist schon sehr viel erreicht. Dennoch gibt es keinen Grund mit den vorhandenen Rahmenbedingungen zufrieden zu sein. Für mich wäre eine mehrstufigeTätigkeitskontrolle der Stützpunktarbeit wichtig. Kontrolldeterminanten wären für mich:
    - Fakten zur Talentauswahl prüfen (wurde RAE-Effekt bei der Auswahl berücksichtigt?)
    - Ouote der "nachgerückten", später entwickelten Talente (wie gut kooperiert der Stb-Trainer mit den Vereinstrainern?
    - Quote der Stützpunkttalente mit Verbandsauswahlberücksichtigung (Messbarkeit des entwickelten Talentpotentials anhand der Empfehlung von höheren Aufgaben?)
    - Bewertung der Stützpunkttalente und ihre spätere Integration in den Leistungs- und Profifussball (differenziertere Leistungsbeurteilung des ausgebildeten Leistungsniveaus)


    Derzeit finden lediglich Messungen über die Weiterentwicklung individueller technischer Fähigkeiten statt. Das ist zwar viel mehr als gar nichts, sagt aber bei einer Mannschaftssportart allein zu wenig über die Qualitäten eines Spielers aus. Hier wäre es an der Zeit, weitere, geeignete und messbare Faktoren zu integrieren.


    Wer also als Sportstudent oder -doktorant noch Forschungsaufgaben beim Fussball sucht - da wäre auch im Fussball schon noch einiges zu tun! Vielleicht würde ja auch der Vergleich der Fördersysteme zu anderen Sportarten neue Erkenntnisse bringen?

  • Die gewünschte "Durchgängigkeit der Stützpunkte" ist lt. meinen Erfahrung optimierbar, weil gerade im unteren Jugendbereich sehr viele unerfahrene Vereinstrainer tätig sind, die ein erst später entwickeltes Talentpotential nicht erkennen und/oder sich nicht trauen, ein bereits in der Sichtung abgelehntes Kind erneut vorzustellen.


    Ist für mich ein entscheidender Faktor. Hier ist es aber meines Erachtens wichtig, dass ich als Trainer den Kontakt zum Stützpunkt halte. Und das muss ja nicht immer nur mit Talentsichtung zu tun haben. Es werden regelmäßig Fortbildungstermine mit Schwerpunktthemen angeboten. Zudem wird angeboten auch Fortbildungen innerhalb des Vereines durchzuführen. Die Resonanz darauf ist mehr als bescheiden, obwohl die Termine rechtzeitig auf der Homepage veröffentlicht sind. Heute abend ist an unserem StP wieder so eine Fortbildung mit sehr interessantem Thema. Man darf gespannt sein, wieviel Kollegen sich da einfinden werden.


    Man sollte sich als Trainer schon an die eigene Nase fassen und nicht nur darauf warten, angesprochen zu werden.

  • Steini
    ich halte deine Ergänzung, wonach auch die Vereinstraining in der Aufgabe zur Kontaktbereitschaft mit dem Stützpunkttrainer für sehr wichtig! Statt sich zu informieren (z.B. in Kurzschulungen), verfällt man leider in die bequemere Variante es alles auf die bösen DFB-Stützpunkttrainer zu schieben! Übereinander, statt miteinander zu sprechen, davon können sich aber manche erfahrene Trainer leider nicht freisprechen.


    Natürlich gibt es immer mal berufliche oder private Hinderungsgründe. Leider muß ich dir recht geben, das die Resonanz solcher Fortbildungsmaßnahmen viel zu gering ist. Es ist wie bei den Spielern: meistens kommen die Trainer in großer Regelmäßigkeit, die es am wenigsten nötig haben!

  • Gestern gab es jedoch viele Diskussionen zwischen den Sichtern und einigen "Kandidaten", die jede Entscheidung ( ob Foul oder nicht ) lautstark diskutieren wollten. Zwei sind gar auf die Tribüne verbannt worden !

    Ich habe davon gehört...


    Natürlich gibt es immer mal berufliche oder private Hinderungsgründe. Leider muß ich dir recht geben, das die Resonanz solcher Fortbildungsmaßnahmen viel zu gering ist. Es ist wie bei den Spielern: meistens kommen die Trainer in großer Regelmäßigkeit, die es am wenigsten nötig haben!

    Wie so oft gibt es zwei Seiten... Diese Fortbildung beginnt um 17:00. Der Stützpunktort ist nicht unbedingt ein Ballungszentrum...
    Wie viele berufstätige Trainer schaffen das? Ich kann um 17:20 mit Ach und Krach bei uns am Sportplatz sein. Bis zum Stützpunkt sind es fast 40 km.


    Und wenn es dann heißt, "wir machen ja Angebote aber es kommt ja keiner."...

  • Die Aussage fiel so sinngemäß von einem Sichter auf die Frage, ob er denn alle Talente erkenne...

    Jeder Erwachsene kann nur so gut spielen, wie er als Kind trainiert wurde....

    Einmal editiert, zuletzt von Kicker ()

  • Prima, wenn so nebenbei mal Zeichen gesetzt werden, oder? Ob es was auf Dauer nützt? Letztlich treibt aber auch der Wirbel um die Auswahl viele erst dazu, versessen zu werden: voll Neid, Missgunst usw. So ist es immer unter Menschen, wenn etwas nicht offen u. transparent geschieht, scheinbar wer bevorzugt werden könnte, besser da steht - und schließlich ist gute Förderung viel wert bzw. entscheidend, geben viele bzgl. Schule dafür viel Geld her...

    Jeder Erwachsene kann nur so gut spielen, wie er als Kind trainiert wurde....

    3 Mal editiert, zuletzt von Kicker ()