Keiner will ins Tor!

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  • Don Quijote und tobn


    Ja, ihr habt recht, es ist ein falscher Nick! Er erinnert mich immer daran, was für einen Blödsinn ich früher meinen Torleuten im guten Glauben beigebracht habe!


    Bevor ich zu den anderen Punkten antworte, möchte ich noch gern ein paar Beiträge abwarten.

  • Der DFB hat ein Ausbildungskonzept für Feldspieler und klammert die Torleute im unteren Jugendbereich gänzlich aus. Er behauptet, jeder könne sich auf dieser Position ausprobieren. Aber wie soll er sich denn ausprobieren, wenn er, anders als seine Mannschaftskameraden auf dem Feld, keine Trainingsunterstützung bekommt. Das DFB-Konzept: "der Torwart traininert die Mannschaft, die Mannschaft trainiert den Torwart" funktioniert in der Praxis fast gar nicht, weil sinnvolle Hilfen und Korrekturen durch den Trainer ausbleiben.


    Nun hat sich mal einer vom DFB vorgewagt und als Zielgruppe für TW-Trainer mit C-Leistungslizenz auch die DFB-Stützpunkte angegeben. Bin mal gespannt, wann dieser "Vordenker" zurück gepfiffen wird. Denn spätestens, wenn Anwärter erkennen, das es dafür gar kein DFB-Budget gibt, wird das Ganze wie eine Seifenblase platzen!

    Und das ist ein Punkt, den ich an der ganzen Sache nicht verstehe:
    Beim Sparkassencup werden bei uns im NFV doch auch Torhüter gesichtet. Nach welchen Kriterien geht man dabei vor? Eigentlich können Sie ja zu dem Zeitpunkt (Ende E-Jugend) noch nix TW-spezifisches gelernt haben.
    In den E-Kreisauswahlen sehe ich auch immer feste Torhüter. Wenn man da konsequent wäre, könnte es das nicht geben...


    Bei uns im Verein können die TW-verrückten ab der F-Jugend ein drittes Training pro Woche bei einem TW-Recken bekommen. Gerade von denen, die richtig scharf auf diese Position sind, wird das begeistert angenommen. Und die Lernfähigkeit in den Alter ist riesig.

  • Erst mal finde ich es toll, das es einige Interessierte fürs TW-Training gibt!


    Torwartübungen für die ganze Mannschaft
    1. Fangübungen
    Für den unteren Bereich ist es ein guter Einstieg, wenn man einfache TW-Übungen mit der gesamten Mannschaft macht. Das kann z.B. so aussehen, das man eine Gasse (ca. 5 m Abstand) bildet und den Spielerpaaren die Aufgaben gibt, sich gegenseitig den Ball fach zuzurollen, danach halbhoch zuzuwerfen und schließlich hoch zuzuwerfen. Neben dem Spaß können natürlich auch ein paar kurze schmerzhafte Momente auftreten, wenn z.B. mal einer einen Ball auf die Fingerspitzen bekommt oder man beim Versuch einen sehr hohen Ball zu fangen, rücklings hinfällt. Die ganz Kleinen (G - F) können noch keine hohen Bälle zuverlässig fangen. Deshalb genügt es zunächst die Hände hinter den Ball zu bringen, um ihn "abzuwehren". Bei den Bambinies sollte man demonstrieren, das die Hände nicht nach vorne ausgestreckt werden, weil sonst ein Teil der Bälle auf die Fingerkuppen prallen, was besonders schmerzhaft ist. Also Hände seitlich, nach unten oder nach oben paralell zu Körper strecken! Das Fangen von mittelhohen Bällen sollte ebenfalls in Schritten als "Trockenübung" demonstriert werden. Wichtig dabei ist die Armhaltung vor dem Körper und das gleichzeitig Hochklappen der Unterarme und Hände bei Ballkontakt, so das der Ball sicher gefangen werden kann. Wichtig dabei ist es sehr viel Lob zu verteilen und den Kids Mut zu machen, damit der Einstieg gleich mit Spaß beginnt.
    Je nach dem, wie gut die Gruppe die Trainerübungen umgesetzt hat, kann man auch eine einfache Übung, bei der 2 Bälle gleichzeitig flach, halbhoch oder hoch gerollt oder geworfen werden machen. Dabei ist der Gruppe kurz zu erklären, das sich Partner vorher einig werden müssen, wer links, bzw. rechts oder darüber bzw. darüber wirft. Denn sonst prallen die gleichzeitig geworfenen Bälle meist in Mitte zusammen.


    2. Abstoß- und Abschlagübungen
    Die Knirpse haben bereits Freistöße getreten, so das ihnen die generelle Technik einen ruhenden Ball zu treten bekannt ist. Wenn aber ein Ball mit etwas mehr Druck gezielt zum Mitspieler geschossen werden soll, kann man dies bei den Kleinen ein wenig durch die Veränderung des Anlaufwinkels (mehr hin zum Ziel) und den Punkt, an dem der Ball getroffen werden soll, verbessern. Große Schwierigkeiten machen hingegen Abschläge. Da ist es zunächst einmal wichtig, den Kleinen die beidhändige Ballvorlage zu zeigen, so das der Ball auch mit dem Fuß und nicht mit der Wade getroffen wird. In der F-Jugend kann mans dann auch schon mit der Demonstration des Dropkicks (Ball wird in der aufsteigenden Phase getroffen, unmittelbar nach dem er den Boden berührt hat).


    Einzelübungen
    Kaum ein Spieler ist von Natur aus beidfüssig. Um aber eine nach beiden Seiten gute Koordination hinzubekommen, ist die Erlangung der Beidfüssigkeit von großem Vorteil. Der Einstieg sollte so gewählt werden, das man seinen Keeper den Ball abwechselnd links und rechts zurollt und dieser den Ball auch links bzw. rechts stoppen und zurück schießen soll. Wenn das klappt, wird das Tempo dadurch erhöht, als das ein zweiter Ball ins Spiel kommt. D.h. beide schießen sich gleichzeitig Bälle zu, wobei der Ball abwechselnd links und rechts zurück gepaßt wird. Weitere Übungen gibt es auch als Wurfübungen. Allerdings verlangt dies auch ein wenig Routine für den TW-Trainer. Ausgebildete Keeper können das und Neulinge können das lernen. Es wäre allerdings an dieser Stelle etwas zu ausführlich, wie man sich diese Dinge autodidaktisch beibringen kann.


    Nun zur Frage nach Literatur fürs TW-Training. Zu empfehlen wäre das Buch "Gehalten". Da sind zwar noch keine Übungen für die ganz Kleinen drin. Dafür stehen dort sehr viele nützliche Informationen, aus denen man sich ein wenig Phantasie auch leicht Übungen für unsere Jüngsten ableiten kann. Natürlich sollen auch die Videoclips mit der "blaue Wand" nicht unerwähnt bleiben. Je nach dem, wie hoch die Ziele sind, besteht hier lediglich das Risiko, das der kleine Keeper eine Übungen erstaunlich gut hinbekommt, aber mein anderen so seine Schwierigkeiten hat. Der Laie kann die Qualität aber schwer einschätzen, weshalb manchmal die Unterstützung durch einen erfahrenen Keeper nötig ist. Denn der Laie weiß meist zwar, wie es richtig aussehen müßte, kennt aber nicht die Wege, wie man über Korrekturen von fehlerhaftem zum fehlerfreien Bewegungsablauf gelangt.


    Zum Schluß noch ein paar Informationen zu den TW-Sichtungsmerkmalen. In der Tat ist die Kritik berechtigt, nach dem der DFB im unteren Jugendbereich TW-Talente für die Stützpunkt-Auswahlen klassifiziert. Auch, wenn immer wieder behauptet wird, die Stützpunkte seien "durchlässig", so das jederzeit ein Talentaustausch stattfinden könnte, stellt sich in der Praxis eher eine Talentverwaltung heraus. Dies kann auch aufgrund der jetzigen Situation, nach denen die Stützpunkttrainer in den meisten Fällen auch noch Aufgaben im Heimatverein haben, gar nicht anders sein. Es fehlt ihnen einfach die Zeit, neben dem Montagstraining, Sichtungsvergleichsspielen und den Traineraufgaben im Heimatverein weitere Talente in ihrem Zuständigkeitsbereich zu sichten! Dies ist jedoch ein allgemeines Problem, das sich derzeit nicht lösen läßt, weil zu wenig qualifizierte Trainer zur Verfügung stehen, die ausschließlich als Stützpunkttrainer arbeiten wollen. Doch kommen wir nun zu den Selektionsmerkmalen für junge TW-Talente. Sie sollten generell aktiv am Spiel beteiligt sein und ihr Team unterstützen. Es wird geschaut, ob der Keeper schon mal seinen Kasten verläßt, um eine Flanke abzufangen oder die Torfläche beim 1 : 1 Duell zu verkleinern. Die Fangtechniken müssen noch nicht vollständig beherrscht werden. Hier wird lediglich die Geschicklichkeit geprüft. Desweiteren wird danach geschaut, wie sich der Keeper bei den kognitiven TW-Aufgaben verhält.
    Für den Laien scheinen diese Merkmale nachvollziehbar. Weil die Stützpunkttrainer in aller Regel gut ausgebildet sind, wissen sie auch, ob der TW im Einzelfall eine gute oder weniger gute Aktion hatte. Weil sie jedoch keine explizite TW-Trainerausbildung genossen haben, fällt es ihnen schwer, Merkmale für TW-Talentpotential zu entdecken. Leider gibt es auf den Stützpunkten auch kein Extra-TW-Training, weshalb der Stützpunkttrainer auch keine zusätzlichen Praxiserfahrungen sammeln kann. Wenn dann die beiderseitigen Erwartungen (TW hofft auf Extra-TW-Training und DFB-Trainer hofft auf rasche TW-Weiterentwicklung) nicht erfüllt werden, ist das Dilemma vorprogramiert. So kommt es vor, das Vergleichsspiele ohne TW-Talente ausgetragen werden müssen, weil die einfach keinen Bock mehr auf den Stützpunkt ohne TW-Training haben.


    Man hat zwar die neue B-Lizenz etwas mehr für den Jugend-Bereich angepaßt und auch ein TW-Trainer referiert und demonstriert. Das ist aber leider viel zu wenig, um einen jungen Keeper 4 Jahre lang auf dem Stützpunkt sinnvoll und ausreichend zu unterstützen. Man darf deshalb nicht den Stützpunkttrainern die Versäumnise des DFB anlasten! Es untersucht leider auch niemand die tatsächliche TW-Fluktuation auf den Stützpunkten. Das wäre aufgrund der Anwesenheitslisten leicht möglich!


    Aufgrund des fehlenden Stützpunkt-TW-Trainings hat sich in den vergangenen Jahren eine 2-Klassengesellschaft (Talente aus den Dorfvereinen ohne Extra-Training auf dem Stützpunkt und dem Verein, Talente aus den Profi- u. Leistungsnachwuchs mit Extra Training im Verein) gebildet. So bieten die Nachwuchsabteilungen der Proficlubs für die ganz Kleinen ein TW-Training für alle Spieler, die Bock dazu haben, an. Ab der E-Jugend gibts dann vielfach schon 2 x wöchentlich ein kurzes TW-Training in kleinen Gruppen.


    Fazit: Wenn es ein goldenes Lernalter gibt, dann bezieht sich dies auf den gesamten Jugendzeitraum. Es muß von Anfang an jeder Spieler vielseitig gefördert werden. (Man lehrt den Kindern ja auch nicht in der 1. Klasse das Lesen und ab der 3. Klasse das Rechnen). Es gibt auch keine Zeit zu vertrödeln, wenn man die Aufgabe einer vollständigen Fussballausbildung ernst nehmen will. Dazu zählt auch die kontinuierliche Ausbildung in den Torwart-Aufgaben ab dem Einstieg in den Vereinsfussball.

  • Don Quijote
    Ja, das ist das Buch!
    Versuch auch ruhig euren Senioren-Keeper anzusprechen. Es ist allerdings für ihn schon ein Unterschied, ob er Training mit Leuten macht, die bereits über Erfahrungen verfügen oder ob er mit "Greenhorns" arbeitet.
    Wenn der Seniorenkeeper nicht will oder kann, so können das auch andere Keeper (ab B-Jugend) eures Vereins machen. Die jüngeren Keeper brauchen dann allerdings noch eure Unterstützung, insbesondere in der Trainingsorganisation. Diese Keeper finden das meist nach kurzer Eingewöhnungsphase toll, selbst mal in die Trainerrolle zu schlüpfen. Du wirst dadurch entlastet, lernst nebenbei auch etwas übers TW-Training, hast keine Probleme mit der Mannschaftsaufstellung. Auch für den Verein ist es eine prima Sache, weil sie so ganz nebenbei für Trainernachwuchs sorgt.


    Viel Glück dabei!

  • Hallo,


    habe das Problem auch. Es resultiert bei mir daher, dass wir fast alle Spiele dominieren und keinen Ball aufs Tor bekommen. Im Klartext: Der Torwart steht im Tor und friert, während die anderen jubeln. Im Moment wechsel ich die Kinder, wie es in dieser Altersklasse auch nicht verkehrt ist, immer wieder durch. In Zukunft möchte ich ein Torwart Training anbieten, um Interessen zu wecken. Zwingen kann man die Jungs schliesslich nicht. Ich hoffe, dass dies irgendwann mal jemanden animiert, auch mal regelmäßig im Tor zu spielen.


    Gruss

    Wenn die Deutschen gut spielen, dann werden sie Weltmeister, wenn sie schlecht spielen, dann kommen sie ins Finale. Michel Platini

  • Hallo Gavein,


    Torwartübungen für die gesamte Mannschaft oder alle Spieler die Bock auf die Torwartposition haben, ist O.K. Aber bitte keinen feste Positionsvergabe, also auch keinen Torwart in der F-Jugend! Gerade im unteren Jugendbereich sollten sich die Spieler auf allen Positionen ausprobieren können.


    Erfahrene TW-Trainer erkennen schon nach wenigen Minuten, ob jemand vorher immer nur im Tor gestanden hat oder ob er auch Erfahrungen als Feldspieler sammeln konnte. Die Erstgenannten sind zwar auf der Linie ganz ordentlich, aber beim Stellungsspiel und der Ballverarbeitung stehen sie "auf schwachen Füßen".


    Ein anderes Problem ist sicherlich eine zu große Überlegenheit (natürlich auch eine zu große Unterlegenheit) im Punktspielbetrieb! Während des Trainings dürfte diese einseitige Spielgestaltung allerdings nicht vorkommen.


    Allerdings ist die Saison in der F-Jugend schon vor dem Winter abgeschlossen. Zu Frühjahr findet dann eine Trennung nach Spielstärke statt, sodass auch ausgewogene Spiele für spielstarke (bzw. spielschwache) Teams stattfinden.

  • Hallo TW-Trainer,


    habe ich auch so nicht gemeint. Festen Torwart bei mir wird es vorerst nicht geben...

    Wenn die Deutschen gut spielen, dann werden sie Weltmeister, wenn sie schlecht spielen, dann kommen sie ins Finale. Michel Platini

  • Allerdings ist die Saison in der F-Jugend schon vor dem Winter abgeschlossen. Zu Frühjahr findet dann eine Trennung nach Spielstärke statt, sodass auch ausgewogene Spiele für spielstarke (bzw. spielschwache) Teams stattfinden.


    @TW


    altes leidiges Thema: das ist leider nicht in allen Landesverbänden so. die Vorraussetzungen sind halt allzu oft unterscdhiedlich.


    gg

  • Eine Idee ist es, einen älteren Torwart aus der 1. Mannschaft, A- oder B-Jugend mal zu bitten ins Training zu kommen und den Kids zu zeigen, wie ein Torwart "arbeitet". So ein Vorbild hat schon manches Kind zum Torwart gemacht und wertet die Funktion auch deutlich auf. Dazu noch ein cooles Torwart-Trikot aus der Mannschaftskasse und es sollte sich doch ein Torwart finden lassen.

  • Sowas höre ich zum ersten mal. Ich würde, dass jede Woche eine anderer ins, jedoch muss man damit rechnen, dass der eine mehr Talent und der andere weniger Talent für die Position des Torwarts hat. Bei so einem System muss dann natürlich auch die Defensive stimmen, damit der Gegner so wenig zum torschuss kommt wi nur möglich. Da es aber langfristig im Chaos endet sollte man lieber ausschau auf einen festen TW halten.

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  • @Mohammed
    Du beschreibst das Dilemma vieler Trainer sehr gut! Auf der einen Seite möchten sie gerne Jedem eine Chance geben, auf der anderen Seite auch lieber den bequemeren Weg mit einem festen Torwart gehen! Das hätte dann auch den Vorteil, das der feste Keeper sich durch die häufige Praxis beim Training und im Spiel selbst einiges beibringt, weil sein Trainer entweder keine Zeit oder keine Ahnung vom Torwartspiel hat. Doch das Ergebnis ist in den meisten Fällen, das die Keeper, die bis zur D oder C-Jugend vernachlässigt wurden und sich nunmehr immer häufiger auch versteckte oder offene Kritik gefallen lassen müssen, frustriert ihre einstmalige Lieblingsposition aufgeben, aufs Feld wechseln oder sich eine andere Sportart suchen. Diesen Prozeß bekommen die Trainer auch mit, glauben jedoch so richtig gehandelt zu haben, weil die "neuen Torhüter" schon nach kurzer Zeit bessere Leistungen als die "Alten" bringen!


    Ein weiteres Problem mit dem "festen Torwart" besteht darin, das besonders die in den letzten Monaten eines Jahres geborenen Keeper aufgrund ihrer physischen Unterlegenheit gegenüber die fast 12 Monate alten "festen Keeper" sehr oft die Reservebank drücken müssen, weil viele Trainer lieber gewinnen, als allen Spielern gleiche Chancen zur Verbesserung ihrer Leistungen zu gewähren.


    Und wie bereits beschrieben, legt der DFB hierbei die Hände in den Schoß, weil für sie der Standard im Breitensport der Trainer ohne Lizenz ist, von dem man nicht erwarten darf, das er über fundiertes Wissen einer systematischen Ausbildung aller Mannschaftsmitglieder verfügt! Dieses Nichthandeln des DFB in der TW-Trainer-Ausbildung setzt sich über die fehlende Kompetenz im Leistungs- und Profibereich fort. So wurde bislang kein einziger DFB-TW-Trainer auch selbst vom DFB ausgebildet, sondern ausschließlich von den Vereinen! Aber solange wir die weltbesten Keeper in den Vereinen besitzen, besteht ja kein Handlungsbedarf. Sollen doch jährlich ein paar Tausend Nachwuchskeeper frustriert die Handschuhe in die Ecke werfen, solange man sich über ein halbes Dutzend deutscher Torleute mit überragenden Leistungen an jedem Bundesligawochenende oder bei Länderspielen erfreuen kann!


    Die aufkeimende Hoffnung über ein bundesweites TW-Trainerausbildungskonzept scheint schon wieder in den Schubladen des DFB zu verstauben, denn für den Basisbereich gibt es zu wenig Ausbilder und im Leistungsbereich ist aufgrund der nicht exakt genug auf TW-Trainer fixierten Voraussetzungen die Nachfrage so gering. So müssen angekündigte Seminare abgesagt werden und die Interessenten durch halb Deutschland zum nächsten Ausbildungsort reisen. Dort dürfen sie bislang frustiert erkennen, das sie mit Mannschaftstrainern ohne spezielle TW-bzw. TW-Trainerkenntnisse eine Woche lang interessante, aber ineffektiv abgearbeitete Themen bearbeiten. Die dritte Stufe für den Profibereich wurde erst gar nicht weiter verfolgt!


    Was kann man also machen? Zunächst einmal sollte man Ausbildungsmultiplikatoren finden! Wenn dazu vom DFB zu wenig Unterstützung kommt und man nicht noch Jahre warten will, dann man in kleinem Maßstab soetwas für seine Umgebung gestalten.
    A. TW-Trainer als Ausbilder im Verein oder Umkreis suchen
    So werden z.Zt. 2 Keeper (22 Jahre, 30 Jahre) in der Form geschult, das sie die Techniken und Taktiken nicht nur gut demonstrieren, sondern gründlich verstehen lernen. Denn letzteres versetzt sie in die Lage, später einmal junge Leute in ihrem Verein bzw. Umkreis auszubilden. Bislang verlief TW-Training von erwachsenen Keepern für Kinder häufig wie Training für kleine Erwachsene, in der nach bewährte Art geübt, aber kaum korrigiert und so gut wie nicht erklärt wurde. Das soll bei dieser Methode korrigiert werden. Nach wenigen Monaten bin ich selbst überrascht, wie große Fortschritte Beiden machen! Allerdings mit dem kleinen Nachteil, das der jüngere Keeper bereits die Begehrlichkeiten von höher spielenden Clubs geweckt hat, weil er neben seinen guten athletischen Anlagen nunmehr sein Stellungsspiel und das Dirigieren seiner Vorderleute sehr verbessern konnte. Denn er lernt zu verstehen, nicht nur auf Fehler seiner Vorderleute zu reagieren, sondern durch geschicktes Stellungsspiel und aufmerksames Beobachten Fehler seiner Mannschaft zu vermeiden oder doch die Folgen nicht zu Gegentoren werden zu lassen. Beim TW-Training von einst wurden fast ausschließlich defensive Elemente, die eine Reaktion des Keppers erforderten, vermittelt. Das moderne TW-Training beinhaltet in deutlich stärkeren Maße die offensiven Elemente, in der sich der Keeper im richtigen Moment agierend einschaltet.


    Wenn der DFB es (noch) nicht schafft, den Bedarf an TW-Trainern zu decken, dann kann man in seinem Umfeld auch selbst aktiv werden!


    Wer daran interessiert ist oder mehr Infos darüber möchte, bitte per PN melden.


    B. Mehrere Wege zur Leistungsförderung finden
    Ein anderes Projekt wird derzeit mit B-Junioren, von denen vorher so gut wie niemand einen Stützpunkt gesehen hat, gestartet. Es soll zeigen, ob ausschließlich durch Frühförderung Leistungsförderung auf höherem Niveau möglich ist oder ob man dies auch zu einem späteren Zeitpunkt nachholen kann. Weil ein Teil dieser Jungs hat noch vor einigen Wochen in der 2. Kreisklasse gekickt und versetzt momentan im Bereich die Experten ins Stauen, wenn sie selbst Landesliga-Spitzenclubs in die Schranken weisen. Auch dabei spielt der TW natürlich eine Rolle. Denn wer vorher nicht viel gelernt hat, kann auch wenig Falsches gelernt haben. Der Fussball verändert sich, aber leider die Kenntnisse der Trainer nicht. Gerade ab der A-Lizenz bedarf es einer permanenten Auseinandersetzung mit den Fortschritten in und um den Fussball. Im Vereinsbereich gibt es einen Konkurrenzdruck, der zur Weiterbildung zwingt. Beim DFB-Nachwuchs-Elitekonzept findet jedoch lediglich eine Austausch ohne Qualitätskontrolle statt, weil die meiste Arbeit nach wie vor in den Vereinen gemacht wird.


    Hier Erkenntnisse zu gewinnen, erachte ich deshalb als wichtig, weil viele vermeintlichen Talente in der B-Jugend bereits wieder "zuhause" sind, während andere bislang noch nicht einmal zeigen konnten, wie gut sie Fussballspielen könnten, wenn man sie denn mal ließe. Denn genau, wie in der Schule, sollte es im Fussball nicht nur einen, sondern mehrere (Aus)Bildungsalternativen geben. Das Problem derzeit ist aber, das sich kaum ein Scout oder Leistungstrainer in die unteren Ebenen des älteren Jugendfussballs verirrt, weil man bislang fest daran glaubte, bereits vorher das gesamte Leistungspotential heraus gefiltert zu haben. Wie bereits in früheren Beiträgen berichtet, gibt das deutsche Stichtags-Leistungsmessungssystem Anlaß für Zweifel.


    Dazu möchte ich erst wieder Stellung beziehen, wenn die erste Saison rum ist und man auf bestätigte Erkenntnisse zurückgreifen kann. Dann man sollte selbstkritisch genug sein, um sich nicht von Zufälligkeiten lenken zu lassen.


    C. Gemeinsames TW-Training für Jugend und Erwachsene
    In einem weiteren Projekt werden Mädchen (ab ca. 13 Jahren) gemeinsam mit Frauen-Torleuten trainiert. Weil die Pubertät bei den Mädchen früher einsetzt und bei den Frauen hormonelle Veränderungen (breiteres Becken) fussballerische Beeiträchtigungen mitsich bringt, soll getestet werden, ob aus dem Problem, das es ohnehin zu wenig qualifizierte Trainer und TW-Trainer im Mädchen- und Frauenbereich gibt, hier eine Verbesserung der Situation erfolgt. Die Ergebnisse sind durchwachsen. Denn, wenn nach ca. 3 Wochen eine 14-Jährige bereits sichtbar für ihre Trainingspartnerinnen bessere Leistungen erzielt, als eine Keeperin, die ohne TW-Training schon seit über 15 Jahren traditionell auf dieser Position spielte, dann bringt das zusätzliches Konfliktpotential, welches nur mit zusätzlichen, aber nicht vorhandenen Kräften gelöst werden kann.


    Wie bereits beschrieben, hat diese Methode Vor- und Nachteile und kann lediglich einen kleinen Teil des TW-Trainingsbedarfs abdecken. Es ist mehr als nichts!


    Manches davon gibt es bereits in gut geführten Vereinen. Anderes bedarf noch weiterer Analyse. Hier sind auch die Uni`s aufgerufen, ihre Studenten auf noch wenig erforschte Gebiete zu schicken, statt sich unermütlich um die wissenschaftliche Bestätigung von Vorgaben aus der DFB-Zentrale zu kümmern.


    Falls also "Sport"-Studenten bzw. Studenten mit dem Studienschwerpunkt "Trainingslehre" hier forschen möchten und einen Erfahrungsaustausch wünschen, bitte per PN!


    Und an meine lieben Trainerkollegen gerichtet: noch wichtiger als darüber reden (was auch mal sein muß) ist handeln! Wartet nicht immer ab, bis von irgendeiner Stelle ein O.K: oder Veto kommt, sondern macht es einfach und versucht eure Ideen auf dem Platz auszuprobieren. Selbst, wenn meistens Quatsch dabei herauskommt, lohnt es sich für die wenigen Dinge, die euch dann weiterhelfen und Meilensteine in euer Trainerentwicklung werden! Dazu bedarf es nicht einmal einer Lizenz, sondern nur die Neugier und die Begeisterung für den Fussball!

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