Ballorientiertes Spiel 3-5-2 vs 4-1-2-1-2

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  • Moin moin,


    ich bin momentan am Grübeln, welches System für das ballorientierte Spiel einer Herrenmannschaft, die vorher auf Manndeckung gespielt hat, besser geeignet ist.
    Ich persönlich lasse lieber kompakter im Mittelfeld spielen, weshalb ich das 3-5-2 bevorzuge.
    Das dies im Kettenverbund in der Abwehr geschieht, steht außer Frage.
    Ich habe mir bereits einiges zum Thema ballorientiertes Spiel angelesen (abwehrkette.de, trainerstammtisch.de,...), aber vielleicht habt ihr ja ein paar Tipps.
    Ich freue mich auf eure Meinungen und Ratschläge.


    Gruß Elpawo



    P.S.: Das ein ähnlicher Thread besteht weiss ich, dennoch befasst sich dieser nur mit der Umstellung.

  • Kurze, schnelle Antwort:
    Meiner Meinung nach flaches 4-4-2, weil Aufgaben im Mittelfeld und in der Abwehr sehr ähnlich sind und du somit ne Menge auf einmal trainieren kannst.

  • Ich würde dir auch zu einem 4-4-2 / 4-4-1-1 raten!
    Bei der Umstellung auf das ballorientierte Spiel zu erst mit einer Dreierkette zu spielen, kann ich nur abraten!


    1. Dreierkette kann nicht die gesamte Breite abdecken!
    2. Der mittlere Verteidiger wird sich zwangsläufig als Libero positionieren!
    3. Viel Laufarbeit für den jeweils ballnahen/ situativ auch ballfernen Mittelfeldaußen, da sich beim Spiel gegen den Ball IMMER eine Viererkette ergibt.
    4. Eine Dreierkette NICHT offensiver wie eine Viererkette ist (der Vorteil der AV entfällt bei der Dreierkette).


    Nur in Trainingsspielen würde ich mit einer Dreierkette spielen.


    Gruß Thomas

  • Danke für eure Statements.


    Thomas


    Grade in den Trainingsspielen sollte man doch dann mit einer 4er Kette spielen, da dieses Ergebnis ja unwichtig ist und somit versucht werden kann, das gelernte in die Tat umzusetzen.
    Findest du nicht?
    Ich stelle es mir schwierige vor im Training meine Mannschaft auf eine 4er Kette hin taktisch einzustellen und meine Verteidiger dann im Testspiel in einer 3er Kette aufzustellen.
    Es kann natürlich sein, dass du von einem Abschlussspiel im Training redest.
    Falls dies der Fall sein sollte, sehe ich es genau wie du, da ich beim Training keine 22 Spieler zur Verfügung habe.



    Gruß Elpawo

  • Es wird heutzutage doch propagiert, dass ein 6er der neuer 10er sei.
    Diese Position würde bei einer flachen 4 (4-4-2) wegfallen, weil man ja mit Kette spielt.
    Wie schaut es also damit aus?

  • Mach die Umstellung von Manndeckung/Libero auf ballorientiert/Viererkette nicht schwieriger als sie für eine KK Mannschaft die ihr Leben lag Manndeckung gelernt und gespielt hat eh schon ist. Mach den ersten vor dem zweiten, sammelt Erfahrung mit 4-4-2 und dann kann man immer noch 4-2-3-1 o.ä. spielen.

  • Ja ich rede von Abschlussspielen im Training!


    Zitat


    Es wird heutzutage doch propagiert, dass ein 6er der neuer 10er sei.
    Diese Position würde bei einer flachen 4 (4-4-2) wegfallen, weil man ja mit Kette spielt.
    Wie schaut es also damit aus?


    Wieso wegfallen?? Du hast doch im 4-4-2 (4-2-2-2) mit flacher 4 im Mittelfeld oder auch mit Mittelfeldkette gleich 2 6er?!
    Einer beteiligt sich mit am Angriff (quasi 8er oder auch 10er) und der andere 6er übernimmt den defensiveren Part!


    LG

  • Vom 3-5-2 zum 5-3-2
    Das 3-5-2 ist bestimmt sehr komplex und langwierig zum Einstudieren. Eine 3er Kette kann die gesamte Breite nicht abdecken (dies wurde von einem schon gesagt). Somit spielen die meisten Teams die 3-5-2 spielen mit einem eher flexiblen 5-3-2. Das heisst, dass deine Aussen Mittelfeldspieler im Abwehrverhalten als Aussenverteidiger agieren. In meinen Augen geht diese Raumdeckung nicht schlecht. Leider benötigt man aber mehr Zeit, dies einzustudieren als mit einer normalen 4er Kette. Das Langwierige wird sein, die Aussenbeck in die Abwehraufgabe zu integrieren.


    Empfehlung 4-4-2 für die erste Saison
    Für die erste Saison empfehle ich das 4-4-2 weil es am einfachsten ist zum einstudieren. Ob Du in der zweiten Saison oder bereits in der Rückrunde mit einem 4-3-3 oder 4-3-1-2 spielst wirst Du dann schon sehen. Dies kannst Du dann machen, wenn die Raumdeckung wirklich verstanden, gefestigt und automtisiert wurde.


    Viele Grüsse und viel Spass
    TRPietro

  • Hallo zusammen,
    also erstmal vorweg, ich würde mein System immer so einstellen, wie ich Spieler dafür habe. Wenn ich mir irgendwann einmal Spieler kaufen kann nach Notwendigkeit, dann Spiele ich mein lieblingssystem.
    4:4:2 ist sicher ein System, dass man mit jeder Mannschaft spielen kann, aber auch nicht wovor der Gegner Angst bekommt.
    3:5:2 muss man lernen und konditionell starke Mittelfeldspieler haben, also die aussen.
    4:1:2:1:2 brauchst du einen guten Zehner und einen spielerisch starken hängenden Stürmer.
    Und wenn garnichts geht, gerade bei Senioren, dann halt mit Libero klassisch spielen. Aber auch dafür braucht man einen starken Libero.
    Naja, ist meine Sicht des Spiels, andere sehen es sicher wieder anders.


    Gruß Alex

  • Vergiss den Libero.
    Vergiss auch die Dreierkette, es gibt so gut wie keine funktionierenden im Topfußball und das hat seinen Grund.
    Die meisten Gründe wurden aufgezählt bisher.


    Spiel 4-4-2, oder ein 4-1-4-1.

  • Chris, in der D wird ja nun auf dem verkleinerten Großfeld gespielt. Dieses Feld wird wohl -da sind sich hier alle noch unsicher, ich aber nicht- auch in der Breite angepaßt. DESwegen lassen wir nun doch nicht mit der Viererkette spielen, weil das zu eng wird, ...meine ich.


    Ich studiere -dank deiner Person-, einem Buch Namens "Chraskurs Viererkette" und im Augenblick aus den Dvd`s von Ralf Peter, wie die Sache funktioniert.


    Unsere Jungs haben nicht den Hauch von Ahnung, was das TAKTISCHE 1:1 angeht. Deshalb habe ich neulich mit denen die Broschüre des Dfb zu diesem Thema 1:1 abgearbeitet. Umgesetzt hat das beim folgenden Spiel gegen eine C 3 niemand....bedeutet, ...weiter dran arbeiten.


    Das Buch sorgt dafür, mir zu zeigen, wie ich es einer Mannschaft/den einzelnen Spielern beibringen kann, die ja -aus meiner Sicht LEIDER, jahrelang....aus meiner Sicht - nutzlos -, auf Manndeckung spielten....nun in Richtung Raumdeckung ein Verständnis UND das Vertrauen darauf einzutrichtern.


    Die Dvd`s zeigen mir, wie das ganze in der Grundform geschieht, wie es halt geht, ...wie ich es mit den Jungs erarbeiten könnte.


    Es ist eine D....deshalb nur die Grundform....halt noch individualttaktische und gruppentaktische Elemente, die ich mit meinem neuen Verständnis mehr oder minder versteckt im Training über Spielformen trainieren lassen möchte.


    Zurück zum Thema: Was das Verschieben an sich angeht, dürfte es meiner jetzigen Ansicht nach egal sein, ob ich nun in der Kette mit zwei Mann, mit drei oder vier oder gar fünf Mann verschiebe. Das GRUNDVERSTÄNDNIS ist gleich, wie ich derzeit meine. Was sich daraus im einzelnen speziell ergibt bzw. aufbaut, ...das sind weitreichende Unterschiede, ...meine ich so zu erkennen.


    Aus diesem Verständnis heraus glaube ich auch, dass es egal ist, ob ich nun mit einem 4:4:2 oder 4:2:3:1 oder 4:3:3 oder was auch immer aggiere. Das Grundverständnis muß da sein, sonst klappt das nicht.


    Darüber hinaus glaube ich, das das auf Kreiliganiveau noch egaler ist, weil die Fehler die dabei gemacht werden, werden dort meist verziehen.


    Z.B. ....Für geht beim Raumdecken/Verschieben mit einer Kette einher, dass ein Pressing gespielt wird. Wo das Pressing stattfindet, obliegt der jeweiligen Taktik. Aber auch hier ein grundsätzliches Verständnis zu erzeugen, dass das Pressing notwendig ist, ist die Kunst und wichtig. Dazu einhergehend das Thema Doppeln, ....wer doppelt wann und mit wem. Wird beispielsweise ein Aussenspieler des Gegners nicht angegriffen.....würde dieser - so er denn eine angehender Profi oder ein Profi ist, diesen -lt. Dvd 3 von Ralf Peter....diesen wohl -sofort- als langen Ball/Flanke auf den freistehenden und ungedeckten Spieler diagonal auf der vorderen anderen Spielfeldseite anspielen. DAS würde in der Kreisliga wohl nicht oder erst mit Zeitverzug stattfinden (Ausnahmen bestätigen die Regel).


    Das Beispiel begründet für mich den Verdacht, das das System auf Kreisliganiveau eher egal bis drittrangig wichtig ist. Wichtig ist die Grundausbildung hin zur Viererkette - sprich das taktische 1:1 sowohl defensiv als auch offensiv (riesen Thema ab der D; was aber kaum einer erkennt und macht, weil der Rest ja auch nicht verstanden wird/verstanden werden will) und darauf aufbauend, das theoretische Wissen um die Raumaufteilung/Raumdeckung und das Verschieben.


    Das Argument der Dreiecksbildung....die sei bei einem 4:4:2 besser zu machen....sehe ich auch nicht so, denn bei einem beispielsweise 4:2:3:1 könnten die Sechser gneauso verschieben um beispielsweise zu doppeln wie eine zweite Viererkette beim 4:4:2. Zur Dreiecksbildung kommt es doch immer....wenn die Spieler es verstanden haben. Genau dieses Verstehen bedingt eine gute Grundausbildung UND eine gute theoretische Einführung. Hätte ich nun eine C zu bedienen, würde ich einen Samstagvormittag verwenden. Eine halbe bis eine Stunde Theorie an der Tafel incl. Fragestunde an den Trainer. Danach würde ich die DVD 3 zum taktischen Verdeidigen von Ralf P. einlegen und immer wieder stoppen, um Fragen zu beantworten bzw. meinen Kommentar zu geben. Hier wäre mir aber nur die Grundform des Verschiebens wichtig, sonst würde es vermutlich zu viel. Danach würde ich mit denen auf den Platz gehen und das gesehene eins zu eins auf dem Platz nachspielen und tschüssi.


    Ich bin mir bei meiner Aussage, dass das System - also die taktische Aufstellung und ob ich nun mit drei, vier oder fünf Mann in der Kette spiele - auf KREISLIGANIVEAU eher unwichtig ist nicht ganz sicher, WEIL...ich hier keine Erfahrung habe. Deswegen meine Frage speziell an Dich. Ist es so, oder stimmt das so nicht. Wenn es stimmt, würde ich eher ein 4:2:3:1 spielen lassen. Ist das so, dann wäre der Zeit.-und Kräfteaufwand darauf für mich ebenso "sinnlos" und Verschwendung, wie die Jungs in den Vorjahren auf Manndeckung spielen zu lassen. Beides ist nicht dienlich im Sinne der Ausbildung. Wichtig wären nur zwei Dinge:


    1. Die Grundlage aus den Themen Individualtaktik (taktisches 1:1), die Gruppentaktik (Dreiecksbildung)


    und


    2. später beides zusammenführen und dann tiefgründig einsteigen in die Mannschaftstaktik....was meiner Meinung entsprechen eher nicht das Thema der Kreisliga sein wird.


    Gruß Andre

    2 Mal editiert, zuletzt von Andre ()

  • Ich habe gestern meine erste Einheit des ballorientierten Spiels durchgeführt.
    Was soll ich sagen...
    es war wie Kraut und Rüben.


    Ich schildere nachfolgend meine Einheit. Ihr seid gerne dazu aufgerufen mir meine Fehler aufzuzeigen und mich, falls ich alles falsch gemacht habe, in der Luft zu zerreißen. Man lernt ja nie aus.


    Einführung: Ich habe den Spielern erklärt was das heutige Training beinhaltet (ballorientiertes Spiel), habe sie nach den Vorteilen einer Raumdeckung gegenüber der Manndeckung gefragt und anschließend selbst noch Vorteile aufgezählt.


    Aufwärmen: Ein Feld 20x20m, zwei 3er Teams und zwei 4er Teams. Die Spieler sollten Pässe untereinander im Team spielen, und sich dabei im abgesteckten Feld bewegen. Abstände ca. 5m zwischen den Spielern. Zwischendurch wurden Doppelpässe/ mal mit dem schwachen Fuß/ 2 Ballkontakte gespielt. Ich habe die Wichtigkeit, den Raum zu beobachten und nicht mit anderen Spielern oder Bällen zu kollidieren, herausgestellt.
    Nebenbei habe ich Torwarttraining mit unserem Torhüter gemacht.
    Nach 10 Minuten habe ich die Jungs verschnaufen lassen und ein zweites Feld abgesteckt (16x32m) und das erste entsprechend angepasst.
    In diesen Feldern haben wir nun 3 gegen 3 bzw. 4 gegen 4 gespielt. Wobei ich vorher anhand der 3er Gruppen die ballorientierte Spielweise veranschaulichte.
    Ballaußen und 2ter Gegenspieler steht nah dem Ball - Trichter
    Ballmitte - Dreieck
    Ballaußen und andere gegenspieler ballfern - Sichel
    Hinterlaufen - Entweder Trichter um Druck auszuüben oder Sichel und der mittlere Verteidiger geht mit, um die Seite dicht zu machen


    Einige meiner Spieler haben das auf den Mann gehen und hinter dem Ball hinterher so verinnerlicht, dass sie sich nicht umstellen konnten udn Lücken aufrissen.
    Wenn sie denn rotzdem den Ball erobert haben, kam von ihnen "ich hab doch den Ball".


    Die 4er Gruppen bestanden größtenteils aus jüngeren Spielern, die aufgrund ihres Elans natürlich sofort den Ball haben wollten. Hier war es für mich schwieriger zu coachen und ein langsameres Spiel zu propagieren, als bei den 3er Gruppen, da die "jungen Wilden" den sich wiederholenden Spielabbruch nicht grade toll fanden.


    Hauptteil:
    Aufbau: 70 Meter langes und maximal breites Feld.
    Markierung der Mittellinie.
    Von der Mittellinie in jede Hälfte eine 12,5m Zone abgesteckt und in jeder zwei 4er Ketten positioniert.
    1.)Vor den Toren 3 Verteidiger positioniert.
    2.)Vor den Toren 1 Stürmer und 2 Verteidiger gestellt.
    1.)Ziel (Mannschaft im Ballbesitz): Die gegnerische Zone überdribbeln(Passen in der Zone war natürlich erlaubt). Der Überdribbler und zwei weitere führen einen Angriff auf das Tor aus (3 gegen 3).
    2.)Ziel (Mannschaft im Ballbesitz): Den Stürmer mit einem Pass durch die Schnitstelle anspielen. Der Passgeber und der Stürmer führen einen Angriff auf das Tor aus (2 gegen 2).
    Ziel (Mannschaft ohne Ballbesitz): Verschieben und Druck auf den ballführenden ausüben und ihn so zu Fehlern zwingen.


    Hier wurde sich in der Defensive nicht gut genug verschoben. Vor allem die Außen blieben sehr oft bei ihren Gegenspielern bzw. zu dicht an Ihnen, wenn der Ball fern ihrer Seite war.


    Schlussteil: Spiel
    3-2-2 Offensive
    3-4-0 Defensive


    Auffälig:
    -Die Stürmer arbeiteten zu wenig nach hinten, dadurch entsteht zu viel Raum
    -Die Außen haben die 3er Kette auseinander gerissen, weil di Verteidiger sich noch zu sehr an der Überzahl der Gegner orientiert hat.
    -Bei einer Ecke wurde nach einem Tor gesagt "Das war nicht mein Mann" (obwohl ich gesagt habe, dass die Spieler sich zum Ball orientieren sollen)


    Ich hoffe ich habt Tipps und Anregungen, wie ich das Trainig das nächste Mal verbessern kann oder meine Spieler besser auf das ballorientierte Spiel einstellen kann.


    Gruß Elpawo

  • Lieber Andre,
    ich bin völlig verwirrt und wenn ich jetzt ein D oder C jugendlicher wäre, dann hätte ich spätestens nach dem ersten Absatz abgeschaltet.
    Damit will ich sagen, bei aller Theorie, ein System darf ein Spiel oder einen Spieler auch nicht erschlagen. Unterm Strich läuft jedes System auf eins hinaus, 22 Spieler versuchen mehr Tore zu schiessen als zu bekommen und ein unschlagbares System gibt es zum Glück nicht.


    Gruß Alex

  • Ist vielleicht ein bissel viel auf einmal. Manchmal ist weniger mehr. Greif dir ein spezielles Thema raus und bearbeite es. Du kannst nicht in einem Training auf einmal auf BoS umstellen und hoffen, dass es klappt.
    Du brauchst natürlich im BoS Spieler, die individualtaktisch und gruppentaktisch geschult sind. Das fängt schon beim einfachen 2:2 an. Wer läuft an, wie sicher ich den Nebenmann ab. Das muss sitzen. Für die Sichel und das Dreieck hab ich auch mal etwas trockerne Übungen gemacht: Zwei Vierketten stehen sich gegenüber. Ein weiterer Spieler mit Ball dribbelt langsam in der Mitte zwischen beiden Ketten hoch. Die Spieler verschieben sich dann entsprechend ohne aktiv zu attackieren. Da kannst du Abstände korrigieren und das Einrücken üben. Ansonsten heißt es immer wieder coachen und Korrekturen anbringen.

  • @ Elpawo


    Aus der Ferne schwer zu sagen, aber hört sich für mich auch ziemlich viel auf mal an.
    Hört sich so an, als ob du es direkt mit einer Spielform eingeführt hättest.
    Ich schließe mich meinem Vorredner an und würde vorschlagen, erstmal zu thematisieren, wie man zu zweit verteidigt.


    Später dann z.B. im Aufwärmteil vier verschiedenfarbige Hütchen nebeneinander aufbauen, je vier Mann dahinter bzw. davor stellen und dann ein Hütchen aufrufen, an dem sich die Viererkette entsprechend formieren muss. Ich würde da also nicht direkt mit einer Spielform einsteigen.

  • Lieber Andre,
    ich bin völlig verwirrt und wenn ich jetzt ein D oder C jugendlicher wäre, dann hätte ich spätestens nach dem ersten Absatz abgeschaltet.
    Damit will ich sagen, bei aller Theorie, ein System darf ein Spiel oder einen Spieler auch nicht erschlagen. Unterm Strich läuft jedes System auf eins hinaus, 22 Spieler versuchen mehr Tore zu schiessen als zu bekommen und ein unschlagbares System gibt es zum Glück nicht.


    Gruß Alex


    Tja, kann Dich gut verstehen. Wir haben derzeit nicht den gleichen Wissensstand und zudem habe ich vor meinem geistigen Auge auch das, was ich gelesen, verstanden und gesehen habe (Dvd`s). Die Dvd`s sind es, die das gelesene mit der Praxis in Einklang bringen.


    Daraufhin habe ich mich neulich beim Abschlußspiel als Innenverteidiger in die Dreierkette-Abwehr eingewechselt. Ich wollte versuchen, ob ich als IV die beiden Aussenverteidiger dazu kriege, zu verschieben usw.. Ich fand das klappte sofort recht gut, das war sogar interessant als pötzlich auf der linken Aussenseite ein Angreifer völlig ungedeckt stand und meinen linken Aussenverteidiger anwies, ihn zu ignorieren und mit zu verschieben.


    Übrigens....war ich mit den 6 neuen Spielern der ehemaligen E eingeteilt. Kurze Ansprache....3:3 gegen 3:3....die anderen auf Manndeckung, wir auf Raumdeckung. Wir haben sie in 20 Minuten 4:1 geschlagen....die älteren geschlagen. Das witzige war, dass meine Spieler überhaupt nicht wußten, was sie taten, sie waren einfach nur mal so -aus dem hohlen Bauch- versuchsweise von mir als Mitspieler -ausnahmsweise- dirigiert worden.


    Fazit für mich: Es könnte sinnvoll sein, hier pro Kette einen oder zwei zunächst zu beschulen, statt alle zusammen. Wenn die verstanden haben, werden die anderen von ihnen lernen, soweit die angelernten verstehen ihren Mund positiv auch zu benutzen. ;)

  • Die Übungen sind prinzipiell ok, wobei ich hinten wie gesagt niemals (!) bei der Umstellung auf ballorientiertes Spiel mit einer Dreierkette arbeiten würde. Das ist ein absoluter Albtraum. Immer wenn ich Dreierkette gespielt habe, habe ich Kopfschmerzen gekriegt beim Zusehen, wie viele wahnsinnig große Lücken da entstehen - und das war mit Mannschaften, die seit drei Jahren ballorientiert gespielt haben.


    Du gehst es aber viel zu schnell an. Was du den Spielern abverlangst würde ich frühestens nach 4-5 Einheiten sehen wollen.
    Wie haben die Spieler die Umstellung denn generell angenommen? Wissbegierig? Erfreut? Ablehnend? Das spielt natürlich auch eine große Rolle.


    Als erstes musst du ihnen beibringen, dass sie gemeinsam agieren und nicht mehr jeder für sich. Die Orientierung an den Nebenspielern ist entscheidend. Stell eine Viererkette in eine flache Ausgangsposition, etwa acht Meter zwischen die einzelnen Spieler. Stell ihnen genau gegenüber, etwa 8 Meter entfernt, 4 Gegenspieler mit einem Ball. Die Gegenspieler passen sich den Ball ganz, ganz langsam, nur auf deine Anweisung, immer eine Station weiter, hin und her. Die "Kette" muss nun lernen, dass sie mit angemessenem Tempo den Spieler stellt und wenn er querspielt eben nicht quer dem Ball hinterherläuft, sondern sich wieder fallen lassen.
    [WIR BRAUCHEN ZEICHNUNGSMÖGLICHKEITEN IM FORUM!]
    Für mich ist das immer der allererste Schritt. Draufgehen - Fallenlassen. Draufgehen - Fallenlassen in die Formation. Achte darauf, dass die Spieler nur teilaktiv angreifen und korrigiere, wenn sie zu schnell oder zu langsam draufgehen und vor allem, wenn sie sich zu langsam wieder in die Formation fallenlassen. Diese Übung kannst du in mehreren Gruppen durchführen. Geh dann dazu über, dass die Spieler von sich aus den Ball schneller laufen lassen können und dass sie auch mal 2 oder 3 Stationen nach links/rechts spielen dürfen. Dann Aufgabenwechsel.


    Der nächste Schritt ist es, die Angreifer mit Ball über die gesamte Breite des Feldes zu verteilen. Wieder dürfen sie den Ball nur eine Station immer in eine vorgegebene Richtung spielen., lassen den Ball ganz langsam hin und her wandern. Du erklärst je nach Stellung des Balles, wie die Kette nun verschiebt, welche Formationen (Sichel, Dreieck) eingenommen werden und warum und korrigierst, wenn jemand schlecht steht und verschiebt. Um das ganz klar auszudrücken: Das ist extrem langsam und führt vor allem am Anfang dazu, dass der Ball eine einzige Station wandert, dann sofort wieder eingefroren wird und 15-20 Sekunden geredet. Dann wieder eine Station. Einfrieren. Reden. Wenn es einigermaßen läuft, gibt den Ball frei, gib aber vor, dass er nach wie vor nur eine Station von links nach rechts durchwandern darf, während die Kette verschiebt, draufgeht, fallenlässt usw. Friere das Spiel ein, wenn dir etwas nicht zusagt und korrigiere es. Der nächste Schritt besteht darin, dass du den Angreifern nun erlaubst, frei mit dem Ball zu spielen, also auch mal 2 oder gar 3 Stationen, den Ball gerade wieder zurückprallen zu lassen an den Spielern, von dem man ihn bekommen hat usw.. Die Kette schiebt, du wirst hier wieder etwas mehr eingreifen müssen, da das Tempo nun deutlich höher wird, als vorher und die Lücken größer sind.


    Der nächste Schritt besteht im Agieren als Mannschaftsverbund. Besetz deine Mannschaft in Ausgangsstellung so auf das Feld, wie du es dir ungefähr vorstellst. Positionen können auch doppelt und dreifach besetzt sein, diese Spieler sollen dann quasi hauteng aneinander laufen. Über das Spielfeld verteilt sind 6-12 verschiedenfarbige Hütchen (ich habe z.B. mit großen und kleinen Hütchen gearbeitet). Der Trainer ruft dann die Farbe eines Hütchens, z.B. "rot klein" oder "gelb groß", dies ist jeweils die Position des Balles mit Gegner. Je nachdem soll sich die gesamte Mannschaft bewegen und verschieben und die richtigen Positionen einnehmen. Langsam anfangen, einfrieren, erklären wer wieso falsch steht. Zwei bis drei Meter können hier oft entscheidend sein.


    Stell eine Viererkette 22 Meter vor das Tor. Fang bevorzugt mit den vier an, die bis jetzt den besten Eindruck gemacht haben. Lass 5 oder 6 Offensivspieler im Wechsel angreifen, freies Spiel mit Abseits. Wechsele alle 5 Minuten oder alle 10 Minuten die vier Spieler, die in der Kette sind. Du wirst Ketten haben, die die kompletten 5 oder 10 Minuten lang kein Tor fangen. Frage die Spieler, ob sie vorher erwartet hätten, dass bei so und so vielen Angriffen (10 oder 20) in Überzahl (5:4 oder 6:4) kein einziges Tor/nur eines fallen würde. Frag sie, ob sie denken, dass mit Libero nicht mehr Tore gefallen wären.


    Je besser deine Kette wird, desto mehr Spieler kannst du in die Überzahl stecken. Im vorletzten Training habe ich meine "Start-Zehn" (ohne Torwart) für das kommende Testspiel gegen den "Rest" antreten lassen. Der Rest wurde im System 4-1, also Viererkette und ein Sechser, aufgestellt, der Torwart ging ganz normal ins Tor der Fünfer-Mannschaft. Wir reden also von 10:5+1. Ein Tor der zehn Spieler ist einen Punkt wert, ein Überdribbeln der Mittellinie der Fünfermannschaft ist ebenfalls einen Punkt wert. In ca. 20 Minuten siegte die Fünfermannschaft mit 2:0. Allerdings war das Offensivspiel des Zehnerteams auch nicht besonders gut.


    Als Spielform bietet sich auch gut an, dass man 4:4 auf einem relativ breiten Feld spielen lässt und jeder Mannschaft zwei kleine Hütchentore außen auf ihrer Grundlinie hinstellt.


    Ich weiß, dass einige dieser Übungen eher trocken sind. Ich versuche das wie folgt zu verkaufen: Den Spielern erkläre ich, dass der gesamte professionelle und mittlerweile auch höherklassige Fußball auf diesen Grundlagen basiert. Dass sie nie höherklassig spielen können, wenn sie das nicht verstehen. Dass sie, wenn sie es richtig verstehen, mehr Ahnung von Fußball haben, als 90 % der Erwachsenen (das zieht meistens :D). Und last not least: Dass sie bei mir nicht spielen werden, wenn sie das nicht umsetzen können. Das kriegen auch 12-Jährige ohne Zweifel von mir gesagt: Wer das will, kann es auch! Wer es nicht will, ist hier in der falschen Mannschaft.

  • Gu dann werde ich erstmal bei den Basics anfangen.
    Es war ja auch nur ein Versuch.


    Nächstes Mal steht zwar Schnelligkeitstraining auf meinem Plan, aber da wir des Öfteren Stationstraining in Gruppen machen,
    werde ich beim nächsten Training ein kleines Feld vor einem Tor aufbauen und hier zwei 3er Gruppen "2 gegen 2" trainieren lassen.
    Nach dem Abschluss wechselt der Schütze mit seinem sich außerhalb des Feldes befindenden Gruppenmitglied und der Ballbesitz wechselt zur vorher verteidigenden Mannschaft.
    Nach 10 Minuten Wechseln der Stationen.
    Das ganze 3-4 Mal sprich 30-40 Minuten.
    Danach könnte ich, sofern das "2 gegen 2" verstanden wurde, die Gruppe auf "3 gegen 3" erhöhen.


    Was haltet ihr davon?



    Gruß Elpawo

    Einmal editiert, zuletzt von Elpawo ()

  • Andre: Bei uns in Hessen haben sie aus pragmatischen Gründen entschieden, über die komplette Spielfeldbreite zu spielen auf dem Neunerfeld. Das Spielfeld ist jetzt fast quadratisch. Ich denke es wird bei den meisten "fortschrittlichen" Teams zu einem 4:4-Spielsystem führen, während sich die altmodischeren Trainer kaum vorstellen können, dass man ohne Stürmer spielt, die werden wohl in einem 3-4-1 oder 3-3-2 antreten.


    Das mit dem taktischen 1:1 dauert ein wenig, bis es richtig umgesetzt wird. Das muss man über Monate schulen, deswg. ist mir eigentlich die Zeit für Mannschaftstaktik in der D-Jugend viel zu schade. Ich fürchte fast, dass die komplette Spielfeldbreite wieder dazu führen wird, dass höherklassig in der D1 doch in Mannschaftstaktik investiert werden muss, um Spiele zu gewinnen.