So nach 1,5 Jahren Mitgliedschaft bei Trainertalk nun auch mein erster Thread mit einem Erfahrungsbericht über ein internationales Jugendturnier in Holland. Es wird zwar ein etwas längerer Text, aber vielleicht hilfts dem einen oder anderen. Es gibt sicher viele hier die jedes Jahr auf eines oder mehrere solcher Turniere fahren und für die das alles altbekannt sein dürfte. Wir sind aber eher ein kleiner Verein und viele Eltern heutzutage schwimmen auch nicht unbedingt im Geld, daher mein Bericht für die, die vielleicht ähnliches planen.
Da ich selbst als E-Junior damals mal an einem internationalen Jugendturnier in Dänemark teilgenommen hatte, kam mir vergangenen Herbst die Idee, das doch selbst mal mit meiner C-Jugend in Angriff zu nehmen im Rahmen einer Mannschaftsfahrt, weil mir mein damaliges Erlebnis noch in angenehmer Erinnerung war. In meinem Verein gab es allerdings bisher keinerlei Erfahrungen mit größeren ausländischen Turnieren. Auf meiner Recherche bin ich dann schnell über den wohl größten Anbieter in diesem Bereich gestolpert: Euro-Sportring. Einige Angebote schienen preislich realisierbar, wobei ich mir hier eine Obergrenze von 100€ pP. gesetzt hatte. Also flux Kontakt hergestellt und auch recht schnell auf eines der Turniere festgelegt: die Toren-Trophy in Steenwijk, NL. Meine Kontaktperson beim Eurosporting war super und konnte mir zu jeder Zeit bei allen Fragen Abhilfe leisten. Anfang Dezember wurde schließlich die Toren-Trophy für 20 Personen gebucht. Die Anreise per Bus hab ich selbst organsiert und so einen Gesamptpreis von 90€ pP. inkl. Anreise realisiert, nicht unbedingt günstig, aber die Bereitschaft der Eltern, das zu finanzieren war da.
An Christi-Himmelfahrt gings dann mittags mit dem Bus nach Steenwijk los. Die Fahrt verlief ohne größere Zwischenfälle. Bei der Ankunft stellten wir überrascht fest, dass 3 der 6 Rasenplätze des austragenden Vereins gerade komplett saniert wurden. Später auf dem Betreuerempfang im Rathaus wurde uns erklärt, dass der Veranstalter sich die Beschwerden über die schlechten Platzbedingungen des Vorjahres zu Herzen genommen hatte und in neue Plätze investiert habe, aber die politischen Mühlen auch in den Niederlanden langsam mahlen, wir aber im nächsten Jahr mit 6 Tip-Top Rasenplätzen rechnen könnten. Da aber neben dem veranstaltenden Verein ein zweiter mit ebenso 6 Plätzen zu finden war und das Turnier einfach auch dort ausgetragen wurde, verteilte sich die Menschenmenge einfach ein wenig.
Der zweite Schock kam dann beim Betreten des Clubhauses. Beschrieben als modernes Clubhaus, waren es wohl eher die Umkleiden wie sich später herausstellte, die man als einigermaßen modern bezeichnen konnte. Mehr ein Problem noch aber war die lange Schlange an Betreuern/Trainern vor dem Büro der Turnier-Leitung. Mit 5 Mannschaften vor mir und durchschnittlich 10 Minuten pro Team, musste ich fast eine geschlagene Stunde warten, bis ich an der Reihe war. Etwas verwundert war ich dann nach 5min wieder draußen, da lediglich ein paar Unterlagen überreicht wurden und einige Hinweise gegeben wurden. Die Verständigung mit meinen nicht vorhandenen Niederländisch-Kenntnissen stellte sich aber als kein Problem heraus, da die meisten Niederländer ganz gut Deutsch sprechen. Da sich unser Busfahrer etwas im Terminstress befand, lieferte er die Jungs und meinen Co in der Zwischenzeit schon mal an unserer Unterkunft, einer Schule, ab. Ich machte mich also per Fuß auf den Weg vom Sportgelände zur Schule, quer durch die schöne Steenwijker Innenstadt, um schon mal die Location etwas besser kennen zu lernen. Nach 15min Fußweg erreichte ich unsere Unterkunft und konnte zufrieden feststellen, dass unsere Unterkunft (zwei Klassenzimmer) schon so gut wie fertig bezogen war.
Flux mein monströses Luftbett aufgebaut und die Jungs eingesammelt zum Marsch zur Turniermensa. Also gings wieder ab durch die Innenstadt und rein in die örtliche Stadthalle. Manch einer möge das Essen als spartanisch bezeichnen: Nudeln mit einer etwas vertrockneten Bolognese-Sauce und ein Joghurt. Mir hats gereicht, die Jungs scheinen da von zu Hause verwöhnter zu sein. Der nächste Programmpunkt lautete Disco-Abend im Clubhaus für Spieler; also haben wir die Jungs im "modernen" Clubhaus abgeliefert und erst mal die Innenstadt erkundet. Da der Betreuerempfang noch eine halbe Stunde auf sich warten ließ, haben wir die erstbeste Kneipe aufgesucht und erst mal ein kühles Ankunfts-Weizen verdrückt (Dass der Holländer Weizenbier aus mickrigen 0,3 Gläsern trinkt, wäre für so manchen Bayern wohl Körperverletzung
). Nach einer kurzen Einleitung durch den Eurosportring Turnier-Chef wurden wir vom Bürgermeister begrüßt und bekamen einige Infos über Land & Leute. In gemütlicher Runde gabs nachher bei ein paar Bier dann die Möglichkeit sich mit den übrigen Trainern auszutauschen. Zwischenzeitlich hatte ich dann mit meinem Kapitän telefoniert und erfahren, dass die Disco wohl nicht das Wahre war und die Jungs sich eher draußen aufs Fußballspielen eingeschossen hatten. Er bekam dann den Auftrag die Übrigen einzusammeln und uns vor dem Rathaus zu treffen, was auch wie sich 20min später herausstellte super geklappt hat. Herauskam ein ziemlich lustiges Gruppenfoto meiner C-Jugend mit einer niederländischen B-Jugend, die wohl auch schon einiges an Alkohol vertilgt hatte. Bei meinen Jungs herrschte aber striktes Alkoholverbot, was sie auch die komplette Fahrt über eingehalten haben. Also ab zur Schule zurück und auf in die erste Nacht, die die Längste werden sollte. 14-15 Jährige sind auch mit guten Argumenten nicht zum Schlafen zu überreden. Mit schließlich guten 2,5h Schlaf intus weckte ich die Jungs dann pünktlich um 6.30 Uhr am nächsten Morgen.
Das Frühstück durfte man wieder als spartanisch bezeichnen: Weißbrot, eine Sorte Aufschnitt & Käse und etwas Marmelade dazu nen halben Liter Kaffee und der Tag konnte beginnen. Die Jungs waren eh viel zu müde um reichhaltiger frühstücken zu können. Danach wurden die Taschen gepackt und wieder gings ab durch die Innenstadt zum Sportgelände. Ein wenig Bewegung am Morgen und die ersten waren auch schon dem Tiefschlaf entwichen.
Im Programmheft stand 8.30 Uhr - Eröffnungsfeier. Pünktlich und umgezogen um 8.30 Uhr waren wir auch am Platz, allerdings war von Eröffnungsfeier nirgends was zu sehen, bis sich nach einer Nachfrage beim Veranstalter herausstellte, dass die dieses Jahr entfiel. Naja, seis drum, blieb etwas mehr Zeit sich auf das erste Gruppenspiel um 9.00 Uhr vorzubereiten. Nach einem stringenten Aufwärmprogramm schien das Leben in den Großteil meiner Spieler zurückgekehrt zu sein und das Turnier konnte beginnen. Entgegen meiner Befürchtungen das erste Spiel komplett zu verschlafen, stand es nach 3min bereits 2:0 für uns. Da hatte der Gegner wohl eine ebenso kurze Nacht erlebt. Wie sich dann herausstellte, war doch ein gewisser Klassenunterschied zu erkennen. Wir dominierten das Spiel, schossen noch ein drittes Tor und wechselten munter durch; mit einem 3:0 nach 2x 15min ein guter Auftakt ins Turnier. Auch das zweite Spiel sollte uns nicht vor allzu große Herausforderungen stellen. Der Gegner war erneut mindestens eine Klasse schlechter, spielte mit einer Dreierkette auf Höhe der Mittellinie ständig auf Abseits, was auch in der ersten Halbzeit gut gelang. Das lag auch nicht zuletzt daran, dass in den Niederladen wohl, anders als bei uns im FLVW üblich, die Betreuer als Linienrichtung neben der Richtung eines Einwurfs auch stets auf Höhe des letzten Verteidigers Abseits anzeigen und die niederländischen Schiedsrichter sich da blind drauf verlassen. Mein Co sollte noch im Laufe des Turniers einige Kilometer an der Seitenlinie zurücklegen. Bestimmt 20-mal war die Fahne im zweiten Spiel oben, wenn mein schneller Stürmer mal wieder ansetzte. Die Hälfte der Entscheidungen war wohl korrekt, mit zunehmender Dauer wunderte sich aber selbst das Publikum am Rand wie einseitig der niederländische Betreuer die Fahne gegen besagten Stürmer oben hatte. 0:0, naja, zum Glück war Halbzeit und ich konnte meinem Stürmer nochmal die schwierige Abseits-Regel erläutern und gab ihm den Tipp bei seiner Schnelligkeit, es doch etwas ruhiger angehen zu lassen und nicht zu sehr zu spekulieren. Gesagt, getan, 4:0 Endstand.
Beim ersten Blick auf den Spielplan störten mich die mitunter längeren Pausen von 1h-2h. Es stellte sich aber heraus, dass so deutlich mehr Zeit blieb, sich abseits des Platzes mit der Mannschaft zu beschäftigen, zwischenzeitlich mal den örtlichen Supermarkt zu plündern, gemeinsam andere Spiele zu schauen oder einfach ins Gespräch zu kommen mit anderen Trainern. So beobachteten wir auch, wie unser 3. Vorrundengegner unsere ersten beiden Vorrundengegner nach Strich und Faden auseinander nahm und in 30min jeweils 8:0 und 9:0 gewann; eine Mannschaft, nur aus 95er (Alt-Jahrgang) bestehend, die bei uns mit Sicherheit auf gutem Bezirksliga-Niveau spielen konnte. Wir waren also gewarnt vor dem letzten Gegner und gingen dementsprechend konzentriert ins Spiel. Eine Unachtsamkeit allerdings reichte aus und der Carsten Jancker Mittelstürmer Typ der gegnerischen Mannschaft (1,90m, 90kg, schnell, technisch top und kopfballstark) lochte zum 1:0 ein. Eine etwas offensivere Öffnung brachte zwar einige Chancen, allerdings keinen Ausgleich und stattdessen ein 0:2 in der Endphase und somit Platz 2 in der Vorrunden-Gruppe. Insgesamt zufrieden mit dem ersten Tag, trockengeblieben, ging es dann nachmittags zur Schule zurück. Da die Jungs sich deutlich gegen einen Besuch des subtropischen Schwimmbads ausgesprochen hatten und wir keinen zwingen wollten, ging es stattdessen in Kleingruppen in die Stadt. Dass Mensa-Essen ließen wir diesmal sausen und verköstigten uns in der örtlichen Gastronomie. So wurde dann auch der Abend gemeinsam mit einigen lustigen Spielen in der Schule verbracht.
