Fintentraining - Schnelligkeit oder saubere Ausführung?

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  • Hallo,
    die vermittelte Lehrmeinung sieht beim Techniktraining die methodische Reihe vor, u.a. vom Langsamen zum Schnellen. Aktuell habe ich einen Spieler, der beim Fintieren sehr schnellen Bewegungen macht und auch in hohem Tempo dribbelt.
    Allerdings sind die Bewegungen etwas unsauber, d.h. der Ball wird nicht immer optimal getroffen.
    Zunächst wollte ich den Spieler anhalten, die Finten langsamer, aber dafür korrekt auszuführen und dann das Tempo wieder zu steigern. Jedoch kamen mir jetzt Zweifel, ob es richtig ist, ihm erst das Tempo "abzutrainieren" und später die Geschwindigkeit wieder steigern zu wollen. Meine Überlegung ist jetzt, ihn bei hohem Tempo Korrekturen anzubieten. Ich gehe davon aus, dass es so zwar länger dauert, bis die Technik "sauber sitzt", aber ich möchte ihm sein Tempo nicht "verbieten". Hat jemand aus der Runde schon mal einen ähnlichen Fall gehabt?
    Zur Ergänzung: er wendet die Finten in Punktspielen regelmäßig erfolgreich an, was halt an seiner Geschwindigkeit liegt.

  • Das ist jetzt eine reine Vermutung von mir und ich habe so eine Erfahrung auch noch nicht gemacht:


    Ich glaube, dass man innerhalb gewisser Grenzen jedem Spieler auch seinen eigenen "Stil" lassen sollte. Wenn er damit erfolgreich ist sollte man ihn eher fördern als "einbremsen". Mir würden da jetzt mehrere Beispiele von Sptitzenfußballern einfallen, die alle einen unterschiedlichen Spielstil an den Tag legen. Manche davon leben halt von ihrem Speed.

    I've missed more than 9000 shots in my career. I've lost almost 300 games. 26 times, I've been trusted to take the game winning shot and missed. I've failed over and over and over again in my life. And that is why I succeed. (Michael Jordan)

  • der beim Fintieren sehr schnellen Bewegungen macht und auch in hohem Tempo dribbelt.

    Muss ich mir die schnellen Fintierbewegungen eher hektisch vorstellen?
    Er sollte nach der Fintierbewegung schon noch Geschwindigkeitspotential für die Ausbruchbewegung haben. Ansonsten lebt er nicht von seiner Finte sondern ausschließlich von der Geschwindigkeit. Das allein wird mit zunehmendem Alter und ballorientiert verteidigenden Gegnern nicht mehr reichen, weil er dann oft in den doppelnden Gegner läuft.

  • Mein Leitsatz dafür ist:


    Schneller ist besser, aber lieber besser als schnell!


    Da dieser Satz für die Kids zu hoch ist, und eher Trainern im Kopf bleibt.


    Erst eine saubere Ausführung - Tempo kommt dann von alleine :)


    Grüße
    Björn

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • Zur Ergänzung: er wendet die Finten in Punktspielen regelmäßig erfolgreich an, was halt an seiner Geschwindigkeit liegt.

    Siehe Follkao. Wendet er die Finten erfolgreich an . D.h. reagieren die Spieler auf seine Bewegungen und werden somit "verladen" oder lebt er rein von seinem Tempo und schafft es trotz Finte den Ball nicht zu verlieren und den Gegner zu "überlaufen"?


    Sollte die Ausführung der Finten den Gegner zur gewünschten Aktion verleiten würde ich wohl nicht weiter an der Perfektion arbeiten. Denn das Ziel der Finte wird ja erreicht. Wenn für dich die Mängel aber derart ausgeprägt sind hört es sich eher nach zweitem an. In diesem Fall würde ich wohl doch immer ein bis x langsame und saubere Ausführungen ins Training einbauen bzw. in einer Pause mit diesem Spieler üben. Im Spiel oder Wettkampf darf er aber sein Tempo weiter leben. Mit regelmäßigem Aufzeigen der Kernpunkte sollte die Ausführung auch unter Tempo langsam besser werden.


    Gruß
    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)

  • Muss ich mir die schnellen Fintierbewegungen eher hektisch vorstellen?

    D.h. reagieren die Spieler auf seine Bewegungen und werden somit "verladen" oder lebt er rein von seinem Tempo und schafft es trotz Finte den Ball nicht zu verlieren und den Gegner zu "überlaufen"?

    Nach meiner Beobachtung verhält es sich so, dass er mit hohem Tempo auf den Gegner geht und auch in hohem Tempo (nicht langsamer, aber auch nicht schneller) am Gegner vorbei geht. Die Gegner reagieren i.d.R. so, wie gewünscht. Durch die etwas unsaubere Ausführung kommt er aus meiner Sicht nicht immer weit genug vom Gegner weg (z.B. Ballmitnahme statt mit der Außenseite mit dem Außenspann). Durch sein Tempo reicht es jetzt halt, aber ich denke später könnte es es eng werden.
    Die Bewegungen sind nicht hektisch, man hat den Eindruck er weiß schon was er macht.
    Da er mit seinem "Stil" erfolgreich ist, tut er sich etwas schwer damit auf Korrekturen einzugehen. Darin liegt vielleicht auch für mich die "Gefahr": wenn ich ihm jetzt die Geschwindigkeit nehme zu Gunsten der sauberen Ausführung und er dann eben nicht mehr vorbei kommt, wird er sich fragen, was das soll.
    Habe aktuell auch das genaue Gegenbeispiel: sehr saubere Ausführung, aber insbesondere nach der Finte viel zu wenig Geschwindigkeit. Der Junge verlädt zwar erst jeden Gegner, kommt dann aber nicht richtig weg und der Verteidiger ist sofort wieder da.

  • Ich denke, es ist immer schwierig, als Trainer gegen ein Verhalten zu arbeiten, das erfolgreich ist, gerade wenn die Alternative weniger aussichtsreich ist, und sei es auch nur kurzfristig. Soll heißen, dass es für dich schwierig sein dürfte, deinen Spieler davon zu überzeugen, die Finte langsamer, dafür aber "besser" durchzuführen, wenn er damit weniger Erfolg hat als mit seiner bisherigen Ausführung. Dazu wirst du eher in der Lage sein, wenn seine Methode nicht mehr so gut funktioniert.


    Ich würde weniger versuchen, ihm die unsaubere Anwendung der Finte im Spiel abzutrainieren als vielmehr zu versuchen, Übungen so aufzubauen, dass auch er nur mit der sauberen Fintenausführung richtig hindurch kommt. Ich weiß nun nicht, was in seinem Fall die Unsauberheit darstellt. Bei meinen Kids findet oft kaum eine Richtungsänderung statt, sie wedeln also, bewusst etwas zu missgünstig ausgedrückt, mit einem Fuß, und laufen dann mehr oder weniger mit dem Ball genauso weiter wie vorher. Also definiere ich einen Bereich, in dem die Finte stattfinden muss, und auch einen Austrittskorridor aus diesem Bereich, den sie nur erreichen können, wenn sie z.B. einen Richtungswechsel von mindestens 45° absolvieren.


    Damit bietest du deinem Spieler übrigens nur eine Alternative zu seiner eigenen Ausführung an, erwarte nicht, dass er seine sofort ablegt. Wenn sie aber nicht mehr klappt, dann kennt er schon den saubereren Bewegungsablauf und wird sich leichter umstellen können.

    "Be yourself; everybody else is already taken." (Oscar Wilde)

  • Durch die etwas unsaubere Ausführung kommt er aus meiner Sicht nicht immer weit genug vom Gegner weg (z.B. Ballmitnahme statt mit der Außenseite mit dem Außenspann). Durch sein Tempo reicht es jetzt halt, aber ich denke später könnte es es eng werden.


    Damit bietest du deinem Spieler übrigens nur eine Alternative zu seiner eigenen Ausführung an, erwarte nicht, dass er seine sofort ablegt. Wenn sie aber nicht mehr klappt, dann kennt er schon den saubereren Bewegungsablauf und wird sich leichter umstellen können.

    Ich sehe es ähnlich wie tobn. Ich würde dem Spieler nicht gezielt zu einer langsameren Ausführung im Spiel zwingen bzw. Auffordern. Wenn er jedoch im Training immer wieder auf die Unsauberkeiten hingewiesen wird und, egal ob nun durch Trainingsaufbau oder durch eine bewusst geforderte langsamere Ausführung, immer wieder den besseren Ablauf kennenlernt wird er diesen mit der Zeit Abspeichern.


    Ob er dies nun sofort umsetzt oder nicht bleibt offen. Spätestens wenn er aber immer wieder am Gegner hängen bleibt wird er (im Idealfall) auch mal auf deine Ratschläge zurückgreifen. Wenn diese nun mehr Erfolg versprechen wird er eher auf die neuen oder anderen Handlungsmuster zurückgreifen.


    Gruß
    Torsten

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)

  • Wenn sie aber nicht mehr klappt, dann kennt er schon den saubereren Bewegungsablauf und wird sich leichter umstellen können.


    Spätestens wenn er aber immer wieder am Gegner hängen bleibt wird er (im Idealfall) auch mal auf deine Ratschläge zurückgreifen. Wenn diese nun mehr Erfolg versprechen wird er eher auf die neuen oder anderen Handlungsmuster zurückgreifen.

    Diese beiden Hinweise sind grundsätzlich richtig. Hier geht es um einen E-Jugendspieler. Es wird noch etwas dauern bis seine Vorgehensweise nicht mehr funktioniert.
    Z.Zt. ist er in der E-Jugend. Schnelle Spieler kommen in dieser Altersklasse oft ohne jegliche Finte am Gegner vorbei. Ball am Gegner vorbeilegen und schneller laufen als er reicht meistens aus. Dadurch, dass nur sechs gegnerische Feldspieler auf dem Platz stehen, bekommt er (besonders auf der Außenbahn) nicht sofort wieder Gegnerdruck. Selbst wenn man sie in der Mitte spielen lässt, wählen diese Spieler oft den Weg über Außen. Hinzukommt, dass die meisten Gegner in der E mit langem Bein in den Zweikampf gehen. Das ist für die schnellen Spieler ein gefundenes Fressen.
    In der D-Jugend wird er damit auch noch oft zurechtkommen. Schaut Euch ein x-beliebiges D-Jugend-Spiel an. Die äußeren 5 - 8 m werden in aller Regel nicht mitbenutzt (bei uns wird der Platz nicht eingerückt). In diesen Zonen kommen die schnellen Spieler also weiterhin ohne Finte aus. Schwieriger wird's allerdings, wenn sie auf Gegner treffen, die in defensiver Individualtaktik geschult wurden.
    Erst ab der C-Jugend kommen die schnellen Spieler nicht mehr ohne Finte aus.
    Je schneller ein Spieler in dieser Altersklasse (E) also ist, desto schwerer ist es, ihm überhaupt den Sinn des Fintierens zu vermitteln.

  • Da gebe ich dir durchaus Recht. Wenn die Finten aber funktionieren haben die meisten Kinder aber auch Spaß daran diese einzusetzen und werden es versuchen. selbst wenn sie es eigentlich gar nicht müssten. Leider erlebt man immer wieder Trainer die die Kinder dann An-mosern das Überlaufen oder ähnliches viel besser gewesen wäre. Ziel verfehlt!


    Zur Umsetzung habe ich geschrieben Spätestens wenn er hängen bleibt. Das dies noch lange dauern kann da stimme ich mit dir überein. In der Regel werden die Abläufe aber auch schleichend immer besser wenn er die saubere Ausführung immer wieder ausführt. Im Idealfall ist die Ausführung bis zu den besseren Gegnern dann auch entsprechend verbessert.


    Ehrlich Gesagt sehe ich dazu auch keine andere Alternative.
    Wie du schreibst ist die generelle Anwendung von Finten gerade für schnelle Spieler sehr schwer zu vermitteln. Also geht es nur durch Ermutigung und Lob. Soll ich nun eine "schlechte" Finte bemängeln? Dann wird der Spieler wohl eher wieder aufs Überlaufen als auf die Verbesserung der Finte zurück greifen. Also bleibt nur die ideale Ausführung im Training immer wieder aufzuzeigen und ggf. auch einzufordern. im Spiel wird jeder Versuch gelobt und maximal eine gute Ausführung noch extra hervor gehoben. Die Umsetzung bleibt ein schleichender Prozess welcher im worst case bis in die C Jugend dauert.

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

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    - (Quelle: paderball.com)

  • Ich würde weniger versuchen, ihm die unsaubere Anwendung der Finte im Spiel abzutrainieren als vielmehr zu versuchen, Übungen so aufzubauen, dass auch er nur mit der sauberen Fintenausführung richtig hindurch kommt.

    Das ist gut, das werde ich umsetzen.

    Je schneller ein Spieler in dieser Altersklasse (E) also ist, desto schwerer ist es, ihm überhaupt den Sinn des Fintierens zu vermitteln.

    Das kann ich bestätigen. Bei dem in Rede stehenden Spieler war es auch zunächst so, dass er nur über die Geschwindigkeit kam. Das erledigte sich meist beim dritten oder vierten Gegenspieler, wo er dann hängen blieb. Aufgrund vieler solcher Erlebnisse machte es dann klick und er nutzte die Finten, die er vorher nicht brauchte.

  • Ich präge bei Spielern die den Ball vorlegen und Gegner überrennen im meinem Dunstkreis den Begriff "Bauerntrick" - dieser ist bei stetiger Anwendung schnell in den Köpfen und hilft auch beim Coaching :)
    Bei den Übungen/spielen wo Finten vor Torerfolg eine Provokationsregel ist kommt immer der Zusatz - Bauerntrick ist keine Finte :)


    Grüße
    Björn

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • Ich präge bei Spielern die den Ball vorlegen und Gegner überrennen im meinem Dunstkreis den Begriff "Bauerntrick"

    Man merkt den Stadtverein! :D
    Obwohl ich den Begriff kenne und eigentlich gut finde funktioniert das ganze bei stolzen Großbauern-Kindern nur bedingt. Die fühlen sich dadurch eher bestätigt.

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    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)

  • Man merkt den Stadtverein! :D Obwohl ich den Begriff kenne und eigentlich gut finde funktioniert das ganze bei stolzen Großbauern-Kindern nur bedingt. Die fühlen sich dadurch eher bestätigt.

    Ich arbeite bei keinem Stadtverein sondern eher in der ländlichen Vorregion von München ;)

    „Erfolg ist ein Geschenk – eingepackt in harte Arbeit." (Ernst Ferstl)

  • Ich arbeite bei keinem Stadtverein sondern eher in der ländlichen Vorregion von München ;)

    Entschuldige Bitte! :saint:
    Der unterschied zum tiefen Niederbayern hier ist dennoch klar erkenntlich! ;)

    "Im KiFu gillt: Nicht das Training ist die Vorbereitung auf das Spiel, sondern das Spiel ist die Fortführung des Trainings."

    - (Quelle: unbekannt)

    "Der Grund, warum wir Fußball gucken, ist keine Zahl und kein Ergebnis, sondern ein Erlebnis."

    - (Quelle: paderball.com)

  • Mein Eindruck bzgl. Geschwindigkeitsverlust wenn langsam fintiert wird: Selbst die langsamste Finte im Bereich Bambini/G/F ist schnell genug um den Gegner zu verwirren und ein paar Schritt von ihm wegzukommen. Klar wird das bei den angesprochenen E-Junioren anders sein - ich möchte nur beitragen, dass es nicht automatisch Ballverlust bedeutet oder schlecht ist, wenn die Finte schnarchlangsam ist. Ich lese den Eingangsthread so, dass Du Angst hast er wäre nicht mehr erfolgreich, wenn er seine Geschwindigkeit nicht einsetzen kann - dem ist aber mMn nicht so.