Wettkampforientiertes Aufwärmen, sinnvoll?

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  • Hallo,


    ich trainiere zur Zeit eine D-Jugend des älteren Jahrgangs im Breitensport und eigentlich klappt alles ganz gut ( Irgendwas ist ja immer :D ).
    Das einzige was wirklich auffällt ist die "Verträumtheit" zu beginn jedes Spiels. Die Kinder sind einfach nicht von Anfang an da und geben erst nach 10 Minuten Spielzeit alles.
    Nun ließt man immer wieder man solle sich im Training während dem Erwärmen schon in einfacher/spielerischer Form auf die Anforderungen der Trainingseinheit vorbereiten. Ist das auch vor einem Spiel sinnvoll?
    Damit meine ich:
    Ist es Sinnvoll der Erwärmung vor einem Spiel einen Wettkampfcharakter zu geben um die Kinder schon Mental auf das Wettspiel vorzubereiten?
    Anstatt einfach nur langweilige Passübungen, etwas "Handball", Lauf-ABC und Torschuss könnte man also nur als Beispiel: 4 gegen 4 auf Ballhalten, das Team was 5 Pässe spielt bekommt einen Punkt oder einen Schützenkönig beim Warmschießen küren.


    Habt ihr damit Erfahrungen gemacht? Ist davon abzuraten? Wenn ja warum? Habt ihr noch Anregungen oder Ideen wie man die Kinder direkt vor dem Wettspiel darauf vorzubereiten?


    mfG Skriwer

  • Auf Basis eines mehrjährigen Tests kann ich dir versichern, dass es mit jeder Art von Spielvorbereitung möglich ist, in den ersten Minuten dann eine verschlafene Mannschaft auf dem Platz zu haben...

  • @fak Das habe ich nicht verstanden, hoffentlich der Threaderöffner :D
    Skriwer: Spielformen wie 4:4 auf Ballhalten sind schon mal gut geeignet, die Spieler mental auf das vorzubereiten, was im Spiel am häufigsten vorkommt: Ballan- und -mitnahme sowie Passspiel unter Gegnerdruck . Insofern passt das schon deutlich besser als die häufig beim Aufwärmen beobachteten statischen Passübungen oder-folgen.


    Einen Wettkampf mache ich aber nicht daraus: In der Regel kommen die Spieler auch so meistens auf Betriebstemperatur (auch mental). Wenn nicht, kann man etwas variieren.


    Allerdings mache ich nicht 4:4 oder 6:6, sondern noch lieber 4:4:4 (immer eine Mannschaft muss in Unterzahl den Ball erobern bzw. die Passfolgen stören).


    Danach kommt übrigens bei mir der obligatorische Torschuss. Dabei können sich die Spieler körperlich wieder etwas erholen - und Spaß macht es ihnen meistens auch. Man muss nur drauf achten, dass der Torspieler dabei nicht müde gemacht wird und ihm auch mal erlauben, nicht jedem Ball hinterherzuhechten. Aber im Breitensport gehen ohnehin 4 von 5 Schüssen neben oder über das Tor oder können locker aufgenommen werden.

  • @Skriwer


    Die Idee 4:4 spielen zu lassen ist auf jeden Fall eine gute Möglichkeit die Spieler für die Gegebenheiten im Spiel warm zu machen.


    Möglich ist natürlich auch immer eine Überzahl-Unterzahl-Situation spielen zu lassen. Die Spieler sollten einfach in leichte Zweikämpfe kommen und Sicherheit im Passspiel bekommen.


    Allerdings ist es auch so, dass man einen konzentrierten und wachen Start in ein Spiel der Mannschaft nicht planen oder garantieren kann. Wir können nur versuchen durch das Aufwärmprogramm und eine gute und "heiß" machende Ansprache vor dem Spiel die Mannschaft wach zu bekommen :D

  • Ich tendiere dazu, zumindest einen Teil des Aufwärmens daran anzupassen, was gerade trainiert wird. Feste Elemente sind bei uns Fifa11+ und eine Passform zu Beginn. Danach habe ich etwa zu Beginn der Saison, bei überwiegend Spielern des jüngeren Jahrgangs C-Jugend, eine weiträumige Form mit Torabschluss gemacht, in der die Spieler aus den Positionen raus bestimmte Laufwege gemacht haben, die wir auch im Spiel gerne sehen wollen. Momentan ist unser Fokus auf Angriffspressing und insbesondere Gegenpressing, da mache ich dann Formen dazu, etwa auch sowas wie 5 vs 2 auf 3 mit den Startspielern (zwei Quadrate, Ball halten 5 gegen 2 wie "Eckchen", bei Balleroberung spielen die zwei ins andere Quadrat, zwei der Mannschaft mit Ballverlust wechseln dann rüber und es wird dort 5 vs 2 gespielt - es sei denn sie erobern vor dem Pass rüber den Ball zurück, dann verbleibt der Ball im Feld). Das fordert durchaus Aufmerksamkeit, ist aber auch keine Garantie dafür, dass die Spieler dann bei Spielbeginn wach sind. Ich habe es mit sehr unterschiedlichen Spielvorbereitungen erlebt, dass die Spieler zu Beginn gepennt haben; aber auch, dass sie wach waren, ich sehe da keine deutlichen Effekte, zumindest bei meiner aktuellen Mannschaft.


    Eine Beobachtung, die ich bei unseren zwei Mannschaften gemacht habe, ist, dass die Intensität des Aufwärmens sich je nach Fitnessgrad und Qualität der Spieler deutlich unterscheiden sollte. Bei unserer ersten Mannschaft braucht es ein wenig Vollgas auch schon im Aufwärmen, damit die auf Touren kommen. Wenn ich bei der zweiten Mannschaft dasselbe Aufwärmen mache, dann sind die Spieler teilweise schon vor Spielbeginn halb kaputt.

  • Ist es Sinnvoll der Erwärmung vor einem Spiel einen Wettkampfcharakter zu geben um die Kinder schon Mental auf das Wettspiel vorzubereiten?

    Gebe ehrlich zu, dass ich mit der Überschrift zunächst nichts anfangen konnte? Denn normalerweise weiß doch jedes Kind, dass nach dem Aufwärmen irgendwann das Spiel beginnt?


    Allerdings ist mir das Phänomen des Verschafens der Startphase eines Spiels nicht ganz neu. Manchmal mag auch die defensive, taktische Ausrichtung auf Außenstehende den Eindruck erwecken, aber dann weiß zumindest der Trainer, dass das so gewollt ist.


    Natürlich weiß auch ich kein Rezept, wie man soetwas in jedem Falle beheben kann! Allerdings habe ich hier und dort einen Zusammenhang erkennt, wenn versucht wurde eine Mannschaft ausschließlich mit Laufübungen aufs Spiel einzustimmen. Manchmal folgt die Mannschaft dem Trainer wie eine Horde von Schafen, in deren Gesichter man abzulesen glaubt, dass sie davon überzeugt sind, sich gut vorzubereiten, wenn der Hauptteil ihres Denkaparates auf "Automatikbetrieb" umgeschaltet ist. Würde man wenigstens das fussballspezifische, wechselnde Tempo wählen oder auf Sprints mit 80 % (Dribbling) bzw. 100 % (Laufduell) fussballtypisches Laufen wählen, dann könnte evl. ein Zusammenhang zum nachfolgenden Spiel hergestellt werden.


    Allerdings, da geb ich meinen 'Vorrednern recht, ist die beste Einstimmung auf ein bevorstehendes Fussballspiel immer noch das Fussballspielen! Manche schwören auf ein Ritual, andere fühlen sich gelangweit, wenn immer das Gleiche gemacht wird. In jedem Falle hat es schon jetzt einen Wettkampfcharakter. Denn es kommt niemand zum Spiel, um an diesem Tage ganz besonders verschlafen zu beginnen!


    Noch ein Letztes: auch mir gehen diese Torschußübungen, bei denen die Spieler sich in Reih und Glied am Mittelkreis aufgebaut haben, ihrem Trainer am 16-er einen Ball zu passen, der ihn dann ablegt, dermaßen auf den Senkel! Aber das kann vermutlich nur der verstehen, der auch ein wenig Ahnung vom Torwartspiel hat und sich ein variantenreicheres und damit spielnahe Übung wünscht. Oder dürfen bei euch auch im Spiel die Trainer am 16-er stehen, wenn das Spiel beginnt?

  • Noch ein Letztes: auch mir gehen diese Torschußübungen, bei denen die Spieler sich in Reih und Glied am Mittelkreis aufgebaut haben, ihrem Trainer am 16-er einen Ball zu passen, der ihn dann ablegt, dermaßen auf den Senkel! Aber das kann vermutlich nur der verstehen, der auch ein wenig Ahnung vom Torwartspiel hat und sich ein variantenreicheres und damit spielnahe Übung wünscht. Oder dürfen bei euch auch im Spiel die Trainer am 16-er stehen, wenn das Spiel beginnt?

    Bei uns legt ein Spieler ab, der dann den geschossenen Ball holt, der Schütze wird zum Ableger. Man glaubt gar nicht, wie diese kleine Variation Spieler bei den ersten Malen fordert, wenn sie es tatsächlich nur so wie von Dir beschrieben kennen. ^^

  • Auf Basis eines mehrjährigen Tests kann ich dir versichern, dass es mit jeder Art von Spielvorbereitung möglich ist, in den ersten Minuten dann eine verschlafene Mannschaft auf dem Platz zu haben.

    und umgekehrt möchte ich hinzufügen. Sehr geiler Kommentar, den ich voll unterschreiben kann. Resultat nicht nur der eigenen Vorbereitungen, sondern auch der Eindrücke von dem was der Gegner so macht. Ich glaube auch dass eher die Mentalität der Spieler den Ehrgeiz und das 'Voll-Da-sein' steuert als dass was wir als Trainer meinen da bewirken zu können. Der eine braucht mehr Ansprache, auch im Spiel, der andere ist sowieso 'voll dabei'. Andere lässt man lieber mehr in Ruhe, weil die sonst verkrampfen.


    Ich will durch das Aufwärmen nur noch ne körperliche Einstimmung auf die kommenden aprupten und intensiven Belastungen erreichen, daher immer Lauf ABC vor Dribbel-/Pass Übungen oder Spielform. Auch einfach Handball auf Ballhalten oder ähnliches habe ich schon gemacht. Torschuss möchten die Spielerinnen, sollte man wie im Training auch mit vorherigen Passübungen kombinieren. Aber mehr isses nicht, Wunderdinge sollte man sich nicht versprechen, man kann auch überreizen.

  • @MichaMittelfeld und @thomasg


    Zum besseren Verständnis sollten die Leser dabei wissen, dass es sich bei euch um Mädchenteams (C und B-Juniorinnen) handelt. Während Jungenteams (normalerweise) von der ersten Minute Gas geben, spielt sich in den Mädchenteams in der ersten Viertel Stunde in Sachen Tempo (meistens) sehr wenig ab. Daher ist es gar nichts außergewöhnliches, wenn auch beim Aufwärmen weiterhin Smaltalk gehalten wird, statt sich aufs Spiel zu fokosieren.


    Bei den Mädels ist das Harmoniebedürfnis (fishing for compliments) etwas höher! Der Trainer geht also bei der Ansprache auf einer emotionalen Rasierklinge. Ein falsch verstandenes Wort und es setzt eine Leistungsblockade ein. Den Grund dafür erfährt man, wenn überhaupt erst viel später. Da heißt es dann: "Aber, du hast doch damals ... gesagt!"Dann gibts da welche, die sich auch dann patzig, wenns gar keinen Grund dafür gibt. Denen ist nur irgendne Laus über die Leber (z.B. Zickenkrieg oder Stress mit dem Freund) gelaufen.


    Mädchen-/bzw. Frauentrainer zu sein ist eine besondere Herausforderung, bei der es nie langweilig wird.


    Den Tipp von @MichaMittelfeld das Torschießen mit spielnahen Situationen zu variieren als nützlich! Denn wann kann man schon mal den Ball in aller Seelenruhe am Strafraumrand ablegen und der nachfolgende Angreifer hat jede Menge Zeit, sich zum Ball zu stellen und es steht auch niemand im Weg.


    Man sollte nur darauf achten, dass Spieler und Torwart dabei nicht überfordert werden. Insbesondere sollten die Schußdistanzen dem Niveau der Mannschaft incl. Torwart angepaßt sein. Ein Torwart wird spätestens dann überfordert (ermüdet), wenn er mehr als 10 Bälle innerhalb kürzester Zeit abwehren soll. Da sollte man dann einen Wechsel mit einem Reservekeeper machen.

  • Also ich habe mich vor einer gewissen Zeit auch mit der Thematik "richtiges Aufwärmen" beschäftigt und gehe momentan diesen Weg, dass ich jedes mal die Erwärmung vor den Spielen ändere. Jeder sollte sich seine Schwerpunkte für die Erwärmung setzen und ich gehe momentan diesen Weg, dass ich sage, dass ich in der Erwärmung den Kopf bzw. das Gehirn so gut wie möglich beanspruchen möchte. Ein möglicher Grund für die ersten versäumten 5 Minuten könnte sein, dass die Konzentration der Mannschaft noch nicht da ist.
    Nun habe ich mir das so erklärt, dass wenn man ständig die gleiche Erwärmung vor dem Spiel macht, dass dann irgendwann Gewohnheit bei der Truppe entsteht. Wann weiß ganz genau, welche Übung wann dran ist und wie sie ausgeführt werden sollte. Gewohnheit ist für mich aber immer Stillstand und bei einer Gewohnheit kann meiner Meinung ein Gehirn nie auf 100% kommen. Ich ändere also jedes mal die athletischen und technischen Übungen (diese Übungen sind den Kindern bekannt aus dem Training) vor dem Spiel und habe festgestellt, dass die Ausführung vielleicht nicht bei 100% war, aber die Konzentration der Kinder enorm war. Wir konnten so in den letzten 5 Spielen jeweils in den ersten 5 Minuten das 1-0 erzielen und waren stets immer die "wachere" Mannschaft. Sicherlich kann das noch diverse andere Gründe haben, aber ich werde diese Methode der Erwärmung auf jeden Fall noch weiter beobachten.