Leistungsunterschiedlicher Jahrgang

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  • Hallo,
    ich habe folgendes Thema. Wir sind ein jüngerer E-Jugendjahrgang und insgesamt 21 Spieler, aufgeteilt in 2 Mannschaften. Mit der ersten Mannschaft läuft alles super. Wir gehören zu einen der stärkeren Mannschaften im Kreis. Problematischer ist es allerdings in der 2. Mannschaft, da die Leistung der einzelnen Spieler sehr unterschiedlich ist. 2-3 Kinder könnten auch in der ersten Mannschaft vom Niveau her mithalten, 3-4 weitere Kinder sind gut und bemüht, fallen jedoch schon um einiges ab in Vergleich zu den anderen und der Rest ist um es nett zu formulieren für das Fußballspielen nicht geschaffen und es ist auch keine Besserung durch Training, Motivation etc. in Sicht.


    Wir werden nächstes Jahr als älterer Jahrgang in die E1 und E2 gehen. Jetzt hatte ich einen Fall, dass einer der Väter eines der sehr guten Kinder aus der 2. Mannschaft zu mir kam und durch die Blume mit Wechsel drohte wenn sein Sohn nicht mehr oder ganz in der ersten Mannschaft spielt. Nach längerem Überlegen, habe ich mich entschlossen den Jungen nächstes Jahr in die E1 mitzunehmen, da einer 12er Kader für die ganze Kleinfeldsaison okay ist. Es brodelt aber weiter in der zweiten Mannschaft, da die Ergebnisse dementsprechend schlecht waren in der vergangenen Saison. Mit Hinblick auf die übernächste D-Saison möchte ich natürlich verhindern, dass die besseren Jungs das Weite suchen, da diese dann mit der E1, den Kader für das verkleinerte Großfeld 9vs9 bilden sollen. Bin jetzt am überlegen, wie ich alle in der nächsten Saison bei Laune halten kann und für Meinungen offen.
    In der Herbstrunde, habe ich des Öfteren 2-3 Jungs aus der ersten bei der zweiten aushelfen lassen. Dadurch wurden die Ergebnisse besser, aber die Spieler aus der ersten waren teilweise 2mal am Wochenende im Einsatz und das geht langfristig auf die Spielanteile der schwächeren Jungs der 2. Mannschaft.


    Noch zu Info, wir sind ein "Dorfverein" und wenn uns Spieler verlassen werden wir das kaum durch neue Kinder auffangen können, da wir im Ort der einzige Verein sind und Kinder aus der Stadt wohl nicht kommen werden.
    Wie bekomme ich es hin, die besseren Jungs aus der zweiten Mannschaft zu motivieren und zu halten, ohne diese zu Lasten der schwächeren Kinder zu machen?


    Und: Es geht nicht mir um das gewinnen. Es geht mir darum für den Verein auf für das Großfeld einen guten Kader von mind. 15 Spielern zusammenzuhalten.



    Danke
    MS

  • Es ist schon mal gut, dass du dir langfristige Gedanken machst. Später braucht man nämlich alle diese Spieler. So weit denkt in der E-Jugend nicht jeder. Zu den schwachen Spielern: du glaubst nicht, was für Graupen irgendwann zumindest geradeaus laufen können und Flachpässe spielen können, wenn sie nur einige Jahre regelmäßig dabei bleiben.


    Die Frage, die sich mir zunächst stellt: warum habt ihr nach Leistung eingeteilt? Gibt es unterschiedlich starke Staffeln?

  • @Scharrermarkus


    Als Trainer wird man daran gewöhnt, stets nach dem besten Kompromiß zu suchen.


    Ich denke mal, du bist mit deinen Gedankengängen auf einem guten Weg, denn viele Trainer sehen nur kurzfristige Ziele. Ein Verein sollte jedoch stets langfristige Ziele im Sinn haben.


    Wenn man den Fussball als Breitensport im Verein pflegt, welchen Sinn macht es dann, die Kinder bereits beim Fussball nach Leistungsvermögen einzuteilen? Zum Thema: fürs Fussballspiel geschaffen und auch keine Besserung durch Training ins Sicht möchte ich dir ein wenig Hoffnung verschaffen. Es kommt immer wieder vor, dass das Leistungsvermögen ein wenig später eintritt, als es sich die Trainer im unteren Jugendbereich erhoffen. Leider ist es auch so, dass die meisten sehr früh mit Lorbeeren überschüttete Talente irgendwann von der Bühne verschwinden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es genügend Gründe gibt, sich mit Erfolgsprognosen zurück zu halten. Über den Einfluß von Trainern dabei kann man selbstverständlich unterschiedlicher Meinung sein.


    So, nun zu deinem eigentlichen Problem zurück:
    Habt ihr schon mal darüber nachgedacht, 2 in etwa gleichstarke Teams zu bilden? Das hätte für die Stärkeren den Vorteil, dass sie noch mehr gefordert werden und für die Schwächeren den Ansporn nicht zu verlieren, dass auch ihr Anteil an der Mannschaftsleistung zu Erfolgen führt. Auf diese Weise könnt ihr vermutlich mehr Spieler im Verein halten. Denn ein langläufiges Problem im Jugendbereich von Dorfvereinen ist es, dass kaum noch jemand in die A-Jugend kommt, weil kurzfristige Saisonentscheidungen zum Austritt oder Wechsel geführt haben.


    Allerdings würde ich mich niemals dem Diktat eines überehrgeizigen Vaters beugen. Wer weiß, was der morgen für Ansprüche stellt. Auf diese Weise gibt man schnell jegliches Handeln für notwendige Korrekturen auf und macht sich manipulierbar.

  • Bei uns sind für eine große Trainingsgruppe zwei Mannschaften gemeldet worden (eine Liga, eine FPL), und ursprünglich war geplant, dass die besseren/erfahrenen Kinder in der normalen Staffel spielen. Dies hat hauptsächlich aus Termingründen eher nicht geklappt, so dass von Spieltag zu Spieltag fröhlich durchgemischt wurde (Alle, die sonntags Zeit hatten, waren in der FPL, Rest spielte in der normalen LIga). Das hatte den positiven Nebeneffekt, dass kein Kind das Gefühl hatte, in der "schwächeren" Mannschaft zu sein.


    Die Ligamannschaft spielt dadurch natürlich unter dem Potential der gesamten Trainingsgruppe, aber es gab nur ein Kind (oder dessen Eltern?), das mit den "schwachen Leistungen" Probleme hatte und den Verein wechselte (War noch in der Probezeit, gefühlt kein Topspieler, hatte schon einen anderen Verein in der Probezeit verlassen weil er nicht in der 1. mithalten konnte).


    Wichtig ist hier (wie immer) die Kommunikation, mit der der Trainer das Konzept rüberbringt. Bei uns war von Anfang an klar, dass die zwei Mannschaften gemeldet werden, um den Kindern möglichst viel (und gleich viel) Spielpraxis zu bieten, und da ist es nur konsequent, die Kinder primär nach Verfügbarkeit und nur sekundär nach Leistung aufzustellen.


    Bei zwei normalen Ligamannschaften bin ich mir allerdings nicht sicher, ob ein Problem des "festspielens" besteht, ansonsten würden sicher einige ergebnisgeile Trainer versuchen, ihre Topleute zweimal pro Spieltag antreten lassen, um mit beiden Mannschaften zu gewinnen...

  • Mit Hinblick auf die übernächste D-Saison möchte ich natürlich verhindern, dass die besseren Jungs das Weite suchen,

    Provokant gefragt: Bei den Schwächeren wäre es aber in Ordnung, wenn sie gehen...?

    Habt ihr schon mal darüber nachgedacht, 2 in etwa gleichstarke Teams zu bilden? Das hätte für die Stärkeren den Vorteil, dass sie noch mehr gefordert werden und für die Schwächeren den Ansporn nicht zu verlieren, dass auch ihr Anteil an der Mannschaftsleistung zu Erfolgen führt.

    Oder es passiert das exakte Gegenteil: Die Schwächeren sind bei jedem Training überfordert; die Stärkeren unterfordert. Meine Erfahrung führt zu einem gegenteiligen Vorgehen: Um sie lange beim Fußball zu halten, muss ich dafür sorgen, dass jeder auf seinem Niveau spielen und trainieren kann.
    D.h., dass ich nicht nur möglichst leistungshomogene Mannschaften bilden würde, sondern innerhalb dieser Mannschaften auch ggf. die Jahrgänge mischen würde. In der kommenden Saison würden die 05er also mit den 06ern genischt.
    Voraussetzung ist aber die Möglichkeit, die Mannschaften nach ihren Fähigkeiten zu melden, so dass alle auch entsprechende passende Stafeln bekommen.

  • ja das ist schon klar. Ich selbst war auch kein Überkicker und habe es dann immerhin bis zur Bezirksliga geschafft. Das Problem ist ja nicht das ich die schwächeren Spieler loswerden möchte. Es wird immer Möglichkeiten für sie geben. Mein Problem ist die anderen guten E2 Kicker bei Laune zu halten.


    Ja es gibt verschieden starke Staffeln. Im Herbst sind die Unterschiede nicht so gravierend, da habe ich auch des öfteren getauscht. 1-2 mittlere und sogar schwächere bei der ersten Mannschaft und im Gegenzug zwei gute in der zweiten Mannschaft mal spielen lassen.


    Ergebniss: Bei der 1. Mannschaft keine Auswirkungen sind Gruppenmeister geworden und wurden dadurch für die Frühjahrsrunde 2015 in eine der stärksten Staffeln eingeteilt.
    Bei der 2. Mannschaft: Durchschnittliche Ergebnisse - Platz 4 in der Gruppe. Dadurch wurden wir aber in eine mittelstarke Gruppe eingeteilt, was sich dann gerecht hat.


    Im Frühjahr hatten wir also für die 1. Mannschaft echte Brocken, was auch für die Jungs eine Herausforderung war und bei der 2. Mannschaft mittelstarke Mannschaften, wo aber kaum was zu holen war.


    Grüße
    MS

  • Provokant gefragt: Bei den Schwächeren wäre es aber in Ordnung, wenn sie gehen...?

    Natürlich nicht, es ist um jedes Vereinsmitglied schade das geht - aber um diese Kinder geht es nicht. Die sind meiner Meinung soweit glücklich regelmäßig zu spielen.



    Oder es passiert das exakte Gegenteil: Die Schwächeren sind bei jedem Training überfordert; die Stärkeren unterfordert. Meine Erfahrung führt zu einem gegenteiligen Vorgehen: Um sie lange beim Fußball zu halten, muss ich dafür sorgen, dass jeder auf seinem Niveau spielen und trainieren kann.D.h., dass ich nicht nur möglichst leistungshomogene Mannschaften bilden würde, sondern innerhalb dieser Mannschaften auch ggf. die Jahrgänge mischen würde. In der kommenden Saison würden die 05er also mit den 06ern genischt.
    Voraussetzung ist aber die Möglichkeit, die Mannschaften nach ihren Fähigkeiten zu melden, so dass alle auch entsprechende passende Stafeln bekommen.


    Das sehe ich eben genaus - damit nehme ich der ersten Mannschaft die Möglichkeit sich über die Herbstrunde für die starke Gruppe zu qualifizieren und sich mit anspruchsvollen Teams zu messen und sich dadurch auch zu verbessern.


    Mischen ist bei uns schwierig. Wir haben nämlich im Kreis die Regelung, dass der jüngere Jahrgang in einer eingenen Alterklasse spielt (E3-Jugend). Zusätzlich ist der 2006 Jahrgang ebenfalls mit 12-15 Kindern gut ausgestattet mit eigenen Trainer etc.


    Edit: Noch ist unser Verein was Jugenspieler betrifft gut ausgestattet. Wir haben 2 A-Jugend und 3 B-Jugend Teams. Die A1 spielt Bezirksoberliga und die älteren B- und C Jahrgänge Kreisliga

  • @Scharrermarkus


    Dorfverein - Bezirksoberliga? O.K. sind gerade aufgestiegen, aber trotzdem ...


    Wie sollen wir die gute Ratschläge geben, wenn du deinen Verein gar nicht präzise beschreibst? Mein Rat bezog sich auf einen normalen Dorfverein, der sich Gedanken über zukunftssichernde Maßnahmen macht, weil er sonst bald nicht mehr durchgängig eigene Jugendteams stellen kann. Aber dein "Dorfverein" hat 17 Jugendteams! Das ist schon ein gewaltiger Unterschied oder?


    Natürlich ist auch ein Vorteil darin, Teams ab einer Altersstufe nach Leistungsvermögen einzuteilen, sofern man im Verein neben dem Angebot zum Breitensport auch den Leistungsfussball hat. Aber davon war bislang in deinen Beschreibungen gar nicht die Rede!


  • Das System mit den Staffeln ist wie bei uns. Ich habe es schon 10x hier beschrieben und schreibe es nochmal, weil es passt. Wir haben es folgendermaßen gemacht: Training lief mit allen Kindern gemeinsam. Dazu gab es Spielgruppen. Die Spielgruppen wurden gemischt eingeteilt, so dass jede Mannschaft etwa gleich stark war. So haben wir es vermieden, in die (bei uns so genannte) Meisterrunde zu kommen und damit nach Stärke einteilen zu müssen. In jeder Mannschaft haben alle Spieler über eine Runde verteilt dieselbe Spielzeit bekommen. Führte dazu, dass wir in der Herbstrunde meistens mehr Niederlagen hatten, in der Frühjahrsrunde mehr Siege. Dadurch, dass aber alles als eine große Gruppe zusammen lief, haben wir im Training aber die Möglichkeit gehabt, unterschiedlich zusammenzustellen. Je nach Inhalt wurde da dann auch durchaus nach Leistung zusammengestellt, um passende Übungen anbieten zu können. Bei den Spielen waren wir aber der Ansicht, dass Siege in dem Alter nicht so wichtig sind, dass es im Gegenteil für einen starken Spieler auch mal förderlich sein kann, mit Niederlagen umgehen zu lernen. In der D-Jugend und jetzt C-Jugend haben wir das Konzept, alle Spieler einer Jugend möglichst als große Gruppe zusammenzuhalten beibehalten, haben aber die Unterteilung nach Leistung (wenn auch mit viel Durchlässigkeit) dann vorgenommen, wie es auch den Spielklassen entspricht. Unser Jahrgang ist der erste, mit dem so vorgegangen wurde, bei allen Jahrgängen darunter läuft es genauso.


    Ergebnis bislang: statt bislang maximal mal 10 Spielern pro Jahrgang in unserem Verein haben wir 20 in der C-Jugend. Vorher stellte unser Verein alle 2 Jahre oder so einen Stützpunkt/Kreisauswahlspieler und alle paar Jahre mal einen Verbandsauswahlspieler; in unserem Jahrgang sind es 6 Stützpunktspieler (wovon allerdings zwei von sich aus von anderen Vereinen zu uns gekommen sind) und 2 Verbandsauswahlspieler; im Jahrgang darauf haben jetzt wieder zwei eine Einladung für den ersten Lehrgang bekommen (wovon allerdings einer auch aus einem anderen Verein stammt und von dort zu uns wollte). Es ist also so sowohl Breite entstanden als auch eine für einen Verein unserer Größenordnung durchaus beachtliche Spitze. Darüber hinaus haben wir meinem Eindruck nach einen tollen Zusammenhalt auch mannschaftsübergreifend, was ich unter anderem in dem (organisatorisch) gemeinsamen Trainieren begründet sehe.


    Nur mal so als Beschreibung, wie man es zum Beispiel auch machen kann - ohne so notwendigerweise den talentierteren Kindern irgendwie zu schaden, weil sie zu viel mit schwächeren spielen mussten oder so. Ich glaube, dass die Erfahrungen bei unserer Vorgehensweise mindestens so wertvoll sind wie die in einer stärkeren Runde mit stärkeren Gegnern. Das ist dann eher später wichtig. Wobei man natürlich wieder nicht dahinter gucken kann, was passiert wäre, wenn wir es anders gemacht hätten. Vielleicht wären dann die stärksten noch besser? Ich bezweifle es aber. Und ich glaube, dass wir dann weniger Breite hätten und weniger Zusammenhalt. Zugegebenermaßen sind wir auch, was die Trainer anbelangt, außergewöhnlich gut besetzt für einen Verein wie unseren, damit haben die Erfolge sicher auch viel zu tun. Aber eben auch diese Vorgehensweise, für die man allerdings einen ganz schön langen Atem braucht.

  • @fak
    Das habe ich bestimmt schon mal gesagt, aber ich wiederhole das gerne: Das ist vermutlich das beste Konzept, dass ich für die Lösung dieses Problems kenne. Es hört sich fast zu schön an, um wahr zu sein...Wichtig finde ich aber auch folgende Sätze:


    Zugegebenermaßen sind wir auch, was die Trainer anbelangt, außergewöhnlich gut besetzt für einen Verein wie unseren, damit haben die Erfolge sicher auch viel zu tun. Aber eben auch diese Vorgehensweise, für die man allerdings einen ganz schön langen Atem braucht.


    Die gutn Trainer benötigt man definitiv. Zumal ein (kurzfrist-) erfolgsgeiler Trainer bei Euch nicht reinpassen würde, da er sicher gerne eine TEam nur aus den Guten zusammen stellen und trainieren wollte. Und ich kann mir auch vorstellen, dass man bei den Eltern der guten Kicker viel Überzeugungsarbeit leisten muss. Ist es das, was Du mit "langem Atem" meinst?


    Grüße
    Oliver

  • @fakDas habe ich bestimmt schon mal gesagt, aber ich wiederhole das gerne: Das ist vermutlich das beste Konzept, dass ich für die Lösung dieses Problems kenne. Es hört sich fast zu schön an, um wahr zu sein...Wichtig finde ich aber auch folgende Sätze:


    Die gutn Trainer benötigt man definitiv. Zumal ein (kurzfrist-) erfolgsgeiler Trainer bei Euch nicht reinpassen würde, da er sicher gerne eine TEam nur aus den Guten zusammen stellen und trainieren wollte. Und ich kann mir auch vorstellen, dass man bei den Eltern der guten Kicker viel Überzeugungsarbeit leisten muss. Ist es das, was Du mit "langem Atem" meinst?


    Grüße
    Oliver

    Erfolgsgeil sind wir durchaus beide selber. Entscheidend ist halt die Überzeugung, dass dementsprechendes Handeln im Kinderfußball nicht weiterhilft. Da stehen bei mir einige Jahre Erfahrung als Trainer dahinter und beim Kollegen über 20 Jahre auf allen Ebenen, von Kreisstaffel Dorfverein über einen Oberligisten bei den Senioren bis hin zu Auswahlmannschaften. Die Vorgehensweise ist für uns gut so, lässt sich aber deswegen noch nicht notwendigerweise überall auch so machen. Sobald zum Beispiel Staffeln von Anfang an nach Leistung/Alter eingeteilt werden, wie das wohl in vielen Kreisen ist, hat man mit der Vorgehensweise ein Problem.


    Die Überzeugungsarbeit war durchaus notwendig, fällt aber natürlich leichter, wenn man durch entsprechend hochklassige Erfahrungen als Trainer eine gewisse Autorität in einem Dorfverein hat. Ein Großteil dessen ist aber auch passiert, bevor ich dazu gestoßen bin, Mitte des ersten Jahres der E-Jugend. Ab da hat's dann auch im Trainerteam richtig gepasst. Vorher gab es wohl durchaus andere Ansichten, auch vom Vater des in Bambini und F-Jugend stärksten Spielers, der damals auch im Trainerteam war und doch gerne öfter mal gewinnen wollte. Der Spieler war übrigens Ende der D-Jugend nur noch irgendwo zwischen D1 und D2 einzuordnen leistungsmäßig, bevor er zu Beginn des ersten Jahres C-Jugend ganz aufgehört hat - so viel nur zu Entwicklungen; Spieler, die in der F-Jugend wohl noch Schwierigkeiten hatten, geradeaus zu laufen, haben letzte Saison im jüngeren C-Jugendjahrgang Bezirksliga gespielt.


    Was ich mit dem langen Atem vor allem meinte, war, wie man als Trainer empfindet. So gut man diese Vorgehensweise findet; man verliert damit zunächst mal einfach mehr Spiele als nötig. Wenn man einen gewissen Ehrgeiz als Sportler hat ist das manchmal schwierig. Wenn du das x-te Mal gegen den Nachbarverein die Hucke vollkriegst fragst du dich schon, ob das so wirklich richtig ist und ob es wirklich nötig ist, dass Kinder, die wenig Talent und manchmal sogar wenig Interesse zeigen, genau so lange auf dem Platz sind, wie die Besten. Das je nachdem vier Jahre, in F- und E-Jugend mitzumachen, bei 2:2 10 Minuten vor Schluss den stärksten Spieler auszuwechseln, weil er schon viel Spielzeit hat und dafür einen zu bringen, der richtig schlecht ist, und dann noch 2:4 zu verlieren. Das machte, zumindest mir, nicht immer Spaß. Irgendwann gab es dann aber Schlüsselmomente. Ein Verein in der Stadt kann keine D-Jugend stellen und drei richtig talentierte Jungs wechseln zu uns, auf den Aschenplatz, weil sie von uns so viel gutes gehört haben. Ein Spieler, der immer schmächtig war, technisch schwach und oft desinteressiert, macht nach Jahren, in denen keine klare Weiterentwicklung zu sehen war, auf einmal körperlich einen Schub und entwickelt parallel Ehrgeiz, spielt mehrere Stunden pro Tag Fußball und bringt im Training irgendwann erfolgreich Übersteiger an und wird robust in Zweikämpfen. Solche Sachen. Und was zentral war: wir haben in der D-Jugend dann irgendwann gegen den Nachbarverein gespielt, gegen den es in E- und F-Jugend ständig Klatschen gab. Pokalspiel. 10 Minuten vor Schluss stand es 4:0 für uns, wir haben nochmal durchgewechselt und auf der Bank saßen dann vier Stützpunktspieler und es ist bei 4:0 geblieben. Und dann merkst du, dass es neben dem menschlich vernünftigen Umgang mit allen Kindern auch sportlich nicht so verkehrt war. Aber die Zeit, bis es solche Erlebnisse vermehrt gibt, ist ganz schön lang.

  • Hallo,


    das Thema ist für mich gerade sehr interessant.


    Ich habe bis vor kurzem eine G trainiert, diese geht jetzt in die F über.
    Zur Zeit sind wir ca. 18 Kinder und spielen ab September nach der neuen FairPlay-Liga. Ich will gerne allen Kindern den Spaß am Fussball beibehalten, auch die, die nicht so gut sind.


    Meine Frage ist - Ich habe 3 Kinder die schon richtig gut mit dem Ball umgehen können, sollen diese 3 immer spielen und ich Wechsel die anderen aus bzw. sind die 3 das Grundgerüst und die anderen Kinder fürge ich dazu?
    Ich habe selber Aktiv über Jahre gespielt, aber mit dem Thema tue ich mich sehr schwer, was die beste Lösung für ALLE ist. Ich will den Kinder und Eltern nicht weh tun.


    Vielleicht hat einer mehr Erfahrung und kann mir Tipps geben, ich wäre euch sehr dankbar!

  • Die beste Lösung für ALLE ist ALLE gleich zu behandeln.

  • Wenn sich die Kinder daran gewöhnen, dass alle gleich viel spielen, gibts später kein Gemecker über verlorene oder vermeintliche Vorrechte... und vermutlich auch weniger Probleme mit den Eltern, die für ihre Kinder gerne solche Vorrechte in Anspruch nehmen.


    Unser Trainer lässt alle gleich spielen (im Rahmen der Verfügbarkeit, meist sind die Leistungsstarken öfter verfügbar), obwohl es schon Leistungsunterschiede gibt, aber das ganze war vorher abgesprochen und erklärt, und bisher hat noch keiner Ansprüche auf einen Stammplatz gestellt (weder Kinder noch Eltern).