Interview mit DFB-Chefausbilder Frank Wormuth

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  • Hallo Jungs und Mädels,


    ich habe morgen die Möglichkeit ein Interview mit DFB-Chefausbilder Frank Wormuth zu führen. Themen werden die Trainerausbildung in Deutschland sowie die anstehende U20-WM sein. Bin gerade dabei ein paar Fragen vorzubereiten. Falls ihr etwas habt, das euch interessiert, kann ich probieren, dies dann noch reinzubekommen. Also her mit euren Fragen! :)


    Liebe Grüße :)

  • @ ElPannaking


    Da hast du ja mal jemand sehr Wichtiges vor dem Mikro.
    Mich würde interessieren, wann es zu einer Trennung der Trainerausbildung (Fußballlehrer) in NLZ Trainer und in Profitrainer kommt.
    Grund:
    Es gibt in der Fußballlehrerausbildung kaum pädagogische Ansätze. Wie kann es sein, dass ein Trainer mit der gleichen Lizenz Profis ausbilden darf und gleichzeitig die Richtlinien für das Konzept einer NLZ vorgeben darf? Warum wird für die NLZ Trainer nicht zwingend eine pädagogische Ausbildung (damit meine ich nicht die Ausbildung zum Lehrer sondern die Ausbildung zum Erzieher oder Sozialarbieter) vorgeschrieben?


    Warum wird in den meisten NLZ immer noch auf die Tabelle und somit auf die Meisterschaft geschaut, statt die individulle Schulung in den Fokus der Ausbildung zu stellen? Hat der Chefausbilder hier in der Ausbildung seiner Fußballlehrer dieses Thema nicht angesprochen?


    Warum werden Profis bei den Trainerlehrgängen bevorzugt behandelt? Beispiel. Erlass der alten C-Lizenz (jetzige B-Lizenz)
    Aus welchem Grund wird den Exprofis zugetraut, Kinder und Jugendliche altersentsprechend auszubilden ohne jemals etwas vom altersgerechten Training in der Ausbildung gehört zu haben?
    Mir kommt es so vor als ob hier eine Zunft geschützt werden soll. Ist das so?
    Du darfst diese Fragen natürlich diplomatischer an den Mann bringen. :)


    Hat der DFB schon einmal die Firma überprüft, die für die Punktevergabe der NLZ verantwortlich ist?
    Mir kommt es so vor als ob man manchmal die Argumente zwischen Daumen und Zeigefinger einen Stern mehr bringen können!


    Der Leistungstest der Stützpunkte ist schon in die Jahre gekommen. Hat der DFB daraus irgendwelche Kosequenzen in Bezug auf die Betrachtung von Talenten gezogen, oder wird der Test eventuell sogar komplett in Frage gestellt?


    Sorry, ich hätte 100te von Fragen aber diese bewegen mich zurzeit am meisten.

    Ein Kind trainieren heißt nicht, eine Vase zu füllen, das heißt, ein Feuer anzuzünden

  • Vielen Dank für deine Mühe und die interessanten Fragen :) Ich werde auf jeden Fall versuchen, etwas davon reinzubringen. Besonders der Abschnitt mit der Pädagogik in der Ausbildung und die Bevorzugung von Profis scheinen durchaus interessant. Mir wurden 15-20 Minuten mit Herrn Wormuth zugesichert, mal schauen, ob das auch reicht. :P

  • Hallo zusammen,


    ich finde die Gelegenheit sehr gut, weil mir schon lange eine Frage auf den Nägeln brennt.


    Der Fußball fällt und steht mit der Qualität der Spieler....
    Um gute Fußballer (und Menschen) zu entwickeln, brauche ich kompetente (fachlich und sozial) Trainer.


    Ich finde es schade, dass in Deutschland viele Trainer die sicher sehr ambitioniert sind und viel Zeit und Geld in Ihre Ausbildung stecken, ab einem gewissen Punkt nicht weitermachen dürfen weil sie den (meist subjektiven Anforderungen) nicht gerecht werden > Stichwort 10 Punkte Regel bei der Lizenzergabe...


    Ich glaube es wird mir jeder, der selbst mal einen Lizenzlehrgang besucht hat,zustimmen, dass dies den größten Mehrwert gibt.
    Das Input in diesen Lehrgängen plus den Austausch mit Kollegen.


    Aus diesem Grund würde ich zum Beispiel die Aufnahmebedingungen für die DFB Elite Jugend Lizenz verändern:


    Mein Vorschlag:
    für alle die nicht direkt 10 oder mehr Punkte schaffen:
    wieder 9 oder 8 Punkte als Mindestanforderung, dazu eine Trainertätigkeit (2 Jahre oder mehr) bei einem überkreislichem Verein (also ab Bezirksliga) sowie die Stunden bei den Stützpunkten minimal erhöhen, dazu muss vor der B Lizenz die C Lizenz (ehemals Breitensport) vorhanden sein.


    was erhoffe ich mir dadurch:
    Mehr gut ausgebildete Trainer die eine weitere Lizenz machen können obwohl evtl. eingeschränkte Eigenfähigkeiten zum Verhängnis werden (obwohl sie sehr gute Trainer sind.)
    So ist es vielleicht möglich auch in Bevölkerungsschwachen Regionen ein Mindestmaß an Qualität (sportlich und sozial) zu wahren.
    -je stabiler die Basis, desto stärker die Spitze!


    Auch würde ich es begrüßen wenn der DFB solche Veranstaltungen wie die Trainertech subventionieren würde (Wobei Herr Wormuth dazu sicher nix sagen kann)


    Gruß

    Erfolg hat 3 Buchstaben - T U N

  • Dirk Coeverfan


    Würde mich wundern, wenn beim Thema: Bevorzugung von Profis etwas anderes als die Standardantwort: "Wir schauen halt, wer sich nach der Trainerausbildung für den Profifussball am ehesten eignen könnte .. bla bla bla ..". kommt?


    Aber so ganz stimmt das ja auch nicht mit dem Profi-Bonus! Da wurden auch schon welche abgelehnt, weil sie zwar Profi waren, aber ihre aktuelle Liga als Trainer zu niedrig war. Andererseits wurden Verbandstrainer zugelassen, die als Spieler nicht über gehobenes Leistungsformat hinaus gelangt sind.


    Was ich damit sagen will ist, dass eben mehr als 1 Grund dafür oder dagegen sprechen muß, um aufgenommen oder abgelehnt zu werden. Sicher kann man lange darüber philosophieren, ob das alles so richtig ist oder ob man mehr Transparenz schaffen sollte.


    Auf jeden Fall ist Frank Wormuth lange genug "im Geschäft", um aus dem Nähkästchen zu plaudern! Das wird auf jeden Fall interessant werden!

  • So ich habe gerade eben mit Frank Womuth telefoniert, grundsolides Interview geworden. Teilweise sieht er auch ein paar Sachen kritisch. Da ich nur 15 Minuten hatte und auch die U20 WM unterbringen musste, konnte ich leider nicht alles von Euch einbauen.


    Ich werde das versuchen heute noch abzutippen und stelle den Link nach der Autorisierung natürlich auch hier rein. :)

  • ElPannaking:


    Danke für den Link zum Interview.


    Interessant war für mich mehr oder weniger der Teil, in dem es um den Leistungsdruck im Jugendfußball geht. Es hätte mich gewundert, wenn das Problem beim DFB nicht bereits als solches bekannt gewesen wäre. Konkrete Lösungsansätze scheint es aber auch von dieser Seite nicht zu geben.
    Zumindest im Breitensport haben den Druck auf die Kinder für mich aber oftmals die Trainer selbst zu verantworten, die sich aus eigenem Ehrgeiz und und zur Selbstverwirklichung falsche Ziele für ihre Mannschaften stecken. Darüberhinaus verdient in diesem Bereich fast niemand seinen Lebensunterhalt als Jugendtrainer und steht somit selbst in der Verantwortung eventuellen falschen ehrgeizigen Zielen seitens der Vereinsverantwortlichen ein Stop zu setzen und diesen Unsinn nicht mitzumachen.

  • Karl


    Ich empfinde es durchaus als klare Stellungnahme, wenn sich einer der obersten Ausbilder im deutschen Fussball dahingehend äußert, dass er Trainern, Lehrern und Eltern vorwirft, sich des Leistungspotenzials von jungen Menschen zu bedienen, ohne auf ihr Recht sich nach individuell gewünschten Schritten und Zeiträumen Rücksicht zu nehmen. Wenn er es als Teufelskreis beschreibt, so kann dieser nur dann durchbrochen werden, wenn zumindest einer der "Leistungszüchter" (Trainer, Lehrer, Eltern) umdenkt.


    Nach der traditionellen Methode versteht man Leistung immer nur im Zusammenhang mit gefügiger Lernbereitschaft in Form von Fleiß und Mühsal und Disziplin. Man geht davon aus, dass keine Leistung ohne Druck möglich ist. Darin steckt jedoch der eigentliche Irrtum. Kaum ein Forscher hätte entscheidende Erkenntnisse gewonnen, wenn ihn nicht die Neugier als stärksten Antriebsfaktor für sein Handeln begleitet hätte.


    Die Neugier ist jedoch bei Kindern immer vorhanden, solange sie nicht von uns Erwachsenen unterdrückt wird. Wir können sogar mit dieser Neugier den Spaß am Fussball erzeugen, wenn wir stetig neue Reize schaffen. Hier wird das klassische Prinzip des Lernens erneut durchbrochen. Denn lt. herrschender Lehre darf nur das trainiert werden, was immer schon in dieser Altersstufe so trainiert wurde. Wer den Fussball lediglich als Lehrstoff begreift, der versteht nicht, warum ein Hobby etwas anderes ist, als die schulische Vorbereitung auf jegliche Formen der späteren Berufsausbildung.


    Wir sortieren rigoros Jugendliche aus, ohne uns wirklich ein Bild über sich gemacht zu haben, weil wir ihre Fähigkeiten weder im vollen Umfang noch mit der dafür nötigen Entwicklungszeit beurteilen. Elternhaus und Schule geben jedoch dem Kind erneut eine Chance, dir wir kategorisch nach dem Aussortieren ausschließen wollen.


    Ich denke mal, er hat durchaus eine klare Position bezogen. Man kann in einem Kurzinterview keine ausführlichen Begründungen verlangen. Ohnehin hat er sich durch seine Art der Wissensvermittlung Verdienste für den deutschen Fussball erworben und verdient besonderes Gehör.

  • TW-Trainer:


    Von nicht vorhandener Positionierung habe ich auch nichts geschrieben !!!



    Aber wo sind die konkreten Lösungsvorschläge von ihm bzw. seitens des DFB ??? Was soll sich wann wie ändern ??? Welche Maßnahmen sollen ergriffen werden ???