Es gibt garantiert auch Stützpunkttrainer hier, die ihre Sicht bestimmt mal darstellen können.
Ich bin seit 15 Jahren in diesen Altersklassen dabei und habe bereits einige Sichtungen mit meinen Kindern mitgemacht und auch direkten Draht und teilweise Freundschaften mit einigen Stützpunkttrainern gepflegt.
Die Art der Sichtungen haben sich in den letzten 15 Jahren auch teilweise signifikant verändert. Vor 10-15 Jahren gab es noch relativ starre "Stationen", die die Kinder mitmachen mussten.
1. Jonglieren mit links und mit rechts und im Wechsel -> das Ganze wurde mitgezählt und dokumentiert
2. Dribbelparcour --> hier ging es um die Geschwindigkeit des Dribbelns, die Zeiten wurden dokumentiert
3. Sprintparcour --> teilweise mit Richtungswechseln und ohne Richtungswechsel, die Zeiten wurden dokumentiert
4. Spielformen --> Beurteilung durch die Trainer
Vor 10-15 Jahren wurden die Werte der Punkte 1-3 zusammengezählt plus die Spielformen beurteilt und dann sind die Kinder genommen worden oder nicht.
Mittlerweile hat sich das teilweise massiv geändert und man lässt die Kids meist nur noch in Spielformen spielen und beurteilt sie, wie sie darin sich zeigen. Die Teams werden immer wieder neu gemischt in neuen Spielen bei der Sichtung und die Kids teilweise auch neu positioniert und darin wird dann beurteilt, wer geeignet ist oder nicht.
Dadurch wird die Auswahl der Kids deutlich willkürlicher und ist stark abhängig davon, wie das Kind von den Scouts gesehen wird.
Aus meinen Gesprächen mit den Stützpunkttrainer (Scouts) habe ich teilweise sehr unterschiedliche Standpunkte herausgehört und dementsprechend werden teilweise sehr unterschiedliche Parameter zur Beurteilung des Talents angezogen.
Was ich aber von allen Trainern herausgehört habe ist, dass das taktische Verhalten auf dem Platz eher nebensächlich ist.
Es spielt also eher eine untergeordnete Rolle, ob das Kind den besser positionierten Nebenspieler sieht und anspielt oder ob er die Pässe über 20-30 Meter gut an den Mann bringen kann.
Die Kinder werden meistens anhand relativ weniger Parameter als gut beurteilt:
1. Geschwindigkeit, Dynamik, Agilität --> was ich in den Gesprächen mit den Scouts gehört habe, ist dies eines der wesentlichsten Merkmale derzeit. Wer von Natur aus nicht schnell, dynamisch und agil ist, wird diesen Rückstand fast nie aufholen können, so der Standpunkt. Ein technisch starker aber langsamer Spieler lässt sich kaum auf Spitzenniveau bringen als ein technisch unsauberer aber extrem schneller und dynamischer Spieler. Technik und Spielintelligenz lässt sich schnell antrainieren, Geschwindigkeit, Agilität und Dynamik lässt sich kaum signifikant verbessern - so der Standpunkt der Trainer
2. Technik --> kreatives Dribbling in hohem Tempo, Agilität mit Ball am Fuß und enge Ballführung und guter erster Kontakt sind ebenso wichtige Parameter. Sie gelten als Grundlage für den weiteren Aufbau und sind ebenso wichtig
3. Mut --> die Trainer wollen selbstbewusste Kinder sehen in der Sichtung. Wer eingeschüchtert sich zeigt, gilt als schwacher Charakter, der sich in dem starken Konkurrenzkampf später nicht behaupten kann
Diese drei Dinge müssen ausgeprägt sichtbar sein in den Sichtungsspielen. Kinder, die bei einem dieser drei Parameter nicht ausreichend ausgestattet sind, werden kaum berücksichtigt.
Spielintelligenz, Zweikampfverhalten, Teamorientierung, taktische Dinge spielen bei der Einordnung der Kinder kaum (noch) eine Rolle. Diese Dinge gelten als gut erlernbar bei dem späteren Training.
Aber das ist nur meine Beurteilung der Dinge und das was ich aus den Gesprächen herausgehört habe.
Wenn ich meine Kids aus meinen Teams zu den Sichtungen schicke begleite ich sie und gebe ihnen anhand meiner Erfahrungen auch Tipps. Ich sage ihnen, dass sie mutig sein sollen, sich Dribblings zutrauen sollen und vor allem aktiv in den Spielen zeigen sollen.
