erst mal wollte ich dir danken, dass du trotz völlig anderer Ansicht sachlich geblieben bist.
Das Kompliment kann ich guten Gewissens erwidern.
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Eine Zeit lang haben wir beim letzten Training 2 Spieler bestimmt, die nicht zum Spiel geladen wurden. Manchmal sogar mehr als 2. Ich fand es immer herzzerreißend und die Jungs haben sich nicht mehr als Teil der Mannschaft gesehen. Samstags waren sie dann trotzdem beim Spiel, aber in normaler Kleidung halt. Das war dann eher noch schlimmer.
OK, verstehe. Wir praktizieren es nun schon seit ein paar Jahren so, dass für jedes Spiel neu durchgemischt wird und ich auf ungefähr gleich häufige Einsätze achte. Wir dürfen, wie gesagt, nur elf Kinder mitnehmen, mehr möchte ich wegen der immer kürzer werdenden Einsatzzeit eigentlich auch nicht mitnehmen, und wir haben schon immer einen ziemlich großen Kader von zwischen sechzehn und einundzwanzig Kindern gehabt. Es weiß aber jeder, dass er auch dran kommt. Absagen gegen Ende der Saison lassen sich jedoch nicht mehr ausgleichen.
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Dann gab es Spiele, die so klar waren, dass alle schwächeren zum Einsatz hätten kommen können, wenn sie denn da gewesen wären.
OK, sowas hatten wir aber zuletzt in der F, ich weiß nicht mehr ob F2 oder F1. Da habe ich dann zum Rückspiel eine ziemlich schwache Truppe von uns geschickt. Mittlerweile kennt man die Kräfteverhältnisse im Kreis aber ziemlich gut, wobei es leider so ist, dass einige der Vereine mit ~15 Spielern halt doch die besten immer spielen lassen und sie dann durch die anderen ergänzen. So erscheinen sie dann stärker als sie im Schnitt wirklich sind..
Bei uns kommt noch dazu, dass wir seit der G1 gewachsen sind. Zwei Kinder sind bei uns dazu gestoßen, weil in ihren alten Teams die Ellbogenmentalität zu stark ausgeprägt war. Und Ende der F1 und zur Mitte der E2 kamen jetzt insgesamt drei Neue hinzu, die vorher noch nicht im Verein gespielt haben und auf einem entsprechenden Niveau sind. So ergibt sich eine ziemliche Spreizung... Aber ich bin nicht bereit, Kinder weg zu schicken, die alles geben, was sie können..
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Darauf hin haben wir die Anzahl der Trikots auf 15 erhöht und nehmen alle Spieler mit. Glücklicher Weise haben wir entweder eine schwache Gruppe erwischt, oder sind halt einfach eine starke Mannschaft, so dass das Verhältnis an Spieleinsätzen über das ganze Jahr gesehen nahezu ausgeglichen ist.
Tja, bei uns ist es schon anders, es gibt bei uns, wenn ich uns mal ausnehme, zwei sehr starke Teams, zwei noch ziemlich gute, eines mit eher bedauernswerten Grobmotorikern (liegt nach meiner Beobachtung am Trainer) und zwei eher schwächeren Mannschaften. Je nachdem, wie ich unser Team zusammenstelle, können wir ganz oben mitstinken, aber auch gegen die Schwächsten verlieren.
Bei uns hat übrigens jeder sein eigenes Trikot, mit eigener Rückennummer und aufgeflocktem Namen. So erübrigt sich angenehmerweise auch der Trikotwaschdienst.
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Ich würde nie einen Torwart zwingen oder überreden diese Position zu spielen. Diese Entscheidung soll der Spieler selber treffen, kann aber jederzeit wieder als Feldspieler zurück.
Ich ging auch davon aus, dass der Torwart bei dir das freiwillig macht, keine Angst. Ich glaube dennoch, dass eine gewisse Rotation auf dieser Position sinnvoll ist.
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Die Abwehrspieler würden dir was erzählen, wenn du ihnen die nötige Technik absprichst. Wenigstens einer von beiden ist technisch einer der Besten der Mannschaft. Das kommt ihm da hinten sehr zu gute, da er das Spiel sehr souverain von hinten nach vorne spielt.
Das ist ja fein, aber häufig kriegt ein Abwehrspieler doch das meiste Lob (von den Zuschauern), wenn er eine brenzlige Situation klärt, dabei ist meistens keine Technik gefragt, eher Schnelligkeit, Wille, Antizipation oder eine Kombination daraus -- kann sein, dass ich da auch noch etwas vergessen habe. Wenn einer in der Abwehr anfängt zu dribbeln, wird den meisten ja gleich schlecht, weil das ja eigentlich auch zu gefährlich ist. Und wenn er den Ball dann verliert, ja klar, dann lag es an seiner Fuddelei, die er da hinten bitte lassen möge.. So komme ich zu der Meinung, dass ein Abwehrspieler im Vergleich beschränktere Möglichkeiten zur Erprobung seiner Technik hat. Passtechnik nicht so sehr, aber Dribbeltechnik und Ballannahme schon.
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Er liebt seine Rolle und möchte auf keinen Fall nach vorne, spielt beim Angriff aber recht offensiev und schiesst auch einige Tore.
OK, so einer war ich selbst in meiner Kindheit auch. Fühlte mich im zentralen Mittelfeld wohl und habe das wohl auch ganz gut gemacht. Ich habe mir aber auch nie das Dribbling oder die Torschüsse zugetraut, wenn, dann habe ich ja immer genau auf den Torwart geschossen.. Und ich weiß, dass ich es deshalb von mir aus aufgegeben habe. Mein Trainer hat mich aber auch diesbezüglich nicht ermuntert, er hat mich nicht auch mal vorne eingesetzt. Das hätte mich aber, so glaube ich heute, durchaus weitergebracht. Und meine jetzigen Beobachtungen bestätigen das. Klar, nicht jeder wird ein Özil, aber ich finde es klasse, wenn mein ungelenkigster (weil riesiger) Spieler sich tatsächlich traut, zu versuchen, seinen Gegner auszuspielen. Auch wenn das in zwei Dritteln aller Fälle schief geht, finde ich das super. Später, d.h. in ein paar Jahren, da sollte jeder wissen, was er kann und was er nicht kann, aber im Moment sollen sie ruhig alles probieren.
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Zu den Fähigkeiten der Spieler, klar entwickeln sie sich und das verfolge ich immer und fördere es, auch wenn es nicht die aktuelle Position ist. So kann durchaus aus einem guten Verteidiger ein noch besserer Mittelfeldspieler werden. Oder aus einem guten Mittelfeldspieler, der durch seinen Wachstum bedingt konditionell nicht mehr mitkommt, ein besserer Verteidiger.
Naja, und wenn man bei uns nach Eignung fürs Spiel geht, habe ich zu viele für die wenig riskanten äußeren Offensivpositionen und zu wenige für die ganz wichtige zentrale defensive und die äußeren Defensivpositionen, bei denen der Baum auch oft schnell brennt, wenn sie nicht so gut spielen.. Außerdem gibt es ein paar Spieler, die immer als Stürmer auflaufen, was sie ja als Privileg empfinden, und ein paar andere, die, je nach Zusammenstellung der Mannschaft, mal hier, mal da spielen (müssen). Das gefällt mir nicht..
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Ich denke, das ist sogar eine der Hauptaufgaben eines Trainers, stärken zu erkennen und zu fördern.
Ja, aber wir sind hier halt noch im KiFu und da ändern sich die Stärken noch zu sehr, um sich von ihnen ein abschließendes Urteil bilden zu können. Und, wie gesagt, ich bin erstaunt darüber, wieviel Geschick so manche dann doch hinbekommen. Wenn sie das jetzt aber aufgeben (im Alter von 9-10 Jahren), dann wird das später doch nur noch viel schwerer..
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Verstehe mich nicht falsch, auch wir verlieren ab und an mal ein Spiel und auch wir gewinnen Spiele, bei denen ich nur noch den Kopf über unsere Leistung schütteln kann. Das ist halt Fussball und das schöne daran, dass auch der Schwächste den Stärksten schlagen kann.
Klar, einen schlechten Tag hat jeder mal. Ansonsten beobachte ich jedoch, dass im KiFu-Bereich die Leistungsunterschiede oft ziemlich deutlich sind..
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Eins ist mir noch wichtig zu erwähnen. Ich versuche keinen Gegner untergehen zu lassen. Spätestens bei 4 Toren Unterschied nehme ich alle starken Spieler vom Feld um zu vermeiden, dass wir extrem hoch gewinnen, da mir auch was an den anderen Kindern der Gegner liegt.
So halte ich es auch, wobei ich halt versuche, das über die Spieler, die ich mitnehme, zu regeln. Oft klappt das ganz gut, nur haben wir in dieser Saison halt eine zu starke Gruppe für unsere schwächeren Spieler... Und die Mechanismen, die sich dann einschleifen, fangen an, mir zu missfallen. Deshalb möchte ich jetzt gegensteuern. Wenn es bei dir gut klappt, die Gruppe harmonisch, jeder zufrieden ist und du ehrlich zu dir selbst sagen kannst, dass bei dir alle Spieler gleichermaßen zu ihrem Recht kommen, dann solltest du an deiner Verfahrensweise auch nichts ändern.